Humor ist Geschmackssache, diese Binsenweisheit muss ich gleich zu Beginn dieser Rezension loswerden. Aber ich habe bei der Lektüre von »Das Wetter ist doch das Letzte« immer wieder lachen, grinsen oder mir mit der Hand gegen den Kopf schlagen müssen – die Lektüre der 150 Texte empfand ich als abwechslungsreich und sehr witzig. Das wird nicht jeder andere Mensch so sehen, weshalb diese Rezension besonders subjektiv ist.
Veröffentlicht wurden die Texte über Jahre hinweg in der »tageszeitung« aus Berlin. Auf der letzten Seite, die als »Wahrheit« betitelt wird, versammelt die Redaktion jeden Tag den aktuellen Wahnsinn; als Redakteurin der Wahrheitsseite verfasste Corinna Stegemann jeden Tag einen sogenannten Wetterbericht. Dabei ging es weniger um das Wetter als um andere Themen.
Letztlich schuf die Autorin jeden Tag eine Kurzgeschichte, ein Roman im Kleinstformat gewissermaßen. Da ich die »taz« seit vielen Jahren abonniert habe, zählt die »Wetter«-Geschichte schon immer zu den Texten, die ich als erste lese – deshalb freute ich mich sehr über das Buch, das insgesamt 150 Texte zusammenfasst.
Gegliedert ist das Werk in einzelne Abschnitte, die Überschriften wie »Tierisches« oder »Aus Wissenschaft und Technik« tragen. Darunter kommen dann die jeweiligen Texte, alles recht großzügig illustriert. Um was es dabei geht, ist schwer zu erklären: Es gibt irrsinnige Geschichten über Piraten, die lieber ein Tütü tragen wollen, über Außerirdische mit geheimen Missionen, über mysteriöse Detektive und aufmüpfige Satzzeichen.
Nicht jede Geschichte ist ein Kracher, der mir gefällt – das ist eine Sache des Geschmacks. Aber ich finde die Art und Weise, wie Corinna Stegemann diese Kürzestgeschichten erzählt, stets beeindruckend. Da sitzt jedes Wort, da knallt jede Pointe, das ist zwar oft schnell heruntergeschrieben, aber dennoch schlau komponiert.
Das Buch ist rund 336 Seiten stark – davon ist aber nur ein Teil mit Texten bedruckt. Klar: 150 Kolumnen von einer Länge von jeweils einer Seite ... Aber man kann es nötigenfalls auftrennen und die einzelnen Seiten als Geschenke betrachten, sie an die Wand pinnen oder in Briefe legen. Ernsthaft: Wer sich über Platzverschwendung in Büchern aufregen kann, sollte die Finger von diesem Werk lassen.
Mir hat es großen Spaß gemacht. »Das Wetter ist doch das Letzte« zeigt, wie kreativ eine Tageszeitung heute noch sein kann. Es zeigt zudem, dass Komik auch in der verkürzten Form hervorragend funktioniert. Cooles Buch!
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
29 Dezember 2017
28 Dezember 2017
Eine Aktivgruppe für Science Fiction
Als ich Ende der 70er-Jahre meine ersten Kontakte zur organisierten Science-Fiction-Szene knüpfte, war mir recht schnell klar die »Gliederung« der Szene klar: Es gab den Science-Fiction-Club Deutschland e.V., der eher für die spießigen Alt-Fans war – womit man damals Männer zwischen 25 und 40 Jahren meinte –, es gab die Vielzahl an teilweise sehr obskuren PERRY RHODAN-Clubs, es gab den eher links orientierten Science-Fiction-Korrespondenz-Ring (SFKR) und die eher recht stehende Aktivgruppe Science Fiction (AGSF).
Ich trat in den SFKR ein, was ich damals spannend fand. Viele der aktiven Mitglieder – wir waren wohl alle zwischen 15 und 25 Jahre alt – hatten schon erste Veröffentlichungen hinter sich, und ich blickte staunend auf ihre teilweise richtig gut gemachten Fan-Zeitschriften.
Die AGSF hingegen war nicht so »rechts«, wie sie immer dargestellt wurde. Zwar gab es Mitglieder, die kein großes Geheimnis daraus machten, dass sie der NPD nahestanden oder sich noch weiter in die radikale Richtung orientierten. Kein Wunder, eines der prominenten Mitglieder jener Tage war ein gewisser Christian Worch, der sich in der AGSF aber politisch zurückhielt.
Wie zum Ausgleich hatte die Vereinigung aber ebenso Mitglieder, die sich als links verstanden. Manche von ihnen verdienten später ihr Geld als Profi-Autoren und Übersetzer; sie standen nie in der »rechten« Ecke.
Heute wirkt das alles ein wenig seltsam, als ob die späten 70er-Jahre völlig unpolitisch gewesen wären, auch und gerade, wenn man sich ein Informationsblatt anschaut, das wohl von 1979 oder 1980 stammt. »Der letzte Zug im fannischen Armageddon ist noch nicht getan – wir kämpfen weiter!« heißt es ein wenig martialisch. Wobei das natürlich ironisch gemeint war ...
Der Verein hatte seine erste Aktivistenwelle in der Mitte der 70er-Jahre; seine Mitglieder traten bei Treffen von Science-Fiction-Fans durchaus martialisch auf. Die Zweitgründung gegen Ende der 70er-Jahre, die ich mitbekam, hielt sich erstaunlich lang. Es wurden viele Fanzines publiziert, politische Aussagen innerhalb des Clubs wurden höchst zurückhaltend getroffen.
Und irgendwann in den 80er-Jahren war Schluss. Die Zeit für die AGSF war vorüber – wie sie auch für den SFKR vorüber war. Die »Seriösen« unter den Science-Fiction-Fans traten in den seriösen SFCD ein, manche wurden Profis, andere machten weiter mit ihren Fanzines, die meisten verließen die Szene.
Was bleibt, sind Flugblätter und Fanzines. Und die Erinnerung an eine Zeit, in der Science-Fiction-Fans offenbar mit einer gewissen Grundnaivität auf die Welt blickten ...
Ich trat in den SFKR ein, was ich damals spannend fand. Viele der aktiven Mitglieder – wir waren wohl alle zwischen 15 und 25 Jahre alt – hatten schon erste Veröffentlichungen hinter sich, und ich blickte staunend auf ihre teilweise richtig gut gemachten Fan-Zeitschriften.
Die AGSF hingegen war nicht so »rechts«, wie sie immer dargestellt wurde. Zwar gab es Mitglieder, die kein großes Geheimnis daraus machten, dass sie der NPD nahestanden oder sich noch weiter in die radikale Richtung orientierten. Kein Wunder, eines der prominenten Mitglieder jener Tage war ein gewisser Christian Worch, der sich in der AGSF aber politisch zurückhielt.
Wie zum Ausgleich hatte die Vereinigung aber ebenso Mitglieder, die sich als links verstanden. Manche von ihnen verdienten später ihr Geld als Profi-Autoren und Übersetzer; sie standen nie in der »rechten« Ecke.
Heute wirkt das alles ein wenig seltsam, als ob die späten 70er-Jahre völlig unpolitisch gewesen wären, auch und gerade, wenn man sich ein Informationsblatt anschaut, das wohl von 1979 oder 1980 stammt. »Der letzte Zug im fannischen Armageddon ist noch nicht getan – wir kämpfen weiter!« heißt es ein wenig martialisch. Wobei das natürlich ironisch gemeint war ...
Der Verein hatte seine erste Aktivistenwelle in der Mitte der 70er-Jahre; seine Mitglieder traten bei Treffen von Science-Fiction-Fans durchaus martialisch auf. Die Zweitgründung gegen Ende der 70er-Jahre, die ich mitbekam, hielt sich erstaunlich lang. Es wurden viele Fanzines publiziert, politische Aussagen innerhalb des Clubs wurden höchst zurückhaltend getroffen.
Und irgendwann in den 80er-Jahren war Schluss. Die Zeit für die AGSF war vorüber – wie sie auch für den SFKR vorüber war. Die »Seriösen« unter den Science-Fiction-Fans traten in den seriösen SFCD ein, manche wurden Profis, andere machten weiter mit ihren Fanzines, die meisten verließen die Szene.
Was bleibt, sind Flugblätter und Fanzines. Und die Erinnerung an eine Zeit, in der Science-Fiction-Fans offenbar mit einer gewissen Grundnaivität auf die Welt blickten ...
27 Dezember 2017
Rezensionen von Bekannten
In jüngster Zeit sind einige neue Rezensionen zu meinem Fantasy-Roman »Das blutende Land« erschienen; teilweise positiv, teilweise negativ. Da ich das alles interessant finde, poste ich das gern an dieser Stelle.
