Das Jahr 2013 neigt sich in wenigen Stunden seinem Ende zu, und ich verkneife es mir, zu viel auf diese zwölf Monate zurückzublicken. Das machen in diesen Tagen und Wochen zu viele; die einschlägigen Zeitschriften haben ihre Rückblick-Sonderhefte schon zu Beginn des Monats Dezember veröffentlicht, und ich habe mir keine davon gekauft.
In früheren Jahren holte ich mir gerne den Jahresrückblick des »Spiegel«, auch im vergangenen Jahr tat ich das. Nachdem ich aber das Heft zum Jahr 2012 bis heute nicht gelesen habe und wohl nie lesen werde, muss ich mir das für 2013 gar nicht erst kaufen. Obwohl ja sehr viel passiert ist ...
Nur ist einfach jeder Rückblick subjektiv. Und zur »Geschichte« im Sinne von Geschichtsschreibung werden manche Dinge erst im Rückblick auf die Vergangenheit. Was manchem als historisch wichtig erscheint, ist für manche eher belanglos. Was davon für das Jahr 2013 zutrifft, werden wir vielleicht erst 2019 wissen – oder sogar erst 2029.
Man weiß es nicht. Ich weiß es nicht.
Das Jahr ist vorüber, und wenn ich dann doch für fünf Minuten zurückblicke, sehe ich viel Routine, viele Dinge, die sich »eben so« entwickelt haben, weil die Dinge drumherum eben so waren. Vielleicht ist das dann mein persönlicher Blick aufs Jahr 2013: Vieles war »halt einfach so«, und damit muss unsereins leben.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
31 Dezember 2013
30 Dezember 2013
Cobrettis zweite
Die Platte »Trip Down Memory Lane« der Band Cobretti aus Köln habe ich vor über zwei Jahren sehr positiv besprochen; jetzt habe ich endlich die aktuelle Scheibe der Band angehört. »Axis« kommt mit nur fünf Stücken und ist auch nur auf einer Seite bespielt – wer mag, darf hier über Vinyl-Verschwendung lästern ...
Musikalisch bleibt die Band im Hardcore verhaftet, mit emotionalem Gesang und immer wieder überraschenden Rhythmuswechseln; das klingt intensiv und zieht einen buchstäblich in die Stücke hinein. Das klingt durchaus nach Emo, aber ohne Geheule, die Stücke erschließen sich nicht sofort, packen einen dann aber durch.
Und wenn die Band gelegentlich sogar mit Geklimper aufwartet, habe ich fast das Gefühl, dass hier versucht wird, so etwas wie »Art-Hardcore« zu machen. Der Vergleich zu den Kanadiern von Fucked Up drängt sich bei manchen Stücken echt auf, die Kölner sind aber eigenständig genug. »Axis« ist eine gute Platte, eine sehr intensive – sehr schön!
Musikalisch bleibt die Band im Hardcore verhaftet, mit emotionalem Gesang und immer wieder überraschenden Rhythmuswechseln; das klingt intensiv und zieht einen buchstäblich in die Stücke hinein. Das klingt durchaus nach Emo, aber ohne Geheule, die Stücke erschließen sich nicht sofort, packen einen dann aber durch.
Und wenn die Band gelegentlich sogar mit Geklimper aufwartet, habe ich fast das Gefühl, dass hier versucht wird, so etwas wie »Art-Hardcore« zu machen. Der Vergleich zu den Kanadiern von Fucked Up drängt sich bei manchen Stücken echt auf, die Kölner sind aber eigenständig genug. »Axis« ist eine gute Platte, eine sehr intensive – sehr schön!
29 Dezember 2013
Hobbits im IMAX
Wie es sich für einen Fantasy-Fan gehört, habe ich mir jetzt auch den zweiten Teil der »Hobbit«-Trilogie angeschaut. Wir waren im neuen IMAX in Karlsruhe, und das Erlebnis darin war wirklich beeindruckend: Der Sound war derart laut, dass einem hinterher die Ohren schmerzten, und die Bilder waren völlig überwältigend, manchmal so sehr, dass man bei den schnellen Action-Szenen mit dem Gucken nicht mehr nachkam.
Es gibt über den Film nicht viel mehr zu sagen als das, was in allen Kritiken stand: Der Regisseur und sein Team haben aus den Schwächen des ersten Teils gelernt. Der zweite »Hobbit«-Film ist dynamisch und schnell, und es gibt praktisch keine Längen. Action-Szene folgt auf Action-Szene, und wenn die Zwerge und der Hobbit im Wasser treiben, von Orks angegriffen werden und sich wehren und sich auch noch Elben einmischen, dann wird ein optisches Feuerwerk ersten Ranges abgefackelt.
Der Film hat Schwächen, na klar. Manchmal werden die Beweggründe der Figuren nicht sauber herausgearbeitet, manchmal hätte man meiner Ansicht nach die Szenen anders gewichten können; die Spinnen bespielsweise fand ich eher albern und nicht bedrohlich. Aber das ist Geschmackssache.
Was bleibt, ist ein Kino-Erlebnis, wie es für die heutige Zeit in gewisser Weise typisch ist: Man wird durch die Wucht der Bilder und Geräusche so in den Bann gezogen, dass man sich über gewisse Schwächen erst hinterher seine Gedanken macht. Das ist logischerweise der völlige Eskapismus, und wer das kritisieren mag, hat sicher recht – ich fühlte mich für zweieinhalb Stunden bestens unterhalten und empfehle den Film gern weiter.
Es gibt über den Film nicht viel mehr zu sagen als das, was in allen Kritiken stand: Der Regisseur und sein Team haben aus den Schwächen des ersten Teils gelernt. Der zweite »Hobbit«-Film ist dynamisch und schnell, und es gibt praktisch keine Längen. Action-Szene folgt auf Action-Szene, und wenn die Zwerge und der Hobbit im Wasser treiben, von Orks angegriffen werden und sich wehren und sich auch noch Elben einmischen, dann wird ein optisches Feuerwerk ersten Ranges abgefackelt.
Der Film hat Schwächen, na klar. Manchmal werden die Beweggründe der Figuren nicht sauber herausgearbeitet, manchmal hätte man meiner Ansicht nach die Szenen anders gewichten können; die Spinnen bespielsweise fand ich eher albern und nicht bedrohlich. Aber das ist Geschmackssache.
Was bleibt, ist ein Kino-Erlebnis, wie es für die heutige Zeit in gewisser Weise typisch ist: Man wird durch die Wucht der Bilder und Geräusche so in den Bann gezogen, dass man sich über gewisse Schwächen erst hinterher seine Gedanken macht. Das ist logischerweise der völlige Eskapismus, und wer das kritisieren mag, hat sicher recht – ich fühlte mich für zweieinhalb Stunden bestens unterhalten und empfehle den Film gern weiter.
27 Dezember 2013
Maskenball und Oper
Es war ein Weihnachtsgeschenk, aber ich kam gern mit: Am Zweiten Weihnachtsfeiertag gingen wir abends ins Staatstheater in Karlsruhe. Es wurde die Oper »Der Maskenball« gegeben, wie man so schön sagt, eine Oper von Guiseppe Verdi, und das Ding ging rund zweieinhalb Stunden.
Dass ich von Opern nichts verstehe, versteht sich von selbst – um einen Wortwitz zu versuchen. Immerhin las ich mir vorher die Information durch, sonst hätte ich nichts von dem kapiert, was auf der Bühne abging: eine tragische Geschichte um Liebe und Hass, um Verrat und Treue. Der schwedische König liebt die Frau seines besten Freundes, und im Rahmen eines Maskenballs wird er von diesem erstochen.
Die Musik ist wuchtig, die Sänger packten auch die unmöglichsten Höhen; das Ganze war eher modern inszeniert und machte echt Spaß. Ständig herrschte Bewegung auf der Bühne, die Sänger trugen Anzüge, die Frauen Kostüme, in manchen Szenen traten Frauen in Kittelschürzen und Männer in Matrosenklamotten auf.
Alles in allem war ich sehr davon angetan: Ich guckte mir die Vorstellung mit viel Spannung an, mochte die Sänger – wobei ich einen Südkoreaner als schwedischen König immer noch gewöhnungsbedürftig finde – und fand manche Szenen sogar richtig witzig. Ein Opern-Fan werde ich sicher nicht mehr werden, aber ich kann verstehen, warum manche Leute gern in so eine Vorstellung gehen.
Dass ich von Opern nichts verstehe, versteht sich von selbst – um einen Wortwitz zu versuchen. Immerhin las ich mir vorher die Information durch, sonst hätte ich nichts von dem kapiert, was auf der Bühne abging: eine tragische Geschichte um Liebe und Hass, um Verrat und Treue. Der schwedische König liebt die Frau seines besten Freundes, und im Rahmen eines Maskenballs wird er von diesem erstochen.
Die Musik ist wuchtig, die Sänger packten auch die unmöglichsten Höhen; das Ganze war eher modern inszeniert und machte echt Spaß. Ständig herrschte Bewegung auf der Bühne, die Sänger trugen Anzüge, die Frauen Kostüme, in manchen Szenen traten Frauen in Kittelschürzen und Männer in Matrosenklamotten auf.
Alles in allem war ich sehr davon angetan: Ich guckte mir die Vorstellung mit viel Spannung an, mochte die Sänger – wobei ich einen Südkoreaner als schwedischen König immer noch gewöhnungsbedürftig finde – und fand manche Szenen sogar richtig witzig. Ein Opern-Fan werde ich sicher nicht mehr werden, aber ich kann verstehen, warum manche Leute gern in so eine Vorstellung gehen.
23 Dezember 2013
Der Serienverwechsler
Wie vielleicht einige Leser dieses Blogs wissen, war ich in den 80er-Jahren ein freier Mitarbeiter jenes Verlages, für den ich heute als Redakteur tätig bin. Als solcher redigierte ich unter anderem Roman der Serie KOMMISSAR X, die im Prinzip sehr ähnliche Stoffe boten, wie das heute noch die Serie »Jerry Cotton« liefert: spannende Kriminalromane vor dem Hintergrund der aktuellen Metropole New York, gelegentliche Ausflüge nach Florida oder gar in andere Länder inklusive.
Dieser Tage schrieb mich ein Schriftsteller an, der von sich behauptete, ein Fan der »alten Reihe« zu sein. Diese erfreue sich doch wieder einer großen Fangemeinde, was sich an verschiedenen Punkten festmachen lasse: Die alten Filme kämen wieder auf DVD heraus, und es gebe Nachdrucke. Aus diesem Grund wollte er die Reihe erstens wiederbeleben und zweitens würde er gern als Autor mitarbeiten.
