29 November 2024

Caligula als Kinofilm

Es war ein Skandal ersten Ranges. Auf der Schule wurde darüber getuschelt; es hieß, »Caligula« sei der schlimmste Film aller Zeiten. Und es wurde behauptet, in den großen Städten sei die Polizei aufmarschiert, um den Jugendschutz in den Kinos durchzusetzen. Und all das sorgte dafür, dass einige pubertierende Jugendliche – Jungs und Mädels – wie ich beschlossen, den Film unbedingt anzusehen.

Wann genau »Caligula« in Freudenstadt im Kino lief, weiß ich nicht mehr. War es gleich 1979 oder erst 1980? Ich war auf jeden Fall weit von der Volljährigkeit entfernt. Aber es gab keine Probleme für mich und meine Kumpels, in den Film zu kommen; das mit dem Jugendschutz nahm man damals sowohl beim Alkohol als auch bei Kinofilmen nicht so ernst.

Der Film war … er war bildgewaltig. Ich sah ihn seitdem nie wieder, aber ich habe einige Bilder bis heute plastisch vor Augen. Vor allem erinnere ich mich sehr gut, dass ständig Leute aufstanden und empört den Kinosaal verließen. Wir blieben. Wir ekelten uns an den richtigen Stellen, wir fanden einige Stellen echt widerwärtig, aber wir blieben.

Dass Malcolm McDowell mitspielte, den ich von »Uhrwerk Orange« her kannte, fand ich damals toll. Schauspielerinnen wie Helen Mirren, die später berühmt werden sollten, kannte ich einfach nicht. Aber der Film wurde von uns vor allem wegen seiner schockierenden Szenen angeschaut; er war noch lange danach ein Gesprächsthema.

Dann geriet er in Vergessenheit. Ich hatte ihn nicht mehr auf dem Schirm, bis ich dieser Tage einen Artikel über ihn las; es gibt eine neue Version. Aber die werde ich nicht anschauen. Mir reichen die Erinnerungen an diese frühen Jahre wohl fürs Leben.

28 November 2024

Werbung für Anzeigen

In der zweiten Hälfte der 80er-Jahre hatte sich mein ehemaliges Fanzine SAGITTARIUS in ein semiprofessionelles Magazin verwandelt. Günther Freunek sorgte für ein modernes Layout, Armin Reichrath kümmerte sich um Anzeigen, und Walter Arweiler war mit Verlags- und Vertriebskontakten beschäftigt. Meine Schwester hatte die Buchführung übernommen, und ich werkelte in der Redaktion. Wir versuchten, an allen Stellen unsere Arbeit – es war immer noch ein Hobby, aber es fraß Zeit – deutlicher zu professionalisieren.

Dazu zählte auch, dass wir potenzielle Anzeigenkunden anschrieben. Wir wollten bezahlte Anzeigen in unserm Heft haben. Also entwickelten Günther und Armin eine Anzeigenpreisliste, die mit einem entsprechenden Anschreiben an Verlage, Filmverleihe und dergleichen verschickt wurde. Genannt wurden klare Preise, es wurden die Formate vermittelt, und es fehlte nicht an werbenden Aussagen für uns selbst.

Der Erfolg gab uns recht: Wir bekamen mehr Anzeigen, die uns halfen, unser Heft mit noch mehr Farbe aufzupäppeln. Dass die Anzeigenpartner bisweilen in die Inhalte hineinreden wollten, machte die Arbeit allerdings nicht immer einfach …

Das Bild gibt einen Ausschnitt aus der Anzeigenpreisliste wider, die Anfang 1987 verabschiedet wurde. Für die damalige Zeit wirkte das alles sehr professionell; heute würde man das natürlich anders machen.

Phantastik-Roman vor kalifornischer Kulisse

An der Küste von Kalifornien erstreckt sich ein Landstrich, der im Allgemeinen als Big Sur bezeichnet wird und in weiten Teilen aus unberührter Natur besteht. Dort spielt der Roman »Der Wächter der Winde« des Schriftstellers Oliver Plaschka, der als Taschenbuch erschienen ist und den ich endlich gelesen habe.

Plaschka ist vor allem als Übersetzer aktiv, veröffentlicht aber immer wieder Romane, die im weitesten Sinne »phantastisch« sind. Er verfasste darüber hinaus historische Romane sowie Science Fiction; unter anderem schrieb er für die Serie PERRY RHODAN NEO, zu der er eine Reihe von Auftaktbänden beisteuerte.

»Der Wächter der Winde« ist eigenständig und entzieht sich den klassischen Genre-Begriffen: Für mich ist er Fantasy im weitesten Sinne. Wer darunter aber Geschichten über Orks und Trolle, Elfen und Zwerge versteht, wird sehr überrascht sein. Immerhin gibt’s Magie …

Die Helden des Romans sind allesamt Menschen. Sie kommen aus unterschiedlichen Zeiten undtreffen in einer magischen Welt aufeinander, die sich zwar in Big Sur befindet, mit der Realität unserer Zeit aber nicht viel zu tun hat. Zwei »kleine Gangster« aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, fünf Menschen aus unserer Zeit und ein Reiter aus dem sogenannten Wilden Westen verschlägt es in diese Welt, die sehr überschaubar erscheint, aus der man aber nicht entkommen kann.

Wie das zusammenhängt und welche Rolle die Winde spielen, das erzählt der Autor in seinem abwechslungsreichen und toll geschriebenen Buch. Tatsächlich hat Windenergie etwas mit dem Geschehen zu tun, ebenso aber die Träume eines Mannes und – wenn man möchte – die alte Magie der Ureinwohner Kaliforniens. Eine hundertprozentige Erklärung gibt es nicht, aber das ist bei einem phantastischen Roman dieser Art auch nicht nötig.

Die Charaktere sind glaubhaft; man erfährt viel über ihre Vorgeschichte und erlebt mit ihnen, wie sie sich in der für sie völlig fremden Umgebung behaupten. Die Zusammenhänge werden von Kapitel zu Kapitel klarer, und am Ende gibt es für alle Figuren einen »sauberen« Abschluss. Ob man das in jedem Fall als ein »Happy End« bezeichnen kann, müssen die Leserinnen und Leser für sich selbst entscheiden.

»Der Wächter der Winde« ist ein Roman, der ohne überzogene Action auskommt, der aber über genügend Dramatik verfügt, um über längere Zeit hinweg zu fesseln. Magie bildet die Grundlage für das Geschehen, wichtiger sind sowieso die Figuren und ihr Verhalten.

Oliver Plaschka schafft es, ein phantastisches Geschehen so zu schildern, dass es stets nachvollziehbar bleibt. Wer Fantasy – oder meinetwegen Phantastik! – ohne die üblichen sprachlichen und inhaltlichen Klischees lesen möchte, sollte diesen Roman zumindest anschauen. Er bietet eine ungewöhnliche und spannende Lektüre.

Das Taschenbuch ist bei Droemer-Knaur erschienen, umfasst 368 Seiten und kostet in dieser Form 11,99 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-4265-2876-1 kann man es überall im Buchhandel bestellen.

(Die Rezension erschien ursprünglich auf der PERRY RHODAN-Seite. Ich wiederhole sie hier aus dokumentarischen Gründen.)

