28 Dezember 2006

Deutsche Literatur, Fallstricke inklusive


Als Ambros Waibel im Oktober in Dortmund las – bei diesem LesArt-Festival, an dem ich auftrat –, empfand ich seine Texte als leicht verständlich und humorvoll. Jetzt habe ich sein Buch »Leben Lums« gelesen und festgestellt, daß jeder seiner Texte haufenweise Fallstricke aufweist, geschickte Formulierungen also, die man ein zweites Mal lesen mag, weil sie gelungen und originell sind.

Die Figur Lum ist »Held« einiger der Texte in dem kleinformatigen Buch, das im Verbrecher Verlag erschienen ist: ein Großmaul aus wohlhabendem Haus, das ein unrühmliches Ende nimmt.

Großmäulig sind die meisten der Waibelschen Helden, ob es sich nun um Schriftsteller oder angehende Regisseure handelt. Handlungsort ist meist Berlin, und zwar das Berlin der Künstler und Schlaumeier, das mir beispielsweise so nicht bekannt ist. Die Karte der Hauptstadt, die »Leben Lums« zeichnet, hat somit wenig zu tun mit dem Berlin, in dem ich mich seit vielen Jahren immer mal wieder bewege.

Suchte ich eine Schublade für das Buch, wüßte ich nicht, ob ich es bei »Popliteratur« einlegen solle (der Autor würde mich dafür schlagen wollen, fürchte ich) oder einfach bei »Gegenwartsliteratur«.

Es ist auf jeden Fall unterhaltsam und macht Spaß, ist aber nicht so locker-flockig wie das, was man gemeinhin unter Popliteratur versteht. Wer sprachgedrechselte Formulierungen mag, kommt hier auch auf seine Kosten.

»Leben Lums« ist somit deutschsprachige Literatur, die auch etwas zum Stand der aktuellen Literatur aussagt – aus einer Perspektive, die ich so nicht kannte. Gut so.

27 Dezember 2006

Weihnachts-Marathon

Mit einem erstaunlich erleichterten Gefühl blicke ich auf das diesjährige Weihnachten zurück. Vielleicht war die Streß-Belastung in den Wochen vor dem Heiligen Abend so schlimm, daß danach alles harmlos wurde – ich weiß es nicht.

Tatsache ist, daß ich die Feiertage richtig gut überstand. Familienfeiern überstand ich klaglos und mit einer großen Gelassenheit; die Bescherung im gemütlicher Zweisamkeit war sehr schön und kurzweilig. Keine Spur von Streß, keine Spur von Gehetztheit – ich bin komplett begeistert.

»Zwischen den Jahren« will ich mich an den Computer setzen und ein bißchen schreiben: Die aktuelle Folge von »Und: Hardcore!« ist fällig, also dem dritten PETER PANK-Roman. Und vielleicht nutze ich die freien Tage dazu, mir das eine oder andere zusätzlich auszudenken ...

22 Dezember 2006

Stimmung im »Gegendruck«

Ich war noch nie im Heidelberger »Café Gegendruck«, und gestern abend dachte ich zeitweise, ich käme nie hin: In der Heidelberger Altstadt tobt der Weihnachtsmarkt nebst massivem Verkehrschaos, und ich eierte eine Weile herum, bis ich überhaupt einen Parkplatz in einer Tiefgarage fand.

Das Café erwies sich als eine große Stube in der Altstadt, alles sehr gemütlich und warm. Als ich hereinkam, lief lauter Punkrock; gut zwanzig Leute waren versammelt, darunter eine Gruppe von Schriftstellern aus dem Fantasy-Umfeld, über deren Anwesenheit ich mich sehr freute.

Bei meiner Lesung – ich war fürchterlich aufgedreht – beschränkte ich mich auf Dinge, die ich schon gut kannte: ein bißchen »Chaos en France«, ein bißchen »Vielen Dank Peter Pank« und ein bißchen »Zwei Whisky mit Neumann«. Ging gut ...

Das Publikum war großartiger Laune: Die Leute lachten an den richtigen Stellen, sie schienen sich prächtig zu amüsieren, ich erzählte viel Unfug dazwischen, und ruckzuck waren eineinhalb Stunden rum.

Danach stellte ich fest, daß Heidelberg echt eine Studentenstadt mit belesenem Publikum ist: Ich bekam fast alle Bücher, die ich dabei hatte, unter die Leute. Sehr schön!

21 Dezember 2006

Mein Lieblings-Diktator ist tot

Wie aus den heutigen Online-Medien hervorgeht, ist der Präsident von Turkmenistan gestorben. Der gute Saparmurad Nijasow wurde 66 Jahre alt, und als Todesursache wurde Herzversagen angegeben.

Damit ist ja glatt der einzige Diktator gestorben, den ich lustig fand. Nur aus der Warte eines Wohlstandseuropäers her, schon klar. Seine Landsleute werden den Personenkult weniger lustig gefunden haben.

Wobei der gute Mann, der sich gern als »Vater aller Turkmenen« bezeichnen ließ, schon einen richtigen Knall hatte. Nijasow-Statuen stehen überall, und Nijasow-Plakate pflastern die Wände. Sogar den Kalender ließ er ändern. Der Januar ist nach ihm benannt, und sogar seine Mutter kam so zu Namensehren.

Besonders toll aber war er als Lyriker. Unter dem Titel »Ruchmana«, was wohl so viel wie »Buch der Seele« oder nach anderen Übersetzungen »Sage über den Geist« heißt, schrieb er einen Gedichtsband geschrieben, der sogar ins All geschossen wurde.

Angeblich sei das Buch eine »eine Charta menschlichen Handelns, eine Sammlung von Kanons, eine Richtlinie für die turkmenische Gesellschaft«. Und es solle »der geistigen Entwicklung eine Richtung zu geben sowie die vergessenen Bräuche und Traditionen wieder zu beleben, was zur Erneuerung des Geistes im Volk beiträgt«. Eine großartige Absicht, die eines wahren Geistesriesen würdig ist.

Um das Werk zu ehren, benannte der Präsident gleich den September in »Ruchnama« um, weil er in diesem Monat fertig geworden war. Und damit seine Landsleute wissen, wann sie sein Buch lesen sollen, wurde der Samstag in »Ruchgjun« oder »geistiger Tag« umgetauft.

Da muss man erst mal drauf kommen! Ich erstarre vor Neid. Schade, dass dieser Weltklasse-Dichter und -Autor schon so früh gestorben ist.

18 Dezember 2006

»Schö-hö-höhenehehe Weihna-hahachtszeit!«

Es ist grau und feucht, der Himmel hängt voller Wolken, aus denen eine wässrige Soße läuft, und aus dem Autoradio dudelt Weihnachtsmusik. Montag, 18. Dezember 2006, und ich fühle mich noch weniger weihnachtlich als in vergangenen Jahren.

Mag sein, daß dies am Wetter liegt, das so gar nicht nach Winter und Weihnachten aussieht.

Mag sein, daß dies am Streß der letzten Wochen liegt, der immer mehr an mir frißt und mich zu einem alten Mann mit grauem Gesicht werden läßt.

Mag sein, daß dies alles nur Ausdruck eines generellen Frustanfalls ist.

Tatsache ist, daß Weihnachten 2006 gute Chancen hat, auf meiner Liste der »zehn bescheuertsten Weihnachten meines Lebens« einen der vorderen Plätze zu belegen!

17 Dezember 2006

»Sie hatten 44 Stunden«


Januar 2005 – mir kommt es schon vor wie eine mittlere Ewigkeit. An diesem Wochenende lief ein Seminar zum Thema Science Fiction-Roman an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel; Dozenten waren der Schriftsteller Andreas Eschbach und ich, und als Tagungsort diente das altehrwürdige Schloß der Stadt.

Allerdings war das Seminar ein ganz besonderes: 15 Autorinnen und Autoren schrieben an diesem Wochenende nämlich gemeinsam einen kompletten Science-Fiction-Roman. Hinterher waren alle geschafft – aber wir hatten das Gefühl, etwas tolles hingekriegt zu haben.

Jetzt liegt der Roman vor: »Sie hatten 44 Stunden« von einem gewissen Wolf N. Büttel, so das Sammel-Pseudonym der 15 Schreibenden. Herausgeber ist neben Andreas Eschbach und mir vor allem Olaf Kutzmutz, dem literarischen Leiter der Bundesakademie (ich hoffe, der Titel stimmt jetzt), der dafür sorgte, daß die Texte der Autoren, diverse Artikel dazu sowie zahlreiche Fotos in einem schicken Buch versammelt sind.

320 Seiten hat das dicke Ding, erschienen ist es in der Reihe der »Wolfenbütteler Akademie-Texte« als Band 23, und ich bin damit wohl »akademisch geadelt« oder so. Wer das Ding mag: Mit der ISBN 3-929622-23-8 kriegt man's in jeder Buchhandlung oder auch direkt bei der Bundesakademie. (Auf der Homepage bei den Publikationen gucken und runterscrollen bis zu WAT 23.)

16 Dezember 2006

Seminartage ...

Der Samstag ist bei einem drei Tage dauernden Seminar stets der anstrengendste: Man hat vom Vortag her noch genügend Müdigkeit in den Knochen, hat einen langen Tag zu bewältigen und weiß, daß noch der ganze Sonntag einen zukommt.

Umso besser, daß beim Seminar an diesem Wochenende eine Lesung eingeplant ist. Heute abend liest Gisbert Haefs aus seinen Werken, und da bin ich schon mal sehr gespannt, weil ich die Romane des Schriftstellers meist klasse bis superklasse finde. Das wird dann recht erholsam für mich, denke ich mal.

Als Dozent arbeitete ich heute recht fleißig und konzentriert, denke ich mal. Viele Texte mußten besprochen werden, viele Kurz-Referate - oder wie immer man das nennen mag - waren zu halten.

Das schlimmste für mich ist allerdings, daß ich im Rahmen eines solchen Seminars ständig auf neue Ideen komme, wie ich meine eigenen Texte verbessern könnte. Irgendwann mache ich das dann auch mal ...

15 Dezember 2006

Mal wieder Wolfenbüttel

Ich habe - übern Daumen - ausgerechnet, daß ich an diesem Wochenende zum dreiundzwanzigsten Mal in der schönen Stadt Wolfenbüttel im östlichen Niedersachsen bin. Wieder mal als Dozent eines Seminars zum Thema Science Fiction oder eben »SF schreiben für Kurzgeschichtenfreunde« oder so.

Die Stadt hat sich herausgeputzt: Den Bahnhof sieht man kaum noch, seit die Stadtväter irgendwelche klobigen Bauten vor die Tür geknallt haben - eine fürchterliche Verschandelung. Und geht man zur Altstadt, wird man als ahnungsloser Besucher mit einer »Subway«-Filiale in einem der schönen klassischen Gebäude überrascht.

Na klasse! Die alliierten Bomber im Zweiten Weltkrieg haben die Stadt, ihr Schloß und die uralte Bibliothek - die ich ja schätze! - verschont. Und die Stadtväter verschandeln das, was übrig blieb.

Dafür scheint die Piercing-Industrie in der Stadt zu blühen. Selten sah ich so viele jugendliche Blechgesichter auf der Straße wie heute an meinem ersten Tag in der Stadt ...

14 Dezember 2006

Langweiliger als Berufsschule?


Linus Volkmann habe ich nie persönlich kennengelernt. Daß er mich oder zumindest meine Schreiberei nicht leiden kann, weiß ich schon lange: Als er noch das Fanzine Spielhölle herausgab, wurde darin mein Enpunkt regelmäßig in Grund und Boden verrissen.

Unter der Überschrift »Punkliteraturtage. Noch langweiliger als Berufsschule« (übrigens ein Super-Titel, Respekt!) bespricht er in der aktuellen Dezember-Ausgabe des Magazins INTRO diverse Bücher, die sich mit Punkrock beschäftigen.

Unter anderem verreißt er auch mein Buch. (Siehe Ausschnitt nebenan.) Und er beendet seinen Artikel mit einem trockenen Fazit: »Wer Sprache hasst und sich gern über Gebühr langweilt, für den bietet die eifrige Punkbuchsparte der Popliteratur dieser Tage einen herrlichen Strauß Unannehmlichkeiten.« (Äh: Wer sich gern langweilt, für den sind diese Bücher also »unannehmlich«. Heißt das, daß sie jetzt doch unterhaltsam sind? Schon blöd, wenn solche Vergleiche hinken ...)

Übrigens wird auf der folgenden Seite dieser INTRO-Ausgabe der aktuelle Popliteratur-Roman des Autors Linus Volkmann von einem INTRO-Kollegen euphorisch besprochen.

11 Dezember 2006

Großartige Fotos - gucken!

Heute bekam ich den Link. Also muß ich ihn auch gleich an entsprechender Stelle in den Blog stellen.

Rüdi aus Mannheim, der unter anderem beim Pogoradio mitmacht und ansonsten bei jedem Fanzine-Projekt der Stadt in den letzten 15 Jahren mitwurschdelte, hat geschätzte 160 Fotos auf die Seite gestellt: Fotos vom Spermbirds-etc.pp.-Konzert vom Freitag, 8. Dezember.

Man kann sie als Dia-Show angucken oder einzeln. Besonders amüsant: Wenn man sie in der richtigen Reihenfolge anguckt, sieht man richtig, wie die Hitze steigt.

Anfangs sind noch Leute in Jacken zu sehen. Gegen Ende sieht man nur noch schweißnasse Gesichter, teilweise auch nackte Oberkörper.

Eine wunderbare Foto-Dokumentation. Vielen Dank an Rüdi!

