20 Dezember 2024

Der »BuchMarkt« zum letzten

Dieser Tage las ich die Dezember-Ausgabe der Zeitschrift »BuchMarkt« zu Ende. Sie erschien vor einigen Wochen, sie gilt für den Dezember 2024, und damit endet eine Ära: Der »BuchMarkt« wird eingestellt, zumindest in seiner gedruckten Form. Das finde ich echt traurig.

Das Magazin kenne ich seit den 80er-Jahren, ich las es seit den 90er-Jahren regelmäßig. Kam eine neue Ausgabe in den Verlag, sicherte ich sie mir stets so schnell wie möglich, und ich las immer einen sehr großen Teil. (Artikel über Loseblattsammlungen im juristischen Bereich sind nicht mein Thema, die ignorierte ich tatsächlich.)

Ich mochte stets die Mischung: Praxisnahe Artikel aus Verlagen und Buchhandlungen mischten sich mit unterhaltsamen Kolumnen, Fotoberichten und kurzen Rezensionen. Die Perspektive erfolgte aus der Sicht des Handels oder der Verlage, nicht aus Autoren- oder Konsumentensicht; das fand ich stets lehrreich und spannend.

Als Christian von Zittwitz noch lebte, der das Magazin jahre- und jahrzehntelang geleitet hatte, war ich ein wenig stolz darauf, dass er zu meinen »Facebook-Freunden« gehörte. Gelegentlich kommentierte er Einträge auf meiner Facebook-Seite, worüber ich mich immer freute. Wir lernten uns nie persönlich kennen, aber ich empfand ihn immer als eine Art väterlichen Freund.

Wenn das Magazin in seiner gedruckten Form aufhört, wird mir wirklich etwas fehlen. Man muss sehen, inwieweit die Marke »BuchMarkt« in digitaler Form weiterhin bestehen wird. Ich werde die Internet-Seite sicher oft besuchen ...

19 Dezember 2024

Nachtwache von 1982

Im September 1982 schien ich abrupt beschlossen zu haben, ganz viele Texte zu schreiben, die ich als »Gedichte« betrachtete. Allein am 22. September schrieb ich damit mehrere Seiten voll; die Texte waren meist nicht und bestanden oft nur aus fragmentarischen Notizen, viel Selbstbeweihräucherung und den üblichen Weltschmerz, den viele Leute mit 18 Jahren haben.

Den Text »Nachtwache« von diesem Tag finde ich erstaunlich gelungen. Aus diesem Grund kommt er heute mal in diesem Blog zur Geltung:

Nachtwache 

Die Schaufenster werden dunkel,
doch niemand sieht,
dass silbern glänzende Tränen
in feinen Linien
übe die Wangen
der Schaufensterpuppen
laufen.

Wichtig: Der Text wurde von mir beim Abschreiben auf neue Rechtschreibung umgestellt. Und er wurde – wie praktisch alle Texte aus diesem Monat – nicht veröffentlicht.

18 Dezember 2024

Mit einem Motorrad und einem Autor unterwegs

Den Schriftsteller Michael Marcus Thurner kenne ich seit den 90er-Jahren, wir arbeiten seit vielen Jahren zusammen. Mein Blick auf ihn ist also nicht objektiv, meine Rezension seines Buches »Alte Eisen auf Reisen« kann es auch nicht sein. Das will ich erst gar nicht versuchen.

Thurner hat vor einigen Jahren beschlossen, mit seinem Motorrad kreuz und quer durch Europa zu fahren. Seine langen Reisen finanziert er unter anderem über ein »Patreon«-Modell, aber ebenso durch die Mitarbeit an der Science-Fiction-Serie, bei der ich als Redakteur tätig bin. Anfangs fand ich es skurril, Manuskripte aus allen möglichen Ländern zu erhalten, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.

Vom Schreiben und Arbeiten handelt das Buch nur am Rand. Das Reisen steht im Vordergrund, und das alles in einem sehr plaudernden Ton. Die Struktur des Buches ergibt sich aus den Touren; es gibt also keinen Spannungsbogen.

Im Prinzip sind es Notizen des Autors, die er im Verlauf von über einem Jahr angefertigt hat. Bei seinen Reisen durch Großbritannien und Skandinavien, Frankreich und Italien trifft er auf interessante Menschen und besucht faszinierende Städte. Das alles wird durch viele Fotos ergänzt.

Das Schöne an diesem Buch: Man muss es nicht am Stück lesen, man kann es auch einige Wochen lang liegen lassen, nimmt es zur Hand und liest einfach weiter; man ist ja schnell im Geschehen drin.

Klar: Man sollte den Autor kennen und schätzen, sonst hat das Buch sicher nicht so viel Sinn. Es wird vor allem bei Veranstaltungen gekauft, an denen Michael Marcus Thurner von seinen Reisen berichtet. Bei einigen Versendern ist es allerdings auch gelistet.

Ich fand’s unterhaltsam und informativ. Weil’s bereits eine Fortsetzung gibt, werde ich mir diese wohl bald besorgen müssen …

Mein erstes Krippenspiel

Mein Vater fand die Idee überhaupt nicht gut. »Das kommt nicht in Frage!«, rief er. »Mein Sohn steht nicht in dieser Kirche am Altar und trägt irgendwelche Reime vor.«

Ich war enttäuscht, und für mich als Kind war sein Verhalten nicht nachvollziehbar. Seit einem halben Jahr ging ich in den evangelischen Kindergarten des Dorfes, und dass ich einer anderen Konfession angehörte, spielte normalerweise keine große Rolle. Aber nun schien es wichtig zu sein.

Meine Mutter versuchte zu vermitteln. »Die Kinder sollen vorne am Altar stehen, und dort sagt jedes zwei Zeilen«, erläuterte sie zum wiederholten Mal. »Da machen alle Kinder aus dem Kindergarten mit.«

»Aber nicht mein Sohn«, blieb mein Vater standhaft. »In dieser Kirche hat man von der Kanzel herab gegen uns gepredigt, da gehen wir nicht hin.«

An diesem Tag blieb er stur, es gab keine Einsicht. Weder mein Weinen noch die Argumente meiner Mutter – sie war evangelisch konfirmiert worden, bevor ihre Familie in den vierziger Jahren zu unserer Religionsgemeinschaft gewechselt war – änderten daran etwas. Im Dezember 1968 war es von großer Bedeutung, in welche Kirche man ging und was man dort tat.

Es gab später doch eine Art »Happy-End« für mich. Meine Mutter und mein Vater sprachen das Thema wohl irgendwann in Ruhe durch. Und als der Tag des Gottesdienstes kam, an dem das Krippenspiel gezeigt werden sollte, besuchte ich zum ersten Mal die Evangelische Kirche unseres Dorfes.

Meine Mutter und ich saßen in der letzten Reihe. Wir waren die letzten, die in das Gotteshaus huschten, und wir waren die ersten, die es verließen. Aber ich sah meine Freunde aus dem Kindergarten, wie sie am festlich geschmückten Altar standen und ihre zwei Zeilen aufsagten. Ich war unglaublich neidisch auf sie!

»Nächstes Jahr will ich auch da vorne stehen«, sagte ich zu meiner Mutter, als wir über den verschneiten Dorfplatz gingen.