27 November 2024

Die Jagd auf die Mona Lisa

Wer sich mit zeitgenössischer Science Fiction ein bisschen auskennt, dem ist der Name Tom Hillenbrand ein Begriff. Mit »Drohnenland« und anderen Romanen zeigte er, dass spannende Science Fiction, die in der nahen Zukunft und in Deutschland spielt, erfolgreich sein kann. Darüber hinaus schreibt Hillenbrand gelungene Krimis; sein »Der Kaffeedieb« hatte vor einigen Jahren bewiesen, dass er zudem originelle historische Romane verfassen kann.

Mit »Die Erfindung des Lächelns« liegt seit einigen Monaten ein Roman vor, der zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts spielt und das Paris jener Vorkriegsepoche noch einmal lebendig werden lässt. Veröffentlicht wurde er bei Kiepenheuer&Witsch, dem »Hausverlag« des Schriftstellers. Und weil der Roman sich so leicht liest, während er trotzdem tiefe Einblicke in eine interessante Epoche gibt, möchte ich ihn unbedingt empfehlen.

Der Roman beginnt mit einem Diebstahl – aus dem Louvre wird das Gemälde der »Mona Lisa« gestohlen; der Klassiker von Leonardo da Vinci fehlt. Recht schnell folgt die Polizei allerlei Spuren. Ein Inspektor erhält den Auftrag, das Gemälde wieder zu beschaffen, und er ermittelt in die unterschiedlichsten Richtungen. Unter anderem geraten der Maler Pablo Picasso und der Dichter Guillaume Apollinaire ins Visier der Ermittler.

Erschwert wird das Ganze durch eine Bande besonders rabiater Anarchisten, die Attentate verüben und Banken überfallen, wobei sie auf die Geschwindigkeit gestohlener Automobile setzen. Dem Autor gelingt das Kunststück, in seinem turbulenten Roman auch noch eine Ausdruckstänzerin, den Satanisten Aleister Crowley und den Komponisten Igor Strawinsky in die Handlung aufzunehmen, mal mehr oder weniger bedeutsam.

Was ich schön fand, ist die Art und Weise, wie der Autor seine Effekte setzt. Mir war nicht bekannt, dass der Louvre zu Beginn des 20. Jahrhunderts eher schlampig geführt wurde, dass es in den Ecken der Räumlichkeiten eher schmuddelig aussah und dass die »Mona Lisa« alles andere als wichtig war. Sie hing an einer Wand mit zahlreichen anderen Bildern, so dass ihr Fehlen erst gar nicht auffiel – ihre Bekanntheit entstand eigentlich erst in der Folge des Diebstahls.

Tom Hillenbrand entwickelt in seinem Roman das Bild einer Metropole im Umbruch. Paris ist eine moderne Stadt, ihre Bewohner streben nach vorne, der kommende Weltkrieg scheint weit weg zu sein. Künste florieren, auch arme Leute können sich durchschlagen, neue Techniken werden entwickelt. Anhand der zahlreichen Figuren, die der Autor aufbietet, schafft er es, das beeindruckende Bild einer großen Epoche aufzuzeigen.

Dabei bleibt er auf keiner Seite langweilig. Historische Romane finde ich oft ein wenig zäh – keine Spur bei diesem Werk! Hillenbrand erzählt mit viel Liebe zum historischen Detail, seine Personen verhalten sich glaubhaft, und die Dialoge sind stets lebendig. Es macht großen Spaß, in dieses Paris des Jahres 1911 einzutauchen. Ich fand den Roman ausgesprochen gelungen.

Erschienen ist »Die Erfindung des Lächelns« als Hardcover mit Schutzumschlag; er umfasst 512 Seiten und kostet 25,00 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-462-00328-4 kann das Buch überall im Buchhandel bestellt werden.

(Die Rezension hatte ich vor einigen Wochen auf der Internet-Seite von PERRY RHODAN. Ich wiederhole sie hier bewusst – andere Leser ...)

Jugendlicher Blick auf einen Krieg

Auf einmal ist der Krieg da. So fühlt es sich zumindest für den Erzähler in »Radio Sarajevo« an, dem Roman des Schriftstellers Tijan Sila. Der Autor stammt ursprünglich aus Sarajevo, und man kann davon ausgehen, dass wesentliche Teile seines Romans auf persönlichem Erleben beruhen. Heute lebt er in Kaiserslautern, wo er hauptberuflich als Lehrer tätig ist; im Verlauf der vergangenen Jahre veröffentlichte er einige Romane.

Mit »Radio Sarajevo« erzählt er die Belagerung der bosnischen Hauptstadt aus der Perspektive von Kindern und Jugendlichen. Die Geschichte ist nicht lustig, aber der Autor schildert sie mit gelegentlich grimmigem Humor und einem klaren Blick auf die Realität.

Heute erinnert sich kaum noch jemand an dieses damalige Kriegsverbrechen: Serbische Nationalisten schossen mit Kanonen und Gewehren von den umliegenden Bergen auf die Stadt, zu Zielen wurden vor allem Zivilisten, für die ein Gang zum Bäcker oder in die Schule zur lebensgefährlichen Reise wurde.

In Silas Roman werden diese Szenen lebendig. Er zeigt gelegentlich die Schrecken des Krieges, verzichtet aber auf die Schilderung fürchterlicher Gewaltszenen. Trotzdem macht er immer wieder klar, dass Vergewaltigung und Massenmord zeitweise »normal« erschienen. Seine Hauptfigur versucht in diesem Wahnwitz durchzuhalten; am Ende erfolgt die Flucht nach Deutschland.

»Radio Sarajevo« ist in einer schnörkellosen Sprache geschrieben. Die Dialoge sind klar, die Beschreibungen bleiben knapp. Mit unter 200 Seiten hat der Roman auch einen Umfang, den ich als angenehm empfinde – andere Autoren hätten aus dem gleichen Thema sicher 1000 Seiten gemacht. Ich fand den Roman beeindruckend, er zog mich dank seiner lakonischen Sprache durchgehend in seinen Bann.

Sehr empfehlenswert!

(Erschienen ist er als Hardcover im Hanser-Verlag. Es gibt natürlich eine E-Book-Version, wie das heute ja normal ist.)

26 November 2024

Wichtige Comic-Anthologie mit Schwächen

Bei dem Comic-Band »Lieber Körper« muss man die Vorgeschichte kennen, bevor man ihn zu lesen beginnt: Die französische Journalistin Léa Bordier führte auf ihrem YouTube-Kanal im Verlauf der Jahre viele Informationen mit Frauen, wobei es um allerlei Belange des Lebens geht. Das kam sehr gut an, und so entstand die Idee, aus den Filmen auch Comics zu machen.

Der Band »Lieber Körper« entstand als eine Anthologie: zwölf Geschichten von zwölf Personen, illustriert von zwölf Comic-Schaffenden. Hierzulande wurde er als schöner Hardcover-Band im Hirnkost-Verlag veröffentlicht.

Damit ist klar, dass sowohl die inhaltliche als auch die optische Bandbreite sehr groß ist. Ich halte diesen Band und seine Lektüre für wichtig, auch wenn ich nicht die hauptsächliche Zielgruppe bin und mit der Optik vieler Comics darin sehr fremdelte. Es ist halt mehr ein Graphic-Novel-Stil, der für meinen Geschmack oft zu »krakelig« und ungelenk oder gar pseudomodern ist, den aber viele Menschen mögen.