10 Dezember 2006

Ins neue Lebensjahr gehüpft

Der Schweiß tropfte von der Decke, es herrschten saunaartige Temperaturen, auf der Bühne tobten die Spermbirds mit breit grinsenden Gesichtern, als schriebe man 1987, und im Saal raste der geilste Pogo-Mob, den ich seit Jahren erlebt hatte – die Nacht vom 8. auf den 9. Dezember 2006 bot den besten Konzertabend des Jahres, und das ist amtlich!

Wir waren zu fünft, als wir nach Mannheim fuhren. Lars saß am Steuer, also konnte ich trinken, was ich auch ausnutzte. Am Eingang des Autonomen Zentrums ließ ich mir von einem Jung-Irokesen den Jägermeister an den Hals setzen, und an der Theke gab es zwar obskures, aber trinkbares Bier in rauhen Mengen.

Mit Homicidal Housepigs gab sich eine neue Band aus Mannheim die Ehre, die mich positiv überraschte: knalliger Hardcore, bei dem der Jingo de Lunch-Vergleich zwar nicht ganz stimmte, der aber mit der Frontfrau absolut überzeugte. Sehr gut – die Band merk' ich mir.

Kick Joneses zeigten sich von ihrer besten Seite: zum Hüpfen einladender 77er-Sound, dargeboten von älteren Herren, die einfach wissen, wie's geht. Wer Wire als Zugabe spielt, kann eh kein schlechter Mensch sein – und danach war ich schon mal verschwitzt.

Die Mannheimer Band »dazwischen« verpaßte ich. Es war Mitternacht, und ich wurde 43 Jahre alt, was gebührend gefeiert werden mußte. Ulf hatte sogar Sekt besorgt, den wir lauwarm aus Wassergläsern tranken. Sehr punkig!

Danach die Spermbirds, die wirklich einheizten. Ich hüpfte wie Jugendlicher; der ganze Streß und die ganze Hektik einer unangenehmen Woche war auf einmal weit weg, und es war mir egal, daß ich hinterher blaue Flecken am ganzen Körper hatte.

Großartig, absolut großartig: nur lachende Gesichter im Publikum, viel Jungvolk, aber auch viele alte Gesichter, Bunthaarige, Kurzhaarige, Langhaarige, alles ein wüstes Kuddelmuddel, das nicht aufhören wollte.

Selten so gut in ein neues Lebensjahr gehüpft!

08 Dezember 2006

Hups? Positive Besprechung verpeilt?

Da wird mein aktuelles Buch im OX gelobt, und ich verpeile es irgendwie, den Link hier im Blog zu erwähnen. Zumindest in meiner Erinnerung, die mich ja immer wieder trügt und die sich trübt. (Boah, sind wir heute wieder mal literarisch!)

Also: Das OX, für das ich gelegentlich schreibe, hat auch »Chaos en France« positiv besprochen. Das freut mich natürlich extrem.

Und das freut mich so, daß ich den Link einfach nenne, wo Ihr das selbst nachlesen könnt. So!

07 Dezember 2006

Spießiges Vergnügen

Die Musik war laut und trashig – schauderhafte Disco-Klänge und irgendwelche amerikanischen Schnulzen. Die Einrichtung glitzerte in Bonbonfarben. Und manche Männer trugen figurbetonende Oberteile und Jogginghosen, bei deren Anblick ich sprachlos stierte.

Aber das Bier schmeckte, die Gesellschaft war angenehm, und der Zeitvertreib grenzte nicht gerade an intellektuelles Vergnügen: Wir waren gestern abend beim Bowling.

Und es machte einen Heidenspaß! Dicke Kugeln, in die man drei Finger stecken muß – und dann heidiwutzka raus mit den Eiern auf die Fläche, damit sie irgendwelche Kegel umballern. Großartig!

Anfangs traf ich gar nichts. Aber nachdem ich ein wenig Nachhilfeunterricht genommen hatte (»guck mal, da ist die Mitte«), ging es recht gut.

Ein Spitzen-Bowler werde ich sicher nie werden. Aber das an und für sich geschmacksverirrte Bowlingcenter in Karlsruhe sicher noch einmal besuchen!

06 Dezember 2006

Autorenkollege gestorben

Ich habe ihn nicht gut gekannt; soweit ich weiß, haben wir uns einmal nur gesehen. Aber wir telefonierten einige Male, wir mailten miteinander, und eigentlich wollten wir ein Buchprojekt gemeinsam verwirklichen.

Dazu ist es aus verschiedenen Gründen in diesem Jahr nicht gekommen - und jetzt ist Harald Evers tot. Im Alter von 49 verstarb der Fantasy-Autor Harald Evers an Herzversagen.

Der Autor wurde vor allem durch seine »Höhlenwelt«-Romane bekannt, schrieb aber auch für Computerspiele. Er galt als kreativ, aber durchaus schwierig im Umgang. Am Telefon machte er auf mich immer einen sehr korrekten Eindruck: kreativ und quirlig eben.

Eigentlich hätte er einen Roman für den »Posbikrieg«-Zyklus schreiben sollen, die aktuelle Taschenbuch-Reihe, die bei Heyne erscheint. Schon hart, wie sich manchmal Schicksalswege verknoten und wieder lösen ...

05 Dezember 2006

Radiosendung mit Pfalz-Sound

Für manche Menschen gilt Rheinland-Pfalz als eine Region von Kartoffelbauern und ewig betrunkenen Winzern. Daß dem nicht so sei, bewies ich am Sonntag abend, 3. Dezember 2006, mal wieder.

Ich spielte in meiner Sendung ENPUNKT-Radio im lokalen Sender Querfunk nämlich Punkrock und Hardcore aus Mainz, Kaiserslautern und anderen Städten der schönen Pfalz. Das war teilweise laut, teilweise lustig, und meist machte es mir Spaß.

Was kann schon schiefgehen, wenn Walter Elf und Kick Joneses oder die Spermbirds aus ihrer klassischen Phase von 1990/91 aufgeboten werden? Na also.

Gerotzte Demos von Rock For Riot und Blutkeks paßten gut dazu. Und sogar Überdosis Grau aus Landau wußten zu überzeugen; da ist es dann nicht so schlimm, wenn Wilde Zeiten und Hagbard Celine die positive musikalische Bilanz ein wenig verhageln.

04 Dezember 2006

Neues Journal der Jugendkulturen


Ich bin Mitglied im Archiv der Jugendkulturen (in dem ja auch meine PETER PANK-Bücher erscheinen), und in diesem Archiv erscheint eine Zeitschrift, die den schlichten Titel »Journal der Jugendkulturen« trägt. Aktuell liegt die Ausgabe elf vor: über 150 Seiten im quadratischen Paperback-Format für zehn Euro.

Extrem lustig finde ich einen Bericht über junge Punks, die teilweise in einer Band spielen. Die Autorin des Artikels, die anscheinend so viel Szene-Kenntnisse nicht besitzt (sie schreibt ziemlich von »oben herab« über Punk-Konzerte), stellt die jungen Leute mit viel Sympathie vor – nach Lektüre der jeweiligen Weltanschauungen stelle ich dann doch fest, wie bürgerlich und brav zumindest die skizzierten Jugendlichen wirken.

Vorgestellt wird die neue Jugendkultur »Black«, wobei man sich nicht sicher ist, ob das über-haupt eine Jugendkultur ist (gemeint sind Jugendliche, die halt »Black Music« hören und sehr billig-modisch aussehen), dazu geht es um türkische Mädchen und sogenannte Styler. Bunte Mischung also!

Bei den Buchbesprechungen finden sich einige Texte von mir, was mir natürlich sehr schmeichelt. Alles in allem ein sehr lesbares Buch, das zwar keiner braucht, das aber als Standortbestimmung für das Archiv der Jugendkulturen stets wichtig ist.

03 Dezember 2006

Wackelnder Pogo-Boden

Das »Crazy Kong« direkt an den Karlsruher Bahngeleisen hat mehrere Vorteile: Man kann Lärm machen, ohne daß es Nachbarn stört. Und selbst wenn man strunzehackepallebreit ist, kann man in dem Laden nicht umnfallen: Schon wenn nur fünfzig Leute drin ist, wirkt er voll.

Am Samstag abend, 2. Dezember 2006, hatten sich zwischen fünfzig und hundert Leute in dem kleinen Konzertort versammelt. Die erste Band verpaßte ich durch Gelaber, die zweite wollte ich eh vor allem sehen. Teenkrieg aus dem Pfinztal gaben ihr Abschiedskonzert – schade, denn die Band war vor allem durch die letzte EP zuletzt richtig gut geworden.

Umfallen konnte keiner, die Stimmung war grandios, die Band heizte im wahrsten Sinne des Wortes ein. Und als einige Leute echt anfingen, vor der Bühne herumzuhüpfen, wackelte die ganze Bude. Kein Wunder, das »Crazy Kong« ist nicht mehr als eine Baracke aus alten Balken und Brettern.

Na super – aber es passierte nichts. Und der Stimmung tat das Gewackel eh keinen Abbruch.

Danach noch die Seducers aus Freiburg, die arschgeilen Sixties-Punk spielten. Ich bekam nicht so viel mit, weil ich mir vor der Tür einiges aktuelles vom Tag erzählen ließ; aber was ich so hörte, war ziemlich klasse. Auf die Platte kann man wohl gespannt sein.

30 November 2006

Die Deutschen an die Front

Mit einer gewissen Verwunderung stelle ich derzeit fest, daß ich anscheinend mit der Mehrheit der Bundesbürger einer Meinung bin. Werde ich jetzt endgültig spießig, oder was ist geschehen?

Aber wie mehr als zwei Drittel der Bevölkerung – je nach Umfrage – bin ich dagegen, daß die Bundeswehr ihren Einsatzraum in Afghanistan weiter ausdehnt. Kann ja sein, daß meine Motive andere sind als die der Mehrheit, aber endlich gehöre ich mal zum Mainstream.

Na super!

Wobei: Meiner Ansicht nach hat die Bundeswehr außerhalb unseres duften Landes nix verloren, sowieso nicht. Im letzten Jahrhundert hat die Wehrmacht – mit Hilfe meines Opas im Ersten, mit Hilfe meines Papas im Zweiten Weltkrieg – versucht, die halbe Welt zu erobern. Hat beides Mal nicht geklappt, wie wir aus dem Geschichtsunterricht wissen.

Ich bin der erste Mann seit einem Jahrhundert aus meiner Sippschaft, der nicht in den Krieg gegen Frankreich oder sonst einen Nachbarn gezogen ist. Das halte ich für einen Fortschritt, vielleicht einen für den wenigen in der Geschichte der letzten sechzig Jahre.

Nach zwei massenmörderischen Kriegen, so dachte ich, reicht es mit den deutschen Einsätzen in aller Welt. Die Jungs sollen unsere Grenzen sichern, wenn wir schon unbedingt eine Armee haben sollen, und bitteschön bei irgendwelchen Überschwemmungskatastrophen helfen.

Eine Armee für nationale Muskelspielchen brauche zumindest ich nicht.

29 November 2006

Ein Artikel im »Stern« und seine Folgen

Das hat wohl niemand erwartet: Im »Stern«, der bekannten Illustrierten aus Hamburg, erschien ein Artikel über PERRY RHODAN, die Science-Fiction-Serie, die von mir redaktionell betreut wird.

Der Artikel strotzt von gonzo-journalistischen Formulierungen und vielen Fehlern; die Aufregung bei den Autoren und Lesern ist groß. Und ich sehe mich auf einmal in der Rolle eines Mannes wieder, der eine Serie betreut, die anscheinend im rechtsradikalen Lager durch die Gegend wabert.

Aus diesem Grund habe ich ein recht staatsmännisch klingendes »Logbuch der Redaktion« geschrieben, in dem ich auf diese Vorwürfe eingehe, das ganze aber versuche, ein weniger zu relativieren. Daß man vielen Medien nicht trauen und nicht glauben darf, ist mir ja seit längerem bekannt ... die Chaostage und der Medienzirkus damals sind mir in bester Erinnerung (»an Steinen und Containern klebte das Blut«, sage ich nur).

Was ich als Redakteur sehr gut finde, ist das Engagement der Leser. Die Empörung ist groß, und es wird heftig diskutiert – sehr schön. Der eine oder andere Mißklang in so einer Diskussion ist auch auszuhalten ...

Möglicherweise trifft die Empörung eh nicht die richtige Stelle; ich fürchte, daß sich die »Stern«-Redaktion durch Leserbriefe nicht grundsätzlich ändern läßt. Und der Autor?

Stephan Maus befleißigt sich des sogenannten Gonzo-Journalismus, den ich ja manchmal auch lustig finde. Diesmal hat's allerdings mich bzw. meine Arbeit erwischt, und prompt finde ich das ganze nicht mehr so lustig. Schon seltsam, wie sich meine Meinung ändert.

27 November 2006

Diesmal ist Heidelberg dran ...


Kaum habe ich den Lese-Marathon mit Tübingen, Mainz und Karlsruhe absolviert, geht es auch schon weiter: Am Donnerstag, 21. Dezember, lese ich in Heidelberg.

Soweit ich mich erinnere, habe ich in der Universitätsstadt noch nie aus meinen Büchern vorgelesen. Ich habe dort in den 90er Jahre unzählige Konzerte und andere Festivitäten im Autonomen Zentrum besucht, wo es mir eigentlich fast immer Spaß machte.

Die Gestaltung des Flyers, den ich hier dokumentiere, orientiert sich massiv an der des Karlsruhe-Flyers. Sieht trotzdem schick aus, finde ich.

Und jetzt bin ich gespannt, wie viele Leute drei Tage vor dem Heiligen Abend auf eine Punkrock-Lesung kommen ...

