31 Mai 2007

Romeo und Kaugummi

Romeo und Julia gelten als ein Inbegriff von Romantik. Ihre Liebesbeziehung, sofern es diese überhaupt jemals gegeben hat, fasziniert und begeistert die Menschen seit Jahrhunderten. Und natürlich mußten wir uns in Verona auch den legendären Balkon anschauen, an dem angeblich die Liebeserklärung gemacht wurde.

Natürlich kommen alle Touristen auf dieselbe Idee. Daß man in der engen Einfahrt und in dem kleinen Hof nicht tot getrampelt wird, ist alles. Viel wichtiger ist allerdings, nicht gegen eine Wand zu fallen.

Die Wände des Durchgangs sind nämlich in ihrer gesamten Breite und Höhe beklebt mit Kaugummis, die Teenager aus der ganzen Welt angebracht haben. Kaugummis mit Liebesschwüren, dazu Zettel mit irgendwelchen Botschaften, aber vor allem Kaugummis in allen Größen, Formen und Farben.

Eigentlich schon wieder eine bizarre Geschichte, ein Beispiel dafür, was Tourismus letztlich aus Romantik macht. Julias Balkon dürfte so manche Reisende kurieren.

30 Mai 2007

Globalisierungsgegner?

Früher waren's die Chaoten; heute sind es die Globalisierungsgegner: Wenn die bürgerlichen Medien und die Polizei gemeinsam den »linken Feind« angreifen wollen, passen die Schubladen immer gut.

Da wird dann halt eine Barrikade vor der Roten Flora in Hamburg gleich zu einer »Anti-G-8-Randale«. Schöner selbstentlarvender Bericht im »Spiegel«, während einen die »Bild«-Zeitung in dieser Frage nicht überrascht. Mann ...

29 Mai 2007

Der Marionettenspieler von Venedig

Der Stefansplatz in Venedig ist groß und eindrucksvoll, wird von den meisten Touristen aber als Durchgangsstation benutzt. So kommt es zumindest uns vor, als wir zum zweiten Mal an diesem Tag über den Platz schlendern. Nur wenige halten an und setzen sich auf eine Bank, nur wenige betrachten die Statue in der Mitte des Platzes oder betreten den roten Bau der alten Kirche.

Wir bleiben spontan bei einem Mann stehen, der gerade sein Marionettentheater aufbaut; dann setzen wir uns hin und schauen zu. Mit einigen Kindern sind wir anfangs die einzigen, später sammeln sich Dutzende von Menschen um den Mann.

Und der ist wirklich klasse: ein verschmitztes Lächeln im bärtigen Gesicht, die langen schwarzen Haare zum Zopf gebunden, darüber ein Hut. Er läßt die Puppen buchstäblich tanzen, erzählt komplette Geschichten, die mal in Venedig spielen, mal in der römischen Vergangenheit, mal in einem orientalischen Harem.

Seine Figuren bewegen sich traumhaft, sie tanzen und hüpfen; er entlockt ihnen Gesten und Mimik, die uns wiederum Ausrufe der Begeisterung entlocken. Dazu exakt abgestimmte Musik vom Band, die jede Szene hervorragend umrahmt. Super!

Die Vorstellung geht schätzungsweise zwanzig Minuten, und ich bin hinterher total begeistert; ich klatsche, bis mir fast die Hände wehtun, und werfe hinterher auch was in den Hut. Mein persönliches Venedig-Highlight!

Hübsche kleine Stadt

Angesichts des heutigen Pißwetters ein Rückblick auf schöne Sonnentage ...

Soave war mir bisher als Weißwein ein Begriff: meist lecker schmeckend und schön leicht, ein idealer Sommerwein. Jetzt kenne ich auch die Stadt.

Eine alte Burg grüßt von ihrem Berg ins flache oder leicht hügelige Umland hinaus, überall auf den Hängen wird Wein angebaut. Die kleine Stadt schmiegt sich an den Burgberg, schmale Gassen hinter einer alten Stadtmauer.

Hinter Holztüren, die schon grau sind vom Alter, warten kleine Weinhandlungen auf die Besucher. Hier kann man verkosten, die Beratung erfolgt teilweise sogar in deutscher Sprache; ich kann nur wenige Worte italienisch.

Nach gut eineinhalb Stunden hat man alles gesehen, ist man praktisch durch alle Gassen und Sträßchen der kleinen Gemeinde spaziert. Aber ich glaube: Wer Ruhe und Erholung will, ist in Soave gar nicht mal schlecht aufgehoben. (Und Verona ist um die Ecke.)

28 Mai 2007

Ein Liebesroman, zumindest der Anfang

Letztes Jahr um diese Zeit versuchte ich mich an einem Liebesroman. Kein Witz!, es war auch einigermaßen ambitioniert gemeint.

41.000 Anschläge bekam ich auch hin, das fand ich nicht schlecht - entspricht etwa dem Fünftel eines Heftromans für diejenigen, die es etwas genauer wissen wollen. Dann machte ich aber nicht weiter, weil ich zu nichts mehr kam ...

Und weil ich feststellte, was für eine fiese Arbeit das für mich war: Ich mußte ja versuchen, etwas zu schreiben, das ich selbst kaum lesen würde. Eine Lektorin in einem Verlag fand's ganz brauchbar, aber nicht soo arg, und zwei Testleserinnen meinten, man würde halt merken, daß ich ein Mann sei.

Arrrgl. Als Pfingstmontags-Gruß jetzt einfach mal das erste Kapitel von »Hollywood Carmel«, so der Arbeitstitel - steht im Kommentar.

27 Mai 2007

Ich fühl' mich stets sehr sicher

Samstag nachmittag, Karlsruhe Innenstadt: Auf der Kaiserstraße ist wie immer viel los. Straßenbahnen fahren dicht hintereinander durch die sogenannte Fußgängerzone, rechts und links drängeln sich buchstäblich die Menschen.