Diesmal habe ich zwei Rezensionen von Menschen, die mich persönlich kennen. Das beeinflusst eine Rezension natürlich immer, weil der Rezensent oder die Rezensentin den Inhalt des Buches nicht ohne den Menschen dahinter beurteilen können. Ob und wie sich das letztlich auf die Rezension auswirkt, kann ich nicht beurteilen.
Uwe Bätz geht in seinem Blog »Ansichten« recht ausführlich auf den Inhalt des Buches ein; er bekennt auch, dass er vor allem wegen meines Berufes auf das Buch aufmerksam geworden ist. Er stellt fest: »Der Autor pflegt einen enorm realistischen Stil. Und von diesem Stil, der schonungslosen Beschreibung der Geschehnisse, weicht er nicht ab. Zu keiner Zeit.« Das kann ich dann natürlich nicht weg diskutieren …
Christina Hacker stellt in ihrem Blog »Christinas Multiversum« fest: »Es ist keine schöngefärbte Fantasy-Saga mit Elben und Einhörnern, die unter einem Regenbogen wandeln.« Ihrer Ansicht nach fällt mein Roman aus dem Rahmen. Er besteche »durch realistische Beschreibungen, die alle Sinne ansprechen und damit eine Wirklichkeitsnähe erzeugen«.
Diesmal habe ich zwei Rezensionen von Menschen, die mich persönlich kennen. Das beeinflusst eine Rezension natürlich immer, weil der Rezensent oder die Rezensentin den Inhalt des Buches nicht ohne den Menschen dahinter beurteilen können. Ob und wie sich das letztlich auf die Rezension auswirkt, kann ich nicht beurteilen.
Uwe Bätz geht in seinem Blog »Ansichten« recht ausführlich auf den Inhalt des Buches ein; er bekennt auch, dass er vor allem wegen meines Berufes auf das Buch aufmerksam geworden ist. Er stellt fest: »Der Autor pflegt einen enorm realistischen Stil. Und von diesem Stil, der schonungslosen Beschreibung der Geschehnisse, weicht er nicht ab. Zu keiner Zeit.« Das kann ich dann natürlich nicht weg diskutieren …
Christina Hacker stellt in ihrem Blog »Christinas Multiversum« fest: »Es ist keine schöngefärbte Fantasy-Saga mit Elben und Einhörnern, die unter einem Regenbogen wandeln.« Ihrer Ansicht nach fällt mein Roman aus dem Rahmen. Er besteche »durch realistische Beschreibungen, die alle Sinne ansprechen und damit eine Wirklichkeitsnähe erzeugen«.
22 Dezember 2017
Kick Joneses sind einfach immer gut
Zu den Bands, die ich seit vielen Jahren echt liebe, zählen Kick Joneses – und es stört mich da nicht im geringsten, dass ich da zu einer sehr kleinen Minderheit zähle. Den »echten« Punks war die Band immer zu brav, und den »Pop-Leuten« war sie immer zu sehr Punkrock.
Das wird sich wohl auch mit der aktuellen Platte der Band nicht ändern, wenngleich die musikalisch sehr vielseitig ist. Sie entfernt sich nun mal weit vom klassischen Punkrock, was nicht jedem gefallen dürfte.
Gemeint ist »Unexpected Gift« – der Tonträger erschien als Doppel-LP und als Doppel-CD und sicher auch auf allen möglichen Download-Plattformen. Wer die Vinylversion kauft, erhält auf jeden Fall eine richtig schöne Gestaltung; das halte ich nach wie vor für ein Argument. Musik will nicht nur gehört, sondern auch gesehen werden.
Und was die Band bietet, ist vielschichtig, abwechslungsreich und frisch. Mit Punkrock hat es nicht mehr viel zu tun, wie eingangs erwähnt. Man orientiert sich an den späten 70er-Jahren, bleibt allerdings auf der poppigen Seite. Das schließt beispielsweise ein, dass die Gitarre mal geradezu »funky« klingt – und das meine ich hier positiv.
Kick Joneses beweisen mit dieser Platte, dass es durchaus gut sein kann, unmodern zu sein und auf Trends zu pfeifen. Dann landet man zwar nicht in den »Bravo-Charts« und wird nicht im Radio gespielt, hat aber eine Musik, die sich zwar an den 70er-Jahren orientiert, aber schmissig und originell klingt, die gut in die Füße geht und eigentlich einen riesigen Erfolg haben sollte.
»Unexpected Gift« werde ich sicher noch oft hören! Starke Platte!
Das wird sich wohl auch mit der aktuellen Platte der Band nicht ändern, wenngleich die musikalisch sehr vielseitig ist. Sie entfernt sich nun mal weit vom klassischen Punkrock, was nicht jedem gefallen dürfte.
Gemeint ist »Unexpected Gift« – der Tonträger erschien als Doppel-LP und als Doppel-CD und sicher auch auf allen möglichen Download-Plattformen. Wer die Vinylversion kauft, erhält auf jeden Fall eine richtig schöne Gestaltung; das halte ich nach wie vor für ein Argument. Musik will nicht nur gehört, sondern auch gesehen werden.
Und was die Band bietet, ist vielschichtig, abwechslungsreich und frisch. Mit Punkrock hat es nicht mehr viel zu tun, wie eingangs erwähnt. Man orientiert sich an den späten 70er-Jahren, bleibt allerdings auf der poppigen Seite. Das schließt beispielsweise ein, dass die Gitarre mal geradezu »funky« klingt – und das meine ich hier positiv.
Kick Joneses beweisen mit dieser Platte, dass es durchaus gut sein kann, unmodern zu sein und auf Trends zu pfeifen. Dann landet man zwar nicht in den »Bravo-Charts« und wird nicht im Radio gespielt, hat aber eine Musik, die sich zwar an den 70er-Jahren orientiert, aber schmissig und originell klingt, die gut in die Füße geht und eigentlich einen riesigen Erfolg haben sollte.
»Unexpected Gift« werde ich sicher noch oft hören! Starke Platte!
21 Dezember 2017
Verrückt oder normal?
»Du willst doch nicht zu den Verrückten gehören?« Diesen Satz hörte ich in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren nicht nur einmal von meiner Mutter, ausgesprochen im groben Schwäbisch meines Heimatdorfes. Ihre größte Furcht war offenbar, dass ihr Sohn als »verrückt« eingestuft werden könnte.
Zum »Verrücktsein« gehörte zu jener Zeit sicher, seltsame Musik zu hören, noch seltsamere Romane zu lesen und sich mit nicht unbedingt mehrheitsfähiger Kleidung auszustaffieren. In dem Dorf, in dem ich aufwuchs, wurden bürgerliche Etikette erstaunlicherweise sehr hochgehalten, gerade auch von den ärmeren Leuten.
Ich brauchte Jahre, bis ich meiner Mutter endlich eine vernünftige Antwort geben konnte: »Es sind nicht die Verrückten, die die Welt so krank machen. Die Normalen sind es, die Kriege auslösen und die Atombomben bauen.« Ich sagte es ihr nicht nur einmal, ich sagte es oft.
Irgendwann hörte sie mit dem Vorwurf auf. Vielleicht hatte sie meine Antwort überzeugt, vielleicht hatte sie auch akzeptiert, dass ich zwar »nicht normal« war, aber nicht Gefahr lief, irgendwann mit der Nadel in der Armbeuge in einer Gosse zu verrecken.
Die Aussage stimmt immer noch: Die schlimmsten Verbrecher werfen keine Steine und Flaschen, sie machen sich nicht die Hände schmutzig. Sie tragen Anzug und Krawatte, und ihre Taten fordern Millionen von Opfern, während ihnen selbst nichts passiert.
Daran sollte man – gerade auch vor Weihnachten – immer mal wieder denken ...
Zum »Verrücktsein« gehörte zu jener Zeit sicher, seltsame Musik zu hören, noch seltsamere Romane zu lesen und sich mit nicht unbedingt mehrheitsfähiger Kleidung auszustaffieren. In dem Dorf, in dem ich aufwuchs, wurden bürgerliche Etikette erstaunlicherweise sehr hochgehalten, gerade auch von den ärmeren Leuten.
Ich brauchte Jahre, bis ich meiner Mutter endlich eine vernünftige Antwort geben konnte: »Es sind nicht die Verrückten, die die Welt so krank machen. Die Normalen sind es, die Kriege auslösen und die Atombomben bauen.« Ich sagte es ihr nicht nur einmal, ich sagte es oft.
