Zu den vielen Klassikern der Literaturgeschichte, die ich nicht gelesen habe, gehört »Dorian Gray« von Oscar Wilde. Die Geschichte des Mannes, der nicht altert, während sich ein Gemälde von ihm über die Zeit hinweg verwandelt, wurde längst sprichwörtlich: Es gibt Bands und Diskotheken, die sich darauf beziehen, und es existieren haufenweise wissenschaftliche Arbeiten darüber. Ich war deshalb sehr neugierig, wie die Comic-Umsetzung des Romans gelingen würde, die der Künstler Enrique Corominas erarbeitet hat und die im Splitter-Verlag erschienen ist.
Da ich das Original nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, ob die Geschichte gut umgesetzt wurde. Man versteht die Erzählung auf jeden Fall gut, taucht bei der Lektüre tief ein in die gehobene Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts und lernt wohlhabende Männer kennen, die nicht arbeiten müssen und ihre Zeit mit Müßiggang und Theaterbesuchen verbringen. Das alles wird mit einer gewissen Distanz erzählt, bei der es mich ein bisschen gruselt: Arbeitendes Volk findet nur am Rand statt, die Dialoge der wohlhabenden Männer stehen im Vordergrund. Homosexualität wird nicht offen angesprochen, ist aber offensichtlich ein Dauerthema im Hintergrund.
Umgesetzt wird das in Bilder, die wie gemalt wirken. Die Dekors sind schwelgerisch, die Häuser und die Kleidung der Personen sehen glaubhaft und sauber recherchiert aus. Cocominas, der mir bislang nicht bekannt war, schafft somit eine lebendige Szenerie, die durchaus Freude macht.
Dass ich die Geschichte nicht so richtig toll fand, lag an ihrem Inhalt, mit dem ich fremdelte – keine der Figuren war mir bei der Lektüre sympathisch – und nicht an der teilweise echt beeindruckenden Grafik. Hier gilt wieder einmal: Man schaue sich unbedingt die Leseprobe auf der Internet-Seite des Splitter-Verlags an!
1 Kommentar:
Weitere Informationen zu »Dorian Gray« sowie eine Leseprobe gibt es auf der Internet-Seite des Splitter-Verlags.
Hier:
https://www.splitter-verlag.de/dorian-gray-graphic-novel.html
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