In den einzelnen Geschichten geht es um Frauen verschiedener Altersgruppen, die Probleme mit ihrem Körper hatten. Die eine Frau ist zu dünn, die andere fühlt sich zu dick, eine steckt im »falschen Körper«, die andere leidet an einer Depression. Jede geht das Thema auf ihre Weise an, und so entstand eine Sammlung ´berührender Porträts.

Künstlerisch konnte ich mit den meisten Geschichten nichts anfangen; das war nie ein Stil, der mir gefallen hätte. Manches fand ich durchaus interessant, in der Mehrheit blieb das alles aber weit von meinem Geschmack entfernt. Das aber ist Ansichtssache, wie weiter oben bereits vermerkt.

Inhaltlich ist die Anthologie richtig und wichtig. Aus diesem Grund möchte ich sie auch empfehlen. Es gibt einige Leseproben im Netz, die man sich vielleicht vorher anschauen sollte.

25 November 2024

Ein Raumschiff und eine Bürospinne

Immer wieder schmökere ich in »Das wüsste ich aber!«, dem sogenannten Klausbuch, das zu meinem sechzigsten Geburtstag veröffentlicht worden ist. Wie es aussieht, werde ich es nicht zu Ende lesen, bevor ich 61 geworden bin. Aber es gibt ja kein Gesetz, das mich zwingt, das Buch in einem bestimmten Zeitraum durchzuschmökern. Und ich möchte immer wieder über meine Fortschritte in der Lektüre informieren.

»Mission Sternenlicht« von Markus Regler ist eine sauber erzählte Science-Fiction-Geschichte, die mit einem schönen Schluss endet. Es gibt hübsche Parallelen zur PERRY RHODAN-Serie und eine Anspielung auf mich und zwei Kolleginnen, die ein »normaler Leser« vielleicht gar nicht bemerken würde. Sehr gelungen!

Ironisch hingegen ist »Der Bericht der Bürospinne« von Andreas Eschbach. In seinem augenzwinkernden Text erzählt der Autor von einer Spinne, die in meinem Büro in Rastatt sitzt und dort allerlei Geschehnisse mitbekommt. Über die amüsante Geschichte habe ich mich sehr gefreut.

Wie es sich für dieses außergewöhnliche Buch gehört, werden die zwei Geschichten durch Bilder ergänzt. Besonders gelungen ist hier Frank G. Gerigks Bild, das ein fiktives Redaktionsbüro mit irrsinnig hohen Bücherregalen zeigt. Das fand ich auch sehr nett. Ein schönes und schmeichelhaftes Buch, in jeglicher Hinsicht!

22 November 2024

Die Schildbürger und ich

Am 15. November wurde in diesem Jahr wieder einmal der Bundesweite Vorlesetag veranstaltet. Ich nahm daran teil – als einer der Vorleser in einer Schule in Ettlingen. Ich war zu Gast in einer zweiten Klasse, wo mich rund zwanzig Kinder und die Lehrerin empfingen.

Meinen Einstieg machte ich so wie in früheren Jahren: Ich erzählte den Kindern ein wenig von meiner Arbeit und zeigte Bücher sowie Heftromane, von denen ich glaubte, dass sie ihnen gefallen könnten. Begeistert waren die Kinder wieder einmal von den Darstellungen der Raumschiffe oder auch von skurrilen Außerirdischen. Und sie liebten den zweiten Band von »Der kleine Perry«.

Dann erst begann ich mit dem Lesen. Ich hatte Otfried Preußlers klassisches Buch »Bei uns in Schilda« dabei, das ich als Kind selbst sehr gern gelesen hatte. Den Anfang übersprang ich, indem ich ihn kurz raffte, und ging direkt zur Geschichte mit dem Rathaus über. Die Geschichte von den Schildbürgern, die verzweifelt versuchen, das Licht einzufangen, um das Rathaus zu erhellen, kam bei den Kindern sehr gut an.

Sie tuschelten miteinander, »da müssen doch Fenster rein«, sagte ein Mädchen, und sie lachten an den richtigen Stellen. Sie hatten sichtliche Freude an der Geschichte der dümmlichen Erwachsenen und kamen mit der zeitweise altertümlichen Sprache sehr gut zurecht.

Am Ende wurde ich mit einem Applaus belohnt, die Kinder durften noch sagen, was ihnen besonders gut gefallen hatte, und nach einer Stunde konnte ich das Klassenzimmer endlich verlassen. Ich ging mit einem positiven Gefühl; den Kindern hatte es ebenso Freude bereitet wie mir.

21 November 2024

Die rotzigen Upstarts

Ein Blick auf Punkrock-Klassiker – Teil neun

Ich bin sicher nicht der Experte für die Skinhead-Kultur und ihre Entwicklung seit den späten 60er-Jahren; darüber gibt es haufenweise Bücher, und wer sich damit beschäftigen möchte, wird ja nicht mehr fertig. Im Verlauf der Jahre sah ich die eine oder andere Skinhead-Band, und ich stellte immer wieder fest, dass ich die Musik eigentlich sehr häufig mochte: Im Idealfall handelt es sich um schlichten Punkrock mit einer rotzigen Attitüde und meist mit einer wütenden Stimme.

Vor allem in ihrer Anfangsphase waren die Angelic Upstarts eine stilprägende Band. Ich sah sie nur einmal, und das war bereits in den 90er-Jahren, aber viele der frühen Stücke dieser englischen Bands sind mir seit Jahrzehnten im Ohr. Wahrscheinlich ist »Solidarity« ihr wichtigstes Lied, und wenn ich es höre, bekomme ich fast Gänsehaut. Fragt man mich aber, welches Stück der Band mich am meisten packt, komme ich auf »I'm an Upstart«.

Die Melodie ist simpel, der Text nicht gerade komplex. Die klare Botschaft wird mit fleißigem Oi! unterlegt und ins Mikro gebrüllt. Das ist klar und eindeutig, es bleibt kein Platz für Missverständnisse. Ob man das nun unbedingt als Oi!-Punk bezeichnen muss oder als Oi! oder einfach nur Punkrock dazu sagt, ist mir eigentlich völlig egal. Das Stück knallt immer noch.

(Dass der Sänger bereits verstorben ist, gibt dem Ganzen eine traurige Note. Ich will’s an dieser Stelle nicht verschweigen.)

20 November 2024

Detektiv in den späten 70er-Jahren

Wahrscheinlich war die Serie »Rick Master« in den 70er-Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Beliebtheit. Die geburtenstarken Jahrgänge – wie der meine – lasen begeistert Abenteuer-Comics, die in ganz Europa ihre Fans fanden. Band zehn der schönen Gesamtausgabe zeigt das sehr gut.

Enthalten sind in dem dicken Comic-Buch drei Alben und eine Sammlung von eher schlichten Kurzgeschichten, die notdürftig durch eine Rahmenhandlung zusammengehalten werden. Wie immer gibt es eine lesenswerte redaktionelle Ergänzung, die mit Skizzen, Bildern und allerlei Texten den Zusammenhang zur Zeit und zu anderen Comic-Werken herstellt.

»Halali für Rick Master« greift das Thema der Menschenjagd auf: Ein reicher Mann hält sich einen Trupp von Jägern auf einem großen Grundstück, die in seinem Auftrag menschliches Wild über Stock und Stein jagen – das Thema war in den 70er-Jahren in Filmen und Romanen beliebt, also ebenso im Comic. Irgendwann ist auch Rick Master bei diesem Wild, aber er wehrt sich.

