Wenn man – wie ich im August – zwei Wochen in einem gemütlichen Hotel am Strand verbringt, gewöhnt man sich gewisse Eigenheiten an. Bei mir wurde es zur Tradition, einen Liegestuhl in der Nähe des Pools unter meine Fittiche zu nehmen. Dort gammelte ich stundenlang herum, las dicke Bücher, blieb meist im Schatten und hüpfte in regelmäßigen Abständen in den Pool – oder ich eilte über einen Bohlenweg die gut fünfzig Meter bis an den Sandstrand und schwamm im Meer.
Wann immer ich aber in den Pool ging, um dort einige Bahnen zu schwimmen, traf ich denselben Mann. Es war gleichgültig, welche Zeit ich wählte: Ob es morgens um zehn Uhr oder spät nachmittags gegen 17 Uhr war oder gar am frühen Abend um 19 Uhr – er war immer da.
Nie verzog er eine Miene, immer schaute er stur geradeaus. Er bewegte sich langsam, den Kopf immer aus dem Wasser gereckt, mit gleichmäßigen Bewegungen, bei denen ich nach kürzester Zeit eingeschlafen wäre; er zog seine Kreise, als sei der Pool sein persönliches Eigentum.
Ich gewöhnte mir an, ihn »Bruno« zu nennen. Wenn ich aus dem Pool zurück kam, berichtete ich: »Bruno is in the house« – das wurde ein Spruch, den ich in den zwei Wochen sehr oft benutzte. Irgendwie fehlt mir Bruno seitdem ...
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
31 August 2016
30 August 2016
Eigenwerbung tut not
Penetrante Werbung im Internet nervt mich. Täglich erhalte ich Informationen von Autoren jeglicher Couleur, die mich darauf hinweisen – via Facebook, Twitter oder Newsletter –, dass ich unbedingt ihr Buch kaufen soll, gedruckt oder digital. Das verleidet mir oft das Interesse an diesem Buch, ich bin da seltsam.
Und wahrscheinlich mache ich deshalb so wenig Werbung für meine eigenen Produkte. Das will ich nicht grundsätzlich ändern – aber ab und zu sollte ich darauf hinweisen, dass ich selbst ja gelegentlich auch schreibe und veröffentliche.
Im vergangenen Jahr veröffentlichte der Verlag In Farbe und Bunt meinen Fantasy-Kurzroman »Der Schatten des Friedens« als E-Book. Die Abrechnungszahlen für das erste Halbjahr 2016 sind erschütternd. Na klar: Wenn niemand mitbekommt, dass es dieses E-Book gibt, kauft es einfach niemand.
Deshalb: »Kauft mein Buch!« Oder eher: »Ähm, wusstet ihr, dass ich eigene Sachen schreibe, die nichts mit dieser Raketenheftchenserie zu tun habe, mit der ich ansonsten mein Geld verdiene?« Ach, sucht’s euch doch selbst aus.
Und wahrscheinlich mache ich deshalb so wenig Werbung für meine eigenen Produkte. Das will ich nicht grundsätzlich ändern – aber ab und zu sollte ich darauf hinweisen, dass ich selbst ja gelegentlich auch schreibe und veröffentliche.
Im vergangenen Jahr veröffentlichte der Verlag In Farbe und Bunt meinen Fantasy-Kurzroman »Der Schatten des Friedens« als E-Book. Die Abrechnungszahlen für das erste Halbjahr 2016 sind erschütternd. Na klar: Wenn niemand mitbekommt, dass es dieses E-Book gibt, kauft es einfach niemand.
Deshalb: »Kauft mein Buch!« Oder eher: »Ähm, wusstet ihr, dass ich eigene Sachen schreibe, die nichts mit dieser Raketenheftchenserie zu tun habe, mit der ich ansonsten mein Geld verdiene?« Ach, sucht’s euch doch selbst aus.
29 August 2016
Der beste SF-Comic der 70er-Jahre
Obwohl ich die einzelnen Bände der Science-Fiction-Serie »Valerian und Veronique« in meinem Regal stehen habe, habe ich mir dieser Tage den dritten Band der Gesamtausgabe gekauft. Der sieht gut aus, ich kann meine nach Jahrzehnten doch leicht angefledderten Einzelbände weggeben, und dank der redaktionellen Ergänzungen ist die Gesamtausgabe eine wunderbare Lektüre mit »Mehrwert«.
Der Zeichner Jean-Claude Mézières und der Autor Pierre Christin begannen ihre Serie in den 60er Jahren, die Alben des dritten Bandes stammen bereits aus den 70er-Jahren. Die beiden Künstler waren zu dieser Zeit bereits erfahrener, sie konnten mit ihrer eigenständigen Mixtur aus Science Fiction, Ironie und Gesellschaftspolitik wunderbar umgehen. Und spätestens in den 70er-Jahren wurde »Valerian und Veronique« zum besten Science-Fiction-Comic überhaupt.
Der dritte Band der Gesamtausgabe macht noch einmal klar, woher die Beliebtheit dieser Serie kommt. Valerian und Veronique sind Agenten im Auftrag der Erde, sie reisen durch Raum und Zeit und übernehmen allerlei Aufträge. Diese Aufträge werden in gekonnten Abenteuergeschichten erzählt – und ganz nebenbei gibt es immer witzige Auseinandersetzungen über politisch-gesellschaftliche Themen; vor allem werden häufig Geschlechterrollen thematisiert.
Vordergründig ist Valerian der Held, doch Veronique ist diejenige, die ihn immer wieder retten muss. Beide schlagen sich in der riesigen Weltraumstation von Central City herum, wo sie einer Intrige der Menschheit auf die Spur kommen. Sie spielen mit der Vergangenheit der Erde, wobei vor allem Valerian in der Form unzähliger Klonsoldaten mehrfach sein Leben verliert. Und als einzelner Held muss sich Valerian mit anderen Helden dem Kampf um die Zukunft eines Planeten stellen.
Das klingt vielleicht gar nicht so spannend, ist aber echt klasse. Zeichnerisch wie textlich zählen die Abenteuer in diesem Band zu den Höhepunkten der Serie, sie sind witzig und spannend zugleich. So muss eine phantastische Science-Fiction-Welt präsentiert werden!