26 November 2006

Zwei Texte in einer Anthologie


Der Titel des ganz in schwarz gehaltenen Buches ist »Die Städte brennen wieder«. Im Untertitel wird das Buch als eine »Underground Literatur Anthologie« bezeichnet. Und es sind zwei Texte von mir enthalten, worüber ich mich selbstverständlich gefreut habe.

Erschienen ist das rund 120 Seiten starke Büchlein bei Jerk Götterwind, Postfach 21 03, 64511 Groß-Gerau. Jerk gibt seit Jahren sein Fanzine My Choice heraus und macht ebenfalls seit Jahren in krawalligen Punk-Bands von sich reden.

Es sind haufenweise Autoren im vorliegenden Buch vertreten. Mit Roland Adelmann, Volly Tanner oder Frank Bröker gibt es einige Schreiber, die im literarischen Underground durchaus bekannt sind. Und auch der Herausgeber selbst ist mit einem Text vertreten.

Zum Inhalt kann ich so viel noch gar nicht sagen: Ich habe das Buch bislang nicht gelesen. Von mir stammen zwei Texte/Gedichte, die meine letztjährige Amerika-Reise verarbeiten: »Träume in San Francisco« und »Strandhotel, nachts um elf«.

Wer sich für Underground-Literatur interessiert, der checke einfach die Götterwind-Homepage. Aber mal zackig!

25 November 2006

50 zahlende Gäste, aber ...

Meine Lesung am Donnerstag abend, 23. November, war einigermaßen erfolgreich: fünfzig zahlende Besucher plus diverser »Anhang« - das ist eigentlich respektabel. Vor allem für die Verhältnisse der Stadt Karlsruhe.

Die hervorragende Pressearbeit hat damit aber nichts zu tun: Die Besucher rekrutierten sich praktisch ausschließlich aus der Karlsruher Punkrock-Szene sowie dem Umfeld der Veranstalter; »normale« Leute fanden nicht ihren Weg ins »Oriente«.

Teilweise war's für mich sehr anstrengend: Die Horde Punk-Mädels, die sich in einer Ecke des Raumes versammelte, hatte seit dem Nachmittag dem frischen Federweißer zugesprochen und war entsprechend laut und lustig. Immerhin kamen sie hinterher fast alle an, lobten die Lesung (und ich frage mich: »Haben die auch nur ein Wort verstanden?«) und kauften fleißig Fanzines und Bücher, teilweise von zusammengeschnorrtem Geld. Sehr schön.

Jetzt stellt sich eigentlich vor allem die Frage: Sind die Aufnahmen, die gemacht wurden, gut genug, daß es für ein geplantes Live-Hörbuch von »Peter Pank« und Konsorten reichen wird?

23 November 2006

Ein Buch, das mich packte

Wer gerne liest, kann nachempfinden, wie es mir in den letzten Tagen ging: Ich kaufte am Samstag nachmittag ein Buch, mehr aus spontanen Gründen und weil es mich schon immer interessierte, und ich war übers Wochenende zeitweise kaum ansprechbar, bis ich es in der Nacht von Montag und Dienstag zu Ende lesen konnte.

Die Rede ist von James Graham Ballards Roman »Das Reich der Sonne«. Das Buch wurde sogar verfilmt, unter Regie von Steven Spielberg, aber diesen Film kenne ich nicht. Ich hatte von dem Buch nur immer wieder gehört und gelesen – eigentlich schätze ich Ballard vor allem wegen seiner teilweise genialen Kurzgeschichten.

Bei »Das Reich der Sonne« handelt es sich um einen teilweise autobiografischen Roman. Er spielt in den Jahren 1941 bis 1945 in Shanghai, wo der jugendliche Erzähler Jim (zufälligerweise so alt wie Ballard selbst, der ebenfalls den Krieg in Shanghai überlebte) von den japanischen Truppen in ein Internierungslager gesteckt wird und dort im Prinzip nur deshalb überlebt, weil er sich »nütz-lich« macht und sich gleichzeitig in eine Traumwelt flüchtet, in der es immer wieder um Flugzeuge geht.

Der Roman ist erschütternd. Das allgegenwärtige Sterben beginnt schon auf den ersten Seiten: Der Elfjährige kommt an verhungernden Bettlern vorbei, sieht aufgespießte Köpfe rotchinesischer Sol-daten und andere Scheußlichkeiten. Er wird von seinen Eltern getrennt, schlägt sich auf den Straßen Shanghais allein durch – und als er von den Japanern in ein Lager gesteckt wird, begreift er das Lager sogar als seine Rettung. Doch dort wird das andauernde Sterben noch viel schlimmer ...

»Das Reich der Sonne« ist ein beeindruckendes Werk, dessen Wirkung in mir immer noch anhält. Die Bilder bleiben im Gedächtnis – und das geschieht nicht bei vielen Büchern.

Leider ist der Roman derzeit nicht im Buchhandel erhältlich. Mein heißer Tipp: Schaut auf Flohmärkten, das Ding lohnt sich!

22 November 2006

Neuerdings bin ich Papa ...


Ich habe noch nie die »Rheinpfalz« gelesen, die wohl wichtigste Tageszeitung auf der anderen Rheinseite. In der heutigen Ausgabe für lokale Kultur aber war ein Artikel über mich drin, der mich – seit ich ihn gesehen habe – richtiggehend euphorisiert.

Als Peter Panks Vater bezeichnet zu werden, kommt mir zwar ein bißchen seltsam vor; gleichzeitig paßt es aber ja auch wieder. Felix, der Autor des Artikels, hat das sehr gut geschrieben – gefällt mir.

Und die Arbeit des Fotografen finde ich ebenfalls gut: Wir trafen uns gestern vormittag auf dem Gottesauer Platz; der Wind fegte Blätter durch die Straßen, und es war kühl. Aber der Fotograf blieb cool und schoß einige Fotos aus der Hand, ohne Schnickschnack drumherum. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.

Da steigt meine Nervosität angesichts des morgigen Tages ja noch weiter ...

21 November 2006

Moralapostel, widerliche!

Da sind sie sich mal wieder alle einig: Nach dem sogenannten Amoklauf eines Schülers in Nordrhein-Westfalen fordern irgendwelche neunmalklugen Politiker wieder einmal, die angeblichen Gewaltcomputerspiele zu verbieten. Von »Killerspielen« ist sogar die Rede – und was einem Politiker wie Wolfgang Bosbach, dem stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Bundestagsfraktion, und anderen Kandidaten für gelungenen Wortwitz sonst noch einfallen mag.

Emsdetten, quasi zwischen Gronau und Münster gelegen, den einzigen Städten dieser Region, die ich schon mal besucht habe, wird sicher zu einem Fanal werden. Man wird die Stadt in einem Atemzug mit Erfurt nennen, die Boulevard-Presse überschlägt sich wahrscheinlich vor Begeisterung – und Politiker sowie selbsternannte Moralwächter finden eine tolle Gelegenheit, sich einmal mehr zu profilieren.

Es ist widerlich.

Daß ein Jugendlicher seine Schwierigkeiten mit Gewalt löst, ist kein neues Phänomen und hat nichts mit den Videos zu tun, die er auf seiner Homepage veröffentlichte, oder mit irgendwelchen Egoshootern, die er am Computer spielte. Daß sich jetzt irgendwelche Leute an ihm und seiner Leiche profilieren, hat damit nur indirekt etwas zu tun.

Und das treibt mir die Wut ins Gesicht.

19 November 2006

Endlich gesehen: »Hotel Ruanda«

Als er zur regulären Zeit im Kino kam, habe ich den Film verpaßt. Jetzt haben wir ihn auf DVD angeschaut – und waren hinterher sehr still.

Die politischen Hintergründe waren mir durchaus bewußt: Mitte der 90er Jahre kam es in Ruanda zu einem fürchterlichen Gemetzel, zu einer ethnischen Säuberung derbsten Ausmaßes, bei der innerhalb weniger Monate zwischen 500.000 und einer Million Menschen massakriert wurden. Zumeist zu Tode gehackt.

Die europäischen Regierungen taten alles, um ihre weißen Landsleute auszufliegen und die Tutsi dem Abschlachten zu überlassen. Ein Skandal, bei dem einem heute noch die Schamröte ins Gesicht steigt. Frankreich griff erst ein, als die Völkermörder den Konflikt verloren – dann schickte die Grande Nation ihre Truppen, um den flüchtenden Völkermord-Milizen den Rückzug in den Kongo zu decken. Womit im übrigen der Kongo-Krieg mit bislang mehr als drei Millionen Toten begann ...

Hierzulande interessiert das keine Sau. Deshalb finde ich es gut, daß es Filme wie »Hotel Ruanda« gibt. Erzählt wird die Geschichte eines Hotelmanagers, der kein Held ist, der aber letztlich über tausend Menschen das Leben rettet.

Der Film wurde damals kritisiert, weil er zu viel Wert auf eine »human touch«-Geschichte legt, um eben auch das Massenpublikum zufriedenzustellen. Die Kritik ist meiner Ansicht nach völlig fehl platziert. Ohne diese Liebes- und Familiengeschichte wäre der Film nicht auszuhalten – man kann nicht eineinhalb Stunden lang nur Gemetzel zeigen, auch wenn das wohl der Realität eher angemessen wäre.

Trotzdem ein beeindruckender Film, spannend und informativ zugleich. Mein Tipp: in der Videothek oder sonstwo ausleihen! Das lohnt sich!

18 November 2006

Ein Kongress »für mehr Innovation«

Den Begriff »do it. Kongress« fand ich von Anfang an eher blöd. Zu viele Anglizismen stören auch bei neuen Internet-Anwendungen. Trotzdem fuhr ich am Donnerstag, 16. November 2006, nach Freiburg.

Und dann verbrachte ich den schönsten November-Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen nicht im Freien wie jeder vernünftige Mensch, sondern saß in einem Kongresszentrum, wo ich mir mehr oder weniger kluge Vorträge anhörte und anschaute.

Ich interessierte mich – zusammen mit der begleitenden Kollegin – vor allem für den Bereich »IT und Marketingkommunikation«. Vorträge gab es von Leuten, die für Firmen wie ebay oder Burda, BASF oder Fischer (die Dübel-Firma) tätig waren: meist interessant, manchmal spannend, nur einmal langweilig dargeboten.

Es ging im wesentlichen um das sogenannte Web 2.0, die neue Welt des neuen Internet, von der noch niemand so genau weiß, wohin es damit gehen soll. Als Tatsache gilt, daß es spannend ist, was derzeit im Internet an Neuigkeiten ausprobiert werden.

Ob das ganze wieder in eine platzende Blase mündet wie vor einigen Jahren schon mal, werden wir sehen müssen. Ich fand's auf jeden Fall sehr interessant, mich mal auf einem Kongress über neue Erkenntnisse zu informieren.

Das hatte dann tatsächlich etwas mit »echter« Science Fiction, fand ich. Nicht gerade Punk ...

17 November 2006

Berichte zur anstehenden Lesung

Die Vorberichterstattung in Karlsruhe ist der Hammer: Nächste Woche lese ich ja in meiner aktuellen Heimatstadt, und die Veranstalter-Crew von »LessTalkMoreRock« trommelt derzeit unglaublich. Der Beweis dafür, daß sich gute Pressearbeit in guten Berichten niederschlägt – ob sich das auf die Besucherzahlen auswirkt, werden wir noch sehen.

Die Stadtzeitungen haben fleißig berichtet. Vorberichte gab es in der »Klappe Auf« und im »Inka«, alle mit schönen Fotos garniert. Am besten aber sind die bisherigen Internet-Vorberichte.

Unter der Headline »Lesung mit Klaus N. Frick – Pogo-Poesie im Oriente am 23. November« gibt es beispielsweise einen famosen Artikel bei ka-news. Die Seite ist in Karlsruhe so ziemlich die Nummer eins, was elektronische Berichterstattung über diese famose Beamten- und Studentenstadt in Baden angeht.

Mein Lieblingssatz: »Außerordentlich witzig und mitunter drastisch - die Welt Peter Panks besteht eben nicht nur aus Pogo und der Erschütterung schwäbischer Kleinbürgerlichkeit.« So was finde ich natürlich klasse!

Irgendwie lustig liest sich die Beschreibung auf der Homepage des »Radio Oriente«: Als »lebende Legende der süddeutschen Punkrock-Szene und Multitalent« werde ich da bezeichnet, wobei ich mir sicher bin, daß hier die eigentlichen Veranstalter den Text geliefert haben. Gefreut habe ich mich trotzdem. Im übrigen ist das »Oriente« auch ein sehr netter Ort, in dem ich schon manches Jazz-Konzert oder sonstigen Musik-Kram bei einem netten Bierlein »für umme« mitgekriegt habe.

Sagen wir so: Meine Spannung steigt ...

16 November 2006

Neuer Titel für den Herrn

Der Laden sah eigentlich recht gutbürgerlich aus: Holztische, Holzstühle, eher schlicht alles gehalten. Und die Speisekarte war ebenfalls recht übersichtlich.

Trotzdem war ich mitten im Universitätsgelände von Mainz. Und die »Taberna Academica« nannte sich selbst »die freundliche Kneipe auf dem Campus«.

Das war sie auch: Die Bedienung war nett, der Kaffee machte mich wach, und die Kartoffelpuffer mit Pilzrahmsoße schmeckten lecker. Alles so, wie ich es wollte. Eine schöne Vorbereitung auf die hoffentlich erfolgreiche Lesung.

Als ich der Bedienung sagte, daß meine Rechnung von den Veranstaltern übernommen werden sollte, lachte sie und meinte: »Aha, Sie sind also der vegetarische Künstler

Und seither überlege ich mir, ob ich mir das als offiziellen Titel auf die Visitenkarte schreiben soll ...