»Der Milliardendeal« spielt mit den Mechanismen des Musikgeschäfts. Ein bekannter Musiker stirbt bei einem Autounfall, in der Folge kommen mehrere Leute auf ungewöhnliche Weise ums Leben, während Milliarden mit dem Erbe des Musikers verdient werden. In einer Zeit, in der die Popkultur zum Mainstream wurde, musste diese Geschichte gut ankommen.

»Der Geist des Alchemisten« ist eine der »Rick Master«-Geschichten, die ich als Jugendlicher so typisch fand: Sie ist ein wenig gruselig – der Geist eines Toten geht angeblich um –, enthält aber genügend Krimi-Elemente wie Mord und Entführung, Ermittlungsarbeit und Action.

Alle drei Geschichten sind spannend erzählt und gut gezeichnet. Die Geschichten sind in sich schlüssig, sie greifen Themen auf, die in den 70er-Jahren populär waren, und sie trugen zur weiteren Beliebtheit von »Rick Master« zu.

Der zehnte Band der Gesamtausgabe ist – wie bei diesem Verlag üblich – sowieso richtig schön gestaltet; klasse!

19 November 2024

Science Fiction in kritisch-lesenswerten Artikeln

Mit großem Vergnügen und ebenso großem Interesse las ich in den vergangenen Wochen das Sachbuch »Raketenkraft und Roboterträume« des Journalisten Norbert Fiks, das im Frühjahr dieses Jahres erschienen ist. In insgesamt 18 Texten, von denen jeder für sich stehen kann, widmet er sich der Science Fiction und ihrer Geschichte, wobei er gesellschaftliche und politische Verbindungen nicht außer Acht lässt.

Besonders lesenswert fand ich Beiträge über Themen, zu denen ich nur wenig oder gar nichts weiß. So war mir Hans Waldemar Wessolowski völlig unbekannt – unter dem Kürzel Wesso zählte der Künstler, der in Westpreußen geboren worden war, in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts zu den Illustratoren, die erstmals Science-Fiction-Motive in großem Umfang produzierten.

Über Willi Ley wusste ich ein bisschen mehr, doch das Buch liefert Details zu diesem Autor und Journalist, die mir bislang nicht bekannt waren. Auch Ley zählt zu den frühen Pionieren der Science-Fiction-Literatur.

Natürlich darf die größte Science-Fiction-Serie der Welt in einem solchen Buch nicht fehlen. Es gibt einen durchaus kritischen Beitrag zu K. H. Scheer, einem der zwei Autoren, die die Serie 1961 ins Leben riefen. Ebenso spielt das Verhältnis von Walter Ernsting alias Clark Darlton zu den Theorien, die Erich von Däniken vor allem in den 70er-Jahren populär machten, eine wichtige Rolle: Wer beeinflusste hier eigentlich wen?

Die unterschiedlichen Beiträge in diesem Buch decken zahlreiche Themen der Science Fiction ab. Der Literat Arno Schmidt und seine Faszination für die Phantastik wird ebenso vorgestellt wie die Art und Weise, in der die Nazis während des sogenannten Dritten Reiches auch die Phantastik auf »schwarze Listen« brachten. Sogar die Frage, ob es »der Con« oder »die Con« heißt, wird mit leichtem Augenzwinkern präsentiert.

Norbert Fiks ist gelernter Journalist; das merkt man seinen Texten im positiven Sinn an. Sie sind lebendig geschrieben, man versteht sie schnell. Er will nicht belehren, sondern informieren und unterhalten. Zu seinen Artikeln liefert er Belege und Querverweise, die weitere Recherchen ermöglichen.

Mit seinem Buch »Raketenkraft und Roboterträume« legt Fiks eine gelungene Textsammlung vor, die ich allen Science-Fiction-Fans empfehlen kann. Die Artikel sind zumeist bereits in Zeitschriften wie der »phantastisch!« veröffentlicht worden; die Zusammenstellung lohnt sich aber auch für Leser dieser Magazine. Ich las das Buch sehr gern, immer mal wieder einen Artikel – und es macht große Freude.

Es ist als Taschenbuch erschienen und umfasst 184 Seiten. Mithilfe der ISBN 978-3-75830835-2 kann es für zehn Euro in allen Buchhandlungen bestellt werden. Das E-Book gibt’s für 4,99 Euro.

(Diese Rezension wurde im Oktober auf der PERRY RHODAN-Seite veröffentlicht und wird hier von mir aus dokumentarischen Gründen wiederholt.) 

18 November 2024

Esswaren aus Thüringen?

Seit ich damit angefangen habe, den Podcast von »Broswer History« regelmäßig zu hören, stoße ich auf Dinge und Themen, die ich in all den Jahren offensichtlich verpasst habe. Der Podcast kümmert sich, wie der Name schon nahelegt, um die Vergangenheit des Internets, und deshalb geht es um skurrile Dinge, die einmal viele Leute beschäftigten – sehr häufig aber gehörte ich nicht zu diesen Leuten.

Vielleicht lag’s und liegt’s schlicht daran, dass ich schon »erwachsen« war, als es mit dem Internet losging. Ich erhielt meinen ersten privaten Internet-Anschluss, als ich schon weit über dreißig Jahre alt war. Da fängt man dann nicht mehr an, jede Marotte des neuen Mediums mitzumachen. Bei jüngeren Leuten ist das sicher anders.

Aber ich bekam manches Phänomen direkt mit, weil ich ab 1996 eben die Trends und Wellen im Internet und ihre Auswirkungen zu spüren bekam. So finde ich eine Podcast-Folge über StudiVZ spannend, wenngleich ich dort nie einen Account hatte. Die gesamte Entwicklung des Netzwerkes lässt sich so leicht und locker nachvollziehen. Das ist lustig gemacht und trotzdem informativ.

Besonders amüsant ist es, wenn es um Musik geht. So lernte ich in einer Folge viel über die Entstehung des K-Pop oder darüber, was Thüringer Klöße mit Musik zu tun haben. Danach mochte ich die Thüringer Klöße zwar immer noch nicht essen, hatte dafür aber das Lied im Kopf. Man kann nicht alles haben …

»Browser History« macht großen Spaß. Ich bin ein Fan dieses Podcasts geworden, echt!

15 November 2024

Klassentreffen gut verlaufen

1974 beendete ich die vierte Klasse in unserer Grundschule im Dorf und wechselte dann aufs Gymnasium in die Kleinstadt. Schulfreunde, die ich teilweise seit der Zeit im Kindergarten kannte, gingen auf die Haupt- oder auf die Realschule. Und wie es halt so ist: Wir verloren uns aus den Augen. Manche sah ich im Verlauf der 70er- und frühen 80er-Jahre noch, wenn ich im Dorf unterwegs war. Spätestens in den 90er-Jahren, als ich ins badische Flachland zog, lösten sich die Kontakte auf.

Entsprechend neugierig und gespannt war ich auf das Treffen nach fünfzig Jahren. Von ehemals mehr als vierzig Schülern fanden sich rund zwei Dutzend ein, was ich ganz gut fand. Wir trafen uns beim Dorfmuseum, das beim alten Fruchtspeicher errichtet worden war und sich längst zu einem Ensemble von Gebäuden entwickelt hatte.