Zwei Polizisten haben ihr Fahrzeug in den Fußgängerbereich gestellt, kein Dutzend Meter vom Europaplatz entfernt. Mit grimmiger Miene stehen die zwei erwachsenen Männer vor zwei Kid-Punks, vielleicht 17 Jahre alt, die lässig auf dem Boden herumgammeln. »Die haben wohl nichts besseres zu tun«, empört sich eine Passantin, die die Szene beobachtet.

Beim Vorbeigehen höre ich, wie einer der jungen Punks beteuert. »Nein, ich nehme keine Drogen. Ich habe rote Augen, weil ich Allergiker bin.« Der Polizist blafft irgendwas zurück.

Zehn Minuten später, hundert Meter weiter. Gleich zwei Polizeifahrzeuge stehen in der Fußgängerzone. Zwei Polizisten gehen gerade eben zu ihrem Wagen zurück, zwei andere kontrollieren die Pässe von Straßenmusikanten. Ich sehe, daß einer der Polizisten eine schutzsichere Weste trägt.

»Wohl Sicherheitsvorkehrungen wegen des G8-Gipfels«, spottet eine Passantin in meiner Nähe. »Terroristen bekämpfen, indem man Straßenmusiker verhört ...«

Fasziniertes Staunen

Merkwürdige Dinge gibt es im Fernsehen: Heute nacht beim Rumzappen stolperten wir - zum zweiten Mal in einem Halbjahr - über den sogenannten Verkaufssender HSE 24, in dem eben allerlei Zeugs an die Fernsehzuschauer verscherbelt wird. Und wieder ging es um die Modemarke »Pompöös« eines Modemachers namens Harald Glöckler, der lustigerweise aus der »Nachbarschaft« kommt, sprich aus der Nähe von Pforzheim.

Wir schmissen uns fast weg: weniger wegen der Moderation als wegen der Klamotten (die ich durch die Bank schrecklich fand) und der ach so erotisch durch die Gegend scharwenzelnden Models. Ein Highlight der Fernseh-Unterhaltung, besser als zwei Drittel aller sogenannten Comedians.

Mein Tipp für Nachtschwärmer: HSE 24 gucken; das ist immer lustig. Zu Harald Glöckler gibt es auf diversen Video-Seiten nette Outtakes; recht neu ist ein Filmchen bei myvideo, peinlich allerdings die meisten der darunter stehenden Kommentare.

25 Mai 2007

Höchst durchschnittliches Wührer

Das hat mich dann weniger überrascht: Das Wührer-Bier aus Rom schmeckt höchst durchschnittlich. Kühlt man es gut herunter, ist es allerdings trinkbar – und so kippte ich mir die Pulle recht flott hinunter.

Seien wir fair: Das Bier wird von einer Brauerei-Gruppe hergestellt, also eher ein Industriegesöff. Und solcherlei Getränke sind auch hierzulande alles andere als besonders lecker ...

Trotzdem rate ich Italien-Reisenden vom Wührer-Bier ab. Außer man ist knallharter Bier-Trinker und faßt keinen Wein an. Aber dann bekommt dieser Mensch eh eine Prise des Bedauerns von mir ab.

Ein feines Bier aus Mailand


Sage übrigens keiner mehr, die Italiener könnten nur leckeren Wein und tollen Kaffee machen. Die sind sogar in der Lage, brauchbares Bier herzustellen.

Ehrlich!

Ich war davon nicht sonderlich überzeugt. Aber aus sportlichen Gründen kaufte ich mir eine Flasche Birra Moretti, gebraut in Mailand.

Das Zeug schmeckt, vor allem gut gekühlt. 4,6 Umdrehungen hat es, die Flasche ist von einem etwas größeren Format, so daß ein netter Alkohol-Effekt feststellbar ist.

Sehr schön. Davon bringe ich vom nächsten Italien-Trip mehr mit. Das ist mal ein Mitbringsel der anderen Art ...

24 Mai 2007

Politik à la Pispers

Seit ich eine DVD mit einem älteren Programm des Kabarettisten Volker Pispers gesehen habe, bin ich ein echter Fan von ihm: knallharte politische Aussagen, bei denen man sich ausschütten will vor Lachen – nicht zuletzt deshalb, weil er meist nicht einmal übertreiben muß, sondern die Wahrheit schlicht satirisch zuspitzt.

Am Mittwoch, 16. Mai 2007, sah ich ihn: Er spielte in der Badnerlandhalle in Karlsruhe-Neureut. Ein Mann allein auf einer großen Bühne, viele hundert Leute im Saal. Und diese Leute lachten sich schlapp, schrieen vor Begeisterung oder wanden sich vor Grausen.

Pispers setzt seine Pointen manchmal drastisch bis zum Gehtnichtmehr und schreckt auch vor knallharten Beleidigungen zurück. Angela Merkel wird bei ihm zwischendurch mal zur »Schabracke«, bei Schäuble überlegt er sich nur noch, ob er ihn mit dem Kleinwagen oder mit dem Panzer überfahren will – und so weiter.

Das ist nicht jedermanns Sache, trifft das Elend der deutschen Politik aber manchmal direkter als manch feingeistige Diskussion. Pispers macht Polit-Kabaratt auf hohem Niveau, bei dem sich die Pointen zeitweise echt jagen. Der Kampf mit dem eleganten Florett ist allerdings nicht seine Sache.

23 Mai 2007

Lob für einen, der es verdient hat

Einer der Autoren, die mich geprägt haben, ist Ray Bradbury. Der Mann hat schon in den vierziger Jahren die Science Fiction zu einer anspruchsvollen Literaturgattung entwickelt – angesichts der damals vorherrschenden »Pulp-SF« eine absolute Leistung.

Am Montag, 21. Mai, erhielt er jetzt in New York einen Preis für sein Lebenswert. Hey, und das auch noch im Rahmen des Pulitzer Preises, das ist echt der Hammer.

