30 November 2013

Jeremiahs dritter Integral

In den späten 70er- und frühen 80er-Jahren war ich ein großer Fan von »Jeremiah«. Die Comics, die in den Vereinigten Staaten nach einer großen Katastrophe spielen, sprachen mich durch ihre Mixtur an: mal Science Fiction, mal Western, immer spannend erzählt und klasse gezeichnet.

Seit einiger Zeit erscheint eine Gesamtausgabe bei Kult Editionen; zuletzt las ich den »Integral 3«, also die dritte Gesamtausgabe, in der wieder drei Alben plus redaktionelle Seiten enthalten sind. Wie immer stehen die Freunde Jeremiah und Kurdy im Zentrum der Geschichten, mit dem einen Unterschied: Im zweiten Comic zerstreiten sie sich, im dritten Teil ist Jeremiah mit einer jungen Frau unterwegs.

Den Hintergrund behält Hermann, der Zeichner und Autor der Reihe, allerdings stets bei. Nordamerika ist in dieser Serie ein Fleckenteppich aus kleinen Machtbereichen, die sich bekämpfen. Einzelne Menschen sind Freiwild, Banditen herrschen über Städte.

In »Afromerika« bekommen es die Helden mit weißen und schwarzen Rassisten zu tun, die Angehörige der jeweils anderen Hautfarbe umbringen möchte. In »Der lebende Sumpf« spielt – wie der Titel schon andeutet – ein unwegsames Sumpfgebiet mit seinen seltsamen Bewohnern eine wichtige Rolle. »Gefährliche Narren« wiederum spielt in einem eisigen Winter und konfrontiert Jeremiah mit gefährlichen Geisteskranken.

Hermanns Zeichenstil packt mich auch nach dreißig Jahren noch. Seine Helden sind nicht attraktiv, seine Bösewichter richtiggehend hässlich. Die heruntergekommenen Städte, die Autowracks am Straßenrand, die Reste unserer heutigen Zivilisationen: Hermanns Blick auf Amerika ist düster.

Großartiger Band – echt! Für einen Comic-Freund eine unbedingt Kaufempfehlung, sogar für diejenigen wie mich, bei denen die 80er-Jahre-Klassiker eh im Schrank stehen ...

Mazhott aus Syrien

Angesichts des seit über zwei Jahren tobenden Bürgerkrieges in Syrien ist es kaum vorzustellen, dass es in diesem arabisch-muslimischen Land auch Punkrock gibt. Doch die dreiköpige Band Mazhott ist ein Beleg dafür. Woher die Band genau kommt, weiß ich nicht – und ob es sie überhaupt gibt, wenn rings um sie das Land in Trümmer geschossen wird, ist mir auch unbekannt.

Der Bandname steht für »Diesel«, zumindest sagt mir das eine indische Musikseite, auf der ich Informationen über die Band gefunden habe; es ist also ein arabisches Wort. Im Mai 2013 erschien eine EP der Band bei Tian An Men 89 Records aus Frankreich; darauf enthalten sind drei Studio- und ein Live-Stück, alles in arabischer Sprache. Leider liegen weder ein Textblatt noch sonst eine Information bei.

Musikalisch wird ruppiger Punk geboten, dynamisch und schnell und doch melodiös. Dazu mischt sich gelegentlich ein leichter Schuss mit arabisch klingendem Sound, aber nur sehr dezent. Alles in allem eine sehr ordentliche EP, die auf 500 Exemplare limitiert ist, die man sich aber auch im Internet anhören und downloaden kann,

(Eine Kürzestversion dieser Besprechung erschien bereits im OX-Fanzine.)

29 November 2013

47 Millionen

Als ich noch ein junger Zeitungsschreiber war, damals, also in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, da besuchte ich einige Seminare. Bei diesen wurde stets über den Niedergang der Zeitungsbranche diskutiert, ebenso über die Tatsache, dass »die jungen Leute« – also meine damalige Generation – immer weniger lesen wolle.

Schaue ich mir heutige Diskussionen an, die besonders gern im Internet geführt werden, ebenso gern im Fernsehen, komme ich mir gelegentlich vor wie in einer Zeitmaschine: Angeblich wird heute noch weniger gelesen als je zuvor, und diejenigen, die sich lauthals darüber echauffieren, gehören oft zu der Generation, der man vor bald dreißig Jahren ebendas bereits vorgeworfen hat.

Aha.

Einige Zahlen gefällig? Laut Media-Analysen lesen derzeit zwei Drittel aller Bundesbürger über 14 Jahren jeden Tag eine gedruckte Zeitung, okay, sie blättern sie meinetwegen durch, und das geistige Niveau mancher Blätter möchte ich nicht diskutieren. Nur: Das sind dann schlappe 47 Millionen Menschen.

Zum Vergleich: Bei Facebook sind 26 Millionen Bundesbürger angemeldet; wie viele von ihnen das Fratzenbuch überhaupt nutzen, weiß ich nicht. Bei Twitter, was ich sehr mag, haben sich gerade mal 825.000 Leute angemeldet. Und im Alter der Lesefaulen, also zwischen 14 und 29 Jahren, gibt es laut dieser Analyse rund 7,1 Millionen Zeitungsleser.

1990 hat sich Bill Gates hingestellt und erklärt, im Jahr 2000 sei die Print-Industrie am Ende. Mittlerweile haben wir 2013, und es gibt immer noch Leute, die Zeitungen lesen. Ich gebe keine Prognosen für 2020 oder 2030 ab, aber ... Bei vielen Diskussionen komme ich mir in diesen Tagen vor, als sei einiges in den 80er-Jahren steckengeblieben.

28 November 2013

Fondükotze aus Zürich

Der Bandname ist knallig, die Besetzung ungewöhnlich: Die Band Fondükotze stammt offiziell aus Zürich, aber der Schlagzeuger wohnt eigentlich in Karlsruhe, wo er die Punkrock-Kneipe »Alte Hackerei« betreibt, während der Basser und der Gitarrist aus Zürich kommen. Ich sah die Band im Sommer 2013 erstmals live und fand sie klasse, die Langspielplatte »Züri-Punk« ist allerdings noch besser.

Insgesamt 14 Stücke finden sich auf der Platte, durchgehend knallig-schneller Hardcore-Punk mit Melodie und viel Schmackes, wobei ein Knaller nach dem anderen rausgerotzt wird. Wer nach Vergleichen sucht, muss in den 80er-Jahren kramen. Die Band bedient sich selbstbewusst bei den Hardcore-Bands jener Tage, mixt klassisch-ruppigen England-Stil mit dem abgehackten Stakkato mancher amerikanischer Band.

Dabei kommen richtige Hits heraus: »Verpissäd oi« ist ein echter Pogo-Knaller, zu dem ich eigentlich gleich hüpfen sollte; bei »Jealousy« kann man eifrig mit »Ohoooo« singen; das sollte vor allem live funktionieren.

Wer sich bei den Titeln wundert: Die Band singt tatsächlich in englisch und schweizerdeutsch; für die Norddeutschen liegt leider keine Übersetzung bei. Dabei wurde die Platte 2012 in Zürich aufgenommen (von Luci, der vor Urzeiten bei Fleisch spielte) und in Bremen abgemischt (von Jacke, dessen Band Leberwohlstand in den 80er-Jahren alles weghaute); ich kann mir ja nicht vorstellen, dass der Mixer verstand, was die Band aussagte ...

DADA-Straßabahnadada

Irgendwann in den frühen 80er-Jahren stieß ich zum ersten Mal auf die Kunstrichtung des Dadaismus, und ich war fasziniert. Die Lautmalereien, die Bilder, die öffentlichen Präsentationen – was Dada in den frühen Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts versucht und gemacht hatte, schien mir spannend und mitreißend zu sein. Vor allem war es ein Gegensatz zu der sogenannten Hochkultur, mit der ich in der Schule konfrontiert wurde.