Die Zeit sei reif, schrieb er fast euphorisch. Das Rad der Zeit habe sich weiter gedreht, und es gäbe doch jetzt eine multipolare Welt, die einen noch viel spannenderen Hintergrund für Spionage- oder Abenteuergeschichten aufweise als die Zeit des Kalten Krieges. Er schrieb noch einiges mehr ...
Ich war beeindruckt. Im Verlauf von dreißig Jahren, die ich als Kleinstverleger mit einem Fanzine und neinem Kleinverlag sowie als Redakteur in einem Buch- und Zeitschriftenverlag verbracht habe, sind mir immer wieder Bewerbungen von Autoren untergekommen. Mit manchen dieser Autoren gab's in der Folge eine Zusammenarbeit, die bis heute anhält – sehr erfreulich und sehr positiv.
Bei manchen aber kann ich nur den Kopf schütteln. Der Kollege, der mich angeschrieben hatte, war nicht einmal in der Lage, zwei klassische Heftromanserien vernünftig auseinanderzuhalten: Während KOMMISSAR X eine klassische Krimi-Reihe war, ging es in MISTER DYNAMIT um den Kalten Krieg, um Agenteneinsätze und Spionage – das eine hatte mit dem anderen nur so viel zu tun, dass bei beiden Serien ein bestimmter Autor sehr wichtig war.
Schon seit Jahren frage ich mich, warum so viele Menschen meinen, als Autoren quasi geboren zu sein. Es ist doch auch niemand als Bäcker geboren. Wenn jemand Bäcker werden will, informiert er sich vorher über diesen Beruf, dann macht er eine Ausbildung, und dann ist er Geselle. Bis zum Meister hat er noch einige Schritte ... nur bei der Schriftstellerei glauben manche Leute offensichtlich, sich keine Sekunde lang über irgend etwas informieren zu müssen. Schon seltsam ...
Dieser Tage schrieb mich ein Schriftsteller an, der von sich behauptete, ein Fan der »alten Reihe« zu sein. Diese erfreue sich doch wieder einer großen Fangemeinde, was sich an verschiedenen Punkten festmachen lasse: Die alten Filme kämen wieder auf DVD heraus, und es gebe Nachdrucke. Aus diesem Grund wollte er die Reihe erstens wiederbeleben und zweitens würde er gern als Autor mitarbeiten.
Die Zeit sei reif, schrieb er fast euphorisch. Das Rad der Zeit habe sich weiter gedreht, und es gäbe doch jetzt eine multipolare Welt, die einen noch viel spannenderen Hintergrund für Spionage- oder Abenteuergeschichten aufweise als die Zeit des Kalten Krieges. Er schrieb noch einiges mehr ...
Ich war beeindruckt. Im Verlauf von dreißig Jahren, die ich als Kleinstverleger mit einem Fanzine und neinem Kleinverlag sowie als Redakteur in einem Buch- und Zeitschriftenverlag verbracht habe, sind mir immer wieder Bewerbungen von Autoren untergekommen. Mit manchen dieser Autoren gab's in der Folge eine Zusammenarbeit, die bis heute anhält – sehr erfreulich und sehr positiv.
Bei manchen aber kann ich nur den Kopf schütteln. Der Kollege, der mich angeschrieben hatte, war nicht einmal in der Lage, zwei klassische Heftromanserien vernünftig auseinanderzuhalten: Während KOMMISSAR X eine klassische Krimi-Reihe war, ging es in MISTER DYNAMIT um den Kalten Krieg, um Agenteneinsätze und Spionage – das eine hatte mit dem anderen nur so viel zu tun, dass bei beiden Serien ein bestimmter Autor sehr wichtig war.
Schon seit Jahren frage ich mich, warum so viele Menschen meinen, als Autoren quasi geboren zu sein. Es ist doch auch niemand als Bäcker geboren. Wenn jemand Bäcker werden will, informiert er sich vorher über diesen Beruf, dann macht er eine Ausbildung, und dann ist er Geselle. Bis zum Meister hat er noch einige Schritte ... nur bei der Schriftstellerei glauben manche Leute offensichtlich, sich keine Sekunde lang über irgend etwas informieren zu müssen. Schon seltsam ...
22 Dezember 2013
Zirkus Niveau
Anfangs konnte ich mir unter der Bezeichnung »Hyrrä« überhaupt nichts vorstellen; auch die Lektüre diverser Informationsartikel half mir nicht weiter. Aber ich ließ mich mit großem Interesse auf die Vorstellung dieses »Cirque niveau« ein, der am Samstag, 21. Dezember 2013, im Tollhaus in Karlsruhe auftrat.
Insgesamt sieben Personen waren zugegen, und was sie boten, war eine bizarre und zugleich höchst unterhaltsame Mischung aus Akrobatik, Musik, einer schräg-philosophischen Geschichte, Jonglage und anderen Kleinkunst-Bestandteilen, die mich komplett in ihren Bann zogen. Man kann das ganze tatsächlich nicht in einem kurzen Text zusammenfassen, auch der Trailer, den es bei YouTube gibt, hilft nicht unbedingt weiter.
Ich versuche es mal mit Beispielen: Ein Akrobat bringt mithilfe eines Diabolo eine Gitarre zum Spielen. Eine Frau in schwarzem Kostüm singt ziemlich coole Stücke, die mir manchmal zu hardrockig sind, aber stets gut passen. Ein Akrobat zwängt sich durch einen Stuhl und erzählt dabei in gedrechselten Reimen die Geschichte einer rebellischen Schnecke.
Ein Frau in knallengem roten Dress und ein großes Mann in lockeren Klamotten machen gelungene Akrobat ohne jeglichen Schnickschnack. Eine Frau tanzt mit einem riesigen Reifen. Ein Akrobat zeigt, dass man auch den Mund zur Hilfe nehmen kann, wenn man jongliert.
Und so weiter. Klingt seltsam, ist auch seltsam – aber unterhielt für exakt eineinhalb Stunden auf hohem Niveau. Sehr schön!
Insgesamt sieben Personen waren zugegen, und was sie boten, war eine bizarre und zugleich höchst unterhaltsame Mischung aus Akrobatik, Musik, einer schräg-philosophischen Geschichte, Jonglage und anderen Kleinkunst-Bestandteilen, die mich komplett in ihren Bann zogen. Man kann das ganze tatsächlich nicht in einem kurzen Text zusammenfassen, auch der Trailer, den es bei YouTube gibt, hilft nicht unbedingt weiter.
Ich versuche es mal mit Beispielen: Ein Akrobat bringt mithilfe eines Diabolo eine Gitarre zum Spielen. Eine Frau in schwarzem Kostüm singt ziemlich coole Stücke, die mir manchmal zu hardrockig sind, aber stets gut passen. Ein Akrobat zwängt sich durch einen Stuhl und erzählt dabei in gedrechselten Reimen die Geschichte einer rebellischen Schnecke.
Ein Frau in knallengem roten Dress und ein großes Mann in lockeren Klamotten machen gelungene Akrobat ohne jeglichen Schnickschnack. Eine Frau tanzt mit einem riesigen Reifen. Ein Akrobat zeigt, dass man auch den Mund zur Hilfe nehmen kann, wenn man jongliert.
Und so weiter. Klingt seltsam, ist auch seltsam – aber unterhielt für exakt eineinhalb Stunden auf hohem Niveau. Sehr schön!
21 Dezember 2013
Andro Nachrichten 243
Dass ich ein Fanzine, das im Oktober 2013 erschienen ist, erst im Dezember 2013 bespreche, kann vielerlei Gründe haben: Es war so sterbenslangweilig, dass ich es immer wieder in eine Ecke legte, oder es war so lesenswert, dass ich es komplett durchlas. Seien wir ehrlich – bei den »Andromeda Nachrichten« mit der Nummr 243 schlägt das Pendel eher in die zweite Richtung: Ich habe bei diesem Fanzine sehr viele Beiträge gelesen.
Was Michael Haitel da zum BuchmesseCon zusammengestellt hat, finde ich nach wie vor herausragend. Es gibt haufenweise Informationen und Interviews, die direkt mit diesem Con zusammenhängen. Vorgestellt werden unter anderem Autoren, die ich nicht kannte, oder die Macher von Kleinverlagen – das muss man nicht alles mögen, aber ich finde die Zusammenstellung lesenswert.
Selbstverständlich enthält das Fanzine auch die üblichen Dinge eines solchen Heftes: Interna aus dem Science Fiction-Club Deutschland e.V., Nachrufe und Artikel, Rezensionen und sogar eine Kurzgeschichte. Das alles wird in einem äußerst gefälligen und richtig gut lesbaren Layout präsentiert – die Lektüre macht da allein schon aufgrund der Optik des Heftes richtig Spaß.
In den 80er-Jahren träumte unsereins von einem solchen Fanzine, das regelmäßig erscheint, die Science-Fiction-Szene präsentiert und dennoch auf gutem Niveau unterhält. Mit dieser aktuellen Ausgabe ist Michael Haitel als Redakteur dem Ganzen einen guten Schritt nähergekommen – mein voller Respekt!
Was Michael Haitel da zum BuchmesseCon zusammengestellt hat, finde ich nach wie vor herausragend. Es gibt haufenweise Informationen und Interviews, die direkt mit diesem Con zusammenhängen. Vorgestellt werden unter anderem Autoren, die ich nicht kannte, oder die Macher von Kleinverlagen – das muss man nicht alles mögen, aber ich finde die Zusammenstellung lesenswert.
Selbstverständlich enthält das Fanzine auch die üblichen Dinge eines solchen Heftes: Interna aus dem Science Fiction-Club Deutschland e.V., Nachrufe und Artikel, Rezensionen und sogar eine Kurzgeschichte. Das alles wird in einem äußerst gefälligen und richtig gut lesbaren Layout präsentiert – die Lektüre macht da allein schon aufgrund der Optik des Heftes richtig Spaß.
In den 80er-Jahren träumte unsereins von einem solchen Fanzine, das regelmäßig erscheint, die Science-Fiction-Szene präsentiert und dennoch auf gutem Niveau unterhält. Mit dieser aktuellen Ausgabe ist Michael Haitel als Redakteur dem Ganzen einen guten Schritt nähergekommen – mein voller Respekt!
20 Dezember 2013
HDQ begeistern nach mehr als zwei Jahrzehnten
Wann genau ich die englische Band HDQ in den 80er-Jahren mal gesehen habe, weiß ich gar nicht mehr; sie gehörte damals dazu und doch wieder nicht. Im Gegensatz zu den anderen Bands, die damals von der Insel herüberkamen, ließen es die Herren aus Sunderland nicht nur krachen und knatteren, sondern liebten es, herrliche Melodien mit schroffem Hardcore-Sound zu verbinden.