Bekannt wurde Bradbury vor allem durch seine »Mars-Chroniken« oder durch »Fahrenheit 451«. Ich schützte auch seine großartigen Kurzgeschichten, die in Story-Sammlungen wie »Der illustrierte Mann« veröffentlicht wurden.

Im letzten Sommer sah ich den großen alten Mann der SF auf dem SF-WorldCon in Anaheim, Kalifornien. Bradbury, schon durch das Alter geschwächt, aber geistig immer noch hundertprozentig fit, hielt eine gut vierzig Minuten dauernde Rede ohne Vorlage und ohne Papier: witzig und warmherzig, intelligent und amüsant. Der Saal dankte es mit Standing Ovations. Ich war nicht der einzige, der Tränen in den Augen hatte.

Und jetzt dieser Preis. Da trifft es endlich einmal den Richtigen.

22 Mai 2007

Becks Dreamteam

Manchmal kann man bedauernd den Kopf wiegen, wenn man sich den Zustand der SPD anschaut. Die Partei verliert Mitglieder in Scharen, sie sackt in allen Umfragen ab, als sei alles zu spät, und in der Führungsspitze scheint die Ideenlosigkeit vorzuherrschen.

Man tut ja auch alles dafür, Mitglieder und Wähler zu vergraulen. Die Zustimmung zum sogenannten Asylkompromiß in der ersten Hälfte der 90er Jahre, nach welchem die SPD für jeden Antirassisten nicht mehr wählbar war, wurde mittlerweile zwar flächendeckend vergessen, wie mir scheint.

Anders ist es jedoch bei Hartz IV und den Unternehmenssteuergesetzen. Auch Menschen mit Alzheimer wird so schnell nicht aus dem Hirn bröseln, wie sich die angeblich sozialdemokratische Partei hier zum Erfüllungsgehilfen neoliberaler Wahn-Träume machte und alles tat, um ihre bisheriges Wähler- und Mitglieder-Klientel zu vergraulen.

Doch jetzt wird alles gut. Kurt Beck, den ich ja eigentlich ganz sympathisch finde (dickbäuchige Pfälzer, die mal PERRY RHODAN gelesen haben, mag ich als Menschen mal prinzipiell schon mal), hat politisch bislang nichts gerissen - außerhalb von Rheinland-Pfalz zumindest. Aber übers Wochenende hat er immerhin einen neuen Vorstand installiert.

Pleitegeier Peer Steinbrück (der sich so schön freut, weil die Steuereinnahmen ohne sein Zutun sprudeln), Foltervergesser Frank-Walter Steinmeier (den die Deutschen erstaunlicherweise für kompetent halten, wohl deshalb, weil er so würdevoll weißhaarig wirkt wie einst Silberlocke Weizsäcker) und Trekkie Andrea Nahles vertreten künftig die SPD nach außen.

Bei Andrea Nahles komme ich stets ins Stolpern. In meinem Bild ist sie immer noch die agile Juso-Vorsitzende, die »Star Trek« mag und mit Heftromanautoren öffentlich diskutierte - das fand ich gut. Den schlimmsten Neoliberalismus-Ausrutschern der Partei hat sie immer treu & brav widersprochen; also kann sie keine komplette Null geworden sein. Fragt sich nur, was weitere zehn Jahre in der Partei-Kandare aus der Frau machen.

Ich schaue zu. Und wähle weiterhin ungültig. Angesichts einer solchen SPD kann mich die CDU nicht sonderlich schrecken.

Sendepause in Italien

Einige Tage lang tat sich nichts in diesem Blog. Das ist nicht weiter schlimm, schließlich hält sich die Relevanz solcher Blogs ja arg in Grenzen. Zudem tun einige Tage Urlaub ohne Computer und ohne Internet-Anschluß auch mal ganz gut.

Wir waren in Italien. Genauer gesagt im Großraum Venetien. Das ist mit dem Auto von Kalrsruhe aus kein sooo großes Problem. Wären nicht überall bescheuerte Baustellen ...

Los ging's letzte Woche in der Nacht von Mittwoch, den 16. Mai, auf Donnerstag, den 17. Mai. Abfahrt um Mitternacht, durch den Gotthard-Tunnel irgendwann um vier Uhr morgens oder so, auf der italienischen Seite irgendwann eine Stunde oder zwei gepennt. Aufenthalt in der kleinen Stadt Dolo, zwischen Padua und Venedig gelegen.

Kurze Aufenthalte in Soave und Chioggia, in Viacenza und Mestre; ein Tag auf jeden Fall in Venedig; Einkaufsbummel in Padua; schöne Fahrt entlang der Brenta mit all den alten Villen; Bummeln in Verona.

Zuletzt eine Nacht in einem Kloster bei Mailand, ein Tag in Mailand - war extrem anstrengend! - und heute nacht zurück. Abfahrt in Mailand/Milano um zehn Uhr abends, Baustellen und Umleitungen über die Dörfer nachts inklusive, Eintreffen in Karlsruhe heute morgen um vier.

Bingo. Hat alles geklappt. Kleinere Berichte folgen bei Gelegenheit.

16 Mai 2007

Österreichisches Oi!-Heft


In einem ungewöhnlichen Format - irgendwas zwischen A4 und A5 - erscheint das aus Österreich stammende Skinhead-Fanzine Oi! The Print, dessen Nummer 22 auch schon vorliegt. Und guck' ich mir die Homepage an, weiß ich, daß bald schon wieder ein Heft auf mich zukommt - der Macher schreibt und publiziert schneller, als ich lesen kann.

Die vorliegende Ausgabe gefällt mir nicht unbedingt wegen des bunten Covers, sondern unter anderem wegen der Beiträge über Singapur. Da war ich kürzlich ja erst, wobei ich keine Skins gesehen habe. Ich war sicher in den falschen Stadtvierteln unterwegs ...

