Angela Merkel, die deutsche Bundeskanzlerin, bemüht gern das Bild der »schwäbischen Hausfrau«, wenn es um das Sparen geht. Mir ist nicht ganz klar, warum einer Frau, die in der Uckermark sozialisiert wurde, die schwäbische Hausfrau in den Sinn kommt – aber ich habe Politiker sowieso nie so richtig verstanden.
Ich wurde im Haushalt einer schwäbischen Hausfrau sozialisiert, bei meiner Mutter, und diese war sehr sparsam. Wenn's irgendwie ging, wurde preiswert und auf Vorrat gekauft. Und wenn es machbar war, wurden Dinge zweimal benutzt. Wasser, mit dem man den Salat gewaschen hatte, floss nicht einfach ab; es wurde umgefüllt, weil man es später dazu benutzen konnte, die Pflanzen im Garten oder im Wohnzimmer zu gießen.
Gelernt habe ich daheim, was Sparsamkeit heißt. Die schwäbische Knauserigkeit wurde mir in die Wiege gelegt, und Geld wurde nur ausgegeben, wenn es nötig war.
Wenn es aber nötig war, etwas grundsätzliches anzuschaffen oder zu bauen, wurde ein Kredit aufgenommen. Da war sich die schwäbische Hausfrau mit ihrem Fabrikarbeiter-Ehemann einig: Wer ein altes kleines Haus renovieren musste, musste Schulden machen und an diesen dann viele Jahre lang abzahlen. (Mein Vater war Rentner, als die Schulden endlich weg waren ...)
Schulden sind also nicht grundsätzlich falsch oder unnötig. Man muss sie manchmal machen, um Investitionen für die Zukunft zu tätigen. Das hat die schwäbische Hausfrau kapiert – und das bereits in den 70er-Jahren.
Es ist bezeichnend, dass dieses Land derzeit von einer Bande von Politikern regiert wird, die Sprachbilder benutzen, die sie nicht verstehen. Und es ist bezeichnend, dass die Bevölkerung – übrigens auch die in Schwaben lebende – diese Sprachbilder auch noch gut findet und die Bande wählt ...
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 Juni 2015
29 Juni 2015
Curare im Blut
Als »ein kleines und bescheidenes Egozine« bezeichnete der Herausgeber im Juli 1990 sein »Curare im Blut«; Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre erlebten Egozines innerhalb der Science-Fiction-Szene noch einmal ein echtes »Comeback«. Bernhard Kübler, ein Fan aus Augsburg, war sehr fleißig, und er veröffentlichte sehr viele Egozines, während er nebenbei in allerlei Informations-Fanzines mitwirkte.
»Curare im Blut« nutzte die damals neuen technischen Möglichkeiten: Es wurde komplett am Computer erstellt und mit einem Nadeldrucker ausgedruckt. Damit war jedes Heft ein Unikat: sechs Seiten im A4-Format und in einem sehr zurückhaltenden Layout.
Wobei der Macher schon eher kritisch klingt. Der »Elan früherer Jahre« sei vergangen, man interessiere sich »auch noch für andere Sachen außer dem Fandom«. Man merkt manchen seiner Texte an, wie wenig den zeitweiligen Aktiv-Fan noch mit der Szene verbindet.
Als weiteren Text gibt es ein Gedicht – nichts anderes als eine Umwidmung des Splitt-Stückes »Déjà vu« –, einen Conbericht, noch ein Gedicht und diverse ironische Neuigkeiten über Personen, die im Sommer 1990 in der Fan-Szene einen gewissen Namen hatten.
Das war's: ein schlichtes, ein übersichtliches, ein klar formuliertes Fanzine. Ich mochte solche Mini-Fanzines immer gern. Die Blogs haben sie abgelöst, und heute schreiben die Fans ihre Meinungsäußerungen direkt bei Facebook ...
»Curare im Blut« nutzte die damals neuen technischen Möglichkeiten: Es wurde komplett am Computer erstellt und mit einem Nadeldrucker ausgedruckt. Damit war jedes Heft ein Unikat: sechs Seiten im A4-Format und in einem sehr zurückhaltenden Layout.
Wobei der Macher schon eher kritisch klingt. Der »Elan früherer Jahre« sei vergangen, man interessiere sich »auch noch für andere Sachen außer dem Fandom«. Man merkt manchen seiner Texte an, wie wenig den zeitweiligen Aktiv-Fan noch mit der Szene verbindet.
Als weiteren Text gibt es ein Gedicht – nichts anderes als eine Umwidmung des Splitt-Stückes »Déjà vu« –, einen Conbericht, noch ein Gedicht und diverse ironische Neuigkeiten über Personen, die im Sommer 1990 in der Fan-Szene einen gewissen Namen hatten.
Das war's: ein schlichtes, ein übersichtliches, ein klar formuliertes Fanzine. Ich mochte solche Mini-Fanzines immer gern. Die Blogs haben sie abgelöst, und heute schreiben die Fans ihre Meinungsäußerungen direkt bei Facebook ...
28 Juni 2015
Wie mich Angry Red Planet verwirrten ...
Angry Red Planet war eine typische Punk-Band in den 80er-Jahren: Sie gründete sich 1982 in Detroit, die ersten Platten kamen kurz darauf heraus. In den späten 80er-Jahren tourte die Band mindestens einmal durch Deutschland; ich sah sie auf jeden Fall in Ludwigshafen und fand sie live hervorragend, bilde mir aber ein, sie in einer anderen Stadt noch einmal gesehen zu haben.
Interessant ist es auf jeden Fall, wenn man sich die Platte »Give 'em Enough Rope« aus dem Jahr 1989 anhört. Die wurde von Double A Records veröffentlicht, einem Label, das Ende der 80er-Jahre eigentlich nur gute bis hervorragende Platten herausbrachte.
Es gibt eine Studio- und eine Live-Seite. Die Studio-Seite enthält acht Stücke, die für meinen Geschmack überhaupt nicht gut sind: Viel zu viel Experimente und Breaks, Reggae-Elemente und ein »funky« Gitarrenspiel zeigen, dass die Band – wie so viele in diesen Tagen – keine Lust mehr auf den klassischen Hardcore-Punk mehr hatte und zu anderen Wegen aufbrach.
Viel besser und immer noch absolut anhörbar ist die Live-Seite, deren Aufnahmen im Herbst 1988 in Berlin und dem holländischen Hoorn entstanden. Es gibt schnellen Punkrock, meinetwegen auch Hardcore, immer auf den Punkt gebracht und mit einer starken Energie ins Publikum gepfeffert.
Ich erinnerte mich selbst noch an den euphorisierenden Auftritt der Band. Obwohl der Sänger wegen eines Gipsbeines sitzen musste, versetzte die Band den Saal komplett in Aufregung, Chaos und Feierstimmung. Das kommt auf der Platte rüber, die Live-Seite ist dynamisch und packend. Großartige Band!
Interessant ist es auf jeden Fall, wenn man sich die Platte »Give 'em Enough Rope« aus dem Jahr 1989 anhört. Die wurde von Double A Records veröffentlicht, einem Label, das Ende der 80er-Jahre eigentlich nur gute bis hervorragende Platten herausbrachte.
Es gibt eine Studio- und eine Live-Seite. Die Studio-Seite enthält acht Stücke, die für meinen Geschmack überhaupt nicht gut sind: Viel zu viel Experimente und Breaks, Reggae-Elemente und ein »funky« Gitarrenspiel zeigen, dass die Band – wie so viele in diesen Tagen – keine Lust mehr auf den klassischen Hardcore-Punk mehr hatte und zu anderen Wegen aufbrach.
Viel besser und immer noch absolut anhörbar ist die Live-Seite, deren Aufnahmen im Herbst 1988 in Berlin und dem holländischen Hoorn entstanden. Es gibt schnellen Punkrock, meinetwegen auch Hardcore, immer auf den Punkt gebracht und mit einer starken Energie ins Publikum gepfeffert.
Ich erinnerte mich selbst noch an den euphorisierenden Auftritt der Band. Obwohl der Sänger wegen eines Gipsbeines sitzen musste, versetzte die Band den Saal komplett in Aufregung, Chaos und Feierstimmung. Das kommt auf der Platte rüber, die Live-Seite ist dynamisch und packend. Großartige Band!
27 Juni 2015
Terror am Strand
Der Terror-Anschlag auf Urlauber in Tunesien beschäftigt die Leute; viele stornieren ihre Urlaube in dem nordafrikanischen Land. Auch ich bin davon berührt, wenngleich ich nur ein einziges Mal in Tunesien war – und das war damals eine einwöchige Pauschalreise. Im Moment wird mir unwohl, wenn ich mir einen Urlaub dort vorstelle.
Sicher hat schon jemand ausgerechnet, wie wenig wahrscheinlich es ist, einem Terroranschlag im Urlaub zum Opfer zu fallen. Es ist sicher gefährlicher, jeden Tag mit dem Auto auf die Autobahn zu gehen. Aber das ist ein Risiko, das jeder oder jede bewusst eingeht; da hat man einfach das Gefühl, man könnte die Gefahr beherrschen.
Mir wäre unwohl, wenn ich derzeit im Urlaub in Tunesien wäre. Ich kann jeden verstehen, der jetzt sagt, er wolle den Urlaub abbrechen. Mag sein, dass ein solcher Gedanke etwas von »Feigheit« hat – auch wenn so eine Angst unberechtigt sein mag, kann ich sie doch bestens nachvollziehen.
Sicher hat schon jemand ausgerechnet, wie wenig wahrscheinlich es ist, einem Terroranschlag im Urlaub zum Opfer zu fallen. Es ist sicher gefährlicher, jeden Tag mit dem Auto auf die Autobahn zu gehen. Aber das ist ein Risiko, das jeder oder jede bewusst eingeht; da hat man einfach das Gefühl, man könnte die Gefahr beherrschen.
Mir wäre unwohl, wenn ich derzeit im Urlaub in Tunesien wäre. Ich kann jeden verstehen, der jetzt sagt, er wolle den Urlaub abbrechen. Mag sein, dass ein solcher Gedanke etwas von »Feigheit« hat – auch wenn so eine Angst unberechtigt sein mag, kann ich sie doch bestens nachvollziehen.
26 Juni 2015
Vire-Clessé und ich werden Freunde
Ich wusste, dass es in Frankreich viele Weine gibt, die sehr lecker schmecken; da lernt man schon in jungen Jahren. Von einer »Appellation« – allein schon diese Bezeichnungen ... – namens Vire-Clessé hörte ich tatsächlich erst während unseres Aufenthaltes in Burgunds.
Dabei handelt es sich um eine Weinregion, die im Prinzip um zwei Dörfer herum liegt. Da wir in einem dieser zwei Dörfer abgestiegen waren, blieb uns quasi nichts anderes übrig, als jeden Abend Vire-Clessé zu trinken.
Ich war immer begeistert, wenn ich das genießen durfte. Das ist ein Chardonnay, also ein Weißwein, und er ist selbstverständlich nicht mit der süßen Plörre zu vergleichen, die man zeitweise in Württemberg auf den Tisch kommt. (Ich bin von Württemberger Winzern mit-sozialisiert worden. Meine Mutter mochte Wein nur, wenn er ordentlich süß war ...)
Jeder Schluck eines dieser Weine löste in meinem Mund eine Geschmacks-Explosion aus. Normalerweise finde ich dieses Weinkenner-Gerede ja oft doof. Wenn irgendwelche Düfte und »Noten« herausgeschmeckt werden, die ich als Amateur nie wahrnehme, ist das eher frustrierend.
Ganz anders bei diesem Getränk. Jeder dieser Weine hatte eine ganz eigene Note, jeder war trocken und fruchtig zugleich – auch wenn das ein Gegensatz sein mag. Die Weine leuchten richtig im Glas, sie riechen nach Blumen und leicht nach irgendwelchen Zitrusfrüchten, und wenn man sie trinkt, entwickeln sie im Mund neue Varianten; alles sehr obstig und vor allem extrem lecker.
Auffallend: Ohne Essen schmeckt der Wein nicht so gut. Das ist keiner von den Weinen, die man im Sommer mal locker aus dem Wasserglas trinken kann – der muss stilvoll zu einem leckeren Essen genossen werden. Preislich ist er ein wenig über dem Niveau von durchschnittlichen Supermarkt-Weinen, aber man wird nicht ohnmächtig, wenn man die Preise hört.
(Ach ja: Für die, dies genau haben wollen. Vire-Clessé zählt zum »Maconnais«, und Weinkenner wissen angeblich gleich, was damit gemeint ist ...)
Dabei handelt es sich um eine Weinregion, die im Prinzip um zwei Dörfer herum liegt. Da wir in einem dieser zwei Dörfer abgestiegen waren, blieb uns quasi nichts anderes übrig, als jeden Abend Vire-Clessé zu trinken.
Ich war immer begeistert, wenn ich das genießen durfte. Das ist ein Chardonnay, also ein Weißwein, und er ist selbstverständlich nicht mit der süßen Plörre zu vergleichen, die man zeitweise in Württemberg auf den Tisch kommt. (Ich bin von Württemberger Winzern mit-sozialisiert worden. Meine Mutter mochte Wein nur, wenn er ordentlich süß war ...)
