17 April 2025

Bissige Science Fiction aus nächster Zukunft

Der Autor Cory Doctorow ist mir vor allem durch seine Kolumnen in der Zeitschrift »Locus« bekannt, ebenso durch politische Aussagen, die er unter anderem über Twitter veröffentlichte. Von seinen Science-Fiction-Romanen las ich bislang gar nicht so viel. Aber nun nahm ich endlich seinen Kurzroman »Wie man einen Toaster überlistet« vor, der bereits vor einigen Jahren in deutscher Sprache erschienen war.

Der Autor stellt eine Frau ins Zentrum, die als Flüchtling in die USA gekommen ist und versucht, in Boston durchzukommen. Wann genau die Handlung spielt, ist nicht klar – es kann nur wenige Jahre in der Zukunft spielen: Die Gesellschaft ist nicht weit von unseren, die technische Entwicklung nicht superweit von der Wirklichkeit entfernt.

Salima, so der Name der Hauptfigur, lebt in einem mehrstöckigen Gebäude, in dem sie vom System ständig schikaniert wird. Der Fahrstuhl kann von ihr nur benutzt werden, wenn die »reichen Leute« ihn gerade nicht brauchen. Und der Toaster arbeitet nur mit Brot, das von genau einer Marke hergestellt wird und entsprechend teuer ist.

Doch Salima ist findig und bekommt heraus, wie man sowohl den »intelligenten« Toaster als auch den Kühlschrank technisch verändert. Danach kann sie auch andere Produkte kaufen, was ihr echt Geld spart. Doch was ist, wenn die Firmen, denen diese Geräte ja gehören, herausfinden, dass die Computer dieser Geräte manipuliert worden ist?

Doctorows Roman ist eine Satire, wenn man möchte, aber eine sehr bittere. Sein Blick auf das Leben armer Menschen, die an manchen Stellen höhere Kosten haben als die Wohlhabenden, ist klar und ohne Sozialromantik. Seine Geschichte erzählt er geradlinig und ohne Umwege – da ist nichts übermäßig komplex oder intellektuell erzählt.

Für Science-Fiction-Fans ist die technische Idee womöglich zu »dünn«; wer aber einen kurzen Roman lesen möchte, der in unterhaltsamer Weise zeigt, wie sehr man von »intelligenten« Maschinen und Geräten abhängig sein kann, ist hier sehr gut beraten. (Der Kurzroman erschien als schmaler Hardcover-Band bei Heyne. Infos dazu gibt’s auf der Website des Verlags.)

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Informationen zu »Wie man einen Toaster überlistet« gibt es natürlich auf der Internet-Seite des Verlags; dort steht auch eine Leseprobe zur Verfügung:

https://www.penguin.de/buecher/cory-doctorow-wie-man-einen-toaster-ueberlistet/buch/9783453320154