Ich bin einigermaßen verzweifelt, wenn ich mir anschaue, wie meine »Landsleute« angesichts eines mörderischen Virus ticken, das weltweit schon eineinhalb Millionen Menschenleben gekostet hat. In Deutschland wähnte man sich im Sommer auf der Siegerstraße, freute sich darüber, »nur« 9000 Tote zu haben. Und ging fleißig auf Partys und in Urlaub ...
Mittlerweile haben wir den Salat. Ich will nicht über Zahlen klagen und jammern, die kann sich jeder Mensch selbst besorgen. Ich kann nur nicht mehr die Diskussionen hören, kein Wehklagen mehr über Weihnachten und Urlaub.
Auch keine Vergleiche mehr mit asiatischen Ländern, wo angeblich die Disziplin höher sei und ... ich verkneife mir weitere Vergleiche, die immer ein wenig rassistisch klingen, um es höflich zu sagen.
Ich war im Sommer 2020 nicht im Urlaub. Wir hatten vor, zwei Wochen nach Südfrankreich zu fahren; wir wollten in die Corbières-Region, wir hatten ein Ferienhäuschen mitten in den Weinbergen gebucht. Das ließen wir natürlich alles ausfallen (die Anzahlung haben wir nicht zurückgefordert) – und es hat uns nicht viel ausgemacht.
Es kann doch nicht so schwer sein, sich im Jahr 2020 zu Weihnachten ein wenig einzuschränken! Wir besuchen keine Verwandten, wir machen keine Party mit Freunden. Wir gehen vielleicht mit Freunden spazieren. Wir machen sicher Skype-Abendessen und Skype-Weihnachten mit Verwandten. Aber ich werde mich mit so gut wie niemandem treffen.
Wo ist das verdammte Problem, mal einen Winter lang auf den Wintersport zu verzichten? Wo ist das Problem damit, einmal Weihnachten daheim zu verbringen oder sich maximal an der frischen Luft zu treffen? Ich versteh's nicht.
Am liebsten würde ich die Leute, die so lauthals jammern, öffentlich anschreien. »Da musst du halt die Arschbacken zusammenkneifen«, sagte mein Vater immer, wenn man durch eine unangenehme Situation durch musste.
Vielleicht hülfe es, wenn mehr Leute diesen Corona-Winter 2020/21 so betrachten würden.