Es war ein zugleich faszinierendes wie verstörendes Bild: Rechts und links der Bühne zeigten die Leinwände riesige Schwarzweiß-Bilder mit den Konterfeis berühmter Diktatoren des zwanzigsten Jahrhunderts; auf der Bühne strahlte ein gigantisches Kreuz, hinter dem ebenfalls mal Stalin, mal Hitler, mal Khomeini, mal Mao, mal Pinochet und so weiter zu sehen waren. Und auf der kargen Bühne tanzten verkleidete Menschen mit den Masken der Diktatoren einen Reigen, während auf Monitoren eine Explosion nach der anderen, eine marschierende Armee oder sterbende Menschen zu sehen waren.
Ich war in der Oper. Genauer gesagt: im Karlsruher Opernhaus. Es wurde »Don Carlos« gegeben, die Verdi-Oper, die nach dem gleichnamigen Theaterstück von Schiller entstanden ist. Und ich fand's saugut.
Manchmal ging mir das Gesinge ein wenig auf die Nerven; die beeindruckende Inszenierung mit modernen Einsprengseln, mit einer absolut karten Bühne und teilweise sehr statisch funktionierenden Figuren fand ich aber absolut stark. Das war kein leichtfüßiges Musical (und natürlich kein hektisch-dynamisches Punk-Konzert), sondern das war anspruchsvolle Kunst.
Opern-Fan werde ich sicher nicht werden. Aber die »Don Carlos«-Inszenierung im Opernhaus wird mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben.
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