1990 löste man sich auf – und 2013 tanzt auf einmal wieder eine neue Platte von HDQ durch die Gegend. Die trägt den schönen Titel »Lost In Translation«, wurde von mir unglaublich oft gespielt und ist wahrscheinlich meine »Platte des Jahres« geworden.
Ich könnte jetzt einiges darüber schreiben, bei welchen Bands die einzelnen Musiker im Verlauf der Jahre gespielt haben; es wäre eine Art »Best of« des englischen Punkrock in den vergangenen Jahrzehnten. Bei dieser Band hier haben sie sich noch einmal zusammengetan, und heraus kamen elf gelungene Stücke.
Es gibt wunderbaren melodischen Punkrock mit einem Schuss Hardcore, mal ein wenig mit Emo untermalt und manchmal sogar ganz ruhig; wer auf beinharten Hardcore-Punk steht, wird die ruhigen Stücke womöglich lahm finden, aber ich mag so etwas ja. Die Gitarrenläufe sind hervorragend, die Stimme trägt durch die Stücke – das ist alles so gut, dass es mir die Sprache verschlägt.
So. Genug gejubelt und gefreut. Hört's euch einfach selbst auf Bandcamp an; das lohnt sich.
1990 löste man sich auf – und 2013 tanzt auf einmal wieder eine neue Platte von HDQ durch die Gegend. Die trägt den schönen Titel »Lost In Translation«, wurde von mir unglaublich oft gespielt und ist wahrscheinlich meine »Platte des Jahres« geworden.
Ich könnte jetzt einiges darüber schreiben, bei welchen Bands die einzelnen Musiker im Verlauf der Jahre gespielt haben; es wäre eine Art »Best of« des englischen Punkrock in den vergangenen Jahrzehnten. Bei dieser Band hier haben sie sich noch einmal zusammengetan, und heraus kamen elf gelungene Stücke.
Es gibt wunderbaren melodischen Punkrock mit einem Schuss Hardcore, mal ein wenig mit Emo untermalt und manchmal sogar ganz ruhig; wer auf beinharten Hardcore-Punk steht, wird die ruhigen Stücke womöglich lahm finden, aber ich mag so etwas ja. Die Gitarrenläufe sind hervorragend, die Stimme trägt durch die Stücke – das ist alles so gut, dass es mir die Sprache verschlägt.
So. Genug gejubelt und gefreut. Hört's euch einfach selbst auf Bandcamp an; das lohnt sich.
19 Dezember 2013
Dreißig Jahre Flashdance
Jennifer Beals und ihr »Flashdance«: Das ist auch schon wieder dreißig Jahre her? Himmel hilf!, darauf musste mich dann ausgerechnet der »Spiegel« hinweisen. Den Film fand ich damals ganz okay, ich schrieb einen sehr kritischen Artikel darüber, den ich irgendwann mal fürs Internet ausgraben muss. Aber dann geriet doch sehr viel in Vergessenheit.
Jennifer Beals wurde auf jeden Fall jetzt auch fünfzig. In meinen Augen wird sie immer das Mädel sein, das tagsüber schweißt und harte Arbeit leistet, um abends tanzen zu gehen – alles völlig unglaubwürdig, aber unterhaltsam. Und dass die Tanzszenen gar nicht von ihr stammen, sondern von einem Mann, erschüttert mich dreißig Jahre danach auch nicht mehr ...
Jennifer Beals wurde auf jeden Fall jetzt auch fünfzig. In meinen Augen wird sie immer das Mädel sein, das tagsüber schweißt und harte Arbeit leistet, um abends tanzen zu gehen – alles völlig unglaubwürdig, aber unterhaltsam. Und dass die Tanzszenen gar nicht von ihr stammen, sondern von einem Mann, erschüttert mich dreißig Jahre danach auch nicht mehr ...
Die Kirche im Dorf lassen
Am Heiligen Abend des Jahres 1983 lief im Jugendzentrum »Murgtäler Hof« das Lied »Sympathy For The Devil« der Rolling Stones. In späteren Jahren wurde um den Weihnachtsbaum gepogt – und auch mal besoffen in den Baum hineingepurzelt.
Das hat niemandem geschadet. Aus uns allen »ist was geworden«. Was jetzt aber, dreißig Jahre danach, an einer Schule in Stuttgart ausgetragen wird, ist völlig absurd. Wie sehr sich manche Dinge zurückentwickelt haben und wie weit manche Ängste gediehen sind, lässt sich hier schön abzeichnen.
Die Schüler und die Lehrer des Gottlieb-Daimler-Gymnasiums der Stadt wollten kein Weihnachtsfest machen, sondern eine »Multikulturelle Feier zum Fest der Werte« veranstalten. Darauf hatten sich alle verständigt; auch der Pfarrer einer nahegelegenen Kirche.
Das geht so aber nicht in einem Land, wo an jeder Ecke die Rechtskonservativen stehen und meinen, die »Tradition« verteidigen zu müssen. 1983 hatten sie diese Ängste nicht, scheint mir im Nachhinein. Es gab in den bekannten rechtskonservativen bis rechtsradikalen Foren die einschlägigen Artikel; die Schulleiterin wurde mit Name, Adresse und Foto »öffentlich gemacht«, und es kam die zu erwartende Reaktion: haufenweise Protest-Mails.
In punkto Empörung sind die Rechten echt klasse. Und in punkto Feigheit sind dann viele Politiker auch klasse: Das Fest wurde jetzt »sicherheitshalber« abgesagt, die Polizei kümmert sich drum.
Mein Vorschlag: Lasst die Kirche tatsächlich mal im Dorf. In einer Stadt ticken die Uhren anders. Niemand wird unterdrückt, wenn eine Schule einmal das ach so Heilige Fest umtauft; niemand wird gezwungen, auf sein eigenes, sehr privates Weihnachtsfest zu verzichten
Mir sind christliche wie muslimische Feiertage recht egal, aber selbstverständlich ist das Recht eines jeden Einzelnen, seine religiösen Feste feiern zu dürfen, jederzeit zu verteidigen. (Okay, Menschenopfer bei satanistischen Riten sind was anderes ...) Aber dass einige Leute in diesem Land in Sachen Freiheitsbegriff gehörig einen an der Waffel haben, belegt dieses Beispiel wieder einmal ganz hervorragend.
Das hat niemandem geschadet. Aus uns allen »ist was geworden«. Was jetzt aber, dreißig Jahre danach, an einer Schule in Stuttgart ausgetragen wird, ist völlig absurd. Wie sehr sich manche Dinge zurückentwickelt haben und wie weit manche Ängste gediehen sind, lässt sich hier schön abzeichnen.
Die Schüler und die Lehrer des Gottlieb-Daimler-Gymnasiums der Stadt wollten kein Weihnachtsfest machen, sondern eine »Multikulturelle Feier zum Fest der Werte« veranstalten. Darauf hatten sich alle verständigt; auch der Pfarrer einer nahegelegenen Kirche.
Das geht so aber nicht in einem Land, wo an jeder Ecke die Rechtskonservativen stehen und meinen, die »Tradition« verteidigen zu müssen. 1983 hatten sie diese Ängste nicht, scheint mir im Nachhinein. Es gab in den bekannten rechtskonservativen bis rechtsradikalen Foren die einschlägigen Artikel; die Schulleiterin wurde mit Name, Adresse und Foto »öffentlich gemacht«, und es kam die zu erwartende Reaktion: haufenweise Protest-Mails.
In punkto Empörung sind die Rechten echt klasse. Und in punkto Feigheit sind dann viele Politiker auch klasse: Das Fest wurde jetzt »sicherheitshalber« abgesagt, die Polizei kümmert sich drum.
Mein Vorschlag: Lasst die Kirche tatsächlich mal im Dorf. In einer Stadt ticken die Uhren anders. Niemand wird unterdrückt, wenn eine Schule einmal das ach so Heilige Fest umtauft; niemand wird gezwungen, auf sein eigenes, sehr privates Weihnachtsfest zu verzichten
Mir sind christliche wie muslimische Feiertage recht egal, aber selbstverständlich ist das Recht eines jeden Einzelnen, seine religiösen Feste feiern zu dürfen, jederzeit zu verteidigen. (Okay, Menschenopfer bei satanistischen Riten sind was anderes ...) Aber dass einige Leute in diesem Land in Sachen Freiheitsbegriff gehörig einen an der Waffel haben, belegt dieses Beispiel wieder einmal ganz hervorragend.
18 Dezember 2013
Pathos, Punk und Rock
Dass es die Skeptiker aus Berlin schon seit 1986 gibt, dürfte zum allgemeinen Punkrock-Wissen gehörte. Die Band fing zu DDR-Zeiten an, fiel schon damals auf und gehörte in den frühen 90er-Jahren zu den Bands, die dank der Stimme des Sängers und recht komplexer Texte aus dem Deutschpunk-Umfeld herausragten. Mit »Aufsteh'n« liegt jetzt die zehnte Platte der Band vor; ich habe die schön gestaltete CD gehört.
Schon beim ersten Anhören wird klar, wie präsent die Stimme des Sängers ist: das rollende »R«, die starke Betonung der Wörter – das alles passt zu den komplexen und manchmal altmodisch formulierten Texten. »Leuchten noch die Sterne, wenn man tief und tiefer, wenn tief ins Dunkel fällt?« Solche Texte sind weder für Punkrock noch für allgemeine Rockmusik mit deutschen Texten typisch; das muss man dann auch mögen.
Musikalisch hat sich die Band weit vom klassischen Punk entfernt. Gelegentlich lässt man es noch krachen, meist präsentieren die Musiker auf der Platte eine Mixtur aus allen möglichen Rockmusik-Einflüssen, selten plunkert sogar ein Offbeat dazwischen, gibt es bei »Niemals mehr« sogar eine Gitarrenballade oder wird – wie bei »Erwartung« – recht aufwendig produziert.
Manchmal klingt die Band, als wolle sie klassischen Polit-Rock spielen: Die Skeptiker kritisieren »Das System«, oder sie beschwören »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«. Mir ist das dann doch zuviel an erhobenem Zeigefinger und zu wenig an rotzigem Punkrock.
Dass ich mit der CD nicht sonderlich warm werde, liegt aber eher an mir – die Band ist gut, die Musiker wissen, was sie tun, und die Platte wird sicher ihre Freunde finden.