Jeder Schluck eines dieser Weine löste in meinem Mund eine Geschmacks-Explosion aus. Normalerweise finde ich dieses Weinkenner-Gerede ja oft doof. Wenn irgendwelche Düfte und »Noten« herausgeschmeckt werden, die ich als Amateur nie wahrnehme, ist das eher frustrierend.
Ganz anders bei diesem Getränk. Jeder dieser Weine hatte eine ganz eigene Note, jeder war trocken und fruchtig zugleich – auch wenn das ein Gegensatz sein mag. Die Weine leuchten richtig im Glas, sie riechen nach Blumen und leicht nach irgendwelchen Zitrusfrüchten, und wenn man sie trinkt, entwickeln sie im Mund neue Varianten; alles sehr obstig und vor allem extrem lecker.
Auffallend: Ohne Essen schmeckt der Wein nicht so gut. Das ist keiner von den Weinen, die man im Sommer mal locker aus dem Wasserglas trinken kann – der muss stilvoll zu einem leckeren Essen genossen werden. Preislich ist er ein wenig über dem Niveau von durchschnittlichen Supermarkt-Weinen, aber man wird nicht ohnmächtig, wenn man die Preise hört.
(Ach ja: Für die, dies genau haben wollen. Vire-Clessé zählt zum »Maconnais«, und Weinkenner wissen angeblich gleich, was damit gemeint ist ...)
25 Juni 2015
Im Buch des Bergbauern ...
Am 15. Januar 1988 erschien in der überregionalen Ausgabe der »Südwest Presse«, für die ich seit dem Frühling 1983 immer wieder geschrieben hatte, ein dreispaltiger Artikel von mir, der eine ellenlange und über zwei Zeilen laufende Überschrift hatte: »Im Buch des Bergbauern Lapp hat Schwarzwald-Idylle keinen Platz« hieß er.
Der Artikel wäre es wert, ausführlicher ausgebaut oder gar zu einer Geschichte verlängert zu werden; zu klar und eindeutig sind die Bilder in meiner Erinnerung. Aber an dieser Stelle sollte es genügen, ihn eins zu eins wiederzugeben.
***
Horst Lapp wohnt bei Wolfach im Langenbachtal, mitten im Schwarzwald. Von der Bundesstraße zweigt eine kleine Straße ins Tal ab: kurvenreich, eng, immer weiter den Berg hinauf, in beängstigenden Schleifen, die im Winter die Fahrt zu einem mittleren Abenteuer werden lasen. Das letzte Haus ist der Staighof: ein schönes großes Anwesen, herrlich gelegen, zwischen Wald und steilen Wiesen ringsum, fast am Ende der Welt.
Hier wohnt Horst Lapp, mittelbadischer Bergbauer und Buchautor, eine für manchen Besucher wohl schwer verdauliche Mischung aus Schlitzohr und zurückhaltendem Landmann. Die Fassade kann täuschen – wie sie auch bei seinem Buch täuscht. Der Titel »Heimat – deine Sünder« regt im ersten Moment vielleicht gerade die Freunde der »Schwarzwaldklinik« zur Lektüre an – und Horst Lapp, der sich auf dem Cover mit einer Ziege ablichten lässt, wirkt auch eher wie ein Werbemann für die unberührte Schwarzwald-Landschaft.
Im Buch selbst wird jedoch mit einigen Klischees von der »guten alten Zeit« aufgeräumt. Als Hirtenbub gehörte Lapp zur untersten Klasse der bäuerlichen Gesellschaft und bekam nach dem Krieg als kleiner Junge für knochenharte Arbeit nicht mehr als ein miefiges Bettlager, eine Mahlzeit und regelmäßig eine hinter die Ohren. In der Schule zum Depp gestempelt, vom Bauern zur Arbeit angetrieben – so wuchs Lapp auf.
Schlechte Kameraden schafften es, dass er auch prompt zwei Mal ins Gefängnis kam. Als Analphabet unterschrieb er Geständnisse, deren Inhalt er nicht erfasste. Erst als fast 18-jähriger lernte er lesen und schreiben – in Stuttgart, wo er nach der zweiten Haft eine Metzgerlehre begonnen hatte.
Horst Lapp, Jahrgang 1937, hat mit diesem Buch seine Jugendgeschichte geschrieben, direkt und kompromisslos, in einem Stil ohne geschliffene Sequenzen, statt dessen urwüchsig und natürlich. Da bleibt kein Rau für tiefsinniges Philosophieren, kein Platz für ausgefeilte Dialoge und Landschaftsbeschreibungen und schon gar keine für die Schilderung der heilen Bergwelt. Lapp erzählt im Buch so ehrlich, dass der Leser manches Mal den Kopf schütteln muss ob der abgrundtiefen Naivität.
Raum für die Schwarzwaldklinik und ähnlich unsägliche Epen bleibt hier natürlich auch nicht. Das war das Anliegen des Autors: Aufgrund »von dem dumme Zeugs, was man immer im Fernseh sieht« hatte Lapp sich vor allem vorgenommen, endlich einmal seine Ansicht zu schildern. »Wenn ma des über Jahrzehnte sieht, brennt es eim unterm Nagel, de Leut e wahre Gschichte zu erzähle«.
Er wolle den »richtigen Schwarzwald zeigen« und nicht »die unreale Klinik«. »Verlogene Geschichten mit Schwarzwaldliedern unter dem gemeinsamen Dach« gebe es genug, da sei nichts Wahres dran. »Abends wurden keine Lieder gesungen, da hat der Bauer die Arbeit für den nächsten Tag verteilt und gesagt, wehe, du schaffst das nicht, und dann ging's ins Bett.«
Der Autor ließ sein Buch im Eigenverlag erscheinen. Er träumt nämlich davon, den Stoff einmal zu verfilmen. Dann hätte er das gewünschte Gegengewicht zu der Serie »Schwarzwaldklinik«. Der Autor Frederic W. Nielsen aus Freiburg hatte das Manuskript vor Druck gelesen und gemeint, Lapp solle zur Buchmesse gehen. Lapp fuhr nach Frankfurt und sorgte dort für Aufsehen.
Jetzt bekommt er jeden Tag Anrufe, Zeitungen schreiben über ihn, der Bischof von Freiburg wollte ein signiertes Exemplar, Büchereien und Buchhandlungen bestellten es. Der plötzliche Ruhm hat ihn ganz schockiert: »Ich sag zu de Leut, die solle mich net verkenne, ich bin doch kei Schriftsteller, nur e armer Bergbauer«, beteuert der Autor.
Bisher wird er allerdings mit dem Ruhm »ganz gut fertig«, meint er. Wenn's gar zu schlimm wird, weiß er einen Ausweg. Ich bin froh, wenn ich pro Tag e Stund bei meine Schaf in de Berge bin.« Zur Leipziger Messe fährt er trotzdem, und eine Fortsetzung will er ebenfalls schreiben. »Nebenbei« bewirtschaftet der Bauer seinen Hof »mit Viechern und Fremden«, das heißt Feriengästen. (Das Buch gibt es für 28 Mark beim Buchhändler.)
Der Artikel wäre es wert, ausführlicher ausgebaut oder gar zu einer Geschichte verlängert zu werden; zu klar und eindeutig sind die Bilder in meiner Erinnerung. Aber an dieser Stelle sollte es genügen, ihn eins zu eins wiederzugeben.
***
Horst Lapp wohnt bei Wolfach im Langenbachtal, mitten im Schwarzwald. Von der Bundesstraße zweigt eine kleine Straße ins Tal ab: kurvenreich, eng, immer weiter den Berg hinauf, in beängstigenden Schleifen, die im Winter die Fahrt zu einem mittleren Abenteuer werden lasen. Das letzte Haus ist der Staighof: ein schönes großes Anwesen, herrlich gelegen, zwischen Wald und steilen Wiesen ringsum, fast am Ende der Welt.
Hier wohnt Horst Lapp, mittelbadischer Bergbauer und Buchautor, eine für manchen Besucher wohl schwer verdauliche Mischung aus Schlitzohr und zurückhaltendem Landmann. Die Fassade kann täuschen – wie sie auch bei seinem Buch täuscht. Der Titel »Heimat – deine Sünder« regt im ersten Moment vielleicht gerade die Freunde der »Schwarzwaldklinik« zur Lektüre an – und Horst Lapp, der sich auf dem Cover mit einer Ziege ablichten lässt, wirkt auch eher wie ein Werbemann für die unberührte Schwarzwald-Landschaft.
Im Buch selbst wird jedoch mit einigen Klischees von der »guten alten Zeit« aufgeräumt. Als Hirtenbub gehörte Lapp zur untersten Klasse der bäuerlichen Gesellschaft und bekam nach dem Krieg als kleiner Junge für knochenharte Arbeit nicht mehr als ein miefiges Bettlager, eine Mahlzeit und regelmäßig eine hinter die Ohren. In der Schule zum Depp gestempelt, vom Bauern zur Arbeit angetrieben – so wuchs Lapp auf.
Schlechte Kameraden schafften es, dass er auch prompt zwei Mal ins Gefängnis kam. Als Analphabet unterschrieb er Geständnisse, deren Inhalt er nicht erfasste. Erst als fast 18-jähriger lernte er lesen und schreiben – in Stuttgart, wo er nach der zweiten Haft eine Metzgerlehre begonnen hatte.
Horst Lapp, Jahrgang 1937, hat mit diesem Buch seine Jugendgeschichte geschrieben, direkt und kompromisslos, in einem Stil ohne geschliffene Sequenzen, statt dessen urwüchsig und natürlich. Da bleibt kein Rau für tiefsinniges Philosophieren, kein Platz für ausgefeilte Dialoge und Landschaftsbeschreibungen und schon gar keine für die Schilderung der heilen Bergwelt. Lapp erzählt im Buch so ehrlich, dass der Leser manches Mal den Kopf schütteln muss ob der abgrundtiefen Naivität.
Raum für die Schwarzwaldklinik und ähnlich unsägliche Epen bleibt hier natürlich auch nicht. Das war das Anliegen des Autors: Aufgrund »von dem dumme Zeugs, was man immer im Fernseh sieht« hatte Lapp sich vor allem vorgenommen, endlich einmal seine Ansicht zu schildern. »Wenn ma des über Jahrzehnte sieht, brennt es eim unterm Nagel, de Leut e wahre Gschichte zu erzähle«.
Er wolle den »richtigen Schwarzwald zeigen« und nicht »die unreale Klinik«. »Verlogene Geschichten mit Schwarzwaldliedern unter dem gemeinsamen Dach« gebe es genug, da sei nichts Wahres dran. »Abends wurden keine Lieder gesungen, da hat der Bauer die Arbeit für den nächsten Tag verteilt und gesagt, wehe, du schaffst das nicht, und dann ging's ins Bett.«
Der Autor ließ sein Buch im Eigenverlag erscheinen. Er träumt nämlich davon, den Stoff einmal zu verfilmen. Dann hätte er das gewünschte Gegengewicht zu der Serie »Schwarzwaldklinik«. Der Autor Frederic W. Nielsen aus Freiburg hatte das Manuskript vor Druck gelesen und gemeint, Lapp solle zur Buchmesse gehen. Lapp fuhr nach Frankfurt und sorgte dort für Aufsehen.
Jetzt bekommt er jeden Tag Anrufe, Zeitungen schreiben über ihn, der Bischof von Freiburg wollte ein signiertes Exemplar, Büchereien und Buchhandlungen bestellten es. Der plötzliche Ruhm hat ihn ganz schockiert: »Ich sag zu de Leut, die solle mich net verkenne, ich bin doch kei Schriftsteller, nur e armer Bergbauer«, beteuert der Autor.
Bisher wird er allerdings mit dem Ruhm »ganz gut fertig«, meint er. Wenn's gar zu schlimm wird, weiß er einen Ausweg. Ich bin froh, wenn ich pro Tag e Stund bei meine Schaf in de Berge bin.« Zur Leipziger Messe fährt er trotzdem, und eine Fortsetzung will er ebenfalls schreiben. »Nebenbei« bewirtschaftet der Bauer seinen Hof »mit Viechern und Fremden«, das heißt Feriengästen. (Das Buch gibt es für 28 Mark beim Buchhändler.)
Labels:
Erinnerungen,
Freudenstadt,
Veröffentlichungen
24 Juni 2015
Drei Nächte im Schloss
Wir nächtigten während unseres Aufenthalts in Burgund in einem Schloss. Kein Witz!, das war echt ein Schlosshotel – und es war nicht einmal so teuer. Okay, wir konnten uns im Chateau de Besseuil nicht eine der Suiten leisten, und wir hatten auch nur ein Zimmer in einem Seitenflügel, aber schick war es trotzdem.
Das Schloss lag inmitten seiner eigenen Weinberge, die Weine schmeckten übrigens auch sehr gut. Das Dorf Clessé, von dem ich bis zu meinem Aufenthalt dort nicht einmal den Namen gekannt hatte, erwies sich als übersichtlich kleines Kaff in den Bergen hinter Macon: viel Wein, schöne alte Häuser, einige Straßen und zwei, drei verschlafen wirkende Kneipen im Dorf.