Und weil ich zu jener Zeit so vieles ausprobierte, schrieb ich im Jahr 1983 einige »dadaistische Texte«, zumindest hielt ich sie für solche. Unter anderem entstand am 13. Oktober 1983 der Text »DADA-Straßabahnadada«, der aus nachvollziehbaren Gründen nie veröffentlicht wurde. Ich hielt das ganze damals für ein Gedicht.

Die Lautmalerei mochte ich, die Fahrt mit der Straßenbahn zu einem kurzen Text umzuformulieren gefiel mir erst recht; der Dadaismus hatte mich durchaus gepackt, wenngleich ich noch nicht so richtig wusste, wohin ich mit dem Thema wollte.

Ein Jahr später wusste ich schon gar nicht mehr, dass ich diesen Text jemals geschrieben hatte ... weshalb ich ihn an dieser Stelle dokumentiere.

Rumdada tsch tü da da
wie geht’s denn dir ratata tu
türen schließen türen zu
die straßenbahn tütü kling kling
macht zwo mark zwanzig kommense
ratatat kling kling tütü
linglinglingiling haha
der witz ist gut meine frau ist krank
ratatatat schule ist dooftat
was ist am Sonntag
wen wählen sie
tüüüüüü haltestelle albhof
guten tag klingelingeling
auf wieders... tüüüüt tatat

27 November 2013

Superschurken in »Noir«

Ed Brubaker ist ein Autor, den ich sehr schätze: Er hat es geschafft, die Elemente des modernen Krimis so für grafische Literatur zu verarbeiten, dass dabei spannende Comics herauskamen, die man als Krimi-Fan lieben muss. Seine Arbeiten für die Serie »Daredevil« fand ich großartig, und seine Krimi-Serie »Criminal« war eine wahre Freude.

Bei »Criminal« arbeitete er zum wiederholten Mal mit dem Zeichner Sean Phillips zusammen – und die beiden haben mit »Incognito« einen weiteren Kracher geschaffen. Bisher sind in deutscher Sprache nur zwei Bände erschienen, aber die haben es in sich; über eine Fortsetzung würde ich mich sehr freuen. Im Prinzip handelt es sich um Krimis, die in Roman-Form gut in eine »Noir«-Reihe passen würden.

Drei Sätze zum Inhalt: In einer Welt, in der es Superhelden und Superschurken gibt, ist Zack Andersen einer von jenen, die sich »zwischen den Seiten« bewegen. Als ehemaliger Schurke ist er nach einem Zeugenschutzprogramm jetzt auf der Seite des Gesetzes tätig. Und so sind alle hinter ihm her: die alten Kollegen, die ihn hassen, und die Polizei, die ihm nicht traut.

Das klingt nach einer altvertrauten Geschichte, wie man sie aus zahlreichen Filmen und Romanen kennt. Ein Ex-Verbrecher, der jetzt für die »Guten« kämpft – das habe ich oft genug mitbekommen. In einer leicht »superheldischen« Welt, wie es sie in der amerikanischen Comic-Industrie mittlerweile zu Dutzenden gibt, kann das Duo Brubaker-Phillips aber dennoch eine ganz eigenständige Geschichte erzählen.

Knackige Dialoge, fiese Action, ein Haufen Verschwörungen und schmutzige Auseinandersetzungen: Brubaker führt seinen Helden durch einen Haufen Dreck, bei dem man als Leser so richtig mitfühlt. Die teilweise sehr kleinteiligen Zeichnungen, die Phillips beisteuert, wirken gelegentlich wie Skribbles für ein Storyboard, aus dem dann ein Kinofilm entsteht: schnell und dynamisch, mit einem Hauch von Schmutz und viel knalliger Action.

Beide Bände von »Incognito« habe ich mit wachsender Begeisterung gelesen. Erschienen sind sie vor zwei Jahren, kaufen kann man sie immer noch über einschlägige Comic-Buchhandlungen und Versender. Und die Lektüre lohnt sich sowieso!

26 November 2013

Aningaaq und die Astronautin

Den Film »Gravity« habe ich schon mehrfach gelobt: Der Film ist dramatisch und spannend, und er zeigt das »Abenteuer Weltraum« von einer extrem realistisch wirkenden Warte aus. Vor allem Sandra Bullock ist überzeugend, aber auch George Clooney spielt als lockerer Astronaut eine gute Rolle. Die Drei-D-Effekte werden glaubwürdig eingesetzt, die sich ständig drehende Kamera lässt einen als Zuschauer fast schwindeln.

Eine beeindruckende Szene des Filmes ist die, als die Astronautin in ihrer Kapsel sitzt und verzweifelt einen Funkkontakt zu einem Mann auf der Erde aufgebaut hat. Dummerweise kann sie den Mann nicht verstehen – und er sie auch nicht. Die beiden reden aneinander vorbei, sie hört Hundebellen und ein weinendes Kind, und das ist ihre einzige Verbindung zur Erde.

Es gibt mittlerweile einen Kurzfilm, der eigentlich als Extra für die DVD-Verwertung gedacht war: Er stellt diese Szene aus der Sicht des Erdenmenschen dar – dabei handelt es sich um einen Inuit namens Aningaaq, der mit seiner Familie im Ewigen Eis unterwegs ist. Er versteht nicht, was die unbekannte Frau ihm über Funk mitteilen möchte, und die Kommunikation ist extrem schwierig.

Das Ende des Kurzfilms, den es jetzt via Youtube anzugucken gibt, ist ein echter Knaller – im wahrsten Sinne des Wortes. Wer »Gravity« nicht kennt, wird ihn nicht verstehen, allen anderen lege ich ihn ans Herz.

Ein neuer Portugiese

Ich kann viel von mir behaupten, aber nicht, dass ich mich gut mit Portugal – wo ich immerhin einmal im Urlaub für eine Woche war – oder mit portugiesischer Küche auskenne. Was ich von den Weinen bisher probiert habe, schmeckte mir stets, und so ließ ich mich gern dazu verleiten, das Rstaurant »Casa do José« in Karlsruhe anzusteuern.

Die Lokalität ist in einem alten Gebäude untergebracht, was sehr hohe Decken und ein eher rustikales Ambiente mit sich bringt. Das in Verbindung mit sehr freundlichen und auch kompetent wirkenden Kellnern sorgte schon mal für eine gute Stimmung – dazu kamen Speisen, die rein optisch schon viel hermachten.

Fleischspieße wurden auf dem Tisch aufgestellt, der Fisch sah ebenfalls sehr appetitlich aus. Bei den Vegetariern wurde allerdings gespart; für mich gab es schlappes Gemüse und leckere Polenta, während die Fleisch- und Fischfraktion schmauste und schlemmte. (Was ich bei den Fleisch- und Fischverspeisern an Beilagen naschen konnte, war allerdings super; vielleicht sollte ich beim nächsten Mal über ein reines Beilagen-Menü verhandeln.)

Klasse waren darüber hinaus die Weine. Nach wie vor verstehe ich nichts von portugiesischen Weinen – nicht, dass ich von deutschen oder italienischen oder gar französischen und spanischen Weinen viel verstünde –, aber was ich im Glas hatte, schmeckte sensationell, egal ob es rot oder weiß war.

José Vasconcelos, so der Name des Besitzers laut seiner Internet-Seite, hat mit seinem Restaurant auf jeden Fall eine Möglichkeit geschaffen, wo ich wohl noch öfter zum Essen und vor allem zum Trinken sitzen werde. Möglicherweise beschränke ich mich auf die Vorspeise, den Wein und die Nachspeise; damit sollte ich ebenfalls auf gutem Niveau satt werden ...

25 November 2013

Eine Woche der Splitter-Tipps

Im November 2013 machte ich das, was ich schon einige Wochen davor hatte machen wollen. Ich stellte auf der PERRY RHODAN-Seite eine Reihe von Comics vor, die allesamt im Splitter-Verlag erschienen sind. Und das möchte ich gerne auch an dieser Stelle »teilen«, wie das so schön heißt.

