07 Februar 2024

Ein ganz schön trauriger Anblick

Den Pendragon-Verlag schätze ich seit vielen Jahren. Dort veröffentlicht man nicht nur die schöne Ausgabe der Krimis von Robert B. Parker, hier werden auch Autoren wie James Lee Burke präsentiert. Zudem leistet man sich neben den Krimis ein literarisches Programm, in dem es viel zu entdecken gibt.

Doch bei »Raues Wetter«, einem Roman von Robert B. Parker, fragt man sich, was bei dessen Produktion eigentlich schief gegangen ist. Die Seiten wirken, als habe man eine alte Übersetzung genommen, nachlässig eingescannt, nicht bearbeitet und dann mithilfe der »Suche-Ersetze«-Funktion einige charakteristische neue Fehler eingebaut. Es kann sein, dass man das bei späteren Ausgaben berichtigt hat (die Leseprobe bei Amazon sieht wesentlich besser aus), aber mein Buch ist eine unfassbare Ansammlung von Rechtschreib-, Redigier- und Scan-Fehlern.

Sieht man davon ab, bleibt ein spannender Roman übrig. Er beginnt mit einer Hochzeit, auf die ein Attentat verübt wird. Der Detektiv Spenser, der als Leibwache angestellt worden ist, weiß auch gleich, wer für die Tat verantwortlich ist: der sogenannte Graue Mann, ein Killer, mit dem er schon gelegentlich zu tun hatte. Es gibt noch eine Entführung, und dann fängt Spenser an, zu schnüffeln und zu bohren – bei all diesen Verbrechen scheint nämlich einiges nicht zu stimmen.

Letztlich läuft die Geschichte auf ein spannendes Fernduell hinaus. Spenser und der Graue Mann können sich nicht leiden, sie hassen sich aber auch nicht. Beide folgen ihren »Regeln«, an die sich halten. Und so ist das Spannende an diesem Roman vor allem, wie sich Spenser und sein Gegner belauern, wie sich auf ihre Weise kommunizieren und wie sie zu einem Finale kommen wollen. Das wiederum ist nicht unbedingt typisch für einen Krimi und macht wieder einmal klar, warum Robert B. Parker mich fasziniert, selbst wenn der Roman unglaublich schludrig aufbereitet worden ist.

Der Roman lebt natürlich auch davon, dass Spenser mit seinem Freund Hawk zusammenarbeitet und seine Freundin Susan immer wieder mitmischt. Das ergibt fast automatisch Dialoge, die bei der Lektüre viel Freude bereiten: trocken und trotzdem oft witzig, manchmal philosophisch, manchmal sarkastisch.

Allein dafür lohnt es sich, Parker-Romane zu lesen! Und ich schaffe es sogar, peinliche Verlagsfehler zu ignorieren …

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Auf der Internet-Seite des Pendragon-Verlags gibt's zu »Raues Wetter« auch einige schöne Informationen.

Hier:
https://www.pendragon.de/robert-b-parker/raues-wetter