Schon beim ersten Anhören wird klar, wie präsent die Stimme des Sängers ist: das rollende »R«, die starke Betonung der Wörter – das alles passt zu den komplexen und manchmal altmodisch formulierten Texten. »Leuchten noch die Sterne, wenn man tief und tiefer, wenn tief ins Dunkel fällt?« Solche Texte sind weder für Punkrock noch für allgemeine Rockmusik mit deutschen Texten typisch; das muss man dann auch mögen.
Musikalisch hat sich die Band weit vom klassischen Punk entfernt. Gelegentlich lässt man es noch krachen, meist präsentieren die Musiker auf der Platte eine Mixtur aus allen möglichen Rockmusik-Einflüssen, selten plunkert sogar ein Offbeat dazwischen, gibt es bei »Niemals mehr« sogar eine Gitarrenballade oder wird – wie bei »Erwartung« – recht aufwendig produziert.
Manchmal klingt die Band, als wolle sie klassischen Polit-Rock spielen: Die Skeptiker kritisieren »Das System«, oder sie beschwören »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«. Mir ist das dann doch zuviel an erhobenem Zeigefinger und zu wenig an rotzigem Punkrock.
Dass ich mit der CD nicht sonderlich warm werde, liegt aber eher an mir – die Band ist gut, die Musiker wissen, was sie tun, und die Platte wird sicher ihre Freunde finden.
17 Dezember 2013
Geheimnisvolle Botschaften
Als ich ein Kind war, las ich – wie so viele andere – mit großer Begeisterung die Romane um »Die drei ???«; ich gehörte zu jenen, die glaubten, dass Alfred Hitchcock die Romane selbst geschrieben hätte. Als die Hörspiele ihren Siegeszug antraten, war ich aus dem Alter heraus, irgendwelche jugendlichen Detektive und ihre Abenteuer spannend zu finden.
Nachdem mir mein Autorenkollege Christian Montillon die aktuelle Hörspielfolge »Geheimnisvolle Botschaften« geschenkt hatte, hörte ich sie mir dieser Tage endlich einmal an. Um mit dem Lob zu beginnen: Das ist alles gut gemacht, die Krimi-Geschichte um ein Pergamentbuch ist spannend erzählt, und die Geräusche machen richtig Laune. Wenn ein Zehn- oder Zwölfjähriger diese Geschichte hört, findet er sie garantiert richtig klasse.
Für mich wäre das aber – ganz subjektiv – echt nichts mehr. Die Art und Weise, wie die Detektive miteinander umgehen, fand ich befremdlich; die reden sich mit »Kollegen« oder mit »Erster« an. Das war sicher schon immer so, seltsam fand ich es trotzdem. Vom Verhältnis zu gleichaltrigen Mädchen oder dem klugscheißernden Gehabe der drei Jungs mal ganz abgesehen ...
An solchen Punkten merkt man einfach, dass man älter geworden ist. Was mich vor Jahrzehnten begeistert hätte und was heute – wie ich weiß – viele Kinder immer noch mitreißen kann, packt mich einfach nicht. Das liegt einfach an mir und dem geänderten Empfinden für Dinge, die ich spannend finde. Dass es »Die drei ???« immer noch gibt, finde ich allerdings nach wie vor klasse.
Nachdem mir mein Autorenkollege Christian Montillon die aktuelle Hörspielfolge »Geheimnisvolle Botschaften« geschenkt hatte, hörte ich sie mir dieser Tage endlich einmal an. Um mit dem Lob zu beginnen: Das ist alles gut gemacht, die Krimi-Geschichte um ein Pergamentbuch ist spannend erzählt, und die Geräusche machen richtig Laune. Wenn ein Zehn- oder Zwölfjähriger diese Geschichte hört, findet er sie garantiert richtig klasse.
Für mich wäre das aber – ganz subjektiv – echt nichts mehr. Die Art und Weise, wie die Detektive miteinander umgehen, fand ich befremdlich; die reden sich mit »Kollegen« oder mit »Erster« an. Das war sicher schon immer so, seltsam fand ich es trotzdem. Vom Verhältnis zu gleichaltrigen Mädchen oder dem klugscheißernden Gehabe der drei Jungs mal ganz abgesehen ...
An solchen Punkten merkt man einfach, dass man älter geworden ist. Was mich vor Jahrzehnten begeistert hätte und was heute – wie ich weiß – viele Kinder immer noch mitreißen kann, packt mich einfach nicht. Das liegt einfach an mir und dem geänderten Empfinden für Dinge, die ich spannend finde. Dass es »Die drei ???« immer noch gibt, finde ich allerdings nach wie vor klasse.
16 Dezember 2013
DJ Santa
Die Musik dröhnte durch die Bahnhofshalle in Braunschweig, hallte von den Betonwänden und dem Steinfußboden wieder. Irgendeine schlonzige Weihnachtsnummer war es, dargeboten von einem Sänger, bei dem garantiert eine »samtweiche Stimme« attestiert wurde.
Was für ein widerliches Gejaule, dachte ich und war froh, rasch zum Gleis sechs gehen zu müssen. Ich bedauerte die Menschen, die in diesem Bahnhof arbeiteten und jeden Tag dieselben Schnulzen hören mussten. Wahrscheinlich lief eine CD in Endlosschleife und verpestete die Luft mit Akustikschleim.
Zwei Schritte weiter erkannte ich meinen Irrtum. Es gab einen DJ, zumindest einen Mann, der an einem kleinen Mischpult stand, eines von diesen elektronischen Dinger, bei denen weder Schallplatten noch CDs nötig sind, sondern nur ein Computer. Er trug die komplette Weihnachtsmann-Uniform: Der Bart klebte im Gesicht, der Mantel hing am schlacksigen Körper, eine Mütze verhüllte seinen Hinterkopf.
Und er tanzte. Mit ungelenken Bewegungen bewegte er sich zum Takt der Musik, so dass es entfernt nach einem Tanz aussah. Santa Claus im Bahnhof Braunschweig, direkt zwischen der Buchhandlung, der Rossmann-Filiale und dem Zugang zu den Geleisen. Ich war entzückt ...
Was für ein widerliches Gejaule, dachte ich und war froh, rasch zum Gleis sechs gehen zu müssen. Ich bedauerte die Menschen, die in diesem Bahnhof arbeiteten und jeden Tag dieselben Schnulzen hören mussten. Wahrscheinlich lief eine CD in Endlosschleife und verpestete die Luft mit Akustikschleim.
Zwei Schritte weiter erkannte ich meinen Irrtum. Es gab einen DJ, zumindest einen Mann, der an einem kleinen Mischpult stand, eines von diesen elektronischen Dinger, bei denen weder Schallplatten noch CDs nötig sind, sondern nur ein Computer. Er trug die komplette Weihnachtsmann-Uniform: Der Bart klebte im Gesicht, der Mantel hing am schlacksigen Körper, eine Mütze verhüllte seinen Hinterkopf.
Und er tanzte. Mit ungelenken Bewegungen bewegte er sich zum Takt der Musik, so dass es entfernt nach einem Tanz aussah. Santa Claus im Bahnhof Braunschweig, direkt zwischen der Buchhandlung, der Rossmann-Filiale und dem Zugang zu den Geleisen. Ich war entzückt ...
15 Dezember 2013
Durchbiss oder Förderung
Als ich zwölf Jahre alt war, hatte ich die öffentliche Bibliothek im Dorf durch. Die Leute machten sich Sorgen. Ob es denn überhaupt gut sei, wenn »der Bub so viel« lese? Als ich 15 Jahre alt war und meine ersten Kurzgeschichten schrieb und in Fanzines veröffentlichte, fand man das seltsam; in der Verwandtschaft wurde über den seltsamen Jungen diskutiert.
Bei unserem diesjährigen Herbstseminar in Wolfenbüttel hatten wir nun eine Teilnehmerin, die gerade einmal 15 Jahre alt war. Sie hatte das Seminar gewissermaßen zum Geburtstag geschenkt bekommen, und ihr Vater begleitete sie.
Das finde ich großartig, hier wird ein Talent – und Talent hatte das Mädchen – eindeutig gefördert. Man wirft der Teilnehmerin keine Steine in den Weg, sondern unterstützt sie bei ihrem Ziel, schriftstellerisch tätig zu sein.
Andererseits muss ich meiner Verwandtschaft eigentlich dankbar sein. Weil alle das doof fanden, was ich machte, musste ich mich jahrelang durchbeißen. Wer in einem bildungsfernen Familienumfeld versucht, eigene Texte zu schreiben, weiß danach immerhin, dass er eine gewisse Besessenheit mit sich bringt.
Durchbeißen über Jahre hinweg kostet zwar Nerven, aber stählt sie zugleich. Eine halbwegs korrekte Förderung halte ich dennoch für sinnvoller, und mir hätten damals irgendwelche Seminare und wertschätzende Kritiken nicht geschadet ...
Bei unserem diesjährigen Herbstseminar in Wolfenbüttel hatten wir nun eine Teilnehmerin, die gerade einmal 15 Jahre alt war. Sie hatte das Seminar gewissermaßen zum Geburtstag geschenkt bekommen, und ihr Vater begleitete sie.
Das finde ich großartig, hier wird ein Talent – und Talent hatte das Mädchen – eindeutig gefördert. Man wirft der Teilnehmerin keine Steine in den Weg, sondern unterstützt sie bei ihrem Ziel, schriftstellerisch tätig zu sein.
Andererseits muss ich meiner Verwandtschaft eigentlich dankbar sein. Weil alle das doof fanden, was ich machte, musste ich mich jahrelang durchbeißen. Wer in einem bildungsfernen Familienumfeld versucht, eigene Texte zu schreiben, weiß danach immerhin, dass er eine gewisse Besessenheit mit sich bringt.
Durchbeißen über Jahre hinweg kostet zwar Nerven, aber stählt sie zugleich. Eine halbwegs korrekte Förderung halte ich dennoch für sinnvoller, und mir hätten damals irgendwelche Seminare und wertschätzende Kritiken nicht geschadet ...
14 Dezember 2013
Nerat Borr zum zweiten
Traditionell ist der zweite Tag eines Autorenseminars für mich am anstrengendsten: Der Samstag ist elend lang, weil wir morgens um neun Uhr anfangen und nach halb zehn Uhr abends offiziell aufhören – dazwischen betreibe ich Textkritik und Textkritik und Textkritik. Da heißt es, einigermaßen konzentriert und wach zur Sache zu gehen ...
Am heutigen Samstag ging es mit dem Durchsprechen von Kurzgeschichten weiter, die von den Teilnehmern eingereicht worden waren. Darüber hinaus stellten wir die ersten Textaufgaben: eine exrem knappe und zwei eher ausführliche.