15 November 2006

Fast ein Desaster in Mainz

Irgendwann mußte es ja einmal passieren: eine kleine Kulisse für eine Lesung. Wobei der Raum im Kultur-Café der Mainzer Universität am Dienstag abend, 14. November, anfangs gut gefüllt war ...

Dummerweise interessierten sich die meisten Leute nicht für meine Lesung und gingen hinaus, bevor ich anfing. Aus dem Nebenraum heraus sorgten sie dennoch für eine mörderische Geräuschkulisse.

Dummerweise spielte am selben Abend Trend in Wiesbaden. Eine echt fiese Konkurrenzveranstaltung. Kein Wunder, daß nur zehn »echte« Zuhörer da waren, die sich dann aber als treu und sehr freundlich erwiesen.

Und ich war tapfer. Es gab kein Mikro und aus dem Nebenraum, von der Theke und von hinten drang ein permanenter Gesprächspegel. Aber ich schrie tapfer dagegen an und riß ein gut eineinviertel Stunden dauerndes Programm runter.

Danach war ich heiser. Und unterhielt mich noch ganz gut mit Teilen des Publikums. Also war's doch eine nette Veranstaltung.

14 November 2006

Großartiger Vergleich

Zu meiner Schande muss ich gestehen, daß ich von Oliver Uschmann noch nie etwas gelesen habe, zumindest nicht bewußt: Gelegentlich blättere ich ja im »Visions« oder schnappe mir ein »Galore«, aber für »testcard« fehlt mir das Studium – das sind die Magazine, für die er schreibt.

Er hat aber auch Bücher verfaßt, die unter dem Reihentitel »Hartmut und ich« erschienen sind und die mir bislang unbekannt waren. Peinlich aber wahr; klingt ja alles doch recht interessant und originell.

Aus Gründen, die ich hier nicht länger erläutern will, bin ich aber auf seinem Blog gelandet. Und dort fand ich folgenden Absatz in einem Text:

»Gut, Ego- und Fanzineschreibe, radikale Subjektivität und Gonzojournalismus waren toll. Als Idee. In der Praxis konnten das Hunter S. Thompson, Klaus N. Frick und mit Abstrichen der größenwahnsinnige Christoph Parkinson vom Furios Clarity Zine. Die meisten anderen erschöpften sich irgendwann in öden Saufberichten.«

Und danach schwebte ich einen Meter über dem Fußboden. Der Vergleich mit Hunter S. Thompson schmeichelt mir. Coole Scheiße.

Danke!

13 November 2006

Emocore und Lesung in Tübingen

Eine Fahrt nach Tübingen - das ist für mich schon gelegentlich wie eine Reise in die Vergangenheit. Zu oft hielt ich mich in der Stadt auf, in den 80er Jahren vor allem einer der wichtigsten Zielpunkte für einen Kleinstadtjungmenschen wie mich.

Die Schellingstraße selbst kannte ich gar nicht selbst: Hier gibt es ein autonomes Wohnprojekt und zugleich Kulturzentrum. Und dort las ich am Montag, 13. November 2006, nachdem ich vorhin Bier und Kuchen zu mir genommen hatte - in meinem Vorbericht fand ich das ja ein bißchen lustig. Als Räumlichkeit diente eine anständig mit politischen Büchern bestückte Bibliothek.

Das Publikum war etwas gehemmt, dafür umso studentischer. Hinterher gab es nur zaghafte Gespräche, die dafür sehr nett verliefen. Und ich verpaßte die lokale Hardcore-Band, die ihre vier Stücke schmetterte, während ich im Nebenraum noch laberte.

Immerhin bekam ich Kurhaus komplett mit. Die Band aus Schleswig-Holstein macht im weitesten Sinne Emocore - ein wuchtiges Brett, das total authentisch rüberkam, das von den fünf Jungs absolut energiegeladen präsentiert wurde. Auch wenn die Ansagen manchmal zu lang waren, zeigten sie doch, daß die Band sich was dachte, als sie die Stücke schrieb.

Und wer ein Statement wie "in the name of love this must come to an end" ins Publikum schmettert, das sich auf den Kapitalismus bezieht, steht auf jeden Fall auf der richtigen Seite.

12 November 2006

Punkrock mit Frauenbonus

Mal wieder Frankfurt: Einigermaßen spontan hatten Lars und ich beschlossen, am Samstag abend, 11. November 2006, in die "Au" zu fahren, das autonome Wohn- und Kulturzentrum der Messestadt, seit bald einem Vierteljahrhundert in der Hand der ehemaligen Besetzer.

Als erste Band spielten Supabond aus Düsseldorf: drei Typen, eine Frau. Die Musik, die ich von der Demo-CD her bereits kannte, läßt sich mit einer Mischung aus rotzigem NdW-Punk der frühen 80er Jahre und heutigem Gebratze einigermaßen gut beschreiben. Die Sängerin tobte auf der Bühne gut herum, das zur Hälfte aus jungen Frauen bestehende Publikum ging entsprechend mit. Sehr gute Vorband.

Das wurde aber von den Rotten Apples getoppt. Die vier Frauen aus Seattle, schlechte Tattoos und ungewöhnliche Klamotten inklusive, bratzten eine großartige Mischung aus Rock'n'Roll und Punkrock in den Saal; eine fiese Rockröhre als Frontfrau und eine Bombenstimmung im Saal.

Ich fühlte mich geschätzte zwanzig Jahre jünger und fuhr auf einer Welle der Euphorie nach Hause. Sehr schön. Frankfurt, wir kommen wieder!

11 November 2006

Meine neue Lieblings-Kneipe

Seit heute habe ich einen neuen Ort zum Weggehen: das Restaurant im obersten Stock von »Mann-Mobilia«, dem großen Möbelhaus am Stadtrand von Karlsruhe. Nicht gerade still und ruhig, sondern eher quirlig und voll, aber ansonsten voll subber.

Ich mußte dorthin, weil wir eine neue Lampe fürs Wohnzimmer suchen. Die fanden wir auch, und weil ich mich so gut bei diesem Einkaufsbummel geführt hatte, gab es hinterher Kaffee und Kuchen im Möbelzentrum. So wie das alle anderen Leute in dem vollgestopften Laden machten.

Der Kaffee war besser als in manchem Restaurant, der Kuchen schmeckte lecker, die Bedienung war zackig und freundlich zugleich, und die Preise waren in Ordnung. Das Neonlicht an der Decke war vielleicht ein bißchen störend, und schätzungsweise 250 Gäste in dem Restaurant sind auch nicht jedermanns Sache ...

Aber: Vom Fenster aus hatte ich einen traumhaften Blick über das im November-Regen versackende Karlsruhe. Schwarze Vögel taumelten durch die Luft, Schwärme, die vor dem Fenster auf und ab flatterten. Kirchtürme, Schornsteine und die Flutlichtscheinwerfer des Fußballstadions bohrten sich wie abwehrbereite Geschütze in den grauen Himmel.

Von oben sah der Verkehr auf der vierspurigen Straße klein und beschaulich auf: Lastwagen im Regen, Autos wie Spielzeug, Menschen, die sich unter ihren Schirmen versteckten. Da machte mir sogar der November-Blues ein bißchen Spaß.

10 November 2006

Geschafft: wichtige Person!

Folgt man der Regel, daß nur das wirklich gilt, was für die Nachwelt aufbewahrt wird, habe ich es ja jetzt einigermaßen geschafft: In irgendeinem Literaturlexikon stehe ich angeblich schon drin, im deutschsprachigen »who is who« irgendwie ebenfalls – und jetzt hat mich eine treue Seele auch noch in der Wikipedia verewigt.

Yes! Ein Grund, ein Bier zu öffnen. Hurra!

Lustig ist die holperige Zeitenfolge. Zwischen »machte« und »feiert« pendelt der Autor fleißig hin und her. Und dass ich die PETER PANK-Geschichten »später veröffentlicht« habe, ist auch eher heikel – kommt ja immer darauf an, auf welche Zeit sich das bezieht.

Sei's drum. Schmeichelhaft ist das allemal.

09 November 2006

Neuerdings mache ich Kleinkunst

Das finde ich wirklich lustig: Ich lese demnächst in Mainz, und die Lesung wird unter der Rubrik »Kleinkunst am Dienstag« angekündigt. Okay, das ist der Titel der Reihe, insofern paßt es ja schon – aber ich mußte grinsen, als ich es las.

Die Lesung selbst ist am Dienstag, 14. November 2006; sie beginnt um 21.30 Uhr. Ort ist das Kulturcafé auf dem Campus der Universität Mainz (Becherweg 5, 55128 Mainz).

Und ich bin schon sehr gespannt, wie das wird, wenn ich auf einem solchen universitären Gelände meine Geschichten zum besten geben kann ...

08 November 2006

Straßengewalt in München

Warum der schwedische Krimi »The Third Wave« in »Die dritte Gewalt« übersetzt wurde, ist wohl nur den deutschen Fernsehverantwortlichen nachvollziehbar: Im Film geht es um die »dritte Welle« des organisierten Verbrechens, und der deutsche Titel ist schlicht unsinnig. Aber trotzdem guckten wir uns den Streifen ausm Jahr 2003 am Montag abend an.

Zur Handlung will ich so viel nicht sagen – nur einen Tip: Wenn das Ding mal wieder in der Glotze kommt, guckt's Euch an. Die Schweden zeigen mal ganz flott, wie man heutzutage einen spannenden Thriller macht. Die Handlung spielt in England, Holland und Deutschland, ein bißchen auch in Schweden. Verfolgungsjagden durch den Hürtgenwald spielen ebenso eine Rolle wie eine heftige Straßenschlacht in München.

Ja. Eine Straßenschlacht. Ja. In München.

Im Rahmen einer Demonstration gegen die EU gehen nämlich militante Autonome (voll vermummt!) auf die Polizei los, es rappelt ohne Ende. Steine fliegen, Autos brennen. Zeitweise hart an der Grenze zur Parodie gezeigt, weil anscheinend die Statisten rar waren: Im Prinzip boxen sich die Polizisten und die Autonomen in einer Seitenstraße der Innenstadt, und die Fronten gehen immer hektisch hin und her.

Mit Realität hatte das dann nicht mehr viel zu tun. In München würde da kurzen Prozeß gemacht, wie alle möglichen Demonstrationsversuche in der freiheitlich bayerischen Landeshauptstadt ja schon bewiesen haben.

Aber spannend war der Film trotzdem, und die Straßenschlacht ... Allein dafür lohnt sich der Film dann schon!

06 November 2006

Anstrengender Nachmittag

Wer sich mit Buchverlagen ein bißchen auskennt, weiß, daß die halbjährliche Vertreterkonferenz zu den Highlights eines Arbeitsjahres gehört. Highlights im positiven wie im negativen Sinne.

Heute war unsere ADM-Tagung, wie das heißt. ADM steht für Außendienstmitarbeiter und ist eine selten bescheuerte Abkürzung.

Mein Kollege Klaus Bollhöfener und ich versuchten tapfer, den Buchvertretern zu erklären, welche Überlegungen wir zu unseren neuen Büchern angestellt haben. War ein verdammt harter Job.

Nach acht Stunden etwa reichte es mir. Ich verzichtete auf das feudale Abendessen und fuhr lieber nach Hause, kaufte mir unterwegs an einem Imbiss eine fettige Pizza, die ich mittlerweile gefuttert habe, kam nach Hause, machte mir ein Bier auf und werde mich jetzt gleich vor die Glotze setzen.

Egal was kommt: Es ist nicht so anstrengend ...

05 November 2006

Sonntag nachmittag mit Punkrock-Kuchen

Das finde ich ja irgendwie cool: In Tübingen wird in der Schellingstraße am Sonntag, 12. November 2006, nicht bloß eine Lesung mit mir stattfinden, sondern zuerst ein netter Kaffee-und-Kuchen-Nachmittag, bevor dann abends noch ein Punk-Konzert läuft. Das ist mal ein praktischer Tip für die Sonntagsgestaltung.

So schreiben ja auch die Veranstalter in ihrer Mail an mich: »Die Vorbereitungen für näxten Sonntag laufen auf Hochtouren. Es wird kräftig geworben, die Backbücher fürs Kuchenbuffet werden gewälzt ...« Vor allem auf den Kuchen bin ich schon jetzt gespannt – es geht um 17 Uhr los mit »Kaffeesaufen und Kuchenessen in der Hausbar«. Klingt alles sehr punkig, und ich wünsche den Veranstaltern viel Erfolg mit der neuen Veranstaltungsreihe, über die sie auf ihrer eigenen Homepage informieren.

Das Kuchenbuffet ist natürlich vegan, es gibt Kaffee und Tee, und hinterher werde ich als »Karlsruher Punkrock-Dinosaurier« angekündigt. Angesichts der Tatsache, daß ich in den 80er und frühen 90er Jahre geschätzte hundert Punk-Konzerte in Tübingen gesehen habe, paßt das irgendwie ja schon.

Seien wir mal gespannt ...

04 November 2006

»Bäume im Sandmeer«

Eigentlich lag es nahe: Der Mittwoch, 1. November, ist in Baden-Württemberg ein Feiertag, und der Samstag und Sonntag sind eh frei – also liegt es irgendwie nahe, die zwei Tage dazwischen ebenfalls freizunehmen.

Und ich nahm mir wieder mal einige »Schreibtage«, leider ein wenig beeinträchtigt durch häusliche Arbeiten, Renovierungen und private Aktivitäten. Trotzdem nutze ich ja jeden längeren Zeitraum, an dem ich ans Schreiben komme – auch wenn mein »großer Roman« sicher noch eine Weile auf sich warten läßt.