Neben den üblichen Platten- und Fanzine-Besprechungen gibt es haufenweise Interviews (unter anderem mit den Tower Blocks aus Berlin oder Sucubus aus Stuttgart, die durch rasantes Punkrock-Outfit optisch auf jeden Fall aus dem Rahmen fallen), einen Artikel über die österreichischen Pogo-Anarchisten, einen Beitrag zur Szene in Kolumbien und haufenweise anderes Zeugs.

Die 64 Seiten lesen sich ruckzuck; politische Ausfälle gibt es keine. Das Heft gehört auf jeden Fall zu den sympathischen Glatzen-Fanzines im deutschsprachigen Raum - gefällt mir gut und liegt immer mal wieder ganz oben auf meinem Lesestapel. (Gibt's für eineinhalb Euro.)

15 Mai 2007

Blogger im Visier

Die Headline ist gelungen: »Der Blogruf des Geldes«, so nennt sich ein Artikel im Online-Angebot des Nachrichtenmagazins »Der Spiegel«. Gut geschrieben, auch pointiert formuliert, so präsentiert er zum wiederholten Mal den Blogger, das unbekannte Wesen im Internet.

Anscheinend versucht die Werbung jetzt stärker, auch Blogger in ihr Visier zu nehmen. Das liegt nahe, wenn man sich manche Blogs anschaut: Selbstdarsteller (wie ich) tummeln sich hier zu Hauf, daneben gibt es die üblichen Wirrköpfe, aber ebenso Mode- und Kultur-Interessierte, denen man sicher was verkaufen kann.

Bisher finanzierten sich viele Blogs durch Google- und Amazon-unterstützte Werbung. (Diese Seite hier natürlich nicht. Ich habe auch in meinem Punkrock-Heft ENPUNKT keine bezahlte Werbung drin. Aber der ENPUNKT-Blog ist – seien wir ehrlich – nicht gerade werberelevant.)

»Drei Blogger aus Berlin wollen nun die Vermarktung von Werbung selbst in die Hand nehmen«, schreibt »Der Spiegel«. Da bin ich ja mal gespannt.

Die entsprechende Firma nennt sich Adical. Sieht alles irgendwie ein bißchen rebellisch und punkig aus. Das sagen die Macher selbst: »Wir glauben, dass Werbung auf Blogs gut sein kann. Für die Kunden ebenso wie für die Blogger selbst.«

Na also. Herzlich willkommen in der Medienmärchenwelt.

14 Mai 2007

Freudenstadt, oh braune Heimat

Am Sonntag erzählte mir meine Mutter mit einiger Verunsicherung in der Stimme: »In Freudenstadt waren die Nazis. Die Straßenbahn war voll mit jungen Leuten, und ich wußte nicht, ob das jetzt Punker oder Nazis waren.« Und sie habe Angst bekommen, weil so viel Polizei am Bahnhof gestanden sei.

Na super: Ordnungshüter tragen dazu bei, daß eine 76 Jahre alte Frau in Angst und Schrecken versetzt wird.

Nach Durchsicht diverser Foto- und Textseiten bei Indymedia (inklusive alberner Diskussionen zwischen Nazis und Antifas), auf der Homepage des Südwestrundfunks (recht objektiv) und des Unabhängigen Infoportals (viele Fotos!) läßt sich feststellen: Tatsächlich machten die Nazis in Freudenstadt einen Aufmarsch, nicht zuletzt deshalb, weil sie in der Stadt Horb - wo das Ding ursprünglich geplant war - keinen Fuß auf den Boden bekamen.

Schon ein blödes Gefühl für mich, wenn ich sehe, dass ein Nazi-Mob vor »meinem« Jugendzentrum steht. Und wenn ich lese, dass die Polizei mal wieder gegen die »gewaltbereiten Linken« vorgeht. Klasse allerdings, dass in Horb die Bürger mobil gemacht haben - der Oberbürgermeister der Stadt, den ich aus den frühen 80er Jahren noch kenne, hat hier klar Flagge gezeigt.

Zu den wenigen positiven Überraschungen bei der schmierig-braunen Angelegenheit: Die besten Fotos schoß wieder mal Charly Kuball, mein ehemaliger Kollege bei der »Südwest-Presse«; ich wußte gar nicht, daß er noch aktiv ist. Seine Fotoseite prunkt mit großzügigen Nazi- und coolen Punk-Fotos.

Tapfere Kapelle


Drei Frauen, ein Mann: Die Rotten Apples aus Seattles erwiesen sich bei ihrem Auftritt in Karlsruhe als tapfer. Aber auch als ein bißchen anbiedernd.

Schätzungsweise 50 zahlende Gäste hatten sich in der Alten Hackerei eingefunden, dem neuen Punkrock-Laden meiner Heimatstadt. Dort stehen mit Plüschi (veranstaltete in den 90er Jahren zahllose legendäre Konzerte in der »Steffi«, spielte in vielen Bands) und Gunnar (Ex-Sänger der Hardcore-Legenden So Much Hate und Kafka Proses) zwei echte Szene-Prominente hinter der Theke.

Bei schönem Wetter blieb mindestens ein Dutzend der Besucher vor der Tür. Das Ambiente ist ja auch romantisch: ein alter Schlachthof, an dem nach wie vor Tiere zerlegt werden. Nix für beinharte Vegetarier - gottseidank bin ich nur ein gemütlicher Vegetarier.

Also feierten gut 30 Leute die Band aus Seattle ab. Die blieb tapfer und schmetterte einen Hit nach dem anderen in das gemütlich mit dem Kopf wackelnde Publikum. Wir blieben gemütlich; logisch, denn am nächsten Tag müssen ja alle arbeiten. Kein Wunder, bei einem Konzertbesucher-Durchschnittsalter von weit jenseits der 30.