Mir gefällt bei der Gesamtausgabe die zusätzliche Ausstattung mit redaktionellen Seiten. Es gibt viele Details zu »Valerian und Veronique«, die ich noch nicht kannte, die ich aber gern las – ich interessiere mich für solche Hintergründe schließlich.
Ganz ernsthaft: Das ist eine Pflichtlektüre für alle Science-Fiction-Fans!
Der Zeichner Jean-Claude Mézières und der Autor Pierre Christin begannen ihre Serie in den 60er Jahren, die Alben des dritten Bandes stammen bereits aus den 70er-Jahren. Die beiden Künstler waren zu dieser Zeit bereits erfahrener, sie konnten mit ihrer eigenständigen Mixtur aus Science Fiction, Ironie und Gesellschaftspolitik wunderbar umgehen. Und spätestens in den 70er-Jahren wurde »Valerian und Veronique« zum besten Science-Fiction-Comic überhaupt.
Der dritte Band der Gesamtausgabe macht noch einmal klar, woher die Beliebtheit dieser Serie kommt. Valerian und Veronique sind Agenten im Auftrag der Erde, sie reisen durch Raum und Zeit und übernehmen allerlei Aufträge. Diese Aufträge werden in gekonnten Abenteuergeschichten erzählt – und ganz nebenbei gibt es immer witzige Auseinandersetzungen über politisch-gesellschaftliche Themen; vor allem werden häufig Geschlechterrollen thematisiert.
Vordergründig ist Valerian der Held, doch Veronique ist diejenige, die ihn immer wieder retten muss. Beide schlagen sich in der riesigen Weltraumstation von Central City herum, wo sie einer Intrige der Menschheit auf die Spur kommen. Sie spielen mit der Vergangenheit der Erde, wobei vor allem Valerian in der Form unzähliger Klonsoldaten mehrfach sein Leben verliert. Und als einzelner Held muss sich Valerian mit anderen Helden dem Kampf um die Zukunft eines Planeten stellen.
Das klingt vielleicht gar nicht so spannend, ist aber echt klasse. Zeichnerisch wie textlich zählen die Abenteuer in diesem Band zu den Höhepunkten der Serie, sie sind witzig und spannend zugleich. So muss eine phantastische Science-Fiction-Welt präsentiert werden!
Mir gefällt bei der Gesamtausgabe die zusätzliche Ausstattung mit redaktionellen Seiten. Es gibt viele Details zu »Valerian und Veronique«, die ich noch nicht kannte, die ich aber gern las – ich interessiere mich für solche Hintergründe schließlich.
Ganz ernsthaft: Das ist eine Pflichtlektüre für alle Science-Fiction-Fans!
28 August 2016
Seminar absolviert
Am Sonntag, 28. August 2016, hatte das Seminar, an dem ich in beteiligt war, seine Schlussrunde. Uwe Anton und ich stellten uns den kritischen und auch lobenden Aussagen der Autorinnen und Autoren, die an dem Seminar beteiligt waren. Es gab eine Reihe von Rückmeldungen, ich machte mir fleißig Notizen – und man wird sehen müssen, was wir wie in Zukunft aufgreifen und umsetzen können.
Ich gab der Gruppe selbst einige Komplimente. Wir hatten mit zehn Männern und fünf Frauen ein Wochenende lang »getagt«. Es waren intensive Gespräche über das Schreiben und die Literatur gewesen, durchaus kontroverse Diskussionen über einzelne Formulierungen und haufenweise Anregungen für die Teilnehmer wie auch für uns Dozenten. Und dabei wurde nie eine Grenze überschritten: Die Kritik war höflich und »wertschätzend«, wie man das gern nennt, und es gab viele Ratschläge, wie sich Texte verbessern lassen.
Ein solches Seminar ist anstrengend – für alle Beteiligten. Und es ist auch bereichernd ... vor allem dann, wenn alle positiv in das Geschehen hineingehen und es auch in positiver Stimmung verlassen. Ich blicke also bereits jetzt auf ein gelungenes Wochenende zurück.
27 August 2016
Tropisches Tagen
Die brütende Hitze, die über Wolfenbüttel lastet, sorgte am Freitagabend offensichtlich dafür, dass das Internet elend langsam wurde. Es wurde so langsam, dass ich nicht dazu kam, auch nur eine Zeile in diesem Blog zu veröffentlichen. Womöglich war aber auch eines der Biere daran schuld, das ich gegen die Hitze trank ...
Der Reihe nach: Ich bin in Wolfenbüttel, der hübschen Kleinstadt in Niedersachsen, wo ich an diesem Wochenende als Dozent in einem Seminar mitwirke. Dabei geht es um das Schreiben von Kurzgeschichten in den phantastischen Genres Science Fiction, Horror und Fantasy. 15 Autorinnen und Autoren sind zu Gast, mein Co-Dozent ist der Autor Uwe Anton, und ebenfalls anwesend ist mit Olaf Kutzmutz der Literarische Leiter der Bundesakademie.
Das Programm, das wir uns ausgedacht haben, ist durchaus stramm. Wir wollen die Teilnehmer des Seminars dazu bringen, an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Wir besprechen Texte, die sie im voraus eingereicht haben, wir lassen sie neue Texte schreiben, und diese besprechen wir anschließend.
Das Problem bei alledem ist die Hitze. Bei über 30 Grad läuft bei mir im Büro meist der Ventilator, hier gibt es anscheinend keinen. Wir sitzen also mit 18 Leuten in einem Seminarraum – immerhin hat das Schloss dicke Wände –, und dort schwitze ich vor mich hin, trinke Unmengen von Wasser und trockne mir ständig das Gesicht und den Nacken mit Handtüchern ab.
Cool sehe ich sicher nicht aus. Aber ich gebe mir Mühe, immer kompetent aus der Wäsche zu gucken. Das sollte auch im tropischen Wolfenbüttel funktionieren ...
Der Reihe nach: Ich bin in Wolfenbüttel, der hübschen Kleinstadt in Niedersachsen, wo ich an diesem Wochenende als Dozent in einem Seminar mitwirke. Dabei geht es um das Schreiben von Kurzgeschichten in den phantastischen Genres Science Fiction, Horror und Fantasy. 15 Autorinnen und Autoren sind zu Gast, mein Co-Dozent ist der Autor Uwe Anton, und ebenfalls anwesend ist mit Olaf Kutzmutz der Literarische Leiter der Bundesakademie.