Als Highlight erwies sich da in jeglicher Hinsicht das Schloss. Wir vergammelten einen kompletten Tag am Swimming-Pool. Planschte ich im Wasser, sah ich die Fassade des Schlosses oder den Weinberg – das hatte schon etwas.
Ich genoss die Ruhe an dieser Ecke von Frankreich; nur selten hörte ich ein Auto, das in der Ferne vorbeifuhr. So konnte ich endlich mal wieder ein dickleibiges Buch in aller Gemütsruhe durchschmökern.
Das Frühstück war für französische Verhältnisse echt gut, trotzdem waren wir nur einmal dort. Dafür ließen wir uns das umwerfende Abendessen zweimal schmecken, das sogar für Vegetarier eine Sonderportion bereithielt.
Dazu kamen herrliches Wetter, freundliches Personal und generell eine sehr gelassene Stimmung. Der blöde Spruch mit »Leben wie Gott in Frankreich« bekam an diesem Wochenende tatsächlich einen Sinn ...
Das Schloss lag inmitten seiner eigenen Weinberge, die Weine schmeckten übrigens auch sehr gut. Das Dorf Clessé, von dem ich bis zu meinem Aufenthalt dort nicht einmal den Namen gekannt hatte, erwies sich als übersichtlich kleines Kaff in den Bergen hinter Macon: viel Wein, schöne alte Häuser, einige Straßen und zwei, drei verschlafen wirkende Kneipen im Dorf.
Als Highlight erwies sich da in jeglicher Hinsicht das Schloss. Wir vergammelten einen kompletten Tag am Swimming-Pool. Planschte ich im Wasser, sah ich die Fassade des Schlosses oder den Weinberg – das hatte schon etwas.
Ich genoss die Ruhe an dieser Ecke von Frankreich; nur selten hörte ich ein Auto, das in der Ferne vorbeifuhr. So konnte ich endlich mal wieder ein dickleibiges Buch in aller Gemütsruhe durchschmökern.
Das Frühstück war für französische Verhältnisse echt gut, trotzdem waren wir nur einmal dort. Dafür ließen wir uns das umwerfende Abendessen zweimal schmecken, das sogar für Vegetarier eine Sonderportion bereithielt.
Dazu kamen herrliches Wetter, freundliches Personal und generell eine sehr gelassene Stimmung. Der blöde Spruch mit »Leben wie Gott in Frankreich« bekam an diesem Wochenende tatsächlich einen Sinn ...
23 Juni 2015
Das Kap von Blut und Sperma
Matthias Brandt ist einer jener deutschen Schauspieler, die ich als ruhig und gut zugleich betrachte. Er spielt den Kommissar im »Polizeiruf« ebenso klar und auf hohem Niveau wie einen schmierigen Politiker oder einen im Stress stehenden Familienvater. Dass der Mann auch als Sprecher für Hörbücher überzeugt, liegt eigentlich nahe. Seine Arbeit an »Blutiges Erwachen« hat mich prompt gepackt.
Bei dem Roman handelt es sich um einen Thriller, der in Kapstadt spielt, der Metropole im Süden von Südafrika. Es ist der zweite Roman, den Roger Smith veröffentlichte, und er stellt in einem rasanten, brutal erzählten Panorama dar, wie gesellschaftliche Probleme im ehemaligen Apartheid-System ausgetragen werden.
Ein weißer Waffenhändler schuldet ihm Geld – doch er wird offenbar bei einem Raubüberfall erschossen. Dass hinter dem Mord nicht die Diebe stecken, sondern die attraktive, blonde Ehefrau des Ermordeten, weiß zwar der Leser, das wissen aber nicht die anderen Personen, die in dem Roman und Hörbuch auftauchen.
Dann mischen sich örtliche Gangstergrößen, ein korrupter Polizist und einige andere eher fiese Gestalten ein. Was mit einem vergleichsweise harmlosen Überfall begonnen hat, entwickelt sich zu einem Alptraum für viele Beteiligten. Es kommt zu fiesen Morden, die Polizei ermittelt planlos, und nur Billy Afrika will weiterhin seinen korrekten Weg gehen.
Ich vermute, dass »Blutiges Erwachen« keine Lektüre ist, die man als »locker und einfach« bezeichnen würde. Die Geschichte ist blutig, sie wird rasant und mit schnellen Wendungen erzählt, sie steigert sich buchstäblich von Kapitel zu Kapitel.
Die Art und Weise, wie Matthias Brandt das alles vorliest, macht die Story allerdings noch knalliger. Sein Tonfall bleibt ruhig – wie man ihn als Schauspieler aus den bereits erwähnten Filmen kennt –, und in diesem gelassenen Ton erzählt er von grausigen Mordtaten, von Drogen, Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Das hat mich echt gepackt! Bei diesem Hörbuch bin ich mir echt sicher, dass ich es noch mal hören werde.
»Blutiges Erwachen« überzeugt garantiert auch als gedruckter Roman. Das Hörbuch hat mich umgehauen.
Bei dem Roman handelt es sich um einen Thriller, der in Kapstadt spielt, der Metropole im Süden von Südafrika. Es ist der zweite Roman, den Roger Smith veröffentlichte, und er stellt in einem rasanten, brutal erzählten Panorama dar, wie gesellschaftliche Probleme im ehemaligen Apartheid-System ausgetragen werden.
Die auf mehreren Erzählebenen ablaufende Handlung lässt sich nicht so einfach zusammenfassen; es gibt eine »weiße« und eine »schwarze« Handlungsebene, und so richtig nette Figuren gibt es praktisch keine. Der einzige Charakter, der mir sympathisch wurde, war Billy Afrika. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Polizisten und Irak-Söldner, der im Kapst
adt der Nullerjahre versucht, sein bisschen Korrektheit und Ehrlichkeit zu bewahren.Ein weißer Waffenhändler schuldet ihm Geld – doch er wird offenbar bei einem Raubüberfall erschossen. Dass hinter dem Mord nicht die Diebe stecken, sondern die attraktive, blonde Ehefrau des Ermordeten, weiß zwar der Leser, das wissen aber nicht die anderen Personen, die in dem Roman und Hörbuch auftauchen.
Dann mischen sich örtliche Gangstergrößen, ein korrupter Polizist und einige andere eher fiese Gestalten ein. Was mit einem vergleichsweise harmlosen Überfall begonnen hat, entwickelt sich zu einem Alptraum für viele Beteiligten. Es kommt zu fiesen Morden, die Polizei ermittelt planlos, und nur Billy Afrika will weiterhin seinen korrekten Weg gehen.
Ich vermute, dass »Blutiges Erwachen« keine Lektüre ist, die man als »locker und einfach« bezeichnen würde. Die Geschichte ist blutig, sie wird rasant und mit schnellen Wendungen erzählt, sie steigert sich buchstäblich von Kapitel zu Kapitel.
Die Art und Weise, wie Matthias Brandt das alles vorliest, macht die Story allerdings noch knalliger. Sein Tonfall bleibt ruhig – wie man ihn als Schauspieler aus den bereits erwähnten Filmen kennt –, und in diesem gelassenen Ton erzählt er von grausigen Mordtaten, von Drogen, Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Das hat mich echt gepackt! Bei diesem Hörbuch bin ich mir echt sicher, dass ich es noch mal hören werde.
»Blutiges Erwachen« überzeugt garantiert auch als gedruckter Roman. Das Hörbuch hat mich umgehauen.
Seltsamer 80er-Jahre-Rock aus Schweden
In den 80er-Jahren guckte ich mir die eine oder andere Band an, die seitdem weitestgehend aus meinem Gedächtnis verschwunden ist. Unter anderem war ich gelegentlich im Jugendzentrum der Kleinstadt Rottenburg am Neckar – und dort sah ich die Band Living In Texas.
Die Band stammte aus Schweden, die Jungs machten eine nette Art von Rock-Musik, und ich kaufte mir ihre Langspielplatte »The Devil's Tune«. Nach vielen Jahren lag sie jetzt erstmals wieder auf dem Plattenteller.
Erschienen ist das Ding im Jahr 1987. Leider gibt es im Internet praktisch keine Informationen über diese Band, nur ein grausiges Video aus dem Jahr 1989 – das kann man aber nur mit viel Mühe komplett anschauen, und ich habe die Band völlig anders in Erinnerung.
Die Platte selbst präsentiert ganz normale Rock-Musik, ohne Metal-Anleihen und dergleichen, dafür mit vielen Melodien und ohne gar zu peinliche Rock-Klischees. Manche Stücke wie das gelungene »Civilised World« schleppen und schunkeln gewissermaßen, mit einem grundlegenden Sound, der ein wenig an Offbeat erinnert.
Dieser Sound macht die Band eingängig und originell zugleich; das plunkert und schaukelt sich so ein. Das zeigt sich dann auch bei einer netten Coverversion von »Lust For Life«. Die Band greift den Grundrhythmus des Iggy-Pop-Klassikers auf, setzt massiv auf Schlagzeug und Gesang, packt dazu Bläsersätze – und fertig ist eine Version, die an das Original erinnert, dieses aber schön variiert.
Seien wir ehrlich: Die Band muss man nicht kennen. Aber die Platte bleibt im Schrank und kommt noch nicht auf den Flohmarkt.
Die Band stammte aus Schweden, die Jungs machten eine nette Art von Rock-Musik, und ich kaufte mir ihre Langspielplatte »The Devil's Tune«. Nach vielen Jahren lag sie jetzt erstmals wieder auf dem Plattenteller.
Erschienen ist das Ding im Jahr 1987. Leider gibt es im Internet praktisch keine Informationen über diese Band, nur ein grausiges Video aus dem Jahr 1989 – das kann man aber nur mit viel Mühe komplett anschauen, und ich habe die Band völlig anders in Erinnerung.
Die Platte selbst präsentiert ganz normale Rock-Musik, ohne Metal-Anleihen und dergleichen, dafür mit vielen Melodien und ohne gar zu peinliche Rock-Klischees. Manche Stücke wie das gelungene »Civilised World« schleppen und schunkeln gewissermaßen, mit einem grundlegenden Sound, der ein wenig an Offbeat erinnert.
Dieser Sound macht die Band eingängig und originell zugleich; das plunkert und schaukelt sich so ein. Das zeigt sich dann auch bei einer netten Coverversion von »Lust For Life«. Die Band greift den Grundrhythmus des Iggy-Pop-Klassikers auf, setzt massiv auf Schlagzeug und Gesang, packt dazu Bläsersätze – und fertig ist eine Version, die an das Original erinnert, dieses aber schön variiert.
Seien wir ehrlich: Die Band muss man nicht kennen. Aber die Platte bleibt im Schrank und kommt noch nicht auf den Flohmarkt.
22 Juni 2015
Bei den Schlosslichtspielen
Es interessierte mich eigentlich nicht sonderlich, und anfangs wollte ich lieber ins Kino – dann aber entschieden wir uns am Samstag abend, 20. Juni 2015, doch ganz anders, als wir das ursprünglich vorgehabt hatten. Wir bummelten in die Innenstadt, ließen uns in einer Pizzeria mit Essen und Trinken verwöhnen und steuerten dann langsam in Richtung Schloss.
Ich mag keine Menschenmengen, und eigentlich war mir das alles zu viel. Schon auf dem Zirkel waren zahlreiche Leute unterwegs. Dort hörten wir noch ein wenig Musik, zuerst Klassik, dann HipHop; das Show-Programm direkt vor dem Schloss war laut genug, dass man es als Zaungast sogar in den Nebenstraßen mitbekommen konnte.
Vor dem Schloss tummelten sich – gefühlt – an die hunderttausend Leute. Aber da bereits viele Leute am gehen waren, konnten wir uns gut nach vorne schieben. Nach einiger Zeit hatten wir einen schönen Stehplatz ergattert.
Das Feuerwerk hatten wir bereits verpasst, so aber bekamen wir noch ein wenig vom Gerede des tölpelhaft klingenden Moderators mit. Das interessierte mich nicht; ich wollte tatsächlich die Schlosslichtspiele sehen, die Aufführung des ZKM.
Das war dann auch tatsächlich beeindruckend. Bilder und Musik verbanden sich zu einer Darstellung, die sich echt anhören ließ. Die Fassade des Schlosses löste sich in Pixeln auf, die sich wieder zusammenfanden; es gab Bilder, die wirkten, als brenne alles. Piktogramme flimmerten über die Fassade, das Gebäude wurde rein optisch immer wieder verändert.
Eine schöne Sache – danach war ich doch froh, dass ich mir diesen ersten Höhepunkt des Stadtgeburtstages angeschaut habe. Als guter Bürger möchte ich zudem einen Teil meiner Steuergelder, die in diesem Sommer verblasen werden, in die eigene Optik ziehen ...
Ich mag keine Menschenmengen, und eigentlich war mir das alles zu viel. Schon auf dem Zirkel waren zahlreiche Leute unterwegs. Dort hörten wir noch ein wenig Musik, zuerst Klassik, dann HipHop; das Show-Programm direkt vor dem Schloss war laut genug, dass man es als Zaungast sogar in den Nebenstraßen mitbekommen konnte.