Am Mittwoch und Donnerstag entstand eine aktuelle Folge von »Und: Hardcore!«, dem dritten PETER PANK-Roman, die ich fürs OX schrieb. Und ab Donnerstag schrieb ich an einer Fantasy-Erzählung mit dem Arbeitstitel »Bäume im Sandmeer«, mit der ich heute abend fertig werde.

In der Rohfassung, versteht sich. Feinarbeiten folgen später.

Für heute und morgen habe ich zusätzliche Textarbeiten angesetzt. Keine Tätigkeiten, die mich dem Nobelpreis nahebringen werden. Aber Texte, deren Verfassen mir einfach Spaß macht – das soll ja auch nicht schaden.

03 November 2006

Coole Scheiße: ein Video mit mir

Es ist noch gar nicht lange her, als ich mich mit Felix traf, der ein Interview mit mir aufzeichnete. Ein Interview der besonderen Art: eins per Video und dann auch noch für YouTube.

Das gut eine halbe Stunde dauernde Gequatsche hat Felix sehr gut zusammengeschnitten. Entstanden ist ein Clip, der rund zweieinhalb Minuten lang ist.

In diesen zweieinhalb Minuten erzähle ich allerlei über meine PETER PANK-Bücher sowie die dazu gehörenden Inhalte. Das ganze wirkt erstaunlich unterhaltsam – sehr schön! Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte sich das Ding bei YouTube anschauen.

02 November 2006

Deutscher Film, ganz unterhaltsam

Wenn ein Film bereits in der ersten Woche im kleinsten Saal des Multiplex-Kinos läuft und dann auch nur schätzungsweise zwanzig Leute im Saal sitzen, weist das darauf hin, wie unspektakulär die meisten Leute diesen Film anscheinend einschätzen. Dabei gehören Daniel Brühl und Jürgen Vogel doch zu den beliebtesten deutschen Schauspielern der neuen Generation, und für ihren Film »Ein Freund von mir« wurde anständig Werbung gemacht.

Der Film, den ich gestern gesehen habe, ist wirklich sehenswert. Nicht spektakulär genug für die Massen, das leuchtet ein, aber weitaus besser als viele Hollywood-Komödien mit Stars wie beispielsweise Adam Sandler oder Ben Stiller.

Die Geschichte eines jungen Versicherungsmenschen, der eigentlich ein in sich gekehrter Spießer ist und durch die Begegnung mit einem leicht wahnwitzig auftretenden Auto-Fan langsam aufwacht, wirkt auf mich glaubhaft, war konsequent erzählt und kam mit vielen stillen Sequenzen auf, Szenen, in denen nicht einmal Filmmusik lief.

Der Regisseur traut sich glatt, die Schauspieler in seinem Streifen auch mal schweigen zu lassen – das ist ja heutzutage schon mal mutig. Und so wechseln sich amüsante Szenen mit durchaus nachdenklichen Passagen ab, endet der Film zudem mit einem Happy-End, bei dem der Zuschauer sich selbst überlassen wird.

Alles in allem ein schöner Film. Wer mag, kann ja darauf warten, bis er in absehbarer Zeit im Fernsehen kommt. Mangels Spezialeffekte muß man ihn ja wirklich nicht auf der großen Leinwand angucken, vor allem, wenn die üblichen Kino-Deppen im Saal sitzen und eine stille Szene durch lautes Gelaber, asthmatisches Husten oder albernes Kichern zerstören.

01 November 2006

Halloween-Party in der »Kombe«

Wer immer auf die Idee gekommen ist, die amerikanische Tradition des Halloween in Deutschland einzuführen, dem sollte man mal kräftig auf das Resthirn klopfen. Immerhin scheint das ganze genügend Trottel zu begeistern, wovon ich mich am Dienstag abend, 31. Oktober, überzeugen konnte: In der altehrwürdigen »Kombe«, in der ich in den 90er Jahren manchen Hektoliter Bier getrunken hatte, liefen gut zwei Dutzend Leute mit entsprechenden Halloween-Klamotten und ebensolcher Schminke herum. Wenn's ihnen gefällt ...

Immerhin spielten drei Bands, aber vor allem waren Lars und ich wegen alter Bekannter hier, mit denen wir stundenlang laberten. So ertrug ich zumindest die erste Band ganz gut: Torrent sind eine uralte Karlsruher Deutschpunk-Band, die ich in dem Dutzend Jahren, das ich in der Stadt wohne, noch nie gesehen habe – wie ich seit gestern weiß, habe ich da nix verpaßt.

Der schlichte Schrammel-Sound von Torrent und deren Zeigefinger-Texte ertrug ich aber eher als die folgende Band, die Loco Live oder so hieß: drei Metaller, die einfach Ramones-Stücke nachspielten, technisch perfekt und einfach mit der doppelten Geschwindigkeit und ohne jegliches Gespür für den richtigen Zeitpunkt, mit der Show aufzuhören. Das langweilte sogar die Langhaarigen im Saal gründlich.

Dafür aber die Lonesome Dragstrippers mit Ün am Gesang. Sieht man davon ab, daß Üns Frisur und Koteletten eigentlich ein Fall für die Style Police wären, boten die drei Burschen ein kompaktes Rock'n'Roll-Brett, unterlegt mit Punk und allerlei Faxen. Sehr schick und das entschädigende Ende für einen ansonsten musikalisch grausigen Abend.

Früher brauchte ich zehn Moninger Export, um Kopfschmerzen zu bekommen. Heute nacht reichten sechs. Ich werd' echt alt.

31 Oktober 2006

Kritischer FANDOM OBSERVER


Seit es das Fanzine FANDOM OBSERVER gibt, berichtet es kritisch über Fanzines. Das finde ich gut, und mich stört es auch kaum, daß meine eigenen Schmierhefte vom Chef-Rezensenten immer verrissen werden. Da verwischen sich für manchen wohl die Eigenschaften des PERRY RHODAN-Chefredakteurs (dessen Produkte man einfach scheiße finden muß) mit denen des Fanzine-Machers und Gelegenheits-Schriftstellers ...

Trotzdem war ich sehr geschmeichelt, in der Oktober-Ausgabe des FO, wie das Heft in der Abkürzung genannt wird, eine ENPUNKT-Besprechung zu lesen. Und dann auch noch eine des Rezensenten Kurt S. Denkena, die nicht völllig negativ auffällt.

Das hat mich dann doch einigermaßen beeindruckt. Aus diesem Grund hänge ich sie hier in den Blog rein. Wer sie im Original nachlesen kann, schlage das Oktober-Heft des FO in der PDF-Form einfach auf Seite 4 auf ...

Im übrigen lohnt sich auch der gesamte FANDOM OBSERVER jedesmal. Ob gedruckt oder als PDF, das ist schon wieder egal.

30 Oktober 2006

Hurra! Gestohlen!

Wie unlängst in diesem Blog berichtet, scheiterte mein Versuch, mein altes Fahrrad irgendwelchen Schrottsammlern mit europäischem Akzent mitzugeben. Sie stellten es wenige Tage später wieder vor dem Dixie-Klo ab, das irgendwelche Handwerker neben unserem Haus errichtet hatten.

Da ich es nicht auf der Straße und vor dem Klo herumstehen lassen wollte, räumte ich das Rad wieder in den Hof. An genau die Stelle, wo ich es normalerweise immer abgestellt hatte. Da döste es die letzten Tage in Herbstsonne und Nieselregen vor sich hin.

Doch als ich gestern heimkam, fehlte das Rad endgültig. Es wurde offensichtlich gestohlen.

Na also!

Zumindest auf die organisierten Fahrraddiebe in Karlsruhe kann man sich noch verlassen ...

29 Oktober 2006

Drei Tage Dortmund


Von Freitag, 27. Oktober, bis Sonntag, 29. Oktober, war ich in Dortmund – als Dozent bei einem Seminar für Studentinnen und Studenten, die gerne Geschichten und anderes Zeugs schreiben. Das ganze lief im Rahmen des sogenannten LesArt-Festivals, was mir sehr schmeichelte: So stand mein Name tatsächlich zwischen B-Promis wie Meret Becker und Martin Semmelrogge.

Das Seminar selbst war lustig, und es machte Spaß. Unter Leitung von Claudia E. Kraskiewicz wirkten Kathrin Lange, Hartmut Kasper und ich als Dozenten; uns gegenüber saßen 21 Studierende. Eine bunte Mischung, die sich nicht nur auf die reinen Unterrichtsstunden beschränkte, sondern auch nach »Feierabend« anhielt: Nachts schlief ich nicht gerade viel, und nüchtern ging ich nie ins Bett.

Höhepunkt war in gewisser Weise eine Lesung am Samstag abend, in einem Theater in Dortmund – vielleicht folgt hierzu noch ein ausführlicher Bericht. Ich fing an, las eine Fantasy-Geschichte aus dem aktuellen »Magira« sowie eine Geschichte aus »Zwei Whisky mit Neumann«, dann kam Kathrin Lange, die aus ihrem aktuellen historischen Roman vorlas, und den Abschluß bildete der Berliner Autor Ambros Waigel mit sehr pointierten Geschichten aus dem popkulturellen Alltag.

Theoretisch könnte ich zwanzig Seiten über das Wochenende schreiben. Vielleicht tu' ich's noch. Aber nicht im Blog ...

26 Oktober 2006

Gedichte wie Schnellfeuer


»Das Schiff geht unter, Freunde / Ich habe schon lange keinen / Vernünftigen Menschen mehr getroffen.« So klingen die Texte von Volly Tanner, dem Enfant Terrible der ostdeutschen Literatur-Szene. Bisher habe ich von ihm zwei Bände mit Gedichten gelesen; ein Sachbuch liegt noch ungelesen im Stapel.

Jetzt aber das aktuelle Buch: »Bastardparadies« heißt es, erschienen im BuchBar-Verlag und sehr schick gestaltet. Das Format ist quasi quadratisch, die Gestaltung der Innenseiten sehr seriös und sauber, dazu gibt es attraktive Grafiken – die aber meist einen derben Unterton zeigen.

Wie auch die Gedichte Volly Tanners: Stilistisch hat er sich weiter entwickelt, seine Texte sitzen wesentlich besser als früher. Inhaltlich ist er sich treu geblieben; lakonische Aussagen, kurze Geschichten in lyrischer Form, ein sarkastischer Blick auf das ganz normale Leben in Deutschlands Straßen und Häusern.

Das gefällt mir sehr gut. Wer neue deutsche Lyrik mag, soll hier zugreifen – es lohnt sich. Das Buch hat 122 Seiten, ist unter der ISBN 3-001-7610-1 in jeder Buchhandlung zu beziehen und kostet zehn Euro.

25 Oktober 2006

Deutsche Soldaten schockieren mal wieder die Welt

Das war ja heute eine Aufregung in den Medien: Die BILD-Zeitung, das Fachblatt für aufgeregte Gefühle, präsentierte fünf Fotos, die deutsche Soldaten angeblich in Afghanistan aufgenommen haben. Dabei posieren die stolzen Landser – aufgenommen im Jahr 2003 – mit irgendwelchen Totenköpfen.

Natürlich sind alle fürchterlich aufgeregt, schockiert und entsetzt. Die Aufregung ist groß, und Politiker aller Parteien äußern sich betroffen bis zum Gehtnichtmehr.
Leichenspielchen sind in der Tat sehr geschmackslos, vor allem, weil das der Sicherheit der Truppe vor Ort nicht dient. Zwei Dinge verstehe ich bei der Diskussion aber nicht.

Erstens: Warum pisst keiner der BILD-Zeitung ans Bein? Immerhin sorgt erst deren Publikation dafür, daß auch der dümmste Muselmannen-Sprengstoffdepp mitkriegt, daß deutsche Soldaten seit 1945 nicht grundsätzlich schlauer geworden sind.

Zweitens: Und warum regen sich die Leute denn so auf? Es hat doch bitteschön niemand ernsthaft geglaubt, daß man Soldaten – ohnehin nicht gerade Schöngeister mit hohem IQ – in einen häßlichen Krieg schicken kann, ohne daß diese dabei verrohen.

Wundern kann ich mich an dem Punkt nur darüber, daß sich Leute über den Skandal wundern.

24 Oktober 2006

Wie wir einen netten Ausflug unternahmen ...

Den Begriff »Käschde« kannte ich bis vor wenigen Wochen nicht. Aber das änderte sich, als mir der Floh ins Ohr gesetzt wurde, wir könnten doch in der Pfalz frische Kastanien kaufen.

Und so fuhren wir am Sonntag, 22. Oktober, ins beschauliche Dorf Hauenstein im südlichen Rheinland-Pfalz, direkt im Pfälzer Wald also. Dort fand das Kastanien-Fest statt, also das »Käschde-Feschd«.

Wir futterten Kastanien-Muffins und Kastanien-Brot, wir kauften Kastanien-Schnaps und Kastanien-Likör, dazu Kastanien-Nudeln und tollen Ziegenkäse. Und wir amüsierten uns als gehässige Schwaben über den geilen Pfälzer Dialekt, der im Dorf im Pfälzer Wald natürlich unverfälschter klingt als bei den Besuchen der Pfälzer in Karlsruhe.

Ein herrlicher Ausflug bei tollem Sonnenschein!

23 Oktober 2006

Hämische Sprüche, schick garniert

Die Presse war in ihren Urteilen sehr gespalten: »Der Teufel trägt Prada« wurde mal gelobt, mal verrissen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mir den Streifen selbst anzuschauen.