Das Programm, das wir uns ausgedacht haben, ist durchaus stramm. Wir wollen die Teilnehmer des Seminars dazu bringen, an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Wir besprechen Texte, die sie im voraus eingereicht haben, wir lassen sie neue Texte schreiben, und diese besprechen wir anschließend.
Das Problem bei alledem ist die Hitze. Bei über 30 Grad läuft bei mir im Büro meist der Ventilator, hier gibt es anscheinend keinen. Wir sitzen also mit 18 Leuten in einem Seminarraum – immerhin hat das Schloss dicke Wände –, und dort schwitze ich vor mich hin, trinke Unmengen von Wasser und trockne mir ständig das Gesicht und den Nacken mit Handtüchern ab.
Cool sehe ich sicher nicht aus. Aber ich gebe mir Mühe, immer kompetent aus der Wäsche zu gucken. Das sollte auch im tropischen Wolfenbüttel funktionieren ...
25 August 2016
Vegetarisch siegen
Ich finde, man kann Respekt auch für etwas zollen, das man selbst kritisch beäugt. Die Firma Rügenwalder Mühle war mir lange Zeit durch ihre Werbung für Wurstprodukte bekannt, und als sie in das Geschäft mit vegetarischen Produkten einstieg, fand ich das mehr als kritisch.
Selbst bin ich seit bald einem Vierteljahrhundert Vegetarier – ohne jeglichen religiösen Anspruch –, und mich macht es misstrauisch, wie viele Einzelpersonen und Firmen neuerdings auf den »Veggie-Trend« aufspringen. Die Rügenwalder Mühle scheint jedoch alles richtig gemacht zu haben, wenn man sich einen entsprechenden Artikel im Handelsblatt genauer anschaut.
Zu Beginn des Jahres 2015 begann das Unternehmen, das vor allem durch seine »normalen Würste« bekannt geworden war, mit der Produktion und dem Vertrieb von vegetarischen Produkten. Der Verkaufsstart war im Februar 2015 – und die Werbung nervte mich zeitweise sehr.
Aber glaubt man den Zahlen im Handelsblatt, hat das vegetarische Angebot jetzt schon zwanzig Prozent des Gesamtumsatzes erreicht. Die Firma konnte ihren Umsatz insgesamt stark steigern. Das war dann allerdings auch ganz schön teuer: Seit Anfang 2015 hat man rund 44 Millionen Euro an Werbung für die Vegetarier-Produkte gesteckt – bei einem Jahresumsatz von 205 Millionen Euro ist das eine ungeheurliche Summe.
Okay: Generell nimmt der Markt für vegetarische und vegane Produkte ständig zu. Immer mehr Leute reduzieren ihren Fleisch- und Wurstkonsum. Da musste das Unternehmen von der Ostseeküste reagieren – und die Verantwortlichen haben offensichtlich richtig gehandelt. (Ich als Nicht-Kunde zähle da nicht. Man hat neue Kunden angesprochen und auch erreicht.)
Was lernen wir daraus? Man kann auch in einem schrumpfenden Markt noch Zuwächse erzielen. Man muss ein neues Segment eröffnen, und man muss das neue Segment massiv bewerben. Vielleicht sollte sich die eine oder andere Wirtschaftsbranche an diesem Erfolg mal eine Scheibe – ha! – abschneiden ...
Selbst bin ich seit bald einem Vierteljahrhundert Vegetarier – ohne jeglichen religiösen Anspruch –, und mich macht es misstrauisch, wie viele Einzelpersonen und Firmen neuerdings auf den »Veggie-Trend« aufspringen. Die Rügenwalder Mühle scheint jedoch alles richtig gemacht zu haben, wenn man sich einen entsprechenden Artikel im Handelsblatt genauer anschaut.
Zu Beginn des Jahres 2015 begann das Unternehmen, das vor allem durch seine »normalen Würste« bekannt geworden war, mit der Produktion und dem Vertrieb von vegetarischen Produkten. Der Verkaufsstart war im Februar 2015 – und die Werbung nervte mich zeitweise sehr.
Aber glaubt man den Zahlen im Handelsblatt, hat das vegetarische Angebot jetzt schon zwanzig Prozent des Gesamtumsatzes erreicht. Die Firma konnte ihren Umsatz insgesamt stark steigern. Das war dann allerdings auch ganz schön teuer: Seit Anfang 2015 hat man rund 44 Millionen Euro an Werbung für die Vegetarier-Produkte gesteckt – bei einem Jahresumsatz von 205 Millionen Euro ist das eine ungeheurliche Summe.
Okay: Generell nimmt der Markt für vegetarische und vegane Produkte ständig zu. Immer mehr Leute reduzieren ihren Fleisch- und Wurstkonsum. Da musste das Unternehmen von der Ostseeküste reagieren – und die Verantwortlichen haben offensichtlich richtig gehandelt. (Ich als Nicht-Kunde zähle da nicht. Man hat neue Kunden angesprochen und auch erreicht.)
Was lernen wir daraus? Man kann auch in einem schrumpfenden Markt noch Zuwächse erzielen. Man muss ein neues Segment eröffnen, und man muss das neue Segment massiv bewerben. Vielleicht sollte sich die eine oder andere Wirtschaftsbranche an diesem Erfolg mal eine Scheibe – ha! – abschneiden ...
24 August 2016
Die Schlosslichtspiele 2016 begeistern
Im vergangenen Jahr zählten die Schlosslichtspiele in Karlsruhe zu den Höhepunkten des Sommers: An mehreren Abenden saßen wir vor dem Schloss, schauten uns die beeindruckenden Bilder an, die auf die Fassade des Gebäudes projiziert wurden. Ich lud Freunde und Bekannte dazu ein – und wirklich jeder war davon begeistert.
Auch wenn Karlsruhe faktisch pleite ist, gibt es in diesem Sommer eine Fortsetzung. Das finde ich klasse, und deshalb schauten wir uns an einem schönen Abend die diesjährigen Schlosslichtspiele an: künstlerisch überzeugten sie mich zum wiederholten Mal.
»Paperlife« ist eine Videokunst-oder-wie-immer-man-das-nennen-mag-Installation des Designbüros Hauslaib. In dieser Show wird die Schlossfassade in eine Welt verwandelt, durch die Wesen aus Papier spazieren; teilweise sehr fremdartig, manchmal echt mit einem Hauch von Fantasy. Toll gemacht!