Alle Texte, die dabei entstanden, wurden von uns zusammen mit den Teilnehmern gleich durchgesprochen. Was ich immer wieder feststelle: Beim konzentrierten Durcharbeiten solcher Texte wird klar, wie gut es manchmal ist, wenn Autoren unter Druck arbeiten. Sie verlieren sich dann nicht in Details, die bleiben konzentriert an ihrem Text. (Auf Dauer geht das natürlich nicht gut, aber das leuchtet ja ein ...)
Nach dem Arbeiten kommt das Bier. Traditionell enden die Abende in Wolfenbüttel erst am Morgen: Wir sitzen zusammen, trinken Bier und Wein und sprechen über alle möglichen Themen. Das gemeinsame Herumsitzen und Reden gehört zu den Schwerpunkten eines solchen Seminars, auch wenn beide Tätigkeiten nicht im Programm verzeichnet sind.
Am heutigen Samstag ging es mit dem Durchsprechen von Kurzgeschichten weiter, die von den Teilnehmern eingereicht worden waren. Darüber hinaus stellten wir die ersten Textaufgaben: eine exrem knappe und zwei eher ausführliche.
Alle Texte, die dabei entstanden, wurden von uns zusammen mit den Teilnehmern gleich durchgesprochen. Was ich immer wieder feststelle: Beim konzentrierten Durcharbeiten solcher Texte wird klar, wie gut es manchmal ist, wenn Autoren unter Druck arbeiten. Sie verlieren sich dann nicht in Details, die bleiben konzentriert an ihrem Text. (Auf Dauer geht das natürlich nicht gut, aber das leuchtet ja ein ...)
Nach dem Arbeiten kommt das Bier. Traditionell enden die Abende in Wolfenbüttel erst am Morgen: Wir sitzen zusammen, trinken Bier und Wein und sprechen über alle möglichen Themen. Das gemeinsame Herumsitzen und Reden gehört zu den Schwerpunkten eines solchen Seminars, auch wenn beide Tätigkeiten nicht im Programm verzeichnet sind.
13 Dezember 2013
Nerat Borr zum ersten
Der erste Tage des aktuellen Seminars in Wolfenbüttel geht langsam zu Ende; was jetzt noch fehlt, ist das kollektive Leeren von Bier- und Weinflaschen, wobei das ja nie ausartet. Das Seminar läuft gut, auch deshalb, weil ich mit Uwe Anton einen Partner habe, mit dem ich stets gut zusammenarbeite. Allerdings sind 16 Teilnehmer eine ganz schöne Masse, die wir »bewältigen« müssen.
Am heutigen Freitag hatten wir viel mit allgemeinen Themen zu tun. Ein Werkstattgespräch, in dem der Autor und ich ein wenig über die Arbeit von Verlagen und Schriftstellern erzählten, ging über in die Besprechung einiger Kurzgeschichten, die von den Teilnehmern im voraus eingereicht worden waren.
Uwe Anton hatte eine Aufgabe gestellt, in der als Hintergrund das fiktive Leben einer fiktiven Figur namens Nerat Borr diente. Und aus dem Leben dieser Figur sollten die Seminarteilnehmer eine Sequenz herausgreifen, um daraus eine Geschichte zu machen. Was entstanden war, entpuppte sich als sehr unterschiedlich in Stil und Niveau – und wie immer bin ich fasziniert von den unterschiedlichen Blickwinkeln von Seminarteilnehmern ...
Am heutigen Freitag hatten wir viel mit allgemeinen Themen zu tun. Ein Werkstattgespräch, in dem der Autor und ich ein wenig über die Arbeit von Verlagen und Schriftstellern erzählten, ging über in die Besprechung einiger Kurzgeschichten, die von den Teilnehmern im voraus eingereicht worden waren.
Uwe Anton hatte eine Aufgabe gestellt, in der als Hintergrund das fiktive Leben einer fiktiven Figur namens Nerat Borr diente. Und aus dem Leben dieser Figur sollten die Seminarteilnehmer eine Sequenz herausgreifen, um daraus eine Geschichte zu machen. Was entstanden war, entpuppte sich als sehr unterschiedlich in Stil und Niveau – und wie immer bin ich fasziniert von den unterschiedlichen Blickwinkeln von Seminarteilnehmern ...
Berlin.classified und selbstverlegt
Damit Selfpublishing seinen Durchbruch auch hierzulande erlebt, reicht es nicht aus, dass vorzugsweise Hobbyautoren ihre Werke jetzt als E-Books verlegen. Diese Binsenweisheit wird seit etwa zwei Jahren von den Fachleuten gepredigt, und sie ist meiner Ansicht nach richtig. Jetzt startet mit Fred Breinersdorfer ein echter Profi seinen Selfpublishing-Krimi.
Breinersdorfer hat irrsinnig viele Drehbücher geschrieben, war schon mal für einen »Oscar« nominiert und kündigt jetzt eine Krimi-Serie an: sechs Teile unter dem Titel »Berlin.classified«, die sich mit der Affäre Barschel beschäftigen sollen. Es handelt sich wohl um einen 600 Seiten umfassenden Thriller, der laut Breinersdorfer überhaupt nicht gedruckt erscheinen soll (na ja, schauen wir mal ...).
»Ich setze konsequent aufs digitale Format, es wird keine Printausgabe geben«, erzählte er in einem Interview mit dem Fachblatt »buchreport.express«. Er äußert vorsichtige Kritik an den Verlagen, indenen »wenig Verständnis und Mut vorhanden« sei, und meint schon jetzt: »Je mehr etablierte Autoren von der Verlagslandschaft frustriert sind oder abgelehnt werden, umso interessanter wird das Selfpublishing.«
Ich denke, damit hat er recht. Als Stephen King vor vielen Jahren seine elektronischen Bücher startete, war er zu früh dran – wenn jetzt etablierte Profis wie Breinersdorfer zusammen mit anderen Erfolgsautoren bewusst in das E-Book-Geschäft einsteigen, wird sich automatisch einiges verändern.
Ich bin sicher, dass 2014 ein spannendes Jahr für das Selfpublishing werden wird, wenngleich es Verlage weiterhin geben wird ...
Breinersdorfer hat irrsinnig viele Drehbücher geschrieben, war schon mal für einen »Oscar« nominiert und kündigt jetzt eine Krimi-Serie an: sechs Teile unter dem Titel »Berlin.classified«, die sich mit der Affäre Barschel beschäftigen sollen. Es handelt sich wohl um einen 600 Seiten umfassenden Thriller, der laut Breinersdorfer überhaupt nicht gedruckt erscheinen soll (na ja, schauen wir mal ...).
»Ich setze konsequent aufs digitale Format, es wird keine Printausgabe geben«, erzählte er in einem Interview mit dem Fachblatt »buchreport.express«. Er äußert vorsichtige Kritik an den Verlagen, indenen »wenig Verständnis und Mut vorhanden« sei, und meint schon jetzt: »Je mehr etablierte Autoren von der Verlagslandschaft frustriert sind oder abgelehnt werden, umso interessanter wird das Selfpublishing.«
Ich denke, damit hat er recht. Als Stephen King vor vielen Jahren seine elektronischen Bücher startete, war er zu früh dran – wenn jetzt etablierte Profis wie Breinersdorfer zusammen mit anderen Erfolgsautoren bewusst in das E-Book-Geschäft einsteigen, wird sich automatisch einiges verändern.
Ich bin sicher, dass 2014 ein spannendes Jahr für das Selfpublishing werden wird, wenngleich es Verlage weiterhin geben wird ...
12 Dezember 2013
Das Hassknecht-Prinzip
Wer Gernot Hassknecht nicht kennt, hat meiner Ansicht nach wirklich etwas verpasst. Der kleine, so gemütlich wirkende Mann mit der Fast-Vollglatze ist mittlerweile ein Star der »heute show«, die ich jede Woche anzugucken versuche. Wer mag, schaue sich bei Youtube einen der vielen Filmchen von ihm an, die es dort zu gucken gibt.
Am gestrigen Mittwoch, 11. Dezember 2013, waren wir in Pforzheim, wo wir im Kulturhaus Osterfeld den guten Gernot auf der Bühne sahen. Sein Programm hieß: »Das Hassknecht-Prinzip – in zwölf Schritten zum Choleriker«. Der Saal war gerammelt voll, das Programm lief gut, und wir hatten viel zu lachen.
Im Prinzip bot der Mann eine Mischung aus »heute show«-Einspielern, einigen Beschwerdebriefen, schönen politischen Generalattacken auf bekannte Menschen und dem eigentlichen »Hassknecht-Prinzip«: Da geht's darum, dass man sich den ganzen Tag über aufregen soll, dass man viel Fleisch essen soll und dass man vor allem mit seiner schlechten Laune viel mehr Spaß im Leben haben wird.
Das klingt jetzt vielleicht ein wenig seltsam, ist live aber großartig. Gelegentlich gab es Längen im Programm, unterm Strich war es aber sehr gelungen. Die Hassknecht-Show ist bunt und knallig, der kleine Mann bringt seine Wut auch auf der Bühne hervorragend zur Geltung. Absolut empfehlenswert – vor allem, wenn man danach selbst ein wenig mehr zum Choleriker geworden ist ...
Am gestrigen Mittwoch, 11. Dezember 2013, waren wir in Pforzheim, wo wir im Kulturhaus Osterfeld den guten Gernot auf der Bühne sahen. Sein Programm hieß: »Das Hassknecht-Prinzip – in zwölf Schritten zum Choleriker«. Der Saal war gerammelt voll, das Programm lief gut, und wir hatten viel zu lachen.
Im Prinzip bot der Mann eine Mischung aus »heute show«-Einspielern, einigen Beschwerdebriefen, schönen politischen Generalattacken auf bekannte Menschen und dem eigentlichen »Hassknecht-Prinzip«: Da geht's darum, dass man sich den ganzen Tag über aufregen soll, dass man viel Fleisch essen soll und dass man vor allem mit seiner schlechten Laune viel mehr Spaß im Leben haben wird.
Das klingt jetzt vielleicht ein wenig seltsam, ist live aber großartig. Gelegentlich gab es Längen im Programm, unterm Strich war es aber sehr gelungen. Die Hassknecht-Show ist bunt und knallig, der kleine Mann bringt seine Wut auch auf der Bühne hervorragend zur Geltung. Absolut empfehlenswert – vor allem, wenn man danach selbst ein wenig mehr zum Choleriker geworden ist ...
Es bollert aus Chile
Aus Südamerika sind im Verlauf der vergangenen zwanzig Jahre immer wieder neue Punk-Bands gekommen, die ihren Sound ohne jegliche Bremse spielen. Eine dieser Bands nennt sich Piromanos del Ritmo, was sich auch ohne jegliche Spanischkenntnisse einigermaßen kapieren lässt, und stammt aus Santiago, der Hauptstadt von Chile.