Irgendwann hörte sie mit dem Vorwurf auf. Vielleicht hatte sie meine Antwort überzeugt, vielleicht hatte sie auch akzeptiert, dass ich zwar »nicht normal« war, aber nicht Gefahr lief, irgendwann mit der Nadel in der Armbeuge in einer Gosse zu verrecken.
Die Aussage stimmt immer noch: Die schlimmsten Verbrecher werfen keine Steine und Flaschen, sie machen sich nicht die Hände schmutzig. Sie tragen Anzug und Krawatte, und ihre Taten fordern Millionen von Opfern, während ihnen selbst nichts passiert.
Daran sollte man – gerade auch vor Weihnachten – immer mal wieder denken ...
20 Dezember 2017
Wenn der Taxifahrer mal anfängt ...
Im Taxi in München; der Fahrer ist freundlich und fragt nach meinem Beruf. Ich erzähle ihm, dass ich Redakteur für Science Fiction sei und nebenbei ab und zu eigene Romane schreibe.
Er fragt, ob wir denn aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in unserer Arbeit berücksichtigen würden. Weil ich denke, dass er damit die Stringtheorie oder Diskussionen über die Dunkle Materie meint, fange ich mit einem längerem Exkurs an.
Das interessiert ihn aber nicht. Den Rest der Fahrt kann ich mir einen Vortrag anhören, der eine gewisse Informationsdichte enthält, die ich aber nicht so richtig zuordnen kann.
Ich weiß jetzt, dass es neue Raketentechniken gibt, über die man uns aber nicht informiert. Ich habe erfahren, wie das mit der Seele und der Transzendenz zusammenhängt. Und ich weiß nun, dass es viele wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die uns von der Regierung verheimlicht werden.
Leider muss ich am Bahnhof aussteigen und mich auf einmal beeilen. So verpasse ich wohl weitere wichtige Informationen. Schon spannend, was man bei einer Taxifahrt alles erfährt ...
Er fragt, ob wir denn aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in unserer Arbeit berücksichtigen würden. Weil ich denke, dass er damit die Stringtheorie oder Diskussionen über die Dunkle Materie meint, fange ich mit einem längerem Exkurs an.
Das interessiert ihn aber nicht. Den Rest der Fahrt kann ich mir einen Vortrag anhören, der eine gewisse Informationsdichte enthält, die ich aber nicht so richtig zuordnen kann.
Ich weiß jetzt, dass es neue Raketentechniken gibt, über die man uns aber nicht informiert. Ich habe erfahren, wie das mit der Seele und der Transzendenz zusammenhängt. Und ich weiß nun, dass es viele wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die uns von der Regierung verheimlicht werden.
Leider muss ich am Bahnhof aussteigen und mich auf einmal beeilen. So verpasse ich wohl weitere wichtige Informationen. Schon spannend, was man bei einer Taxifahrt alles erfährt ...
19 Dezember 2017
Stuttgart bei Nacht – eine Kurzgeschichte
Die Frage stellt sich immer wieder: »Was ist an Kurzgeschichten mit einem Ich-Erzähler eigentlich authentisch? Was ist Wahrheit, was wurde erfunden?« Aus aktuellen Gründen möchte ich diesmal die Story »Stuttgart bei Nacht« beleuchten.
Ich schrieb sie im Jahr 2000, und sie wurde für mein Buch »Für immer Punk?« noch einmal gründlich durchgearbeitet. Das Buch kam im Herbst 2016 in den Buchhandel, veröffentlicht wurde es als Hardcover im Hirnkost-Verlag.
Ich zitiere die abschließenden Wörter: »Es war am Donnerstag morgen, zehn Uhr, auf dem Pragsattel tobte der Verkehr, von der Anhöhe aus hatte ich einen wunderschönen Blick auf das sommerliche Stuttgart, das sich geradezu malerisch ins Tal schmiegte – und irgendwie musste ich nur noch lachen ...«
Um was geht’s in der Geschichte? Sie ist autobiografisch; zwar sind die Dialoge allesamt erfunden, ansonsten stimmen aber die Ereignisse sehr genau mit meiner damaligen Erinnerung überein.
Ein Punk-Konzert im »Limelight« in Stuttgart wurde aufgelöst und gestürmt. Wir waren auf dem Weg zu unserem Auto, als wir festgenommen wurden. Keiner von uns war auch nur andeutungsweise in etwas verwickelt, das man als Straftat oder Ordnungswidrigkeit hätte bezeichnen können.
Immerhin wurden wir von der Polizei nicht verprügelt, sondern nur mit Kabelbindern gefesselt und in einen Gefangenenbus verfrachtet. Ohne Angabe von Gründen oder dergleichen.
Wir wurden in der Wache fotografiert, unsere Wertsachen wurden uns abgenommen – ohne Unterschrift oder sonstigen rechtlich-korrekten Firlefanz. Dann wurden wir in eine Zelle gesteckt, wo man uns bis zum nächsten Morgen festhielt. Etwas zu essen oder zu trinken gab es nicht, einen Anruf durften wir selbstverständlich nicht tätigen (das ist ohnehin nur in Filmen erlaubt).
Danach entließ man uns in die Freiheit. Es gab nie eine Begründung oder dergleichen, wir erhielten auch keine Rechnung.
Wer genau wissen will, wie es ablief, möge sich das Buch kaufen oder es ausleihen. Man bekommt es im Shop des Hirnkost-Verlages, in jeder Buchhandlung, aber auch im Shop meiner liebsten Raketenheftchenserie. Damit beende ich die Werbung. Rückschlüsse auf aktuelle politisch-gesellschaftliche Diskussionen möge dann jede Person selbst ziehen.
Ich schrieb sie im Jahr 2000, und sie wurde für mein Buch »Für immer Punk?« noch einmal gründlich durchgearbeitet. Das Buch kam im Herbst 2016 in den Buchhandel, veröffentlicht wurde es als Hardcover im Hirnkost-Verlag.
Ich zitiere die abschließenden Wörter: »Es war am Donnerstag morgen, zehn Uhr, auf dem Pragsattel tobte der Verkehr, von der Anhöhe aus hatte ich einen wunderschönen Blick auf das sommerliche Stuttgart, das sich geradezu malerisch ins Tal schmiegte – und irgendwie musste ich nur noch lachen ...«
Um was geht’s in der Geschichte? Sie ist autobiografisch; zwar sind die Dialoge allesamt erfunden, ansonsten stimmen aber die Ereignisse sehr genau mit meiner damaligen Erinnerung überein.
Ein Punk-Konzert im »Limelight« in Stuttgart wurde aufgelöst und gestürmt. Wir waren auf dem Weg zu unserem Auto, als wir festgenommen wurden. Keiner von uns war auch nur andeutungsweise in etwas verwickelt, das man als Straftat oder Ordnungswidrigkeit hätte bezeichnen können.
Immerhin wurden wir von der Polizei nicht verprügelt, sondern nur mit Kabelbindern gefesselt und in einen Gefangenenbus verfrachtet. Ohne Angabe von Gründen oder dergleichen.
Wir wurden in der Wache fotografiert, unsere Wertsachen wurden uns abgenommen – ohne Unterschrift oder sonstigen rechtlich-korrekten Firlefanz. Dann wurden wir in eine Zelle gesteckt, wo man uns bis zum nächsten Morgen festhielt. Etwas zu essen oder zu trinken gab es nicht, einen Anruf durften wir selbstverständlich nicht tätigen (das ist ohnehin nur in Filmen erlaubt).
Danach entließ man uns in die Freiheit. Es gab nie eine Begründung oder dergleichen, wir erhielten auch keine Rechnung.
Wer genau wissen will, wie es ablief, möge sich das Buch kaufen oder es ausleihen. Man bekommt es im Shop des Hirnkost-Verlages, in jeder Buchhandlung, aber auch im Shop meiner liebsten Raketenheftchenserie. Damit beende ich die Werbung. Rückschlüsse auf aktuelle politisch-gesellschaftliche Diskussionen möge dann jede Person selbst ziehen.
18 Dezember 2017
Moderner Superhelden-Klassiker
Zu den berühmtesten Figuren der Superhelden-Comics zählt der blinde Anwalt Matt Murdock, der in der Tarn-Existenz des Daredevil in der Nacht auf Verbrecherjagd geht. Seine Abenteuer werden seit Jahrzehnten erzählt, sie erlebten Höhen und Tiefen. Mit der sechsteiligen Miniserie »The Man Without Fear« wurde 1993 ein echter Höhepunkt der Serie geschaffen – bei Panini Deutschland liegen die sechs Hefte in Form eines wunderbaren Paperbacks in deutscher Sprache vor.