Die stärkste Show des Abends, an dem ich vor dem Schloss saß, kam wieder von dem ungarischen Kunstkollektiv (keine Ahnung, wie man das genau bezeichnet), das den schönen Namen »Maxin10sity« trägt. Das Programm hieß »Legacy« und spielte am stärksten mit der Fassade des Schlosses – wie auch das letztjährige Programm.
Die Ungarn spielten mit der Fassade: Wie sähe das Schloss aus, wäre es ein griechischer Tempel oder eine Moschee, ein mittelalterliches Kloster oder eine ägyptische Anlage? Starke Bilder, das Schloss verwandelte sich vor unseren Augen in dreidimensional erscheinenden Bildern.
Künstlerisch ist wahrscheinlich die Show »Defilee« am anspruchsvollsten: Im Prinzip wird die Fassade des Schlosses benutzt, um hundert Jahre Avantgarde-Kunst zu präsentieren. Picasso und Dali, Matisse und andere Künstler, dazu Filmschnipsel und Fotografien – sie werden zerlegt, zerteilt, wieder neu zusammengesetzt, sie tanzen über Fenster und Türmchen.
Eine wunderbare Veranstaltung, die ich sicher noch einige Male besuchen werde. Jeden Abend pilgern jetzt wieder Tausende von Menschen zum Schloss – ein einer friedlichen Atmosphäre, in der man zahlreiche unterschiedliche Sprachen hören kann.
Auch wenn Karlsruhe faktisch pleite ist, gibt es in diesem Sommer eine Fortsetzung. Das finde ich klasse, und deshalb schauten wir uns an einem schönen Abend die diesjährigen Schlosslichtspiele an: künstlerisch überzeugten sie mich zum wiederholten Mal.
»Paperlife« ist eine Videokunst-oder-wie-immer-man-das-nennen-mag-Installation des Designbüros Hauslaib. In dieser Show wird die Schlossfassade in eine Welt verwandelt, durch die Wesen aus Papier spazieren; teilweise sehr fremdartig, manchmal echt mit einem Hauch von Fantasy. Toll gemacht!
Die stärkste Show des Abends, an dem ich vor dem Schloss saß, kam wieder von dem ungarischen Kunstkollektiv (keine Ahnung, wie man das genau bezeichnet), das den schönen Namen »Maxin10sity« trägt. Das Programm hieß »Legacy« und spielte am stärksten mit der Fassade des Schlosses – wie auch das letztjährige Programm.
Die Ungarn spielten mit der Fassade: Wie sähe das Schloss aus, wäre es ein griechischer Tempel oder eine Moschee, ein mittelalterliches Kloster oder eine ägyptische Anlage? Starke Bilder, das Schloss verwandelte sich vor unseren Augen in dreidimensional erscheinenden Bildern.
Künstlerisch ist wahrscheinlich die Show »Defilee« am anspruchsvollsten: Im Prinzip wird die Fassade des Schlosses benutzt, um hundert Jahre Avantgarde-Kunst zu präsentieren. Picasso und Dali, Matisse und andere Künstler, dazu Filmschnipsel und Fotografien – sie werden zerlegt, zerteilt, wieder neu zusammengesetzt, sie tanzen über Fenster und Türmchen.
Eine wunderbare Veranstaltung, die ich sicher noch einige Male besuchen werde. Jeden Abend pilgern jetzt wieder Tausende von Menschen zum Schloss – ein einer friedlichen Atmosphäre, in der man zahlreiche unterschiedliche Sprachen hören kann.
23 August 2016
Ein emotionaler und toller Film aus Spanien
Ein Film, von dem ich vorher nichts wusste, der mich aber echt umgehauen hat: »El Olivo« läuft derzeit in wenigen deutschen Kinos. Ich sah ihn gestern in der »Schauburg« in Karlsruhe, in einem leider sehr wenig gefüllten Saal, und ich war mehrfach kurz davor, Tränen der Rührung zu vergießen.
Dabei beginnt die Geschichte so harmlos: Alma ist eine junge Frau, irgendwo im südlichen Spanien. Sie ackert auf einer Hühnerfarm – also in der Massentierhaltung – und tanzt nachts in der Disko. Mit der Familie hat sie durchaus ihre Probleme, ihren Großvater liebt sie.
Weil vor Jahren ein 2000 Jahre alter Olivenbaum verkauft worden ist, spricht der Großvater kein Wort mehr. Es scheint keine Hoffnung mehr für ihn zu geben, er wird wohl bald sterben. Alma findet heraus, dass der Olivenbaum damals nach Deutschland verkauft worden ist, und sie schmiedet einen wagemutigen Plan – sie will ihren Großvater retten.
Mit ihrem Onkel Alca und ihrem Kollegen Rafa, der heimlich in sie verliebt ist, bricht sie nach Düsseldorf auf: ohne konkreten Plan, ohne Sprachkenntnisse, aber mit unbändigem Willen und vor allem mit einem schweren Lastwagen, den sie »geliehen« haben. In Düsseldorf stoßen sie auf die Glasfront einer großen deutschen Bank, aber auch auf solidarische Menschen, die ihnen helfen wollen.
Der Film ist streckenweise sehr witzig, dann wieder unglaublich traurig. Er enthält beeindruckende Bilder der riesigen Olivenhaine oder auch von Details der Olivenbäume, er ist wuchtig erzählt und zog mich unweigerlich in seinen Bann. Die Emotionen sind nicht kitschig, sondern nachvollziehbar; die wirtschaftliche Depression in Spanien und die zerstörten Hoffnungen der Erwachsenen werden in klaren Bildern geschildert.
»El Olivo« ist ein starker Film über Hoffnung und Liebe. Gleichzeitig ist er eine Darstellung der Schuldenkrise in Spanien, die ohne erhobenen Zeigefinger und wirtschaftspolitische Diskussionen auskommt – es ist ein zutiefst menschlicher Film, den ich allen empfehlen möchte, die in diesem Sommer keine Lust auf Blockbuster haben.
Dabei beginnt die Geschichte so harmlos: Alma ist eine junge Frau, irgendwo im südlichen Spanien. Sie ackert auf einer Hühnerfarm – also in der Massentierhaltung – und tanzt nachts in der Disko. Mit der Familie hat sie durchaus ihre Probleme, ihren Großvater liebt sie.