Die CD »Nosotros Tenemos El Fuego« wurde bereits im Sommer 2005 eingespielt, sie kam Ende der Nullerjahre bei einem deutschen Label heraus. Zu hören gibt es 18 Stücke mit heftigem Geboller: Das Schlagzeug rattert, die Gitarre jagt in einem rasenden Tempo durch die Stücke, und zwei Schreier-Sänger wechseln sich ab. Während der eine eher schreit und brüllt und grunzt, geht es beim anderen immer stärker in Richtung eines infernalischen Kreischens.
Das ist knallig und erinnert mich schwer an den derben Hard-Core (mit Bindestrich!), wie man ihn Mitte der 80er-Jahre in England gespielt hat, als Bands wie Extreme Noise Terror auf sich aufmerksam machten. Mit derem Sound lassen sich die Chilenen vergleichen: Das ist kein Metal, geht aber stark in Richtung Grindcore, und das strahlt alles in allem eine unglaubliche Energie auf.
Klar muss man das mögen, und jeden Tag könnte ich das nicht hören. Aber die Kombination aus den schnellen Stücken, den auf spanisch gesprochenen Zwischentexten und den klaren Aussagen in den Liedern (ein Textblatt übersetzt alles ins Englische) ist ziemlich klasse – die Chilenen überzeugen mich auf ihrer Platte ziemlich ...
Die CD »Nosotros Tenemos El Fuego« wurde bereits im Sommer 2005 eingespielt, sie kam Ende der Nullerjahre bei einem deutschen Label heraus. Zu hören gibt es 18 Stücke mit heftigem Geboller: Das Schlagzeug rattert, die Gitarre jagt in einem rasenden Tempo durch die Stücke, und zwei Schreier-Sänger wechseln sich ab. Während der eine eher schreit und brüllt und grunzt, geht es beim anderen immer stärker in Richtung eines infernalischen Kreischens.
Das ist knallig und erinnert mich schwer an den derben Hard-Core (mit Bindestrich!), wie man ihn Mitte der 80er-Jahre in England gespielt hat, als Bands wie Extreme Noise Terror auf sich aufmerksam machten. Mit derem Sound lassen sich die Chilenen vergleichen: Das ist kein Metal, geht aber stark in Richtung Grindcore, und das strahlt alles in allem eine unglaubliche Energie auf.
Klar muss man das mögen, und jeden Tag könnte ich das nicht hören. Aber die Kombination aus den schnellen Stücken, den auf spanisch gesprochenen Zwischentexten und den klaren Aussagen in den Liedern (ein Textblatt übersetzt alles ins Englische) ist ziemlich klasse – die Chilenen überzeugen mich auf ihrer Platte ziemlich ...
11 Dezember 2013
Tolkien im Blick
Immer mal wieder beklagen sich irgendwelche Menschen im Fernsehen darüber, wieviel Unfug in Blogs zu lesen sei und wie dumm denn Blogger seien. (Gestern beim Rumzappen landete ich bei irgendeiner dieser überflüssigen Talkshows, für die unsereins dann seine Gebührengelder abdrücken muss, und da jammerte ein Fernseh-Promi über Blogger, genau in diesem Ton.) Manchmal aber ist es lohnenswert, in Blogs zu lesen – man lernt was dazu.
Ganz frisch ist ein Artikel im sowieso gut lesbaren Blog »Lake Hermannstadt«. In diesem Artikel geht Christoph Jarosch auf die unterschiedliche Rezeption des Tolkien-Werkes ein, das dieses in den USA und in Europa genießt.
»Merkwürdige Geschöpfe« ist ein Artikel, wie ich ihn mag: in sich schlüssig, gut geschrieben, sauber zitiert und mit einer gewissen Ironie. Zudem lerne ich glatt noch etwas dabei. Sehr schön. Hiermit empfohlen!
Ganz frisch ist ein Artikel im sowieso gut lesbaren Blog »Lake Hermannstadt«. In diesem Artikel geht Christoph Jarosch auf die unterschiedliche Rezeption des Tolkien-Werkes ein, das dieses in den USA und in Europa genießt.
»Merkwürdige Geschöpfe« ist ein Artikel, wie ich ihn mag: in sich schlüssig, gut geschrieben, sauber zitiert und mit einer gewissen Ironie. Zudem lerne ich glatt noch etwas dabei. Sehr schön. Hiermit empfohlen!
10 Dezember 2013
Ideal zu Weihnachten
Manchmal verstehe ich Werbung einfach nicht. Im aktuellen Fall geht es um eine Anzeige, die der Verlag Klett-Cotta im Fachblatt »buchreport express« geschalten hat. Beworben wird der furiose Fantasy-Roman »Die dunklen Gassen des Himmels« von Tad Williams.
»Von Engeln und Dämonen – das ideale Weihnachtsgeschenk« schlagzeilt die Werbung. Und ich stelle mir gerade vor, wie eine Buchhandlung das Buch aufgrund des Slogans bestellt, auf den Tisch mit Weihnachtsbüchern packt und eifrig an die Kundinnen und Kunden verkauft.
In dem Roman geht es um Engel und Dämonen, das stimmt, aber weihnachtlich geht es nicht zu. Es wird gesoffen und geflucht, gepoppt und geprügelt, es geht richtig rund. Aber vielleicht wäre diese Mixtur für manche Weihnachtsmenschen doch eine Empfehlung ...
»Von Engeln und Dämonen – das ideale Weihnachtsgeschenk« schlagzeilt die Werbung. Und ich stelle mir gerade vor, wie eine Buchhandlung das Buch aufgrund des Slogans bestellt, auf den Tisch mit Weihnachtsbüchern packt und eifrig an die Kundinnen und Kunden verkauft.
In dem Roman geht es um Engel und Dämonen, das stimmt, aber weihnachtlich geht es nicht zu. Es wird gesoffen und geflucht, gepoppt und geprügelt, es geht richtig rund. Aber vielleicht wäre diese Mixtur für manche Weihnachtsmenschen doch eine Empfehlung ...
08 Dezember 2013
Mitreißender Krimi aus dem Russland des Jahres 1936
Warum sich in jüngster Zeit einige Autoren aus dem englischsprachigen Raum bei ihren Krimis auf die Zeit des stalinistischen Russlands »gestürzt« haben, leuchtet mir nicht ganz ein. Wenn das Ergebnis dann aber so ist wie in dem Roman »Russisches Requiem« des irischen Schriftstellers William Ryan, will ich den Grund gar nicht wissen, sondern erfreue mich einer spannenden Handlung.
Erstaunlicherweise bekommt der Roman auf einschlägigen Portalen gar keine guten Besprechungen. Offensichtlich sind Geschmäcker wirklich so verschieden, wie es im Allgemeinen immer heißt – oder ich bin besonders trivial und kann gut und schlecht nicht mehr auseinanderhalten.
Der Anfang des Romans ist ziemlich krachig: Eine grausig verstümmelte Frau wird in einer Kirche aufgefunden, und ein Hauptmann der Kriminalmiliz muss herausfinden, wer den Mord begangen hat. Recht schnell stellt er fest, dass der Mord eine politische Brisanz hat und er sich auf höchst gefährlichem Grund bewegt.
Der Roman spielt im Jahr 1936, also mitten in der stalinistischen Zeit. Säuberungswellen erschrecken die Menschen, immer wieder werden harmlose Bürger in Lager geschickt. Der Geheimdienst spielt seine eigenen Spiele – und ausgerechnet in diesem System muss der Polizeibeamte ermitteln.
Letztlich geht es um eine besonders wertvolle Ikone, die von Schmugglern außer Landes geschafft werden soll. In einer Zeit, in der christliche Heiligtümer in den Augen der Partei als gefährlich gelten und schon ihr Besitz strafbar ist, verweben sich auf einmal unterschiedliche Interessen ...
Ich fand »Russisches Requiem« spannend und mitreißend; die Figur des ermittelnden Polizisten kam mir sehr glaubhaft vor. Der Krimi verzichtet auf ausufernde Brutalität, macht aber schon klar, wie menschenverachtend das System ist, in dem sich alle Figuren bewegen.
Der Roman ist bei Heyne vor drei Jahren als Hardcover und vor zwei Jahren als Taschenbuch erschienen; er ist in beiden Versionen noch lieferbar und über Versender teilweise als Remittende preisgünstig zu erhalten. Wer Spaß an einem packenden Fall hat, der vor nicht alltäglicher Kulisse spielt, sollte mal in den Roman reinlesen – auf der Randomhouse-Verlagsseite gibt's eine kostenlose Leseprobe.
Erstaunlicherweise bekommt der Roman auf einschlägigen Portalen gar keine guten Besprechungen. Offensichtlich sind Geschmäcker wirklich so verschieden, wie es im Allgemeinen immer heißt – oder ich bin besonders trivial und kann gut und schlecht nicht mehr auseinanderhalten.
Der Anfang des Romans ist ziemlich krachig: Eine grausig verstümmelte Frau wird in einer Kirche aufgefunden, und ein Hauptmann der Kriminalmiliz muss herausfinden, wer den Mord begangen hat. Recht schnell stellt er fest, dass der Mord eine politische Brisanz hat und er sich auf höchst gefährlichem Grund bewegt.
Der Roman spielt im Jahr 1936, also mitten in der stalinistischen Zeit. Säuberungswellen erschrecken die Menschen, immer wieder werden harmlose Bürger in Lager geschickt. Der Geheimdienst spielt seine eigenen Spiele – und ausgerechnet in diesem System muss der Polizeibeamte ermitteln.
Letztlich geht es um eine besonders wertvolle Ikone, die von Schmugglern außer Landes geschafft werden soll. In einer Zeit, in der christliche Heiligtümer in den Augen der Partei als gefährlich gelten und schon ihr Besitz strafbar ist, verweben sich auf einmal unterschiedliche Interessen ...
Ich fand »Russisches Requiem« spannend und mitreißend; die Figur des ermittelnden Polizisten kam mir sehr glaubhaft vor. Der Krimi verzichtet auf ausufernde Brutalität, macht aber schon klar, wie menschenverachtend das System ist, in dem sich alle Figuren bewegen.
Der Roman ist bei Heyne vor drei Jahren als Hardcover und vor zwei Jahren als Taschenbuch erschienen; er ist in beiden Versionen noch lieferbar und über Versender teilweise als Remittende preisgünstig zu erhalten. Wer Spaß an einem packenden Fall hat, der vor nicht alltäglicher Kulisse spielt, sollte mal in den Roman reinlesen – auf der Randomhouse-Verlagsseite gibt's eine kostenlose Leseprobe.