Vor dem Schloss tummelten sich – gefühlt – an die hunderttausend Leute. Aber da bereits viele Leute am gehen waren, konnten wir uns gut nach vorne schieben. Nach einiger Zeit hatten wir einen schönen Stehplatz ergattert.
Das Feuerwerk hatten wir bereits verpasst, so aber bekamen wir noch ein wenig vom Gerede des tölpelhaft klingenden Moderators mit. Das interessierte mich nicht; ich wollte tatsächlich die Schlosslichtspiele sehen, die Aufführung des ZKM.
Das war dann auch tatsächlich beeindruckend. Bilder und Musik verbanden sich zu einer Darstellung, die sich echt anhören ließ. Die Fassade des Schlosses löste sich in Pixeln auf, die sich wieder zusammenfanden; es gab Bilder, die wirkten, als brenne alles. Piktogramme flimmerten über die Fassade, das Gebäude wurde rein optisch immer wieder verändert.
Eine schöne Sache – danach war ich doch froh, dass ich mir diesen ersten Höhepunkt des Stadtgeburtstages angeschaut habe. Als guter Bürger möchte ich zudem einen Teil meiner Steuergelder, die in diesem Sommer verblasen werden, in die eigene Optik ziehen ...
20 Juni 2015
In Bourg-en-Bresse
In meiner Erinnerung wird Bourg-en-Bresse wohl immer grau sein, grau und regnerisch. Im Dezember 1987 hielten wir mit unserem Bus, den wir Wochen später im Niger verkaufen sollten, an einer Straße der französischen Stadt; es war ein grauer Morgen, und rings um uns herum waren alle Häuser grau. Wir gingen in ein Café voller schweigsamer Männer, die wohl auf dem Weg zur Arbeit waren, wo wir Kaffee tranken und ein Croissant frühstückten – dann fuhren wir weiter in Richtung Afrika.
Als ich im Juni 2015 in Bourg-en-Bresse war, schien die Sonne auf die kleine Stadt im Osten Frankreichs herunter. Es war nicht viel los in den kleinen Gassen und Straßen im Zentrum der Stadt; nur wenige Passanten waren an diesem Sonntagmorgen unterwegs, und die meisten Geschäfte hatten geschlossen.
An einem Café in der Nähe des Theaters saßen wir in der Sonne, tranken einen Espresso und nahmen ein winziges Frühstück zu uns, bevor wir weiterfuhren. Es war ein wenig lahm alles, weil so wenig los war und die Stadt wirkte, als stecke sie noch im Schlummer eines langen Wochenendes. Wahrscheinlich wird auch deshalb dieser Aufenthalt in meinem Gedächtnis nicht die Stunde im Dezember 1987 überdecken können ...
Als ich im Juni 2015 in Bourg-en-Bresse war, schien die Sonne auf die kleine Stadt im Osten Frankreichs herunter. Es war nicht viel los in den kleinen Gassen und Straßen im Zentrum der Stadt; nur wenige Passanten waren an diesem Sonntagmorgen unterwegs, und die meisten Geschäfte hatten geschlossen.
An einem Café in der Nähe des Theaters saßen wir in der Sonne, tranken einen Espresso und nahmen ein winziges Frühstück zu uns, bevor wir weiterfuhren. Es war ein wenig lahm alles, weil so wenig los war und die Stadt wirkte, als stecke sie noch im Schlummer eines langen Wochenendes. Wahrscheinlich wird auch deshalb dieser Aufenthalt in meinem Gedächtnis nicht die Stunde im Dezember 1987 überdecken können ...
19 Juni 2015
Nach vierzig Jahren Feierabend
Ich weiß nicht mehr, wann ich die erste Ausgabe des Fanzines »science fiction notizen« gelesen habe. Es muss um 1980 herum gewesen sein. In den Zeiten lange vor dem Internet waren gedruckte Nachrichten-Fanzines eine wichtige Informationsquelle, und das »sfn« zählte zu den kritischen und informativen Blättern.
Es war schon damals alt; die ersten Ausgaben waren 1975 erschienen. Kurt S. Denkena, der Macher des Fanzines, hat jetzt angekündigt, im September 2015 sein Heft einzustellen. Das finde ich okay – nach vierzig Jahren kann man auch aufhören, ohne sich einen Kopf zu machen.
Die Relevanz des Blattes war in den vergangenen Jahren nicht mehr hoch. Ich las es gern, wenngleich »Kuddel« die Serie, für die ich arbeite, immer schlecht fand und in Grund und Boden verriss – aber damit kam ich klar. Ich mochte seinen persönlichen und stets kritischen Blick auf die Dinge.
Zuletzt waren die »sfn« aber mehr ein Egozine und immer weniger ein Infomations-Fanzine. Kein Wunder, dass das »n« schon seit Jahren nicht mehr für »Nachrichten«, sondern für »notizen« stand. So ändern sich die Zeiten.
Ob ich das Heft vermissen werde, weiß ich nicht. Aber mit ihm stirbt in gewisser Weise eine Ära – damit wird eines der letzten echten Science-Fiction-Fanzines zu Grabe getragen, ein letztes Relikt aus den 70er-Jahren. Eigentlich schade!
Es war schon damals alt; die ersten Ausgaben waren 1975 erschienen. Kurt S. Denkena, der Macher des Fanzines, hat jetzt angekündigt, im September 2015 sein Heft einzustellen. Das finde ich okay – nach vierzig Jahren kann man auch aufhören, ohne sich einen Kopf zu machen.
Die Relevanz des Blattes war in den vergangenen Jahren nicht mehr hoch. Ich las es gern, wenngleich »Kuddel« die Serie, für die ich arbeite, immer schlecht fand und in Grund und Boden verriss – aber damit kam ich klar. Ich mochte seinen persönlichen und stets kritischen Blick auf die Dinge.
Zuletzt waren die »sfn« aber mehr ein Egozine und immer weniger ein Infomations-Fanzine. Kein Wunder, dass das »n« schon seit Jahren nicht mehr für »Nachrichten«, sondern für »notizen« stand. So ändern sich die Zeiten.
Ob ich das Heft vermissen werde, weiß ich nicht. Aber mit ihm stirbt in gewisser Weise eine Ära – damit wird eines der letzten echten Science-Fiction-Fanzines zu Grabe getragen, ein letztes Relikt aus den 70er-Jahren. Eigentlich schade!
18 Juni 2015
Pavillon des Schreckens
Karlsruhe ist im Festfieber: In diesen Tagen feiert die Stadt ihren 300. Geburtstag. Dafür gibt man dann auch ordentlich Geld aus. Insgesamt sollen die Feierlichkeiten rund 15 Millionen Euro kosten.
Irgendwie leuchtet das ein: Beim hundertsten Geburtstag – also im Jahr 1815 – hatten die Bürger der Stadt mehr mit dem Krieg gegen Frankreich zu tun. Und beim zweihundertsten Geburtstag – also im Jahr 1915 – hatten die Bürger der Stadt ebenfalls Krieg mit Frankreich und dem Rest der Welt.
Da trifft es sich ja gut, dass im Sommer 2015 endlich mal Frieden herrscht. Aber irgendwie scheinen einige Menschen eine kriegerische Atmosphäre zu vermissen. Wie sonst sind manche Geschmacklosigkeiten zu erklären?
Den Schlossgarten schmückt seit einigen Wochen ein riesiges Bauwerk, der sogenannte Pavillon. Soweit bekannt ist, kostete das Ding rund 1,2 Millionen Euro; es wurde von einem preisgekrönten Architekten geschaffen und wird nach all den Festivitäten abgerissen.
Wann immer ich durch den Park radle, bin ich entsetzt von dem potthässlichen Anblick. Wo normalerweise Frisbee gespielt, geknutscht, gegammelt oder gelesen wird, ragt jetzt die Fassade des Pavillons auf und verdeckt aus mancher Perspektive die Sicht auf das Schloss.
Seit Beginn der Woche werden überall in der Stadt riesige Scheinwerfer-Batterien aufgestellt. Sie stochern wie Flakscheinwerfer in den nächtlichen Himmel, grelle Bahnen treffen sich irgendwo über meiner Wohnung.
Das Ganze hat etwas Gigantomanisches. Die Stadt feiert, und das lässt sie sich einiges kosten. Das muss wohl so sein. Und im folgenden Jahr müssen »wir« dann sparen; ich sehe die entsprechenden Appelle schon vor mir ...
Irgendwie leuchtet das ein: Beim hundertsten Geburtstag – also im Jahr 1815 – hatten die Bürger der Stadt mehr mit dem Krieg gegen Frankreich zu tun. Und beim zweihundertsten Geburtstag – also im Jahr 1915 – hatten die Bürger der Stadt ebenfalls Krieg mit Frankreich und dem Rest der Welt.
Da trifft es sich ja gut, dass im Sommer 2015 endlich mal Frieden herrscht. Aber irgendwie scheinen einige Menschen eine kriegerische Atmosphäre zu vermissen. Wie sonst sind manche Geschmacklosigkeiten zu erklären?
Den Schlossgarten schmückt seit einigen Wochen ein riesiges Bauwerk, der sogenannte Pavillon. Soweit bekannt ist, kostete das Ding rund 1,2 Millionen Euro; es wurde von einem preisgekrönten Architekten geschaffen und wird nach all den Festivitäten abgerissen.
Wann immer ich durch den Park radle, bin ich entsetzt von dem potthässlichen Anblick. Wo normalerweise Frisbee gespielt, geknutscht, gegammelt oder gelesen wird, ragt jetzt die Fassade des Pavillons auf und verdeckt aus mancher Perspektive die Sicht auf das Schloss.
Seit Beginn der Woche werden überall in der Stadt riesige Scheinwerfer-Batterien aufgestellt. Sie stochern wie Flakscheinwerfer in den nächtlichen Himmel, grelle Bahnen treffen sich irgendwo über meiner Wohnung.
Das Ganze hat etwas Gigantomanisches. Die Stadt feiert, und das lässt sie sich einiges kosten. Das muss wohl so sein. Und im folgenden Jahr müssen »wir« dann sparen; ich sehe die entsprechenden Appelle schon vor mir ...
17 Juni 2015
Ein Häuflein Widerstand
Der Mann sprach mich in der Zähringerstraße an; er hatte dunkle Hautfarbe, und sein Englisch war nicht unbedingt besser als meines. Ob ich denn Englisch könne. Ich sagte, es ginge so, und dann unterhielten wir uns.
Er wies auf die Reihen der Polizisten, die sich am Kronenplatz und in der Zähringerstraße aufgebaut hatten, die Absperrgitter, die uns von den paar Dutzend Pegidioten trennten, und die Antifa-Leute, die überall unterwegs waren. »Können Sie mir erklären, was hier eigentlich los ist?«
Zwei Männer, deren Englisch jeweils vom Heimatland (meins: Schwaben, seins: eher aus Südostasien) geprägt sind, unterhalten sich über ein komplexes politisches Thema. Ich sehe schon, wie das in einem satirischen Film über die Multikulti-Gesellschaft ausgeschlachtet wird ...
»Also ...« Ich versuchte es wirklich. »Die da auf der anderen Seite, das sind die von der Pegida. P heißt Patrioten, E heißt Europäer, G heißt Gegen, I ist die Islamisierung ...« Ich stockte. »Die heißen jetzt auch nicht mehr Pegida, die nennen sich jetzt Widerstand.«
Ich stockte erneut. Die Verwirrungen der Karlsruher Rechtsaußen-Politik wollte ich nicht einmal selbst verstehe. Wie sollte ich das einem Nichtdeutschen klarmachen?
»Wir sagen, das sind die Nazis, weil sie gegen Ausländer hetzen«, sprudelte es aus mir heraus. »Die sagen, sie seien keine Nazis, sie seien nur gegen den Islam. Das ist mir egal, weil ... Wir sind gegen die Nazis. Und die Polizei schützt die Nazis.«
Die einfache Logik, auf die ich mich irgendwann einigte, war am leichtesten zu vermitteln. Der Mann bedankte sich nach meinem Gestammel und zog weiter; ich stieg auf mein Fahrrad und fuhr heim.
Das Gespräch war am Dienstag abend, 16. Juni 2015, tatsächlich das, was mir vom Pegida- oder Widerstand-Aufmarksch in der Innenstadt von Karlsruhe im Gedächtnis blieb. Die Polizei sprach von 60 Nazis, ich schätzte es auf drei, vier Dutzend – es war ein kleiner Haufen. Anscheinend tut denen die politische Spaltung nicht sonderlich gut.
Aber auch die Gegendemonstranten waren nicht viel. Wenn ich alles zusammenzählte, was an den verschiedenen Ecken stand und pfiff und trillerte, so waren das vielleicht 300 oder 400 Personen. Und die Stimmung war eher verhalten – die Pegidioten bekamen wir dank der Abriegelung der Polizei kaum zu Gesicht.