Das Paperback erschien bereits 2015, ich las es aber erst dieser Tage. Frage mich niemand, warum das so lange dauerte; ich weiß es selbst nicht. Fakt ist, dass es sich bei der deutschsprachigen Ausgabe unter dem Titel »Daredevil: Der Mann ohne Furcht« um ein Comic-Meisterwerk handelt, das ich sicher nicht zum letzten Mal gelesen habe.
Der Comic-Autor Frank Miller, der mit seinen Arbeiten für »Daredevil« schon in den 70er-Jahren für Aufsehen sorgte und in den 80er-Jahren mit »The Dark Knight« nicht nur die »Batman«-Serie, sondern eigentlich die komplette Superhelden-Branche modernisierte, zeichnet für diese Geschichte verantwortlich. 1993 war er schon richtig bekannt, und mit John Romita jr. hatte er einen Zeichner auf seiner Seite, der ebenfalls außergewöhnlich gut war.
Gemeinsam schufen die beiden eine »Daredevil«-Geschichte, in der die Vorgeschichte des blinden Anwalts noch einmal neu und konzentriert erzählt wurde. Die Geschichte des Jungen, der durch einen Unfall blind wird, der die Assassinin Elektra kennen- und liebenlernt, der mit allen möglichen Gegnern zu kämpfen hat und sich selbst oft der härteste Feind ist – das alles wird in ausgefeilten Dialogen und richtig guten Bildern erzählt.
Kritiker haben durchaus angemerkt, dass »Daredevil: Der Mann ohne Furcht« nicht das stärkste Werk ist, das Frank Miller geschaffen hat. Die »Sin City«-Bände, mit denen er zur selben Zeit begann, waren sicher eindrucksvoller und besser.
Trotzdem weiß die Geschichte zu überzeugen. Der blinde Anwalt Matt Murdock, der sich nachts in den Superhelden Daredevil verwandelt, um für Gutes zu sorgen, ist einfach immer noch gut – und sie ist vor allem dann klasse, wenn auf zu viel Superhelden-Verbindungen verzichtet wird.
Mir hat der Sammelband übrigens nicht nur wegen der Comics gefallen. Es gibt darüber hinaus eine Titelbildgalerie sowie zahlreiche Skizzen und redaktionelle Notizen; ich mag so etwas, vor allem bei Comics, die schon eine historische Bedeutung haben.
Alles in allem ist »Daredevil: Der Mann ohne Furcht« ein Sammelband, den man als Superhelden-Fan haben sollte. Und wer sich sonst und darüber hinaus für Comics interessiert, sollte einen Blick in den Band werfen – ich finde, der ist auch 24 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch richtig gut!
Das Paperback erschien bereits 2015, ich las es aber erst dieser Tage. Frage mich niemand, warum das so lange dauerte; ich weiß es selbst nicht. Fakt ist, dass es sich bei der deutschsprachigen Ausgabe unter dem Titel »Daredevil: Der Mann ohne Furcht« um ein Comic-Meisterwerk handelt, das ich sicher nicht zum letzten Mal gelesen habe.
Der Comic-Autor Frank Miller, der mit seinen Arbeiten für »Daredevil« schon in den 70er-Jahren für Aufsehen sorgte und in den 80er-Jahren mit »The Dark Knight« nicht nur die »Batman«-Serie, sondern eigentlich die komplette Superhelden-Branche modernisierte, zeichnet für diese Geschichte verantwortlich. 1993 war er schon richtig bekannt, und mit John Romita jr. hatte er einen Zeichner auf seiner Seite, der ebenfalls außergewöhnlich gut war.
Gemeinsam schufen die beiden eine »Daredevil«-Geschichte, in der die Vorgeschichte des blinden Anwalts noch einmal neu und konzentriert erzählt wurde. Die Geschichte des Jungen, der durch einen Unfall blind wird, der die Assassinin Elektra kennen- und liebenlernt, der mit allen möglichen Gegnern zu kämpfen hat und sich selbst oft der härteste Feind ist – das alles wird in ausgefeilten Dialogen und richtig guten Bildern erzählt.
Kritiker haben durchaus angemerkt, dass »Daredevil: Der Mann ohne Furcht« nicht das stärkste Werk ist, das Frank Miller geschaffen hat. Die »Sin City«-Bände, mit denen er zur selben Zeit begann, waren sicher eindrucksvoller und besser.
Trotzdem weiß die Geschichte zu überzeugen. Der blinde Anwalt Matt Murdock, der sich nachts in den Superhelden Daredevil verwandelt, um für Gutes zu sorgen, ist einfach immer noch gut – und sie ist vor allem dann klasse, wenn auf zu viel Superhelden-Verbindungen verzichtet wird.
Mir hat der Sammelband übrigens nicht nur wegen der Comics gefallen. Es gibt darüber hinaus eine Titelbildgalerie sowie zahlreiche Skizzen und redaktionelle Notizen; ich mag so etwas, vor allem bei Comics, die schon eine historische Bedeutung haben.
Alles in allem ist »Daredevil: Der Mann ohne Furcht« ein Sammelband, den man als Superhelden-Fan haben sollte. Und wer sich sonst und darüber hinaus für Comics interessiert, sollte einen Blick in den Band werfen – ich finde, der ist auch 24 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch richtig gut!
17 Dezember 2017
Zwei Männer an der Straßenecke
Samstag, 17 Uhr, mitten in Karlsruhe – es ist keine günstige Zeit, um sich mit dem Fahrrad durch den Verkehr zu bewegen. Gestresste Autofahrer und unaufmerksame Fußgänger erfordern sehr viele schnelle Reaktionen. Ich bin ein wenig außer Atem, als ich die Fußgängerzone erreiche und mit dem Rad die Kaiserstraße überqueren möchte.
Ein Inferno von Weihnachtskitsch umfängt mich. Die Dekoration glitzert über der Einkaufsstraße, die Straßenbahnen sind voll besetzt, unzählige Menschen drängen sich zwischen den Häuserfronten hindurch. Der Geruch von Bratwurst zieht vom Weihnachtsmarkt her in meine Richtung, und überall dudelt Weihnachtsmusik aller Art. Ich verziehe das Gesicht und will nur weiter, so schnell es geht.
Doch dann dringt ein Geräusch an meine Ohren, das ich unter anderen Umständen sicher nicht als toll oder angenehm empfunden hätte. Ich höre die Musik eines Akkordeons, dazu singt jemand. Als ich genauer lausche, erkenne ich, dass es zwei Männer sind, die hier singen.
Vorsichtig fahre ich über die Straße, zwänge mich mit dem Rad zwischen den Menschenmassen hindurch. An einer Straßenecke stehen sie: zwei Männer mit dunklen Haaren, die in einer Sprache singen, die ich nicht verstehe, die aber irgendwie slawisch klingt; sie spielen Akkordeon, und es sind keine Weihnachtslieder. Im weitesten Sinne ist es irgendein Balkan-Sound, den sie fabrizieren, und normalerweise mag ich das gar nicht.
Weil so viel Verkehr ist, muss ich stehenbleiben, bevor ich weiterfahren kann. Als ich wieder auf dem Rad sitze und in Richtung Stephanskirche rolle, spüre ich, dass ich ein Lächeln auf den Lippen habe.
Ein Inferno von Weihnachtskitsch umfängt mich. Die Dekoration glitzert über der Einkaufsstraße, die Straßenbahnen sind voll besetzt, unzählige Menschen drängen sich zwischen den Häuserfronten hindurch. Der Geruch von Bratwurst zieht vom Weihnachtsmarkt her in meine Richtung, und überall dudelt Weihnachtsmusik aller Art. Ich verziehe das Gesicht und will nur weiter, so schnell es geht.
Doch dann dringt ein Geräusch an meine Ohren, das ich unter anderen Umständen sicher nicht als toll oder angenehm empfunden hätte. Ich höre die Musik eines Akkordeons, dazu singt jemand. Als ich genauer lausche, erkenne ich, dass es zwei Männer sind, die hier singen.
Vorsichtig fahre ich über die Straße, zwänge mich mit dem Rad zwischen den Menschenmassen hindurch. An einer Straßenecke stehen sie: zwei Männer mit dunklen Haaren, die in einer Sprache singen, die ich nicht verstehe, die aber irgendwie slawisch klingt; sie spielen Akkordeon, und es sind keine Weihnachtslieder. Im weitesten Sinne ist es irgendein Balkan-Sound, den sie fabrizieren, und normalerweise mag ich das gar nicht.
Weil so viel Verkehr ist, muss ich stehenbleiben, bevor ich weiterfahren kann. Als ich wieder auf dem Rad sitze und in Richtung Stephanskirche rolle, spüre ich, dass ich ein Lächeln auf den Lippen habe.
