17 März 2014

Vergleichsweise schlichter Fall

Seit ich angefangen habe, die klassischen Maigret-Romane des französischen Schriftstellers Georges Simenon zu lesen, wurde ich noch nie enttäuscht. Die meisten der Werke, die ich las, waren spannend und auf ihre Art brillant, einige waren ein wenig flach; schlecht war keines. Auch »Maigret verliert eine Verehrerin« ist kein mieser Roman, aber ich empfinde ihn als deutlich schwächer als andere Romane der Serie.

Die titelgebende »Verehrerin« ist eine junge Frau, die regelmäßig im Kommissariat auftaucht, dort mit dem Kommissar Maigret reden will, von diesem aber – wie von seinen Kollegen – nicht sonderlich ernst genommen wird. Als aber die reiche Tante der jungen Frau und dann sie selbst umgebracht werden, ist allen klar, dass sie mit ihren Andeutungen und Vermutungen doch recht hatte.

Zähneknirschend und frustriert beginnt der Kommissar mit seinen Ermittlungen. Wieder einmal geht es um ein Erbe, um viel Geld, um die Abgründe der bürgerlichen Gesellschaft. Ein sogenannter Lebemann spielt eine Rolle, der Geld mit Bordellen und Nachtclubs verdient hat, und ein amerikanischer Ermittler mischt ebenfalls mit.

Der Fall ist vertrackt, und er ist – alle Blicke in die bürgerliche Gesellschaft inklusive – ein echter Maigret-Roman. Trotzdem packte er mich nicht so wie die vorherigen. Vielleicht merkt man dem Roman an, dass Simenon ihn nach einer langen Maigret-Pause schrieb, um rasch Geld zu verdienen; vielleicht sind auch die ersten Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs zu spüren – der Roman erschien 1940, und auf Wikipedia findet sich eine Reihe von Anmerkungen dazu.

Kein schlechtes Buch nach meinem Geschmack, aber einfach nicht so brillant wie die vorherigen Fälle. Ich freue mich dann schon mal auf den nächsten Maigret, um herauszufinden, ob ich einen anderen Fall wieder anders beurteilen werde ...

1 Kommentar:

Frank Böhmert hat gesagt…

Mir ging es so mit MAIGRET UND DIE JUNGE TOTE - den Roman aus den 1950ern habe ich sogar abgebrochen: http://frankboehmert.blogspot.de/2012/02/frage.html

Aber der Ausschuss ist bei diesem Vielschreiber wirklich erstaunlich gering!