Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
20 Oktober 2025
Ein Preis für das Lebenswerk
Die Laudatio hielt der Autor Bernd Robker, mit dem ich seit Jahren zusammenarbeite, und ich hatte echt Tränen der Rührung in den Augen. Danach stammelte ich einige Worte, weil ich mich sehr freute, und lobte die Veranstaltung, die ich zum wiederholten Mal mit großem Vergnügen besuchte.
Hinterher spöttelte ich ein wenig: Eigentlich bekommt man Preise für ein Lebenswerk doch erst, wenn man das Werk abgeschlossen hat, also langsam in Rente geht. Das aber habe ich noch nicht vor …
17 Oktober 2025
Tschüss, taz!
Ich habe mein Abonnement fristgemäß gekündigt. Wer den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzt – sogar unsere Telefone im Verlag laufen über den Computer –, möchte abends oder zum Frühstück nicht auch noch auf einen Monitor starren. Die »wochen-taz« habe ich weiter abonniert. Und ich werde mir wohl ab und zu die »Süddeutsche Zeitung« oder die »Frankfurter Rundschau« kaufen, wenn mir danach ist.
Die »taz«-Leute haben ihren Schritt gut begründet, und ich kann ihn gut verstehen. Für mich ist es trotzdem nicht sinnvoll, so leid es mir tut. Ich kann das »taz zahl ich«-Modell ergreifen und einzelne Artikel digital lesen und gelegentlich bezahlen. Aber ich glaube nicht, dass ich das oft machen werde – und ich werde vor allem randständige Themen wie Kolumnen, die ich sonst immer wieder gern gelesen habe, sicher nicht im Netz anklicken.
Damit geht eine Tradition für mich zu Ende. Ich las meine erste »taz« in den späten 70er-Jahren, weil sie bei uns im Jugendzentrum auslag. Als Dorfjugendlicher war die »taz« für mich ein Fenster zur Welt, über das ich von Demos und politischen Zusammenhängen erfuhr, die mir sonst verborgen geblieben wären. (Ab 1981 fand ich zeitweise Sachen wie die »Graswurzelrevolution« toller, aber das ist ein anderes Thema.)
In den 90er-Jahren abonnierte ich die Zeitung; ich habe sie bestimmt seit gut dreißig Jahren oder mehr im Abonnement. Ich gewöhnte mich an den speziellen Stil mancher Mitarbeitenden, mochte die eine mal mehr, den anderen mal weniger, las aber immer wieder Texte, die mich sonst nicht interessieren würden – weil sie auf einer Seite waren, die sich mit anderen Themen beschäftigte.
Die gedruckte »taz« wird mir echt fehlen. Ich finde den Verlust sehr traurig. Der Zeitung und den dort beschäftigten Menschen drücke ich die Daumen, dass die Transformation klappt. Wir lesen uns!
15 Oktober 2025
Diverse Blicke in eine recht nahe Zukunft
So schildert es die Science-Fiction-Geschichte »Der letzte Wunsch«, einer der Texte in der Anthologie »Klima-Zukünfte 2050 – wie werden wir leben«. Verfasst wurde sie von Lea Schnichels, einem 15 Jahre alten Mädchen.
Ihr Text bietet einen interessanten Gegensatz zu der Erzählung »QAJAQ« von Burkhard Wetekam. Dieser wiederum hat als Autor schon mehrere Romane veröffentlicht; seine Erzählung in der vorliegenden Anthologie weist nur einen sehr geringen Science-Fiction-Anteil auf, erzählt von einer Flut und ihren Auswirkungen auf einzelne Menschen und überzeugt vor allem durch die starken Charaktere.
Die Bandbreite in dieser aktuellen Anthologie ist enorm. Kein Wunder – sie entstand durch einen Literatur-Wettbewerb, an dem mehr als 350 Personen mitgewirkt hatten. Eine Jury wählte insgesamt zwölf Texte aus, die nun in einer schön gestalteten Anthologie im Hirnkost-Verlag präsentiert werden. Was mir dabei gut gefiel: Trotz des Themas, das zu kritischen Texten geradezu einlud, versinken die Geschichten nicht allesamt im Pessimismus.