Ich stellte fest: Die Leute, mit denen ich als Kind befreundet gewesen war, erkannte ich zumeist schnell wieder. »Manne« und »Bettle« hatten nicht nur ihre Spitznamen aus der Grundschule behalten, ich hatte auch gleich wieder einen Draht zu ihnen. »Der Raser« hieß immer noch so, aber bei anderen hatte ich starke Probleme: Wie passte der schmächtige Junge von damals, der hellblonde Haare gehabt hatte, mit dem großen, breitschultrigen Mann von heute zusammen, dessen Haare dunkel waren?

Im Verlauf des Abends – wir wechselten irgendwann vom Dorfmuseum in eine Pizzeria und noch später wieder zurück – unterhielt ich mich mit allen. Unser Klassenlehrer von damals war dabei, das Klassenbuch von damals ging um, und wir frischten gemeinsam Erinnerungen auf. Bei manchen Leuten gelang mir das nicht; ich hatte keinen Bezug mehr zu ihnen, und nicht mal der Blick auf das Klassenfoto von damals half wirklich weiter.

Aber es war ein wunderbarer Nachmittag und ein ebenso wunderbarer Abend! Wir lachten viel, wir waren zwischendurch ein bisschen wehmütig – eine Freundin von damals war schon gestorben –, und wir redeten nicht nur über die Vergangenheit, sondern ebenso über die Gegenwart und die Zukunft. Vor allem nahmen wir uns vor, das nächste Treffen nicht erst wieder in fünfzig Jahren zu veranstalten …

14 November 2024

Spaziergang durchs Dorf

Am Samstag besuchte ich das Dorf, in dem ich aufgewachsen war und in das ich immer mal wieder zu Besuch fahre: Dietersweiler ist heute ein Teilort von Freudenstadt, hat aber seinen eigenen Charakter behalten. Zumindest bekam ich diesen Eindruck, als ich mit den Leuten sprach, auf die ich traf, und durch das Dorf spazierte.

Einen Spaziergang durch das Dorf hatte ich zuletzt im vergangenen Jahrhundert absolviert, und so war es fast eine Premiere für mich – nach all den Jahren und Jahrzehnten, die ich nun in Karlsruhe wohne. An jedem Haus und an jeder Abbiegung überfielen mich die Erinnerungen.

»Ach, hier stand doch einmal das alte Backhaus«, überlegte ich mir, als ich an einer kleinen Grünfläche vorüberging. »Und dort war das Konsumgeschäft, in das später ein Mann einzog, den alle ein wenig seltsam fanden. Und an dieser Ecke trat mir einmal ein größerer Junge in den Bauch, weil ich seiner Ansicht nach etwas Falsches gesagt hatte.«

So keimte an jeder Ecke die Erinnerung. Ich spazierte den Weg hinunter, der in den Wintermonaten gelegentlich unsere Schlittenbahn gewesen war. Ich sah das Gebäude des Kindergartens, in dessen Fundamenten wir gespielt hatten, und ich staunte über das moderne Gebäude, das sich an der Stelle erhob, wo einmal die Molkerei gestanden hatte.

Bei einem alten Haus wusste ich noch, dass sich hier die Tankstelle befunden hatte, bei einem anderen Haus erinnerte ich mich an das »A&O«-Geschäft im Erdgeschoss, wo ich mein erstes »Tom Berry«-Heft kaufen durfte. Es war ein einziges Staunen und Erinnern – und ich war zeitweise wieder der kleine Junge, für den das Dorf im Schwarzwald die ganze Welt bedeutet hatte.

13 November 2024

Wie ich das Gesetz brach …

Der Lastwagen fuhr immer dichter auf. Ich hatte das Gefühl, er wollte mich von der Straße schieben. Der Abstand zwischen seiner Front und meinem Kofferraum betrug sicher nicht mehr als zwei Meter. Und mir war klar, was er damit beabsichtigte: Er wollte, dass ich Gas gab oder die linke Spur räumte.

Dabei fuhr ich schon zu schnell: Die Geschwindigkeit auf diesem Abschnitt der Straße war auf Tempo 70 festgelegt. Ich hielt mich auf der linken Spur und fuhr mit 80 Stundenkilometern; rechts von mir rollten langsamere Autos, deren Fahrerinnen und Fahrer von den abbiegenden Straßen kamen oder in diese abbogen.

Die Straße führte von Karlsruhe direkt hinaus zur Autobahn und nach Ettlingen; sie war zweispurig, und man konnte irgendwann bechleunigen. Bis zu einem bestimmten Schild aber hatte man Tempo 70 einzuhalten. Ich wusste zudem, dass oft Radaranlagen aufgestellt waren.

Der Lastwagenfahrer hatte anscheinend eine andere Meinung. Er fuhr immer dichter auf, dann knallte er mir die Lichthupe rein, einmal, zweimal, dreimal. Ich sah, wie er hinter seiner Windschutzscheibe schrie und fuchtelte. Er hupte laut, die Lichthupe flackerte geradezu.

Erstaunlicherweise behielt ich die Nerven. Ich fuhr nicht schneller, und ich drängte nicht nach rechts zwischen die dort fahrenden Autos hinein. Als die Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben wurde, beschleunigte ich auf hundert Stundenkilometer, später dann auf die erlaubten 130.

Davor ließ ich aber die Seitenscheibe herunter und tat das, was man nicht tun sollte: Ich streckte den linken Arm hinaus und zeigte dem Lastwagenfahrer den Mittelfinger. Zumindest gegen ein Gesetz wollte ich an diesem Vormittag dann doch verstoßen …

12 November 2024

Ein bisschen nachhaltig

Über meine »schwäbische Denke« wird gelegentlich gelästert. Gemeint ist damit die Tatsache, dass ich durchaus sparsam bin. Ich mache das Licht aus, wenn ich den Raum verlasse, ich drehe die Heizung ab, ich verschwende nicht unnötig Wasser. Früher nannte man das sparsam, heute könnte man es auch als nachhaltig bezeichnen.

Das sieht man auch an der Wahl meiner Kleidung. Ich habe Schuhe, die ich immer noch regelmäßig trage und die buchstäblich Jahrzehnte alt sind. Solange das niemandem auffällt, trage ich sie weiterhin, vor allem, wenn sie immer noch funktionieren und das tun, wofür ich sie gekauft habe.

Manchmal aber muss ich doch Dinge wegwerfen, sogar T-Shirts, bei denen ich nicht einmal mehr erkennen kann, welches Motiv auf der Frontseite zu sehen ist. Das Bild belegt es gut: Das T-Shirt hatte ich mir 2007 in Singapur gekauft, es ist also über 17 Jahre alt. Ich trug es regelmäßig, gern beim Radfahren oder bei Hüpfkonzerten; es war also oft im Einsatz.

Dafür hielt es sich bemerkenswert lange. Mittlerweile aber war es löcherig. Das sieht man auf dem Bild nicht – aber in den Achselhöhlen zog es schon ordentlich, und der Stoff war recht fadenscheinig. Mit Trauer im Blick warf ich es dann in den Mülleimer.

Ich finde aber: Ein T-Shirt mal 17 Jahre lang zu benutzen, das ist echt das Gegenteil von Fast Fashion. Das ist dann schon ein bisschen nachhaltig ...

08 November 2024

Übersetzter Chandler

Bereits im Jahr 2019 erschien im Diogenes-Verlag eine Neuübersetzung von »Der große Schlaf«, dem Erstlingsroman von Raymond Chandler. Ich mochte das Buch schon immer und lese diese Variante derzeit. Frank Heibert ist für die neue Übersetzung zuständig; mir gefällt sie sehr gut, auch wenn ich das Original nicht kenne.