Als ersten Band besprach ich die aktuelle Folge von »Die Legende der Drachenritter«. Das war wieder mal sehr gelungene Fantasy, diesmal sogar mit einem feministischen Anstrich, und das ist an dieser Stelle absolut positiv gemeint.

Teil eins von »Der Glöckner von Notre Dame« empfand ich als eine »Gelungene Comic-Umsetzung des französischen Klassikers«. Damit ist das wesentliche über den neuen Comic von Robin Recht und Jean Bastide gesagt, denke ich.

Die großartige Western-Serie »Cartland« kommt jetzt als Gesamtausgabe im Splitter-Verlag heraus. Ich habe den ersten Band gelesen, fand ihn super und besprach ihn mit großer Begeisterung.

Die klassischen Comics von »Johann und Pfiffikus« mochte ich schon als Kind; die Neuauflage bei Toonfish finde ich super. Der fünfte Band der Serie fasst neue Geschichten aus der Ära »nach Peyo« zusammen. So was mag ich halt.

Zum Abschluss meiner »Woche der Splitter-Tipps« gab es zwei historische Comics. Einmal präsentierte ich einen Seefahrer-Comic, dann einen aus der Antike und zwar aus einer Region, die sonst in der Literatur eher selten präsentiert wird – die Reitervölker des Nahen Ostens.

Eine schöne Mischung, wie ich finde und fand – mal schauen, wann ich das wieder hinkriege. Derzeit plane ich eher eine »Woche der Graphic Novels« oder so.«

23 November 2013

Reise nach Münster

In den 80er-Jahren unterhielt ich »geschäftliche Beziehungen« zu Münster: Ich bestellte bei dem Tonträgervertrieb »EGUG« – das hieß so viel wie »Euer Geld ist Unser Geld« – immer wieder Kassetten von irgendwelchen Punkrock- und sonstigen Bands. Und einmal fuhr ich in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre nach Münster, um einen der Macher dieses Vertriebes zu besuchen.

Viel sah ich damals nicht von der Stadt, auch nicht, als ich um 1990 ein zweites Mal nach Münster fuhr, um im Auftrag eines Reifenkonzerns aus Frankreich eine Reportage über ein Autohaus zu machen. (Das klingt so absurd, dass ich daraus vielleicht einmal eine Kurzgeschichte machen muss.)

Deshalb erkannte ich nichts wieder, als ich am Freitag, 22. November 2013, ein drittes Mal nach Münster kam. Der Bahnhof wirkte aufgefrischt, der Hafen erwies sich als Schicki-Meile, und insgesamt erhoben sich in der beschaulichen Studenten- und Katholiken-Stadt haufenweise Glas- und Metall-Bausünden.

Mein Glück wuchs allerdings, als ich das Gelände erreichte, in dem das ehrwürdige Verlagshaus Monsenstein & Vannerdat residiert. Der Verlag ist neben einigen Künstleragenturen und Veranstaltungsläden in einer ehemaligen Fabrik untergebracht; das ganze sieht aus wie ein ehemals besetztes Haus, in dem man die ehemaligen Besetzer zu Mietern gemacht hat.

Die alten Wände sind voller Graffiti, und überall hat man den Eindruck, man sei auf einer großen Baustelle. Das Innere des Verlages aber erweist sich als zwei Stockwerke mit quirligen Menschen, die meisten davon recht jung, die Bücher herstellen, lektorieren, drucken und versenden – das war ein schöner Besuch, von dem ich mit vielen neuen Überlegungen und Gedanken wieder abreiste.

22 November 2013

Andreas Eschbach auf der Bühne

Ich gehe erstaunlich selten auf Lesungen. Erstaunlich finde ich das deshalb, weil ich ja gerne auf Veranstaltungen gehe, weil ich gerne lese und weil ich es sogar mag, wenn man mir vorliest. Vielleicht liegt es daran, dass viele Autoren einfach nicht gut vorlesen können, oder es liegt daran, dass ich mit dem Weihegottesdienst-Charakter von manchen Lesungen nicht gut klar komme.

Am Donnerstag, 21. November 2013, war das anders. Der Autor Andreas Eschbach las in Gelsenkirchen, und ich war da. Der Grund ist ein bisschen kompliziert und hat ein wenig etwas mit der Science-Fiction-Serie zu tun, für die ich tätig bin, gehört hier aber nur am Rande hin.

Andreas, der im selben Hotel wie ich »eingebucht« worden war, und ich fuhren mit dem Taxi vom Hotel zum Hans-Saschs-Haus, um dann festzustellen, dass wir zu Fuß durch den Stadtgarten wahrscheinlich genauso schnell gewesen wären wie »außenrum«. Das Hans-Sachs-Haus ist eine Art Kulturzentrum mitten in der Stadt, der Innenraum ist so groß wie der Innenraum einer Kathedrale, und ich machte mir schon Sorgen, dass die Veranstaltung leer wirken könnte.

Das tat sie nicht. Schätzungsweise 120 Besucher füllten die Reihen, als Andreas Eschbach aus seinem Roman »Todesengel« vorlas. Diesen kenne ich noch nicht, möchte ich aber nach der Lesung unbedingt haben. Die Lesung war spannend, die einleitenden Kapitel packten einen richtig – und hinterher saß ich als Zuhörer fragend und angespannt auf meinem Platz.

Es folgten eine kleine Gesprächsrunde auf dem Podium sowie die Möglichkeit für das Publikum, allerlei Fragen zu stellen; dann las der Autor noch einige Szenen, bevor er Autogramme gab. Die Schlange dazu war ganz schön lang; Respekt! Der Autor ist zu Recht erfolgreich, und ihm gönne ich jeden Erfolg.

Eine schöne Lesung, die wir mit einem gemeinsamen Abendessen in einem italienischen Restaurant in der Nähe krönten. Warum sind Lesungen nicht immer so unterhaltsam und spannend?

21 November 2013

Buzz Dees und Icke

Die Band Buzz Dees muss man nicht kennen, auch wenn sich die vier Musiker redlich Mühe geben, so zu tun, als müsste man das. Buzz Dee ist der Künstlername eines Gitarristen, der durch die Band Knorkator bekannt geworden ist – die Band wiederum war vor einigen Jahren durchaus populär. Ich habe jetzt die CD »Icke« von den Buzz Dees in die Finger bekommen.

Damit ist auch schon fast alles gesagt: Die Band macht hardrockige Rockmusik mit deutschsprachigen Texten, die ab und zu mal durchaus witzig sind (»Meine Haare hab ich heute mal mit ner App rasiert«), deren Witz sich mir aber ebenso oft nicht erschließt (»Ich bin ein Knochensplitter-Junkie«).

Musikalisch finde ich das zumeist lahm: Die Musiker können spielen, bleiben aber in den üblichen Rock-Klischees stecken, was dazu führt, dass bei mir keine Melodie hängen bleibt. Ich bin sicher, dass es dafür Fans gibt, die den Humor und die Musik cool finden. Selbst gehöre ich nicht dazu und packe die CD gähnend zur Seite.

20 November 2013

Analoger Newsletter


-->Ich habe das Punkrock-Fanzine »Der gestreckte Mittelfinger« schon immer gern gelesen und finde, dass die aktuelle Ausgabe sieben noch besser als die vorherigen ist. Wer das beschaulich wirkende Wiesbaden kennt, vor allem die schicke Innenstadt, kann sich kaum vorstellen, dass eine derartig gelungene Punkrock-Mixtur aus dieser Stadt kommt. Der Name ist sowieso Programm ...
Der »analoge Newsletter für Kidpunx für Kidpunx« enthält zwar auch fanzinetypische Beiträge wie – stets lesbar-kritische – Plattenbesprechungen oder Interviews, etwa mit Bands wie Kotzen oder Smogtown. Durchaus kritisch ist das Interview mit einem Menschen, der auf seiner Internet-Seite haufenweise »kostenlose« Punkrock-Platten zum Download anbietet.

