Im stolz-badischen Karlsruhe ist es schon etwas Besonderes, im Kino zu sitzen und einen Film anzugucken, in dem streckenweise ein schwäbisch-bayerischer Dialekt gesprochen wird, für den man flächendeckend in Deutschland sicher Untertitel brauchen wird. Ich habe »Die letzte Sau« angeschaut, im Kino, wie es sich gehört, und ich war streckenweise beeindruckt, fand ihn aber leider auch streckenweise doof und nicht richtig konseuent.
Dabei ist der Anfang richtig Klasse. Der »Held« ist »d’r Huber«, ein kleiner Bauer, der Schweine züchtet und sie zu einem kleinen Schlachter im Dorf liefert. Doch die Agrarindustrie macht beide kaputt: den Schlachter ebenfalls wie den Bauer. Und nacheinander werden sie zu Desperados, jeder auf seine Weise und beide ebenso planlos.
»Die letzte Sau« ist eine obskure Mischung aus Roadmovie (der Bauer Huber fährt mit einem Moped mit Seitenwagen quer durch die Republik), Märchen (die Zufälle sind arg skurril) und Tragikomödie (ich musste oft lachen, aber ebenso oft blieb mir das Lachen im Hals stecken). Vor allem am Anfang sind die Szenen großartig, auch in der Mitte gibt es starke Sequenzen, und am Ende versuppt der Film ein wenig.
Es ist ein »Indie-Film«, der sich bewusst der kleinen Leute annimmt, die von der Industrie an die Wand gedrückt werden. In starken Landschaftsaufnahmen wird ein Deutschland gezeigt, das man so kaum noch kennt: endlose Landschaften, Weizenfelder, Wälder, Wiesen – ein Idyll gewissermaßen. Ebenso stark, aber keine Sekunde lang witzig sind die Bilder von Schweinetransporten oder von der Methode, frischgeborene Sauen kurzerhand zu erschlagen.
Ich möchte eine eingeschränkte Empfehlung abgeben. Wer die Chance hat, den Film in seinem lokalen Kino anzuschauen, sollte das unbedingt tun – trotz aller Sprachprobleme, die sich für alle Menschen nördlich der Main-Linie ab und zu unweigerlich ergeben werden. Der Film wird irgendwann sicher in die Kinos kommen, aber erinnert man sich dann noch daran?
2 Kommentare:
Der Trailer zu »Die letzte Sau« ist ziemlich großartig; unter anderem auf Youtube zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=85aJhtZ1akA
Die »Zeit« schrieb einen lesenswerten Artikel über »Die letzte Sau«, vor allem das Interview mit dem Regisseur sagt viel über den Film aus.
http://www.zeit.de/kultur/film/2016-09/letzte-sau-film-aron-lehmann-bauernhof/komplettansicht
Kommentar veröffentlichen