16 Dezember 2017
Der ENPUNKT vor zwanzig Jahren
Weil es sich anbot, schaute ich mir dieser Tage nach langen Jahren mal wieder die Ausgabe 29 meines Fanzines ENPUNKT an. Die hatte ich im August 1997 fertiggestellt und ab diesem Termin unter die Leute gebracht – das Heft ist 56 eng bedruckte Seiten dick und enthält viele Beiträge, die in mir manches Erinnern auslöste.
Mein Leben in diesem Sommer 1997 spielte sich zwischen Karlsruhe und Hamburg, zwischen London und Senegal ab; ich war ständig unterwegs, hörte praktisch ununterbrochen Krachmusik und arbeitete in der Redaktion, für die ich heute noch tätig bin. Das alles spiegelte sich in einem Heft wieder, das – wie immer – nebenbei erstellt wurde und sich teilweise noch erstaunlich gut liest.
Sogar die Platten- und Buchbesprechungen finde ich heute interessant. Bands wie die Warmduscher aus Karlsruhe erfreuten mich, während ich so was wie die Killrays langweilig fand. Spannend wäre, wie ich sie heute finden würde – das werde ich wohl mal testen müssen.
Aber natürlich zeichnete sich das Heft durch allerlei Geschichten und Berichte aus; die mag ich heute teilweise noch sehr, und die sollte ich echt einmal »zweitverwerten«. Impressionen aus fernen Ländern, die Aufmärsche der Pogoanarchisten in Hamburg, Streit mit den Autonomen in Karlsruhe, ausnahmsweise positive Erfahrungen mit der Polizei, persönliche An- und Einsichten zu Politik, Punkrock und anderen Dingen – ich ballerte Texte heraus, die heute in einem Blog auch gut aufgehoben wären, die damals aber durchaus für Diskussionen sorgten.
Was bleibt, ist ein Heft, das mit – in aller Unbescheidenheit – immer noch richtig gut gefällt. Nicht jeder Beitrag kann überzeugen, aber das wäre ja auch zu viel verlangt. Und manchmal vermisse ich das Gefühl, ein eigenes Fanzine zu schreiben, zu kleben und zu verkaufen. Aber diese Zeiten sind vorüber ...
Mein Leben in diesem Sommer 1997 spielte sich zwischen Karlsruhe und Hamburg, zwischen London und Senegal ab; ich war ständig unterwegs, hörte praktisch ununterbrochen Krachmusik und arbeitete in der Redaktion, für die ich heute noch tätig bin. Das alles spiegelte sich in einem Heft wieder, das – wie immer – nebenbei erstellt wurde und sich teilweise noch erstaunlich gut liest.
Sogar die Platten- und Buchbesprechungen finde ich heute interessant. Bands wie die Warmduscher aus Karlsruhe erfreuten mich, während ich so was wie die Killrays langweilig fand. Spannend wäre, wie ich sie heute finden würde – das werde ich wohl mal testen müssen.
Aber natürlich zeichnete sich das Heft durch allerlei Geschichten und Berichte aus; die mag ich heute teilweise noch sehr, und die sollte ich echt einmal »zweitverwerten«. Impressionen aus fernen Ländern, die Aufmärsche der Pogoanarchisten in Hamburg, Streit mit den Autonomen in Karlsruhe, ausnahmsweise positive Erfahrungen mit der Polizei, persönliche An- und Einsichten zu Politik, Punkrock und anderen Dingen – ich ballerte Texte heraus, die heute in einem Blog auch gut aufgehoben wären, die damals aber durchaus für Diskussionen sorgten.
Was bleibt, ist ein Heft, das mit – in aller Unbescheidenheit – immer noch richtig gut gefällt. Nicht jeder Beitrag kann überzeugen, aber das wäre ja auch zu viel verlangt. Und manchmal vermisse ich das Gefühl, ein eigenes Fanzine zu schreiben, zu kleben und zu verkaufen. Aber diese Zeiten sind vorüber ...
15 Dezember 2017
Eine Leser-Information aus dem Jahr 1986
Gelegentlich vergesse ich es ja selbst – aber ich arbeitete in den
80er-Jahren schon einmal in dem Verlag, für den ich seit so langer Zeit
tätig bin. 1986 und 1987 schrieb ich als junger
»Public-Relations-Assistent« – so nannte man das damals – zahllose Texte
für den Moewig-Verlag. Unter anderem war ich für die Textarbeit
der Kundenzeitschrift »Lies doch mal!« zuständig.
Die September-Ausgabe 1986 hatte ich dieser Tage mehrfach in der Hand. Unter anderem enthielt das Heft eine Sonderseite zu Jack London – von ihm erschienen ein Band mit Erzählungen und ein Roman – und eine Doppelseite zum Sachbuchprogramm des Verlages. Das waren damals drei Taschenbücher mit den Themen »Krebs durch Formaldehyd«, dem top-aktuellen Thema der bäuerlichen Biochemie (Stichwort: versuchtes Grundwasser) und dem immer beliebten Thema des Dritten Reiches – es wurde ein Sachbuch zu Josef Goebbels veröffentlicht.
Natürlich durfte ich eine Seite über Science Fiction machen, wobei die Raketenheftchenserie, für die ich heute arbeite, eine wichtige Rolle einnahm. Es gab eine Seite zu Krimis, deren Autoren ich seither eigentlich nie wieder bewusst wahrgenommen habe, und eine Seite mit allerlei Krimskrams – vom chinesischen Horoskop bis hin zu einem Krimi-Kurzgeschichtenband.
Ich stelle fest: Der Moewig-Verlag hatte damals ein kunterbuntes Buchprogramm, kunterbunt auch von der Covergestaltung her. Für einen jungen Menschen wie mich war das eine wundervolle Gelegenheit, ins Verlagsleben einzutauchen. Das Schreiben der Texte fiel mir teilweise leicht, teilweise hasste ich es; das war logischerweise davon abhängig, welcher Titel gerade gewünscht war.
Aber ich lernte viel. Fürs Leben sowieso ...
Die September-Ausgabe 1986 hatte ich dieser Tage mehrfach in der Hand. Unter anderem enthielt das Heft eine Sonderseite zu Jack London – von ihm erschienen ein Band mit Erzählungen und ein Roman – und eine Doppelseite zum Sachbuchprogramm des Verlages. Das waren damals drei Taschenbücher mit den Themen »Krebs durch Formaldehyd«, dem top-aktuellen Thema der bäuerlichen Biochemie (Stichwort: versuchtes Grundwasser) und dem immer beliebten Thema des Dritten Reiches – es wurde ein Sachbuch zu Josef Goebbels veröffentlicht.
Natürlich durfte ich eine Seite über Science Fiction machen, wobei die Raketenheftchenserie, für die ich heute arbeite, eine wichtige Rolle einnahm. Es gab eine Seite zu Krimis, deren Autoren ich seither eigentlich nie wieder bewusst wahrgenommen habe, und eine Seite mit allerlei Krimskrams – vom chinesischen Horoskop bis hin zu einem Krimi-Kurzgeschichtenband.
Ich stelle fest: Der Moewig-Verlag hatte damals ein kunterbuntes Buchprogramm, kunterbunt auch von der Covergestaltung her. Für einen jungen Menschen wie mich war das eine wundervolle Gelegenheit, ins Verlagsleben einzutauchen. Das Schreiben der Texte fiel mir teilweise leicht, teilweise hasste ich es; das war logischerweise davon abhängig, welcher Titel gerade gewünscht war.
Aber ich lernte viel. Fürs Leben sowieso ...
13 Dezember 2017
Das Marsupilami ist zurück
Zu den großen Comic-Klassikern der frankobelgischen Schule zählt die Serie »Spirou und Fantasio«. Seit die ersten Geschichten um den Hotelpagen Spirou und seinen Freund Fantasio erschienen sind – noch während des Zweiten Weltkriegs –, versuchten sich unterschiedliche Autoren und Zeichner an den Abenteuern des Duos.
Seit einiger Zeit hat das Kreativduo Fabien Vehlmann und Yoann das Ruder übernommen. Den beiden trauen die Kritiker zu, die Serie zu neuen Höhenflügen zu führen. Aus diesem Grund taucht mit dem Marsupilami auch eine Figur wieder auf, die in früheren Jahren von der Zeichnerlegende Franquin entwickelt worden ist.
Ich habe nacheinander die aktuellen Bände der Serie gelesen: »In den Fängen der Viper« als Band 51, »Der Page der Sniper Alley« als Band 52 und »Der Zorn des Marsupilamis« als Band 53 hängen inhaltlich locker zusammen. Sie enden immer mit einem Cliffhanger, der neugierig auf die Fortsetzung machen soll. Und sie bringen die beiden unzertrennlichen Helden Spirou und Fantaso sowie das freche Eichhörnchen Pips in immer neue Bedrohungen.