Vor allem aber setzt das Fanzine auf Erlebnisberichte, Kurzgeschichten und fieshumorige Einblicke in das Leben und Gedankengut des Machers. Falk Fatal ist mit seiner eigenen Band Front unterwegs, hat mit Matula Records ein eigenes Label, veranstaltet Konzerte und Lesungen – vor Jahren durfte ich auch mal ran – und ist darüber hinaus ein umtriebiger Mensch.

Das alles findet seinen Niederschlag in einem Fanzine, das inhaltlich wie optisch überzeugt. Das klassische Punkrock-Schnipsellayout wird auf den 88 A5-Seiten gut übernommen, allerdings mit modernen Mitteln abgeschmeckt und stets sehr gut lesbar. Die Beiträge lassen sich alle mit großem Vergnügen durchschmökern, so dass das Heft wochenlang bei mir auf dem Klo lag und immer wieder zu Rate gezogen wurde.

Eines der Highlights ist der Beitrag über den Journalisten Günter Wallraff: In völlig ernsthaftem Ton wird ein Buch besprochen, in dem sich der »Enthüller« in die Rolle des Sängers G.G. Allin hineinlebt und diese Rolle komplett übernimmt. Wallraff kommt hier ebensowenig gut weg wie die unterstützenden Medien; der Beitrag ist sarkastisch und witzig zugleich und könnte so nie in einer halbwegs seriösen Zeitschrift stehen.

Für »verflucht preiswerte 1,50 Euro« flattert einem, wenn man möchte, ein Punkrock-Fanzine ins Haus, das einen wie eine Wundertüte überraschen und begeistern kann. Zumindest den Leser oder die Leserin, die eine Freude an durchaus grobem, manchmal pubertärem Humor in Verbindung mit brauchbaren Informationen zu schätzen wissen.

19 November 2013

Seele der Südstadt?

In den späten 90er-Jahren stürzte ich nicht nur einmal im »Südpol« ab, einer Kneipe in der Südstadt von Karlsruhe. Der Besitzer wechselte, die Kneipe wechselte – in den Räumen gab es immer wieder neue Lokalitäten, die ich mir nie anschaute. Jetzt aber war ich im »Soul«, und das ist ein Betrieb in der Marienstraße meiner Heimatstadt, den ich wohl öfter ansteuern werde, nicht nur nach einem Besuch in der »Schauburg«, dem Kino direkt nebendran.

Das »Soul« macht einen guten Eindruck: Die Musik ist ordentlich, irgendwas zwischen normaler Popmusik und guter Indiemusik, nichts, bei dem man brechen muss, und das finde ich schon wichtig. Vom Essen habe ich nichts probiert, wir waren eh spät dran; die Mixtur aus Cocktails und sehr ordentlichen Weinen verlockt aber dazu, bis spät in die Nacht in einer loungigen Ecke oder an einem Tisch mit Barhockern zu sitzen und zu trinken.

Dekoriert ist die Kneipe mit Kino- und Bandplakaten; die Mixtur gefällt und spricht ein eher gemischtes Publikum an. Nicht nur Karlsruher Bürger, nicht nur studentische Hipster – es passt zur Musik. Ich bin sicher, dass ich da öfter hingehen werde.

Es gibt übrigens auch einen winzigen Biergarten, den ich mir angesichts der fallenden Temperaturen um diese Jahreszeit nicht angetan habe. Es reicht aus, wenn die Raucher dort stehen und mit zitternden Fingern ihre Glimmstengel zum Mund führen müssen ...

18 November 2013

Klassische Supi-Comics

Wie sehr sich Comics, vor allem amerikanischer Herkunft, verändert haben, wird einem dann erst bewusst, wenn man sich sogenannte Klassiker anguckt. In meinem Fall war es so: Ich las jetzt endlich den Band »Superman gegen Spider-Man«, der bereits 1999 bei Dino Comics erschienen war, den ich mir aus der Druckerei besorgt hatte und der seitdem in einem Stapel ungelesenen Papiers verschollen war.

Die Lektüre war erhellend – es handelt sich bei dem Band nämlich um die deutsche Ausgabe eines echten Klassikers: »Superman vs. The Amazing Spider-Man« kam erstmals 1976 in den USA in den Handel und gilt als wichtiger Meilenstein der Comic-Industrie, weil zum ersten Mal Superhelden aus dem Marvel- mit denen aus dem DC-Universum zusammentrafen.

Der Comic ist durchaus gut gezeichnet, wenngleich weit von dem Maßstab entfernt, den heutige Superhelden-Comics aufweisen; in diesem Bereich ist seit den 80er-Jahren viel geschehen. Die Zeichnungen sind dynamisch, die Action-Szenen sprengen buchstäblich die Bilder, und die ruhigen Panels wirken aufgeräumt und klar. Da gibt es also nichts zu meckern.

Aber die Texte, die Geschichte an sich ... Weder die Bösewichte noch die Helden wirken glaubhaft; es ist ein Haufen von Trotteln, die sich durch die Seiten prügeln. Selbstverständlich ist die Darstellung der Presselandschaft – beide Superhelden arbeiten in ihrer bürgerlichen Tarnexistenz als Zeitungsleute – völlig absurd und weit entfernt von der Realität.

Ich las den Comic-Band komplett, weil mich interessierte, wie die Geschichte sich entwickelt und wie man das früher machte. Bei der Lektüre wurde mir zum wiederholten Mal klar, warum ich Superhelden-Comics bis weit in die 80er-Jahre hinein für völlig albern hielt.

Frank Millers »Dark Knight« und die »Watchmen« haben die amerikanischen Superhelden in eine neue Zeit katapultiert; das lässt sich an einem Klassiker vor dieser Zäsur sehr gut feststellen. Im Regal behalte ich »Superman gegen Spider-Man«; der Band ist ein gutes Beispiel für seine Zeit ... aber ein Fan werde ich davon sicher nie werden.

17 November 2013

Von Dortmund nach Söllingen

Ganz in der Nähe der mittelgroßen Stadt, in der ich tagaus, tagein zur Arbeit erscheine, liegt die kleine Landgemeinde Söllingen. Es ist so gut wie unbekannt, dass sich in dem Dorf seit Jahren ein echter Nazi-Treffpunkt entwickelt hat: In einer Dorfkneipe finden Geburtstagsfeiern, Vorträge und Konzerte statt, die häufig das rechtsradikale Milieu bedienen.

Die Antifa deckte das vor einigen Jahren auf, worauf dann auch die Polizei ein wenig aktiv wurde. Am Wochenende war der Ort wieder Schauplatz einer Neonazi-Veranstaltung – diesmal berichtet sogar der »Spiegel« darüber. Die Namen der Bands und Aktivisten, die in dem Dorf auflaufen, sprechen Bände und lassen aufhorchen.

Ich frage mich bei alledem nur eines: Wenn es offensichtlich in Dortmund, wo es seit den frühen 80er-Jahren massive Nazi-Probleme gibt, möglich ist, eine solche Veranstaltung zu verhindern, warum findet sie dann im beschaulichen Mittelbaden statt? Ist die grünrote Landesregierung nicht in der Lage, so etwas zu verhindern, oder sind es die Behörden »vor Ort«?

16 November 2013

Beim noblen Italiener

Es ist schon einige Monate her, und es war richtig warm: Im Sommer 2013 gingen wir abends mit einer Gruppe von Leuten in ein italienisches Restaurant im »Umland«, das als »sehr gut« galt. Wie gut es galt, merkte ich schon daran, dass eine Reihe von teuer aussehenden Autos mit Kennzeichen von außerhalb vor der Tür standen.

