17 Oktober 2025

Tschüss, taz!

Der heutige Tag ist für mich ziemlich einschneidend: Zum letzten Mal erscheint die tägliche Ausgabe der »taz« noch in gedruckter Form. Sie wird digital weitergeführt, verabschiedet sich also vom Druck. Die Wochenend-Ausgabe mit erhöhtem Umfang bleibt als »wochen-taz« erhalten. Ob sich das Blatt dann noch »taz« nennen kann, was je letztlich die Abkürzung von »tagszeitung« ist, finde ich diskutabel.

Ich habe mein Abonnement fristgemäß gekündigt. Wer den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzt – sogar unsere Telefone im Verlag laufen über den Computer –, möchte abends oder zum Frühstück nicht auch noch auf einen Monitor starren. Die »wochen-taz« habe ich weiter abonniert. Und ich werde mir wohl ab und zu die »Süddeutsche Zeitung« oder die »Frankfurter Rundschau« kaufen, wenn mir danach ist.

Die »taz«-Leute haben ihren Schritt gut begründet, und ich kann ihn gut verstehen. Für mich ist es trotzdem nicht sinnvoll, so leid es mir tut. Ich kann das »taz zahl ich«-Modell ergreifen und einzelne Artikel digital lesen und gelegentlich bezahlen. Aber ich glaube nicht, dass ich das oft machen werde – und ich werde vor allem randständige Themen wie Kolumnen, die ich sonst immer wieder gern gelesen habe, sicher nicht im Netz anklicken.

Damit geht eine Tradition für mich zu Ende. Ich las meine erste »taz« in den späten 70er-Jahren, weil sie bei uns im Jugendzentrum auslag. Als Dorfjugendlicher war die »taz« für mich ein Fenster zur Welt, über das ich von Demos und politischen Zusammenhängen erfuhr, die mir sonst verborgen geblieben wären. (Ab 1981 fand ich zeitweise Sachen wie die »Graswurzelrevolution« toller, aber das ist ein anderes Thema.)

In den 90er-Jahren abonnierte ich die Zeitung; ich habe sie bestimmt seit gut dreißig Jahren oder mehr im Abonnement. Ich gewöhnte mich an den speziellen Stil mancher Mitarbeitenden, mochte die eine mal mehr, den anderen mal weniger, las aber immer wieder Texte, die mich sonst nicht interessieren würden – weil sie auf einer Seite waren, die sich mit anderen Themen beschäftigte.

Die gedruckte »taz« wird mir echt fehlen. Ich finde den Verlust sehr traurig. Der Zeitung und den dort beschäftigten Menschen drücke ich die Daumen, dass die Transformation klappt. Wir lesen uns!

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