Weil vor Jahren ein 2000 Jahre alter Olivenbaum verkauft worden ist, spricht der Großvater kein Wort mehr. Es scheint keine Hoffnung mehr für ihn zu geben, er wird wohl bald sterben. Alma findet heraus, dass der Olivenbaum damals nach Deutschland verkauft worden ist, und sie schmiedet einen wagemutigen Plan – sie will ihren Großvater retten.
Mit ihrem Onkel Alca und ihrem Kollegen Rafa, der heimlich in sie verliebt ist, bricht sie nach Düsseldorf auf: ohne konkreten Plan, ohne Sprachkenntnisse, aber mit unbändigem Willen und vor allem mit einem schweren Lastwagen, den sie »geliehen« haben. In Düsseldorf stoßen sie auf die Glasfront einer großen deutschen Bank, aber auch auf solidarische Menschen, die ihnen helfen wollen.
Der Film ist streckenweise sehr witzig, dann wieder unglaublich traurig. Er enthält beeindruckende Bilder der riesigen Olivenhaine oder auch von Details der Olivenbäume, er ist wuchtig erzählt und zog mich unweigerlich in seinen Bann. Die Emotionen sind nicht kitschig, sondern nachvollziehbar; die wirtschaftliche Depression in Spanien und die zerstörten Hoffnungen der Erwachsenen werden in klaren Bildern geschildert.
»El Olivo« ist ein starker Film über Hoffnung und Liebe. Gleichzeitig ist er eine Darstellung der Schuldenkrise in Spanien, die ohne erhobenen Zeigefinger und wirtschaftspolitische Diskussionen auskommt – es ist ein zutiefst menschlicher Film, den ich allen empfehlen möchte, die in diesem Sommer keine Lust auf Blockbuster haben.
22 August 2016
Was war noch mal mit Zsolnay?
Einige Jahre lang gehörte Zsolnay zur Verlagsunion Pabel-Moewig; zu einer Zeit, als ich in diesem Verlag anfing, war Zsolnay unser literarisches Aushängeschild. Es klappt allerdings einiges nicht so richtig, und der Verlag wurde verkauft.
Allein aus diesem Grund fand ich das Eine-Sonntagsfrage-Interview sehr lesenswert, das die »Börsenblatt«-Redaktion mit Herbert Ohrlinger führte – der Verlagsleiter gibt interessante Einblicke in seine Arbeit.
Allein aus diesem Grund fand ich das Eine-Sonntagsfrage-Interview sehr lesenswert, das die »Börsenblatt«-Redaktion mit Herbert Ohrlinger führte – der Verlagsleiter gibt interessante Einblicke in seine Arbeit.
Der gute Geist – zum zweiten
Die Ausgabe 127 des OX-Fanzines hat mal wieder ein Cover, das zeigt, dass sich das Heft nicht unbedingt darum bemüht, den »Regeln« des Kioskvertriebes zu folgen. Das finde ich sehr sympathisch – im OX steckt nach all den Jahren und Jahrzehnten immer noch genügend »Fanzine-Spirit«, denke ich. Deshalb fühle ich mich in diesem Heft sehr wohl.
In der aktuellen Ausgabe ist der zweite Teil meines aktuellen Fortsetzungsromans erschienen. »Der gute Geist des Rock'n'Roll« spielt im Jahr 1996, ziemlich genau 20 Jahre vom heutigen Sommer entfernt.
Und weil der Roman noch an seinem Anfang steht, brauche ich einige Seiten, um die neuen Nebenfiguren vorzustellen. Das geschieht mithilfe einer Kneipen-Szenerie, zu der laute Musik, betrunkene Aktionen und ein wenig Situationskomik zählen.
Das Schreiben der Szenen hat mir Spaß gemacht. Leider weiß ich nie so richtig, wie die Fortsetzungen bei den jeweiligen Lesern ankommen. Aber bei einem Fanzine ist ja eh wichtiger, dass der »Spirit« stimmt.
In der aktuellen Ausgabe ist der zweite Teil meines aktuellen Fortsetzungsromans erschienen. »Der gute Geist des Rock'n'Roll« spielt im Jahr 1996, ziemlich genau 20 Jahre vom heutigen Sommer entfernt.
Und weil der Roman noch an seinem Anfang steht, brauche ich einige Seiten, um die neuen Nebenfiguren vorzustellen. Das geschieht mithilfe einer Kneipen-Szenerie, zu der laute Musik, betrunkene Aktionen und ein wenig Situationskomik zählen.
Das Schreiben der Szenen hat mir Spaß gemacht. Leider weiß ich nie so richtig, wie die Fortsetzungen bei den jeweiligen Lesern ankommen. Aber bei einem Fanzine ist ja eh wichtiger, dass der »Spirit« stimmt.
21 August 2016
Idyllisches Kelsterbach
Kelsterbach liegt direkt neben dem Flughaften von Frankfurt am Main. Das war mir schon im voraus bekannt, aber ich hatte keine Vorstellung davon, was das wirklich bedeutet. Am Freitag, 19. August 2016, traf ich mich dort mit zwei Autoren – und das war durchaus anstrengend.
Wir saßen im Hof eines Restaurants unter einem Schirm, wo wir aßen und tranken und diskutierten. Es ging um die Inhalte der Romanserie, für die wir alle drei tätig sind – aber wir wurden immer wieder von einem Thema abgelenkt, das für jeden von uns in diesem Ausmaß fremd war.
Im Abstand von zwei, drei Minuten – und manchmal noch öfter – donnerten Flugzeuge über uns hinweg. Ob sie starteten oder landeten, war dabei nicht so wichtig; sie waren so nahe, dass ich manchmal dachte, die Tragflächen würden die Dächer des Hauses absensen, in dessen Hof wir saßen.
Der Lärm war höllisch, und jedes Mal verstummte unser Gespräch für eine halbe Minute, bevor wir weitersprechen konnten. Manchmal lachte ich darüber, weil der Anblick und der Lärm echt eindrucksvoll waren; die meiste Zeit dachte ich aber immer nur an die Anwohner. Während wir nach der Besprechung wieder abreisten, blieben die Leute von Kelsterbach weiterhin unter der Lärmglocke des nahen Flughafens.
Ich nahm mir vor, mich nie wieder über den dezenten Straßenlärm zu ärgern, der in Karlsruhe von der nahe gelegenen Südtangente wie ein immerwährendes Brummen bis zu unserem Balkon dringt. Gegen den Lärm, den die Flugzeuge über Kelsterbach verursachen, ist das echt Kinderkram.