Die Preise waren ordentlich, das Essen auch, aber nichts war jetzt so ausgefallen, dass ich es mir für die nächsten zehn Jahre gemerkt hätte. Sensationell im besonderen Sinn war aber der Kellner, der einen besonderen Humor hatte.

»Sie wollen wohl unser Fleisch nicht?«, blaffte er mich an, als ich sagte, ich wollte etwas vegetarisches, fände aber auf der Speisekarte nichts. Dann maulte er ein wenig herum, das aber so lautstark, dass es der ganze Garten mitbekam, und verschwand.

Meine Begleiter beruhigten mich: »Der meint das nicht so, das ist sein Humor.« Ich glaubte es, und da mein vegetarisches Essen, das die Küche dann zauberte, gut schmeckte, wollte ich nicht maulen.

An einem großen Tisch, an dem viele Menschen saßen, machte er viele laute Witze, auf die ich nicht achtete. Als er sich aber mit strammem faschistischen Gruß verabschiedete – er knallte die Fersen zusammen und riss den rechten Arm stramm hoch –, zuckte ich zusammen. »Was soll das denn?«, fragte ich.

»Kein Problem«, beruhigten mich die Begleiter, die das Restaurant kannten. »Das ist nur sein Humor. Der ist ein bisschen schräg.«

Keine halbe Stunde später riss er an der Tür, die das eigentliche Restaurant mit dem Garten verband, in dem wir saßen, ein weiteres Mal den rechten Arm hoch. Niemand reagierte darauf, immerhin lachte auch niemand.

Ich wollte sofort gehen, weil ich vor Wut fast platzte. Aber wieder wurde ich von den Umsitzenden beruhigt. Ich möge doch nicht so humorlos sein, ich hätte doch sonst ein Herz für grobe Späße.

Zähneknirschend blieb ich bis zum Ende. Und nahm mir vor, diesen Laden nie wieder aufzusuchen – so gut kann kein Essen sein, dass ich mir einen solchen »Humor« antun muss.

15 November 2013

Zwölf Märchen

Zwar erschien es schon zu Weihnachten 2010, aber ich las es erst in den vergangenen Wochen: »Zwölf Märchen zum neuen Jahr« ist eine schöne Sammlung kurzer Geschichten, die im kleinen, aber feinen Verlag p.machinery erschienen ist. Ich könnte die Sammlung als Buch bezeichnen, weil das Werk eine ISBN hat und regulär über den Buchhandel zu beziehen ist, aber ich könnte sie genausogut in meine Fanzine-Kiste stecken – die Märchen tragen die Nummer 300 des Fantasy-Fanzines »Hornsignale«.

«Die kalte Zeit am Ende des Jahres war für mich immer die Zeit der Märchen und Geschichten«, schreibt Simone Knels in ihrem Vorwort. »Ich sehe mich zu dieser Zeit gerne im gemütlichen Sessel vor einem knisternden Kamin, ein gutes Buch lesend.« Damit ist der Charakter des Buches eigentlich schon richtig gut umschrieben.

Den Inhalt des Buches bilden zwölf kurze Texte, die stets phantastisch sind: kleine Geschichten und Betrachtungen, manchmal klassische Märchen, manchmal »Erzählungen« einer Großmutter, dann wieder Texte, die man in einer typischen Fantasy-Anthologie vermuten würde – eine schöne Mischung.

Dazu gesellt sich eine gelungene Optik: Die zwölf Farbtafeln zeigen Landschaften, Ansichten von Siedlungen oder auch einfach nur eine Blume.

Die Autorin kenne ich seit vielen Jahren, und ich habe immer wieder Texte von ihr gelesen, die mir gefallen haben. Simone Knels hat ein Gespür für gelungene Szenen und mag ihre Figuren – das wirkt sich positiv auf ihre Texte aus. Ich habe das Buch sehr gern gelesen, immer mal wieder ein Kapitelchen. So kurz vor Weihnachten 2013 empfehle ich es besonders gern.

Gelegentlich hätte ich mir allerdings ein gründliches Lektorat gewünscht. Die üblichen Flüchtigkeitsfehler, vor denen keine noch so gute Autorin gefeit ist, finden sich immer wieder, und das müsste nicht sein. Aber da bin ich wahrscheinlich auch besonders empfindlich.

Wer mag, kann versuchen, das Buch im Buchhandel zu bestellen, es trägt die ISBN 978-3-942533-14-0 und kostet 8,90 Euro. Es ist ein quadratisches Paperback und wurde auf dickem Fotopapier gedruckt; die 80 Seiten wirken geradezu wuchtig.

14 November 2013

Mal wieder La Plebe

Was für ein großartiges Gebräu! Am Mittwoch, 13. November 2013, vertrieben fünf spanisch sprechende Amerikaner aus San Francisco sehr gründlich die Kälte des Herbsttages aus meinen Gliedern. La Plebe spielten in der »Alten Hackerei«, und nicht zum ersten Mal wusste die Band zu überzeugen. Der Saal war angenehm gefüllt, keine hundert Personen waren anwesend.

Vom ersten Ton an ließ es die Band knallen: schnell gespielter Punkrock mit scharfen Bläsersätzen, knalligen Melodien und einem enthusiastischen Sänger, ein Sound, der sofort in die Füße ging und auf ein johlendes und von Stück zu Stück fröhlicher werdendes Publikum stieß. Vor allem bei Stücken wie »Bella Ciao« oder auch »Mi Tierra« bildete sich ein kleiner Pogo-Mob, und zwei- oder dreimal hüpfte ich auch ein wenig herum.

Ein großartiger Punkrock-Abend, der viel zu schnell vorüber war. Dass hinterher aus den Boxen noch allerlei Klassiker von The Clash und anderen Band knallte, hätte mich eigentlich dazu bewegen sollen, für einige Biere mehr in der »Alten Hackerei« zu bleiben. Ging aber nicht, weil mich schon die Arbeit für den nächsten Morgen rief ...

13 November 2013

Rezensionen zu Phantastischem

Es ist einige Zeit her, seit ich zum letzten Mal auf Rezensionen hingewiesen habe, die ich eigentlich auf der PERRY RHODAN-Seite veröffentlichen konnte. Hier ein kleiner Rückblick auf Titel, die ich auch diesem Leserkreis hier gern ans Herz legen möchte.

Als eine »düstere und eigenständige Fantasy« habe ich den Roman »Land des Todes« von Alison Croggon empfohlen; die Autorin kommt aus Australien, und ihr Roman passt nicht so ganz in die üblichen Fantasy-Klischees, trotz aller Magie und trotz der Liebesgeschichte.

Ein moderner Klassiker der Fantasy-Literatur aus deutschen Landen ist die »Sardor«-Trilogie des früh verstorbenen Thomas Ziegler, die ich als »Phantastik wie aus einem Fiebertraum« rezensiert habe. Zumindest den ersten Teil, den ich bisher gelesen habe; vor allem auf den dritten Teil bin ich gespannt, da dieser von dem Berliner Autor Markolf Hoffmann zu Ende geschrieben wurde.

Eigentlich wundert es mich ja selbst, dass ich einen »Literarisch-phantastischen Liebesroman« gern gelesen habe. Aber »Die wundersame Geschichte der Faye Archer« von Christoph Marzi erwies sich als richtig guter und schön geschriebener Roman voller Stimmung und schönen Sequenzen – toll gemacht, klasse erzählt.

Erschienen ist »Arkadien erwacht« von Kai Meyer schon vor einigen Jahren als Hardcover; jetzt liegt das tolle Fantasy-Jugendbuch als Taschenbuch vor, und ich konnte meine Besprechung von damals noch einmal bringen. Bei einem so gelungenen Fantasy-Buch mache ich das gern – die Trilogie ist lesenswert!

