Der alte Ladenbesitzer Henk gibt auf: Er verkauft sein Ladengeschäft in New York an eine Pizza-Kette und zieht nach Florida. In Sunshine City will er seinen Ruhestand verbringen. Doch seine Töchter und vor allem sein Schwiegersohn sehen manche Neuerung in seinem Leben mit Argwohn ...
So beginnt die Kurzgeschichte »Sunshine Dity«, die dem gleichnamigen Comic-Band den Titel gibt. Veröffentlicht wurde das Buch bereits 1989 im Feest-Verlag, und ich las das Album dieser Tage noch einmal. Geschrieben und gezeichnet wurde es von Will Eisner, der mit seimem »Spirit« einen echten Comic-Klassiker schuf und mit »Vertrag mit Gott« die vielleicht erste Graphic Novel überhaupt veröffentlichte – bis heute übrigens einer meiner liebsten Comics.
Bei »Sunhine City« handelt es sich um eine Sammlung von Kurzgeschichten, die zwischen den 30er- und 80er-Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts spielen, meist in New York. Sie erzählen von einfachen Leuten und ihren Problemen, haben aber auch mal einen phantastischen Charakter oder spielen mit den Elementen eines Krimis – damit entsteht eine sehr unterhaltsame Abfolge von Geschichten.
Eine richtig lange Erzählung zeigt die Entstehung der Comic-Studios in den dreißiger Jahren. Die Hauptfigur dürfte Will Eisner seinem früheren Ich nachempfunden haben; die Erzählung steckt voller Details und spiegelt die Zeit somit sehr gut wider.
Zeichnerisch bleibt Eisner dem Stil treu, den er schon bei »Vertrag mit Gott« eingesetzt hat: Die Zeichnungen basieren auf einem harten Schwarzweiß-Kontrast, Grautöne oder gar Farbe werden vermieden. Sie sind realistisch, zeigen vor allem die Mietshäuser und die Straßen sehr klar und deutlich, rutschen bei den Gesichtern leicht in die Karikatur ab, sind insgesamt aber stark: Die einzelnen Charaktere treten klar und deutlich hervor, jede Figur ist ein Individuum, das für sich steht und spricht.
»Sunhine City« ist ein richtig guter Comic-Band, der seit seinem ersten Erscheinen in den 80er-Jahren nicht gealtert ist und den man immer wieder in die Hand nehmen kann. Sehr schön!
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