23 Juli 2008

Touareg-Erinnerungen

Zu meinen eindrucksvollen ersten Afrika-Erfahrungen gehören die Touareg. Man kennt die Geschichten aus Büchern, unter anderem von Karl May, aber es ist schon etwas anderes, die Angehörigen dieser Kultur zu treffen. Und zur Zeit liest man gelegentlich über sie, weil sie in verzweifelten Aufständen versuchen, ihre Kultur zu retten. Dabei überfallen sie auch mal eine Uran-Mine im Niger oder nehmen europäische Geiseln - alles in allem nicht sehr nett, aber aus der Verzweiflung geboren.

Wenn ich mich recht erinnere, habe ich meine ersten Touareg im Dezember 1987 gesehen: Das war in Tamanrasset im südlichen Algerien. Männer, die mit altertümlichen Gewehren und Säbeln durch die Innenstadt gingen, ohne daß das Militär daran Anstoß nahm; Jugendliche und Kinder, deren Haare sehr »punkig« aussahen, weil sie in alle Richtungen standen; selbstbewußt wirkende Frauen, die nicht auf den Boden blickten, die nicht verschleiert waren. Ein leichter Sandwind blies durch die Stadt, durch die ich mehrfach mit dem Rad fuhr – das war schon seltsam, vor allem abends und nachts.

Meine zweite Begegnung war eher indirekt; an der Grenze zwischen Algerien und Niger, wo wir von den Zöllnern ein wenig schikaniert wurden. Zuerst von den Algeriern, dann von den Nigerern – die Schwarzafrikaner waren immerhin fröhlich bei ihrem Versuch, uns auszunehmen, so daß wir auch was zu lachen hatten ... Und während wir an den Zollkontrollen standen, sah ich am Horizont, wie Menschen und Kamele vorbeizogen, eine endlos lange Kette, ohne sich um die Grenzen zu kümmern und am Horizont fast verschwindend, als würde ich einen alten Film anschauen.

Weitere Begegnungen hatte ich eher mit versprengten Angehörigen des Volkes: Die leben häufig verarmt in den westafrikanischen Staaten, unter anderem in Kamerun oder auch Ghana. Sie sind schwarzhäutig, besitzen aber europäisch wirkende Gesichtszüge, sie betteln und sind allgemein ziemlich verhaßt.

In gewisser Weise sind sie die »Zigeuner« von Westafrika, zumindest werden sie von den ursprünglich dort lebenden Menschen so betrachtet. Es sind keine »echten« Touareg, sondern deren Verwandten, die vor der Versteppung und Verödung der Sahel-Zone nach Süden geflüchtet und gewandert sind.

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