An der Grenze zwischen Krimi, phantastischem Roman und »anspruchsvoller Literatur« bewegt sich »Reise nach Kalino« von Radek Knapp. Wer Philip K. Dick mag, sollte den Roman antesten, auch wenn er mit Science Fiction nicht das geringste zu tun hat – schön bizarr, das ganze!


12 November 2013

Dreißig Prozent im Blick

Glaubt man den aktuellen Zahlen, die aus den USA in die Fachzeitschriften der Buchbranche schwappen, ist der Siegeszug der E-Books vorerst gestoppt. Zumindest bejubeln das einige. Tatsache ist, dass das Niveau des Jahres 2012 nicht übertroffen wird; der Markt stagniert auf dem hohen Niveau von 30 Prozent.

Drei von zehn Büchern werden also elektronisch gekauft, nicht »haptisch«. Das sagt eine Studie der Book Industry Group, über die unter anderem das »Börsenblatt« informiert. Ob man das jetzt so einfach glauben kann, ist das eine; dass man die Zahlen nicht auf das kleinteilige Mitteleuropa mit der ausgeprägten Kultur kleiner Buchhandlungen und kleiner Verlage übertragen kann, ist dann auch gleich das andere.

Das Schönste bei allen Zahlen und Prognosen ist eh: Keiner weiß, wie es wirklich ausgehen wird. Als ich vor zehn Jahren aller Welt erzählte – aufgrund des Drucks einer jungen Kollegin vor allem –, dass die E-Books bald ihren Siegeszug antreten würden, wurde teilweise müde gegrinst und abgewinkt.

Die Abwinker von früher sind die Hurra-Schreier von morgen, so scheint es. Wobei manche nur einen Gedanken zu haben scheinen: Bei E-Books entfallen gewisse Kosten, einiges wird also billiger – die Verteilungskämpfe der Zukunft werden sich an dem Prozentsatz entzünden, den Autoren oder Verlage sich künftig genehmigen werden.

Darüber ließe sich ein längerer philosophischer Erguss verfassen; das verkneife ich mir aber. Nur so viel: Ohne vernünftige Arrangements wird es nicht klappen.

Gute oder meinetwegen auch aktive Autoren tun gut daran, sich in Allianzen zusammenzuschließen. Dies gilt insbesondere für Autorinnen und Autoren, die im unterhaltenden Sektor unterwegs sind, also im Spannungsfeld zwischen Science Fiction und Krimi, Fantasy und Liebesroman, Erotik und Historie.

Meine Meinung: Im Zweifelsfall wird ein »Selfpublisher« mehr verdienen als derjenige, dessen Werk bei einem »Großverlag« veröffentlicht und dann verschlissen wird ...

11 November 2013

Fanzine in violett

»Ich mag lila, schon immer!« Das schreibt Antje Brand im Vorwort des »Fandom Observer« 293; damit ist sie zum ersten Mal Chefredakteurin einer Einzelausgabe des von mir heißgeliebten Science-Fiction-Fanzines. Unter dem Motto »Go Purple!«, das für eine Welt mit mehr Akzeptanz und Toleranz steht, präsentiert sie eine bunte Abfolge aus Rezensionen und Informationen.

Leider ist das Motto des Heftes das beste am Heft überhaupt. Die inhaltliche Mixtur hat mich nicht überzeugt, das wirkt unausgegoren und zusammengeschustert. Eigentlich müsste man der Redakteurin jetzt noch ein wenig Zeit geben, um sich einzuarbeiten – das wäre angebracht.

Dummerweise gibt es diese Zeit nicht mehr. Der »FO«, wie das Fanzine genannt wird, soll zur Nummer 300 eingestellt werden. Ich bin jetzt schon traurig deshalb.

Eine Nacht in Longuich

Bis vor wenigen Wochen kannte ich noch nicht einmal den Namen Longuich. Dabei handelt es sich um eine Gemeinde, die in der Nähe von Trier liegt, also in Rheinland-Pfalz. Der Ort schmiegt sich an die Mosel, leider geht in direkter Nähe die Autobahnbrücke über den Fluss – das gibt eine gewisse Dauerlärmbelästigung ab. Aber wenn man sich zu Fuß durch die Weinberge oder entlang der Mosel bewegt, nimmt man den Lärm als Brausen und Brummen im Hintergrund wahr, und das ist dann tatsächlich nicht so schlimm.

Wir quartierten uns in dem WeinKulturgut Longen-Schlöder ein: ein Weingut mit Hotel und Restaurant. Unser Zimmer war ein ganzes Häuschen – echt! Es gibt neben dem Hotel- und Restaurant-Gebäude einige kleine Gebäude, die im Design klassischer Winzerhäuser gehalten sind. Im Wesentlichen enthalten sie ein Zimmer mit Bett und Tisch sowie ein schönes Bad – das ganze ist schlicht und schön zugleich.

Dort erholten wir uns richtig gut. Moselwein kann richtig lecker schmecken, wenn man ihm vom richtigen Erzeuger hat, und das Essen in den WeinKulturgut war ebenfalls lecker: im Prinzip Hausmannskost, die aber mit Niveau – da machte das Schlemmen so richtig Spaß.

Für einen erholsamen Kurz-Trip erwiesen sich die Gemeinde Longuich und das WeinKulturgut als ideale Adresse. Die ausgefallene Übernachtungsmöglichkeit trug zum positiven Eindruck bei: sehr schön, gerne wieder!

10 November 2013

Punk aus Transnistrien

Der durchschnittliche Mitteleuropäer dürfte nicht unbedingt wissen, wo Transnistrien liegt. Deshalb erstmal eine winzige Einleitung für die Geografie-Fans: Es handelt sich um den Teil der Republik Moldawien, der sich gewissermaßen von Moldawien abgespalten hat und seither eine Art nicht anerkannte Republik ist.

Abgespalten haben sich die Leute dort, weil sie russisch sprechen und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion keinen Bock hatten, unter moldawische Herrschaft zu geraten. Seit 1990 existiert de facto ein Land, das so schmal wie ein Handtuch ist und sich zwischen Moldawien und der Ukraine erstreckt.

Dass es dort eine Punk-Band gibt, überrascht mich sehr. Laut Info handelt es sich dabei im Prinzip um einen einzigen Musiker, der eigentlich ein Solo-Projekt hat, sich dann aber die Mithilfe anderer Musiker gegründet hat, um im Jahr 2008 eine Platte aufzunehmen.

Das Ergebnis ist die Band Chornaya Raduga, die eine Mixtur aus schnell-schrägen Melodien und metallischem Punk spielen; die Stimme des Sängers ist dabei stark nach vorne gemischt. Die Texte sind in russischer Sprache, es liegt ein Textblatt mit Übersetzungen ins Englische bei; meist werden allgemein-gesellschaftliche Themen sehr kritisch behandelt.

Sonderlich viel damit anfangen kann ich mit der Musik nicht, die Veröffentlichung der EP »All Of Us Will Fly ...« bei Tian An Men 89 Records aus Frankreich ist dennoch begrüßenswert. Unter Exotenpunk-Gesichtspunkten ist diese Platte aus dem real existierenden Ostblock auf jeden Fall wieder einmal sehr gelungen.

(Eine Kurzfassung dieser Besprechung erschien schon im OX-Fanzine.)

08 November 2013

Ruppiger Ami-Hardcore neu gehört

Dieser Tage landete die LP »North Of The Order« der Band Sacred Denial mal wieder auf meinem Plattenspieler. Veröffentlicht wurde die Platte auf dem deutschen Label Nuclear Blast Records, das in seiner Anfangszeit vor allem Hardcore herausbrachte, bevor es auf den danach sehr erfolgreichen Metal-Zug aufsprang und als Metal-Plattenfirma sehr bekannt wurde.

Kein Wunder, dass die Platte und die Band in Deutschland ziemlich floppten – bei der Metal-Truppe vermutete niemand Ami-Hardcore. Ich mochte die Band sehr, live wie auf Platte.