Am Freitag, 20. Oktober, saßen wir vor einem Haufen von Dorf-Trullas, die ständig kicherten, und neben einer Horde von Mädels, die ihr Taschengeld und/oder Friseurinnengehalt offensichtlich zu einer Nagel-Designerin tragen. Passendes Umfeld.

Immerhin blieben die Gören ruhig, während der Film lief. Wahrscheinlich waren sie mit den fiesen Sprüchen beschäftigt, die sich die Frauen im Film zeitweise an den Schädel warfen. »Ich bin nur noch eine Darmgrippe von meinem Idealgewicht«, finde ich absolut großartig und zynisch zugleich.

Der Film war komplett unterhaltsam und langweilte mich nicht. Meryl Streep überragt als Schauspielerin die anderen Akteure des Streifens – das war zu erwarten, das haben auch alle Journalisten geschrieben -, und Anne Hathaway als junge Assistentin sieht einfach klasse aus. Die Szene, in der sie als »dickes Mädchen« bezeichnet wird, empfinde ich deshalb als entsprechend amüsant.

Was bleibt: kein Film, den man sehen muß, aber auch kein Film, bei dem man sich ärgert. Das finde ich dann schon okay.

20 Oktober 2006

Kultur in einer RaumFabrik


Ich hatte noch nie von einer »Karlsruher Künstlermesse« gehört, was an meiner Ignoranz gegenüber sogenannter Kunst liegen könnte. Am Donnerstag, 19. Oktober, aber wurde die 16. Veranstaltung dieser Art veröffentlicht – und dann verschlug es mich doch einmal nach Durlach, wo diese Ausstellung stattfand.

Bau 33c der RaumFabrik – allein die Örtlichkeit hörte sich schon spannend an. Das Gebäude befindet sich auf dem Areal einer alten Fabrik, sieht aber schick modernisiert aus und beherbergt tatsächlich derzeit eine Ausstellung örtlicher Künstler.

Nette Leute waren da, unter anderem solche, die normalerweise in Karlsruher Punkrock-Kapellen ihr Unwesen treiben oder Punk-Konzerte (mit-)veranstalten. Und es gab wirklich Kunst zu sehen: viel Krimskrams, mit dem ich nichts anfangen konnte, einige komplett alberne Sachen, aber auch eine Reihe richtig geiler Skulpturen, die ich bewunderte.

Und es gab die »La Paloma«-Höhle, gebastelt von Till und einigen anderen Spießgesellen, in deren Umfeld es Bier und allerlei »harte« Getränke gab. Die Höhle war extrem schick gestaltet, es gab viele Bilder zu bewundern und neue Till-Hefte zu kaufen (ich Trottel hab' genau das verpaßt!), und es lief ein Video, in dem ein wunderbarer Rockband-Auftritt einer Bande von Knetfiguren zu sehen war.

Wenn das alles Kunst sein soll – ja ... ja, dann bin ich eben auch ein Kunstfreund.

19 Oktober 2006

Ein sinnvoller Nobelpreis

Ich habe 1984 mein Abitur am Wirtschaftsgymnasium abgelegt. Damals habe ich verschiedenes kapiert: Der gesamte Betriebswirtschaftskram ist mir zutiefst zuwider – aber er ist das, was letztlich die Welt am Laufen hält. Daran hat sich bis heute nix geändert; die Macht der Wirtschaft über die Politik ist eher noch gewachsen.

Umso besser finde ich, dass ausgerechnet ein 66 Jahre alter Ökonomieprofessor aus Bangladesch dieses Jahr den Friedensnobelpreis erhalten wird: Muhammad Yunus und seine Grameen Bank haben durch ihr geschicktes Wirtschaften wahrscheinlich mehr für den Frieden auf der Welt getan als Heerscharen von Friedenspolitikern oder Experten aller Couleur.

In den letzten Tagen habe ich einiges über die Mikrokredite gelesen, die Yunus' Bank vergibt. Das liest sich alles extrem kompetent und nachvollziehbar. Eine sehr gute Sache.

Fragt sich nur, wann auch in Deutschland solche Mikrokredite vergeben werden. Wer in diesem unserem Land arm ist, kriegt schließlich auch bei keiner Bank mehr einen Kredit oder sonstwie Hilfe. Insofern unterscheidet sich Deutschland kaum von einem Drittweltstaat irgendwo in Afrika oder Asien ...

18 Oktober 2006

Seltsame Schrottsammler in Karlsruhe

Letzte Woche war Sperrmüll in unserer Wohngegend. Die üblichen eher dunkel aussehenden Männer gondelten mit Lieferwagen, Mofas und Fahrrädern durch die Gegend, um abzugreifen, was die guten Bürger vor ihre Wohnblocks stellten.

Bei mir war es mein altes Rad. Ich tätschelte den grauen »Taifun«-Rahmen noch einmal, dachte noch einmal an die schönen Touren in den letzten zehn Jahren, seufzte tief und stellte es zum anderen Sperrmüll. Noch während ich mich umdrehte, packte es jemand in seinen Lieferwagen.

Gestern abend stand es wieder da. Direkt neben dem Dixie-Klo, das die Bauarbeiter neben dem Haus aufgestellt haben, lehnte mein altes Rad. Anscheinend war dem Sperrmüllsammler die Mühe zu groß gewesen, die Gangschaltung zu richten, den Sattel korrekt zu reparieren, ein Licht zu installieren und anderen Kleinkram zu erledigen. Wie ich auch ...

Hart. Nicht mal mehr auf Sperrmüllsammler kann man sich verlassen.

17 Oktober 2006

Zwei Offenburger unterwegs


Seit dem 1. August 2006 sind sie unterwegs: Rainer und Ernie, zwei mir persönlich bekannte Menschen aus dem Großraum Offenburg. Beide waren jahrelang aktiv im »Kessel« und dessen Umfeld; Rainer gab das Fanzine »Blopp« heraus, machte ein Platten-Label und organisierte unzählige Konzerte von Deutschpunk bis Hardcore und zurück.

Und jetzt haben sie sich in den Kopf gesetzt, mit dem Rad von Offenburg bis Delhi zu fahren, eine echt lange Strecke. Ich schaffe es mit dem Rad nicht mal bis nach Offenburg – deshalb finde ich so was beeindruckend. Respekt! Und natürlich drücke ich den beiden die Daumen, daß das ganze auch so klappt, wie sie es sich vorstellen.

Mittlerweile gibt es dank der modernen Technik die Möglichkeit, mit Hilfe eines Blogs über die Reise zu informieren. Das tun die beiden auch – und ich finde das lesenswert.

In den letzten Tagen kamen viele Fotos dazu. Mein Respekt stieg dadurch gleich weiter ...

16 Oktober 2006

»Tatort« gucken als Sonntagsprogramm

Es gibt wohl wenig Dinge, die spießiger sind, als jeden Sonntag auf der Couch rumzugammeln und den aktuellen »Tatort« zu gucken. Glaubt man den Einschaltquoten, tun das jede Woche Millionen von Bundesbürgern.

Wir haben's jetzt zum zweiten Mal gemacht. Aber nicht zu Hause auf dem Sofa, sondern in der Kneipe, genauer im »Kap« in Karlsruhe, einem Lokal, das ich seit mehreren Jahren frequentiere – aber meist in eher größeren Abständen.

Jetzt sind die Abstände kürzer, weil ich die Idee lustig finde: Eine Leinwand steht, ein Beamer produziert den neuen »Tatort«, es wird getrunken, gegessen, geredet, gelacht und geraucht, ohne daß jemand meckert, die Stimmung ist insgesamt entspannt und lustig.

Sagen wir nichts über die Qualität des neuen »Tatort«. Wenn was im Saarland spielt, findet man es in Karlsruhe schon allein wegen des Dialektes sehr lustig. Und die gesamten familiären Verwicklungen des einen Kommissars empfand ich ebenso als amüsant wie das Bier als schmackhaft – Fürstenberg Pilsener vom Fass, wenn ich mich recht erinnere.

13 Oktober 2006

Nachtrag zur Buchmesse

Einen Messebericht der anderen Art hat der Kollege Riffel (Exil-Freiburger, in Berlin lebend und dort eine sehr gute Buchhandlung mit-betreibend) in seinem Blog geliefert. Sehr schön.

Ich finde ohnehin, dass ein Blog-Eintrag, der mit den folgenden Worten beginnt, in meinem eigenen Blog verewigt werden soll: »Klaus N. Frick, Großmeister des Perry-Rhodan-Universums ...«

Schick!

Eine nicht hundertprozentig legale Kneipe

Was für eine famose Idee! In einem Karlsruher Vorort, dessen Namen ich sicherheitshalber nicht nenne, hat der gute Bekannte, dessen Namen ich sicherheitshalber auch nicht nenne, in seiner WG eine nicht hundertprozentig legale Kneipe eingerichtet. Und wir waren gestern zum ersten Mal da.

In einem geräumigen Zimmer standen Tische, Sessel und Stühle bereit, mehr oder weniger gute Musik bollerte aus den Lautsprechern (unter anderem Noise Annoys, whow!), und zwei Dutzend gut gelaunte Menschen aus allerlei Zusammenhängen lungerten dort herum. Es gab gut gekühltes Bier und leckeren Wein zu absolut niedrigen Preisen; andere Getränke nahm ich nicht so richtig war. Wer wollte, konnte sogar etwas zu essen bekommen.

Wir waren zu zweit da, wir tranken zwei Achtele Wein und zwei Bier, und es kostete nur sechs Euro. Dazu gute Stimmung und nette Leute - Herz, was willst du mehr? Ich glaub', da werd' ich jetzt Stammgast ...

11 Oktober 2006

Das neue OX ist da – cool!



Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift OX ist da – diesmal mit einem ungewöhnlich guten Cover. Ich finde solche Titelbilder deshalb besonders gut, weil sie sich aus dem üblichen Einheitsbrei von Musikzeitschriften meilenweit herausheben.

Im Inhalt gibt es neben diversen Plattenkritiken von mir ein Porträt des Labels Twisted Chords, das dieser Tage seinen zehnjährigen Geburtstag feiert. Übrigens sind die Homepage und der Shop von Twisted Chords jederzeit einen Besuch wert ... ich beziehe von da einen großen Teil meiner Platten.

Ebenso enthalten im neuen OX: die aktuelle Folge von »Und: Hardcore!«, dem dritten PETER PANK-Roman. Diesmal entwickelt sich der Held der Fortsetzungsgeschichte glatt zu einem Antifa-Aktivisten, wozu sicher einige Gläser Schnaps und mehrere Flaschen Bier beitragen.

10 Oktober 2006

Extrem schickes Buch


Street Art verbreitet sich tatsächlich immer mehr: Nicht nur in Berlin, Amsterdam oder New York finden interessierte Passanten häufig kleinformatige, oft ironische, meist aber interessante Kunst auf Häuserwänden, Litfaßsäulen oder auch Stromkästen – mittlerweile sehe ich so was sogar in Karlsruhe, wenn ich mit offenen Augen durch die Straßen gehe.

Das Buch »Street Art – Die Stadt als Spielplatz«, erschienen im Archiv der Jugendkulturen, zeigt auf über 200 großformatigen farbigen Seiten, was es derzeit alles an Straßenkunst gibt: faszinierende große Bilder ebenso wie kleine Aufkleber mit witzigen Motiven, mal gemalt, mal geklebt, mal als Collagen gestaltet.

Das Buch ergibt einen eindrucksvollen Streifzug durch eine neue Kunstrichtung, die mir sehr gut gefällt. Interviews mit einigen der Macher runden das Buch ab, das ist meist lesbar; die wissenschaftlichen Erläuterungen der Herausgeber Daniela Krause und Christian Heinicke, selbst diplomierte Gestalter, sind in dem unlesbaren Deutsch geschrieben, das man für so was anscheinend braucht. Schade.

Mit 28 Euro wirkt das Buch vielleicht auf den ersten Blick ein bisschen teuer – dieser Eindruck ist aber falsch. Das Material ist tatsächlich toll und in dieser Zusammenstellung geradezu preiswert präsentiert; ein komplett farbiges Großformat-Buch in dieser Optik kostet halt seinen Preis. (Mir ist klar, daß der normale Leser dieser Zeilen das Buch nicht kaufen wird, aber trotzdem ...) Sehr schön, sehr gut!

Mit der ISBN: 3-86546-040-2 in jedem Buchladen zu erhalten – oder eben direkt beim Archiv!)

09 Oktober 2006

Glubschauge, sei wachsam!


Nach einer anstrengenden Woche auf der Buchmesse einfach ein ganz kurzer Blog-Eintrag - mit einem wunderbaren Graffito aus Karlsruhe.

Gefunden habe ich das Glubschauge an einer Autobahnbrücke, die über die Alb hinwegführt. Beeindruckend, wie ich finde.

Ideal für einen Science-Fiction-Roman ... Vielleicht sollte ich darüber mal nachdenken.

08 Oktober 2006

Kinder, Leser, Mangamädels

Zu den irritierenden Beobachtungen bei einer Buchmesse gehört für mich, daß es wirklich Leute gibt - gerne Mütter im Öko-Outfit -, die allen Ernstes einen Kinderwagen durch das Gedränge schieben. Wie bescheuert muß man denn eigentlich sein, sich selbst und seinem Kind diesen Mörderstreß zuzumuten?

Interessant ist es, den Leuten zuzuschauen, die an unserem Stand die Bücher der Redaktion Militär- und Zeitgeschichte (hüstel) genauer anschauen. Das Buch "Spezialeinheiten" wird gerne von korpulenten Männern mit Schnauzbart und im karierten Hemd durchgeblättert. Und "Deutschland im Krieg" ... gerade sitzt ein Rentner-Ehepaar, beide zwischen 70 und 80 Jahre alt, an einem Tisch und guckt sich gemeinsam die Bilder von Reichsparteitagen, Leni-Riefenstahl-Filmen und "Kraft durch Freude"-Reisen an.