Die Rotten Apples sind klasse. Ich mag ihren gelegentlich sehr rockigen Punkrock sehr. Wer Blondie covert, ist eh auf der richtigen Seite. Und dann dürfen gelegentlich ranschmeißende Ansagen wie »Kommt nach vorne, wir beißen nicht« auch erlaubt sein.

Schlimm wurde es erst nach dem Konzertende: Es regnete. Eine Ausrede für mich, unter dem Wellblechdach sitzenzubleiben und Bier zu trinken. Weia ...

13 Mai 2007

Ganz cool im Palais

Kaffezeit im Prinz-Max-Palais in Karlsruhe, während es vor den Fenstern nieselt. Am Nachbartisch, einem dieser typischen Zweisitzer-Tischchen für Paare, sitzt ein junger Mann.

Sieht aus wie ein Student, der noch seine BWL-Karriere planen muß. Schon recht schick gekleidet, ordentliche schwarze Haare, dazu eine Brille. Der aufgeklappte Laptop steht vor ihm, daneben ein Martini-Glas und eine leere Kaffeetasse. Sehr cool, ich bin beeindruckt.

Gelegentlich rührt er mit einem Plastiklöffelchen im Martini-Glas, trinkt manchmal einen winzigen Schluck. Alle zwei Minuten fährt er mit den Fingern über die Tastatur seines Computers und tippt etwas. Meist schaut er nachdenklich durch die Gegend.

Nach einiger Zeit winkt er mit einer lässigen Geste nach der Bedienung. Sie ist eine hübsche Blondine, im fürs Prinz-Max-Palais typischen schwarzen Outfit. »Wie darf ich dich nennen?« fragt er mit samtweicher Stimme.

Sie guckt nur eine Sekunde lang irritiert. »Eva«, sagt sie dann.

»Gut, Eva«, sagt er sehr locker, sehr leger. »Dann bring mir doch bitte mal die Rechnung.«

Und wieder erkenne ich, daß ich mit so richtig supercoolen Leuten einfach nicht mithalten kann ...

12 Mai 2007

Repressionswahn

Die Art und Weise, wie in Deutschland derzeit Angst geschürt wird, erfüllt mich mit blanker Wut. Wohnungen und Ladengeschäfte werden von gut tausend Polizisten durchsucht; als Begründung muß der internationale Terrorismus herhalten.

Daß diese Begründung haarsträubender Blödsinn ist, der durch dauerhafte Wiederholung aller möglicher CDU-Heinis nicht besser wird, liegt nahe. Viele kluge Leute haben dazu auch kluge Formulierungen veröffentlicht, so daß ich das nicht unbedingt alles nachbeten muß.

Die Absicht der Regierung, die ich den Herrschenden unterstelle, erinnert mich nicht nur den G8-Gipfel in Genua, sondern auch an die Chaostage Mitte der 90er Jahre. Wenn man die Bedrohung lange genug in die Köpfe hämmert, kann die Polizei nachher umso ungehinderter mit langen Knüppeln auf die Stöcke der Demonstranten und »Widerständler« hämmern.

Ich selbst fahre nicht zu irgendwelchen Demonstrationen gegen den G8-Gipfel. Friedlich und ruhig bleiben könnte ich angesichts der permanenten Provokationen durch die Polizei – und die sind zu erwarten – sicher nicht. Auf »Vorbeugehaft«, Knast und anderen Mist habe ich keine Lust, und für härtere »sportliche Aktivitäten« bin ich zu fett, zu faul und zu feige.

Also bleibe ich zu Hause und betreibe Gipfel-Tourismus mit Hilfe der Krawall-Fernsehsendungen. Die Faust ballt sich auch ganz gut in der Tasche, wenn man auf der Couch im Wohnzimmer sitzt.

11 Mai 2007

Coole Besprechung


Eine saugeile Besprechung fand ich mehr aus Zufall auf der Seite des Mannheimer Pogoradios: Dort wird nämlich mein Buch »Zwei Whisky für Neumann« besprochen, das sich erschütternderweise nicht besonders gut verkauft, um es mal vorsichtig zu formulieren. Kurzgeschichten sind tatsächlich nicht jedermanns Sache.

Oliver Obnoxious, den ich persönlich kenne und schätze, ist selbstverständlich kein »rein objektiver« Berichterstatter. Ich zitiere aus seiner umfangreichen Besprechung, die sich im Bereich »Review« bei den Büchern befindet: »Immer sehr persönlich, manchmal beinahe exhibitionistisch, bekommen wir hier Einblicke in das Leben von Klaus, dem scheinbar keine menschliche Gefühlsregung zu peinlich ist, um sie dem Leser zu offenbaren.«

Eine schöne Zusammenfassung zu den Geschichten und Themen liefert er auch: »Die Inhalte der einzelnen Geschichten kreisen um Klausens Kindheit und Jugend, seinen Punkrock-Alltag oder von Erlebnissen der ausgedehnten Reisen in aller Herren Länder Afrikas und Asiens. Teilweise sind sie zum Totlachen lustig, teilweise bleibt einem das Lachen im Hals stecken.«

Auf Lob verzichtet er ebensowenig. Aber das könnt Ihr ja selbst nachlesen. Oder gleich das Buch bestellen. Gibt's in jedem Buchladen zu bestellen, über diverse Versender wie amazon.de oder eben direkt beim Archiv der Jugendkulturen.

10 Mai 2007

Deutsche Band, unbekannte Lieder

Mittlerweile habe ich auch angefangen, mir gelegentlich legal MP3-Dateien zu saugen. Eine schnelle Datenleitung macht's auch mir möglich. Und ich stieß auf die Band Der Trick Ist Zu Atmen, die ich live stets gut fand, deren Emopunk-Platten ich mochte und deren Mitglieder sich im persönlichen Gespräch als sehr nett erwiesen.