Sacred Denial waren aus Clifton, einem Kaff in New Jersey, wenn ich das richtig sehe. Erste Aufnahmen wurden schon in den frühen 80er-Jahren gemacht; in den späten 80er-Jahren kam die Band auf ihre Europa-Tour und überzeugte live.

»North of the Order« wurde 1986/87 aufgenommen, kam 1988 in Deutschland raus und enthält das, was man damals unter Hardcore verstand: teils schrubbiger, teils melodiöser Sound, der sich jenseits alter Punkrock-Klischees orientierte und vor allem ohne MelodyCore-Gepoppe auskam. Es gibt Leute, für die läuft die Platte tatsächlich unter »Metal«, was garantiert am Label liegt – musikalisch ist das lupenreiner Hardcore, der höchstens durch den Hall im Gesang ein wenig metallisch klingen mag.

Textlich bleibt man auf der damals üblichen Spur: Spott über Religionen, öffentliches Nachdenken über den Sinn des Lebens, ein ironisches Liebeslied (»Love After Pizza«) und eher persönliche Texte (»Believe in Yourself«). Das ganze rotzt der Sänger mit einer wütenden Energie raus, die glaubhaft und energisch wirkt – sehr gut!

Über die Band ist in gewisser Weise die Zeit hinweggegangen, und sie zählt sicher nicht zu den zehn wichtigsten Ami-Punk-Bands der 80er-Jahren. Die drei Platten von Sacred Denial, die bei mir im Plattenschrank stehen, mag ich allerdings immer noch.

Piktogramme und Action

Selbstverständlich hat ein »Asterix«-Band im Jahr 2013 nicht mehr die Bedeutung, die er vielleicht 1973 hatte; seither sind einfach zu viele Jahre vergangen. Trotzdem war ich sehr gespannt darauf, wie die neue Generation an Autoren und Zeichnern das Wagnis angegangen sind, die Abenteuer des kleinen Galliers umzusetzen. Wie mir ging's wohl vielen: »Asterix bei den Pikten« verkauft sich sehr gut, und der Band wurde hierzulande überall rezensiert, sogar von den sogenannten Leitmedien.

Ich gestehe, dass ich mir das Album zuerst im Handel anschaute und durchblätterte, bevor ich es kaufte. Zu enttäuschend fand ich die »Asterix«-Comics der 90er- und Nuller-Jahre. Nach einer ersten Lektüre kann ich sagen: Der Band ist solide erzählt und ebenso solide gezeichnet, er enthält keine Überraschungen, aber auch keine wesentlichen Ärgernisse. Wer früher gerne »Asterix« gelesen hat, wird sich bei diesem Comic auf jeden Fall gut unterhalten.

Worum es geht, kann in zahlreichen Artikeln im Netz nachgelesen werden – das kaue ich jetzt nicht wieder. »Asterix bei den Pikten« ist eine klassische Reisegeschichte und erinnert in positiver Weise an Abenteuer wie »Asterix bei den Briten« oder »Asterix und die Normannen«. Es gibt haufenweise Anspielungen auf die heutige Zeit, die mich teilweise sogar genervt haben, Obelix darf Römer verprügeln, es mangelt nicht an Intrigen in der heimischen Stammeskultur, und Witzeleien über Barden, Fischhändler und modische Gallierfrauen gehören ebenso dazu wie die traditionelle Begegnung mit den Piraten.

(Weiß eigentlich noch jemand, dass es sich bei den Piraten um eine Anspielung auf eine erfolgreiche Comic-Serie der frankobelgischen Klassiker-Zeit handelt? Egal.)

Jean-Yves Ferri erzählt sauber; die Geschichte funktioniert, ohne übermäßig originell zu sein. Die Zeichnungen, die Didier Conrad beisteuert, sind ebenso sauber und funktionell – alles paletti, wenig Berauschendes. Aber mehr habe ich im Moment auch nicht erwartet.

Bleibt die Frage, wer denn so ein neues »Asterix«-Album überhaupt braucht. Die Zeiten, in denen linksliberale Lehrer die »Asterix«-Comics kauften, um ihren Schülern gegenüber zu signalisieren, dass sie mit den neuen Trends mithalten konnten, sind lange vorbei. Den Kids von heute dürfte die Geschichte zu lahm sein, also dürften vor allem Erwachsene den neuen Band kaufen, die »Asterix« schon früher mochten.

Man kann und darf. Man muss nicht. Aber wer sich drauf einlässt, bekommt klassische frankobelgische Comic-Unterhaltung.

07 November 2013

Gratulation zu dreißig Jahren

Ohne große Feierlichkeiten – fast hätten es die Clubmitglieder selbst vergessen – stolperte der Science Fiction Club Baden-Württemberg in sein Jubiläumsjahr: 1983 wurde der Club gegründet, ich war damals recht früh dabei und zeitweise sogar aktiv. Der Club hatte im Oktober 2013 seinen Geburtstag.

Informiert wird man darüber durch die Ausgabe 361 des Club-Fanzines »Baden-Württemberg Aktuell«, kurzerhand »BWA« abgekürzt. Einige Fans geben schöne Rückblicke auf die dreißig Jahre, es werden zudem haufenweise Titelbilder alter Ausgaben veröffentlicht – das finde ich natürlich alles sehr gut und lobenswert.

Ich selbst bin seit einigen Jahren nicht mehr in diesem Science-Fiction-Verein vertreten; eher aus Zeitmangel und weil es mich nicht sonderlich reizt. Aber selbstverständlich verfolge ich die Aktivitäten nach wie vor, wenngleich aus der Ferne.

Ich erinnere mich daran, dass ich sogar auf Cons des Clubs war, dass ich mal den Stammtisch besucht habe und dass ich immer wieder Leserbriefe sowie andere Texte in den Club-Fanzines veröffentlichte. Die Motivation, sich so zu engagieren, ist bei mir aus den verschiedensten Gründen geschwunden – ich finde es gut, dass andere Leute das weiter betreiben.

Wer sich dafür interessiert, was der Club so tut, findet im Internet einige Informationen. Neue Mitglieder schaden sicher nicht. Gratulation an die Science-Fiction-Fans im Südwesten! Auf die nächsten dreißig Jahre!

06 November 2013

Schmuddelecken und Selbstverleger

Wie sehr das Thema »Selfpublishing« die Schreiberlinge beherrscht, ist immer wieder amüsant. Ein schönes Beispiel ist »Spiegel-Online«, wo es um die »E-Book-Schmuddelecken« geht. Na klar, lieber »Spiegel«, wenn's um Sex geht, ist der seriöse Journalismus ja auch gleich um die Ecke. Wenn's nicht so lustig wäre, müsste ich glatt weinen ...

Da lobe ich mir die Buchhändlerin Martina Bergmann. Sie bloggt auf »Buchreport.de« und schreibt unter »Wir müssen reden« mit einem gewissen Augenzwinkern über Selfpublishing und die dazu gehörigen Autoren. Ihre Schlussfolgerung: »Selfpublisher haben, würde ich sagen, Beratungsbedarf.«

Da hat die Buchhändlerin und Bloggerin sicher recht. Selfpublishing ist nichts ehrenrühriges, ich halte es für die Fortsetzung von Fanzines und Egozines mit anderen Mitteln. Nicht alles, was jemand selbst verlegt, muss deshalb gleich schlecht sein; vor allem angesichs der Tatsache, dass vieles, was die seriösen Verlage publizieren, ein bodenloses Niveau aufweist ...

Sechs Komma Neun Prozent

Glaubt man einer aktuellen Zahl, die von Media Control ermittelt worden ist und die sich in der aktuellen Ausgabe 44/2013 des »Börsenblattes« findet, macht die »Warengruppe 13« (so heißt das bei den Buchhändlern) immerhin 6,9 Prozent aus. Gemeint sind die Science Fiction und die Fantasy, die zur Warengruppe Belletristik gezählt werden – und das sind dann doch ganz respektable Zahlen, vor allem, wenn man bedenkt, in welche Schubladen »unsereins« gern gesteckt wird.