Nach wie vor seltsam finde ich 13jährige Mädels, die sich "sexy" anziehen. Die Manga-Mädels, die heute in Scharen unsere Halle bevölkern, sehen teilweise cool aus, teilweise extrem peinlich. Prinzipiell eine sympathische Jugendkultur, deren Rituale sich einem alten Sack wie mir natürlich weitestgehend entziehen.

Zumindest habe ich so immer etwas zu gucken auf dieser Messe ...

Der Club der kreischenden Hausfrauen

Sie trugen T-Shirts mit dem lustigen Aufdruck "Wir sind voll druff", sie waren meist rundlich und ältlich zugleich, und sie hatten schon schwer einen geschädelt, als sie als Kollektiv in der Bar einfielen: schätzungsweise fünfzig Hausfrauen, ein kompletter Kegelclub aus der süddeutschen Provinz.

Ich fühlte mich geschubst und bedrängt, und zeitweise überlegten wir uns, was passieren könnte, wenn diese Damen nach Lust auf Alkohol noch Lust auf weitere Abenteuer bekämen.

Taten sie nicht. Sie blieben laut und lustig und ansonsten brav. Einige Bier später reichte es mir dann doch.

Abende in Hotelbars sind anstrengend. Auch dann, wenn man eigentlich in aller Gemütsruhe die Messe ausklingen lassen möchte.

Zur Party bei den Eichborns

Eigentlich hätte ich ja Lust gehabt, aufs Old Styles Best-Konzert nach Mannheim zu fahren, aber dann war ich doch zu schlapp. Ebenso lustig, so fand ich, könnte es doch sein, im Frankfurter Südbahnhof mit Kollegen aus anderen Verlagen mal auf Kosten von anderen Leuten zu trinken.

Also fuhr unsere lustige Vierergruppe in die Frankfurter Südstadt, wo wir nach einigem Hin und Her sogar einen halbwegs offiziellen Parkplatz fanden. Gemeinsam eilten wir in Richtung Südbahnhof, wo der renommierte Eichborn-Verlag seine Messe-Party feiern wollte; die Eintrittskarten trug die einzige Frau in unserer Gruppe (die uns im übrigen auch gefahren hatte).

Um es kurz zu machen: Die Schlange vor der Party bestand aus schätzungsweise hundert Leuten, die in allen Stufen zwischen Stagnation und Frustration herumstanden und darauf warteten, daß sie in den duften Szene-Laden durften. Dieser war nämlich schlicht & ergreifend überfüllt.

Na toll.

Da will ich einmal auf Kosten anderer Verlage saufen und lasse sogar mein Auto stehen, und nicht mal das klappt. Also ab an die Hotelbar ... zum x-ten Mal in dieser Woche.

Das hat ja auch was gutes. Nach all den Jahren kennen mich schon die Leute an der Bar. Wenn mein Bier fast leer ist, bekomme ich bereits ein neues hingestellt.

07 Oktober 2006

Die große Müdigkeit in Messehalle 3.0

Würde ich meine Augen schließen (schlösse ich meine Augen ... für die Konjunktiv-Fans), fiele ich sofort in einen tiefen Schlaf: Ich bin hundemüde.

Der vierte Messetag ist angebrochen, und in meinen Ohren herrscht ein ununterbrochenes Brummen, während ich mich müde, verschwitzt und leidend fühle. Die üblichen Messekrankheiten, die es immer gibt, wie mir scheint. Zumindest hält sich die Erkältung in Grenzen: Gelegentliches Niesen und Naseputzen gelten hier als gesund.

Gestern abend hatte die Abteilung PERRY RHODAN (also wir ...) zu einer Party geladen, die bei uns dann eben Galaktisches Forum heißt. Sie fand in einem House-Club statt, zumindest glaube ich, daß die da House-Music auflegten. Der Club nennt sich Velvet-Club, ist mitten in der Frankfurter Innenstadt und wird von einer merkwürdigen Mixtur aus Schlipsträgern und Mittzwanziger mit Migrationshintergrund besucht.

Unsere Party selbst fand ich super. Ich hielt irgendwie eine Rede, bei der ich ohne Manuskript sprechen mußte, dann gab es essen und trinken, und als ich nachts um kurz vor eins aus dem Club rauskam, konnte ich praktisch nicht mehr sprechen.

Gottseidank gab es an der Hotelbar noch Bier, wobei es vielleicht nicht sonderlich klug war, zwischen ein uns zwei Uhr nachts noch drei Bier zu trinken. Erwähnte ich schon, daß ich heute sehr müde bin?

Noch ein Tag und der Rest von heute ...

06 Oktober 2006

"Du trägst ja wirklich 'nen Schlips"

Auf dem Weg von Halle sechs zu Halle drei ... Ich gehe mit dem Autor, Herausgeber, Übersetzer und Redakteur Michael Nagula über die Freifläche, vorbei an irgendwelchen Ständen, das Trommeln aus dem indischen Kulturzelt im Ohr, als mich ein bekanntes Gesicht grinsend stoppt.

Es ist Falko Löffler, seines Zeichens Computerspiel-Bastler, der mir stolz erzählt, dass er jetzt seinen Fantasy-Roman verkauft hat. Respekt!, das finde ich gut.

Er mustert mich von unten nach oben und zurück. "Du trägst ja wirklich 'nen Schlips", sagt er dann und grinst. Er hat die Texte im ENPUNKT-Blog gelesen und konnte sich eine Krawatte um meinen Hals nicht so richtig vorstellen.

So kann man sich irren. Ich würde mich selbst auf der Straße nicht erkennen, fürchte ich.

05 Oktober 2006

Begegnung der unheimlichen Art

Der Herr trug ein pinkfarbenes Hemd und eine violette Krawatte, unterm Arm schleppte er einen Haufen Broschüren, und auf seiner Brust hing das Namensschild mit Angabe eines Verlages, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte.

Er sei von einem esoterischen Verlag, und er wolle mit uns zusammenarbeiten. Sein Verlag gehöre zu jenen Leuten, die sich für "freedom of speech" und "freedom of mind" einsetzten. Die CIA hätte schließlich viele Leute umbringen lassen, die UFO-Geheimnisse an die Öffentlichkeit bringen wollten. Sein Verlag bringe aber die Weisheiten der Überlebenden heraus, die sich überall weltweit versteckt hätten.

Er wirkte völlig nüchtern (ich würde so was nach dem zehnten Schnaps vielleicht auch erzählen), und ich wandte vorsichtig ein, daß ich meine Leser nicht mit so etwas konfrontieren wolle. Die sollten schließlich selbst denken und nicht den Gedankengängen einer Geheimwissenschaft folgen.

Daraufhin erläuterte er mir, daß ich dem "Y2K"-Plan folgen würde (oder so ähnlich), und daß ich letztlich die Weissagungen eines Forrester - oder so erfüllen würde, der der Menschheit einen 80-Jahres-Plan auferlebt habe. Das habe ich jetzt sicher nicht so wiedergegeben, wie er es mir erzählt hat, aber ich war gebührend beeindruckt.

Man führt schon spannende Gespräche im Rahmen einer Buchmesse.

In Sven Väths Club

Ich kenne mich nicht mit Techno-Läden und anderen Orten dieser Art aus. Gestern abend hatte ich aber einen offiziellen Termin im Coocoon-Club in Frankfurt, und das war schon rein optisch der Hammer. Der Laden gehört wohl Sven Väth, diesem bekannten Techno-DJ, und er sieht von der Inneneinrichtung aus wie die Zentrale eines Alien-Raumschiffes.

Veranstaltet wurde die Party von einem unserer Lizenzpartner - viele Schlipsträger waren unterwegs (darunter auch ich), viele Autoren traf ich (Kai Meyer oder Wolfgang Hohlbein beispielsweise), einige Leute aus anderen Firmen, die man halt so kennt (Weltbild). War tatsächlich extrem nett, auch wenn sich das für den normalen Leser dieses Blogs vielleicht nicht so anhört.

Ich schwitzte in meinem Anzug wie ein Affe und konnte nicht so viel Bier trinken, wie angebracht gewesen wäre: Erstens mußte ich fahren, zweitens mußte ich heute morgen früh raus, drittens gab es Kölsch, und da ertrage ich nicht mehr als drei Gläser, ohne zu brechen. Gut, dass es in solchen Fällen die Bionade gibt ...

Soweit der erste Zwischenstand vom Schlipsträgertreffen in Frankfurt am Main.

04 Oktober 2006

Hunderttausend Schlipsträger

Die Messe brummt schon am ersten Tag ... Ein Stimmengewirr brodelt durch die Gänge, Tausende von Schlipsträgern und fein angezogenen Damen ist unterwegs.

Unter den Schlipsträgern: ich.

Nach all den Jahren macht es mir zwar rein körperlich nichts mehr aus, wenn ich eine Krawatte um den Hals habe, aber ich finde es immer noch fürchterlich. Aber es gehört eben zur Uniform auf der Frankfurter Buchmesse, auf der ich mich jetzt bis Sonntag abend herumtreiben muss.

Business. Wichtige Geschäfte. Termine rund um die Uhr.

Aber immer wieder nette Gespräche: Gerade eben war ich mit Carsten Polzin beim Mittagessen. Der Kollege arbeitet als Lektor für den Piper-Verlag, und wir unterhielten uns vor allem über Musik ... nicht über Arbeit allein!

Er war in New York und hat am Times Square die Metal-Band Queensryche gesehen. Okay, nicht meine Tasse Bier, aber das hat schon was von cool, finde ich. Ich war gebührend neidisch.

02 Oktober 2006

Zwei ganz verschiedene Besprechungen

In mancherlei Hinsicht haben Homepages in der Punkrock-etc.-Szene das abgelöst, was früher einmal die Fanzines waren: Auf Homepages gibt es topaktuelle Terminhinweise und natürlich ebenso allerlei Besprechungen. So auch von meinem eigenen Schmierheft, dem aktuellen ENPUNKT.

Diesmal kann ich zwei ganz verschiedene Besprechungen präsentieren, beide von Seiten, die von echten Szene-Veteranen geschrieben und gestaltet werden. Die beiden kennen sich auf jeden Fall auch vom Namen her, und ich gehe davon aus, dass sie sich aufgrund der räumlichen Nähe im Verlauf der letzten zwanzig Jahre gelegentlich gesehen haben.

Günter Gruse, seines Zeichens Ex-Punk und Skinhead-Aktivist seit den 80er Jahren, schreibt auf seiner politisch nicht gerade hundertprozentig korrekten Homepage (harhar) folgendes: »Das EN-PUNKT-Fanzine aus Karlsruhe ist in diesem Jahr zwanzig Jahre alt geworden. Herzlichen Glück-wunsch, Herr Frick! Als ich 1986, damals schon kahl geschoren, aber zwanzig Jahre jünger, die erste Ausgabe deines Fanzines in Händen hielt, da war meine erste Reaktion: Das Teil ist schnell wieder vergessen, is viel zu abgehoben, höchstens was für Pseudo-Punx mit Abitur. Von wegen schnell vergessen! Die dreiundvierzig Ausgaben des ENPUNKT, die Klaus Frick in den vergangenen zwanzig Jahren herausbracht hat, sind ja wohl der Beweis des Gegenteils.«

Und so weiter; es gibt auch einige kritische Bemerkungen zu meiner Midlife-Crisis und anderes. Wer mag, kann die ganze Rezension bei den Besprechungen auf der Seite – die auch darüber hinaus durchaus interessant ist, wenngleich eben nicht unbedingt jedermanns Geschmack – finden. Dankeschön, Alter, für die unterm Strich doch sehr positive Besprechung.

Auf Franks Crazyunited-Homepage gibt es im Bereich »Reviews« ebenfalls eine Besprechung, aus der ich auszugsweise zitieren will – wobei sie nicht Frank geschrieben hat, sondern Andre, der mir nicht persönlich bekannt ist. Ich zitiere wörtlich und unter Übernahme aller Schreibfehler: »Der Endpunkt ,von Szeneveteran Klaus N. Frick, ist so ein Fanzine, das ich nur äußerst unregelmäßig lese. Mehr durch Zufall gelange ich von Zeit zu Zeit in den Genuss dieser Lektüre, entweder durch Kollegen, oder wie jetzt zum rezensieren. Dabei macht mir das lesen in diesem Heft immer wieder Spaß. 20 Jahre wird dieser Schmöker aus Karlsruhe in diesem Jahr übrigens, unglaublich!«

Sehr schön. Ein bisschen Kritik ertrage ich immer, wenn genügend Lob dabei ist.

30 September 2006

Wie ich das Vorwort zu einem »Star Trek«-Buch schrieb



So groß sind meine Beziehungen zu der Fernsehserie »Star Trek« mit all ihren Ablegern ja doch wieder nicht. Aber ich habe sie immer mal wieder angeguckt, wenn ich es zeitlich auf die Reihe bekam.

Irgendwann in diesem Jahr erhielt ich eine Rundmail, in der ich – wie viele andere – dazu aufgefordert wurde, doch einige Sätze zum Thema »40 Jahre Star Trek« zu schreiben. Das tat ich, nur wurden die paar Sätze zu einer Seite Text ... manchmal kann ich einfach nicht aufhören.

Ich schickte den Text an die Verantwortlichen, die das Buch zusammenstellten; die bedankten sich artig und versprachen, den Text auch schön zu bringen. Das taten sie tatsächlich auch, wie ich dieser Tage feststellte, als das Buch bei mir eintraf ...

