06 März 2014

Was sich gehört

»Gehört wird, was sich gehört« – unter diesem programmatisch wirkenden Titel hat die Redaktion von »Handelsblatt Online« noch Ende Februar angekündigt, dass sie in ihrem Forum einige Regeln ändern will. Künftig möchte man nur noch die Kommentare von von registrierten Leserinnen und Lesern freischalten, man will damit also die Anonymität auf ihrer Seite reduzieren.

Oliver Stock, der Chefredakteur von »Handelsblatt Online«, hat das mit einigen kritischen Worten begleitet: »Viele Kommentatoren glauben: Gehört wird nur, was sich nicht gehört. Der eine verunglimpft den anderen, die Gürtellinie ist nach unten gerutscht.« Man wolle weiterhin »den Austausch auf Augenhöhe, das bestechende Argument und auch die gekonnte Polemik«, man wolle aber kein »anonymes Zitieren«.

Wenn ich im Internet unterwegs bin, mache ich das seit Jahr und Tag unter »Klarnamen«. (Außer dann, wenn ich als »Perry Rhodan« bei Facebook auftrete; da aber weiß erstens jeder, wer hinter dem Namen steckt, und zweitens wird es das sowieso nicht mehr ewig geben.) Damit komme ich gut klar, und ich hatte noch nie Probleme damit.

Ich veröffentliche nur Aussagen im Internet, hinter denen ich stehen kann. Möglicherweise schäme ich mich für einige dieser Aussagen in einigen Jahren – aber damit muss ich dann klarkommen. Wenn ich etwas verlautbare, muss ich aber zum aktuellen Stand der Dinge dahinter stehen können.

Das allerdings ist mein sehr persönlicher Standpunkt. Ich kann verstehen, dass manche Leute lieber anonym bleiben möchten: weil ihr Arbeitgeber ihnen beispielsweise angesichts einer eigenen Meinung massive Schwierigkeiten bereiten könnte. Wäre ich an ihrer Stelle, würde ich auch anonym publizieren.

Im Verlauf der Jahre habe ich einige Erfahrungen gesammelt, was Foren und soziale Netzwerke angeht. Beim PERRY RHODAN-Forum, für das ich presserechtlich verantwortlich bin, probierten wir über Jahre hinweg unterschiedliche Formen der Anonymität und Offenheit aus. Das Problem schaukelte sich stets an einigen Idioten auf, die sich nicht zu benehmen wissen.

Und das ist das entscheidende Problem, nicht die Frage nach »offen« oder »anonym«. Es gibt einfach Leute, die sich nicht benehmen können – das tun sie leider im Internet unter dem Schutzmantel von sogenannter Anonymität besonders gern. Ob die Methode von »Handelsblatt Online« hier wirklich weiterhilft, muss man abwarten ...

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