19 August 2016
Jagd und Hund
Die vier Jungmänner von Love A faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Mit »Jagd und Hund« brachte die Band aus Trier im Frühjahr 2015 ihre dritte Platte heraus – es gibt sie als CD und als LP, und wer mag, kann sie sich sogar kostenlos auf Youtube anhören. Sie ist eingängig und intensiv, und bei jedem Anhören vernehme ich neue Details, die mir gefallen.
Wobei die Texte diesmal nicht unbedingt fürs Poesialbum sind, aber sicher irgendwann in deutschen Universitäten diskutiert werden. Wer kommt denn auf solche Zeilen? »Brennt alles nieder, fickt das System / Aber lasst mich erstmal schlafen gehen ...« Da paaren sich Rebellion und Resignation, da wird klar, dass Punk in den Zehnerjahren eben nicht mehr vergleichbar ist mit dem Punk in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Wobei ich mir sicher bin, dass die Band für viele Leute sowieso »kein Punk mehr« ist, sondern eher als »intelleler Studischeiß« abgestempelt wird. Nichts wäre falscher. Die Band hat schlaue Texte klar, aber es gibt immer wieder knallige Aussagen, die dann doch sehr punkig klingen.
Und musikalisch? Die ist weg vom Deutschpunk, aus dem Love A eh nicht kommen. Man kennt sich aus, die vier Männer haben ihre musikalischen Vorerfahrungen. Für mich ist das noch Punkrock, so wie die Wipers für mich immer Punkrock waren – wer die Band eher in die Indie-Schublade legen will, hat aber meinen Segen.
Die Stücke wirken oft nachdenklich, sie haben einen pessimistischen Unterton – doch der ist gleichzeitig ganz schön sarkastisch. »Man muss nicht alles mögen, man muss nicht alles ändern wollen« – ich gestehe, dass ich Fan bin. Diese Platte ist schlichtweg genial!
Wobei die Texte diesmal nicht unbedingt fürs Poesialbum sind, aber sicher irgendwann in deutschen Universitäten diskutiert werden. Wer kommt denn auf solche Zeilen? »Brennt alles nieder, fickt das System / Aber lasst mich erstmal schlafen gehen ...« Da paaren sich Rebellion und Resignation, da wird klar, dass Punk in den Zehnerjahren eben nicht mehr vergleichbar ist mit dem Punk in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Wobei ich mir sicher bin, dass die Band für viele Leute sowieso »kein Punk mehr« ist, sondern eher als »intelleler Studischeiß« abgestempelt wird. Nichts wäre falscher. Die Band hat schlaue Texte klar, aber es gibt immer wieder knallige Aussagen, die dann doch sehr punkig klingen.
Und musikalisch? Die ist weg vom Deutschpunk, aus dem Love A eh nicht kommen. Man kennt sich aus, die vier Männer haben ihre musikalischen Vorerfahrungen. Für mich ist das noch Punkrock, so wie die Wipers für mich immer Punkrock waren – wer die Band eher in die Indie-Schublade legen will, hat aber meinen Segen.
Die Stücke wirken oft nachdenklich, sie haben einen pessimistischen Unterton – doch der ist gleichzeitig ganz schön sarkastisch. »Man muss nicht alles mögen, man muss nicht alles ändern wollen« – ich gestehe, dass ich Fan bin. Diese Platte ist schlichtweg genial!
18 August 2016
Minderheitenprobleme
Ich kenne Menschen, die in Städten wie Baden-Baden, Pforzheim oder Lahr wohnen. Sie äußern sich häufig in Gesprächen sehr kritisch über eine Minderheit, die in diesen Städten wohnt. Die Angehörigen dieser Minderheit haben häufig eine doppelte Staatsbürgerschaft, sprechen untereinander nicht deutsch, finden den Herrscher ihres »Heimatlandes« häufig extrem toll, haben oftmals eine eher rechtskonservative Einstellung, haben ein Problem mit Frauenrechten oder Homosexuellen.
Diese Minderheit nimmt offenbar zu; angeblich gibt es Viertel, in denen auf der Straße nur »ausländisch« gesprochen wird. Es gibt haufenweise Probleme mit Angehörigen dieser sprachlichen und – häufig auch – religiösen Minderheit. Ich könnte mir vorstellen, dass Gewalt-Delikte bei dieser Minderheit auch gelegentlich vorkommen; daas eine oder andere Delikt habe ich in meinem Leben selbst schon mitbekommen.
Ich meine die sogenannten Russlanddeutschen.
Keine Sorge – ich schere hier nicht alle über einen Kamm. Ich gehe davon aus, dass die einleitend genannten Personen nicht die Mehrheit sind, sondern nur eine Minderheit ausmachen. Ich kenne auch keine Statistik, die belegen würde, dass Menschen mit Wurzeln in Russland besonders kriminell oder rechtskonservativ wären.
Aber mal ganz ernsthaft: Wenn man in der aktuellen Diskussion um die Erdogan-Begeisterung mancher Türkischstämmiger gelegentlich nur die Begriffe austauscht, sollte man merken, wie seltsam die Diskussion manchmal verläuft.
Russlanddeutsche, die untereinander nur russisch sprechen und Putin toll finden, gibt es sicher genug – darüber wird aber nicht lauthals gezetert. Machen das Türkischdeutsche oder Deutschtürken, wirkt das irgendwie anders.
Ich möchte jetzt nicht dazu aufrufen, auch Russischstämmigen oder Deutschrussen oder Russlanddeutchen mit ähnlich rassistischen Klischees zu begegnen, wie sie derzeit pauschal vielen Menschen entgegenschlagen, die ihre Wurzeln in der Türkei haben. Aber wenn der eine oder andere »Publizist« oder Politiker mal gelegentlich fünf Sekunden über gewisse Parallelen nachdenken würde, wäre mir in diesem Land auch wohler ...
Diese Minderheit nimmt offenbar zu; angeblich gibt es Viertel, in denen auf der Straße nur »ausländisch« gesprochen wird. Es gibt haufenweise Probleme mit Angehörigen dieser sprachlichen und – häufig auch – religiösen Minderheit. Ich könnte mir vorstellen, dass Gewalt-Delikte bei dieser Minderheit auch gelegentlich vorkommen; daas eine oder andere Delikt habe ich in meinem Leben selbst schon mitbekommen.