Für Kinder ist das nicht mehr gedacht. Ganz klar adressieren die neuen Macher ihre Geschichten an Erwachsene, die mit den beiden Helden großgeworden sind. Das merkt man an den zahlreichen Anspielungen auf alte Geschichten ebenso wie an der Tatsache, dass der rote Pagen-Anzug von Spirou – früher war das ja witzig, heute ist es ein alberner Anachronismus – immer wieder thematisiert wird.
Für einen »Altleser« wie mich ist es sehr amüsant, auch Figuren wie Gaston oder »Herrn Bruchmüller« wieder in der Handlung zu haben. Ich erkenne sie wieder, ich finde sie witzig – aber das fand ich auch schon vor dreißig Jahren und mehr.
Die Frage stellt sich ernsthaft, ob das heute irgend jemanden aus der Deckung holt, jemanden vor allem, der erst zwischen 15 und 20 Jahre alt ist. Früher landete man automatisch bei »Spirou und Fantasio«; die Serie gehörte zu den Standards. Heute wirkt sie manchmal, als versuche man, die Geschichte auf die Stammleser zuzuschreiben und sie für neue Leser echt kompliziert zu machen.
Ob das der richtige Weg ist, weiß ich nicht. Aber ich werde das interessiert und kritisch zugleich verfolgen – nicht nur aus privaten Motiven, wie sich der eine oder andere Leser hier denken kann ...
Seit einiger Zeit hat das Kreativduo Fabien Vehlmann und Yoann das Ruder übernommen. Den beiden trauen die Kritiker zu, die Serie zu neuen Höhenflügen zu führen. Aus diesem Grund taucht mit dem Marsupilami auch eine Figur wieder auf, die in früheren Jahren von der Zeichnerlegende Franquin entwickelt worden ist.
Ich habe nacheinander die aktuellen Bände der Serie gelesen: »In den Fängen der Viper« als Band 51, »Der Page der Sniper Alley« als Band 52 und »Der Zorn des Marsupilamis« als Band 53 hängen inhaltlich locker zusammen. Sie enden immer mit einem Cliffhanger, der neugierig auf die Fortsetzung machen soll. Und sie bringen die beiden unzertrennlichen Helden Spirou und Fantaso sowie das freche Eichhörnchen Pips in immer neue Bedrohungen.
Für Kinder ist das nicht mehr gedacht. Ganz klar adressieren die neuen Macher ihre Geschichten an Erwachsene, die mit den beiden Helden großgeworden sind. Das merkt man an den zahlreichen Anspielungen auf alte Geschichten ebenso wie an der Tatsache, dass der rote Pagen-Anzug von Spirou – früher war das ja witzig, heute ist es ein alberner Anachronismus – immer wieder thematisiert wird.
Für einen »Altleser« wie mich ist es sehr amüsant, auch Figuren wie Gaston oder »Herrn Bruchmüller« wieder in der Handlung zu haben. Ich erkenne sie wieder, ich finde sie witzig – aber das fand ich auch schon vor dreißig Jahren und mehr.
Die Frage stellt sich ernsthaft, ob das heute irgend jemanden aus der Deckung holt, jemanden vor allem, der erst zwischen 15 und 20 Jahre alt ist. Früher landete man automatisch bei »Spirou und Fantasio«; die Serie gehörte zu den Standards. Heute wirkt sie manchmal, als versuche man, die Geschichte auf die Stammleser zuzuschreiben und sie für neue Leser echt kompliziert zu machen.
Ob das der richtige Weg ist, weiß ich nicht. Aber ich werde das interessiert und kritisch zugleich verfolgen – nicht nur aus privaten Motiven, wie sich der eine oder andere Leser hier denken kann ...
12 Dezember 2017
Zwei eher kritische Rezensionen
Da ich ja gewissermaßen »Jungautor« bin – zumindest, was die Veröffentlichungen von »großen« Romanen in renommierten Buchverlagen angeht –, freue ich mich über jegliche Rezension. Wenn sie positiv ausfällt, freue ich mich, wenn sie negativ ausfällt, bin ich traurig. Auch als Gelegenheitsautor darf man ja Gefühle haben.
Nein, ernsthaft: Ich schaue sehr intensiv nach Meinungsäußerungen zu meinem Roman »Das blutende Land«. Und es gibt zwei aktuelle Rezensionen, die beide recht kritisch ausfallen. Wenn sich jemand so ausführlich mit meinem Buch beschäftigt, möchte ich das hier schon abbilden.
Bisher ganz unbekannt war mir der Blog »Back Down To Earth«, in dem sich die Bloggerin mit dem Namen »Kittyzer (Sonne)« sehr klar und nachvollziehbar äußert. (Wie sie wirklich heißt, kann man durch einen Blick ins Impressum herausfinden. Ich nenne hier das Pseudonym, weil das über der Rezension steht.)
Sie empfindet den Stil des Romans als »trotz anschaulicher Beschreibungen aber viel zu ausschweifend und langatmig« und findet die Story »so humorlos wie episch«. Sie bemängelt die »langatmige Erzählweise« und stellt als Fazit fest, dass der Funke nicht überspringen konnte.
Den Rezensenten Carsten Kuhr kenne ich schon lange. Auf der Seite »Phantastik-News« wirft er ebenfalls einen kritischen Blick auf meinen Roman. Er kritisiert unter anderem den »etwas verhaltenen Beginn« und bemängelt, dass man sich »durch das erste Drittel« durchkämpfen müsse.
Immerhin ist das Fazit ein wenig positiver: »Es stinkt, Blut fließt und Menschen kommen sehr schmerzhaft vom Leben in den Tod.« Eine Zusammenfassung, die durchaus zutreffend ist ... Der Roman sei »nichts für Leser der romantisch-verklärten Elfen-Fantasy«, und damit habe ich auch kein Problem.
Nein, ernsthaft: Ich schaue sehr intensiv nach Meinungsäußerungen zu meinem Roman »Das blutende Land«. Und es gibt zwei aktuelle Rezensionen, die beide recht kritisch ausfallen. Wenn sich jemand so ausführlich mit meinem Buch beschäftigt, möchte ich das hier schon abbilden.
Bisher ganz unbekannt war mir der Blog »Back Down To Earth«, in dem sich die Bloggerin mit dem Namen »Kittyzer (Sonne)« sehr klar und nachvollziehbar äußert. (Wie sie wirklich heißt, kann man durch einen Blick ins Impressum herausfinden. Ich nenne hier das Pseudonym, weil das über der Rezension steht.)
Sie empfindet den Stil des Romans als »trotz anschaulicher Beschreibungen aber viel zu ausschweifend und langatmig« und findet die Story »so humorlos wie episch«. Sie bemängelt die »langatmige Erzählweise« und stellt als Fazit fest, dass der Funke nicht überspringen konnte.
Den Rezensenten Carsten Kuhr kenne ich schon lange. Auf der Seite »Phantastik-News« wirft er ebenfalls einen kritischen Blick auf meinen Roman. Er kritisiert unter anderem den »etwas verhaltenen Beginn« und bemängelt, dass man sich »durch das erste Drittel« durchkämpfen müsse.
Immerhin ist das Fazit ein wenig positiver: »Es stinkt, Blut fließt und Menschen kommen sehr schmerzhaft vom Leben in den Tod.« Eine Zusammenfassung, die durchaus zutreffend ist ... Der Roman sei »nichts für Leser der romantisch-verklärten Elfen-Fantasy«, und damit habe ich auch kein Problem.
11 Dezember 2017
Mephisto macht viel Freude
Ernsthaft bewerten kann ich Rollenspiel-Publikationen heutzutage nicht mehr. Die Zeiten, in denen ich mit anderen Spielern um einen Tisch saß, um durch einen »Dungeon« zu stromern oder sonstwie Abenteuer zu erleben, die es nur in unserer Fantasie gab, die sind einfach lange her. Trotzdem schaue ich mir das Magazin »Mephisto« immer sehr genau durch, wenn ich es in die Finger bekomme.
Seit den frühen Fanzine-Tagen hat sich Martin Ellermeier, der Chefredakteur und Herausgeber dieses Magazins, weit entwickelt. Gesehen und gesprochen haben wir uns seit Jahrzehnten nicht mehr – aber ich finde es eindrucksvoll, wie sein Magazin gewachsen und gediehen ist.