Nur die Polizei war sehr engagiert. Ein eifriger Bereitschaftspolizist, bis an die Zähne bewaffnet, hielt mich an, als ich durch die Kaiserstraße radelte. »Das hier ist eine Fußgängerzone«, sagte er freundlich. »Hier müssen Sie Ihr Rad schieben.«
Das tat ich dann brav. Ich nehme an, ich stehe seitdem als einziger Problemfall an diesem Dienstag abend im Polizeibereicht ...
Er wies auf die Reihen der Polizisten, die sich am Kronenplatz und in der Zähringerstraße aufgebaut hatten, die Absperrgitter, die uns von den paar Dutzend Pegidioten trennten, und die Antifa-Leute, die überall unterwegs waren. »Können Sie mir erklären, was hier eigentlich los ist?«
Zwei Männer, deren Englisch jeweils vom Heimatland (meins: Schwaben, seins: eher aus Südostasien) geprägt sind, unterhalten sich über ein komplexes politisches Thema. Ich sehe schon, wie das in einem satirischen Film über die Multikulti-Gesellschaft ausgeschlachtet wird ...
»Also ...« Ich versuchte es wirklich. »Die da auf der anderen Seite, das sind die von der Pegida. P heißt Patrioten, E heißt Europäer, G heißt Gegen, I ist die Islamisierung ...« Ich stockte. »Die heißen jetzt auch nicht mehr Pegida, die nennen sich jetzt Widerstand.«
Ich stockte erneut. Die Verwirrungen der Karlsruher Rechtsaußen-Politik wollte ich nicht einmal selbst verstehe. Wie sollte ich das einem Nichtdeutschen klarmachen?
»Wir sagen, das sind die Nazis, weil sie gegen Ausländer hetzen«, sprudelte es aus mir heraus. »Die sagen, sie seien keine Nazis, sie seien nur gegen den Islam. Das ist mir egal, weil ... Wir sind gegen die Nazis. Und die Polizei schützt die Nazis.«
Die einfache Logik, auf die ich mich irgendwann einigte, war am leichtesten zu vermitteln. Der Mann bedankte sich nach meinem Gestammel und zog weiter; ich stieg auf mein Fahrrad und fuhr heim.
Das Gespräch war am Dienstag abend, 16. Juni 2015, tatsächlich das, was mir vom Pegida- oder Widerstand-Aufmarksch in der Innenstadt von Karlsruhe im Gedächtnis blieb. Die Polizei sprach von 60 Nazis, ich schätzte es auf drei, vier Dutzend – es war ein kleiner Haufen. Anscheinend tut denen die politische Spaltung nicht sonderlich gut.
Aber auch die Gegendemonstranten waren nicht viel. Wenn ich alles zusammenzählte, was an den verschiedenen Ecken stand und pfiff und trillerte, so waren das vielleicht 300 oder 400 Personen. Und die Stimmung war eher verhalten – die Pegidioten bekamen wir dank der Abriegelung der Polizei kaum zu Gesicht.
Nur die Polizei war sehr engagiert. Ein eifriger Bereitschaftspolizist, bis an die Zähne bewaffnet, hielt mich an, als ich durch die Kaiserstraße radelte. »Das hier ist eine Fußgängerzone«, sagte er freundlich. »Hier müssen Sie Ihr Rad schieben.«
Das tat ich dann brav. Ich nehme an, ich stehe seitdem als einziger Problemfall an diesem Dienstag abend im Polizeibereicht ...
Umkleidekabinen
Auf die Gefahr hin, dass der eine oder andere das jetzt nicht lustig finden wird: Ich fand die aktuelle Werbung der Brauerei Carlsberg sehr witzig. Denn selbst kann ich mich gut genug an ähnliche Situationen erinnern. Da steht man halt als Mann vor der Umkleidekabine herum und hat nicht viel zu tun. Ich habe meist etwas zum Lesen dabei, damit überstehe ich alles – aber die geschilderte Alternative im entsprechenden Filmchen hat viel für sich.
»If Calsberg dit Fitting Rooms« stammt von der Agentur Leo Burnett. So macht Werbung auch mir Spaß. Und hier ist der direkte Link: https://www.youtube.com/watch?v=tsm1bD-6H3U
»If Calsberg dit Fitting Rooms« stammt von der Agentur Leo Burnett. So macht Werbung auch mir Spaß. Und hier ist der direkte Link: https://www.youtube.com/watch?v=tsm1bD-6H3U
16 Juni 2015
Wie ein Projekt veröffentlicht wurde ... Teil zwei
Im Verlag In Farbe Und Bunt ist vor einigen Wochen mein kurzer Fantasy-Roman »Sardev – Der Schatten des Friedens« erschienen: als E-Book sowie als Hörbuch. Wie entwickelte sich die ganze Geschichte? Nachdem ich unlängst in diesem Blog über die 80er-Jahre gschrieben habe, geht es jetzt weiter mit der »Neuzeit«.
Ich wechselte Arbeitsstellen und Wohnorte, aber die Sardev-Geschichte ließ mich nicht los. 1991 nahm ich mir »Der Vorhang senkt sich« noch einmal vor. Ich tippte sie mit dem Computer ab, zu jener Zeit war daas mein recht betagter Atari, bearbeitete und verlängerte sie dabei gründlich. Die ursprüngliche Konzeption blieb, auch die Charaktere, und ihr Verhalten änderte ich nicht – aber es wurde eine »echte« Novelle.
Im November 1991 brachte ich das Werk im Eigenverlag heraus. Das heißt: Mein alter Kumpel Günther Freunek brachte meinen Text in ein anständiges Layout, mein ebenso alter Kumpel Frans Stummer steuerte zahlreiche Bilder bei – und dann wurde das Büchlein gedruckt. Eigenverlag ist nicht ganz korrekt, denn fast die Hälfte der Auflage nahm mir der ATLAN-Club Deutschland ab, betitelte das Werk als »Extravenös 7« und stellte es seinen Mitgliedern kostenlos zur Verfügung.
Es erschienen einige Kritiken, die teils positiv, teils negativ ausfielen – und das war's. In den folgenden Jahren kümmerte ich mich dann vor allem um das PERRY RHODAN-Universum und hatte wenig Zeit, mich um meinen Sardev zu kümmern. Doch vergessen wurde er nie; ich tippte immer wieder Notizen für neue Geschichten nieder.
Als im Herbst 2008 der Heyne-Verlag seinen Wettbewerb »Magische Bestseller« startete, spielte ich mit dem Gedanken, dazu einen Sardev-Roman einzureichen. Dann kamen – wie immer völlig unverhofft – nacheinander die Frankfurter Buchmesse, mein Geburtstag und Weihnachten, das Jahr ging zu Ende, und ich war ohnehin plötzlich in der Jury für diesen Wettbewerb.
Da kam mir das Angebot des Basilisk Verlages sehr recht, diesen Kurzroman ein weiteres Mal zu publizieren. Und so nahm ich mir den Sardev erneut vor, ergänzte einiges, schrieb vieles neu und redigierte fleißig (in der Hoffnung, nicht schwache Formulierungen von früher durch schwache Formulierungen von heute ausgeglichen zu haben).
Dabei wurde der Kurzroman wieder ein wenig länger. Korrekterweise änderte ich nun auch den Titel, weshalb er jetzt »Schatten des Friedens« heißt. (Fortsetzung folgt ...)
Ich wechselte Arbeitsstellen und Wohnorte, aber die Sardev-Geschichte ließ mich nicht los. 1991 nahm ich mir »Der Vorhang senkt sich« noch einmal vor. Ich tippte sie mit dem Computer ab, zu jener Zeit war daas mein recht betagter Atari, bearbeitete und verlängerte sie dabei gründlich. Die ursprüngliche Konzeption blieb, auch die Charaktere, und ihr Verhalten änderte ich nicht – aber es wurde eine »echte« Novelle.
Im November 1991 brachte ich das Werk im Eigenverlag heraus. Das heißt: Mein alter Kumpel Günther Freunek brachte meinen Text in ein anständiges Layout, mein ebenso alter Kumpel Frans Stummer steuerte zahlreiche Bilder bei – und dann wurde das Büchlein gedruckt. Eigenverlag ist nicht ganz korrekt, denn fast die Hälfte der Auflage nahm mir der ATLAN-Club Deutschland ab, betitelte das Werk als »Extravenös 7« und stellte es seinen Mitgliedern kostenlos zur Verfügung.
Es erschienen einige Kritiken, die teils positiv, teils negativ ausfielen – und das war's. In den folgenden Jahren kümmerte ich mich dann vor allem um das PERRY RHODAN-Universum und hatte wenig Zeit, mich um meinen Sardev zu kümmern. Doch vergessen wurde er nie; ich tippte immer wieder Notizen für neue Geschichten nieder.
Als im Herbst 2008 der Heyne-Verlag seinen Wettbewerb »Magische Bestseller« startete, spielte ich mit dem Gedanken, dazu einen Sardev-Roman einzureichen. Dann kamen – wie immer völlig unverhofft – nacheinander die Frankfurter Buchmesse, mein Geburtstag und Weihnachten, das Jahr ging zu Ende, und ich war ohnehin plötzlich in der Jury für diesen Wettbewerb.
Da kam mir das Angebot des Basilisk Verlages sehr recht, diesen Kurzroman ein weiteres Mal zu publizieren. Und so nahm ich mir den Sardev erneut vor, ergänzte einiges, schrieb vieles neu und redigierte fleißig (in der Hoffnung, nicht schwache Formulierungen von früher durch schwache Formulierungen von heute ausgeglichen zu haben).
Dabei wurde der Kurzroman wieder ein wenig länger. Korrekterweise änderte ich nun auch den Titel, weshalb er jetzt »Schatten des Friedens« heißt. (Fortsetzung folgt ...)
15 Juni 2015
Beim Lidellplatzfest
Weil ich am Samstag noch ein wenig Bewegung brauchte, setzte ich mich auf mein Rad und strampelte bei strahlend schönem Sonnenschein immerhin bis in die »östliche Innenstadt«. Dort steuerte ich den Lidellplatz an, wo an diesem Tag das Lidellplatzfest lief, holte mir ein Bier und setzte mich an den Informationsstand des Querfunk. (Das ist das freie Radio, in dem ich seit zwanzig Jahren meine Punkrocksendung mache.)
Mein sportlicher Ehrgeiz war also eher gering, mein biertrinkender Ehrgeiz glücklicherweise auch. So saß ich auf einem unbequemen Plastikstuhl, laberte mit Bekannten über andere Bekannte und lauschte der Schlager-Musik, die der Querfunk-Musikmensch ins Publikum auf dem Lidellplatz bollerte.
Die Sonne schien, die Hitze stieg, der Duft von Bratenfett vom »Ali Baba«-Grill drang in meine Nase, und überall saßen Leute. Ich genoss die gemütliche Stimmung.
Bis das Programm einsetzte. Die Person, die auf die Bühne kam – der Brunnen mitten auf dem Platz – nannte sich Gloria Diamond oder so, und sie zauberte eine Transvestiten-Show auf den Platz. Sagen wir's so: Ich hätte mich in den Schuhen, in dem Kleid und mit der Federboa keine zehn Zentimeter bewegen können, ohne sofort in den Brunnen zu fallen.
Aber die Musik ... stumpfer Disco-Techno-Schlager-Stampf ... Dazu wurde gesungen. Es waren irgendwelche deutschen Texte, die ich aber nicht verstand. Ich wünschte mir bereits nach fünf Minuten Cindy & Bert oder Costa Cordalis zurück, was vorher am Querfunk-Stand gelaufen war. Und ich bereute, dass ich mich nicht öffentlich betrinken wollte ...
Mein sportlicher Ehrgeiz war also eher gering, mein biertrinkender Ehrgeiz glücklicherweise auch. So saß ich auf einem unbequemen Plastikstuhl, laberte mit Bekannten über andere Bekannte und lauschte der Schlager-Musik, die der Querfunk-Musikmensch ins Publikum auf dem Lidellplatz bollerte.
Die Sonne schien, die Hitze stieg, der Duft von Bratenfett vom »Ali Baba«-Grill drang in meine Nase, und überall saßen Leute. Ich genoss die gemütliche Stimmung.
Bis das Programm einsetzte. Die Person, die auf die Bühne kam – der Brunnen mitten auf dem Platz – nannte sich Gloria Diamond oder so, und sie zauberte eine Transvestiten-Show auf den Platz. Sagen wir's so: Ich hätte mich in den Schuhen, in dem Kleid und mit der Federboa keine zehn Zentimeter bewegen können, ohne sofort in den Brunnen zu fallen.
Aber die Musik ... stumpfer Disco-Techno-Schlager-Stampf ... Dazu wurde gesungen. Es waren irgendwelche deutschen Texte, die ich aber nicht verstand. Ich wünschte mir bereits nach fünf Minuten Cindy & Bert oder Costa Cordalis zurück, was vorher am Querfunk-Stand gelaufen war. Und ich bereute, dass ich mich nicht öffentlich betrinken wollte ...
13 Juni 2015
Hammergute Pascow
Vom ersten Ton an herrschte tosende Stimmung in der »Alten Hackerei« in Karlsruhe. Am Freitag, 12. Juni 2015, spielten Pascow aus dem Saarland in der Punkrock-Bar, und der Laden war an diesem Abend ausverkauft. Das merkte ich schnell: Weil ich recht spät gekommen war, stand ich ganz hinten.