Ich meine die sogenannten Russlanddeutschen.
Keine Sorge – ich schere hier nicht alle über einen Kamm. Ich gehe davon aus, dass die einleitend genannten Personen nicht die Mehrheit sind, sondern nur eine Minderheit ausmachen. Ich kenne auch keine Statistik, die belegen würde, dass Menschen mit Wurzeln in Russland besonders kriminell oder rechtskonservativ wären.
Aber mal ganz ernsthaft: Wenn man in der aktuellen Diskussion um die Erdogan-Begeisterung mancher Türkischstämmiger gelegentlich nur die Begriffe austauscht, sollte man merken, wie seltsam die Diskussion manchmal verläuft.
Russlanddeutsche, die untereinander nur russisch sprechen und Putin toll finden, gibt es sicher genug – darüber wird aber nicht lauthals gezetert. Machen das Türkischdeutsche oder Deutschtürken, wirkt das irgendwie anders.
Ich möchte jetzt nicht dazu aufrufen, auch Russischstämmigen oder Deutschrussen oder Russlanddeutchen mit ähnlich rassistischen Klischees zu begegnen, wie sie derzeit pauschal vielen Menschen entgegenschlagen, die ihre Wurzeln in der Türkei haben. Aber wenn der eine oder andere »Publizist« oder Politiker mal gelegentlich fünf Sekunden über gewisse Parallelen nachdenken würde, wäre mir in diesem Land auch wohler ...
17 August 2016
Politik mit der Vorhangstange
Das Tantchen war nicht viel älter als wir Kinder; für die Erwachsenen zählte sie noch zu den Kindern oder gehörte vielleicht bereits zu den Jugendlichen, und für uns war sie in diesem Zwischenbereich zwischen Jung und Alt angesiedelt. Wenn wir ihre Eltern besuchten, lud sie mich und andere Kinder allerdings gern zu einem Spiel an, das wir sehr verwunderlich fanden.
Sie imitierte Politiker. In den frühen 70er-Jahren war Politik eine sehr ernsthafte Angelegenheit, die Fernsehsendungen zeigten ausgiebig die Reden von Politikern, strenge Männer in Schwarzweiß. Und diese imitierte sie; eine Vorhangstange wurde umgedreht und diente als Ersatz für ein Mikrofon. Das Fenster, durch das wir bis zum Nachbardorf schauen konnten, war der Blick in die Fernsehkameras und ins Auditorium des Bundestages.
Dort hielt sie ihre Reden. Das Tantchen sprach laut – und schaffte es, so hochdeutsch zu reden, dass es wie Rainer Barzel oder Willy Brandt klang; sie machte Franz-Josef Strauß und Herbert Wehner so gut nach, dass es für mich glaubhaft klang. Das fand ich ziemlich beeindruckend.
Dummerweise wollte sie, dass wir ebenfalls solche Reden hielten. Während andere Kinder »Cowboys und Indianer« oder »Papa, Mama, Kind« spielten, wollte sie »Bundestag« spielen. »Klaus, halt du auch mal eine Rede«, forderte sie mich immer wieder auf.
Ich hatte keine Ahnung, wir hatten keinen Fernseher, also wusste ich nicht, wie sich Politiker verhielten. Also musste ich ihre Imitation mit meinen bescheidenen Mitteln imitieren. Es reichte zu einem maulenden Herbert Wehner mit seinem »Ich bin nicht Ihr Kollege«, was mich nachhaltig begeistert hatte, und zu einem »Wos soll denn dös?« von Franz-Josef Strauß, das ich nur schlecht nachahmen konnte.
Politik wurde mithilfe einer Vorhangstange imitiert. Ich war ein lausiger Redner, ich lernte es nie. Meine frühe Politisierung war also ein ziemlicher Fehlschlag. Aber auch aus dem Tantchen wurde keine Politikerin, sondern eine ganz normale Büroangestellte ...
Sie imitierte Politiker. In den frühen 70er-Jahren war Politik eine sehr ernsthafte Angelegenheit, die Fernsehsendungen zeigten ausgiebig die Reden von Politikern, strenge Männer in Schwarzweiß. Und diese imitierte sie; eine Vorhangstange wurde umgedreht und diente als Ersatz für ein Mikrofon. Das Fenster, durch das wir bis zum Nachbardorf schauen konnten, war der Blick in die Fernsehkameras und ins Auditorium des Bundestages.
Dort hielt sie ihre Reden. Das Tantchen sprach laut – und schaffte es, so hochdeutsch zu reden, dass es wie Rainer Barzel oder Willy Brandt klang; sie machte Franz-Josef Strauß und Herbert Wehner so gut nach, dass es für mich glaubhaft klang. Das fand ich ziemlich beeindruckend.
Dummerweise wollte sie, dass wir ebenfalls solche Reden hielten. Während andere Kinder »Cowboys und Indianer« oder »Papa, Mama, Kind« spielten, wollte sie »Bundestag« spielen. »Klaus, halt du auch mal eine Rede«, forderte sie mich immer wieder auf.
Ich hatte keine Ahnung, wir hatten keinen Fernseher, also wusste ich nicht, wie sich Politiker verhielten. Also musste ich ihre Imitation mit meinen bescheidenen Mitteln imitieren. Es reichte zu einem maulenden Herbert Wehner mit seinem »Ich bin nicht Ihr Kollege«, was mich nachhaltig begeistert hatte, und zu einem »Wos soll denn dös?« von Franz-Josef Strauß, das ich nur schlecht nachahmen konnte.
Politik wurde mithilfe einer Vorhangstange imitiert. Ich war ein lausiger Redner, ich lernte es nie. Meine frühe Politisierung war also ein ziemlicher Fehlschlag. Aber auch aus dem Tantchen wurde keine Politikerin, sondern eine ganz normale Büroangestellte ...
16 August 2016
Immerhin Stehplätze
Als ich aus dem Urlaub zurückkam und am Sonntag abend durch die Innenstadt von Karlsruhe spazierte, sah ich Plakate, auf denen für ein Konzert der amerikanischen Band Neurosis geworben wurde. »Boah«, sagte ich sowohl intellektuell als auch sehr fachkundig, »die gibt es wieder?« Spontan hatte ich Lust, mir die Band live anzuschauen.