Jetzt habe ich nämlich ein Vorwort geschrieben, was mir ja ganz schön schmeichelt. Neben dem Film-Experten Ralph Sander (nicht verwandt und verschwägert mit dem Menschen, der bei der Stuttgarter Punk-Band Murder Disco X mitspielt und der auch schon mal als Raumkapitän in einem PERRY RHODAN-Taschenbuch auftauchte) werde ich sogar auf dem Cover genannt.

Ich fühle mich geschmeichelt ... und ein bisschen irritiert. Aber gut!

28 September 2006

Frick-Interview in der Mystery Press

Die Mystery Press ist eine Art Kundenmagazin, das der kleine aber feine Zaubermond-Verlag herausgibt und kostenlos an seine Leser abgibt. Dort werden diese Leser über neue Produktionen aus den Reihen »Professor Zamorra« oder »Maddrax« informiert, um mal die zwei bekanntesten Serien zu nennen.

Richtig – der Zaubermond-Verlag bringt im Prinzip die gebundenen Ausgaben zu klassischen Heft-romanserien heraus, die bereits im Bastei-Verlag erschienen sind. Die Bücher sehen wirklich gut aus, sind mit Schutzumschlag und so ausgestattet, und inhaltlich zeigen manche Autoren, was man aus »klassischen Stoffen« wie dem alt ehrwürdigen DÄMONENKILLER noch so alles herausholen kann. (Manches finde ich auch murksig, aber das ist Geschmackssache.)

In der aktuellen Ausgabe der Mystery Press ist ein Interview mit mir, in dem ich über das Schreiben an sich informiere. Da kaum ein Leser dieses Blogs zu den Zaubermond-Dauerkunden gehören dürfte, dokumentiere ich das Interview einfach in der Kommentarspalte. Lest selbst nach!

25 September 2006

Zwei Schulklassen und Punkrock

Selten war ich vor einem »öffentlichen Auftritt« so unschlüssig wie an diesem Wochenende. Das Rock- und Popmuseum in Gronau hatte mich »gebucht«, wie das so schön heißt, und ich konnte mir einfach weder unter dieser Einrichtung etwas vorstellen noch unter dem Publikum, das mich erwartete.

Am Donnerstag abend, 21. September 2006, hatte ich kaum Zeit, mir das Museum anzuschauen; pünktlich um halb acht Uhr ging es los. Tatsächlich hatte sich Publikum eingefunden: einige punkig aussehende Jugendliche, eine etwas »ältere« Menschen sowie eine komplette Schulklasse. »Vom Missions-Gymniasum«, wie mir erzählt wurde, ohne daß ich mir darunter sonderlich vorstellen konnte.

Ich war tatsächlich nervös, als ich auf die Bühne kletterte. Es handelte sich um eine richtige Bühne, meine Füße waren also etwa auf Kopfhöhe des Publikums, das ich auf diese Weise kaum sehen konnte. Sehr seltsam, denn normalerweise bin ich immer auf Augenhöhe mit den Leuten, wenn ich vorlese.

Da das Publikum so jung und unschuldig aussah, verzichtete ich auf das Vorlesen irgendwelcher Sex-Szenen, sondern las andere Szenen vor. Trotzdem schien es den Schülern gefallen zu haben; sie hielten es fast eineinhalb Stunden lang aus, applaudierten immer brav und zogen als Gruppe ab, nachdem die Lehrerin zum Aufbruch geblasen hatte.

Am nächsten Tag war mein Vortrag über »30 Jahre Punk« für zehn Uhr morgens angesetzt worden. Tatsächlich hatte sich eine Schulklasse eingefunden, sehr junge Schüler vor allem. Recht schnell war mir klar, daß ich den detailbesessenen Vortrag, den ich ausgearbeitet hatte, so nicht halten konnte. Statt dessen beschränkte ich mich darauf, eine Powerpoint-Präsentation vorzuführen und mit Hilfe von Musikbeispielen einen Einblick in die Punk-Szene zu geben.

Anscheinend bekam ich es einigermaßen hin; zumindest lobten mich hinterher nicht nur die Veranstalter, sondern auch die Lehrerin. Ob bei den Schülerinnen und Schülern außer irgendwelchen Vorurteilen zum Thema Punkrock und Hardcore überhaupt was hängenblieb, werde ich wohl leider nie erfahren – schade eigentlich.

24 September 2006

Ein Museum für Rock und Pop

Hört sich ja eigentlich seltsam an, lohnt sich aber: das Rock- und Popmuseum in Gronau – die Stadt liegt nördlich des Ruhrgebiets. Der Eintrittspreis für einen Erwachsenen beträgt 7,50 Euro, und das ist definitiv nicht zu viel.

Das Museum ist größtenteils interaktiv aufgebaut und zeichnet die Popgeschichte seit den zwanziger Jahren nach. Haufenweise Musik kann man anhören, Videos laufen auf kleinen Bildschirmen, und in verborgenen Schubfächern lagern Ausstellungsstücke, die Popgeschichte für alle Besucher erfahrbar machen.

Ein Highlight besonderer Art ist eine Art Schallraum, dessen Wände nur aus Lautsprechern zu bestehen scheinen: Wer sich dort hineinstellt, bekommt Sounds der letzten sechzig Jahre um die Ohren angeknallt, Hitler-Reden und Jimi-Hendrix-Gitarrensoli inklusive, während der Boden und die Wände wirklich vibrieren. Super!

Der Besuch im Rock'n'Pop-Museum in Gronau kann jedem nur empfohlen werden. Ich bedauerte, nicht mehr Zeit zu haben, und hatte nach drei, vier Stunden noch immer nicht alles gesehen. Eine tolle Erfahrung!

20 September 2006

Seltsame Musikzusammenstellung

Da ich ja am Freitag morgen im Rock- und Popmuseum in Gronau einen Vortrag über Punkrock halten soll, ohne zu wissen, ob sich dafür auch nur ein Schwein interessiert, habe ich tatsächlich eine Zusammenstellung »relevanter Musik« erstellt und auf eine CD gebrannt. Wobei »relevant« in dem Zusammenhang heißt, daß es sich um einigermaßen wichtige und auch bekannte Bands handelt und ich sie – wichtig! wichtig! – auch auf CD haben muß. Den meisten Kram besitze ich ja nur auf Vinyl, und von dem läßt es sich schlecht brennen.

Die Folge ist, daß ich jetzt eine CD mit einer höchst obskuren Mischung besitze. Als erste Band treten die New York Dolls auf – klar, ohne die hätte die ganze Punk-Geschichte einen anderen Start genommen. Und die letzte Band sind Duesenjaeger – jaja, es geht ja darum zu zeigen, welche Musik denn im Jahr 2006 einigermaßen wichtig hierzulande ist.

Allein schon bei den zwei Bands wurde mir bewußt, wie unklar es eigentlich ist, eine »saubere« Punk-Geschichte zu erstellen. Okay, ich habe auch Exploited und Sex Pistols und Die Toten Hosen auf meine Auswahl-CD, ich habe weder Fugazi noch Warzone vergessen – aber es fehlen Black Flag und Dead Kennedys (habe ich nicht auf CD, tja ...) ebenso wie Slime oder Razzia.

Ich hoffe, daß die Auswahl trotzdem überzeugt. Sie muß eigentlich ... ich meine, in einem Vortrag über Punk kriegen die Leute so was wie Angry Samoans oder Devo zu hören, Male und die Back Chats. Wenn das mal keine Bandbreite ist!

19 September 2006

Karl-Herbert und ich

Ich bin immer noch sehr beeindruckt von der unglaublichen Arbeit, die sich eine Gruppe von aktiven PERRY RHODAN-Fans gemacht hat, als sie den Schuber mit »Kommandosache K.H. Scheer« zusammenstellten. Auf insgesamt zwei Paperbacks und einer CD-ROM geht es um nichts anderes als um den Science-Fiction-Schriftsteller Karl-Herbert Scheer, der unter anderem die PERRY RHODAN-Serie begründet hat, der in den 50er und 60er Jahren aber auch Piratenabenteuer und anderes Zeugs verfasste: 400 Seiten, die pickepackevoll sind mit Informationen.

Eine respektable Arbeit, die ich vor allem deshalb auch so toll finde, weil die Aktivisten des Terranischen Clubs Eden auch die kritischen Blicke auf den Autor nicht vergessen. Sogar die unsäglichen Angriffe in den 60er Jahren, in denen Scheer allen Ernstes als Faschist bezeichnet wurde, verschweigen die Herausgeber um Kurt Kobler nicht.

Und ich bin mit einem Beitrag vertreten, was mich sehr gefreut hat. Den Beitrag dokumentiere ich hier im Blog einfach im Kommentar.

Wer sich für Science Fiction interessiert, sollte sich mal über das umfangreiche Werk informieren. Es lohnt sich echt!

18 September 2006

25 Jahre Hafenstraße

Den »normalen« Tageszeitungen oder dem Fernsehen war es meist nicht einmal eine Meldung wert; immerhin die »tat« berichtete ein bißchen ausführlicher: Die legendäre Hafenstraße in Hamburg ist jetzt seit 25 Jahren von den Menschen (und ihren Nachfolgenden) bewohnt, die die drei Häuser am Hafenrand anno 1981 besetzt haben.

Respekt! Für Dörfler wie mich war anfangs der 80er Jahre der Begriff »Hafenstraße« gleich bedeutend mit »Revolution« und »Widerstand«; ich assoziierte damit Jugendliche, die Häuser besetzten und sich mit der Staatsgewalt anlegten. Es sollte Jahre dauern, bis ich eine differenziertere Ansicht bekam, und es dauerte auch Jahre, bis ich erstmals in einem der Häuser saß.

Schon wieder ist es eine Weile her, seit ich das letzte Konzert im »Störtebeker« sah; es war die Frankfurter Band Superfan, die es schon lange nicht mehr gibt. Und es ist ebenfalls schon lange her, daß ich im »Onkel Otto« mein letztes Bier trank.

Bei meinen letzten Hamburg-Besuchen hatte ich keine Zeit oder keine Lust, mir dieses Eck von St. Pauli anzuschauen. Schon seltsam, wie sich die Vorlieben verändern ...

17 September 2006

Super gemachte Langeweile

Der Streifen hat angeblich 40 Millionen Euro gekostet, und es handelt sich um eine Koproduktion eines halben Dutzend europäischer Länder: »Das Parfüm«, der angeblich unverfilmbare Roman von Patrick Süskind, den ich natürlich nie gelesen habe, den ich mir aber an diesem Wochenende endlich mal anschaute.

Tolle Bilder gab es, ich war mehrmals völlig beeindruckend von der Qualität der Kostüme und der Ausstattung. Die Kameraführung kam mir ebenfalls absolut hervorragend vor, sofern man das als Laie überhaupt sagen kann.

Irgendwie scheint aber niemand den Machern gesagt zu haben, daß ein Kinofilm auch unterhaltsam sein sollte. Rings um mich herrschte großes Gähnen; einige Leute pennten wohl auch ein.

Es war fürchterlich langweilig; zudem war die Handlungsführung eingleisig und damit kreuzlangweilig. Irgendwelche Überraschungen für den Zuschauer wurden geschickt ausgeschlossen, damit sich auch ja niemand erschreckte, wie ich manchmal echt dachte.

Ich habe mich nicht komplett geärgert: Man sollte den Film angesichts seiner Bildqualitäten im Kino anschauen und nicht auf die DVD-Auswertung oder die Ausstrahlung in der Glotze warten. Oder man geht in die Kneipe und trinkt mit Kumpels einige Bier – das ist unterhaltsamer.

14 September 2006

Lesung im November


Endlich werde ich auch in Karlsruhe mein neues Buch vorstellen – da freue ich mich schon jetzt ziemlich drauf. Bis dahin dauert es noch eine Weile, aber ich weise schon mal stolz darauf hin.

Am Donnerstag, 23. November 2006, wird ab 20 Uhr die Bar »Radio Oriente« in Karlsruhes Innenstadt der Ort sein, an dem ich mein Zeugs an die Öffentlichkeit bringe. Es gibt bereits Flyers und Plakate, die alle sehr schick sind.

Deshalb zeige ich hier mal das Konzertplakat. Der entsprechende Flyer ist auf der Homepage der Veranstalter zu finden.

13 September 2006

Nach all den Jahren mal wieder Stuttgart

Es gab zwei Zeiten in meinem Leben, in denen ich mich in Stuttgart einigermaßen auskannte: anfangs der achtziger Jahre, als ich mit Viktor und anderen Leuten allerlei Unfug trieb, und Mitte der achtziger bis anfangs der 90er Jahre, als ich in Sachen Punkrock sehr viel in Stuttgart unternahm.

Heute war ich wieder in der baden-württembergischen Landeshauptstadt, beruflich allerdings, aber es war genug Zeit, hinterher noch durch die Innenstadt zu spazieren. Das Bild der aktuellen Stadt überlappte sich nicht nur einmal mit früheren Erinnerungen. Schon seltsam.

Am Schloßplatz sah ich noch einmal die Chaostage anno 1992 und die dabei ablaufende Straßenschlacht mit Hooligans und der Polizei, am nebenan liegenden Karlsplatz sah ich erneut die besoffenen Stuttgart-Fans vor mir, die in den 80er Jahren, als Stuttgart Deutscher Meister im Fußball geworden war, mit »Sieg Heil« vor dem brennenden Feuer mitten auf dem Platz standen ...

Mir fielen auch genügend lustige Dinge ein, Begegnungen mit vielen Menschen aller Art. Meine gemeinsame Zeit mit Stuttgart fasziniert mich im Nachhinein wirklich sehr. Schon seltsam.