12 März 2012

Wiedergeburt in einer Krimi-Geschichte


Ich bin seit vielen Jahren ein Fan der neuen »Daredevil«-Geschichten: Wie der blinde Superheld ohne Angst in der düsteren Comic-Welt von New York mit seinen Sorgen und Nöten klarkommt, wie er trotz aller inneren Dämonen immer wieder den Kampf gegen das Böse in der Welt aufnimmt – das war und ist streckenweise sagenhaft gut erzählt und illustriert.

Zuletzt gefielen mir die Storys nicht mehr so gut: Mit dem sogenannten Shadowland näherte sich die Serie zu sehr an den üblichen Superhelden-Kosmos an, was dazu führte, dass mich das kaum noch interessierte. Jetzt aber liegt das elfte »Daredevil«-Paperback vor, die deutschsprachige Zusammenfassung der vier amerikanischen Hefte von »Daredevil Reborn«, und das ist richtig klasse gemacht.

Auf seiner Flucht vor der eigenen Vergangenheit erreicht Matt Murdock – ohne seine Ausrüstung als Daredevil – ein unbekanntes und unbedeutendes Kaff in der Nähe der mexikanischen Grenze. Er spricht mit einem Jungen, der ebenfalls blind ist, und noch während er sich mit dem Jungen unterhält, stöbern ihn einige Schlägertypen aus dem Kleinstadt auf.

Murdock lässt sich von den Typen vertreiben, weil er keinerlei Interesse daran hat, einen Krieg vom Zaum zu brechen. Er will weiterziehen und sich nie wieder in die Probleme anderer Leute einmischen. Doch dann stößt er auf eine offene Grube, in der sich die Überreste von Ermordeten befindet – und ihm ist klar, dass er nicht ewig weglaufen kann.

Er stellt sich dem Herrscher über die Kleinstadt, und dann beginnt ein gnadenloser Kampf ... Das klingt jetzt ein wenig klischeehaft, wie eine Mischung aus einem Western und dem üblichen Superhelden-Kram, doch was der britische Comic-Autor Andy Diggle und der italienische Künstler Davide Gianfelice daraus machen, finde ich klasse: Natürlich sind die Kämpfe zeichnerisch toll choreografiert, mit allen Effekten, die man von modernen amerikanischen Comics erwarten kann; das ganze funktioniert aber nur dank der knalligen Handlung, die mit knappen Dialogen vorangetrieben wird.

Das beste daran: Man benötigt keinerlei Vorkenntnisse, um die Geschichte zu verstehen. Dieser »Daredevil«-Band ist ein Einstieg in den Kosmos dieses Superhelden, der mit einer Stunde Null beginnt: ein Mann allein in einer fremden Stadt. Das ist packend erzählt und toll gezeichnet – so etwas mag ich!

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