»Da gehörst du dann zu den Großen im Kindergarten«, gab sie zurück. »Mal sehen, was sich bis dahin noch alles tut …«

17 Dezember 2024

Deutschtümelei und Bier

Der neue Band von »Lucky Luke« sorgt mit seinem Cover und seinem Titel eigentlich für eine Täuschung: Das Album heißt »Letzte Runde für die Daltons«, und die vier Ganoven spielen auch eine Rolle in diesem Album. In erster Line aber geht es um das Bier und die Klischees, die man im Allgemeinen mit Deutschen verbindet.

Tatsächlich steht in diesem Album das Bier im Zentrum: Lucky Luke muss in Milwaukee, der sogenannten Beer City, einen Konflikt zwischen Arbeitern und Brauereibossen schlichten. Die Arbeiter wollen mehr Geld, die Bosse sehen das nicht ein. Als Streikbrecher werden Gefangene aus Strafanstalten angeheuert, zu denen unter anderem die Daltons gehören. Die haben natürlich andere Pläne, unter anderem mit der Streikkasse der Arbeiter.

Tatsächlich aber ist das ganze Gedöns mit den Daltons eine reine Randgeschichte. Es wimmelt von Anspielungen auf Deutschland, die Deutschen im Allgemeinen und die Auswanderung von Deutschen in die USA. Durchaus alberne Witze – etwa über die Familien Trump und Eisenhauer – gibt es ebenso wie einige eher komplexe Späße.

Das muss man mögen. Ich fand's lustig, kann mir aber gut vorstellen, dass es viele Leserinnen und Leser gibt, die mit dieser Art von Geschichte bei »Lucky Luke« ihre Probleme haben. Das aktuelle Kreativduo Achdé und Jul reiht sich damit aber in die Tradition der Reihe ein, historische Dinge - etwa zur Einwanderung – in einer komischen Version nachzuerzählen.

»Letzte Runde für die Daltons« ist ein typisches »Lucky Luke«-Album. An die Genialität der Alben, die etwa in den 70er-Jahren erschienen – da war die Serie wohl auf ihrem künstlerischen Höhepunkt –, reicht das nicht heran. Aber der Comic-Band unterhält prächtig und eignet sich im Zweifelfall gut als Geschenk. Was will man mehr?

16 Dezember 2024

Im staubigen Archiv

Turbostaat auf dem Titelbild, mein Roman als Fortsetzung im Innenteil: Auch in der aktuellen Ausgabe des OX-Fanzines, die schon ihren Weg zu den Abonnenten gefunden hat und die man an verschiedenen Verkaufsstellen finden kann, fühle ich mich mit meinem Text sehr wohl. Die Folge 52 ist in der Ausgabe 177 der Zeitschrift enthalten, und wieder erzähle ich vom Sommer 1996.

Je länger der Roman in Fortsetzungen abgedruckt wird, desto weiter liegt die Zeit zurück, über die ich schreibe. Die ersten »Peter Pank«-Geschichten, damals noch im ZAP-Fanzine, wurden in der Mitte der 90er-Jahre veröffentlicht und spielten 1986 – da lag also nicht mal ein Jahrzehnt zwischen dem Inhalt der Texte und ihrer Publikation.

Mittlerweile spielt die Handlung im Jahr 1996, veröffentlicht wird sie 2024 und bald 2025. Wenn ich so weitermache, hinke ich dreißig Jahre hinter der Handlung des Fortsetzungsromans her – das finde ich schon beeindruckend. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch machen werde; der aktuelle Teil mit dem Titel »Der gute Geist des Rock’n’Roll« wird hoffentlich ordentlich zu Ende gebracht.

Diesmal geht’s übrigens noch mal um ein Treffen mit Kolleginnen, um ein Stöbern in einem alten und recht staubigen Archiv und der Fahrt auf ein Emocore-Konzert. Das pralle Leben also – und das ist dann doch ein bisschen autobiografisch …

13 Dezember 2024

Bob Leman und sein Loob

Einer der Science-Fiction-Autoren, die ich bislang nur vom Namen her kannte, war Bob Leman. Der Schriftsteller lebte von 1922 bis 2006 und publizierte zahlreiche Geschichten in unterschiedlichen Genres. Eine seiner Storys, »Windows«, wurde mehrfach nachgedruckt und auch verfilmt.

In »Insekten im Bernstein« befindet sich eine andere Geschichte von ihm, die ich dieser Tage las. Die Storysammlung ist die Folge 57 der deutschsprachigen Ausgabe von »The Magazine of Fantasy and Science Fiction« und wurde 1980 bei Heyne veröffentlicht. Und »Loob« erweist sich als eine Geschichte, wie sie in den späten 70er-Jahren nicht untypisch war.

Worum geht’s denn dabei? Ein Ich-Erzähler berichtet von seiner Heimatstadt in den USA, von ihrer Entwicklung, ihrem Aufstieg und ihrem Fall. Das alles steht in Zusammenhang mit einem Mann namens Loob, der offenkundig kein brillanter Typ ist, sondern eher als stumpf und arg schlicht gilt. So richtig klar wird das alles nicht – aber anscheinend könnte Loob den Niedergang der Stadt verhindern, was er aber nicht tut.

Was steckt dahinter? Handelt es sich um eine parallele Wirklichkeit, treffen hier parallele Universen aufeinander? Kann man die Vergangenheit verändern? Die seltsam verschlungen wirkende Geschichte, die ich mit wachsender Faszination las, gibt keine Antwort.

Man kann sich im übrigen darüber streiten, ob das nun Science Fiction oder Fantasy ist oder doch eher so etwas wie die klassische Phantastik: Etwas Unheimliches ist geschehen, das sich strengen wissenschaftlichen Kategorien entzieht, und der Ich-Erzähler steht diesem machtlos gegenüber. Diese Stimmung überträgt sich auf die Leser.

Damit ist diese Story weit entfernt von der Ingenieur- und Raumsoldaten-SF, wie sie in früheren Jahrzehnten entwickelt worden war, hat aber nichts mit typischer Fantasy zu tun. »Loob« ist eine interessante Phantastik-Story, die unter anderem dadurch überrascht, dass sie sich üblichen Konventionen entzieht: kein Spannungsbogen, keine sauber komponierten Dialoge, stattdessen ein Gefühl von »Unwägbarkeit«.

12 Dezember 2024

Ein Interview in den »AN«

Die »Andromeda Nachrichten« sind eines der dienstältesten Fanzines im deutschsprachigen Raum. Ich lese es seit den frühesten 80er-Jahren, wenngleich nicht lückenlos. Vor allem die Entwicklung in den vergangenen Jahren gefällt mir sehr gut, das Heft hat sich zu einer relevanten Zeitschrift entwickelt.

Umso mehr schmeichelt es mir, wenn ich in der aktuellen Ausgabe in einem Interview zu Wort komme. In der Ausgabe 287, die dieser Tage an die Abonnenten verschickt worden ist, werde ich von Volly Tanner befragt. Es gibt die üblichen Fragen zu meiner Arbeit und wie das bei unserer Serie eigentlich so ist.

Darüber hinaus stellt Volly allerdings Fragen, die der »normale« Science-Fiction-Fan nicht unbedingt auf dem Schirm hat. Unter anderem spricht er mich auf Social Beat, meine Reisen nach Afrika oder allgemein-politische Themen an. Das fand ich gut, auch wenn ich nicht so ausführlich darauf antworten konnte.

11 Dezember 2024

Krachige Texte vom Abgrund

Alle paar Jahre wird der Schriftsteller Jörg Fauser von den klugen Köpfen dieser Republik neu entdeckt und abgefeiert. Derzeit ist es wieder so weit: Bei Diogenes erscheinen seine Romane als schicke Ausgaben, es gab eine Reihe von Artikeln über ihn. Da lohnt es sich doch, seine Textsammlung »Die Harry Gelb Story« zu lesen.

Das schmale Buch wurde erstmals 1973 veröffentlicht und 1985 erneut in den Handel gebracht. Die Version, die ich mir kaufte, stammt aus dem Jahr 2001. Das Buch erlebte im Verlauf der Jahre und Jahrzehnte also einige Auferstehungen.

Ich halte es auch für lesenswert, vor allem, wenn man sich ein wenig mit der sogenannten Underground-Literatur früherer Jahre beschäftigen will. Fausers Gedichte – mehrheitlich kann man die Texte in diese Ecke stellen – sind grob und spiegeln ein heftiges Leben wieder. Es geht um Drogen und Alkohol, den letzten Schuss in Istanbul oder das Leben auf der Straße, um Frauen und Sex, um Gewalt und zeitgenössische Schriftsteller.

Viele Textzeilen sind großartig, andere empfinde ich heute als grenzwertig. Vor allem die Art, wie der Autor über Sex und Frauen schreibt, würde heute so – aus gutem Grund – kein Verlag mehr veröffentlichen; das klingt oft sehr abschätzig. Andererseits spiegelt es die Realität dieser Zeit und dieser »Szene« wieder.

Fausers Texte sind so realitätsnah, dass es einem manchmal gruselt. Auf künstlerischen Firlefanz verzichtet er. Immer wieder werden andere Autoren oder auch der Übersetzer Carl Weisser – von ihm stammt auch das Vorwort – in den Texten erwähnt. Wer diese Namen nicht einzuschätzen weiß, hat sicher seine Schwierigkeiten.

»Die Harry Gelb Story« ist eine krasse Lektüre; wer Charles Bukowski mag oder mal mochte, wird dieses Buch allerdings schätzen. Erschienen ist es im Maro-Verlag – wo auch sonst? –, und die Texte sind so, dass man sie mehrfach lesen kann.

Was kann man mehr an Lob über einen teilweise echt krassen Band mit Gedichten und anderen Texten sagen?

10 Dezember 2024

Der Markus und das Genre

Eigentlich hielt ich Markus Söder immer für irgendwie witzig. Der CSU-Politiker ist ein Populist, und damit ist er erfolgreich. Ich fand aber stets amüsant, wie er popkulturelle Einflüsse in seinen Präsentationen umsetzte. Und ich dachte: »Wenn sich jemand als Shrek verkleidet oder sich öffentlich als Science-Fiction-Fan darstellt, kann er doch kein schlechter Mensch sein.«

Seine ganze Begeisterung für »Star Wars«, die ich zwar nicht teilen kann, fand ich eigentlich sympathisch. Das passt nicht zu seiner tagtäglichen Politik und zu seinen dauernd populistischen Äußerungen, schon klar. Aber »Star Wars« öffentlich gut finden – das zeugt doch von einem gewissen Nerd-Umfeld, das ich mag.

Bis mir »Piratensender Powerplay«, mein aktuell liebster Podcast, sehr deutlich klarmachte, dass Söder »Star Wars« überhaupt nie verstanden hatte. Er stehe doch nicht auf der hellen Seite der Macht, er sei in keinem Fall einer der Guten, sicher kein Rebell gegen das Regime. Ein Markus Söder wäre, würde es ihn im »Star Wars«-Universum geben, stets auf der dunkeln Seite platziert sein.

Der Podcast begründete das ein wenig, und mir leuchtete es sofort ein. Seither habe ich für Markus Söder nicht einmal mehr wegen seiner Nerd-Seiten irgendwelche Sympathien.

09 Dezember 2024

Die Lametta 2024

Als was man einem Außenstehenden die Lametta in Karlsruhe erklären soll, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht so: Hier treffen allerlei Kleingewerbetreibende, die Kunst, Kleidung, Schmuck und andere Dinge anbieten, auf ein Publikum, das sich wohl als »öko« oder »liberal« bezeichnen würde. Anders gesagt: Die Blase, in der ich mich doch die meiste Zeit bewege, hat an zwei Tagen im Dezember eine zusätzliche Gelegenheit, sich zu treffen.

Und so bummelte ich am Samstag durch das Tollhaus, wo die Messe veranstaltet wurde. Es gab allerlei zu bewundern: Bier aus Karlsruhe, Schmuck aus Karlsruhe, Kerzen aus Karlsruhe, Klamotten aus Karlsruhe und so weiter – aber auch allerlei Händler aus anderen Regionen des Landes. Bilder gab es zu kaufen, Blocks mit den Titelbildern alter Romane, Schnäpse aus der Region und anderes.

Die meisten Produkte, die angeboten wurden, schrieben sich »nachhaltig« auf die Agenda, manches wirkte bewusst »amateurhaft«, und es gab keine Produkte von großen Firmen. Wer also originelle Geschenke für Weihnachten suchte, war hier sehr gut beraten.

Ich selbst kaufte gar nichts, aber ich hatte viel Freude dabei, zwischen den Ständen hindurchzuschlendern und gelegentlich auf Bekannte zu stoßen. Man kennt sich teilweise seit vielen Jahren; es sind Leute darunter, die auch schon durch einen Pogo-Mob gehüpft sind, heute aber ähnlich bieder und grauhaarig durch die Gegend schleichen wie ich.

Die Lametta 2024 hat mir wieder Spaß gemacht. Auch wenn die bisherigen Organisatoren aufgehört haben, hoffe ich doch, dass in den kommenden Jahren eben andere Leute diese schöne Veranstaltung weiterführen.

06 Dezember 2024

Vom Balkon in den Keller

Wir saßen beim Essen. In der Ferne verschwamm die Silhouette der großen Stadt in den tief hängenden Wolken. Lichter blitzten ab und zu durch das Grau in der Luft, die Wolkenkratzer schienen ab einer gewissen Höhe zu verschwimmen. Der Blick auf Berlin war von den umliegenden Hügeln immer beeindruckend.

Das Essen schmeckte gut. Rings um uns blühten Pflanzen, auch der Balkon war begrünt. Wir ließen uns die leckeren Gerichte schmecken, wir mochten den Wein aus der Region. Berlin selbst fand ich immer anstrengend, die Naherholungsgebiete um die Metropole schätzte ich aber. 

Als ich pinkeln musste, blickte ich mich ratlos um. Wo sollte ich hingehen? Ich überlegte mir, einen der Kellner zu fragen.

Meine Begleitung wusste Rat. »Du musst die Treppe hinuntergehen«, sagte sie und nickte mit dem Kopf zu dem Eingang ins Restaurant. »Oder du kletterst über die Balkonbrüstung.« Es war ein Scherz, sie blinzelte dabei.

Aber ich nahm es ernst. Ohne ein weiteres Wort stand ich auf, legte die Serviette auf meinen Platz und ging zur Brüstung. Er kletterte zwischen den Pflanzen hindurch und saß dann auf der Brüstung. Weil es breite Holzbretter waren, konnte ich mich gut festhalten. Rasch kletterte ich nach unten, wo ich wieder auf einem Balkon stand.

Dieser Balkon war ebenfalls ein Restaurant. Überall saßen Menschen, es wurde gegessen und getrunken. Ein Keller sah mich, schenkte mir einen strafenden Blick und wies mit der Hand auf die Brüstung. Ich musste also weiterklettern.

Zwei weitere Balkone kam ich so nach unten. Als ich auf festem Boden stand, erkannte ich, dass ich den Eingang einer großen Lagerhalle erreicht hatte. Eis überzog die Wände, es kam kalt aus dem Inneren. Männer in weißen und grauen Kitteln zogen Hubwagen mit Paletten durch die Gegend. 

Ich war verwirrt. Wo war nun die Toilette? Ich frage einen der Männer, der offensichtlich kein Deutsch konnte, meine Frage aber kapierte. Unbestimmt wies er in die Tiefe der Halle. Ich folgte seinem Hinweis.

Mit jedem Schritt, den ich in die Halle– oder in den Eiskeller? – hinein machte, wurde mir kälter. Überall standen Paletten und Container, die Fisch enthielten. Ich las einige der Aufschriften auf der jeweiligen Verpackung. Der Anblick brachte mich ziemlich durcheinander.

Irgendwann erreichte ich das Ende des Eiskellers, die in einen Supermarkt überging. Ich spazierte zwischen Regalen hindurch, wobei ich mich ständig umsah; eine Toilette nahm ich nirgends wahr. Meine Blase drückte, es war schon unangenehm.

Da wachte ich endlich auf.

05 Dezember 2024

Armageddon als Fanzine-Thema

Im Dezember 1968 erschien ein Fanzine, das für die weitere Entwicklung der Fantasy- und Science-Fiction-Szene in Deutschland nicht unwichtig war: Es war die sechste Ausgabe von »FOLLOW«, zusammengestellt von Hubert Strassl und Eduard Lukaschandl. Enthalten waren vor allem die Spielregeln von »Armageddon«, dem ersten großen Fantasy-Brettspiel überhaupt.

Ich schaute mir in diesen Tagen nicht das Original-Fanzine an, sondern den Reprint, der im Spätjahr 1979 veröffentlicht wurde. Der »Follow-Sonderdruck« mit der Nummer vier ist nichts anderes als die »FOLLOW«-Ausgabe 6. Wer das nicht gleich versteht, möge sich nicht grämen; mir war das 1979 ebenfalls nicht gleich bewusst, als ich versuchte, in die Strukturen des Ersten Deutschen Fantasy-Clubs einzusteigen.

Das vorliegende Fanzine enthält auf über fünfzig Seiten im A5-Format die Regeln für ein Spiel, das im Verlauf späterer Jahre immer größer wurde, zahlreiche andere Spiele beeinflusste und heute noch gespielt wird. Das Regelwerk zu »Armageddon« war damals bereits komplex und sollte im Verlauf der Zeit noch komplexer werden.

Auch hier gilt: Ich war sehr verwirrt, als ich mir zu Beginn des Jahres 1980 in jugendlichem Leichtsinn die Spielregeln kaufte ...

Das Regelwerk im vorliegenden Fanzine beschreibt die Möglichkeiten, einen Krieg in einer Fantasy-Welt zu führen. Truppen werden bewegt, Schiffe sind auf den Meeren unterwegs, Fabeltiere kommen zum Einsatz. Länder wie Esran und Clanthon wurden damals definiert, ohne dass man sie mit »Leben« gefüllt hätte, also mit Geschichten oder Romanen. Aber es wird klar, dass aus diesem Regelwerk etwas Größeres entstehen könnte.

Ob sich Lukschandl und Strassl damals ausmalten, dass ihre Schöpfung auch Jahrzehnte danach Bestand haben würde, weiß ich nicht. Mit dem kleinen Heft legten sie damals einen wichtigen Grundstock für viele Fantasy-Fans, Rollen- und Brettspieler.

04 Dezember 2024

Keine leichte, aber wichtige Literatur

Toni Morrison war zeit ihres Lebens eine bedeutende Autorin der amerikanischen Literatur. Sie wurde 1993 als erste Schwarze Frau mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, viele ihrer Romane bekamen darüber hinaus nationale und internationale Preise. Ihr erster Roman war »Sehr blaue Augen«; er liegt seit 2023 als Neuveröffentlichung im Hardcover-Format vor, und ich habe ihn gelesen.

Ohne zu sehr ins Detail zu gehen (das kann man ja alles ausführlich in der Wikipedia nachlesen): Die Geschichte spielt in den sogenannten Südstaaten der USA, und sie zeigt das Leben von armen Schwarzen. Zentrale Figur ist ein Mädchen, das als besonders hässlich gilt, von allen nur herumgeschubst wird und als größten Lebenswunsch eigentlich nur hat, auch so blaue Augen zu haben wie die beliebten weißen Mädchen in der Schule.

Toni Morrisons Blick in die Lebenssituation von bettelarmen Schwarzen Familien ist erschütternd und nicht immer leicht zu lesen. Die Menschen, die sie schildert, sind keine fröhlichen Leute, die mit Humor ihrem Schicksal trotzen. Sie sind nicht gerade positive Charaktere, sondern sie kämpfen mit sich und ihren Familien. Alkohol und Gewalt, Sex und Verelendung sind die Norm, und das schildert die Autorin sehr scharf und sehr klar.

In unterschiedlichen Abschnitten zeigt sie das Leben ihrer Figuren, das Ende fällt leider nicht besonders positiv auf. Aber damit ist bei einem solchen Roman ja auch nicht zu rechnen.

»Sehr blauen Augen« ist ein wichtiges Buch, das mir schon zu denken gegeben hat. Die Lektüre halte ich für wichtig, und es ist sehr gut, dass der Roman in dieser Form neu aufgelegt worden ist.

Sehr empfehlenswert!

03 Dezember 2024

Beeindruckender Thriller mit Science-Fiction-Hintergrund

Über den Schriftsteller Andreas Eschbach muss ich an dieser Stelle sicher nicht viel sagen. Einem breiten Publikum wurde er durch seine erfolgreichen Romane wie »Jesus-Video« oder »Eine Billion Dollar« bekannt. Science-Fiction-Leser mögen seine »Marskinder«-Romane oder einzelne Werke wie »Haarteppichknüpfer«. Die PERRY RHODAN-Leser erfreut er alle paar Jahre durch einen Gastroman.

Mit »Die Abschaffung des Todes« legte der Autor im Herbst 2024 einen Roman vor, der zwar im »Hier und Jetzt« spielt, aber eine eindeutige Science-Fiction-Idee aufweist und diese bis ins Detail durchspielt: Wie wäre es denn eigentlich, wenn man mithilfe der Technik den Tod überlisten könnte? Ist so etwas überhaupt machbar, und welche Szenarien sind denn denkbar?

Was sich ein bisschen theoretisch anhört, wird im Roman unterhaltsam und locker präsentiert. Als Hauptfigur wählte der Autor einen Journalisten aus. James Windover ist der Herausgeber einer exklusiven Publikation, die sich nur an reiche und einflussreiche Menschen wendet.

Mit seinem Team kommt er auf die Spur eines mysteriösen Projekts, das von amerikanischen Unternehmern im Geheimen vorbereitet wird. Dabei sollen die aktuellen Mittel der Computertchnik mit den Entwicklungen der Hirnforschung verbunden werden. Ziel ist tatsächlich eine Art Unsterblichkeit, nicht unbedingt für den Körper, aber doch für das Bewusstsein.

Je mehr Windover über das Projekt herausbekommt, desto faszinierender findet er es. Bald erkennt er auch die kritischen Seiten des Projekts. Irgendwann steht er in Verbindung zu einem Autor, und dann werden die beiden gejagt … Ganz offensichtlich geht es beim Versuch, den Tod zu überwinden, nicht um Philanthropie, sondern um beinharte Interessen.

Andreas Eschbach gelingt es in seinem Roman wieder einmal, Science Fiction zu schreiben, die nicht wie Science Fiction aussieht. Die Handlung spielt heute, die Figuren benutzen die Technik des Jahres 2024 – aber die Vision, die der Autor entwickelt, weist über dieses Jahr hinaus.

Man kann den Roman ohne jegliche Vorkenntnisse lesen, bekommt nebenbei haufenweise Informationen über Hirnforschung und das Finanzwesen vermittelt und denkt vielleicht über manche Dinge hinterher anders: Ist es wirklich so gut, dass sich so viel Macht und Einfluss auf so wenige Personen konzentriert?

Eschbachs Verdienst als Autor ist schon immer, dass er keinen moralischen Zeigefinger erhebt. Er überlässt das Denken seinen Leserinnen und Lesern, er gibt höchstens Denkanstöße. Das verbindet er mit glaubwürdigen Charakteren, einer groß angelegten Geschichte und vielen Details, die für sich schon faszinierend sind.

Ich habe »Die Abschaffung des Todes« in einem rasanten Tempo gelesen. Der Roman verzichtet weitestgehend auf die typischen Elemente eines Thrillers – es wird nicht brutal gemordet, die Action beschränkt sich auf wenige Seiten –, reißt aber trotzdem mit. Klare Dialoge, stets saubere Beschreibungen, eine unterschwellige Bedrohung: Der Autor weiß, wie man die Leserinnen und Leser fesselt.

Wer schon einmal Romane von Andreas Eschbach gelesen hat, wird an »Die Abschaffung des Todes« auf jeden Fall viel Freude haben. Alle anderen sollen sich nicht vom Umfang abschrecken lassen: Das Buch entfaltet einen starken Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Und es behandelt letztlich ja ein Thema, das mehr ist als »nur ein Roman«.

Erschienen ist der Hardcover-Band mit Schutzumschlag bei Bastei-Lübbe. Das Buch ist 655 Seiten stark und kostet 26,00 Euro. (Das E-Book kostet 19,99 Euro.) Man kann es mithilfe der ISBN 978-3-7577-0051-5 überall im Buchhandel bestellen.

Bei Lübbe-Audio ist auch eine Hörbuchfassung erschienen. Die gekürzte Version wird von Matthias Koeberlin gelesen; sie ist 916 Minuten lang und wird auf drei MP3-CDs angeboten. (Zur Qualität kann ich nichts sagen, weil ich das Hörbuch nicht gehört habe.) Als Preis werden 26,00 Euro empfohlen.

(Die Rezension erschien ursprünglich auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Serie. Ich wiederhole sie hier recht zeitnah.)

Ein fischiges Menü

Seit wann ich Vegetarier bin, weiß ich gar nicht mehr. Ich erinnere mich dunkel daran, dass es um 1993 herum anfing, nachdem vorherige Versuche gescheitert waren. War ich als Reisender in afrikanischen Ländern unterwegs, aß ich allerdings immer, was ich eben bekam, und diskutierte nicht herum – ein Bekannter bezeichnete mich damals sarkastisch als »Euro-Vegetarier«, womit er nicht unrecht hatte.

Mittlerweile esse ich sogar regelmäßig Fisch, was ich lange Zeit vermied. Totes Tier ist schließlich totes Tier. Aber so einmal im Vierteljahr lasse ich mich dazu überreden; es soll ja auch gesund sein und hilft bei irgendwelchen Vitamin-B12-Haushalten. Und so ging ich mit großem Vergnügen zum Menü-Abend ins »fünf«.

Es war alles köstlich: die Dekoration, das Essen, der Wein, die Gespräche. Es war ein wunderbarer Abend, zugleich der erste Menp-Abend im »fünf«. Diesmal ging's um Wasser; mal schauen, was bei den anderen Elementen serviert und präsentiert wird ...

02 Dezember 2024

Fiese Briefe vor historischem Hintergrund

Kurz nach dem Ersten Weltkrieg, ein kleiner Ort in England: Eine unbekannte Person schreibt Briefe voller Schimpfwörter an eine »unbescholtene« Frau. Verdächtigt wird die Nachbarin, die vor allem durch einen lockeren Lebenswandel auffällt. Sie wird verhaftet und ins Gefängnis gesteckt, ihr soll der Prozess gemacht werden.

Der Kinofilm »Kleine schmutzige Briefe« wurde 2023 in England in die Kinos gebracht, lief im März 2024 in den deutschen Kinos an – doch dort bekam ich nichts von ihm mit. Nun sah ich ihn mir bei einem der Streaming-Anbieter an, fand ihn höchst unterhaltsam und möchte ihn empfehlen.

Das Ensemble hatte wohl seine Freude an der Mischung aus historischen Details und groben Schimpfwörtern. Es wird geflucht, und die Schimpfwörter sind teilweise sehr heftig. Gleichzeitig wird aber klar, dass das hauptsächliche Problem die superchristliche Moral ist: Die junge Frau, die zumindest zeitweise ins Gefängnis muss, ist definitiv nicht schuldig, soll aber zur Schuldigen gemacht werden – weil sie eben nicht so gottesfürchtig und zurückhaltend ist.

Toll erzählt ist der Streifen, mit eindrucksvollen Bildern; das schaut man sich gern an. Und er bleibt trotz der moralischen Komponente mitreißend und witzig. Sehr schön!

29 November 2024

Caligula als Kinofilm

Es war ein Skandal ersten Ranges. Auf der Schule wurde darüber getuschelt; es hieß, »Caligula« sei der schlimmste Film aller Zeiten. Und es wurde behauptet, in den großen Städten sei die Polizei aufmarschiert, um den Jugendschutz in den Kinos durchzusetzen. Und all das sorgte dafür, dass einige pubertierende Jugendliche – Jungs und Mädels – wie ich beschlossen, den Film unbedingt anzusehen.

Wann genau »Caligula« in Freudenstadt im Kino lief, weiß ich nicht mehr. War es gleich 1979 oder erst 1980? Ich war auf jeden Fall weit von der Volljährigkeit entfernt. Aber es gab keine Probleme für mich und meine Kumpels, in den Film zu kommen; das mit dem Jugendschutz nahm man damals sowohl beim Alkohol als auch bei Kinofilmen nicht so ernst.

Der Film war … er war bildgewaltig. Ich sah ihn seitdem nie wieder, aber ich habe einige Bilder bis heute plastisch vor Augen. Vor allem erinnere ich mich sehr gut, dass ständig Leute aufstanden und empört den Kinosaal verließen. Wir blieben. Wir ekelten uns an den richtigen Stellen, wir fanden einige Stellen echt widerwärtig, aber wir blieben.

Dass Malcolm McDowell mitspielte, den ich von »Uhrwerk Orange« her kannte, fand ich damals toll. Schauspielerinnen wie Helen Mirren, die später berühmt werden sollten, kannte ich einfach nicht. Aber der Film wurde von uns vor allem wegen seiner schockierenden Szenen angeschaut; er war noch lange danach ein Gesprächsthema.

Dann geriet er in Vergessenheit. Ich hatte ihn nicht mehr auf dem Schirm, bis ich dieser Tage einen Artikel über ihn las; es gibt eine neue Version. Aber die werde ich nicht anschauen. Mir reichen die Erinnerungen an diese frühen Jahre wohl fürs Leben.

28 November 2024

Werbung für Anzeigen

In der zweiten Hälfte der 80er-Jahre hatte sich mein ehemaliges Fanzine SAGITTARIUS in ein semiprofessionelles Magazin verwandelt. Günther Freunek sorgte für ein modernes Layout, Armin Reichrath kümmerte sich um Anzeigen, und Walter Arweiler war mit Verlags- und Vertriebskontakten beschäftigt. Meine Schwester hatte die Buchführung übernommen, und ich werkelte in der Redaktion. Wir versuchten, an allen Stellen unsere Arbeit – es war immer noch ein Hobby, aber es fraß Zeit – deutlicher zu professionalisieren.

Dazu zählte auch, dass wir potenzielle Anzeigenkunden anschrieben. Wir wollten bezahlte Anzeigen in unserm Heft haben. Also entwickelten Günther und Armin eine Anzeigenpreisliste, die mit einem entsprechenden Anschreiben an Verlage, Filmverleihe und dergleichen verschickt wurde. Genannt wurden klare Preise, es wurden die Formate vermittelt, und es fehlte nicht an werbenden Aussagen für uns selbst.

Der Erfolg gab uns recht: Wir bekamen mehr Anzeigen, die uns halfen, unser Heft mit noch mehr Farbe aufzupäppeln. Dass die Anzeigenpartner bisweilen in die Inhalte hineinreden wollten, machte die Arbeit allerdings nicht immer einfach …

Das Bild gibt einen Ausschnitt aus der Anzeigenpreisliste wider, die Anfang 1987 verabschiedet wurde. Für die damalige Zeit wirkte das alles sehr professionell; heute würde man das natürlich anders machen.

Phantastik-Roman vor kalifornischer Kulisse

An der Küste von Kalifornien erstreckt sich ein Landstrich, der im Allgemeinen als Big Sur bezeichnet wird und in weiten Teilen aus unberührter Natur besteht. Dort spielt der Roman »Der Wächter der Winde« des Schriftstellers Oliver Plaschka, der als Taschenbuch erschienen ist und den ich endlich gelesen habe.

Plaschka ist vor allem als Übersetzer aktiv, veröffentlicht aber immer wieder Romane, die im weitesten Sinne »phantastisch« sind. Er verfasste darüber hinaus historische Romane sowie Science Fiction; unter anderem schrieb er für die Serie PERRY RHODAN NEO, zu der er eine Reihe von Auftaktbänden beisteuerte.

»Der Wächter der Winde« ist eigenständig und entzieht sich den klassischen Genre-Begriffen: Für mich ist er Fantasy im weitesten Sinne. Wer darunter aber Geschichten über Orks und Trolle, Elfen und Zwerge versteht, wird sehr überrascht sein. Immerhin gibt’s Magie …

Die Helden des Romans sind allesamt Menschen. Sie kommen aus unterschiedlichen Zeiten undtreffen in einer magischen Welt aufeinander, die sich zwar in Big Sur befindet, mit der Realität unserer Zeit aber nicht viel zu tun hat. Zwei »kleine Gangster« aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, fünf Menschen aus unserer Zeit und ein Reiter aus dem sogenannten Wilden Westen verschlägt es in diese Welt, die sehr überschaubar erscheint, aus der man aber nicht entkommen kann.

Wie das zusammenhängt und welche Rolle die Winde spielen, das erzählt der Autor in seinem abwechslungsreichen und toll geschriebenen Buch. Tatsächlich hat Windenergie etwas mit dem Geschehen zu tun, ebenso aber die Träume eines Mannes und – wenn man möchte – die alte Magie der Ureinwohner Kaliforniens. Eine hundertprozentige Erklärung gibt es nicht, aber das ist bei einem phantastischen Roman dieser Art auch nicht nötig.

Die Charaktere sind glaubhaft; man erfährt viel über ihre Vorgeschichte und erlebt mit ihnen, wie sie sich in der für sie völlig fremden Umgebung behaupten. Die Zusammenhänge werden von Kapitel zu Kapitel klarer, und am Ende gibt es für alle Figuren einen »sauberen« Abschluss. Ob man das in jedem Fall als ein »Happy End« bezeichnen kann, müssen die Leserinnen und Leser für sich selbst entscheiden.

»Der Wächter der Winde« ist ein Roman, der ohne überzogene Action auskommt, der aber über genügend Dramatik verfügt, um über längere Zeit hinweg zu fesseln. Magie bildet die Grundlage für das Geschehen, wichtiger sind sowieso die Figuren und ihr Verhalten.

Oliver Plaschka schafft es, ein phantastisches Geschehen so zu schildern, dass es stets nachvollziehbar bleibt. Wer Fantasy – oder meinetwegen Phantastik! – ohne die üblichen sprachlichen und inhaltlichen Klischees lesen möchte, sollte diesen Roman zumindest anschauen. Er bietet eine ungewöhnliche und spannende Lektüre.

Das Taschenbuch ist bei Droemer-Knaur erschienen, umfasst 368 Seiten und kostet in dieser Form 11,99 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-4265-2876-1 kann man es überall im Buchhandel bestellen.

(Die Rezension erschien ursprünglich auf der PERRY RHODAN-Seite. Ich wiederhole sie hier aus dokumentarischen Gründen.)

27 November 2024

Die Jagd auf die Mona Lisa

Wer sich mit zeitgenössischer Science Fiction ein bisschen auskennt, dem ist der Name Tom Hillenbrand ein Begriff. Mit »Drohnenland« und anderen Romanen zeigte er, dass spannende Science Fiction, die in der nahen Zukunft und in Deutschland spielt, erfolgreich sein kann. Darüber hinaus schreibt Hillenbrand gelungene Krimis; sein »Der Kaffeedieb« hatte vor einigen Jahren bewiesen, dass er zudem originelle historische Romane verfassen kann.

Mit »Die Erfindung des Lächelns« liegt seit einigen Monaten ein Roman vor, der zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts spielt und das Paris jener Vorkriegsepoche noch einmal lebendig werden lässt. Veröffentlicht wurde er bei Kiepenheuer&Witsch, dem »Hausverlag« des Schriftstellers. Und weil der Roman sich so leicht liest, während er trotzdem tiefe Einblicke in eine interessante Epoche gibt, möchte ich ihn unbedingt empfehlen.

Der Roman beginnt mit einem Diebstahl – aus dem Louvre wird das Gemälde der »Mona Lisa« gestohlen; der Klassiker von Leonardo da Vinci fehlt. Recht schnell folgt die Polizei allerlei Spuren. Ein Inspektor erhält den Auftrag, das Gemälde wieder zu beschaffen, und er ermittelt in die unterschiedlichsten Richtungen. Unter anderem geraten der Maler Pablo Picasso und der Dichter Guillaume Apollinaire ins Visier der Ermittler.

Erschwert wird das Ganze durch eine Bande besonders rabiater Anarchisten, die Attentate verüben und Banken überfallen, wobei sie auf die Geschwindigkeit gestohlener Automobile setzen. Dem Autor gelingt das Kunststück, in seinem turbulenten Roman auch noch eine Ausdruckstänzerin, den Satanisten Aleister Crowley und den Komponisten Igor Strawinsky in die Handlung aufzunehmen, mal mehr oder weniger bedeutsam.

Was ich schön fand, ist die Art und Weise, wie der Autor seine Effekte setzt. Mir war nicht bekannt, dass der Louvre zu Beginn des 20. Jahrhunderts eher schlampig geführt wurde, dass es in den Ecken der Räumlichkeiten eher schmuddelig aussah und dass die »Mona Lisa« alles andere als wichtig war. Sie hing an einer Wand mit zahlreichen anderen Bildern, so dass ihr Fehlen erst gar nicht auffiel – ihre Bekanntheit entstand eigentlich erst in der Folge des Diebstahls.

Tom Hillenbrand entwickelt in seinem Roman das Bild einer Metropole im Umbruch. Paris ist eine moderne Stadt, ihre Bewohner streben nach vorne, der kommende Weltkrieg scheint weit weg zu sein. Künste florieren, auch arme Leute können sich durchschlagen, neue Techniken werden entwickelt. Anhand der zahlreichen Figuren, die der Autor aufbietet, schafft er es, das beeindruckende Bild einer großen Epoche aufzuzeigen.

Dabei bleibt er auf keiner Seite langweilig. Historische Romane finde ich oft ein wenig zäh – keine Spur bei diesem Werk! Hillenbrand erzählt mit viel Liebe zum historischen Detail, seine Personen verhalten sich glaubhaft, und die Dialoge sind stets lebendig. Es macht großen Spaß, in dieses Paris des Jahres 1911 einzutauchen. Ich fand den Roman ausgesprochen gelungen.

Erschienen ist »Die Erfindung des Lächelns« als Hardcover mit Schutzumschlag; er umfasst 512 Seiten und kostet 25,00 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-462-00328-4 kann das Buch überall im Buchhandel bestellt werden.

(Die Rezension hatte ich vor einigen Wochen auf der Internet-Seite von PERRY RHODAN. Ich wiederhole sie hier bewusst – andere Leser ...)

Jugendlicher Blick auf einen Krieg

Auf einmal ist der Krieg da. So fühlt es sich zumindest für den Erzähler in »Radio Sarajevo« an, dem Roman des Schriftstellers Tijan Sila. Der Autor stammt ursprünglich aus Sarajevo, und man kann davon ausgehen, dass wesentliche Teile seines Romans auf persönlichem Erleben beruhen. Heute lebt er in Kaiserslautern, wo er hauptberuflich als Lehrer tätig ist; im Verlauf der vergangenen Jahre veröffentlichte er einige Romane.

Mit »Radio Sarajevo« erzählt er die Belagerung der bosnischen Hauptstadt aus der Perspektive von Kindern und Jugendlichen. Die Geschichte ist nicht lustig, aber der Autor schildert sie mit gelegentlich grimmigem Humor und einem klaren Blick auf die Realität.

Heute erinnert sich kaum noch jemand an dieses damalige Kriegsverbrechen: Serbische Nationalisten schossen mit Kanonen und Gewehren von den umliegenden Bergen auf die Stadt, zu Zielen wurden vor allem Zivilisten, für die ein Gang zum Bäcker oder in die Schule zur lebensgefährlichen Reise wurde.

In Silas Roman werden diese Szenen lebendig. Er zeigt gelegentlich die Schrecken des Krieges, verzichtet aber auf die Schilderung fürchterlicher Gewaltszenen. Trotzdem macht er immer wieder klar, dass Vergewaltigung und Massenmord zeitweise »normal« erschienen. Seine Hauptfigur versucht in diesem Wahnwitz durchzuhalten; am Ende erfolgt die Flucht nach Deutschland.

»Radio Sarajevo« ist in einer schnörkellosen Sprache geschrieben. Die Dialoge sind klar, die Beschreibungen bleiben knapp. Mit unter 200 Seiten hat der Roman auch einen Umfang, den ich als angenehm empfinde – andere Autoren hätten aus dem gleichen Thema sicher 1000 Seiten gemacht. Ich fand den Roman beeindruckend, er zog mich dank seiner lakonischen Sprache durchgehend in seinen Bann.

Sehr empfehlenswert!

(Erschienen ist er als Hardcover im Hanser-Verlag. Es gibt natürlich eine E-Book-Version, wie das heute ja normal ist.)

26 November 2024

Wichtige Comic-Anthologie mit Schwächen

Bei dem Comic-Band »Lieber Körper« muss man die Vorgeschichte kennen, bevor man ihn zu lesen beginnt: Die französische Journalistin Léa Bordier führte auf ihrem YouTube-Kanal im Verlauf der Jahre viele Informationen mit Frauen, wobei es um allerlei Belange des Lebens geht. Das kam sehr gut an, und so entstand die Idee, aus den Filmen auch Comics zu machen.

Der Band »Lieber Körper« entstand als eine Anthologie: zwölf Geschichten von zwölf Personen, illustriert von zwölf Comic-Schaffenden. Hierzulande wurde er als schöner Hardcover-Band im Hirnkost-Verlag veröffentlicht.

Damit ist klar, dass sowohl die inhaltliche als auch die optische Bandbreite sehr groß ist. Ich halte diesen Band und seine Lektüre für wichtig, auch wenn ich nicht die hauptsächliche Zielgruppe bin und mit der Optik vieler Comics darin sehr fremdelte. Es ist halt mehr ein Graphic-Novel-Stil, der für meinen Geschmack oft zu »krakelig« und ungelenk oder gar pseudomodern ist, den aber viele Menschen mögen.

In den einzelnen Geschichten geht es um Frauen verschiedener Altersgruppen, die Probleme mit ihrem Körper hatten. Die eine Frau ist zu dünn, die andere fühlt sich zu dick, eine steckt im »falschen Körper«, die andere leidet an einer Depression. Jede geht das Thema auf ihre Weise an, und so entstand eine Sammlung ´berührender Porträts.

Künstlerisch konnte ich mit den meisten Geschichten nichts anfangen; das war nie ein Stil, der mir gefallen hätte. Manches fand ich durchaus interessant, in der Mehrheit blieb das alles aber weit von meinem Geschmack entfernt. Das aber ist Ansichtssache, wie weiter oben bereits vermerkt.

Inhaltlich ist die Anthologie richtig und wichtig. Aus diesem Grund möchte ich sie auch empfehlen. Es gibt einige Leseproben im Netz, die man sich vielleicht vorher anschauen sollte.

25 November 2024

Ein Raumschiff und eine Bürospinne

Immer wieder schmökere ich in »Das wüsste ich aber!«, dem sogenannten Klausbuch, das zu meinem sechzigsten Geburtstag veröffentlicht worden ist. Wie es aussieht, werde ich es nicht zu Ende lesen, bevor ich 61 geworden bin. Aber es gibt ja kein Gesetz, das mich zwingt, das Buch in einem bestimmten Zeitraum durchzuschmökern. Und ich möchte immer wieder über meine Fortschritte in der Lektüre informieren.

»Mission Sternenlicht« von Markus Regler ist eine sauber erzählte Science-Fiction-Geschichte, die mit einem schönen Schluss endet. Es gibt hübsche Parallelen zur PERRY RHODAN-Serie und eine Anspielung auf mich und zwei Kolleginnen, die ein »normaler Leser« vielleicht gar nicht bemerken würde. Sehr gelungen!

Ironisch hingegen ist »Der Bericht der Bürospinne« von Andreas Eschbach. In seinem augenzwinkernden Text erzählt der Autor von einer Spinne, die in meinem Büro in Rastatt sitzt und dort allerlei Geschehnisse mitbekommt. Über die amüsante Geschichte habe ich mich sehr gefreut.

Wie es sich für dieses außergewöhnliche Buch gehört, werden die zwei Geschichten durch Bilder ergänzt. Besonders gelungen ist hier Frank G. Gerigks Bild, das ein fiktives Redaktionsbüro mit irrsinnig hohen Bücherregalen zeigt. Das fand ich auch sehr nett. Ein schönes und schmeichelhaftes Buch, in jeglicher Hinsicht!

22 November 2024

Die Schildbürger und ich

Am 15. November wurde in diesem Jahr wieder einmal der Bundesweite Vorlesetag veranstaltet. Ich nahm daran teil – als einer der Vorleser in einer Schule in Ettlingen. Ich war zu Gast in einer zweiten Klasse, wo mich rund zwanzig Kinder und die Lehrerin empfingen.

Meinen Einstieg machte ich so wie in früheren Jahren: Ich erzählte den Kindern ein wenig von meiner Arbeit und zeigte Bücher sowie Heftromane, von denen ich glaubte, dass sie ihnen gefallen könnten. Begeistert waren die Kinder wieder einmal von den Darstellungen der Raumschiffe oder auch von skurrilen Außerirdischen. Und sie liebten den zweiten Band von »Der kleine Perry«.

Dann erst begann ich mit dem Lesen. Ich hatte Otfried Preußlers klassisches Buch »Bei uns in Schilda« dabei, das ich als Kind selbst sehr gern gelesen hatte. Den Anfang übersprang ich, indem ich ihn kurz raffte, und ging direkt zur Geschichte mit dem Rathaus über. Die Geschichte von den Schildbürgern, die verzweifelt versuchen, das Licht einzufangen, um das Rathaus zu erhellen, kam bei den Kindern sehr gut an.

Sie tuschelten miteinander, »da müssen doch Fenster rein«, sagte ein Mädchen, und sie lachten an den richtigen Stellen. Sie hatten sichtliche Freude an der Geschichte der dümmlichen Erwachsenen und kamen mit der zeitweise altertümlichen Sprache sehr gut zurecht.

Am Ende wurde ich mit einem Applaus belohnt, die Kinder durften noch sagen, was ihnen besonders gut gefallen hatte, und nach einer Stunde konnte ich das Klassenzimmer endlich verlassen. Ich ging mit einem positiven Gefühl; den Kindern hatte es ebenso Freude bereitet wie mir.

21 November 2024

Die rotzigen Upstarts

Ein Blick auf Punkrock-Klassiker – Teil neun

Ich bin sicher nicht der Experte für die Skinhead-Kultur und ihre Entwicklung seit den späten 60er-Jahren; darüber gibt es haufenweise Bücher, und wer sich damit beschäftigen möchte, wird ja nicht mehr fertig. Im Verlauf der Jahre sah ich die eine oder andere Skinhead-Band, und ich stellte immer wieder fest, dass ich die Musik eigentlich sehr häufig mochte: Im Idealfall handelt es sich um schlichten Punkrock mit einer rotzigen Attitüde und meist mit einer wütenden Stimme.

Vor allem in ihrer Anfangsphase waren die Angelic Upstarts eine stilprägende Band. Ich sah sie nur einmal, und das war bereits in den 90er-Jahren, aber viele der frühen Stücke dieser englischen Bands sind mir seit Jahrzehnten im Ohr. Wahrscheinlich ist »Solidarity« ihr wichtigstes Lied, und wenn ich es höre, bekomme ich fast Gänsehaut. Fragt man mich aber, welches Stück der Band mich am meisten packt, komme ich auf »I'm an Upstart«.

Die Melodie ist simpel, der Text nicht gerade komplex. Die klare Botschaft wird mit fleißigem Oi! unterlegt und ins Mikro gebrüllt. Das ist klar und eindeutig, es bleibt kein Platz für Missverständnisse. Ob man das nun unbedingt als Oi!-Punk bezeichnen muss oder als Oi! oder einfach nur Punkrock dazu sagt, ist mir eigentlich völlig egal. Das Stück knallt immer noch.

(Dass der Sänger bereits verstorben ist, gibt dem Ganzen eine traurige Note. Ich will’s an dieser Stelle nicht verschweigen.)

20 November 2024

Detektiv in den späten 70er-Jahren

Wahrscheinlich war die Serie »Rick Master« in den 70er-Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Beliebtheit. Die geburtenstarken Jahrgänge – wie der meine – lasen begeistert Abenteuer-Comics, die in ganz Europa ihre Fans fanden. Band zehn der schönen Gesamtausgabe zeigt das sehr gut.

Enthalten sind in dem dicken Comic-Buch drei Alben und eine Sammlung von eher schlichten Kurzgeschichten, die notdürftig durch eine Rahmenhandlung zusammengehalten werden. Wie immer gibt es eine lesenswerte redaktionelle Ergänzung, die mit Skizzen, Bildern und allerlei Texten den Zusammenhang zur Zeit und zu anderen Comic-Werken herstellt.

»Halali für Rick Master« greift das Thema der Menschenjagd auf: Ein reicher Mann hält sich einen Trupp von Jägern auf einem großen Grundstück, die in seinem Auftrag menschliches Wild über Stock und Stein jagen – das Thema war in den 70er-Jahren in Filmen und Romanen beliebt, also ebenso im Comic. Irgendwann ist auch Rick Master bei diesem Wild, aber er wehrt sich.

»Der Milliardendeal« spielt mit den Mechanismen des Musikgeschäfts. Ein bekannter Musiker stirbt bei einem Autounfall, in der Folge kommen mehrere Leute auf ungewöhnliche Weise ums Leben, während Milliarden mit dem Erbe des Musikers verdient werden. In einer Zeit, in der die Popkultur zum Mainstream wurde, musste diese Geschichte gut ankommen.

»Der Geist des Alchemisten« ist eine der »Rick Master«-Geschichten, die ich als Jugendlicher so typisch fand: Sie ist ein wenig gruselig – der Geist eines Toten geht angeblich um –, enthält aber genügend Krimi-Elemente wie Mord und Entführung, Ermittlungsarbeit und Action.

Alle drei Geschichten sind spannend erzählt und gut gezeichnet. Die Geschichten sind in sich schlüssig, sie greifen Themen auf, die in den 70er-Jahren populär waren, und sie trugen zur weiteren Beliebtheit von »Rick Master« zu.

Der zehnte Band der Gesamtausgabe ist – wie bei diesem Verlag üblich – sowieso richtig schön gestaltet; klasse!