07 Dezember 2013
Peter auf der Zielgerade
Auch wenn es sich die Leser vielleicht kaum vorstellen können: Mein Fortsetzungsroman, den ich seit vielen Jahren im OX-Fanzine veröffentliche, ist langsam in einem Stadium, an dem ich das Ende planen muss. In der aktuellen OX-Ausgabe 111 – ooops, eine Schnapszahl! – ist Folge 47 von »Peter Pank – und: Hardcore!« veröffentlicht worden; manchmal kann ich es selbst kaum glauben, wie viel ich schon zu diesem Thema geschrieben habe.
In dieser Folge geht es immer noch um den Einbruch, an dem neben Peter Pank auch noch ein pummeliger Journalist und eine undurchsichtig wirkende Frau teilgenommen haben. Sie suchen im Haus des örtlichen Altnazis nach irgendwelchen Hinweisen ... diesen müssen sie logischerweise in weiteren Fortsetzungen meines Romans nachgehen.
Es bleibt also spannend – hoffe ich. Leider weiß ich ja zu wenig über die Leser und was die mögen; da habe ich bei meinem Hauptberuf deutlich mehr Resonanz. Aber da schreibe ich ja nicht selbst ...
In dieser Folge geht es immer noch um den Einbruch, an dem neben Peter Pank auch noch ein pummeliger Journalist und eine undurchsichtig wirkende Frau teilgenommen haben. Sie suchen im Haus des örtlichen Altnazis nach irgendwelchen Hinweisen ... diesen müssen sie logischerweise in weiteren Fortsetzungen meines Romans nachgehen.
Es bleibt also spannend – hoffe ich. Leider weiß ich ja zu wenig über die Leser und was die mögen; da habe ich bei meinem Hauptberuf deutlich mehr Resonanz. Aber da schreibe ich ja nicht selbst ...
06 Dezember 2013
Nelson Mandela
Wenn es einen Politiker in den vergangenen Jahrzehnten gab, den ich für sein Engagement bewundert habe, war es eindeutig Nelson Mandela. Als ich gestern abend im Fernsehen die Nachricht mitbekam, dass er im Alter von 95 Jahren gestorben sei, war ich tatsächlich traurig – ich kann mir derzeit keinen einzigen deutschen Politiker vorstellen, bei dem ich diese Empfindung hätte.
Vielleicht liegt es daran, dass ich zweimal in Südafrika war: einmal in den 90er-Jahren, als sich die Zeit der Apartheid dem Ende zuneigte und viele Menschen einerseits durchaus nachvollziehbare Angst vor einem Bürgerkrieg und andererseits eine übertrieben erscheinende Hoffnung auf eine friedliche Zukunft hatten, das andere Mal in den Nuller-Jahren, als die Bevölkerung des Landes teilweise ganz schön frustriert war und sich wieder stärker »rassisch« voneinander trennte.
Immer war Nelson Mandela der Mensch, auf den viele ihre Hoffnungen setzten: Weiße und Schwarze, Frauen und Männer, Alte und Junge.
Ob es sein Charisma war, sein jahrzehntelanger Kampf gegen Unterdrückung oder schlicht ein korrektes Menschenbild, ist heute egal: Dank seiner Arbeit konnte in dem wunderschönen, absolut faszinierenden Land ein fürchterlicher Krieg verhindert werden. Südafrika hat auch deshalb eine neue Zukunft erhalten, weil Mandela in einer historisch einmaligen Situation sehr gut vermittelt hat.
Nelson Mandela wurde 95 Jahre alt. In einem Kontinent, wo viele Menschen wegen Krankheiten, Kriegen oder Mangelernährung viel früher sterben, ist das ein segensreiches Alter. Er war sehr lange so fit, wie man mit über achtzig sein kann. Jetzt ist er buchstäblich eingeschlafen – ein schwerer Schlag für seine Landsleute, ein trauriger Tag für die ganze Menschheit.
Vielleicht liegt es daran, dass ich zweimal in Südafrika war: einmal in den 90er-Jahren, als sich die Zeit der Apartheid dem Ende zuneigte und viele Menschen einerseits durchaus nachvollziehbare Angst vor einem Bürgerkrieg und andererseits eine übertrieben erscheinende Hoffnung auf eine friedliche Zukunft hatten, das andere Mal in den Nuller-Jahren, als die Bevölkerung des Landes teilweise ganz schön frustriert war und sich wieder stärker »rassisch« voneinander trennte.
Immer war Nelson Mandela der Mensch, auf den viele ihre Hoffnungen setzten: Weiße und Schwarze, Frauen und Männer, Alte und Junge.
Ob es sein Charisma war, sein jahrzehntelanger Kampf gegen Unterdrückung oder schlicht ein korrektes Menschenbild, ist heute egal: Dank seiner Arbeit konnte in dem wunderschönen, absolut faszinierenden Land ein fürchterlicher Krieg verhindert werden. Südafrika hat auch deshalb eine neue Zukunft erhalten, weil Mandela in einer historisch einmaligen Situation sehr gut vermittelt hat.
Nelson Mandela wurde 95 Jahre alt. In einem Kontinent, wo viele Menschen wegen Krankheiten, Kriegen oder Mangelernährung viel früher sterben, ist das ein segensreiches Alter. Er war sehr lange so fit, wie man mit über achtzig sein kann. Jetzt ist er buchstäblich eingeschlafen – ein schwerer Schlag für seine Landsleute, ein trauriger Tag für die ganze Menschheit.
05 Dezember 2013
Neue Nutzertypen
Soziologen und sogenannte Zukunftsforscher haben offensichtlich eine große Freude dabei, die Menschheit in immer neue Gruppierungen zu gliedern. So hat jetzt das Institut für Trend- und Zukunftsforschung (ITZ) mit Sitz in Heidelberg in einer Studie drei neue »Nutzertypen« herausgearbeitet, die auch für Leute wie mich interessant sein könnten. Letztlich geht es um das Verhältnis moderner Menschen zur altmodisch wirkenden Zeitung.
So spricht man jetzt vom iPad-Bürgertum (also Leute, die künftig weiterhin ihre Zeitung nutzen werden, die als »wertbewusst, trotzdem modern« beschrieben werden), von den Hyperlocals (sie sehnen sich »nach Vertrautheit und einer neuen Heimatvorstellung, bei der sie aktiv mitgestalten können«) und der Infoelite 2.0 (»insbesondere junge Entscheider, die hochgradig vernetzt auftreten«).
Solche Zuschreibungen klingen für mich immer ein wenig bescheuert und nicht unbedingt seriös. Irgendeinen Sinn werden sie schon haben, und ich rätsle, in welche der Gruppierungen ich gesteckt werden könnte. Aber womöglich bin ich als jemand, der immer noch gern seine »taz« auf Papier liest und gern im »Sonntag« am Wochenende blättert, sowieso viel zu altmodisch, um bei so modernen Gruppierungen überhaupt erfasst zu werden ...
So spricht man jetzt vom iPad-Bürgertum (also Leute, die künftig weiterhin ihre Zeitung nutzen werden, die als »wertbewusst, trotzdem modern« beschrieben werden), von den Hyperlocals (sie sehnen sich »nach Vertrautheit und einer neuen Heimatvorstellung, bei der sie aktiv mitgestalten können«) und der Infoelite 2.0 (»insbesondere junge Entscheider, die hochgradig vernetzt auftreten«).
Solche Zuschreibungen klingen für mich immer ein wenig bescheuert und nicht unbedingt seriös. Irgendeinen Sinn werden sie schon haben, und ich rätsle, in welche der Gruppierungen ich gesteckt werden könnte. Aber womöglich bin ich als jemand, der immer noch gern seine »taz« auf Papier liest und gern im »Sonntag« am Wochenende blättert, sowieso viel zu altmodisch, um bei so modernen Gruppierungen überhaupt erfasst zu werden ...
04 Dezember 2013
Anabis-Sonderdruck 2
»Die Science Fiction Literatur wird in Deutschland von der Literaturkritik noch immer wie ein Stiefkind behandelt«, beginnt Siegfried Raguse sein Vorwort, »trotz fortschreibender Technisierung, sozialpolitischen Umwälzungen, dem nicht unwesentlichen Gedanken, daß das Zeitalter der Weltraumfahrt begonnen hat und der Tatsache, daß bereits einige dieser Romane zur spitze der Weltliteratur gehören.«
Veröffentlicht wurde dieses Vorwort im August 1962, und es leitet den »Anabis-Sonderdruck 2« ein. Der Sonderdruck hat eine Überschrift, die den Inhalt klar umschreibt: »Fan-Science-Fiction im deutschsprachigen Fandom«. Die Bibliographie listet alle Fanzines und Kurzgeschichten des Jahre 1955 bis 1962 auf.
Gelistet werden bekannte Fanzines wie »Anabis« oder »Andromeda«, »Blick in die Zukunft« oder die »Science Fiction Times«, die auch heutigen Lesern etwas sagen, die sich für Science Fiction und ihre Fan-Geschichte interessieren. »Scorpion« und »Lyra« waren mir aber beispielsweise nicht einmal vom Namen her bekannt.
Ähnliches gilt für die Namen: Selbstverständlich sagen mir Clark Darlton oder Heinz-Jürgen Galle – der heute noch publiziert – etwas, aber ich habe noch nie voln Hans Franzke oder Werner Frimmel gehört. Teilweise liegen die Fanzines, in denen sie ihre Texte veröffentlicht haben, sogar in meiner Sammlung, aber ich kann mir leider auch nicht alles merken.
Die Lektüre und das Durchblättern des Fanzines ist wie das Einsteigen in eine Zeitmaschine: Das alles ist schon mehr als fünfzig Jahre her. Science Fiction war damals noch neu und aufregend, das Land steckte in einer Aufbruchstimmung, während die Bevölkerung von Kriegsangst geplagt war – das alles spiegelt sich in den Texten wieder.
Paradiesische Zeiten waren es dann doch, zumindest in gewisser Weise: Damals war es noch möglich, einen kompletten Überblick zur Science Fiction und ihrem Fandom zu haben. Heute schaffen das nicht einmal mehr die besten Spezialisten.
Veröffentlicht wurde dieses Vorwort im August 1962, und es leitet den »Anabis-Sonderdruck 2« ein. Der Sonderdruck hat eine Überschrift, die den Inhalt klar umschreibt: »Fan-Science-Fiction im deutschsprachigen Fandom«. Die Bibliographie listet alle Fanzines und Kurzgeschichten des Jahre 1955 bis 1962 auf.
