26 Juli 2012

Bei den Nullbuben

Kommen Bands auf Tour, deren große Zeit in den frühen 80er-Jahren war, kann das ernüchternd sein. Deshalb war ich ein wenig skeptisch, als ich am Mittwoch, 25. Juli 2012, abends in die »Alte Hackerei« radelte. Ich war ein wenig spät dran, hatte aber nicht viel verpasst.

Bei brütenden Temperaturen innerhalb des Lokals spielte bereits Ende/Aus, eine Hardcore-Band aus Karlsruhe, die ich eigentlich ganz okay finde, die ich auch schon mal gesehen hatte, auf deren »Newschool«-Sound ich aber an diesem Abend keine große Lust hatte. Zudem saßen vor der Tür einige Dutzend Leute herum, die ich zu einem großen Teil seit Jahren und Jahrzehnten kannte.

Mit Labern und Biertrinken verstrich die Zeit rasend schnell. Es schien ein Konzert für die Ü30- oder gar Ü40-Generation zu sein ... Kein Wunder: Auf der Bühne standen die Zero Boys aus Indianapolis, die ihre erste Single 1981 und ihre erste Langspielplatte 1982 herausgebracht hatten. Zwei der Herren schienen der Originalbesetzung anzugehören, sie waren beide grauhaarig, während die anderen beiden deutlich jünger waren.

Nach kurzem Nachdenken war das Publikum eifrig dabei. Die Band zögerte ebenfalls nicht lang, sondern schmetterte ein Stück nach dem anderen in den Saal. Bei tropischen Temperaturen kam langsam Stimmung auf, am Ende wurde sogar gepogt, und auch ich hüpfte ein wenig auf der Stelle. Die Band spielte nicht nur ihre Hardcore-Kracher, sondern ebenso einige der experimentiellen Stücke. Die hasste ich früher, weil ich sie zu »jazzig« fand, an diesem Abend passte das aber gut.

Der Sänger war komplett fröhlich unterwegs, kokettierte mit seinem Alter (»dieses Lied habe ich geschrieben, als ich 16 war« oder »1981 ... wer von euch war denn damals schon geboren?«) und verbreitete gute Laune. Er bezeichnete die »Alte Hackerei« als »beautiful«, schmeichelte dem Publikum und war auch sonst ein sehr sympathischer Mensch: keine wütende Hardcore-Attitüde,

Die Band gab eine Zugabe, ich trank ein letztes Bier und kaufte abschließend ein T-Shirt. Kein Wunder: Meine Klamotten waren durchgeschwitzt, und für die Fahrt durch die Stadt wollte ich etwas halbwegs trockenes anhaben. Als ich dann heimradelte, hatte ich immer noch den Sound im Kopf – und ich fühlte mich so richtig gut. Ein sehr gelungener Abend!

Keine Kommentare: