Die Firma Transline Voyages war die erste – wenn ich mich recht erinnere –, der ich mich bei meiner Kamerun-Reise anvertraute. »La Ligne Bleue de L'Océan et du Nyong et Kellé« lautete die Selbstbezeichnung der Firma; die blaue Linie also, die zum Ozean führte.
In diesem November 1999 überraschten mich die Busfahrer der Gesellschaft gleich mit mehreren Dingen, die ich noch nicht kannte: Der Bus fuhr pünktlich ab, fast auf die Minute genau, und ich bekam ein richtiges Ticket, das man ausfüllte und mit einem Stempel versah. Das musste ich dem Fahrer zeigen.
Was für ein Unterschied zu anderen Reisen, die ich bis dato in afrikanischen Ländern hinter mich gebracht hatte! Meist fuhr ich mit Minibussen, die hoffnungslos überladen waren und erst dann fuhren, wenn sie bis zum letzten Platz vollgestopft waren. In Kamerun und anderen afrikanischen Ländern änderte sich diese Praxis zum Ende der 90er-Jahren – obwohl ich noch oft genug mit überfüllten Fahrzeugen unterwegs war.
Die Transline Voyages brachten mich aus der Hauptstadt Douala in die Küstenstadt Kribi. Vom dortigen Busbahnhof musste ich mit einem Moped weiterfahren; das aber ist eine andere Geschichte. Und als ich vier Wochen später – nachdem ich kreuz und quer durch Kamerun gereist war – wieder von Kribi nach Douala musste, nutzte ich ebenfalls einen Bus von Transline Voyages. Erfahrung setzt sich eben durch ...
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
31 Mai 2016
30 Mai 2016
Neuauflage eines Sachbuch-Klassikers
Dass ich das Sachbuch »Krieg in den Städten« erstmals las, ist gut ein Vierteljahrhundert her. Die Erstauflage des Sachbuches über »Jugendgangs in Deutschland« erschien 1991 im Rotbuch-Verlag und war ein ziemlicher Kracher. 2011 wurde das Buch im Archiv der Jugendkulturen erneut veröffentlicht, mit einigen ergänzenden Kapitelchen, und jetzt endlich habe ich es noch einmal gelesen.
Wobei die Autoren Klaus Farin und Eberhard Plienen weder an der Struktur noch an den ersten 200 Seiten des Buches etwas geändert haben. Im Reportage-Stil stellten sie jugendliche Subkulturen vor, wie sie Ende der 80er- und zu Beginn der 90er-Jahre in der Bundesrepublik Deutschland existierten. Heutzutage schreiben Zeitungen über solche Themen, werden sie im Fernsehen ganz brauchbar präsentiert – damals war das nicht üblich.
Die beiden Journalisten, beide ein wenig älter als ich, interviewten die Mitglieder türkischer Straßenbanden, sprachen mit rechtsradikalen Skinheads und vorgeblich »unpolitischen« Hooligans, hielten auch eine kritische Distanz zu gewaltbereiten Autonomen. (Den Quatschbegriff »Linksautonome« gab's damals nicht.)
Dabei kamen zahlreiche klare und eindeutige Aussagen heraus. Keine Ahnung, ob die Aussagen damals »hingetrickst« wurden oder exakt so stimmten – in ihrer Gesamtheit wirkten sie glaubhaft. So entstand das Bild einer Republik, die in einen Verteilungskrieg zwischen Jugendbanden hineinrutschte.
Das Buch ist auch heute noch absolut lesenswert. Es ist spannend, sofern ein Sachbuch überhaupt spannend sein kann; es zieht einen durch den Stil in die jeweiligen Reportagen hinein und spart am Ende nicht an Aussagen zur aktuellen Politik. Beide Autoren waren und sind klug genug, um zu den »Objekten« eine gewisse Distanz zu behalten, über die sie schreiben, und sie dennoch ernstzunehmen.
»Krieg in den Städten« war damals ein Kracher, heute ist es ein Klassiker. Ich finde, das Buch sollten nicht nur Lehrer und Sozialarbeiter kennen – die aber sollten es unbedingt lesen. Erschienen ist es im Archiv der Jugendkulturen, man kann es über den Shop des Archivs bestellen, aber ebenso in jeder Buchhandlung oder in irgendwelchen Internet-Shops.
Wobei die Autoren Klaus Farin und Eberhard Plienen weder an der Struktur noch an den ersten 200 Seiten des Buches etwas geändert haben. Im Reportage-Stil stellten sie jugendliche Subkulturen vor, wie sie Ende der 80er- und zu Beginn der 90er-Jahre in der Bundesrepublik Deutschland existierten. Heutzutage schreiben Zeitungen über solche Themen, werden sie im Fernsehen ganz brauchbar präsentiert – damals war das nicht üblich.
Die beiden Journalisten, beide ein wenig älter als ich, interviewten die Mitglieder türkischer Straßenbanden, sprachen mit rechtsradikalen Skinheads und vorgeblich »unpolitischen« Hooligans, hielten auch eine kritische Distanz zu gewaltbereiten Autonomen. (Den Quatschbegriff »Linksautonome« gab's damals nicht.)
Dabei kamen zahlreiche klare und eindeutige Aussagen heraus. Keine Ahnung, ob die Aussagen damals »hingetrickst« wurden oder exakt so stimmten – in ihrer Gesamtheit wirkten sie glaubhaft. So entstand das Bild einer Republik, die in einen Verteilungskrieg zwischen Jugendbanden hineinrutschte.
Das Buch ist auch heute noch absolut lesenswert. Es ist spannend, sofern ein Sachbuch überhaupt spannend sein kann; es zieht einen durch den Stil in die jeweiligen Reportagen hinein und spart am Ende nicht an Aussagen zur aktuellen Politik. Beide Autoren waren und sind klug genug, um zu den »Objekten« eine gewisse Distanz zu behalten, über die sie schreiben, und sie dennoch ernstzunehmen.
»Krieg in den Städten« war damals ein Kracher, heute ist es ein Klassiker. Ich finde, das Buch sollten nicht nur Lehrer und Sozialarbeiter kennen – die aber sollten es unbedingt lesen. Erschienen ist es im Archiv der Jugendkulturen, man kann es über den Shop des Archivs bestellen, aber ebenso in jeder Buchhandlung oder in irgendwelchen Internet-Shops.
28 Mai 2016
Nette Stadt und unnette Kleber
Eppingen ist eine Kleinstadt in der Nähe von Karlsruhe, die auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Weil mitten im Kraichgau – so heißt die hügelige Landschaft zwischen Karlsruhe, Heidelberg und Heilbronn – nicht viel los ist, kennt wohl kaum jemand außerhalb der Region den Namen der Stadt.
Der Massentourismus scheint das Städtchen verschont zu haben. Dabei gäbe es genügend Fachwerkhäuser zu bestaunen, altes Gemäuer und erstaunlich gut erhaltene Gebäude aller Art. Das guckt man sich gern an, da muss man gar kein Fan von Geschichte sein.
Allerdings ist es vielleicht nicht gut, genau hinzugucken. Unweit der Kirche klebte ein fettes »Kein Asylantenheim!« an einer Straßenlaterne. An einem anderen Metallteil erkannte ich Werbung für »Die Rechte«, also für Christian Worchs aktuellen Versuch, im Kameradschafts-Milieu politisch aktiv zu sein. Auch der »Widerstand Karlsruhe« war auf einem Aufkleber zu sehen.
Ich riss die Kleber nicht ab. Das mache ich in der Nähe meines Wohnortes gelegentlich schon, wenn ich entsprechenden Nazi-Dreck sehe. In Eppingen sollen sich die Bürger der Stadt bitteschön selbst drum kümmern.
Wenn in einer so netten Kleinstadt so überraschend viele dieser Aufkleber zu finden sind, macht das ein gewisses Bild: Kümmert es keinen, dass so ein Dreck zu sehen ist, oder wird das einfach aus der Wahrnehmung ausgeblendet?
Der Massentourismus scheint das Städtchen verschont zu haben. Dabei gäbe es genügend Fachwerkhäuser zu bestaunen, altes Gemäuer und erstaunlich gut erhaltene Gebäude aller Art. Das guckt man sich gern an, da muss man gar kein Fan von Geschichte sein.
Allerdings ist es vielleicht nicht gut, genau hinzugucken. Unweit der Kirche klebte ein fettes »Kein Asylantenheim!« an einer Straßenlaterne. An einem anderen Metallteil erkannte ich Werbung für »Die Rechte«, also für Christian Worchs aktuellen Versuch, im Kameradschafts-Milieu politisch aktiv zu sein. Auch der »Widerstand Karlsruhe« war auf einem Aufkleber zu sehen.
Ich riss die Kleber nicht ab. Das mache ich in der Nähe meines Wohnortes gelegentlich schon, wenn ich entsprechenden Nazi-Dreck sehe. In Eppingen sollen sich die Bürger der Stadt bitteschön selbst drum kümmern.
Wenn in einer so netten Kleinstadt so überraschend viele dieser Aufkleber zu finden sind, macht das ein gewisses Bild: Kümmert es keinen, dass so ein Dreck zu sehen ist, oder wird das einfach aus der Wahrnehmung ausgeblendet?
25 Mai 2016
Fanzine-Arbeit 1983
Als ich im Mai 1983 – vor 33 Jahren!!! – die Druckvorlagen für die Ausgabe 8 meines Fanzines SAGITTARIUS in die Druckerei schickte, wusste ich noch nicht, dass dies die letzte Ausgabe sein sollte, die ich allein verantwortete. Ab der folgenden Ausgabe war Günther Freunek fest an Bord; die Zusammenarbeit mit ihm hob mein Fanzine auf eine andere Ebene und verwandelte es. Aus dem Fanzine wurde ein semiprofessionelles Magazin.
Die achte Ausgabe bastelte ich allerdings immer noch mit »Bordmitteln« zusammen. Das hieß in diesem Fall: Ich tippte die einzelnen Seiten mit einer altersschwachen Kofferschreibmaschine ab, wie die Abbildung beweist. Auf einen Randausgleich verzichtete ich, und um Grafiken wurde in mühsamer Handarbeit herumgetippt. Heutzutage kann man sich das kaum noch vorstellen.
Schaue ich auf das Inhaltsverzeichnis, erkenne ich mich wieder. Anton Atzenhofer hatte einen Träumer gezeichnet, einen jungen Mann mit unsortierten Haaren, der Papier unter dem Arm trägt und von den Sternen träumt – nach wie vor mag ich diese Darstellung. Das mühsam getippt Inhaltsverzeichnis, bei dem man sieht, wie durchgeweicht das Farbband schon war, zeigt kaum noch, wieviel Arbeit in allem steckte.
Den Schwerpunkt mit den russischen Brüdern Arkadi und Boris Strugazki hatte mir damals Hans-Walter Arweiler verschafft (er stieg wenig später bei SAGITTARIUS ein und arbeitete zu jener Zeit am eigenen Verlag). Die anderen Beiträge hatte ich selbst zusammengestellt; mit einigen Mitarbeitern von damals stehe ich immerhin in einem lockeren Kontakt.
Im Juni 1983 erschien die achte Ausgabe von SAGITTARIUS; ich war 19 Jahre alt und ging aufs Gymnasium. Schaue ich sie mir heute durch, bin ich immer noch sehr stolz auf dieses Science-Fiction-Fanzine ...
Die achte Ausgabe bastelte ich allerdings immer noch mit »Bordmitteln« zusammen. Das hieß in diesem Fall: Ich tippte die einzelnen Seiten mit einer altersschwachen Kofferschreibmaschine ab, wie die Abbildung beweist. Auf einen Randausgleich verzichtete ich, und um Grafiken wurde in mühsamer Handarbeit herumgetippt. Heutzutage kann man sich das kaum noch vorstellen.
Schaue ich auf das Inhaltsverzeichnis, erkenne ich mich wieder. Anton Atzenhofer hatte einen Träumer gezeichnet, einen jungen Mann mit unsortierten Haaren, der Papier unter dem Arm trägt und von den Sternen träumt – nach wie vor mag ich diese Darstellung. Das mühsam getippt Inhaltsverzeichnis, bei dem man sieht, wie durchgeweicht das Farbband schon war, zeigt kaum noch, wieviel Arbeit in allem steckte.
Den Schwerpunkt mit den russischen Brüdern Arkadi und Boris Strugazki hatte mir damals Hans-Walter Arweiler verschafft (er stieg wenig später bei SAGITTARIUS ein und arbeitete zu jener Zeit am eigenen Verlag). Die anderen Beiträge hatte ich selbst zusammengestellt; mit einigen Mitarbeitern von damals stehe ich immerhin in einem lockeren Kontakt.
Im Juni 1983 erschien die achte Ausgabe von SAGITTARIUS; ich war 19 Jahre alt und ging aufs Gymnasium. Schaue ich sie mir heute durch, bin ich immer noch sehr stolz auf dieses Science-Fiction-Fanzine ...
24 Mai 2016
Der Horror auf der Schwäbischen Alb
Die Gruselserie »John Sinclair« spielt normalerweise in England, was sich anbietet: London und sein Nebel, allerlei Sümpfe und viele geheimnisvolle Geschichten liefern eine ideale Grundlage. Nach Deutschland verschlägt es den Ermittler und Geisterjäger eher selten, und die Schwäbische Alb war sicher noch nie ein Thema.
Dann kracht und scheppert es. Vampire greifen an, Dämonen springen aus der Höhle, Silberkugeln werden verfeuert, Angst und Schrecken herrschen. Es ist herrlich trivial, und es ist zudem auch noch richtig gut gemacht.
Seien wir fair: Alle Feinheiten dieses Hörspiels erschließen sich nur dem Hörer, der weiß, wer oder was Lady X ist und in welchem Zusammenhang sie mit der sogenannten Mordliga oder irgendwelchen Vampirkaisern steht. Das war mir auch nicht klar, weshalb ich manches schlichtweg nicht verstand – da das Hörspiel aber keine hohen intellektuellen Ansprüche stellt, war das kein echtes Problem.
Wie immer überzeugen die Sprecher und die Geräusche, die Regie sorgt zudem für einen packenden Ablauf der Geschehnisse. Da kann ich nicht meckern. Allein ein gewisser schwäbischer Akzent hätte mir noch gefehlt – aber das hat das in Hamburg ansässige Produktionsstudio wohl nicht übers Herz gebracht ...
Allerdings wimmelt es auf der Alb von Höhlen, und in solchen Höhlen können sich allerlei Monster verbergen. Im Hörspiel »in den Krallen der roten Vampire« (Folge 89 der laufenden Serie), das auf dem gleichnamigen Heftroman aus dem Jahr 1982 beruht, wird klar, dass in einer ganz bestimmten Höhle allerlei Vampire hausen. Das ist aber nicht alles – in einer Höhle steckt sogar ein Dämon, der sich als Erzfeind das Vampir-Oberhauptes entpuppt.
Dann kracht und scheppert es. Vampire greifen an, Dämonen springen aus der Höhle, Silberkugeln werden verfeuert, Angst und Schrecken herrschen. Es ist herrlich trivial, und es ist zudem auch noch richtig gut gemacht.
Seien wir fair: Alle Feinheiten dieses Hörspiels erschließen sich nur dem Hörer, der weiß, wer oder was Lady X ist und in welchem Zusammenhang sie mit der sogenannten Mordliga oder irgendwelchen Vampirkaisern steht. Das war mir auch nicht klar, weshalb ich manches schlichtweg nicht verstand – da das Hörspiel aber keine hohen intellektuellen Ansprüche stellt, war das kein echtes Problem.
Wie immer überzeugen die Sprecher und die Geräusche, die Regie sorgt zudem für einen packenden Ablauf der Geschehnisse. Da kann ich nicht meckern. Allein ein gewisser schwäbischer Akzent hätte mir noch gefehlt – aber das hat das in Hamburg ansässige Produktionsstudio wohl nicht übers Herz gebracht ...
23 Mai 2016
Im »Who’s Who«
Nach welchen Kriterien da ausgewählt wird, weiß ich leider nicht – aber ich bin offenbar auch in der Edition des Jahres 2016 des »Who’s Who« vertreten. In diesem Buch werden die »Namenstexte der Prominenz aus Politik, Gesellschaft und Politik« veröffentlicht; in meinem Fall sind das einige Zeilen mit skurrilen Abkürzungen, aus denen hervorgeht, welche Bücher ich in den vergangenen Jahrzehnten veröffentlicht habe.
Auf der Website des Verlages heißt es recht klar: »Im WHO’S WHO finden Sie die Biographien vom Boxer Axel Schulz bis zum Nobelpreisträger Gerhard Ertl, die Einträge von Kanzlerin Angela Merkel bis zur Schauspielerin Veronika Ferres und die Lebensläufe von Kardinal Prof. Dr. Karl Lehmann sowie dem Autor Erich von Däniken.« Ich befinde mich also in illustrer Gesellschaft.
Nur habe ich das bis heute nie gedruckt gesehen. Der Grund: Das gedruckte Werk kostet schlappe 159 Euro, wenn man es zum Subskriptionspreis beziehen möchte. So viel Geld möchte ich dann doch nicht ausgeben, nur um meinen eigenen Namen gedruckt zu sehen.
Aber das Geschäftsmodell scheint zu funktionieren. Ich kann mir kaum vorstellen, dass im »regulären Handel« so viele Menschen dazu bereit sind, 159 oder gar 179 Euro zu bezahlen – egal wie dick und umfangreich so ein Wälzer ist. Womöglich läuft so ein Buch nur über Bibliotheken und andere öffentliche Einrichtungen. Und vielleicht über die Eitelkeit derjenigen, die darin mit ihrem Namen und ihrem Foto veröffentlicht werden ...
Auf der Website des Verlages heißt es recht klar: »Im WHO’S WHO finden Sie die Biographien vom Boxer Axel Schulz bis zum Nobelpreisträger Gerhard Ertl, die Einträge von Kanzlerin Angela Merkel bis zur Schauspielerin Veronika Ferres und die Lebensläufe von Kardinal Prof. Dr. Karl Lehmann sowie dem Autor Erich von Däniken.« Ich befinde mich also in illustrer Gesellschaft.
Nur habe ich das bis heute nie gedruckt gesehen. Der Grund: Das gedruckte Werk kostet schlappe 159 Euro, wenn man es zum Subskriptionspreis beziehen möchte. So viel Geld möchte ich dann doch nicht ausgeben, nur um meinen eigenen Namen gedruckt zu sehen.
Aber das Geschäftsmodell scheint zu funktionieren. Ich kann mir kaum vorstellen, dass im »regulären Handel« so viele Menschen dazu bereit sind, 159 oder gar 179 Euro zu bezahlen – egal wie dick und umfangreich so ein Wälzer ist. Womöglich läuft so ein Buch nur über Bibliotheken und andere öffentliche Einrichtungen. Und vielleicht über die Eitelkeit derjenigen, die darin mit ihrem Namen und ihrem Foto veröffentlicht werden ...
22 Mai 2016
Ihr seid Männer?
Das Café Reichard in Köln hat eine riesigen Vorteil: Wenn ich dort drin sitze, bin ich auch im Jahr 2016 noch bei den »jungen Leuten« – einfach deshalb, weil das Café direkt am Dom der Domstadt steht und offenbar vor allem von Menschen frequentiert wird, die über sechzig sind. Und die sich vor allem die horrenden Preise leisten können ...
Mit zwei Autorenkollegen saß ich am Freitagnachmittag in den Räumen des Cafés. Die junge Bedienung kam; ihr Deutsch hatte einen lustigen Akzent, der auf eine »slawische« Sprachheimat hindeutete. Was wir denn bestellen wollten?, fragte sie.
Ich bestellte einen Kaffee und einen Erdbeerkuchen. Der eine Kollege orderte einen Grünen Tee mit Kuchen. Der andere Kollege bat um ein Stück Torte, dazu wollte er ein Glas Milch.
Die Bedienung starrte uns an. Dann lachte sie. »Ihr seid Männer?«, rief sie aus. »Kuchen und Milch? Was ist denn das?« Sie fand das ungeheuer lustig und zog amüsiert von dannen. Ich war schon lange nicht mehr von einer Bedienung ausgelacht worden; zuletzt war es wohl Jahrzehnte her.
Köln und sein Service-Personal: eine Studie, die unbedingt erstellt werden müsste. Bei jedem Besuch in einer gastronomischen Einrichtung der Domstadt könnte ich wohl selbst ein Kapitel erstellen ...
Mit zwei Autorenkollegen saß ich am Freitagnachmittag in den Räumen des Cafés. Die junge Bedienung kam; ihr Deutsch hatte einen lustigen Akzent, der auf eine »slawische« Sprachheimat hindeutete. Was wir denn bestellen wollten?, fragte sie.
Ich bestellte einen Kaffee und einen Erdbeerkuchen. Der eine Kollege orderte einen Grünen Tee mit Kuchen. Der andere Kollege bat um ein Stück Torte, dazu wollte er ein Glas Milch.
Die Bedienung starrte uns an. Dann lachte sie. »Ihr seid Männer?«, rief sie aus. »Kuchen und Milch? Was ist denn das?« Sie fand das ungeheuer lustig und zog amüsiert von dannen. Ich war schon lange nicht mehr von einer Bedienung ausgelacht worden; zuletzt war es wohl Jahrzehnte her.
Köln und sein Service-Personal: eine Studie, die unbedingt erstellt werden müsste. Bei jedem Besuch in einer gastronomischen Einrichtung der Domstadt könnte ich wohl selbst ein Kapitel erstellen ...
20 Mai 2016
Im Jungle Book
Warum man den Film »The Jungle Book« für den deutschsprachigen Kinozuschauer nicht ganz klassisch zu »Das Dschungelbuch« eingedeutscht hat, weiß ich nicht. Aber ich habe ihn mir angeschaut – mit allen Erinnerungen an das Buch sowie die uralte Zeichentrickfilm-Version im Hinterkopf – und war von der neuen, ein wenig erwachsener daher kommenden Version durchaus angetan.
Das »Dschungelbuch« spielt in einem fiktiven Indien, das es so nie gegeben hat. Da laufen Wölfe und Bären, die eher nach nördlichen Gefilden aussehen, im selben Urwald herum wie Wölfe und Panther; dazwischen gibt es Savannen und Gebirge, alte Städte und kleine indische Dörfer – ich erinnere mich kaum noch an die literarische Grundlage, weiß aber noch, dass ich die vor Jahrzehnten sehr gern gelesen habe.
Der neue Film hält sich eng an die Vorlage des Zeichentrickfilms. Das geht so weit, dass die Musik übernommen wird – natürlich modernisiert – und einschlägige Szenen (Mogli auf dem Bauch des Bären Balu) eins zu eins nachgestellt wurden. Manche werden das als lahm empfinden, andere als Verneigung vor dem Zeichentrick-Klassiker.
Fakt ist, dass die Geschichte des Menschenjungen Mogli, der bei den Wölfen aufwächst und die Sprache der Tiere versteht, immer noch sehr schön ist. Der Junge ist als Schauspieler das einzig echte Lebewesen im Film, und er ist toll: große Augen, schlanke Gestalt, pfiffiges Auftreten.
Dass ihm die Tiere oft die Show stehlen, liegt daran, dass sie so beeindruckend animiert wurden. Als Zuschauer war ich oftmals verblüfft, wie »echt« der Panther oder der Tiger oder auch eine Herde von Büffel wirkten.
War der Film jetzt gut oder empfehlenswert? Er war auf jeden Fall unterhaltsam. »The Jungle Book« hat den Geist des alten Films genommen und behutsam modernisiert. Die Tricks sind modern, die Handlung ist ein wenig düsterer, die Kämpfe wirken realistisch, und es gibt auch ein wenig Blut zu sehen. Kindgerecht ist der Film trotzdem – aber als Erwachsener wird man sich gut unterhalten.
Wer mag, kann das übrigens als Fantasy sehen. Mit realistischer Darstellung hat's nun mal nichts zu tun. Damit ist der Film erneut ein Beispiel dafür, wie phantastische Elemente in der Populärkultur auftauchen und als »normal« wahrgenommen werden ...
Das »Dschungelbuch« spielt in einem fiktiven Indien, das es so nie gegeben hat. Da laufen Wölfe und Bären, die eher nach nördlichen Gefilden aussehen, im selben Urwald herum wie Wölfe und Panther; dazwischen gibt es Savannen und Gebirge, alte Städte und kleine indische Dörfer – ich erinnere mich kaum noch an die literarische Grundlage, weiß aber noch, dass ich die vor Jahrzehnten sehr gern gelesen habe.
Der neue Film hält sich eng an die Vorlage des Zeichentrickfilms. Das geht so weit, dass die Musik übernommen wird – natürlich modernisiert – und einschlägige Szenen (Mogli auf dem Bauch des Bären Balu) eins zu eins nachgestellt wurden. Manche werden das als lahm empfinden, andere als Verneigung vor dem Zeichentrick-Klassiker.
Fakt ist, dass die Geschichte des Menschenjungen Mogli, der bei den Wölfen aufwächst und die Sprache der Tiere versteht, immer noch sehr schön ist. Der Junge ist als Schauspieler das einzig echte Lebewesen im Film, und er ist toll: große Augen, schlanke Gestalt, pfiffiges Auftreten.
Dass ihm die Tiere oft die Show stehlen, liegt daran, dass sie so beeindruckend animiert wurden. Als Zuschauer war ich oftmals verblüfft, wie »echt« der Panther oder der Tiger oder auch eine Herde von Büffel wirkten.
War der Film jetzt gut oder empfehlenswert? Er war auf jeden Fall unterhaltsam. »The Jungle Book« hat den Geist des alten Films genommen und behutsam modernisiert. Die Tricks sind modern, die Handlung ist ein wenig düsterer, die Kämpfe wirken realistisch, und es gibt auch ein wenig Blut zu sehen. Kindgerecht ist der Film trotzdem – aber als Erwachsener wird man sich gut unterhalten.
Wer mag, kann das übrigens als Fantasy sehen. Mit realistischer Darstellung hat's nun mal nichts zu tun. Damit ist der Film erneut ein Beispiel dafür, wie phantastische Elemente in der Populärkultur auftauchen und als »normal« wahrgenommen werden ...
19 Mai 2016
Kornelius Flowers ist super!
Ich glaube, ich werde auf meine alten Tage zum Fan einer Rock-Band. Gemeint ist in diesem Fall der Sänger und Gitarrist Kornelius Flowers, der mit einigen Begleitmusikern (und einer Musikerin) zusammen eine richtig starke Platte gemacht hat. Die nennt sich mit einiger Ironie dann auch »Vintage Hedonist« und erscheint offiziell zu Beginn des Monats Juni als CD und als Vinylscheibe.
Wenn ich den Begriff »altmodische, aber toll gemachte Rock-Musik« patentieren lassen könnte, würde ich es auf diese Band münzen. Wer einen Vergleich möchte, der möge Gaslight Anthem aus der Schublade ziehen, was so nicht ganz stimmt. Aber wo die Amerikaner ganz selbstbewusst Bruce Springsteen von allem alten Ballast befreien, um eine starke Mischung aus Rock, Liedermacher und Punk zu bauen, zaubert der Musiker aus Trier die 60er-Jahre aus dem Hut, befreit sie ebenfalls von peinlichen Attitüden und holt den Sound von damals ohrwurmtauglich ins »Hier und Jetzt«.
Da pupst die Orgel, da schrammelt die Gitarre, da klopft das Schlagzeug, da wird sauber gebasst – und darüber schwebt die ruhige Stimme des Sängers, die immer ein wenig locker und entspannt klingt. Im Prinzip ist das cooler IndieRock, und »cool« ist hier kein Schimpfwort, ebensowenig wie »60es«.
Das ist ein sehr lockerer Sound, sehr reduziert und angenehm. »Vintage Hedonist« gefällt mir sehr gut – diese Platte hat das Zeug, mein persönliches Sommer-Hit-Album zu werden!
Wenn ich den Begriff »altmodische, aber toll gemachte Rock-Musik« patentieren lassen könnte, würde ich es auf diese Band münzen. Wer einen Vergleich möchte, der möge Gaslight Anthem aus der Schublade ziehen, was so nicht ganz stimmt. Aber wo die Amerikaner ganz selbstbewusst Bruce Springsteen von allem alten Ballast befreien, um eine starke Mischung aus Rock, Liedermacher und Punk zu bauen, zaubert der Musiker aus Trier die 60er-Jahre aus dem Hut, befreit sie ebenfalls von peinlichen Attitüden und holt den Sound von damals ohrwurmtauglich ins »Hier und Jetzt«.
Da pupst die Orgel, da schrammelt die Gitarre, da klopft das Schlagzeug, da wird sauber gebasst – und darüber schwebt die ruhige Stimme des Sängers, die immer ein wenig locker und entspannt klingt. Im Prinzip ist das cooler IndieRock, und »cool« ist hier kein Schimpfwort, ebensowenig wie »60es«.
Das ist ein sehr lockerer Sound, sehr reduziert und angenehm. »Vintage Hedonist« gefällt mir sehr gut – diese Platte hat das Zeug, mein persönliches Sommer-Hit-Album zu werden!
18 Mai 2016
Lindenberg wurde 70
Wenn ich heute Udo Lindenberg im Fernsehen erblicke, schüttelt es mich häufig. Der ehemalige Chef des Panik-Orchesters ist meiner Ansicht nach meist eher peinlich: Seine Sprüche klingen wie in den 70er-Jahren, und seitdem hat sich einiges ganz schön verändert. Trotzdem finde ich es respektabel, dass der Mann bei seinem doch recht anstrengenden Lebenswandel siebzig Jahre alt werden konnte – diese Woche feierte er seinen Geburtstag, und die halbe Republik feierte mit.
Das war mal anders. Als ich anfing, bewusst Udo Lindenberg zu hören, fanden ihn die Erwachsenen durch die Bank schrecklich. Auch meine Klassenkameraden konnten mit Stücken wie »Alles klar auf der Andrea Doria« so viel nicht anfangen, mochten weder »Wir sind Rocker« oder auch nicht »Bodo Ballermann«, »Rudi Ratlos« und wie die schrägen Figuren aus den Lindenberg-Liedern hießen.
Ich fand das toll: Das war Musik, die gut ins Ohr ging, das waren Texte, die anders waren als alles andere, das ich bisher vom deutschen Radio her kannte. Okay, später kamen Punk und die Neue Deutsche Welle, und ab 1980 hatte Udo Lindenberg viel von seinem Reiz verloren.
Im Verlauf der 80er-Jahre fing er für mich an, peinlich zu werden. Ich sah ihn bei einem Festival gegen die Nato-Nachrüstung, das muss 1986 gewesen sein, und ob er in Wackersdorf bei dem großen WAA-Festival spielte, weiß ich schon nicht mehr. Udo Lindenberg hatte keine Relevanz mehr, weder für mich noch irgendwann für sonst jemanden. Das blieb in den 90er-Jahren so.
In den Nuller-Jahren wurde er quasi wieder entdeckt, und in den vergangenen Jahren legte er ein sentsationelles Comeback hin. Ich kann damit nichts anfangen – für mich ist das alles nur ein Abklatsch vergangener Jahre und Jahrzehnte. Der Lindenberg, der mich in den späten 70er-Jahren begeisterte, war mir schlichtweg näher. Der Lindenberg von heute ist ein Abziehbild seiner selbst.
Aber ich zolle ihm größten Respekt: Was der Mann über all diei Jahre und Jahrzehnte geleistet hat, das ist schlichtweg sensationell. Deshalb auch von mir: Alles Gute zum siebzigsten, alter Sack!
Das war mal anders. Als ich anfing, bewusst Udo Lindenberg zu hören, fanden ihn die Erwachsenen durch die Bank schrecklich. Auch meine Klassenkameraden konnten mit Stücken wie »Alles klar auf der Andrea Doria« so viel nicht anfangen, mochten weder »Wir sind Rocker« oder auch nicht »Bodo Ballermann«, »Rudi Ratlos« und wie die schrägen Figuren aus den Lindenberg-Liedern hießen.
Ich fand das toll: Das war Musik, die gut ins Ohr ging, das waren Texte, die anders waren als alles andere, das ich bisher vom deutschen Radio her kannte. Okay, später kamen Punk und die Neue Deutsche Welle, und ab 1980 hatte Udo Lindenberg viel von seinem Reiz verloren.
Im Verlauf der 80er-Jahre fing er für mich an, peinlich zu werden. Ich sah ihn bei einem Festival gegen die Nato-Nachrüstung, das muss 1986 gewesen sein, und ob er in Wackersdorf bei dem großen WAA-Festival spielte, weiß ich schon nicht mehr. Udo Lindenberg hatte keine Relevanz mehr, weder für mich noch irgendwann für sonst jemanden. Das blieb in den 90er-Jahren so.
In den Nuller-Jahren wurde er quasi wieder entdeckt, und in den vergangenen Jahren legte er ein sentsationelles Comeback hin. Ich kann damit nichts anfangen – für mich ist das alles nur ein Abklatsch vergangener Jahre und Jahrzehnte. Der Lindenberg, der mich in den späten 70er-Jahren begeisterte, war mir schlichtweg näher. Der Lindenberg von heute ist ein Abziehbild seiner selbst.
Aber ich zolle ihm größten Respekt: Was der Mann über all diei Jahre und Jahrzehnte geleistet hat, das ist schlichtweg sensationell. Deshalb auch von mir: Alles Gute zum siebzigsten, alter Sack!
17 Mai 2016
SF und Journalismus
Ich finde es durchaus spannend, mit welchem Druck die neue Science-Fiction-Sparte des Fischer-Verlages in den Markt drängen will. Seit Wochen wird man als »normaler« Verlagsangestellter mit Informationen versorgt, die von den Fachzeitschriften treu und brav verteilt werden. Neben den Büchern, die der Verlag veröffentlichen möchte, finde ich aber die angekündigte Website spannend.
»Ab Juli soll die Website www.tor-online.de zur festen Anlaufstelle für Phantastik-Freunde werden«, vermeldet boersenblatt.net, die Website des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Die Seite solle ein Ort des Austausches werden, verspricht man; die Autorinnen und Autoren des Verlages sollen dort zudem besser präsentiert werden. Man spricht im Vorfeld von »Leseproben, Cover-Previews, wöchentliche Kurzgeschichten, Videos und Gewinnspiele«. Ich freue mich auf jeden Fall schon mal!
Inwiefern die neue Seite eine Konkurrenz zur Seite diezukunft.de von Heyne sein wird oder ob sich die Seiten ergänzen, das wird sich zeigen. Immerhin gibt es noch eine Reihe von eher fannisch geprägten Informationsseiten, die um die Gunst des Publikums buhlen. Ich merke da selbst an mir, wie sehr ich an meine Genzen stoße: Oft vergehen Wochen, ohne dass ich mir eine der durchaus informativen Seiten angeschaut hätte. (Mir hülfen regelmäßige Newsletter mit Links oder ein vernünftig gepflegter Twitter-Account, der dazu beiträgt, dass ich regelmäßig auf die einschlägigen Seiten gehe.)
Wahrscheinlich bin ich sowieso viel zu sehr durch klassische Printprodukte geprägt. Ich denke aus ebendieser Sicht heraus: Was seit vielen Jahren fehlt, ist ein professionelles Magazin für Science Fiction und Fantasy, das eine kritische Grundstimmung hat, das gut in der Branche vernetzt ist und nicht nur irgendwelche Rezensionen bringt, sondern tiefergehende Artikel und Reportagen. Es müsste doch möglich sein, so etwas in Deutschland zu etablieren ... bei den Comics gibt es das schließlich auch.
(Komme mir jetzt keiner mit der »phantastisch!«, die ich sehr gern lese: Sie ist nicht kritisch genug, sie erscheint nur alle drei Monate, und sie wäre nicht das, was ich gern hätte. So was wie den »Locus« auf deutsch. Oder die »Comixene« für Science-Fiction-Fans ...)
»Ab Juli soll die Website www.tor-online.de zur festen Anlaufstelle für Phantastik-Freunde werden«, vermeldet boersenblatt.net, die Website des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Die Seite solle ein Ort des Austausches werden, verspricht man; die Autorinnen und Autoren des Verlages sollen dort zudem besser präsentiert werden. Man spricht im Vorfeld von »Leseproben, Cover-Previews, wöchentliche Kurzgeschichten, Videos und Gewinnspiele«. Ich freue mich auf jeden Fall schon mal!
Inwiefern die neue Seite eine Konkurrenz zur Seite diezukunft.de von Heyne sein wird oder ob sich die Seiten ergänzen, das wird sich zeigen. Immerhin gibt es noch eine Reihe von eher fannisch geprägten Informationsseiten, die um die Gunst des Publikums buhlen. Ich merke da selbst an mir, wie sehr ich an meine Genzen stoße: Oft vergehen Wochen, ohne dass ich mir eine der durchaus informativen Seiten angeschaut hätte. (Mir hülfen regelmäßige Newsletter mit Links oder ein vernünftig gepflegter Twitter-Account, der dazu beiträgt, dass ich regelmäßig auf die einschlägigen Seiten gehe.)
Wahrscheinlich bin ich sowieso viel zu sehr durch klassische Printprodukte geprägt. Ich denke aus ebendieser Sicht heraus: Was seit vielen Jahren fehlt, ist ein professionelles Magazin für Science Fiction und Fantasy, das eine kritische Grundstimmung hat, das gut in der Branche vernetzt ist und nicht nur irgendwelche Rezensionen bringt, sondern tiefergehende Artikel und Reportagen. Es müsste doch möglich sein, so etwas in Deutschland zu etablieren ... bei den Comics gibt es das schließlich auch.
(Komme mir jetzt keiner mit der »phantastisch!«, die ich sehr gern lese: Sie ist nicht kritisch genug, sie erscheint nur alle drei Monate, und sie wäre nicht das, was ich gern hätte. So was wie den »Locus« auf deutsch. Oder die »Comixene« für Science-Fiction-Fans ...)
14 Mai 2016
Gesangsfernsehen und ich
Am heutigen Samstag steht der European Song Contest – früher mal Grand Prix d'Eurovision oder so genannt – im Zentrum des Interesses. Ich bin völlig verblüfft, wie viele Menschen beispielsweise in meinem »Twitter-Umfeld« dem Ereignis entgegen fiebern. Das scheint von popkulturellem Wert zu sein, in einer Art, mit der ich nie gerechnet hätte.
Ich habe das Interesse an dieser Veranstaltung noch nie verstanden, habe mir auch nie gemerkt, wer gewonnen hat, und stellte dieser Tage irritiert fest, dass ich trotzdem sehr viele Grand-Prix-Abende im Verlauf meines Lebens mitbekommen habe. Unvergessen bleibt wohl für immer ein Abend, der in den späten 90er-Jahren stattgefunden haben muss.
An diesem Wochenende bekam ich Besuch aus Köln. Chris und Suzy rollten punkrockmäßig bei mir an, ich gabelte sie an der Autobahnauffahrt auf, wir besorgten Bier und futterten irgendwas, und später saßen wir vor der Glotze, guckten Grand Prix – so wird dieser Quatsch für mich wohl ewig heißen – und waren völlig glücklich. Vor allem am Ende waren wir sehr besoffen und wohl auch ein wenig heiser vom Labern und Mitgrölen.
Wer damals gewonnen hat, weiß ich nicht mehr. Es ist auch egal. Aber die Bilder, wie wir vor der Glotze sitzen, auf meinem billigen Ikea-Sofa und auf dem Fußboden, wie trinken und lachen, die werde ich hoffentlich nie so ganz vergessen ...
Ich habe das Interesse an dieser Veranstaltung noch nie verstanden, habe mir auch nie gemerkt, wer gewonnen hat, und stellte dieser Tage irritiert fest, dass ich trotzdem sehr viele Grand-Prix-Abende im Verlauf meines Lebens mitbekommen habe. Unvergessen bleibt wohl für immer ein Abend, der in den späten 90er-Jahren stattgefunden haben muss.
An diesem Wochenende bekam ich Besuch aus Köln. Chris und Suzy rollten punkrockmäßig bei mir an, ich gabelte sie an der Autobahnauffahrt auf, wir besorgten Bier und futterten irgendwas, und später saßen wir vor der Glotze, guckten Grand Prix – so wird dieser Quatsch für mich wohl ewig heißen – und waren völlig glücklich. Vor allem am Ende waren wir sehr besoffen und wohl auch ein wenig heiser vom Labern und Mitgrölen.
Wer damals gewonnen hat, weiß ich nicht mehr. Es ist auch egal. Aber die Bilder, wie wir vor der Glotze sitzen, auf meinem billigen Ikea-Sofa und auf dem Fußboden, wie trinken und lachen, die werde ich hoffentlich nie so ganz vergessen ...
13 Mai 2016
Im Musical in Dijon
France Gall ist in Frankreich ein Star, wie es hierzulande wahrscheinlich keinen gibt – zumindest keinen weiblichen. Sie war in den 60er-Jahren bereits aktiv, sie sang unzählige Hits, von denen manche sogar auch eine deutsche Übersetzung erhielten. Hierzulande ist sie nicht so bekannt. Bewusst kannte ich von ihr wirklich nur »Ella elle l’a«, dem man in den 80er-Jahren kaum entkommen konnte.
Weil wir in Dijon waren und weil es zu France Gall derzeit ein Musical gibt, das sehr erfolgreich durch Frankreich tourt, bot es sich an, in die Aufführung von »Resiste« zu gehen. Dabei handelt es sich um ein Musical, das die größten Hits von France Gall mit einer Rahmenhandlung verbindet. Veranstaltungssaal war das »Zenith«, eine Halle, die aussah, als würde man da sonst Sportveranstaltungen organisieren.
Die Geschichte lässt sich schnell erzählen: Eine junge blonde Frau steht im Zentrum – es soll wohl die junge France Gall sein –, die in einem Nachtclub aufwächst. Ihr Vater ist verschuldet, die Sorgen sind groß, und doch ist es halt die Musik, die sie immer wieder nach vorne bringt. Verschiedene Künstler treten auf, es kommt zu allerlei Verwicklungen, zwischendurch sind alle sehr depressiv, weil der Club schließen musste, und am Ende siegt die Liebe.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Geschichte richtig kapiert habe; so gut ist mein Französisch nun mal nicht. Die Musik war schmissig, sie kam von einer richtigen Band und wurde unglaublich laut in die Halle geblasen. Auch die Schlagerstücke der frühen Jahre wurden dabei erstaunlich rockig interpretiert.
Das Publikum saß brav in den Sesseln und klatschte mit. Nur bei Hits wie »Ella elle l’a« kam mehr Stimmung auf – da stürmten sogar einige nach vorne und tanzten am Bühnenrand. Alles in allem aber eine gelungene Aufführung mit schmissiger Pop- und Rockmusik: So lasse ich mir dann die französische Kultur doch gefallen.
Weil wir in Dijon waren und weil es zu France Gall derzeit ein Musical gibt, das sehr erfolgreich durch Frankreich tourt, bot es sich an, in die Aufführung von »Resiste« zu gehen. Dabei handelt es sich um ein Musical, das die größten Hits von France Gall mit einer Rahmenhandlung verbindet. Veranstaltungssaal war das »Zenith«, eine Halle, die aussah, als würde man da sonst Sportveranstaltungen organisieren.
Die Geschichte lässt sich schnell erzählen: Eine junge blonde Frau steht im Zentrum – es soll wohl die junge France Gall sein –, die in einem Nachtclub aufwächst. Ihr Vater ist verschuldet, die Sorgen sind groß, und doch ist es halt die Musik, die sie immer wieder nach vorne bringt. Verschiedene Künstler treten auf, es kommt zu allerlei Verwicklungen, zwischendurch sind alle sehr depressiv, weil der Club schließen musste, und am Ende siegt die Liebe.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Geschichte richtig kapiert habe; so gut ist mein Französisch nun mal nicht. Die Musik war schmissig, sie kam von einer richtigen Band und wurde unglaublich laut in die Halle geblasen. Auch die Schlagerstücke der frühen Jahre wurden dabei erstaunlich rockig interpretiert.
Das Publikum saß brav in den Sesseln und klatschte mit. Nur bei Hits wie »Ella elle l’a« kam mehr Stimmung auf – da stürmten sogar einige nach vorne und tanzten am Bühnenrand. Alles in allem aber eine gelungene Aufführung mit schmissiger Pop- und Rockmusik: So lasse ich mir dann die französische Kultur doch gefallen.
12 Mai 2016
Les Bons Enfants in Dijon
Der Name klang schon mal positiv: die guten Kinder – benannt hatte man die Ferienwohnung »Les Bons Enfants« allerdings nicht nach den gewünschten Gästen, sondern nach der Straße, in der sie zu finden war. Nur einige Schritte von einem der zentralen Plätze von Dijon entfernt, in einer schmalen Straße, die zudem verkehrsberuhigt war, befand sich die hübsche Wohnung, in der wir im März für eine Woche einquartiert waren.
Die Zimmer waren hübsch, wenngleich nicht riesig groß. Der Aufenthaltsraum bot ausreichend Fläche, die Küche hatte alles, was man brauchte, und dank der Treppe wurde die Wohnung sogar richtig groß. Ich fühlte mich dort sehr wohl.
(Okay, knifflig war eines: Die Parkplätze vor dem Haus waren nur dazu da, kurz mal Waren anzuliefern, und die um die Ecke kosteten Gebühren. Also stellten wir den Wagen gut eineinhalb Kilometer vom Haus entfernt in eine stille Ecke, wo wir nichts bezahlen mussten. Schwaben ...)
Für eine Woche war das Appartement »Les Bons Enfants« der Wohnort für uns, solange wir dieses Jahr in Burgund waren. Wer gern »mitten unter den Leuten« wohnt, dem kann ich diese Wohnung nur empfehlen ...
Die Zimmer waren hübsch, wenngleich nicht riesig groß. Der Aufenthaltsraum bot ausreichend Fläche, die Küche hatte alles, was man brauchte, und dank der Treppe wurde die Wohnung sogar richtig groß. Ich fühlte mich dort sehr wohl.
(Okay, knifflig war eines: Die Parkplätze vor dem Haus waren nur dazu da, kurz mal Waren anzuliefern, und die um die Ecke kosteten Gebühren. Also stellten wir den Wagen gut eineinhalb Kilometer vom Haus entfernt in eine stille Ecke, wo wir nichts bezahlen mussten. Schwaben ...)
Für eine Woche war das Appartement »Les Bons Enfants« der Wohnort für uns, solange wir dieses Jahr in Burgund waren. Wer gern »mitten unter den Leuten« wohnt, dem kann ich diese Wohnung nur empfehlen ...
Anbiederndes Ska-Gehampel
Furillo war eine Band aus Dänemark, ihre CD »Break The Game« kam 2002 heraus, wurde von mir damals angehört und für mein Fanzine besprochen. Als ich vor einiger Zeit nach Material fürs Radio recherchierte, hörte ich sie mir bewusst noch einmal an. Die Band war zu ihrer Zeit in ihrem Heimatland sehr beliebt, aber bei mir blieb da nicht viel hängen.
Manchmal ist es Skapunk, manchmal reiner Reggae, manchmal wird der Offbeat mit einer Hardrock-Gitarre aufgefrischt, oder es kommt Rap dazu. So wird halt alles vermixt und verrührt, und es entsteht für meine Begriffe eine gesichtslose Masse. Letztlich wird die CD zu einer Ansammlung von Musik, die vielleicht für »coole Szeneleute« oder Studentenfeiern ideal ist, die mich auf Dauer wegen ihrer austauschbaren Art aber langweilt.
Anhören kann man sich die CD, es ist kein Dreck. Aber es lohnt sich größtenteils nicht, die manchmal recht langen Stücke durchzuhören: Drei Stücke sind gut, der Rest bleibt unwichtig. Furillo ist letztlich eine der Bands, die mich mit ihrem Ska-Gehampel irgendwann tierisch nervten.
Manchmal ist es Skapunk, manchmal reiner Reggae, manchmal wird der Offbeat mit einer Hardrock-Gitarre aufgefrischt, oder es kommt Rap dazu. So wird halt alles vermixt und verrührt, und es entsteht für meine Begriffe eine gesichtslose Masse. Letztlich wird die CD zu einer Ansammlung von Musik, die vielleicht für »coole Szeneleute« oder Studentenfeiern ideal ist, die mich auf Dauer wegen ihrer austauschbaren Art aber langweilt.
Anhören kann man sich die CD, es ist kein Dreck. Aber es lohnt sich größtenteils nicht, die manchmal recht langen Stücke durchzuhören: Drei Stücke sind gut, der Rest bleibt unwichtig. Furillo ist letztlich eine der Bands, die mich mit ihrem Ska-Gehampel irgendwann tierisch nervten.
11 Mai 2016
Unis am Rhein
Mensch!, da haben die Professoren und Verwaltungsleute wieder mal einen Grund zu feiern: Allerlei Universitäten im Oberrhein-Gebiet wollen »näher zusammenrücken«, wie es so schön in den einschlägigen Meldungen heißt. Universitäten von Freiburg und Karlsruhe, aber auch von Straßburg/Strasbourg wirken dabei zusammen. Das ganze nennt sich dann »European Campus«, und der wird heute eröffnet. Mit einem »Festakt«, wie es sich gehört.
Ich finde das gut. Alles, was die Grenzen überwindet, finde ich in den heutigen Tagen wichtig und richtig. Ich kapiere nur nicht, warum man – bei allem Selbstlob – sich einen englischen Namen gesucht hat. Warum nicht »Europa-Campus«, das klänge neutral? Oder »campus européenne«, das wäre dann irgendwie französisch. Meinetwegen auch »Europäischer Campus«, was sich allerdings echt uncool anhört.
Der Grund ist wahrscheinlich banal: Die französischen und deutschen Verwaltungsleute unterhalten sich – über den Rhein hinweg – auf Englisch, was peinlich genug wäre, und haben deshalb einen cool klingenden Begriff genommen, der englisch klingt ...
Ich finde das gut. Alles, was die Grenzen überwindet, finde ich in den heutigen Tagen wichtig und richtig. Ich kapiere nur nicht, warum man – bei allem Selbstlob – sich einen englischen Namen gesucht hat. Warum nicht »Europa-Campus«, das klänge neutral? Oder »campus européenne«, das wäre dann irgendwie französisch. Meinetwegen auch »Europäischer Campus«, was sich allerdings echt uncool anhört.
Der Grund ist wahrscheinlich banal: Die französischen und deutschen Verwaltungsleute unterhalten sich – über den Rhein hinweg – auf Englisch, was peinlich genug wäre, und haben deshalb einen cool klingenden Begriff genommen, der englisch klingt ...
10 Mai 2016
Eternal zu Ende
Zu Beginn des Jahres 2015 startete Panini die deutsche Ausgabe von »Batman Eternal«; dabei handelte es sich um eine neue Serie im Universum des Dunklen Ritters. Da ich »Batman«-Geschichten mag, war ich bei diesem Neustart des DC-Universums in deutscher Sprache von Anfang an dabei.
Alle zwei Wochen kam ein neues Comic-Heft heraus, wuchtig gezeichnet, stark erzählt. Bekannte Autoren und Zeichner machten von Anfang an mit. Ich war begeistert – die neue Serie erzählte den Mythos des Dunklen Ritters von Grund auf neu und krempelte die Serie auch reichlich um. Alle wichtigen Bösewichte waren dabei, die bekannten Polizisten und Helfer sowieso.
Und die ersten paar Monate fand ich die Serie richtig klasse, ich war von den Zeichnungen und der Handlung gefesselt. Irgendwann kam der Punkt, an dem sie zäher wurde. »Batman Eternal« stapelte sich bei mir zu Hause, ich kam mit dem Lesen nicht mehr nach. Streckenweise fand ich die Zeichnungen echt mies, und die Texte waren echt öde.
Vergangene Woche schnappte ich mir die letzten Hefte der Serie, die ungelesen auf dem Stapel lagen, und schmökerte sie in einem Rutsch durch. Das Ende der Serie wurde noch mal richtig gut: zeichnerisch wie erzählerisch ein echtes Vergnügen. Das Ende versöhnte mich wieder mit »Batman Eternal«, und so werde ich die insgesamt 26 deutschen Hefte – in denen 52 amerikanische Ausgaben enthalten sind – sorgsam in die Sammlung stecken.
Wer »Batman Eternal« bisher nicht antesten wollte oder konnte, kann sich trösten: Wie es sich gehört, wird die Serie jetzt in Form von Paperbacks erneut in den Handel gebracht. Man bekommt diese im Shop bei Panini (dort gibt's auch Leseproben), aber auch bei allen Comic-Läden, im vernünftigen Buchhandel und sogar bei diversen Internet-Händlern. Einfach mal checken!
Alle zwei Wochen kam ein neues Comic-Heft heraus, wuchtig gezeichnet, stark erzählt. Bekannte Autoren und Zeichner machten von Anfang an mit. Ich war begeistert – die neue Serie erzählte den Mythos des Dunklen Ritters von Grund auf neu und krempelte die Serie auch reichlich um. Alle wichtigen Bösewichte waren dabei, die bekannten Polizisten und Helfer sowieso.
Und die ersten paar Monate fand ich die Serie richtig klasse, ich war von den Zeichnungen und der Handlung gefesselt. Irgendwann kam der Punkt, an dem sie zäher wurde. »Batman Eternal« stapelte sich bei mir zu Hause, ich kam mit dem Lesen nicht mehr nach. Streckenweise fand ich die Zeichnungen echt mies, und die Texte waren echt öde.
Vergangene Woche schnappte ich mir die letzten Hefte der Serie, die ungelesen auf dem Stapel lagen, und schmökerte sie in einem Rutsch durch. Das Ende der Serie wurde noch mal richtig gut: zeichnerisch wie erzählerisch ein echtes Vergnügen. Das Ende versöhnte mich wieder mit »Batman Eternal«, und so werde ich die insgesamt 26 deutschen Hefte – in denen 52 amerikanische Ausgaben enthalten sind – sorgsam in die Sammlung stecken.
Wer »Batman Eternal« bisher nicht antesten wollte oder konnte, kann sich trösten: Wie es sich gehört, wird die Serie jetzt in Form von Paperbacks erneut in den Handel gebracht. Man bekommt diese im Shop bei Panini (dort gibt's auch Leseproben), aber auch bei allen Comic-Läden, im vernünftigen Buchhandel und sogar bei diversen Internet-Händlern. Einfach mal checken!
09 Mai 2016
Ausmalen mit Sarrazin?
Die Zeitschrift »Buchreport« hat mal wieder Media Control ausgewertet und die Buchhandels-Zahlen für den April 2016 präsentiert. Man feiert leichte Zuwächse gegenüber dem Vorjahr, wobei es vor allem einen irrwitzigen Trend gibt. Dass der Bereich Ratgeber einen Zuwachs von 9,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat hat, liegt schlichtweg daran, dass die Ausmalbücher für Erwachsene als »Hobby-Ratgeber« behandelt werden; das »Segment Malen und Zeichnen« hat also sehr zugelegt. Ich muss echt nicht alles verstehen ...
(Verständlich ist der Rückgang bei den Kinder- und Jugendbüchern. Ostern fiel in diesem Jahr auf den März. Also wurden die zusätzlichen Geschenkkäufe diesmal nicht in den April sortiert wie 2015. Nicht wundern also)
Nicht verstehen muss ich auch nicht den Spitzenreiter im »Hardcover Sachbuch«. Ausgerechnet »Wunschdenken« von Thilo Sarrazin ist in diesem Bereich das meistverkaufte Buch. Soll also keiner glauben, dass Kunden im Buchhandel besonders schlauer sind als der Rest der Gesellschaft.
(Nein, ich habe das Buch nicht gelesen. Ich habe auch nicht die geringste Lust dazu. Mir haben die Probe-Kapitel früherer Sarrazin-Werke gereicht.)
(Verständlich ist der Rückgang bei den Kinder- und Jugendbüchern. Ostern fiel in diesem Jahr auf den März. Also wurden die zusätzlichen Geschenkkäufe diesmal nicht in den April sortiert wie 2015. Nicht wundern also)
Nicht verstehen muss ich auch nicht den Spitzenreiter im »Hardcover Sachbuch«. Ausgerechnet »Wunschdenken« von Thilo Sarrazin ist in diesem Bereich das meistverkaufte Buch. Soll also keiner glauben, dass Kunden im Buchhandel besonders schlauer sind als der Rest der Gesellschaft.
(Nein, ich habe das Buch nicht gelesen. Ich habe auch nicht die geringste Lust dazu. Mir haben die Probe-Kapitel früherer Sarrazin-Werke gereicht.)
08 Mai 2016
Wolfenbüttel am Sonntag
Das Seminar an der Bundesakademie klang am Sonntag, 8. Mai, noch mit ein wenig Endspurt-Gefühl aus: Um alle Texte ausgiebig besprechen zu können, mussten Kathrin Lange und ich am Ende richtig Gast geben. Und prompt konnten wir Dinge nicht »vortragen«, die wir eigentlich hatten vermitteln wollen.
In der Schlussrunde gaben uns die Teilnehmer viel Lob und auch ein wenig Kritik – das tut einem dann gut, weil es einem klarmacht, dass zumindest einiges sinnvoll vermittelt werden konnte. Letztlich ist so ein Seminar für mich immer eine Reise ins Ungewisse: Nie weiß ich im voraus, wie es ablaufen wird, und lasse ich bereitwillig überraschen.
Gut organisiert hatten die Veranstalter diesmal das Wetter. Über der schönen Stadt Wolfenbüttel herrschte wunderbarer Sonnenschein, es war angenehm warm, und das trug zur allgemeinen guten Laune bei. Entsprechend frohgestimmt trat ich dann auch die Heimreise in den Süden an. Bis zum nächsten Besuch in der Lessingstadt ...
In der Schlussrunde gaben uns die Teilnehmer viel Lob und auch ein wenig Kritik – das tut einem dann gut, weil es einem klarmacht, dass zumindest einiges sinnvoll vermittelt werden konnte. Letztlich ist so ein Seminar für mich immer eine Reise ins Ungewisse: Nie weiß ich im voraus, wie es ablaufen wird, und lasse ich bereitwillig überraschen.
Gut organisiert hatten die Veranstalter diesmal das Wetter. Über der schönen Stadt Wolfenbüttel herrschte wunderbarer Sonnenschein, es war angenehm warm, und das trug zur allgemeinen guten Laune bei. Entsprechend frohgestimmt trat ich dann auch die Heimreise in den Süden an. Bis zum nächsten Besuch in der Lessingstadt ...
07 Mai 2016
Seminar mit Umpf-Umpf
Es ist immer wieder schön, was sich die Stadt Wolfenbüttel einfallen lässt, um die Seminare zu verschönern, an denen ich als Dozent teilnehme. An diesem Wochenende tobt im Hof des Schlosses eine Veranstaltung, die sich um »Wein und Bier« trägt. Da sie vier Euro kostet, habe ich sie bislang nicht besucht; von unserem Seminarraum können wir aber auf die Zelte und die Besucher schauen.
Dummerweise kam jemand auf die Idee, dass so eine Veranstaltung nicht ohne Beschallung funktionieren könnte. Mittags lief schreckliche Musik vom Band: Von Kirmes-Techno bis hin zu deutschen Schlagen war echt alles vertreten. Und wir versuchten währenddessen, mit Autorinnen und Autoren engagiert an deren Texten zu arbeiten.
Nach dem Abendessen wurde es schlimmer. Eine Live-Band spielte. So hörte es sich zumindest an; sehen konnte ich nichts, und durch die geschlossenen Fenster – toll bei so einem schönen Frühsommerwetter! – drang eben nur das Umpf-Umpf-Umpf. Immerhin erkannte ich Klassiker wie »Skandal im Sperrbezirk« oder »Major Tom«; mein Hirn ist mit erstaunlich viel doofer Musik angefüllt.
Wir versuchten trotzdem zu arbeiten. Unter anderem beschäftigen wir uns mit Zukunftsstädten und Fantasyländern, mit Magiern und Kriegen, mit schattenhaften Wesen und anderen Dingen aus dem weiten Feld der Phantastik. Dabei bekam ich eine Reihe von coolen Konzepten und auch sehr ansprechenden Texten zu Gesicht. Das freut mich dann auch!
Dummerweise kam jemand auf die Idee, dass so eine Veranstaltung nicht ohne Beschallung funktionieren könnte. Mittags lief schreckliche Musik vom Band: Von Kirmes-Techno bis hin zu deutschen Schlagen war echt alles vertreten. Und wir versuchten währenddessen, mit Autorinnen und Autoren engagiert an deren Texten zu arbeiten.
Nach dem Abendessen wurde es schlimmer. Eine Live-Band spielte. So hörte es sich zumindest an; sehen konnte ich nichts, und durch die geschlossenen Fenster – toll bei so einem schönen Frühsommerwetter! – drang eben nur das Umpf-Umpf-Umpf. Immerhin erkannte ich Klassiker wie »Skandal im Sperrbezirk« oder »Major Tom«; mein Hirn ist mit erstaunlich viel doofer Musik angefüllt.
Wir versuchten trotzdem zu arbeiten. Unter anderem beschäftigen wir uns mit Zukunftsstädten und Fantasyländern, mit Magiern und Kriegen, mit schattenhaften Wesen und anderen Dingen aus dem weiten Feld der Phantastik. Dabei bekam ich eine Reihe von coolen Konzepten und auch sehr ansprechenden Texten zu Gesicht. Das freut mich dann auch!
06 Mai 2016
Licht am Ende des Tunnels
Das erste Seminar, das ich in diesem Jahr als Co-Dozent begleiten darf, ist in Wolfenbüttel. Dort bin ich seit den 90er-Jahren aktiv, halte Vorträge und Seminare an der Bundesakademie für kulturelle Bildung. So auch in diesem Mai 2016 – zusammen mit der Autorin Kathrin Lange als Co-Dozentin und Dr. Olaf Kutzmutz als literarischem Leiter der Akademie. Das Seminar trägt den schönen Titel »Licht am Ende des Tunnels« und richtet sich an Leute, die an Romanen aus den Genres Science Fiction, Fantasy oder Horror arbeiten.
Mit uns zusammen tagen im Schloss der Stadt ein wenig mehr als ein Dutzend Autorinnen und Autoren; die Diskussionen sind bisher anregend und abwechslungsreich. Wobei der Freitag immer ein wenig der Anreise gilt, dem gemütlichen Ankommen, dem »Eingrooven«, wie man das neudeutsch nennt. Das herrlichen Frühsommerwetter sorgt dafür, dass die Laune sehr gut ist.
Am ersten Tag ging es uns darum, erst einmal die Kenntnisse und Zeile der Teilnehmer abzufragen. In Werkstattrunden stellten Kathrin Lange und ich diverse Möglichkeiten vor, wie man Romane konzipieren kann – also eine eher theoretische Geschichte. Danach ging es an eine intensive Textarbeit, die bis kurz vor 22 Uhr ging. Danach wartet der durstige Redakteur auf sein erstes Bier ...
Mit uns zusammen tagen im Schloss der Stadt ein wenig mehr als ein Dutzend Autorinnen und Autoren; die Diskussionen sind bisher anregend und abwechslungsreich. Wobei der Freitag immer ein wenig der Anreise gilt, dem gemütlichen Ankommen, dem »Eingrooven«, wie man das neudeutsch nennt. Das herrlichen Frühsommerwetter sorgt dafür, dass die Laune sehr gut ist.
Am ersten Tag ging es uns darum, erst einmal die Kenntnisse und Zeile der Teilnehmer abzufragen. In Werkstattrunden stellten Kathrin Lange und ich diverse Möglichkeiten vor, wie man Romane konzipieren kann – also eine eher theoretische Geschichte. Danach ging es an eine intensive Textarbeit, die bis kurz vor 22 Uhr ging. Danach wartet der durstige Redakteur auf sein erstes Bier ...
05 Mai 2016
Und Hardcore?
In der aktuellen Ausgabe des OX-Fanzines ist die letzte Folge meines dritten Romans um den Punkrocker Peter Pank enthalten. Darüber schrieb ich schon einige Male. Damit ist nach über einem Dutzend Jahren die Arbeit an diesem Roman abgeschlossen; ich bin einigermaßen stolz auf das Gesamtergebnis, das ich noch nie am Stück gelesen habe.
Nur: Wie geht es jetzt weiter mit »Und: Hardcore!«, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass der Roman sich während seiner Entstehung doch immer mal wieder in der Ausrichtung leicht geändert hat. Geplant ist, dass er als dritter Teil der »Peter Pank«-Reihe in dem Verlag erscheint, der auch die ersten zwei Bücher veröffentlicht hat: beim Hirnkost-Verlag, dem ehemaligen Verlag des Archivs der Jugendkulturen.
Der Text ist jetzt eine Million Anschläge lang, inklusive Leerzeichen und natürlich ohne jegliche Korrektur. Das sagt zumindest mein Schreibprogramm und dessen Zählmechanismus. Eine Million Anschläge – das ist eine Menge Holz.
Schon jetzt ist absehbar, dass ich kürzen muss. Wann und wie ich das leisten kann, weiß ich noch nicht. Es wird wohl frühestens 2017 werden, bis das Buch soweit fertig ist, dass ich es an den Verlag schicken kann ...
Nur: Wie geht es jetzt weiter mit »Und: Hardcore!«, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass der Roman sich während seiner Entstehung doch immer mal wieder in der Ausrichtung leicht geändert hat. Geplant ist, dass er als dritter Teil der »Peter Pank«-Reihe in dem Verlag erscheint, der auch die ersten zwei Bücher veröffentlicht hat: beim Hirnkost-Verlag, dem ehemaligen Verlag des Archivs der Jugendkulturen.
Der Text ist jetzt eine Million Anschläge lang, inklusive Leerzeichen und natürlich ohne jegliche Korrektur. Das sagt zumindest mein Schreibprogramm und dessen Zählmechanismus. Eine Million Anschläge – das ist eine Menge Holz.
Schon jetzt ist absehbar, dass ich kürzen muss. Wann und wie ich das leisten kann, weiß ich noch nicht. Es wird wohl frühestens 2017 werden, bis das Buch soweit fertig ist, dass ich es an den Verlag schicken kann ...
04 Mai 2016
Deutschpunk im Visier
Eigentlich hatte ich für den 1. Mai 2016 ein anderes Thema geplant. Aber angesichts der Bundesversammlung der rechtsradikalen AfD in Stuttgart bot es sich an, mal wieder in die Kiste für Deutschpunk zu greifen und auf den deutschsprachigen Punkrock aus der ersten Hälfte der 80er-Jahre zurückzublicken. Im Querfunk, dem Freien Radio in Karlsruhe, bekam ich so eine ganz ordentliche Radiosendung hin – fand zumindest ich.
Mit den Toten Hosen spielte ich eine Band, die kommerziell ihre Erfolge feierte, ansonsten legte ich eher unbekannte Platten auf den Teller. Oder muss man sagen: heute unbekannt? Ich meine ... Zu ihrer Zeit waren Ausbruch aus Aachen und Beton Combo aus Berlin durchaus bekannt. Die Abstürzenden Brieftauben aus Hannover brachten es sogar mal auf das Titelbild der »Bravo«.
Reine Szene-Bands waren Tin Can Army aus ... keine Ahnung, woher die genau kamen. Ätzer 81 kamen auf jeden Fall aus Stuttgart, und Canalterror stammten aus Bonn. Die Bildstörung aus Frankfurt war eher zur Neuen Deutschen Welle zu zählen, ich spielte sie dennoch sehr gern.
Mit den Toten Hosen spielte ich eine Band, die kommerziell ihre Erfolge feierte, ansonsten legte ich eher unbekannte Platten auf den Teller. Oder muss man sagen: heute unbekannt? Ich meine ... Zu ihrer Zeit waren Ausbruch aus Aachen und Beton Combo aus Berlin durchaus bekannt. Die Abstürzenden Brieftauben aus Hannover brachten es sogar mal auf das Titelbild der »Bravo«.
Reine Szene-Bands waren Tin Can Army aus ... keine Ahnung, woher die genau kamen. Ätzer 81 kamen auf jeden Fall aus Stuttgart, und Canalterror stammten aus Bonn. Die Bildstörung aus Frankfurt war eher zur Neuen Deutschen Welle zu zählen, ich spielte sie dennoch sehr gern.
Sag Servus zum Betriebsrat
Ich habe den Fernsehsender »Servus TV« immer mal wieder angelassen ... Mehr aus Zufall, wenn ich beim Herumzappen auf einen alten Film stieß, den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. »Servus TV« brachte oft Streifen aus den 70er- und 80er-Jahren, deren Rechte wohl billig zu haben waren, die ich aber doch mal wieder gern ansah.
Als der Sender ankündigte, seinen Betrieb einzustellen, machte mich das ein wenig traurig. Aber nur ein wenig – so wichtig ist Fernsehen schließlichi nicht. Zuerst hieß es, die Einstellung sei aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt; das Fernseh-Engagement habe sich für die Marke Red Bull nicht gelohnt.
Mittlerweile wurde bekannt, dass die Mitarbeiter deshalb gekündigt wurden, weil angeblich einige Angestellte vorgehabt hatten, einen Betriebsrat zu gründen. Wir halten fest: Einige Menschen besinnen sich auf ihre Grundrechte, wollen eine Vertretung für die Rechte der Arbeitnehmer einführen – spät genug, aber immerhin! –, und das ist der Grund für Red Bull, den Laden zu schließen. Ein Betriebsrat habe die »Werte« des Senders »nachhaltig beschädigt«, hieß es.
Es kommt noch besser. Es gibt einen Offenen Brief von Mitarbeitern, so berichtet zumindest die Medien-Informationsseite »Horizont.at«. In diesem wird unter anderem geäußert: »Wir wollen und brauchen keinen Betriebsrat.« Man verbitte sich gewerkschaftliche Einmischungen. Anders gesagt: Die Angestellten kriechen ihren Chefs sonstwohin und betteln darum, weiter arbeiten zu dürfen – ohne ihre Rechte in Anspruch zu nehmen.
Die Moral von der Geschicht' möge jeder für sich selbst ziehen. Ich mochte die Getränke von Red Bull ohnehin noch nie so gern, jetzt habe ich sogar ein Problem mit ihnen ...
Als der Sender ankündigte, seinen Betrieb einzustellen, machte mich das ein wenig traurig. Aber nur ein wenig – so wichtig ist Fernsehen schließlichi nicht. Zuerst hieß es, die Einstellung sei aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt; das Fernseh-Engagement habe sich für die Marke Red Bull nicht gelohnt.
Mittlerweile wurde bekannt, dass die Mitarbeiter deshalb gekündigt wurden, weil angeblich einige Angestellte vorgehabt hatten, einen Betriebsrat zu gründen. Wir halten fest: Einige Menschen besinnen sich auf ihre Grundrechte, wollen eine Vertretung für die Rechte der Arbeitnehmer einführen – spät genug, aber immerhin! –, und das ist der Grund für Red Bull, den Laden zu schließen. Ein Betriebsrat habe die »Werte« des Senders »nachhaltig beschädigt«, hieß es.
Es kommt noch besser. Es gibt einen Offenen Brief von Mitarbeitern, so berichtet zumindest die Medien-Informationsseite »Horizont.at«. In diesem wird unter anderem geäußert: »Wir wollen und brauchen keinen Betriebsrat.« Man verbitte sich gewerkschaftliche Einmischungen. Anders gesagt: Die Angestellten kriechen ihren Chefs sonstwohin und betteln darum, weiter arbeiten zu dürfen – ohne ihre Rechte in Anspruch zu nehmen.
Die Moral von der Geschicht' möge jeder für sich selbst ziehen. Ich mochte die Getränke von Red Bull ohnehin noch nie so gern, jetzt habe ich sogar ein Problem mit ihnen ...
03 Mai 2016
Yeah Yeah Noh bei John Peel
Es gab eine Zeit, da war »IndiePop« noch kein Schimpfbgriff für scheißblöde Frisuren und arrogant guckende Popper. Britische Bands, die in den frühen 80er-Jahren diese Musik spielten, waren in mancherlei Hinsicht mehr »punk« in ihrer schrulligen Eigenständigkeit als manche Irokesen-Nietenlederjacken-Punkband, die das spielte, was alle anderen auch servierten.
Ich habe Yeah Yeah Noh nie gesehen und weiß über die Band auch nicht viel mehr als das, was man im Internet nachlesen kann. Die Band gründete sich 1983 in Leicester, brachte diverse Tonträger heraus und löste sich 1986 schon wieder auf. In meinem Besitz ist die Platte mit den John Peel Sessions, die im Januar 1986 aufgenommen und 1987 veröffentlicht wurde.
Jedes der vier Stücke ist außergewöhnlich. Die Gitarre singt richtig, wenn sie nicht herzzerreißend vor sich hinschrammelt, der Sänger hat eine ausdrucksvolle Stimme, die gelegentlich auch an The Smiths erinnert, es gibt hippieeske Hintergrundchöre, während Schlagzeug und Bass sehr melodisch den Rhythmus vorgeben.
Mit dem derben Hardcore-Punk, der zu jener Zeit von der Insel auf den Kontinent herüberschwappte, hat das nichts zu tun; die Band hatte sich der Melodie verschrieben und serviert diese mit einem Hang zur Spinnerei, den ich höchst sympathisch finde. Auch nach dreißig Jahren ist das eine richtig gute Platte!
Ich habe Yeah Yeah Noh nie gesehen und weiß über die Band auch nicht viel mehr als das, was man im Internet nachlesen kann. Die Band gründete sich 1983 in Leicester, brachte diverse Tonträger heraus und löste sich 1986 schon wieder auf. In meinem Besitz ist die Platte mit den John Peel Sessions, die im Januar 1986 aufgenommen und 1987 veröffentlicht wurde.
Jedes der vier Stücke ist außergewöhnlich. Die Gitarre singt richtig, wenn sie nicht herzzerreißend vor sich hinschrammelt, der Sänger hat eine ausdrucksvolle Stimme, die gelegentlich auch an The Smiths erinnert, es gibt hippieeske Hintergrundchöre, während Schlagzeug und Bass sehr melodisch den Rhythmus vorgeben.
Mit dem derben Hardcore-Punk, der zu jener Zeit von der Insel auf den Kontinent herüberschwappte, hat das nichts zu tun; die Band hatte sich der Melodie verschrieben und serviert diese mit einem Hang zur Spinnerei, den ich höchst sympathisch finde. Auch nach dreißig Jahren ist das eine richtig gute Platte!
02 Mai 2016
Diving For Sunken Treasure
Die Single »Caravan« von Diving For Sunken Treasure läuft bei mir derzeit in »Heavy Rotation«; die habe ich mir dieser Tage endlich gekauft. Gut, dass man dazu auch das schöne Video bei Youtube angucken kann. Das erspart mir im Büro das Umdrehen, und gut isses trotzdem.
Schöne Mixtur aus Punk und allerlei schnellen anderen Rhythmen; der Sänger klingt ein wenig versoffen, und die Musik lockt zu euphorischem Herumhüpfen und Mitgrölen. Diese Band muss ich unbedingt mal live angucken!
Schöne Mixtur aus Punk und allerlei schnellen anderen Rhythmen; der Sänger klingt ein wenig versoffen, und die Musik lockt zu euphorischem Herumhüpfen und Mitgrölen. Diese Band muss ich unbedingt mal live angucken!
Religionsfrieden
Weil der Samstag in Karlsruhe so schön war, bummelte ich mal wieder durch die Innenstadt; schön gemütlich, ich hatte ja Zeit. Am Ludwigsplatz begann der Reigen der Informationsstände, der sich durch die halbe Innenstadt ziehen sollte: Einträchtig nebeneinander warben die Zeugen Jehovas und die Salafisten für ihren Glauben. Die einen verteilten den »Wachturm«, die anderen den Koran. Die einen hatten seltsame Vollbärte, die anderen trugen Seitenscheitel.
Am Marktplatz wurde der Religionsreigen durch Hare Krishna fortgesetzt. Bei denen hat sich seit den 80er-Jahren auch nichts geändert: dieselben Bücher, die verschenkt werden, dieselben Reden, dieselbe Musik und dieselben Tänzer ... Es störte mich nicht. Die Sonne schien, die Leute hatten gute Laune, alles wirkte multikulturell im positiven Sinne.
So lasse ich mir das mit der Religionsfreiheit gefallen. Meinetwegen soll jeder zu seinem Gott glauben, wenn er oder sie das will. Man lasse mich aber bitteschön in meinem Unglauben verharren – ich will ja auch niemanden bekehren. Es könnte so einfach sein, wenn nicht immer irgendwelche Wirrköpfe aus dem Religionsfrieden einen Religionskrieg machen wollten.
Am Marktplatz wurde der Religionsreigen durch Hare Krishna fortgesetzt. Bei denen hat sich seit den 80er-Jahren auch nichts geändert: dieselben Bücher, die verschenkt werden, dieselben Reden, dieselbe Musik und dieselben Tänzer ... Es störte mich nicht. Die Sonne schien, die Leute hatten gute Laune, alles wirkte multikulturell im positiven Sinne.
So lasse ich mir das mit der Religionsfreiheit gefallen. Meinetwegen soll jeder zu seinem Gott glauben, wenn er oder sie das will. Man lasse mich aber bitteschön in meinem Unglauben verharren – ich will ja auch niemanden bekehren. Es könnte so einfach sein, wenn nicht immer irgendwelche Wirrköpfe aus dem Religionsfrieden einen Religionskrieg machen wollten.
01 Mai 2016
Arbeit am 1. Mai
Der 1. Mai als Kampftag der Arbeiterklasse bewegt heute niemanden mehr. Nur noch die Unentwegten gehen auf die Kundgebungen der Gewerkschaften. Auch ich bringe meinen faulen Hintern an diesem Sonntag nicht aus dem Sofa – auf dem ich den halben Tag verbringe, um Manuskripte und andere Texte zu lesen, also für meinen Arbeitgeber tätig zu sein.
Die letzten Mai-Kundgebungen, an denen ich teilnahm, waren in den 90er-Jahren. In Mannheim, wo der Sloga »Hundert Jahre DGB – tun dem Kapitel nicht weh« lautete, ich also an der Revolutionären 1.-Mai-Demo teilnahm. Und in Hamburg, als es mit der APPD und dem genialen Slogan »Arbeit ist scheiße« auf die Straße ging.
Seither verbrachte ich den 1. Mai damit, familiäre Verpflichtungen zu erfüllen oder sonstige unpolitische Dinge zu tun. Manchmal schämte ich mich dafür, die meiste Zeit war es mir egal. Und das wiederum ist mir nicht egal.
Dass der 1. Mai nicht nur bei mir keine Relevanz mehr hat, sondern auch beim Gros der bundesdeutschen Bevölkerung, ist eine schlechte Entwicklung. Sie geht einher mit Entsolidarisierung und einem wachsenden Unmut in der Bevölkerung. Allerdings kann ich jeden und jede verstehen, die oder der keine Lust auf die langweiligen Reden einer Mai-Kundgebung haben.
Was wiederum den Mächtigen in diesem Land hilft: Eine politisch desinteressierte Bevölkerung lässt alles mit sich machen. Sie lässt sich auch aufputschen und in ihren Zielen auf Feinde von außerhalb lenken. Dass ausgerechnet die AfD von vielen Arbeitnehmern und auch »Armen« gewählt wurde, spielt da ins Kalkül ...
Die letzten Mai-Kundgebungen, an denen ich teilnahm, waren in den 90er-Jahren. In Mannheim, wo der Sloga »Hundert Jahre DGB – tun dem Kapitel nicht weh« lautete, ich also an der Revolutionären 1.-Mai-Demo teilnahm. Und in Hamburg, als es mit der APPD und dem genialen Slogan »Arbeit ist scheiße« auf die Straße ging.
Seither verbrachte ich den 1. Mai damit, familiäre Verpflichtungen zu erfüllen oder sonstige unpolitische Dinge zu tun. Manchmal schämte ich mich dafür, die meiste Zeit war es mir egal. Und das wiederum ist mir nicht egal.
Dass der 1. Mai nicht nur bei mir keine Relevanz mehr hat, sondern auch beim Gros der bundesdeutschen Bevölkerung, ist eine schlechte Entwicklung. Sie geht einher mit Entsolidarisierung und einem wachsenden Unmut in der Bevölkerung. Allerdings kann ich jeden und jede verstehen, die oder der keine Lust auf die langweiligen Reden einer Mai-Kundgebung haben.
Was wiederum den Mächtigen in diesem Land hilft: Eine politisch desinteressierte Bevölkerung lässt alles mit sich machen. Sie lässt sich auch aufputschen und in ihren Zielen auf Feinde von außerhalb lenken. Dass ausgerechnet die AfD von vielen Arbeitnehmern und auch »Armen« gewählt wurde, spielt da ins Kalkül ...
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