Eine der besten Geschichten des Buches trägt den Titel »Living Nightlights« und wurde von Lisa-Viktoria Niederberger geschrieben. Die Autorin erzählt von einer Zukunft am Ende des 21. Jahrhunderts, in der eine alte Frau einen Brief schreibt und sich mit den Kindern vergleicht. Diese wachsen in einer neuen Welt auf, in der es nachts keine künstliche Beleuchtung mehr gibt – und dennoch kommen ihr die Kinder glücklich vor. Die Geschichte ist sprachlich reduziert, und sie baut auf wenigen Seiten eine faszinierende Welt auf – sehr gelungen!
In Jürgen de Bassmanns Story »In der Heat-Shift« wird die Arbeit in der nahen Zukunft thematisiert: Ein Baum soll gefällt werden. Der Erzähler trägt einen schweren Hitzeanzug und plagt sich mit Gedanken an die Vergangenheit – der Autor verbindet dabei eine starke Innensicht auf seine Hauptfigur mit kurzen Darstellungen der eigentlich düsteren Zukunft.
Der interessanteste Text der Anthologie stammt von einer 16 Jahre alten Schülerin. Marlene Stahl erzählt in »Die verlorene Welt« von Überlebenden der Klimakatastrophe, die nach einer neuen Zukunft für die Menschheit suchen. Der Texte ist das Debüt der jungen Autorin, und er hat einen phantastischen Zug – ich fand das unterm Strich sehr beeindruckend.
Die Geschichten werden durch ein Vor- und ein Nachwort umrahmt; der amerikanische Science-Fiction-Autor Kim Stanley Robinson äußert sich ebenfalls zum Thema. Entstanden ist so eine kompakte Anthologie, die auf 242 Seiten einen interessanten Blick auf das mögliche Jahr 2050 und vor allem auf neue Autorinnen und Autoren gibt.
Erschienen ist »Klima-Zukünfte 2050 – wie werden wir leben« im Hirnkost-Verlag. Das schöne Hardcover kostet in gedruckter Form 25,00 Euro und kann mithilfe der ISBN 978-3-98857-132-8 überall im Buchhandel bestellt werden. Versender wie der PERRY RHODAN-OnlineShop liefern das Buch ebenfalls.
(Diese Rezension veröffentlichte ich im August auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Redaktion. Ich teile sie dann gern und bewusst und vor allem verspätet an dieser Stelle hier ...)
14 Oktober 2025
Browser History ist wieder da!
Seit einiger Zeit ist der Podcast wieder da. Aktuell kann man sich zwei neue Folgen anhören. Die zwei Leute, die den Podcast moderieren, machen auf eigene Faust weiter – also ohne eine Firma, die sie letztlich finanziert und unterstützt. Da kann man nur hoffen, dass sich das wirtschaftlich rechnet.
Wer den Podcast nicht kennt und meine Begeisterung dafür nicht nachvollziehen kann: »Browser History« erzählt die Geschichte des Internets in Form von Geschichten. Das heißt, es kann durchaus um einen Messenger-Dienst der späten 90er-Jahre gehen oder einen aktuellen Trend (»The Dress«), von dem ich dann garantiert noch nie gehört habe.
Manchmal werden Phänomene aufbereitet, die ich am Rand mitbekommen habe, ohne wirklich zu wissen, worum es da geht. Ein schönes Beispiel ist der Drachenlord (wer nicht weiß, wer oder was das ist, hat nicht viel verpasst – zeitweise war das echt ein wichtiges Internet-Thema), ein anderes der DogeCoin.
