Im vergangenen Jahr zählten die Schlosslichtspiele in Karlsruhe zu den Höhepunkten des Sommers: An mehreren Abenden saßen wir vor dem Schloss, schauten uns die beeindruckenden Bilder an, die auf die Fassade des Gebäudes projiziert wurden. Ich lud Freunde und Bekannte dazu ein – und wirklich jeder war davon begeistert.
Auch wenn Karlsruhe faktisch pleite ist, gibt es in diesem Sommer eine Fortsetzung. Das finde ich klasse, und deshalb schauten wir uns an einem schönen Abend die diesjährigen Schlosslichtspiele an: künstlerisch überzeugten sie mich zum wiederholten Mal.
»Paperlife« ist eine Videokunst-oder-wie-immer-man-das-nennen-mag-Installation des Designbüros Hauslaib. In dieser Show wird die Schlossfassade in eine Welt verwandelt, durch die Wesen aus Papier spazieren; teilweise sehr fremdartig, manchmal echt mit einem Hauch von Fantasy. Toll gemacht!
Die stärkste Show des Abends, an dem ich vor dem Schloss saß, kam wieder von dem ungarischen Kunstkollektiv (keine Ahnung, wie man das genau bezeichnet), das den schönen Namen »Maxin10sity« trägt. Das Programm hieß »Legacy« und spielte am stärksten mit der Fassade des Schlosses – wie auch das letztjährige Programm.
Die Ungarn spielten mit der Fassade: Wie sähe das Schloss aus, wäre es ein griechischer Tempel oder eine Moschee, ein mittelalterliches Kloster oder eine ägyptische Anlage? Starke Bilder, das Schloss verwandelte sich vor unseren Augen in dreidimensional erscheinenden Bildern.
Künstlerisch ist wahrscheinlich die Show »Defilee« am anspruchsvollsten: Im Prinzip wird die Fassade des Schlosses benutzt, um hundert Jahre Avantgarde-Kunst zu präsentieren. Picasso und Dali, Matisse und andere Künstler, dazu Filmschnipsel und Fotografien – sie werden zerlegt, zerteilt, wieder neu zusammengesetzt, sie tanzen über Fenster und Türmchen.
Eine wunderbare Veranstaltung, die ich sicher noch einige Male besuchen werde. Jeden Abend pilgern jetzt wieder Tausende von Menschen zum Schloss – ein einer friedlichen Atmosphäre, in der man zahlreiche unterschiedliche Sprachen hören kann.
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