Auf ihrer Homepage gibt es recht viele MP3-Dateien zum kostenlosen Runterladen: Aus dem 2001 erschienenen Debüt-Album »Auf schlechte Zeiten« stehen sage und schreibe acht Stücke zur Verfügung, und die EP »kopf / herz / beine« ausm Jahr 2002 steht mit allen drei Stücken kostenlos da.

Besonder cool: 2002 oder so spielte die Band live im »Anna & Arthur Infocafé« in Lüneburg. Das Konzert wurde live mitgeschnitten – und alle dreizehn Stücke stehen jetzt in einer guten Live-Qualität zur Verfügung.

09 Mai 2007

In Erinnerungen schwelgen

Zum ersten Mal berichtete ich über meine Redakteurs-Erinnerungen, die auf der PERRY RHODAN-Homepage publiziert werden, im März 2007. Mittlerweile sind zwei weitere Folgen erschienen.

Mit einer gewissen Wehmut unterlegt ist mein Beitrag über Walter Ernsting alias Clark Darlton. Der Mann überlebte den Zweiten Weltkrieg und die russische Kriegsgefangenschaft, war Nazi-Gegner und zeitweise in einer Strafkompanie, tanzte in der Nazi-Diktatur zu Swing-Musik und inszenierte sich in den 50er Jahren als cooler »Bohemien«. Ich mochte ihn, und ich bin froh darüber, mit ihm in seinen letzten Lebensjahren mehrfach gesprochen zu haben. Solche Leute gibt es zu selten.

Ganz neu jetzt mein Beitrag zu meinen fannischen Anfängen. 1977 hörte ich zum ersten Mal Punkrock, las ich zum ersten Mal PERRY RHODAN und interessierte ich mich erstmals für Mädels. 1979 gründete ich einen PERRY RHODAN-Club, kaufte meinen ersten Punkrock-Tonträger (müßte wirklich »Never Mind The Bollocks« beim Schallplatten-Haug in Freudenstadt gewesen sein) verliebte mich unglücklich in eine Klassenkameradin. Da paßt mein Beitrag zum ersten PERRY RHODAN-Club wie die Faust aufs Auge.

Weitere Fortsetzungen dieser Kolumnen-Reihe sind natürlich nicht ausgeschlossen ...

Schon veraltet, aber gut: der Alf

Schon über ein Jahr alt ist die neunte Ausgabe des Fanzines Alf Garnett, das sich im Untertitel mit treuherzigem Grinsen als »100% Pure Asshole Streetpunk Rag« bezeichnet, was immer ein »Rag« auch sein mag. Aber was kann ich dafür, dass Herausgeber Alan (alfgarnett-at-gmx.de) ein extrem lesenswertes Heft fabriziert, das aber so dick ist wie ein durchschnittliches Taschenbuch und von mir komplett durchgeschmökert werden möchte?

Der Schwerpunkt liegt auf Punkrock aus Frankreich, was man nicht allenthalben findet. Diverse Bands und Platten werden abgefeiert; sehr schön.

Dazu gibt es das übliche: haufenweise Plattenbesprechungen (allesamt gut geschrieben!) sowie Interviews mit Bands aus Punkrock- und Oi!-Kreisen. Der Macher hat klare politische Ansichten, kann Nazis nicht ausstehen und findet spießige Linke auch ziemlich blöd. Das alles wird in einer Manier erzählt und rübergebracht, die sympathisch ist. Und wenn dann en passant noch sexistische Alt-Punker angegriffen werden – sowohl von Alan selbst als auch von seiner Freundin Lotte –, paßt das gleich doppelt gut aufs Auge. Gerade Kritik an der eigenen Szene ist oftmals bitter nötig.

Mein Tip: kaufen und bestellen. 132 Seiten für zwo Euro plus Porto – ein Taschenbuch für denselben Preis in irgendeinem albernen Literatur-Kleinverlag kostet garantiert 14 Euro und bietet nicht einmal ein Zehntel des Lesespaßes!

Leider gibt es zu diesem famosen Fanzine nur eine völlig veraltete Homepage. Aber wer bin ich denn, der so was kritisiert? Meine ENPUNKT-Seite rührt sich seit fünf Jahren nicht mehr, arrrrgl.

08 Mai 2007

Regenwetter ohne Tänze

Den gesamten April über fiel praktisch kein einziger Tropfen auf Deutschland. Entsprechend trocken wirkten Flüsse und Bäche, während unsereins noch mehr Allergie-Probleme hatte. Seit gestern regnet es zumindest stellenweise und in schönen Schauern.

Die Luft riecht frischer, und mir kommen spontan Erinnerungen hoch. 1993 oder so in Südafrika: Nach einigen Tagen im Norden von Transvaal kam ich nach Johannesburg zurück, und an diesem Abend regnete es zum ersten Mal seit Monaten wieder.

In den Straßen von Hillbrow tanzten die Menschen unter den Tropfen, überall tobte richtiggehend die Freude. Einige Händler zogen schimpfend Dächer über ihre Marktstände, aber insgesamt herrschte große Freude.

Und es roch. Nein, es stank! Nach Monaten, in denen die Männer gegen Hauswände gepisst hatte und der Urin schön langsam eingetrocknet war, wurde das ganze endlich mal aufgeweicht, und die Gerüche entwichen an die Öffentlichkeit.

Seither ist in meinem Bewußtsein der Gedanken an einen Regen nach langer Wartezeit aufs engste verknüpft mit einem Geruch nach Pisse, der durch die Straßen treibt.

07 Mai 2007

Koppen, Niesen, Radio


Am Sonntag abend, 6. Mai 2007, litt meine Radiosendung im Querfunk massiv unter meinem Heuschnupfen: Wenn ich nicht gerade einen asthmatischen Hustanfall bekam, nieste und rotzte ich ins Mikrofon. Na super.