Das ist sowohl unterhaltsam als auch informativ. Nicht jede Folge war ein Knaller, auch nicht jede künftige Folge wird mich begeistern. Aber mich freut, dass der Podcast wieder da ist! (Wer ihn suchen mag: »Browser History« gibt’s überall da, wo man Podcasts hören kann.)
13 Oktober 2025
Wie viele Erden braucht der Mensch?
Überall in Nantes findet man Kunst, ein grünes Band verbindet die Kunstwerke und Ausstellungen, so dass man sich nicht verirren kann. Die HAB-Galerie liegt unweit der Gegend, in der es die eigentliche Halle der Maschinisten gibt und wo der mechanische Elefant herumläuft. Eine Ansammlung von Lagerschuppen wurde dort in Restaurants und Ausstellungsflächen verwandelt.
Die Ausstellung von Werken der Künstlerin Gloria Friedmann fragte »Combien de terres faut-il à l'homme?«, also »wie viele Erden braucht der Mensch?« – in der französischen Sprache ist das mit der »Erde« wie im Deutschen; gemeint ist sowohl der Planet, auf dem wir leben, als auch die Erde, die wir zu Überleben nutzen, als Ackerfläche beispielsweise.
Die Kunstwerke spielten allesamt mit diesem Wortspiel. Die Erde wurde durch riesige Kugeln versinnbildlicht; Kunstwerke bestanden aus Laub und Erde. Meine Mutter hätte gesagt: »De isch ja älles Dreck.« Und damit hätte sie nicht unrecht gehabt.
Ich fand die Vielzahl der Darstellung spannend – und nicht überfrachtet. Nach gut einer Stunde hatten wir alles zu Genüge angesehen und gingen wieder hinaus ins Freie – es gab noch genügend anderes zu sehen.
10 Oktober 2025
Die Digedags auf dem Titel
Klar, das Magazin ist umfangreich: 100 farbige Seiten im A4-Format, das dauert halt eine Weile. Dabei lohnt es sich immer. Man kann es durchblättern, man kann einen Text lesen und einen anderen nur überblättern – oder man liest einfach alles.
Ich fand den Artikel über die den Zeichner Hannes Hegen besonders interessant. »Mosaik« lese ich immer noch, seine »Digedags« kenne ich allerdings nur vom Hörensagen. Er war einer der wichtigsten Comic-Künstler im deutschen Sprachraum, vor allem für die Leser in der DDR war er extrem wichtig.
Die vielen anderen Artikel fand ich ebenfalls lesenswert. Dabei schreckt »Alfonz« vor keinem Thema zurück. Superhelden-Comics werden ebenso vorgestellt wie neue Adaptionen der Lovecraft-Horror-Geschichten oder der Zeichner Ralf König. Ergänzt wird das alles durch unzählige Rezensionen, die einem einen sehr guten Einblick in das aktuelle Comic-Geschehen geben.
Wie immer ein lohnens- und lesenswertes Heft! (Und die neue Ausgabe kam diese Woche ins Haus … Wann ich die lese, weiß ich allerdings noch nicht.)
09 Oktober 2025
Als NoMeansNo kaum jemand kannte
Ich weiß nicht mehr, wer die Information anbrachte: In Waiblingen sollte Destination Zero spielen, eine Band aus Hamburg. Wir kannten sie nicht, aber wir erfuhren, dass bei ihnen jemand von Slime mitspielen sollte. Das fanden wir interessant – also fuhren wir von Freudenstadt im Schwarzwald nach Waiblingen; die Strecke legte ich damals oft genug zurück.
Um es kurz zu machen: Destination Zero waren ganz okay, sie spielten als erste Band. Dann trat eine kanadische Gruppe auf die Bühne, von der wir nicht einmal wussten, dass sie aus Kanada war, die sich NoMeansNo nannte. Und als die loslegten, blieb uns der Mund vor Staunen offen.