Der Artikel verweist auf die enormen Verkaufszahlen einzelner Bestsellerreihen: George R.R. Martin und seine Saga »Das Lied von Eis und Feuer« hat sich nach dieser Aufstellung immerhin schon dreimillionenmal in deutscher Sprache verkauft. Weitere Zahlen sind in weiteren Beiträgen des Sonderheftes aufgelistet, das sich speziell um die Science Fiction und Fantasy kümmert.

So gibt es einen speziellen Artikel über den Autor Michael Peinkofer, der nach diesen Angaben immerhin eine Viertelmillion Bücher von seiner »Zauberer«-Trilogie und rund 300.000 Exemplare von seiner »Orks«-Saga verkaufen konnte. Neben allem Zahlenfetischismus, der in solchen Artikeln und Sonderheften immer gern zum Einsatz kommt, freut mich mich aber, dass auch kleinere Verlage wie Feder & Schwert erwähnt werden.

Ob ein solches Sonderheft hilft, der phantastischen Literatur einen größeren Raum in den Regalen der Buchhandlungen einzuräumen, weiß ich jetzt nicht. Aber es schadet sicher nicht, wenn den oftmals kritischen und abweisenden Buchhändlerinnen und Buchhändlern mal klargemacht wird, dass man mit »unserer« Literatur doch ganz schön Geld verdienen kann.

(Und ich verkneife mir jetzt ein Tränchen darüber, dass es kein deutschsprachiges Magazin für diese Literaturgattungen gibt, das in der Weise hinter die Kulissen blickt, wie es eine »Börsenblatt«-Redaktion offensichtlich kann ...)

05 November 2013

Seminar mit Uwe Anton

An der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel finden seit über zwanzig Jahren unterschiedliche Seminare statt, in denen Autorinnen und Autoren wertvolle Hinweise zu ihrer Schreibarbeit erhalten. Zum Ende des Jahres 2013 beschäftigt sich noch einmal ein Seminar intensiv mit der Science Fiction und anderer phantastischer Literatur.

Ich bin daran beteiligt und nutze die Chance, hier noch ein wenig Werbung zu betreiben. Titel des Seminars ist »Kurz, treffend, phantastisch – Werkstatt für Science Fiction, Horror und Fantasy«. Mit mir ist der PERRY RHODAN-Autor Uwe Anton beteiligte, und es findet am Wochenende des 13. bis 15. Dezember 2013 statt.

Die drei Tage kosten 188 Euro; die Übernachtung sowie die Mahlzeiten sind für die Seminarteilnehmer in diesem Preis enthalten. Die Anmeldung zu den Seminaren ist über die Homepage der Akademie möglich. Dort gibt es auch weitere Informationen.

Escapado und kein Peinlich-Emo

Der Begriff Emocore hat sich im Verlauf der vergangenen zwanzig Jahre in ein Schimpfwort verwandelt – zumeist assoziiert man mit diesem Begriff heulsusige junge Männer mit peinlichen Frisuren und viel Kajal um die Augen. Wie falsch ein solcher Eindruck ist, merke ich immer dann, wenn ich die Platte einer guten Emo-Band anhöre.

In diesem Fall handelt es sich um Escapado, die sich bereits vor zwei Jahren auflösten, die aber mit ihrer dritten Platte noch mal zeigten, dass Emo sehr wohl sehr gut und sehr unpeinlich sein kann. Die Platte hatte den genialen Titel »Montgomery Mundtot«, kam bei Grand Hotel van Cleef heraus und überzeugt mich komplett.

Dass sich die Band vorher massiv umgruppiert hat, merkt man zwar – der Sänger hat gewechselt. Aber der Sound ist nach wie vor komplex und packt einen, die Stücke sind gut komponiert und abwechslungsreich, und die Texte sind so, dass man sie einerseits gut anhören, sie andererseits aber auch gut nachlesen kann.

Die Gitarren brettern, der Sänger brüllt sich mal die Seele aus dem Leib und wechselt dann wieder zu gelungenen Melodien, das Schlagzeug kracht gut dazu – manchmal wült sich die Melodie geradezu durch den Lärm, als sei sie eine Pflanze, die durch den Straßenbelag wächst. Das ist emotional im besten Sinne, und da stört es mich nicht, dass die Stücke erst beim dritten oder gar vierten Anhören ins Ohr fräsen.

Schade ist ja schon, dass sich die Band nach »Montgomery Mundtot« aufgelöst hat. Wahrscheinlich war dann doch der eine oder andere Wechsel zuviel ... Aber mit den Platten hat die Band ein tolles Vermächtnis hinterlassen!

04 November 2013

Finnischer Punk im Radio

Schon seit langem hatte ich im Enpunkt-Radio im Querfunk keine Sendung mehr zu Finnland gemacht. Da das Wetter am Sonntag, 3. November 2013, eh ein wenig trüb wirkte, bot es sich an, das nordeuropäische Land und seine Musik-Szene in meiner Radiosendung zu beleuchten.

Was die Zeit anging, blieb ich vorzugsweise neueren Bands verpflichtet. So spielte ich beispielsweise die aktuelle Platte der von mir sowieso geschätzten Wasted. Halbwegs frische Platten gab's aber auch von Punkrock-Bands wie No Shame oder den Juggling Jugulars.

Wütender Sound im Stil der frühen 80er-Jahre, als man in Finnland mit den wüstesten Punk in Europa spielte, ließen Viimeinen Kolonna aus den Boxen bollern; und den knalligen Hardcore-Punk von Armageddon Clock mag ich ja sowieso. Prächtiger Punkrock mit Melodie und Schmackes kam dann von The Phoenix Foundation.

Wenn man's genau nimmt, hatte ich mit I Walk The Line sogar modernen IndieRock dabei, und auch die Skreppers aus der finnischen Hauptstadt passen eher in die IndieRock-Schublade. Beide Bands gefallen mir aber sehr gut; wer den Nerv hat, kann sich entsprechende Stücke bei diversen Online-Seiten anhören.

Für meinen Geschmack war die Sendung schön abwechslungsreich. Einmal im Monat macht's mir dann immer noch Spaß, stelle ich in solchen Fällen fest ...

03 November 2013

Volle Gravitation

Irgendwann in den vergangenen zehn Jahren kapierte ich es: Wenn ein großes Hollywood-Studio viel Geld zur Verfügung hat, um einen großen Film zu drehen, wird das Geld für Spezialeffekte verbraten, nicht aber in ein intelligentes Drehbuch investiert. Zumindest glaubte ich, das kapiert zu haben. Bis ich dieser Tage endlich den Film »Gravity« sah.

Das Publikum im Kinosaal war erstaunlich gemischt, mit leichtem Überhang bei den Männern und im Altersdurchschnitt knapp um die vierzig. Das mag an den Schauspielern liegen, aber auch an der Story – oder gar an den Vorschusslorbeeren, die der Film überall erhalten hat.

George Clooney und Sandra Bullock sind die einzigen Schauspieler, die in diesem Film agieren, und das sichert eine gewisse Aufmerksamkeit. Beide spielen ihre Rollen glaubwürdig, sofern man das in den Raumanzügen, in denen sie die meiste Zeit stecken, richtig machen kann.

Die Geschichte von zwei Astronauten, die beim Zusammenstoß mit Weltraumschrott von ihrem Raumfahrzeug getrennt werden, um dann durchs All zu treiben, ist spannend erzählt und unglaublich gut gemacht. Selten zuvor habe ich die moderne Drei-D-Technik auf so hohem Niveau gesehen; endlich mal sinnvoll eingesetzt und nicht nur als reine Effekthascherei. Klasse-Film!