In meinem Regal steht noch die alte Übersetzung, sie stammte von Gunar Ortlepp und wurde 1974 angefertigt. Manchmal vergleiche ich und bin ganz schön verblüfft. Ein Beispiel:

Am Ende des zweiten Kapitels sagt Marlowe zu dem Butler; es geht um dessen Pflichten: »Nein. Aber ich würde mich sicher totlachen, wenn ich wüßte, worin sie bestehen.« So klang das 1974.

In der Neu-Übersetzung formuliert es Marlowe ebenfalls locker, aber es klingt sehr anders: »Nein. Aber es ist ein hübsches Ratespiel, was wohl alles dazu gehört.« Hm.

Ich seh's schon: Da werde ich wohl irgendwann das amerikanische Original zu Rate ziehen müssen.

Einer der besten Science-Fiction-Romane überhaupt

Meiner Ansicht nach ist Ursula K. LeGuin eine der besten Autorinnen, die es je in der phantastischen Literatur gegeben hat. Mit ihren Science-Fiction- und Fantasy-Romanen setzte sie über Jahrzehnte hinweg Maßstäbe. Seit vergangenem Jahr gibt es ihren Klassiker »Die linke Hand der Dunkelheit« in einer neuen Übersetzung, den ich endlich gelesen habe.

Das Werk wurde hierzulande vor vielen Jahren als »Winterplanet« veröffentlicht; diese Version kannte ich natürlich. Ich verglich bei der Lektüre nicht die beiden Übersetzungen und auch nicht das Original, hatte aber stets das Gefühl, dass Karen Nölle ihre Arbeit sehr gut gemacht hatte. Redaktionelle Anmerkungen sowie ein Vorwort der Autorin ordnen das Werk in größere Zusammenhänge ein – man kann es aber getrost »einfach so« durchschmökern.

Zum Inhalt: Auf der fernen Welt Winter siedelt ein menschenähnliches Volk; als wesentliche politischen Mächte stehen sich zwei Machtblöcke feindlich gegenüber. Ein Botschafter von der Erde soll mit den Regierungen in Kontakt treten und ihnen anbieten, der Ekumen beizutreten, einem Bund freier Welten. Doch das stellt sich als kniffliger heraus, als sich vielleicht anhört.

Der Botschafter glaubt einige Zeit lang, die unterschiedlichen Kulturen zu verstehen. Doch je mehr er zu verstehen glaubt, desto komplizierter wirkt alles auf ihn. Ein wesentlicher Grund dafür: Die auf Winter lebenden Menschen wechseln ihre Geschlechter. Wer ein Mann ist, wird irgendwann zur Frau und kann Kinder gebären, um später aber vielleicht wieder zum Mann zu werden. Dazu kommt, dass die Machtblöcke, durch die sich der Botschafter bewegt, recht eigentümliche Strukturen aufweisen.

Das könnte alles sehr theoretisch verlaufen – aber Ursula K. Le Guin schafft es in diesem Science-Fiction-Meisterwerk, den Botschafter auf eine Reise durch die Welt zu schicken, die man nach erfolgter Lektüre wohl nie vergessen wird. Er wird in Intrigen verwickelt, er muss illegal die Grenzen überqueren, er kommt ins Gefängnis und später in ein Lager, wo er fast stirbt, und am Ende durchreist in einer waghalsigen Flucht ein unwegsames Gebirge – eine Tour, die sich kaum ein Einheimischer zutraut.

Man kann den Roman allerdings kaum als schlichten Abenteuerroman lesen, man muss sich schon auf die geschilderten Gesellschaften einlassen. Vor allem am Anfang ist das nicht immer einfach. Hat man aber die Grundzüge der jeweiligen Gesellschaft verstanden, zieht einen die Geschichte unweigerlich in ihren Bann.

»Die linke Hand der Dunkelheit« hat seine erzählerische Wucht nicht verloren. In seinerspannenden Darstellung einer fremden Welt mit teilweise unbegreiflichen Sitten und Gebräuchen zählt der Roman zu den großen Klassikern der Science Fiction. Wer ihn schon kannte – so wie ich , hat vielleicht Lust, ihn mit neuer Übersetzung noch einmal zu lesen. Und wer ihn bislang nicht kannte, dem empfehle ich ihn als einen der wichtigen Romane der Science Fiction.

Veröffentlicht wurde die Neuauflage des Romans bei Fischer Tor als schickes Paperback. Das 352 Seiten starke Werk kostet in dieser Form 18,00 Euro und kann mithilfe der ISBN 978-3-596-70712-6 überall im Buchhandel bestellt werden – auch bei Versendern wie dem PERRY RHODAN-OnlineShop. Das E-Book kostet übrigens 16,99 Euro.

(Die Rezension wurde im September 2024 auf der Internet-Seite von PERRY RHODAN veröffentlicht. Hier wiederhole ich sie aus dokumentarischen Gründen.)

07 November 2024

Wenn die Bubble wuchert ...

Ich finde es spannend, wie das Thema Romantasy – das ja in den 90er-Jahren erstmals aufflammte, wenn ich mich düster erinnere – derzeit die Verlagsbranche ein bisschen umwälzt. Selfpublisherinnen werden mit dieser Gattung der phantastischen Literatur zu Bestsellerautorinnen, Verlags-Imprints wie Lyx stehen auf einmal auf den vorderen Plätzen der Bestsellerliste. Und in den großen Buchhandlungen werden Angebotstische freigeräumt, in denen es nur um Romantasy geht.

Spannend finde ich, wer sich neuerdings in diesen Markt drängt. Gräfe und Unzer beispielsweise ist ein Verlag, der sich seit Jahrzehnten auf Ratgeber und Sachbücher spezialisiert hat. Seit diesem Herbst bietet der Verlag nun eine Reihe an, in der Romance-Romane mit »Mental-Health-Themen« verknüpft werden. Auf der Buchmesse in Frankfurt wurde das auch entsprechend gefeiert.

Das entsprechende Interview in der Fachzeitschrift »Börsenblatt« las ich mit großem Interesse. Die Bücher seien »waschechte New-Adult-Romane«, die halt »eine psychologische Komponente« aufweisen. Damit will man 2025 weitermachen. Ich finde das durchaus interessant.

Gespannt bin ich vor allem, wie sich das 2025 wirklich entwickelt. Wird man dann auch »Romantay-Romane mit Kochbuch-Anleihen« veröffentlichen? Gibt es »Romantasy meets Yoga«? Stellen sich die Verlage auf originelle Themen wie »Anders Reisen mit Romantasy« ein? Es kommen wunderbare Zeiten für die Fans der phantastischen Literatur – und ich freue mich schon sehr auf die Auswüchse.

06 November 2024

Tolles Thema blöd versenkt

Was für eine starke Idee! Eine Gruppe von Autorinnen und Autoren macht gemeinsam eine Anthologie, die im Zeichen des Klimawandels einerseits und der Zusammenarbeit mit ChatGPT andererseits steht. Ich freute mich sehr auf die Lektüre.

Leider wird die ganze Idee kläglich kaputtgeschrieben. Für »Regen in Zeiten der Klimakrise oder Kann ChatGPT Literatur« kann ich beim besten Willen keine Empfehlung aussprechen.