Langsam kämpfte ich mich nach vorne. Das ging leichter als erwartet: Weil vorne so eine schweißtreibende Hitze herrschte, wühlten sich ständig Leute nach hinten durch. Dadurch wurden Plätze frei, und ich so langsam gut vor bis zum Bühnenrand, wo ich meine Brille sorgsam verstauen konnte.
Die Band spielte ein druckvolles, ein rasantes Konzert. Für mich ist das Deutschpunk, wenngleich es nicht unbedingt so klingt, wie man Deutschpunk in den vergangenen dreißig Jahren definiert hat: rasende Gitarren, druckvolles Schlagzeug, ein wütend klingender Sänger, der die schlauen Texte der Band mit Energie ins Publikum pfeffert.
Das Publikum erwies sich als textsicher; rings um mich wurde eifrig mitgesungen. Bei mir reichte es wie immer nur, die Refrains mitzubrüllen. Und ich merkte, dass es wirklich sehr heiß war. Mir lief der Schweiß in Strömen herunter, obwohl ich praktisch nur am Bühnenrand stand und mich auf dem Platz hin und her bewegte.
Kurz entschlossen schwang ich dann auch ein wenig das Tanzbein und hüpfte die nächsten Viertelstunden durch den Pogo. Es war großartig!, beim Pogen fand ich die Band noch toller, ließ mich noch stärker von den Stücken mitreißen.
Als Pascow fertig waren, war ich triefend nass. Einige Freunde quittierten das mit entsprechendem Geläster, von wegen »nassester Mann des Abends«. Ich zog mich um, fühlte mich einem trockenen T-Shirt deutlich besser und stand noch längere Zeit vor der Tür herum.
Den Rest der Nacht – buchstäblich – verbrachte ich im »fünf« in der Nordstadt. Dort hatten die Happy Gangstas eine Art Polka-Balkan-Jazz gespielt, danach gab es Musik vom Plattenteller und viel zu trinken. Als ich gegen vier Uhr morgens ins Bett purzelte, hatte ich auf jeden Fall ausreichend Bettschwere.
Langsam kämpfte ich mich nach vorne. Das ging leichter als erwartet: Weil vorne so eine schweißtreibende Hitze herrschte, wühlten sich ständig Leute nach hinten durch. Dadurch wurden Plätze frei, und ich so langsam gut vor bis zum Bühnenrand, wo ich meine Brille sorgsam verstauen konnte.
Die Band spielte ein druckvolles, ein rasantes Konzert. Für mich ist das Deutschpunk, wenngleich es nicht unbedingt so klingt, wie man Deutschpunk in den vergangenen dreißig Jahren definiert hat: rasende Gitarren, druckvolles Schlagzeug, ein wütend klingender Sänger, der die schlauen Texte der Band mit Energie ins Publikum pfeffert.
Das Publikum erwies sich als textsicher; rings um mich wurde eifrig mitgesungen. Bei mir reichte es wie immer nur, die Refrains mitzubrüllen. Und ich merkte, dass es wirklich sehr heiß war. Mir lief der Schweiß in Strömen herunter, obwohl ich praktisch nur am Bühnenrand stand und mich auf dem Platz hin und her bewegte.
Kurz entschlossen schwang ich dann auch ein wenig das Tanzbein und hüpfte die nächsten Viertelstunden durch den Pogo. Es war großartig!, beim Pogen fand ich die Band noch toller, ließ mich noch stärker von den Stücken mitreißen.
Als Pascow fertig waren, war ich triefend nass. Einige Freunde quittierten das mit entsprechendem Geläster, von wegen »nassester Mann des Abends«. Ich zog mich um, fühlte mich einem trockenen T-Shirt deutlich besser und stand noch längere Zeit vor der Tür herum.
Den Rest der Nacht – buchstäblich – verbrachte ich im »fünf« in der Nordstadt. Dort hatten die Happy Gangstas eine Art Polka-Balkan-Jazz gespielt, danach gab es Musik vom Plattenteller und viel zu trinken. Als ich gegen vier Uhr morgens ins Bett purzelte, hatte ich auf jeden Fall ausreichend Bettschwere.
12 Juni 2015
Dijon ist toll
Leider verbrachten wir bei unserer Reise nach Burgund viel zu wenig Zeit in Dijon. Die Hauptstadt der Region Burgund, mit 150.000 Einwohnern recht groß, hatte ich zuvor noch nie besucht; ich war in all den Jahren in Frankreich stets nur daran vorbei gefahren. Doch nach diesem Besuch war ich so begeistert, dass ich sicher bin, in dieser Stadt mal mindestens ein Wochenende zu verbringen.
Das liegt sicher an den schönen alten Gebäuden, die vor allem die Innenstadt prägen. Viele von ihnen sind beeindruckend alt; ihre Fassaden künden von einer langen Geschichte, und es sieht so aus, als ob die Kriege der vergangenen Jahrhunderte die Stadt weitestgehend verschont hätten.
Es gibt nette Cafés und interessante Restaurants, die Markthalle lädt zum Bummeln ein, und natürlich werden einem an allen Ecken der leckere Dijon-Senf und die tollen Burgunder-Weine angeboten. Zum Schlemmen und Trinken bietet sich die Stadt an, das habe ich schon bemerkt.
Die Atmosphäre in den Straßen und Gassen empfand ich als locker und unangestrengt. Okay, ich war im Urlaubsmodus, da nimmt man die Welt sowieso anders wahr als andere Menschen – aber auch die vielen Passanten in der Innenstadt machten einen eher fröhlichen und weniger griesgrämigen Eindruck.
Was auf jeden Fall für Dijon spricht: Je nach dem, wie man fährt, habe ich von Karlsruhe bis dahin gerade mal 400 Kilometer zurückzulegen. Zum Vergleich: Nach Hamburg sind es über 600 Kilometer. Und mit dem Maloka-Vertrieb gibt's sogar eine Punkrock-Anlaufstelle für mich ... Na also!
Das liegt sicher an den schönen alten Gebäuden, die vor allem die Innenstadt prägen. Viele von ihnen sind beeindruckend alt; ihre Fassaden künden von einer langen Geschichte, und es sieht so aus, als ob die Kriege der vergangenen Jahrhunderte die Stadt weitestgehend verschont hätten.
Es gibt nette Cafés und interessante Restaurants, die Markthalle lädt zum Bummeln ein, und natürlich werden einem an allen Ecken der leckere Dijon-Senf und die tollen Burgunder-Weine angeboten. Zum Schlemmen und Trinken bietet sich die Stadt an, das habe ich schon bemerkt.
Die Atmosphäre in den Straßen und Gassen empfand ich als locker und unangestrengt. Okay, ich war im Urlaubsmodus, da nimmt man die Welt sowieso anders wahr als andere Menschen – aber auch die vielen Passanten in der Innenstadt machten einen eher fröhlichen und weniger griesgrämigen Eindruck.
Was auf jeden Fall für Dijon spricht: Je nach dem, wie man fährt, habe ich von Karlsruhe bis dahin gerade mal 400 Kilometer zurückzulegen. Zum Vergleich: Nach Hamburg sind es über 600 Kilometer. Und mit dem Maloka-Vertrieb gibt's sogar eine Punkrock-Anlaufstelle für mich ... Na also!
11 Juni 2015
In Erinnerung an Wolfgang Jeschke
Irgendwann beugte er sich zu mir herüber, streckte mir die Hand entgegen und sagte: »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns duzen.« Das war während eines Seminars für Autorinnen und Autoren an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel, an dem wir beide teilnahmen, irgendwann Mitte der 90er-Jahre. Wolfgang Jeschke war der hochgeachtete Herausgeber der Science-Fiction-Reihe im Heyne-Verlag, ich war der junge PERRY RHODAN-Redakteur.
Das ist jetzt bald zwanzig Jahre her. Und gestern ist Wolfgang Jeschke im Alter von 78 Jahren gestorben. Zuletzt hatten wir im vergangenen Jahr miteinander einen kurzen Kontakt per Mail und per Brief, gesehen hatten wir uns seit einigen Jahren nicht mehr.
Wenn jemand meinen Science-Fiction-Geschmack entscheidend beeinflusst hat, war es Wolfgang Jeschke. Innerhalb seiner Reihe kamen die prägenden Meisterwerke von Schriftstellern wie John Brunner oder C.J. Cherryh, im Fantasy-Bereich von Katherine Kurtz und Tanith Lee; er veröffentlichte darüber hinaus zahlreiche Anthologien.
In einer davon durfte ich als Autor sogar publizieren. In der Sammlung »Das digitale Dachau« ist eine Kurzgeschichte von mir enthalten; neben mir wurden Geschichten von Autoren wie C. J. Cherryh, Kate Wilhelm, Ian Watson oder George R. R. Martin abgedruckt. Ich war in diesem Jahr 1986 reichlich stolz darauf.
Jeschke war als Autor ebenfalls von einer Qualität, die man im deutschsprachigen Raum nicht oft fand. Sein Roman »Der letzte Tag der Schöpfung« ist eine originelle Zeitreisegeschichte, die mir seit über dreißig Jahren gut im Gedächtnis geblieben ist, dazu kamen weitere Romane sowie zahlreiche Kurzgeschichten und Aufsätze.
Wolfgang Jeschke war ein Streiter für die anspruchsvolle Science Fiction; er wollte sich nicht damit abfinden, dass das Genre in einem Ghetto vor sich hin vegetieren sollte. In seinen Kritiken war er oft direkt; man konnte sich auch öffentlich mit ihm streiten. Ließ man sich aber auf ihn als Menschen ein, erwies er sich als warmherziger Charakter, der viel Humor zeigte, der großzügig und freundlich war.
Er wird der Science-Fiction-Szene sehr fehlen. Meine Gedanken sind jetzt aber bei seiner Familie, der er noch mehr fehlen wird.
Das ist jetzt bald zwanzig Jahre her. Und gestern ist Wolfgang Jeschke im Alter von 78 Jahren gestorben. Zuletzt hatten wir im vergangenen Jahr miteinander einen kurzen Kontakt per Mail und per Brief, gesehen hatten wir uns seit einigen Jahren nicht mehr.
Wenn jemand meinen Science-Fiction-Geschmack entscheidend beeinflusst hat, war es Wolfgang Jeschke. Innerhalb seiner Reihe kamen die prägenden Meisterwerke von Schriftstellern wie John Brunner oder C.J. Cherryh, im Fantasy-Bereich von Katherine Kurtz und Tanith Lee; er veröffentlichte darüber hinaus zahlreiche Anthologien.
In einer davon durfte ich als Autor sogar publizieren. In der Sammlung »Das digitale Dachau« ist eine Kurzgeschichte von mir enthalten; neben mir wurden Geschichten von Autoren wie C. J. Cherryh, Kate Wilhelm, Ian Watson oder George R. R. Martin abgedruckt. Ich war in diesem Jahr 1986 reichlich stolz darauf.
Jeschke war als Autor ebenfalls von einer Qualität, die man im deutschsprachigen Raum nicht oft fand. Sein Roman »Der letzte Tag der Schöpfung« ist eine originelle Zeitreisegeschichte, die mir seit über dreißig Jahren gut im Gedächtnis geblieben ist, dazu kamen weitere Romane sowie zahlreiche Kurzgeschichten und Aufsätze.
Wolfgang Jeschke war ein Streiter für die anspruchsvolle Science Fiction; er wollte sich nicht damit abfinden, dass das Genre in einem Ghetto vor sich hin vegetieren sollte. In seinen Kritiken war er oft direkt; man konnte sich auch öffentlich mit ihm streiten. Ließ man sich aber auf ihn als Menschen ein, erwies er sich als warmherziger Charakter, der viel Humor zeigte, der großzügig und freundlich war.
Er wird der Science-Fiction-Szene sehr fehlen. Meine Gedanken sind jetzt aber bei seiner Familie, der er noch mehr fehlen wird.
Belfegore aus dem Jahr 1984
Kantiger Sound, englischsprachige Texte – alles in allem eine ungewöhnliche Mixtur, die heute wieder modern werden könnte: Die Band Belfegore aus Düsseldorf ist heutzutage so gut wie vergessen.
Ich habe dieser Tage die gleichnamige Langspielplatte der Band mal wieder gehört und war überrascht, wie gut ich die finde. Nicht gleich, da ist sie für meine heutigen Hörgewohnheiten zu ungewöhnlich, dann aber nach einigem Abspielen.
Die Band bestand aus drei Männern, die vorher bei Bands wie Nichts, dem KFC oder den Krupps gespielt hatten; sie gründete sich 1982. Die Platte, die ich habe, wurde 1984 beim amerikanischen Label Elektra veröffentlicht. Da hatte sich die Band schon weit von der Neuen Deutschen Welle ihrer Anfänge entfernt und war längst in fast elektronischen Gefilden unterwegs.