Das war 1989, und ich dachte, ich hätte schon echt Ahnung von Punkrock. Was NoMeansNo boten, war aber anders als alles andere, was ich zuvor gehört hatte, und es war vor allem live großartig. Die Musiker standen keine Sekunde lang auf der Bühne still, und im Saal herrschte nach kurzer Zeit auch ordentlich Bewegung.
Mein Foto von diesem Konzert ist schlecht. Ich versuchte damals, immer ohne Blitz zu fotografieren, weil geblitzte Bilder immer so künstlich aussahen. Weil die Band aber so zappelig war, sehen die Bilder so verwischt aus. Aber das ist dann auch schon wieder interessant, finde ich …
08 Oktober 2025
Ein »Montalbano«, der keiner war
Es ist kein typischer Roman um den häufig griesgrämigen Ermittler aus Sizilien, wie der Autor in seinem Nachwort erläutert. Der Roman basiert auf einem Konzept, das Camilleri für einen Kinofilm geschrieben hatte. Weil dieser nie verwirklicht wurde, machte er daraus eben einen »Montalbano«-Roman – der ist natürlich unterhaltsam und lässt sich leicht lesen, strotzt aber in einem Maß von Übertreibungen, dass einem die Lektüre schon ein bisschen schwer werden kann.
In der wilden Räuberpistole gibt es allerlei Verwicklungen und Ränkespiele. Montalbano wird in den Zwangsurlaub versetzt, sein Kommissariat offiziell aufgelöst, dann wird er ebenfalls offiziell entlassen. Das alles dient nur dazu, um auf die Spur eines Schiffes zu kommen, auf dem sich internationale Bosse treffen.
Das FBI spielt eine wesentliche Rolle; attraktive Frauen und Drogenhändler sind mit von der Partie ... am Ende hätte eigentlich nur noch ein Raumschiff gefehlt, das die Geschichte »abgerundet« hätte.
Wie eingangs erwähnt: Unterhaltsam ist die Geschichte dennoch; die Figuren aus den anderen »Montalbano«-Romanen spielen schließlich wichtige Rollen, und der dauernde Streit mit Vorgesetzten oder Journalisten gehört einfach dazu. Innerhalb der gesamten Reihe handelt es sich bei »Die Mission des Kochs« aber ganz eindeutig um ein Werk, das schwach ausfällt und das man nur als Fan lesen sollte. Leider ...
Der Harry und ich
»Welches Verhältnis sollte ich denn zu ihm haben?«, gab ich zurück. »Ich las die ersten zwei Bände und fand sie super, auch den dritten und vierten Band las ich sehr gern, aber der fünfte Band liegt seit Jahrzehnten ungelesen daheim herum. Die Filme mochte ich alle sehr. Aber was …«
»Das meine ich nicht. Dein negatives Verhältnis zu dem guten Zauberlehrling …«
»Ich habe keine Ahnung, was du meinst.«
»Du gehörst zu den Leuten, die ›Harry Potter‹ abgelehnt haben.«
»Was? So ein Unsinn! Wer behauptet denn so was?«
»Doch, doch. Das steht im Internet. Und du kannst davon ausgehen, dass es Leute gibt, die das glauben. Viele Leute.«
»So blöd kann niemand sein!«
»Doch, doch. Ich zitiere ..« Er wechselte die Stimmlage, als sei er eine andere Person. »Das erinnert mich daran, dass eine damals unbekannte englische Autorin bei KNF Ende der 90er Jahre angefragt hatte, ob er nicht für VPM als ganzes Interesse an einer kleinen Buchreihe über einen Zauberschüler hatte. KNF hat dankend abgelehnt. --- Es geht um Harry Potter.‹ Das steht so wortwörtlich im Internet, in so einem Forum.«