Die Idee war: Die Autorinnen und Autoren, allesamt aus dem Verband Deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, sollten einen Text zum vorgegebenen Thema schreiben, daraus einen Prompt machen und dann schauen, was die Künstliche Intelligenz daraus macht. Original-Text, Prompt und KI-Version sollten gemeinsam veröffentlicht werden – um zu sehen, wie das mit der Literatur so ist.

Eine tolle Idee, echt! Aber …

Gut die Hälfte der Mitwirkenden verweigerte sich der Aktion. Es gibt im Buch also deren Texte, aber weder einen Prompt noch eine KI-Lösung. Warum machen die Leute dann bei so einer Aktion mit, und warum werden ihre Texte gedruckt, wenn sie sich der Aufgabe verweigern?

Aber auch die Texte, die gedruckt wurden, waren durch die Bank so schlecht, dass die KI sie nicht besser machen konnte, sondern halt triviale Abklatsch-Versionen lieferte. Was lernen wir daraus? Schlechte Gedichte, ideenlose Geschichten – das erste ist sogar eine schlechte Science-Fiction-trifft-die-Arche-Noah-Version – und selbstverliebte Experimente können gerne geschrieben werden, ChatGPT macht aus diesem Murks aber nichts, das man hinterher lesen möchte.

Ich lese gern, ich lese viel. Die Anthologie »Regen in Zeiten der Klimakrise oder Kann ChatGPT Literatur« kann man sich allerdings sparen. (Sie ist ein Beleg dafür, dass auch in einem guten Verlag wie Hirnkost bisweilen Texte erscheinen, die ich grausig und unlesbar finde.)

Eine Bahnhofshalle in Frankreich

Ich liebe es immer wieder, Science Fiction zu lesen, die ein bisschen älter ist. Das kann manchmal schiefgehen, weil die Charaktere in früheren Zeiten oft arg flach gezeichnet wurden, kann aber auch große Freude machen. So las ich zuletzt eine Geschichte von Joanna Russ, die den schönen Titel »Die außergewöhnlichen Reisen der Amelie Bertrand« trägt und in der Anthologie »Insekten im Bernstein« veröffentlicht wurde.

Die Anthologie erschien 1980 in der Reihe »Die besten Stories aus The Magazine of Fantasy and Science Fiction«, es war die Folge 57 dieser Reihe, in der sich immer wieder Perlen entdecken lassen. Zusammengestellt wurde sie von Manfred Kluge, und ich trauere ein wenig den Zeiten nach, in denen ständig hochwertige Anthologien mit internationaler Science Fiction veröffentlicht wurden.

Die Geschichte spielt in Frankreich – für amerikanische Leser dürfte das exotisch genug gewesen sein – und irgendwann im 20. Jahrhundert. Ohne ins Detail zu gehen: Ein Durchgang in einer Bahnhofshalle führt offensichtlich in andere Dimensionen. Dort kann man unglaubliche Abenteuer erleben und kehrt dann, ohne Zeit verloren zu haben, in die eigene Welt zurück.

Das ist vielleicht nicht schreiend originell, aber Joanna Russ macht daraus eine elegant geschriebene, sehr unterhaltsame Geschichte, die wunderbar unterhält und sehr leichtfüßig daherkommt. Ob das nun Science Fiction oder Fantasy ist, darüber mögen die Gelehrten schreiben – in ihrer klassischen Art hat mich die Geschichte auf jeden Fall überzeugt.

Manchmal ist so ein Traum von anderen Welten sowieso zu begrüßen. Vielleicht ist das ein eskapistischer Gedanke, vielleicht ist es sogar weltfremd, solche Träume zu haben. An manchen Tagen aber finde ich sie sehr postitiv.

05 November 2024

Ein Schwarzfahrer von 1993

Es gibt Filme, die sind wichtig und sie sind unterhaltsam, und ich kenne sie nicht. So war mir bislang der gelungene Kurzfilm »Schwarzfahrer« völlig unbekannt. Dabei wurde er sogar mit einem Oscar ausgezeichnet. Dieser Tage sah ich ihn mir endlich einmal an; er steht bei YouTube kostenlos zur Verfügung.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein Schwarzer Mann sitzt in einer Straßenbahn neben einer älteren weißen Frau, und die beschimpft ihn in einer Tour. Gleichzeitig ist ein weißer Mann im Zug, der sehr schnell eingestiegen ist und keine Fahrkarte besitzt. Als ein Kontrolleur den Wagen betritt, eskaliert die Situation gewissermaßen ...

Der Film ist in Schwarzweiß gehalten, wodurch er noch älter aussieht, als er ist. Gedreht wurde er 1993, er spielt augenscheinlich in Berlin, könnte aber in jeder anderen deutschen Großstadt angesiedelt sein. Ich fand ihn gut erzählt und witzig; mit zwölf Minuten hat er eine angenehme Länge.

Wer ihn noch nicht kennt: unbedingt angucken! Und alle anderen können ja noch mal reingucken ...

Großartige Graphic Novel mit Musik und Emotion

Es gibt Comics, die entziehen sich den üblichen Kategorien von Genre und Zeichenstil; sie begeistern mich durch ihre originelle Art. Ein solcher Comic ist »Ballade für Sophie«, eine Graphic Novel, die im Sommer des vergangenen Jahres erschienen ist und für mich einer der besten Comics im Jahr 2023 war.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1933 und in einem Dorf in Frankreich. Dort treffen zwei Klavierspieler erstmals aufeinander: Der eine entstammt einer wohlhabenden Familie, die in ihm einen Künstler sieht, der andere kommt aus der Unterschicht und ist ein musikalisches Genie. Die Geschichte findet ihren Abschluss im Jahr 1997, als sich eine junge Journalistin auf die Spur eines Geheimnisses macht: Warum hat ein berühmter Komponist vor Jahren seine Kunst abgelegt und nie wieder ein Klavier angerührt?

»Ballade für Sophie« fasst ein halbes Jahrhundert in einen Comic; am Beispiel der beiden Klavierspieler wird quasi die Geschichte Frankreichs erzählt. Von der Vorkriegszeit über die Zeit der deutschen Besatzung bis hin zu den Aufschwungzeiten der fünfziger und sechziger Jahre spannt sich der Bogen. Wie in einem großen Roman prallen die Gegensätze aufeinander, spielen einzelne Figuren wichtige Rollen, geht es teilweise sehr emotional zu.

Das Szenario, das sich Filipe Melo ausgedacht hat, ist wirklich »groß«; es würde für einen Film oder einen wuchtigen Gesellschaftsroman locker ausreichen. (Ich halte den Comic ja auch für eine künstlerische Richtung, die man als gleichwertig zu Film und Roman ansehen muss.) Der Autor setzt die Dialoge auf den Punkt, er entwickelt seine Figuren über all die Zeiten hinweg glaubhaft und in sich schlüssig.

Und er nimmt die Leser emotional mit: Man möchte zwischendurch bei der Lektüre echt weinen – das mag zwar kitschig klingen, kommt aber meinen Empfindungen nahe.

Grafisch bleibt Juan Cavia mit seinen Bildern ebenso originell. Die Figuren sind leicht verzerrt, die Farbgebung ist absichtlich ein wenig »falsch«; unterm Strich kann man diesen Stil als »künstlerisch« bezeichnen, was ich hier positiv meine.

