Gegen Ende des Jahres 1983 rieb ich mich in verschiedenen Tätigkeiten auf: Morgens ging ich in die Schule, mittags arbeitete ich an der Tankstelle oder im Lager des Supermarktes, abends war ich für die örtliche Tageszeitung tätig, und an den Wochenenden machte ich mit meinem Fanzine »Sagittarius« weiter. Unterm Strich war das ein strammes Programm.
Mein Problem bei alledem war: In keinem dieser Bereich hatte ich einen Anschluss an die Themen, die mich interessierten. Weder in der Schule noch in der Familie oder an einem der Arbeitsplätze teilte jemand meine Interessen für Science Fiction, krachige Musik und seltsame Comics. Ich hatte ein großes soziales Umfeld und fühlte mich trotzdem oft allein.
In dieser Phase schrieb ich Texte – ich nannte sie »Gedichte«, weil ich die schnodderige Art mochte, mit der sogenannte Underground-Autoren schrieben. Und so entstand am 22. Dezember 1983 der Text »Mal wieder«, in dem ich mich ganz schön stilisierte ... als ob ich damals Ahnung von Cognac gehabt oder viele Frauengeschichten hinter mich gebracht hätte. Der Text wurde nie veröffentlicht, was gut so ist – heute habe ich Lust dazu.
Mal wieder
Ich hockte an meinem Schreibtisch,
ne Flasche Cognac neben mir
(fast leer, nicht gerade schlecht),
seit Wochen keine Ideen mehr,
keine Ideen, keine Frauen, kein Geld,
der Cognac war der Rest.
Im Radio lief Jethro Tull,
»Locomotive Breath«, eine knalligere Version,
und ich fühlte mich elend,
weit weg von der Menschheit,
vielleicht irgendwo am Rand,
einfach nicht beim Durchschnitt.
Noch ein Schluck,
in der Flasche gurgelte es verdächtig leer,
und ich warf meine Schreibmaschine
mit Wucht in die Ecke,
holte Schmierpapier und einen Füller,
und dann schrieb ich wieder etwas,
Gedichte, einfach Gedichte.
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