Gelistet werden bekannte Fanzines wie »Anabis« oder »Andromeda«, »Blick in die Zukunft« oder die »Science Fiction Times«, die auch heutigen Lesern etwas sagen, die sich für Science Fiction und ihre Fan-Geschichte interessieren. »Scorpion« und »Lyra« waren mir aber beispielsweise nicht einmal vom Namen her bekannt.
Ähnliches gilt für die Namen: Selbstverständlich sagen mir Clark Darlton oder Heinz-Jürgen Galle – der heute noch publiziert – etwas, aber ich habe noch nie voln Hans Franzke oder Werner Frimmel gehört. Teilweise liegen die Fanzines, in denen sie ihre Texte veröffentlicht haben, sogar in meiner Sammlung, aber ich kann mir leider auch nicht alles merken.
Die Lektüre und das Durchblättern des Fanzines ist wie das Einsteigen in eine Zeitmaschine: Das alles ist schon mehr als fünfzig Jahre her. Science Fiction war damals noch neu und aufregend, das Land steckte in einer Aufbruchstimmung, während die Bevölkerung von Kriegsangst geplagt war – das alles spiegelt sich in den Texten wieder.
Paradiesische Zeiten waren es dann doch, zumindest in gewisser Weise: Damals war es noch möglich, einen kompletten Überblick zur Science Fiction und ihrem Fandom zu haben. Heute schaffen das nicht einmal mehr die besten Spezialisten.
03 Dezember 2013
Rentner im Training
Ich war mit dem Training fertig, hatte bereits geduscht und stand an meinem Spind, um mich endgültig abzutrocknen. Links von mir stand ein Rentner, der seit gut einer Viertelstunde dabei war, sich nach dem Duschen wieder anzuziehen; rechts von mir saß ein Rentner, der sich gerade aufs Training vorbereitete. Beide unterhielten sich in dem charakteristischen Singsang, der in Karlsruhe gesprochen wird und den ich auch in weiteren zwanzig Jahren nicht nachahmen werde können.
»Herr«, sagte der eine, und dieses »Herr« wird in Karlsruhe eher »Hääär« ausgesprochen und heißt so viel wie »so«, also eine reine Floskel, »jetzt kommt der schönschde Teil vom Training, das Duschen.«
»I kann ja eine von de jungen Mädels von drauße reinrufe, damit se dir da Rücka schrubbt«, kommentierte der andere und lachte.
»Nein, nein, desch ischd nedd needig.«
»Du hasch bloß Angschd, dass sie dir au was anderes schrubbt.«
»Oh«, sagte der andere und winkte ab, »i glaub, do bassiert nix meh.«
Mag sein, dass jetzt jemand so ein Gespräch für sexistisch hält. Ich war auf jeden Fall kurz davor, laut hinauszulachen ...
»Herr«, sagte der eine, und dieses »Herr« wird in Karlsruhe eher »Hääär« ausgesprochen und heißt so viel wie »so«, also eine reine Floskel, »jetzt kommt der schönschde Teil vom Training, das Duschen.«
»I kann ja eine von de jungen Mädels von drauße reinrufe, damit se dir da Rücka schrubbt«, kommentierte der andere und lachte.
»Nein, nein, desch ischd nedd needig.«
»Du hasch bloß Angschd, dass sie dir au was anderes schrubbt.«
»Oh«, sagte der andere und winkte ab, »i glaub, do bassiert nix meh.«
Mag sein, dass jetzt jemand so ein Gespräch für sexistisch hält. Ich war auf jeden Fall kurz davor, laut hinauszulachen ...
Fantasy-Kurzroman in klassischer Briefform
Gerade mal 125 Seiten stark – das ist extrem dünn für einen Fantasy-Roman. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich »Purpur und Schwarz« so mochte. Der kurze Roman der britischen Autorin K.J. Parker spielt in einer phantastischen Welt, enthält eigentlich kaum Fantasy-Elemente und kommt in Gestald eines altmodisch wirkenden Briefromans daher.
Auf den wenigen Seiten werden aber Krieg und Intrigen, Freundschaft und Verrat so geschickt vermengt, dass sich davon mancher Autor besonders dickleibiger Fantasy-Tetralogien eine Scheibe abschneiden könnte. Der feinsinnige Humor passt zur doppelbödigen Geschichte, die auf den wenigen Seite einige Wendungen nimmt.
Die »Helden« sind ein Kaiser und sein engster Berater. Während der junge Kaiser gegen seinen Willen sein Amt übernehmen muss, hat der Berater die Aufgabe, Ruhe in einer unruhigen Provinz herzustellen. Beide haben keinerlei Lust auf ihren »Job«, beide erfüllen ihn so gut wie möglich.
Sie wechseln Depeschen – die dann den Inhalt des Buches bilden: Die Farbe Purpur ist für die offiziellen Mitteilungen vorgehalten, die kurz und knapp gehalten und für die Nachwelt bestimmt sind. Die Notizen in schwarzer Farbe enthalten die wahren Gefühle der Protagonisten und sind wesentlich klarer und eindeutiger. In ihnen entfalten sich die Hintergründe einer Freundschaft, wird ein großer Konflikt präsentiert und vor allem auch die Auflösung klar aufgezeichnet.
Das mag jetzt seltsam klingen, ist es vielleicht auch. »Purpur und Schwarz« ist originelle, sehr gut geschriebene und sauber von Jakob Schmidt übersetzte Fantasy, die ich allen Menschen ans Herz legen möchte, die glauben, dass sich literarischer Stil und Fantasy bestens vertragen können. Erschienen ist der Roman als Paperback im Golkonda-Verlag; auf der Internet-Seite des Verlags gibt es weitere Informationen sowie eine kostenlose Leseprobe.
Auf den wenigen Seiten werden aber Krieg und Intrigen, Freundschaft und Verrat so geschickt vermengt, dass sich davon mancher Autor besonders dickleibiger Fantasy-Tetralogien eine Scheibe abschneiden könnte. Der feinsinnige Humor passt zur doppelbödigen Geschichte, die auf den wenigen Seite einige Wendungen nimmt.
Die »Helden« sind ein Kaiser und sein engster Berater. Während der junge Kaiser gegen seinen Willen sein Amt übernehmen muss, hat der Berater die Aufgabe, Ruhe in einer unruhigen Provinz herzustellen. Beide haben keinerlei Lust auf ihren »Job«, beide erfüllen ihn so gut wie möglich.
Sie wechseln Depeschen – die dann den Inhalt des Buches bilden: Die Farbe Purpur ist für die offiziellen Mitteilungen vorgehalten, die kurz und knapp gehalten und für die Nachwelt bestimmt sind. Die Notizen in schwarzer Farbe enthalten die wahren Gefühle der Protagonisten und sind wesentlich klarer und eindeutiger. In ihnen entfalten sich die Hintergründe einer Freundschaft, wird ein großer Konflikt präsentiert und vor allem auch die Auflösung klar aufgezeichnet.
Das mag jetzt seltsam klingen, ist es vielleicht auch. »Purpur und Schwarz« ist originelle, sehr gut geschriebene und sauber von Jakob Schmidt übersetzte Fantasy, die ich allen Menschen ans Herz legen möchte, die glauben, dass sich literarischer Stil und Fantasy bestens vertragen können. Erschienen ist der Roman als Paperback im Golkonda-Verlag; auf der Internet-Seite des Verlags gibt es weitere Informationen sowie eine kostenlose Leseprobe.
02 Dezember 2013
Das Ländle im Blick
Immer wieder ein schönes Thema im ENPUNKT-Radio im Freien Radio Querfunk in Karlsruhe: Ich widme mich dem Thema Baden-Württemberg und stelle allerlei Bands aus dem »Ländle« vor. Wobei es einen großen Unterschied zu früher gibt. Während ich in den 90er-Jahren die meisten Bands kannte, die ich vorstellte, ist das heute anders.
So kenne ich niemanden von der Skapunk-Band Yakuzi aus Pforzheim persönlich; mit dieser Band startete ich in die Sendung. Und ich kenne ebenfalls niemanden von der rumpeligen Oi!-Band Bexxx Burschen aus Mannheim oder der klasse klingenden Punkrock- und Ska-Kapelle Loaded aus derselben Stadt.
Ähnliches gilt für die Deutschpunk-Band Bürger Würger aus Konstanz; immerhin ist mir bei Civil Victim aus Konstanz einer der Mitmacher bekannt. Ähnliches gilt für Never Built Ruins aus Freiburg und Basel.
Niemanden kenne ich von Danger! Danger! aus Tübingen, die rotzigen Hardcore-Punk in der Früh-80er-Jahre-Tradition liefern, und Freiboiter aus Stuttgart und Ludwigsburg, deren Oi!-Punk sich musikalisch wie inhaltlich klar auf der richtigen Seite positioniert. Zur Beruhigung spielte ich dann noch die guten alten Sumpfpäpste aus dem Jahr 1990 – und mit denen hatte ich damals gelegentlich zu tun.
Sieht man vom Selbstmitleid ab, dass ich von denen neuen Bands nicht mehr so viel mitbekomme wie anno 1995, fand ich die Sendung sehr gelungen. Möglicherweise war's schon die letzte für 2013 – dann hätte ich mich mit ordentlich »Wumms« aus diesem Jahr verabschiedet.
So kenne ich niemanden von der Skapunk-Band Yakuzi aus Pforzheim persönlich; mit dieser Band startete ich in die Sendung. Und ich kenne ebenfalls niemanden von der rumpeligen Oi!-Band Bexxx Burschen aus Mannheim oder der klasse klingenden Punkrock- und Ska-Kapelle Loaded aus derselben Stadt.
Ähnliches gilt für die Deutschpunk-Band Bürger Würger aus Konstanz; immerhin ist mir bei Civil Victim aus Konstanz einer der Mitmacher bekannt. Ähnliches gilt für Never Built Ruins aus Freiburg und Basel.
Niemanden kenne ich von Danger! Danger! aus Tübingen, die rotzigen Hardcore-Punk in der Früh-80er-Jahre-Tradition liefern, und Freiboiter aus Stuttgart und Ludwigsburg, deren Oi!-Punk sich musikalisch wie inhaltlich klar auf der richtigen Seite positioniert. Zur Beruhigung spielte ich dann noch die guten alten Sumpfpäpste aus dem Jahr 1990 – und mit denen hatte ich damals gelegentlich zu tun.
Sieht man vom Selbstmitleid ab, dass ich von denen neuen Bands nicht mehr so viel mitbekomme wie anno 1995, fand ich die Sendung sehr gelungen. Möglicherweise war's schon die letzte für 2013 – dann hätte ich mich mit ordentlich »Wumms« aus diesem Jahr verabschiedet.
Abonnieren
Posts (Atom)