Und da ich mir zuvor in einem Imbiss auf der Kaiserstraße eine höchst unterdurchschnittliche Pizza-Schnitte eingepfiffen hatte, mußte ich mir zu allem Überfluß auch noch ein Rülpsen verkneifen. Gelegentliches »Hupsen« gab's trotzdem.

Das ist wahrscheinlich ja alles sehr punkig. Na also!

Thema der Sendung war Punkrock und Hardcore aus England, und ich spielte diesmal altes und neues Zeugs. Aus der alten Zeit gab's Heresy (rasantester Hardcore) und The Depraved (zu Unrecht vergessene Hardcore-Band) nebst Broken Bones (nach all den Jahren finde ich deren Metal-Punk ganz okay) und Serious Drinking (meine Lieblingsband an dem Abend).

Alte Männer wie TV Smith oder Wild Bill Childish rundeten die Sendung ab, dazu kamen neue Bands wie Chillerton oder die Arctic Monkeys. Ach, Radiomachen ist einfach toll.

Schickes Geschenk


Da guckte ich leicht verwundert in Berlin: Ich bekomme ein Geschenk.

Lothar Rämer ist Geschäftsführer der Firma Between The Stars, die das PERRY RHODAN- Sammelkartenspiel herausgibt. Ich verstehe nicht sonderlich viel von Sammelkartenspielen; das aber sieht auf jeden Fall sehr gut aus und ist anscheinend auch gut spielbar.

Seit Jahren ist Lothar einer der Aktivisten dieses Spiels, einer der Leute, die auch dafür gesorgt haben, daß es immer noch existiert. Das finde ich super! Nicht nur ich als Perry-Redakteur, sondern eben auch der Privat-Klaus, der solches Engagement immer bewundernswert findet.

Und wenn ich dann noch eine speziell angefertigte Sammelkarte in Großformat als Geschenk krieg', freue ich mich darüber auch. Das Bild steht jetzt bei mir im Bücherregal, direkt unter einem Dirk-Schulz-Original, und dort macht es sich sehr gut.

Das Foto zeigt Lothar Rämer, das Bild und mich, wie wir ganz offiziell im Planetarium am Insulaner in Berlin herumstehen.

06 Mai 2007

»Unser Schorf soll Döner werden«

Ich gebe zu, die Überschrift hier ist ein eher schwächerer Witz aus dem Kabarettprogramm von Hagen Rether. Aber es ist mir fast unmöglich, Details aus dem Programm zu zitieren, ohne seitenweise schreiben zu.

Gut drei Stunden saß der Mann auf der Bühne: anfangs im eleganten dreireihigen Anzug, später legte er das Jackett ab. Mal spielte er am Klavier, mal saß er auf dem Drehstuhl und »plauderte« - als ob er sich ganz normal mit uns unterhalten würde.

Und dabei brachte er knallharte Aussagen, bei denen mir manchmal die Spucke wegblieb, bei denen ich mich manchmal gleich danach wieder halb tot lachte. Rether schoß gegen den Papst im besonderen und die katholische Kirche im algemeinen, gegen Politiker aller Parteien und gegen eine immer seltsamer werdende Welt.

Eigentlich war das, was er brachte, nicht witzig: Er behandelte auf knallhart-kabarettistische Art und Weise die ernsthaften Themen unserer Zeit. Es blieb einem gelegentlich die Spucke weg, oder es fiel einem das Glas aus der Hand.

Ohne Scheiß: Am Abend des Samstag, 5. Mai 2007, sah ich im »Tollhaus« in Karlsruhe das bisher beste Kabarettprogramm meines Lebens!

05 Mai 2007

24 Stunden Berlin

Manchmal macht das ja Spaß, aber immer wollte ich das nicht tun: Freitag morgen um sechs Uhr aufstehen, dann in den Flieger nach Berlin, dort im Hotel einchecken und um elf Uhr den ersten Termin. Okay, beim Archiv der Jugendkulturen ist es nicht unbedingt anstrengend, sondern sehr nett, aber trotzdem.

Dafür der nächste Termin wieder richtig wichtig und business-like. Der letzte Nachmittags-Termin ist dafür rein privat, mit einer leichten Geschäftstarnung.

Um 18 Uhr dann im Zeiss-Planetarium im alten Westberlin: PERRY RHODAN-Hörspielabend. Ich lerne den Fernseh-Star Volker Lechtenbrink kennen, ein sehr sympathischer Mensch, der ebenso wie sein Alt-Kollege Volker Brandt viele coole Geschichten zu erzählen weiß. Die beiden sowie zwei weniger bekannte Kollegen (ausführlicher Bericht eh auf der PERRY RHODAN-Homepage demnächst) bestreiten die PERRY RHODAN-Hörspielnacht.

Hinterher noch Bier- und Cocktailtrinken. Um zwei Uhr nachts drängle ich zum Aufbruch, irgendwann um kurz vor drei Uhr liege ich im Bett. Heute morgen um 6.30 Uhr klingelt der Wecker: mit dem Flieger zurück nach Karlsruhe.

Dafür habe ich das ganze Wochenende für mich. Puha. Ich finde so was anstrengend, aber auch extrem unterhaltsam.

Nur: Es gibt Leute, die machen das nur so. Das ist ihr Job. Kurze Nächte, kurze Flüge, ständig Termine. So stressig muß ich's dann doch nicht die ganze Zeit haben.

03 Mai 2007

Nachts in der Stadt

In der Mai-Nacht unterwegs: Von Mai-Feiern trunkene Menschen trieben sich in Grüppchen auf der Straße herum, und ich steuerte mein Rad durch die Fußgängerzone. Eigentlich hatte ich Lust auf ein Bier und auf einen Döner, machte mir aber mit einem Blick auf meinen Bauch klar, daß ich es nicht übertreiben sollte.

Bis ich den Mann auf dem Gehsteig liegen sah. Sein runder Bauch hob sich wie eine Halbkugel in die Höhe, das T-Shirt so weit hoch- und die Hose so weit runtergerutscht, daß man sowohl den Bauchnabel als auch den Anfang der Sackbehaarung sehen konnte.