Cavia stellt die Figuren mit ihren Emotionen und all ihrem Innenleben klar und eindeutig dar. Seine Bilder zeigen, wie die Musik bei den Zuhörern ankommt und wie sie buchstäblich dazu führt, die Grenzen des Raumes zu sprengen. Ich empfehle unbedingt, die Leseprobe auf der Internet-Seite des Verlages anzuschauen!

Entstanden ist auf diese Weise ein umfangreicher Comic-Roman im kleineren »Book«-Format, also nicht im Format eines Albums. Ein so umfangreiches Werk kostet seinen Preis: Die 45,00 Euro finde ich absolut angemessen. Ich halte »Ballade für Sophie« für ein Meisterwerk, das ich seit der ersten Lektüre schon einige Male in der Hand hatte.

Wer sich dafür interessiert, bekommt das Comic-Buch überall im Comic-Fach- und Buchhandel. Die ISBN 978-3-98721-118-8 kann bei der Bestellung hilfreich sein. Versender wie der PERRY RHODAN-OnlineShop liefern »Ballade für Sophie« ebenfalls aus.

(Die Rezension erschien ursprünglich auf der PERRY RHODAN-Seite. Hier wiederhole ich sie vor allem aus dokumentarischen Gründen.)

04 November 2024

Brot und Spiele in der Zukunft

Im Mai 2020 veröffentlichte der Verlag Schreiber & Leser einen Comic, der für mich damals schlicht unterging. Im ersten »Lockdown« waren Comic-Läden und andere Buchhandlungen geschlossen, viele Leute waren verunsichert und kauften deutlich weniger ein als sonst. Viele Romane und Comics, die in dieser Zeit veröffentlicht wurden, erhielten so kaum Aufmerksamkeit.

Aus diesem Grund erlaube ich mir, an dieser Stelle einen Comic vorzustellen, der zwar schon vier Jahre alt ist, für die meisten Leserinnen und Leser trotzdem »neu« genug sein sollte. »Mechanica Caelestium« spielt im Großraum Paris und im Jahr 2068, in einer düsteren Zukunft, die sich stark von der unseren unterscheidet. Mittlerweile ist ein zweiter Teil veröffentlicht worden, ich schreibe hier aber nur über den ersten Band.

Offensichtlich hat es einen Krieg gegeben, der weite Teil der uns bekannten Welt zerstört hat. Menschen leben in den Trümmern der Städte oder haben sich in den Wäldern eine neue Heimat aufgebaut; es herrschen Armut und Not. Eine zentrale Regierung für Frankreich gibt es nicht mehr, sondern unabhängige Dörfer und einige größere Staatsgebiete – sofern man diesen Begriff benutzen kann. Die Technik von früher wird gelegentlich eingesetzt, zum größten Teil aber nicht verstanden.

Aster ist eine junge Frau, die in einer Waldhütte wohnt und zu den Außenseitern der Gesellschaft gehört. Mit ihrem Kumpel Juba stromert sie durch die Ruinen der alten Städte – man erkennt immer wieder Aufschriften, die auf die frühere Zivilisation hinweisen – und steuert ihr Boot über ehemalige Boulevards, die längst zu einer Seenfläche geworden sind. Was sie finden, versuchen sie in einem Ort namens Pan gegen Nahrungsmittel umzutauschen. Ihr Leben ist anstrengend, aber sie sind frei; und weil Pan als kleines Bauerndorf seine Bewohner ernähren kann, kommen sie halbwegs gut durchs Leben.

Dann aber greift eine größere Macht nach dem kleinen Pan und seinen Bewohnern. Um diesem Druck standzuhalten, müssen sich Aster und ihre Freunde ausgerechnet auf eine Art Ballspiel einlassen, dessen Schwierigkeitsgrade sich von Runde zu Runde steigern. Beim Mechanica Caelestium kommen auch Techniken aus der Zeit von vor dem Krieg zum Einsatz, und es geht hoch her ...

Merwan Chabane – als Künstler benutzt er nur seinen Vornamen – ist der Autor und Illustrator dieses packenden Science-Fiction-Comics, der durchaus seine Schwächen im Weltenbau hat (wie hängt das alles zusammen, und warum zum Teufel ist das Spiel so wichtig?), an sich aber durch seine spannende Geschichte packt und mitreißt.

Der Künstler bleibt die meiste Zeit an der Seite seiner Hauptfigur, und so erlebt man die Kämpfe zumeist aus der Sicht Asters. Andere Bilder zeigen aber die politischen Unruhen, die parallel ausbrechen, ohne dass das groß thematisiert wird. Diese Darstellung kommt mir schlüssig vor, Aster bekommt davon ja auch nichts mit.

Das ist alles spannend erzählt und macht viel Freude; die Dialoge sind oft sarkastisch, womit die düstere Zukunftsvision schlagartig ein wenig optimistischer wirkt. Künstlerisch gefällt mir der Comic ebenfalls: Die Zeichnungen sind dynamisch, die Action wird klar gezeigt, Merwan verzichtet aber auf die Darstellung von übertriebener Brutalität. Gelegentlich schimmert ein leichter »Funny-Stil« durch, mit den klassischen Knollennasen hat das aber alles nichts zu tun.

Bei »Mechanica Caelestium« handelt sich um einen actiongeladenen Science-Fiction-Comic, dessen Lektüre gut unterhält. Die Ausgabe bei Schreiber & Leser sieht toll aus: ein Hardcover-Band mit 208 Seiten Umfang, den man für 32,90 Euro überall im Comicfach- und Buchhandel bestellen kann.

Wer sich für das Buch interessiert, erfährt auf der Verlags-Seite mehr. Dort steht auch ein Buch-Trailer zur Verfügung, den man sich angucken kann.

(Die Rezension hatte ich im August bereits auf der Internet-Seite von PERRY RHODAN veröffentlicht. Hier teile ich sie aus dokumentarischen Gründen.)

Einmal Horror, einmal Punkrock

Es ist eine Weile her, seit ich zum letzten Mal über das »Klausbuch« geschrieben habe, und das tut mir leid. Dabei finde ich nach wie vor höchst spannend, was Christina Hacker und Alexandra Trinley unter dem Titel »Das wüsste ich aber!« zusammengetragen haben. Das Buch erschien zu meinem sechzigsten Geburtstag, der schon einige Tage her ist, und ich lese halt immer mal wieder ein Kapitel oder zwei.

Sehr amüsant ist Rüdiger Schäfers Geschichte »Audienz beim dunklen Herrscher«. Mit dem dunklen Herrscher bin eindeutig ich gemeint, und der Autor schafft es, eine gruselige Atmosphäre um Rastatt und den Verlag zu erzeugen, die ich sehr sympathisch finde. Die Pointe ist ein wenig berechenbar, aber die Geschichte an sich ist toll geschrieben. Eine Prise Horror also!

Punkrock gibt es in »Alles Gute, Peter Pank« von Marc A. Herren. Der Autor erzählt eine Geschichte, die inhaltlich zu meinen »Peter Pank«-Romanen passt, aber in Bern spielt. Er blendet – wie in den veröffentlichten »Peter Pank«-Büchern – Liedzeilen von Bands ein, und erzählt eine rundum gelungene Geschichte, in der ganz nebenbei noch ein zusammengerolltes Romanheft thematisiert wird.

Ich war von beiden Texten geradezu gerührt. Das klingt vielleicht blöd, ist aber so. Und jetzt bin ich sehr gespannt darauf, wie das Buch weitergeht ...