Das Heft ist 84 Seiten stark, ist professionell und richtig schön gestaltet und verlockt einfach dazu, es gründlich durchzublättern. Und dann lese sogar ich einen Artikel, obwohl keine keine Ahnung von aktuellen Rollenspielen habe.
Mir liegt die Ausgabe 66 vor, in der beispielsweise »Blade Runner« ein großes Thema darstellt. Klar, es geht um den Film und um Philip K. Dick, das Magazin wirft aber auch einen Blick auf Rollenspiele zum Thema. Schön!
Natürlich dürfen Szenarien nicht fehlen, also Beiträge, aus denen man Spielerunden gestalten kann. Man kann durch die »Katakomben der Verdammten« stolpern oder zieht mit einem »Wandernden Warenhaus« durch die Gegend; das wirkt alles sehr spannend und vor allem auch spielbar. Gefällt mir gut!
Darüber hinaus bietet »Mephisto« in der aktuellen Ausgabe 66 haufenweise Berichte und Informationen, ein Interview zum Schreiben von Spielebüchern und Rezensionen über verschiedenste Themen. Wer sich für Spiele in phantastischen Medien interessiert, sollte unbedingt einmal in dieses Magazin blicken. Ich find's cool.
Seit den frühen Fanzine-Tagen hat sich Martin Ellermeier, der Chefredakteur und Herausgeber dieses Magazins, weit entwickelt. Gesehen und gesprochen haben wir uns seit Jahrzehnten nicht mehr – aber ich finde es eindrucksvoll, wie sein Magazin gewachsen und gediehen ist.
Das Heft ist 84 Seiten stark, ist professionell und richtig schön gestaltet und verlockt einfach dazu, es gründlich durchzublättern. Und dann lese sogar ich einen Artikel, obwohl keine keine Ahnung von aktuellen Rollenspielen habe.
Mir liegt die Ausgabe 66 vor, in der beispielsweise »Blade Runner« ein großes Thema darstellt. Klar, es geht um den Film und um Philip K. Dick, das Magazin wirft aber auch einen Blick auf Rollenspiele zum Thema. Schön!
Natürlich dürfen Szenarien nicht fehlen, also Beiträge, aus denen man Spielerunden gestalten kann. Man kann durch die »Katakomben der Verdammten« stolpern oder zieht mit einem »Wandernden Warenhaus« durch die Gegend; das wirkt alles sehr spannend und vor allem auch spielbar. Gefällt mir gut!
Darüber hinaus bietet »Mephisto« in der aktuellen Ausgabe 66 haufenweise Berichte und Informationen, ein Interview zum Schreiben von Spielebüchern und Rezensionen über verschiedenste Themen. Wer sich für Spiele in phantastischen Medien interessiert, sollte unbedingt einmal in dieses Magazin blicken. Ich find's cool.
08 Dezember 2017
Nominiert zu einer Autoren-Aktion
Die Kollegin Marlene Klaus hat mich nominiert. Ich solle die ersten sieben Zeilen meines neuen Projektes posten und dann auch Autorinnen und Autoren nominieren.
Hm.
Ich finde solche »Challenges« immer ein wenig anstrengend. Aber ich poste gern die ersten Zeilen eines Projektes, an dem ich zuletzt immer mal wieder herumgeschrieben habe.
Hier:
Die zwei Polizisten hielten direkt neben mir. Bei laufendem Motor ließ der Fahrer seine Scheibe herunter, kühle Luft streifte meine nackten Beine. Die jungen Männer hatten ihre Klimaanlage auf Hochtouren gedreht.
Der Fahrer wies auf die Zigarette in meiner Hand. »Rauchen verboten.« Seine Miene wirkte streng, die Augen waren hinter einer großen Sonnenbrille verborgen.
»Das steht hier nirgends.« Ich wies auf die geteerte Straße, den von der Sonne gebleichten Rasen, den Rheindamm dahinter, die Bäume rechts und links, den Weg zum Containerhafen. »Kein Schild, nix.«
Hm.
Ich finde solche »Challenges« immer ein wenig anstrengend. Aber ich poste gern die ersten Zeilen eines Projektes, an dem ich zuletzt immer mal wieder herumgeschrieben habe.
Hier:
Die zwei Polizisten hielten direkt neben mir. Bei laufendem Motor ließ der Fahrer seine Scheibe herunter, kühle Luft streifte meine nackten Beine. Die jungen Männer hatten ihre Klimaanlage auf Hochtouren gedreht.
Der Fahrer wies auf die Zigarette in meiner Hand. »Rauchen verboten.« Seine Miene wirkte streng, die Augen waren hinter einer großen Sonnenbrille verborgen.
»Das steht hier nirgends.« Ich wies auf die geteerte Straße, den von der Sonne gebleichten Rasen, den Rheindamm dahinter, die Bäume rechts und links, den Weg zum Containerhafen. »Kein Schild, nix.«
Durchaus positive Rezensionen
Ich bin auf zwei neue Besprechungen meines Romans »Das blutende Land« aufmerksam geworden. Das freut mich, also schreibe ich kurz darüber.
Im Internet-Magazin »Phantastik-News« formuliert Petra Weddehage als Fazit über meinen Roman: »Wer Geschichten mag, die in einer Welt ohne moderne Technik spielen und die von magischen Einflüssen geprägt ist, darf sich auf gemütliche Lesestunden einstellen.«
Der »Heftehaufen«-Blog hat ebenfalls meinen Roman besprochen; hier äußert sich Martin Ingenhoven recht positiv. Mein Buch sei »hart, schonungslos und definitiv nichts für Menschen, die in der Fantasy gern putzige kleine Elfen und Feen haben«.
Sein freundliches Fazit: »Wer aber westeros'sche Bildgewalt haben möchte, ohne gleich zehn muskelermüdende Schinken lesen zu müssen, der ist in Patloren ganz gut aufgehoben.« Ich bedanke mich bei den beiden.
Im Internet-Magazin »Phantastik-News« formuliert Petra Weddehage als Fazit über meinen Roman: »Wer Geschichten mag, die in einer Welt ohne moderne Technik spielen und die von magischen Einflüssen geprägt ist, darf sich auf gemütliche Lesestunden einstellen.«
Der »Heftehaufen«-Blog hat ebenfalls meinen Roman besprochen; hier äußert sich Martin Ingenhoven recht positiv. Mein Buch sei »hart, schonungslos und definitiv nichts für Menschen, die in der Fantasy gern putzige kleine Elfen und Feen haben«.
Sein freundliches Fazit: »Wer aber westeros'sche Bildgewalt haben möchte, ohne gleich zehn muskelermüdende Schinken lesen zu müssen, der ist in Patloren ganz gut aufgehoben.« Ich bedanke mich bei den beiden.
07 Dezember 2017
Die Blätter für Volksliteratur sind interessant
Ich finde den Titel der kleinen Literaturzeitschrift selbst seltsam – aber die »Blätter für Volksliteratur« wurden vor 56 Jahren gegründet, und da war der Begriff »Volksliteratur« noch positiv besetzt. Gemeint war Literatur, die für das Volk geschrieben wurde; heute sagt man auch gern Trivial- oder Unterhaltungsliteratur dazu. Das kleine Heft aus Österreich liefert immer wieder schöne Berichte über Themen, die ich interessant finde und über die man viel zu wenig erfährt.
Die aktuelle Ausgabe vier, die im Oktober erschienen ist, betrachte ich als ein gelungenes Beispiel. Auf gerade mal 24 Seiten gibt’s beispielsweise einen interessanten Artikel über die »Isabella-Kriminalromane«, die von 1949 bis 1951 in Wien erschienen, oder einen Nachruf auf einen Romansammler Werner, der seinen Nachlass erfreulicherweise dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach vermacht hat – was andere Sammler, wie aus dem Artikel hervorgeht, sehr bedauern.
Schön finde ich den Artikel über »Godfried Beuren und das Geheimnis der Sonnenflecken«. Hier geht’s um eine Science-Fiction-Idee und deren Entwicklung über die Jahrzehnte hinweg. Ein Artikel über den Autor Alfred Bester rundet das Fanzine ab – denn um ein solches handelt es sich.
Mehr an »Nerdism« ist ja kaum denkbar, und ich mag so etwas. Klar, man muss sich für Trivialliteratur interessieren, vor allem diejenige, die in Heftromanen und Taschenbüchern veröffentlicht worden ist … aber wer das tut, kann seine Freude an den »Blättern für Volksliteratur« haben.