In der Tat klingen die Stücke oftmals monoton und nach Industrielärm. Monoton poltert gelegentlich das Schlagzeug, eine Gitarre rasselt und sägt hektisch dazwischen, darüber ist die Stimme des Sängers gelegentlich so gemischt, als sei sie überreizt und viel zu hektisch. Dadurch entsteht ein pulsierender Rhythmus, der treibt und pumpt und theoretisch zum Tanzen anregen sollte.
Mit Punkrock hat das nichts zu tun, den Punk-Geist hat die Band zumindest beim Aussehen und der schroffen Art ihrer Musik beibehalten. Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, dass Belfegore sogar mal im Vorprogramm von U2 spielten – so ändern sich die Zeiten. Die Band war auf jeden Fall in dem Maße interessant, dass man sie auch Jahrzehnte danach gut und mit Genuss anhören kann.
Ich habe dieser Tage die gleichnamige Langspielplatte der Band mal wieder gehört und war überrascht, wie gut ich die finde. Nicht gleich, da ist sie für meine heutigen Hörgewohnheiten zu ungewöhnlich, dann aber nach einigem Abspielen.
Die Band bestand aus drei Männern, die vorher bei Bands wie Nichts, dem KFC oder den Krupps gespielt hatten; sie gründete sich 1982. Die Platte, die ich habe, wurde 1984 beim amerikanischen Label Elektra veröffentlicht. Da hatte sich die Band schon weit von der Neuen Deutschen Welle ihrer Anfänge entfernt und war längst in fast elektronischen Gefilden unterwegs.
In der Tat klingen die Stücke oftmals monoton und nach Industrielärm. Monoton poltert gelegentlich das Schlagzeug, eine Gitarre rasselt und sägt hektisch dazwischen, darüber ist die Stimme des Sängers gelegentlich so gemischt, als sei sie überreizt und viel zu hektisch. Dadurch entsteht ein pulsierender Rhythmus, der treibt und pumpt und theoretisch zum Tanzen anregen sollte.
Mit Punkrock hat das nichts zu tun, den Punk-Geist hat die Band zumindest beim Aussehen und der schroffen Art ihrer Musik beibehalten. Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, dass Belfegore sogar mal im Vorprogramm von U2 spielten – so ändern sich die Zeiten. Die Band war auf jeden Fall in dem Maße interessant, dass man sie auch Jahrzehnte danach gut und mit Genuss anhören kann.
10 Juni 2015
Wie ein Projekt reifte ... Teil eins
Im Verlag In Farbe Und Bunt ist mein kurzer Fantasy-Roman »Sardev – Der Schatten des Friedens« erschienen; als E-Book kann man ihn schon erhalten, als Hörbuch-Download auch, und jetzt warte ich sehnsüchtig auf die »haptischen Hörbücher«. Doch wie kam es zu diesem Projekt? Ich gehe mal zurück in die frühen Achtzigerjahre, genauer gesagt, sogar in meine Schulzeit.
Wie viele andere Fantasy-Fans, so verfasste ich zu jener Zeit meine eigenen Geschichten. Ich erfand eine Welt, die sogenannte Inselwelt, die ich mit einer Geschichtsschreibung, mit zahlreichen Völkerschaften und einem Magiekonzept erfüllte. Und ich dachte mir einen Helden aus, der in dieser Welt seine Abenteuer erleben sollte, und nannte ihn Sardev Örhun.
Die ersten Geschichten schrieb ich tatsächlich während des Unterrichts in der Oberstufe; ich nutzte die sogenannten Klausurblätter, auf denen wir damals unsere Klassenarbeiten zu schreiben pflegten. Schätzungsweise ein halbes Dutzend Geschichten entstand, die Sardev als Helden hatten.
Zwei oder drei tippte ich später ab, und sie wurden in kleinauflagigen Fan-Zeitschriften veröffentlicht. Meist handelte es sich um schlichte »Sword & Sorcery«-Abenteuer, eindeutig beeinflusst von Robert E. Howard und anderen Autoren.
Als ich 1983 per Inter-Rail nach Marokko reiste und dort dann mit der Bahn, per Bus und zu Fuß meinen ersten Afrikaurlaub unternahm – ich war neunzehn Jahre alt –, faszinierten mich die Kultur und die Landschaft des nordafrikanischen Landes. Ich notierte mir die Grundzüge einer Fantasy-Geschichte, die düsterer sein sollte als meine bisherigen und die vor allem ein Ende schildern sollte, das Ende eines langen Krieges.
Es dauerte Jahre, bis ich diese Notizen aufgriff: Erst 1986 setzte ich mich hin und schrieb die Geschichte von Sardev, der seine Rache haben möchte, sie aber in Wirklichkeit nicht bekommt, mit einer Schreibmaschine nieder.
Man merkte dieser Version eindeutig an, dass ich gewissermaßen meine Bundeswehrzeit zu bewältigen versuchte. Eine Möglichkeit, diesen Text zu publizieren, sah ich nicht, und so schlummerte das Manuskript mehrere Jahre lang in einer meiner Schubladen ... (Fortsetzung folgt.)
Wie viele andere Fantasy-Fans, so verfasste ich zu jener Zeit meine eigenen Geschichten. Ich erfand eine Welt, die sogenannte Inselwelt, die ich mit einer Geschichtsschreibung, mit zahlreichen Völkerschaften und einem Magiekonzept erfüllte. Und ich dachte mir einen Helden aus, der in dieser Welt seine Abenteuer erleben sollte, und nannte ihn Sardev Örhun.
Die ersten Geschichten schrieb ich tatsächlich während des Unterrichts in der Oberstufe; ich nutzte die sogenannten Klausurblätter, auf denen wir damals unsere Klassenarbeiten zu schreiben pflegten. Schätzungsweise ein halbes Dutzend Geschichten entstand, die Sardev als Helden hatten.
Zwei oder drei tippte ich später ab, und sie wurden in kleinauflagigen Fan-Zeitschriften veröffentlicht. Meist handelte es sich um schlichte »Sword & Sorcery«-Abenteuer, eindeutig beeinflusst von Robert E. Howard und anderen Autoren.
Als ich 1983 per Inter-Rail nach Marokko reiste und dort dann mit der Bahn, per Bus und zu Fuß meinen ersten Afrikaurlaub unternahm – ich war neunzehn Jahre alt –, faszinierten mich die Kultur und die Landschaft des nordafrikanischen Landes. Ich notierte mir die Grundzüge einer Fantasy-Geschichte, die düsterer sein sollte als meine bisherigen und die vor allem ein Ende schildern sollte, das Ende eines langen Krieges.
Es dauerte Jahre, bis ich diese Notizen aufgriff: Erst 1986 setzte ich mich hin und schrieb die Geschichte von Sardev, der seine Rache haben möchte, sie aber in Wirklichkeit nicht bekommt, mit einer Schreibmaschine nieder.
Man merkte dieser Version eindeutig an, dass ich gewissermaßen meine Bundeswehrzeit zu bewältigen versuchte. Eine Möglichkeit, diesen Text zu publizieren, sah ich nicht, und so schlummerte das Manuskript mehrere Jahre lang in einer meiner Schubladen ... (Fortsetzung folgt.)
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Erinnerungen,
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09 Juni 2015
Schlichter Thriller aus den 60er-Jahren
In den 80er-Jahren las ich einige Romane des amerikanischen Schriftstellers Marvin H. Albert. Ich tat das aus beruflichen Gründen, weil ich über ihn Pressetexte verfasste und auch einige Rückentexte zu den Taschenbüchern schrieb, die der Moewig-Verlag von ihm veröffentlichte. Bei allen Umzügen danach schleppte ich die Belegexemplare mit mir herum – und gut dreißig Jahre nach seinem letzten Erscheinen las ich dieser Tage endlich »Im Auftrag der Rebellen« mal wieder.
Schon die Covergestaltung verrät, dass der Roman in den 80er-Jahren als Taschenbuch publiziert wurde. Sie ist eher abstrakt und grell, spielt mit rötlichen Farben und wirkt so eher wie ein »Frauenroman« als ein Thriller. In der Mitte der 80er-Jahre waren solche Gestaltungen nicht ungewöhnlich, schon wenige Jahre danach wollte das niemand mehr sehen.
Auch der Inhalt klingt ein wenig altmodisch: Ein alter Gauner, der sich auf Geldschränke spezialisiert hat, möchte sich eigentlich zur Ruhe setzen. Doch er wird entführt und auf eine Karibik-Insel verschleppt. Dort soll er bei einer Revolution gegen die korrupte Regierung helfen – allerdings nicht, um die Freiheit zu bringen, sondern um einer Gruppe von Gangstern den Zugriff auf die immensen Goldschätze des Regimes zu verschaffen.
Es wird viel geballert, die Rebellen und die Regierung bekämpfen sich im Dschungel und in der Stadt. Am Ende hat der Gauner zwar nicht den Schatz für sich erringen können – aber er kann flüchten und schifft sich mit einer schönen Frau an der Seite in Richtung Florida ein.
Der Roman ist dünn, gerade mal 156 Seiten stark. Das lässt die Vermutung zu, dass er für die deutsche Ausgabe stark eingekürzt worden ist. 1963 war das Werk erstmals bei Heyne erschienen, womöglich in einer reduzierten Version; die Moewig-Ausgabe wurde sicher nicht bearbeitet. Das würde die sprunghafte Handlung und die hektischen Perspektivwechsel erklären.
Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, funktioniert sie noch halbwegs. »Im Auftrag der Rebellen« liest sich ein wenig wie ein »James Bond für Arme«; Frauen werden als »Mädchen« bezeichnet, und Schwarze werden eher abschätzig geschildert. Es wird fürchterlich geballert, ohne dass viel Blut fließt; der »Body Count« ist erheblich, was aber kaum thematisiert wird.
Ich war von der Lektüre enttäuscht. In meiner Erinnerung waren die Marvin-H.-Albert-Romane echt spannend, eine Lektüre, die mich immer gepackt hatte; was ich jetzt vorfand, empfand ich als schlapp. Entweder schreibt man heute wirklich so viel besser, oder ich erwischte einen lahmen Roman des Erfolgsschriftstellers.
In den 60er-Jahren erschienen deutlich bessere Krimis in den USA, und in den 80er-Jahren wurden deutlich bessere Krimis von den deutschsprachigen Verlagen lizenziert. »Im Auftrag der Rebellen« lohnt sich wirklich nicht.
Schon die Covergestaltung verrät, dass der Roman in den 80er-Jahren als Taschenbuch publiziert wurde. Sie ist eher abstrakt und grell, spielt mit rötlichen Farben und wirkt so eher wie ein »Frauenroman« als ein Thriller. In der Mitte der 80er-Jahre waren solche Gestaltungen nicht ungewöhnlich, schon wenige Jahre danach wollte das niemand mehr sehen.
Auch der Inhalt klingt ein wenig altmodisch: Ein alter Gauner, der sich auf Geldschränke spezialisiert hat, möchte sich eigentlich zur Ruhe setzen. Doch er wird entführt und auf eine Karibik-Insel verschleppt. Dort soll er bei einer Revolution gegen die korrupte Regierung helfen – allerdings nicht, um die Freiheit zu bringen, sondern um einer Gruppe von Gangstern den Zugriff auf die immensen Goldschätze des Regimes zu verschaffen.
Es wird viel geballert, die Rebellen und die Regierung bekämpfen sich im Dschungel und in der Stadt. Am Ende hat der Gauner zwar nicht den Schatz für sich erringen können – aber er kann flüchten und schifft sich mit einer schönen Frau an der Seite in Richtung Florida ein.
Der Roman ist dünn, gerade mal 156 Seiten stark. Das lässt die Vermutung zu, dass er für die deutsche Ausgabe stark eingekürzt worden ist. 1963 war das Werk erstmals bei Heyne erschienen, womöglich in einer reduzierten Version; die Moewig-Ausgabe wurde sicher nicht bearbeitet. Das würde die sprunghafte Handlung und die hektischen Perspektivwechsel erklären.
Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, funktioniert sie noch halbwegs. »Im Auftrag der Rebellen« liest sich ein wenig wie ein »James Bond für Arme«; Frauen werden als »Mädchen« bezeichnet, und Schwarze werden eher abschätzig geschildert. Es wird fürchterlich geballert, ohne dass viel Blut fließt; der »Body Count« ist erheblich, was aber kaum thematisiert wird.
Ich war von der Lektüre enttäuscht. In meiner Erinnerung waren die Marvin-H.-Albert-Romane echt spannend, eine Lektüre, die mich immer gepackt hatte; was ich jetzt vorfand, empfand ich als schlapp. Entweder schreibt man heute wirklich so viel besser, oder ich erwischte einen lahmen Roman des Erfolgsschriftstellers.
In den 60er-Jahren erschienen deutlich bessere Krimis in den USA, und in den 80er-Jahren wurden deutlich bessere Krimis von den deutschsprachigen Verlagen lizenziert. »Im Auftrag der Rebellen« lohnt sich wirklich nicht.
Bitume zum fünften
Ende 2010 kam die fünfte Platte der Band Bitume heraus – das wäre nicht weiter erwähnenswert. Auch der Name der Platte, der als »lolch« schon ein wenig ungewöhnlich klingt, ist nicht weiter erwähnenswert. Was mir an der Band aus Oldenburg aber immer wieder auffällt, ist die Tatsache, dass man sich musikalisch wie textlich immer ein Stück weit verändert; die Jungs bleiben nicht stehen.