»So ein Unfug! An der Geschichte ist nichts dran, da kann auch nichts dran sein. Wenn mir damals Manuskripte angeboten wurden, leitete ich sie immer an den Buchverlag weiter, oder ich schrieb den Leuten gleich, dass wir keinen Platz dafür hatten – schließlich hatten wir kein Programm für Science Fiction, Fantasy oder sonstige Literatur mehr. Und überhaupt hätte Rowling mich damals nie direkt angeschrieben – das ging ja alles über die Agenturen.«
»Das sagst du jetzt, aber es steht nun mal anders im Internt.«
»Das wird niemand glauben. Jeder, der kurz mal nachdenkt, wird erkennen, welcher Blödsinn diese Asssage ist.«
Er lachte schallend. »Manchmal bist du ganz schön naiv! Du weißt doch, wie das Internet tickt. Gerüchte bleiben erhalten, und angeblich vergisst das Internet auch nichts. Diese Information steht derzeit in diesem Forum, und man wird sie zitieren und weiterverbreiten. In zehn Jahren wird sie als festgefügt Tatsache in der Wikipedia stehen, verlass dich drauf.«
»Du spinnst doch. Wer sollte ein Interesse daran haben, so einen Quatsch aufzublasen?«
Er seufzte. »Ich wiederhole mich: naiv …«
»Und nun? Was soll ich machen?«
»Keine Ahnung. Betrachte es als Experiment. Ich meine: Was kann dir groß passieren?«
»Stimmt eigentlich.« Nun lachte ich auch. Harry Potter und ich … wer kam auf solche Ideen? Kopfschüttelnd wechselte ich das Thema.
07 Oktober 2025
Großartige Kritzelbilder
Dass es davon auch Sammelbände gibt, wusste ich bis vor kurzem nicht. Ich kannte nur die Hefte. Ich besorgte mir die drei Sammelbände, und ich las den »Sammelbant 2«, der den schönen Titel »Di allerzweiten Abenteuer vom Hartmut« trägt und bei Gringo Comics erschienen ist. (Enthalten sind Geschichten, die vorher in einzelnen Heften veröffentlicht wurden.) Das ist kein Band, den man am Stück durchliest, aber einer, der mir viel Freude bereitet hat.
»Der Hartmut« ist ein kleiner Junge, der vom Zeichner in Form extrem schlichter Strichzeichnungen dargestellt wird. Das wirkt kindlich, ist aber echt klasse gemacht. Das gleiche gilt für die Sprache: Hartmut spricht in Kindersprache, und das wird dann auch so geschrieben. Es heißt also nicht »Hartmut erzählt«, sondern »der Hartmut ferzehlt«.
Aus der Sicht eines Kindes blickt Hartmut also auf die Welt. Das ist meist sehr komisch, auch wenn ernste Themen – Hartmut erklärt zwischendurch sogar mal den Krieg – in diesem witzigen Stil abgearbeitet werden.
Meist handelt es sich um einseitige Geschichten. Dieser Sammelband, pardon: Sammelbant, enthält allerdings auch längere Geschichten wie etwas Hartmuts Reise zu den Baiern – jede von diesen besteht aber letztlich aus Einseitern – oder generell im Urlaub.
Ich weiß, dass dieser Humor nicht jedermanns Geschmack sein kann. Ich kann mich über Hartmut sehr amüsieren und greife immer mal wieder zu einem solchen Sammelband. Die Verbindung aus Kritzelzeichnung und angeblichem Kinderwitz ist nämlich – für mich – originell und witzig zugleich!
06 Oktober 2025
Vorfreude auf den BuchmesseCon
Der BuchmesseCon findet seit vielen Jahren in Dreieich statt, und eigentlich müsste er mittlerweile umgetauft werden. Längst ist es keine Veranstaltung mehr, die irgendwie parallel zur Buchmesse in Frankfurt verläuft. Es handelt sich dabei um eine eigenständige Veranstaltung, die sich an Leute aus der Science-Fiction- und Fantasy-Szene richtet, die sich für Literatur interessieren und denen die Messehallen in Frankfurt gar nicht mehr so viel geben.