Neurosis hatte ich einmal in den 90er-Jahren gesehen. Die Kalifornier spielten im SO 36 in Berlin, und als Begleitung hatten sie Youth Brigade dabei. Seien wir ehrlich: Bei Neurosis stand ich da, hatte den Mund offen stehen und war echt fasziniert – mehr ging da nicht. Bei Youth Brigade stürzte ich mich fröhlich ins Pogo-Gewühl.
Ich überlegte mir ernsthaft, das Konzert zu besuchen, und recherchierte einen Tag später genauer. Das Konzert sollte am Freitag, 19. August 2016, im »Substage« stattfinden, einem von der Stadt Karlsruhe subventionierten Konzertort. Als Eintrittspreis wurden 35 Euro für die Abendkasse genannt.
Jegliche weitere Diskussion verbot sich da von selbst. Mir ist klar, dass die Konzertpreise in den vergangenen Jahren geradezu explodiert sind; mir ist auch klar, dass die 80er- und 90er-Jahre sowieso schon ewig her sind. Aber 35 Euro empfinde ich schon als – um es höflich zu formulieren – ein wenig arg weit weg vom ursprünglichen »Geist« der Band.
Okay, von Punkrock und Hardcore hatten sich Neurosis schon zu Beginn der 90er-Jahre verabschiedet. Von daher darf ich mich nicht ärgern, will ich auch nicht. Es wird genügend Menschen geben, die bereit sind, einen solchen Preis zu bezahlen – von daher ist es völlig gleichgültig, ob ich ihn hoch finde oder nicht.
Immerhin gibt es – laut Information – im Konzertraum dann »Stehplätze, freie Platzwahl«. Das finde ich dann schon ein wenig erleichternd ...
Neurosis hatte ich einmal in den 90er-Jahren gesehen. Die Kalifornier spielten im SO 36 in Berlin, und als Begleitung hatten sie Youth Brigade dabei. Seien wir ehrlich: Bei Neurosis stand ich da, hatte den Mund offen stehen und war echt fasziniert – mehr ging da nicht. Bei Youth Brigade stürzte ich mich fröhlich ins Pogo-Gewühl.
Ich überlegte mir ernsthaft, das Konzert zu besuchen, und recherchierte einen Tag später genauer. Das Konzert sollte am Freitag, 19. August 2016, im »Substage« stattfinden, einem von der Stadt Karlsruhe subventionierten Konzertort. Als Eintrittspreis wurden 35 Euro für die Abendkasse genannt.
Jegliche weitere Diskussion verbot sich da von selbst. Mir ist klar, dass die Konzertpreise in den vergangenen Jahren geradezu explodiert sind; mir ist auch klar, dass die 80er- und 90er-Jahre sowieso schon ewig her sind. Aber 35 Euro empfinde ich schon als – um es höflich zu formulieren – ein wenig arg weit weg vom ursprünglichen »Geist« der Band.
Okay, von Punkrock und Hardcore hatten sich Neurosis schon zu Beginn der 90er-Jahre verabschiedet. Von daher darf ich mich nicht ärgern, will ich auch nicht. Es wird genügend Menschen geben, die bereit sind, einen solchen Preis zu bezahlen – von daher ist es völlig gleichgültig, ob ich ihn hoch finde oder nicht.
Immerhin gibt es – laut Information – im Konzertraum dann »Stehplätze, freie Platzwahl«. Das finde ich dann schon ein wenig erleichternd ...
15 August 2016
Zwei Wochen Andalusien
Nachdem es in diesem Blog so lange eine gewisse Funkstille gab, melde ich mich kurz zurück: Ich war im Urlaub, und diesen Urlaub gestaltete ich nach langer Zeit mal wieder mit kompletter Internet-Abstinenz. Ich schaute auf keinen Computer, ich loggte mich nirgends ein, ich ließ meinen Mac daheim, und ich nahm nichts mit, das nach Arbeit aussah.
Der Urlaub führte uns nach Südspanien, genauer gesagt, ging es in die Region Andalusien. Wer die Landkarte bemühen möchte: direkt neben Cadiz, also an die Atlantikküste. Weitere Berichte werden sicher bei Gelegenheit folgen.
Das Wetter war gut – durchschnittlich 30 Grad und jeden Tag Sonne –, der Strand war herrlich, das Essen war lecker, und die Wampe schwoll ein wenig an. Ich vergammelte ganze Tage am Pool, ich döste im Liegestuhl, ich schwamm ein wenig in der Brandung, ich las mehrere Bücher, und ich ging in der Innenstadt von Cadiz spazieren.
Ab und zu packten mich Anfälle von Kreativität; gelegentlich notierte ich mir einzelne Wörter und Begriffe, mit denen ich mein Romanprojekt garnieren werde. Aber ich schrieb weder an meinem Roman weiter, noch überlegte ich mir neue Kurzgeschichten. Es sollte ein echter Urlaub sein, in dem ich mich erholen wollte.
Was dann auch gut klappte. Zwei Wochen sind nicht genug, darüber brauchen wir nicht zu reden – aber sie genügen, um ein wenig Abstand zur täglichen Rennerei zwischen Arbeitsplatz und Privatstress zu gewinnen ...
Der Urlaub führte uns nach Südspanien, genauer gesagt, ging es in die Region Andalusien. Wer die Landkarte bemühen möchte: direkt neben Cadiz, also an die Atlantikküste. Weitere Berichte werden sicher bei Gelegenheit folgen.
Das Wetter war gut – durchschnittlich 30 Grad und jeden Tag Sonne –, der Strand war herrlich, das Essen war lecker, und die Wampe schwoll ein wenig an. Ich vergammelte ganze Tage am Pool, ich döste im Liegestuhl, ich schwamm ein wenig in der Brandung, ich las mehrere Bücher, und ich ging in der Innenstadt von Cadiz spazieren.
Ab und zu packten mich Anfälle von Kreativität; gelegentlich notierte ich mir einzelne Wörter und Begriffe, mit denen ich mein Romanprojekt garnieren werde. Aber ich schrieb weder an meinem Roman weiter, noch überlegte ich mir neue Kurzgeschichten. Es sollte ein echter Urlaub sein, in dem ich mich erholen wollte.
Was dann auch gut klappte. Zwei Wochen sind nicht genug, darüber brauchen wir nicht zu reden – aber sie genügen, um ein wenig Abstand zur täglichen Rennerei zwischen Arbeitsplatz und Privatstress zu gewinnen ...
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