»lolch« markiert insofern eine Veränderung, dass sich hier das »Wegbewegen« vom Emopunk, mit dem die Band angefangen hatte, verstärkte. Sie geht bei dieser Platte stärker in die Richtung des normalen Deutschpunks, wenngleich melodisch und nicht so ruppig wie viele andere Bands dieser Richtung. Die Texte sind intelligent, hauen auch mal ordentlich in die Kerbe (»Es regnet Scheiße« ist ein echter Hit) und machen selbst dann Spaß, wenn man sie sich ohne Musikbegleitung durchliest.
Und wenn wir schon beim Spaß abseits der Musik sind: Wer eine Langspielplatte so ausliefert, dass nicht nur ein Download-Code beiliegt, sondern gleich eine CD, der hat bei mir schon mal gewonnen. Alles richtig gemacht, liebe Kollegen von Rookie Records!
»lolch« markiert insofern eine Veränderung, dass sich hier das »Wegbewegen« vom Emopunk, mit dem die Band angefangen hatte, verstärkte. Sie geht bei dieser Platte stärker in die Richtung des normalen Deutschpunks, wenngleich melodisch und nicht so ruppig wie viele andere Bands dieser Richtung. Die Texte sind intelligent, hauen auch mal ordentlich in die Kerbe (»Es regnet Scheiße« ist ein echter Hit) und machen selbst dann Spaß, wenn man sie sich ohne Musikbegleitung durchliest.
Und wenn wir schon beim Spaß abseits der Musik sind: Wer eine Langspielplatte so ausliefert, dass nicht nur ein Download-Code beiliegt, sondern gleich eine CD, der hat bei mir schon mal gewonnen. Alles richtig gemacht, liebe Kollegen von Rookie Records!
08 Juni 2015
Schlemmertage in Burgund
Manchmal muss man einfach dem Alltag entfliehen. In diesem Fall nutzte ich das »Brückentags-Wochenende«, um für ein verlängertes Wochenende nach Frankreich zu fahren. Genauer gesagt: Es ging für einige Tage nach Burgund.
Details zur kurzen, aber ereignisreichen Reise folgen; diesmal gibt es nur wenige Einblicke. Ich war noch nie so richtig in Burgund, war bisher nur durchgefahren. Macon und Dijon hatte ich zuletzt in den 80er-Jahren betreten, wenn ich mich düster erinnere; ansonsten nutzte ich die Nationalstraßen oder die Eisenbahn, um durch das Tal nach Süden zu kommen.
Diesmal ging es ein wenig mehr ins Detail, wobei wir uns praktisch eh nur Dijon und das Maconnais anschauten, also die Weinberge und Hügelketten in der Nähe von Macon. Wir aßen superlecker – die französische Küche hat ihren Ruf nicht grundlos – und tranken unglaublich gute Weine. Wir genossen die herrliche Sonne und die frische Luft.
Und wir bummelten durch alte Dörfer und Städte, die einem manchmal anmuten, als sei die Zeit stehen geblieben. Manch winziges Dorf in den Hügeln hinter Macon sieht aus, als sei es ein Freilichtmuseum und ansonsten unbewohnt.
Es war herrlich, der Erholungswert wurde erbracht. Nur blöd, dass einen nach der Heimkehr dann die üblichen Mails und Arbeitsberge erwarten ...
Details zur kurzen, aber ereignisreichen Reise folgen; diesmal gibt es nur wenige Einblicke. Ich war noch nie so richtig in Burgund, war bisher nur durchgefahren. Macon und Dijon hatte ich zuletzt in den 80er-Jahren betreten, wenn ich mich düster erinnere; ansonsten nutzte ich die Nationalstraßen oder die Eisenbahn, um durch das Tal nach Süden zu kommen.
Diesmal ging es ein wenig mehr ins Detail, wobei wir uns praktisch eh nur Dijon und das Maconnais anschauten, also die Weinberge und Hügelketten in der Nähe von Macon. Wir aßen superlecker – die französische Küche hat ihren Ruf nicht grundlos – und tranken unglaublich gute Weine. Wir genossen die herrliche Sonne und die frische Luft.
Und wir bummelten durch alte Dörfer und Städte, die einem manchmal anmuten, als sei die Zeit stehen geblieben. Manch winziges Dorf in den Hügeln hinter Macon sieht aus, als sei es ein Freilichtmuseum und ansonsten unbewohnt.
Es war herrlich, der Erholungswert wurde erbracht. Nur blöd, dass einen nach der Heimkehr dann die üblichen Mails und Arbeitsberge erwarten ...
03 Juni 2015
Ungewöhnliche Sarah Sophie
Eine hochmelodische Frauenstimme, Texte über Liebe und Leid, Gitarre- oder Klaviergeklimper: Auf den ersten Blick oder eben den ersten Ton unterscheidet sich Sarah Sophie nicht so sehr von vielen anderen jungen Frauen und ihrer Musik. Hört man genauer hin, merkt man, dass ihre Musik ganz schön ungewöhnlich ist und sich einer klaren Kategorisierung entzieht. Ich habe die CD »Different« gehört, die in diesem Frühjahr erschienen ist.
Schön künstlerisch geht die Sängerin eigene Wege. Das Begleitheft zur CD ist ansprechend gestaltet, mit phantastisch anmutender Grafik, auf die die Texte gesetzt werden. Das passt nicht unbedingt zu den Texten, bei denen schon mal ein »I am afraid and I do worry« gejammert wird.
Auffallend ist auf jeden Fall die Stimme. Sie ist hoch, aber nicht piepsig; sie hat sogar Druck. Die ruhige Musik unterstricht die Stimme, sie trägt sie, auch und gerade deshalb, weil es keine banale »Lala«-Mucke ist, sondern durchaus druckvoll klingt: Melodien, die nicht sofort eingängig sind, die einige Zeit brauchen, bis sie sich entfalten, die dann nicht ohne »Groove« sind.
Oft klimpert nur eine Gitarre im Vordergrund, die die Stimme unterstützt, während im Hintergrund ein wenig Percussion oder dezentes Schlagzeug zu hören ist. Manchmal klimpert ein Klavier, fein und ein wenig künstlerisch, und auch da ist die Stimme das, was im Vordergrund steht.
Mit so richtig gelungenen Vergleichen tu' ich mich ein wenig schwer: Sarah Sophie ist nicht unbedingt in eine Schublade zu stecken. Man tut ihr mit dem Label »Singer / Songwriter«, das ich eh reichlich albern finde – früher nannte man das »Liedermacher« ... –, ein wenig unrecht, weil sie musikalisch schon im Hier und Jetzt verankert ist. Was sie macht, ist auf jeden Fall eigenständig, und das ist ein Grund, ihre Musik genauer anzuhören.
Schön künstlerisch geht die Sängerin eigene Wege. Das Begleitheft zur CD ist ansprechend gestaltet, mit phantastisch anmutender Grafik, auf die die Texte gesetzt werden. Das passt nicht unbedingt zu den Texten, bei denen schon mal ein »I am afraid and I do worry« gejammert wird.
Auffallend ist auf jeden Fall die Stimme. Sie ist hoch, aber nicht piepsig; sie hat sogar Druck. Die ruhige Musik unterstricht die Stimme, sie trägt sie, auch und gerade deshalb, weil es keine banale »Lala«-Mucke ist, sondern durchaus druckvoll klingt: Melodien, die nicht sofort eingängig sind, die einige Zeit brauchen, bis sie sich entfalten, die dann nicht ohne »Groove« sind.
Oft klimpert nur eine Gitarre im Vordergrund, die die Stimme unterstützt, während im Hintergrund ein wenig Percussion oder dezentes Schlagzeug zu hören ist. Manchmal klimpert ein Klavier, fein und ein wenig künstlerisch, und auch da ist die Stimme das, was im Vordergrund steht.
Mit so richtig gelungenen Vergleichen tu' ich mich ein wenig schwer: Sarah Sophie ist nicht unbedingt in eine Schublade zu stecken. Man tut ihr mit dem Label »Singer / Songwriter«, das ich eh reichlich albern finde – früher nannte man das »Liedermacher« ... –, ein wenig unrecht, weil sie musikalisch schon im Hier und Jetzt verankert ist. Was sie macht, ist auf jeden Fall eigenständig, und das ist ein Grund, ihre Musik genauer anzuhören.
02 Juni 2015
Wieder gepeitscht
Aus der unendlich erscheinenden Serie »Dinge, die die Welt nicht braucht« habe ich diesmal etwas aus dem weiten Feld der Literatur. Es soll eine »neue Version« des Bestsellers »Fifty Shades Of Grey« geben.
Zumindest schreiben das heute allerlei Internet-Seiten, die sich mit dem Buchmarkt beschäftigen. Bei einigen Journalisten und Buchhändlern sehe ich schon richtig das feuchte Höschen der Begeisterung vor mir.
Wer nicht weiß, um was es sich handelt, hat die vergangenen zwei Jahre wohl auf einer Insel der Seligen verbracht. Es handelt sich um die Trilogie einer Autorin namens E.L. James. In der geht es nach den mir vorliegenden Informationen – ich habe »leider« keine Zeile davon gelesen – um die sadomasochistische Beziehung zwischen einem reichen Mann und einer eher jungen Studentin.
Die drei Bücher, in denen ein wenig gepeitscht wurde, ansonsten aber nicht viel passierte, waren ein weltweiter Erfolg. Glaubt man der Zeitschrift »Publishers Weekly«, verkauften sie sich mehr als 125 Millionen Mal; das ist irrsinnig viel, vor allem, wenn man die Kürze der Zeit bedenkt.
Jetzt kommt die neue Version; und sie erscheint pünktlich zum Geburtstag der Romanfigur. Das Ding heißt »Grey«, und es soll die Sichtweise des Mannes erzählen. Wie hat also Christian Grey die Romane in Lack und Leder erlebt?
Muss man das lesen? Sicher nicht. Muss man sich das im Kino anschauen? Sicher ebensowenig. Muss man das zur Kenntnis nehmen? Wenn man sich für Psychologie, den Buchmarkt und ausufernde Gender-Diskussionen interessiert: ja.
Na also ... dann packen wir mal die Peitschen aus.
01 Juni 2015
Ordentlich Radau aus NRW
Mit einer manchmal bizarr anmutenden Mischung aus Deutschpunk und rotzigem Hardcore wartete ich am Sonntag abend, 31. Mai 2015, in meiner Radiosendung auf. Da dieser Sonntag der fünfte des Monats war, konnte ich außerplanmäßig im Studio des freien Radios Querfunk aufschlagen, um dort meine Enpunkt-Sendung live zu produzieren. Als Schwerpunkt-Thema hatte ich Nordrhein-Westfalen gewählt.
So gab es beispielsweise sehr klassischen Deutschpunk von Massendefekt aus Neuss oder Ni Ju San aus Wermelskirchen oder auch rumpeligen Oi!-Punk mit deutschen Texten von Brigade S. Zwar machen Supabond ebenfalls deutsche Texte, aber irgendwie passt diese Band kaum zu den eben genannten. Dann doch eher Fahnenflucht mit recht metallischem Deutschpunk.
Rotzig-rüpelig ist der Hardcore-Punk, den ich von den Terrorize Kids spielte. Und Italian Stallion kann mittlerweile fast schon als Klassiker bezeichnet werden – von der Band ließ ich ebenfalls ein Hardcore-Gewitter über die Hörer hereinbrechen.
Damit es nicht nur krachte und schepperte, spielte ich zwischendurch ein Stück von Family 5 – schöner Mod-Sound – und einmal die Bullocks mit ihrem munteren Melodie-Punk sowie zwei Stücke der Cherrypops; die machen im weitesten Sinne ja Pop-Musik mit einem leicht krachigen Einschlag. Soll ja keiner behaupten, ich würde nur eine Stilrichtung bedienen ...
So gab es beispielsweise sehr klassischen Deutschpunk von Massendefekt aus Neuss oder Ni Ju San aus Wermelskirchen oder auch rumpeligen Oi!-Punk mit deutschen Texten von Brigade S. Zwar machen Supabond ebenfalls deutsche Texte, aber irgendwie passt diese Band kaum zu den eben genannten. Dann doch eher Fahnenflucht mit recht metallischem Deutschpunk.
Rotzig-rüpelig ist der Hardcore-Punk, den ich von den Terrorize Kids spielte. Und Italian Stallion kann mittlerweile fast schon als Klassiker bezeichnet werden – von der Band ließ ich ebenfalls ein Hardcore-Gewitter über die Hörer hereinbrechen.
Damit es nicht nur krachte und schepperte, spielte ich zwischendurch ein Stück von Family 5 – schöner Mod-Sound – und einmal die Bullocks mit ihrem munteren Melodie-Punk sowie zwei Stücke der Cherrypops; die machen im weitesten Sinne ja Pop-Musik mit einem leicht krachigen Einschlag. Soll ja keiner behaupten, ich würde nur eine Stilrichtung bedienen ...
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