»Hier find' ich's gut«, beschloß ich, steuerte mein Rad an die Straßenecke. Es war nach zwei Uhr, und Kofflers Wiener Beisel hatte geöffnet – sicher deshalb, weil in der Mai-Nacht alle möglichen Regeln außer Kraft gesetzt wurden.

Die Pommes frites wurden frisch gemacht, also wartete ich. In der Zeit beobachtete ich die Umgebung; später stand ich am Rand, futterte die leckeren Pommes und guckte weiter anderen Leuten zu.

Nächtliches Kuriositätenkabinett: Der Besoffene, der auf dem Gehweg lag, verschwand irgendwann. Stattdessen kam eine Gruppe jugendlicher Gothic-Fans vorbei, Mädels und Jungs gemischt; die gewünschte düstere Wirkung schwarzer Klamotten und vieler Metallteile verflog ruckzuck, als die Leute schlimmsten Pfälzer Dialekt sprachen.

Und dann noch die zwei Typen, schätzungsweise 20 Jahre alt, die Arm in Arm vor der Theke standen und zu singen versuchten: »So wie wir, so hält keiner zusammen. Wir halten immer zusammen, weil wir die besten Freunde sind.« Klar, dachte ich, daß das die besten Freunde sind – die sind sicher die einzigen, die sich leiden können.

Ich glaube, ich sollte mich wieder öfter in solchen Nächten auf der Straße herumtreiben.

02 Mai 2007

Text zu einem SF-Klassiker

Endlich habe ich den fünften Band der Serie »Die interstellaren Freihändler« erhalten. Geschrieben wurde der Band vor sage und schreibe vierzig Jahren von Hanns Kneifel – er erschien damals als Heftroman.

Jetzt gibt es die Romane um die »Interstellaren Freihändler« wieder neu im Mohlberg-Verlag. Paperbacks in schönem Druck, die in punkto Optik absichtlich an die sechziger Jahre erinnern.

Und zu jedem der sechs Bände gibt es ein Vorwort, geschrieben von »Wegbegleitern« des Autoren. Mit Gisbert Haefs (preisgekrönter Autor und Übersetzer) und Michael Görden (Übersetzer und Programmleiter in diversen Verlagen) gibt es sogar richtige Prominenz.

Bei Band fünf hatte ich die Ehre, das Vorwort schreiben zu dürfen; deshalb habe ich mich über den fünften Band natürlich besonders gefreut. Mein Titel für den Text war ursprünglich »Zeitliche Dimensionen«.

Wer das Vorwort lesen mag: Ich habe es in den Kommentar zu diesem Blog-Eintrag gestellt. Viel Spaß damit! Und vielleicht hat jemand Bock darauf, die alten Schinken zu lesen – das macht manchmal richtig Spaß!

01 Mai 2007

Party im alten Autohaus

Wer nach einem Punk-Konzert noch durstig ist, sucht sich üblicherweise eine andere Tränke, wo es Bier gibt. Mich führte der Weg in der Nacht auf den ersten Mai in die Oststadt von Karlsruhe, wo das ehemalige Autohaus Zschernitz seit einiger Zeit leersteht und aus diesem Grund immer mal wieder »umgewidmet« wird.

Aus den Büros wurde eine Theke, an der es gekühltes Bier zu preiswerten Theken gab, sowie eine Mini-Diskothek; der Showroom ist neuerdings ein Ort, an dem Konzerte veranstaltet werden. Und häufig gibt es irgendwelche Party-Veranstaltungen.

So auch an diesem Montag abend. Die Musik war mir zeitweise zu elektronisch, dafür das Publikum umso besser. Vielleicht fünf Dutzend Leute tummelten sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Autohauses, und das war angenehm und spaßig zugleich.

Den Elektrosound bekämpfte ich mit Bier und viel Gerede. So ließ es sich locker bis in die Nacht aushalten ...

Tanz in den Mai

Daß ich die Band Steakknife aus dem Saarland mag, habe ich in meinem Fanzine ENPUNKT schon mehrfach geschrieben: Lee Hollis ist ein großartiger Schreihals und Frontmann, und die Herren Musiker haben alle schon seit Jahren in den unterschiedlichsten Bands ihre Erfahrungen gesammelt.

Kein Wunder, daß ich am Montag abend, 30. April 2007, mit großer Erwartung ins »Substage« nach Karlsruhe ging. »Tanz in den Mai« der besonderen Art also.

Leider waren nicht so viele Menschen da wie erwartet. Rund 150 zahlende Gäste, so schätze zumindest ich – kein gutes Geschäft für die Veranstalter.

Die Vorband hatte ich verpaßt. Pascow aus dem Saarland mag ich eigentlich sehr gern, aber sie wurden vom Publikum komplett ignoriert.

Auch bei Steakknife war die Reaktion eher verhalten. Man klatschte anständig, immerhin, ansonsten aber gab es einen großen Woodstock-Halbkreis vor der Bühne. Diesen füllten zwei zottelige Mädels, die Ausdruckstänze vorführten.

Eines der Mädchen – Brille und kurze Dreadlocks – kam irgendwann her zu mir und wollte mich zum Tanzen auffordern. Kein Witz! »Komm! Pogo tanzen!« Ich guckte gebührend ablehnend. »Oder bist du dafür zu alt?« schob sie nach.

Später saß das Mädchen auf dem Bühnenrand, wurde dort von Lee Hollis verspottet. »Get off my stage« in Umwidmung des alten Spermbirds-Songs »Get on the stage«.

Dafür bewegte sich dann doch das Publikum. Sogar ich hüpfte fleißig herum und brachte den Wanst in Bewegung. Sehr schön! Gut verschwitzt und leicht angetrunken beendete ich das Konzert.