In Dreieich präsentieren sich viele der kleineren Verlage im weiten Feld der Phantastik; wer mag, kann den Con als eine Messe der Phantastik-Verlage betrachten. Dazu kommen Autorinnen und Autoren, die als Selfpublisher ihre eigenen Stände haben, und einige Vereine; das alles summierte sich zu einem wunderbaren Durcheinander aus Büchern, die höchst unterschiedliche Genres in ebenso unterschiedlichen Niveaustufen bedienen.
Jedes Jahr nehme ich mir vor, in Dreieich mehr zu machen, als nur »meinen« Programmpunkt zu besuchen. Meist klappt es nicht. Ich werde auch 2025 viele Gespräche führen, die meisten hoffentlich positiv, und freue mich schon sehr darauf!
02 Oktober 2025
Wenn Emos mal stressen wollen …
Ich erinnere mich an die eine oder andere Stresserei, bei der meine Hände oder Füße mal in einem anderen Gesicht landeten. Deshalb fällt es mir leicht, mir entsprechende Geschichten auszudenken.
Die aktuelle Folge 57 von »Der gute Geist des Rock’n’Roll« ist hierfür ein gutes Beispiel. Veröffentlicht wurde dieser Teil meines Fortsetzungsromans in der Ausgabe 182 des OX-Fanzines, die mittlerweile bei allen Abonnenten sein sollte und die man auch im Zeitschriftenhandel kaufen kann.
Erzählt wird darin von einem Emocore-Konzert irgendwo in der Provinz, bei dem es Ärger mit örtlichen Schlägertypen gibt. Die können aber offensichtlich nur austeilen, wenn sie es mit Jugendlichen zu tun haben, und sind ernsthaft verwirrt, wenn plötzlich ein Pulk von Emo-Jugendlichen auf sie einprügelt oder eintritt.
Wieviel von der Szenerie, die ich da beschreibe, auch nur ansatzweise autobiografisch ist, kann sich jeder selbst ausdenken. Die geschilderten Szenen sind auf jeden Fall frei erfunden, könnten sich aber so – oder eben ähnlich – irgendwo in der badischen oder pfälzischen Provinz zugetragen haben …
01 Oktober 2025
Wenn ein Amerikaner in London ...
Der Reihe nach: Philip St. Ives ist eine Figur, die Ross Thomas in mehreren Romanen auftauchen lässt. Streng genommen ist St. Ives kein Detektiv, sondern er versucht eben, wohlhabenden Leuten die Dinge zu beschaffen, die sie unbedingt benötigen oder die ihnen aus irgendwelchen Gründen fehlen.
Im aktuellen Fall soll er ein Schwert auftreiben, das angeblich Ludwig dem Heiligen gehört hat. Aus diesem Grund reist er nach London, wo er sich mit einem Informanten treffen soll, dann aber zusammengeschlagen wird und im Gewahrsam der Polizei wieder zu sich kommt. Und so stolpert St. Ives durch einen Fall, der immer komplizierter wird, in dem Diebe und Betrüger mitmischen und in dem die eine oder andere Person ums Leben kommt.
Ross Thomas hat einen Stil, der die üblichen lakonischen Formulierungen anderer klassischen Krimis aufweist. Seine Figuren sind oft Männer, die nüchtern und abgeklärt auf die Welt blicken. In diesem Roman ist dieser Blick zusätzlich ironisch eingefärbt: Philip St. Ives verzweifelt gelegentlich an den Sitten der Briten und kommt mit mancherlei Details in London nicht klar.
Das liest sich amüsant und macht bei der Lektüre viel Freude. Dass der Roman in den 70er-Jahren geschrieben wurde und deshalb in dieser Zeit spielt, erhöht den Reiz noch.
Auch wenn »Zu hoch gepokert« zu einer kleinen Serie gehört, steht der Roman für sich. Man kann ihn ohne Vorkenntnisse lesen und hat – wenn man sich auf die Figur einlässt – viel Freude daran.