Die aktuelle Ausgabe vier, die im Oktober erschienen ist, betrachte ich als ein gelungenes Beispiel. Auf gerade mal 24 Seiten gibt’s beispielsweise einen interessanten Artikel über die »Isabella-Kriminalromane«, die von 1949 bis 1951 in Wien erschienen, oder einen Nachruf auf einen Romansammler Werner, der seinen Nachlass erfreulicherweise dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach vermacht hat – was andere Sammler, wie aus dem Artikel hervorgeht, sehr bedauern.
Schön finde ich den Artikel über »Godfried Beuren und das Geheimnis der Sonnenflecken«. Hier geht’s um eine Science-Fiction-Idee und deren Entwicklung über die Jahrzehnte hinweg. Ein Artikel über den Autor Alfred Bester rundet das Fanzine ab – denn um ein solches handelt es sich.
Mehr an »Nerdism« ist ja kaum denkbar, und ich mag so etwas. Klar, man muss sich für Trivialliteratur interessieren, vor allem diejenige, die in Heftromanen und Taschenbüchern veröffentlicht worden ist … aber wer das tut, kann seine Freude an den »Blättern für Volksliteratur« haben.
06 Dezember 2017
WieWasWohin aus Wien
Seit die CD »WieWasWohin« des österreichischen Kabarettisten und Schriftstellers Leo Lukas zum ersten Mal erschienen ist, sind viele Jahre vergangen: 2005 kam die CD bei Know Me Records heraus und erheiterte mich sehr – ich hörte sie dieser Tage einmal wieder an und war sehr erstaunt, wie viele Stücke nach all den Jahren im Ohr geblieben sind.
Stücke wie »My Venus From Venus« haben Hitqualitäten, ihre Melodien gehen rasch ins Ohr und halten sich dort lang. Sarkastische Texte wie »Als der Kasperl Amok lief« haben bei mir denselben Effekt – man hört sie einmal und vergisst sie nicht. Das ist bei Musik mit kaberettistischem Hintergrund nicht unbedingt üblich ...
Generell hat der Autor eine irrwitzige Freude an teilweise sehr schrägen Reimen. Sieht man von der Komik ab, sieht und hört man solche Reime eigentlich nur bei HipHop – und das meine ich hier ernsthaft.
Musikalisch herrscht die Gitarre vor, begleitet von allerlei Instrumenten. Eigentlich kann man die CD in eine Schublade mit »Liedermacher«-Musik stecken, neudeutsch »Singer-Songwriter«; das Ganze natürlich mit einer ironischen Note auch in den Stücken verstehen. Da darf die Musik eben auch mal bewusst eiern.
In Stücken wie dem »Teenie-Schlitzer« oder dem eingangs erwähnten »Kasperl«-Lied spielt Leo Lukas mit den Klischees des Splatter-Films; »My Venus From Venus« ist eigentliche eine Ballade mit Science-Fiction-Elementen, in der es eben um das Mann-Frau-Verhältnis geht, und im »Wexelbergl Kurtl« wird ein Wiener Original porträtiert.
Die »Radlweg Rhapsody« informiert darüber hinaus über das Radfahren in Wien, während »Männer bei Mango« einiges über einkaufende Männer verrät. Die Themen des Schriftstellers und Kabarettisten sind nicht unbedingt in den Untiefen der Politik zu suchen; er beleuchtet sehr allgemeine Themen – und ist dabei mitunter trotzdem sehr politisch.
Ich bin parteiisch, weil ich mit Leo Lukas seit vielen Jahren zusammenarbeite. Seine CD »WieWasWohin« ist aber wirklich gelungen, und sie gefällt mir immer noch sehr gut.
Stücke wie »My Venus From Venus« haben Hitqualitäten, ihre Melodien gehen rasch ins Ohr und halten sich dort lang. Sarkastische Texte wie »Als der Kasperl Amok lief« haben bei mir denselben Effekt – man hört sie einmal und vergisst sie nicht. Das ist bei Musik mit kaberettistischem Hintergrund nicht unbedingt üblich ...
Generell hat der Autor eine irrwitzige Freude an teilweise sehr schrägen Reimen. Sieht man von der Komik ab, sieht und hört man solche Reime eigentlich nur bei HipHop – und das meine ich hier ernsthaft.
Musikalisch herrscht die Gitarre vor, begleitet von allerlei Instrumenten. Eigentlich kann man die CD in eine Schublade mit »Liedermacher«-Musik stecken, neudeutsch »Singer-Songwriter«; das Ganze natürlich mit einer ironischen Note auch in den Stücken verstehen. Da darf die Musik eben auch mal bewusst eiern.
In Stücken wie dem »Teenie-Schlitzer« oder dem eingangs erwähnten »Kasperl«-Lied spielt Leo Lukas mit den Klischees des Splatter-Films; »My Venus From Venus« ist eigentliche eine Ballade mit Science-Fiction-Elementen, in der es eben um das Mann-Frau-Verhältnis geht, und im »Wexelbergl Kurtl« wird ein Wiener Original porträtiert.
Die »Radlweg Rhapsody« informiert darüber hinaus über das Radfahren in Wien, während »Männer bei Mango« einiges über einkaufende Männer verrät. Die Themen des Schriftstellers und Kabarettisten sind nicht unbedingt in den Untiefen der Politik zu suchen; er beleuchtet sehr allgemeine Themen – und ist dabei mitunter trotzdem sehr politisch.
Ich bin parteiisch, weil ich mit Leo Lukas seit vielen Jahren zusammenarbeite. Seine CD »WieWasWohin« ist aber wirklich gelungen, und sie gefällt mir immer noch sehr gut.
Thorgal im unterirdischen Reich
Dass ich ein Fan der Fantasy-Serie »Thorgal« bin, habe ich schon oft erzählt und ausgeplaudert. Seit ich zu Beginn der 80er-Jahre die ersten Stories dieses Comic-Epos las, faszinieren mich die spannenden Geschichten des Autors Jean van Hamme sowie die beeindruckenden Bilder von Grzegorz Rosinski.
Im wesentlichen ist es ja Fantasy mit historischem Hintergrund: Der Krieger Thorgal reist durch Europa, trifft auf fahrende Händler und plündernde Wikinger, versucht sich und seine Familie zu schützen und muss sich dabei auch immer wieder mit nordischen Göttern oder monströsen Wesen auseinandersetzen. Die historischen Fakten werden sehr locker eingesetzt, der Fantasy-Aspekt überwiegt.
Eine Ausnahme ist der Band 26, der zwar im phantastischen Serienumfeld anfängt, aber eigentlich als echte Science-Fiction-Geschichte abläuft. »Das Reich unter der Wüste« erzählt von Außerirdischen, die sich zwischen den Erdenmenschen eingenistet haben, die auch Strahlenwaffen besitzen und heimlich an einem Raumschiff bauen. Dagegen setzt Thorgal vor allem seinen Grips – ansonsten hat er nicht so viel zu bieten.
Die Story selbst ist für den Seriencharakter durchaus wichtig: Thorgal scheint von den Sternen zu kommen, ist also offenbar ein Außerirdischer – was sicher seine besondere Beziehung zu Odin und anderen Göttern erklärt. Allerdings wird in »Das Reich unter der Wüste« dann nicht viel mehr an Fakten geliefert; wer sich das verspricht, wird enttäuscht.
Was bleibt, ist eine spannende Geschichte, in der sich Fantasy und Science Fiction vermengen. »Thorgal«-Fans müssen diesen Comic natürlich haben; die Science-Fiction-Freunde, die bisher nicht so viel mit dieser Serie anzufangen wussten, sollten sich unbedingt mal die Leseprobe auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages anschauen – vielleicht ist dann zumindest dieser Band etwas für sie ...
Im wesentlichen ist es ja Fantasy mit historischem Hintergrund: Der Krieger Thorgal reist durch Europa, trifft auf fahrende Händler und plündernde Wikinger, versucht sich und seine Familie zu schützen und muss sich dabei auch immer wieder mit nordischen Göttern oder monströsen Wesen auseinandersetzen. Die historischen Fakten werden sehr locker eingesetzt, der Fantasy-Aspekt überwiegt.
Eine Ausnahme ist der Band 26, der zwar im phantastischen Serienumfeld anfängt, aber eigentlich als echte Science-Fiction-Geschichte abläuft. »Das Reich unter der Wüste« erzählt von Außerirdischen, die sich zwischen den Erdenmenschen eingenistet haben, die auch Strahlenwaffen besitzen und heimlich an einem Raumschiff bauen. Dagegen setzt Thorgal vor allem seinen Grips – ansonsten hat er nicht so viel zu bieten.
Die Story selbst ist für den Seriencharakter durchaus wichtig: Thorgal scheint von den Sternen zu kommen, ist also offenbar ein Außerirdischer – was sicher seine besondere Beziehung zu Odin und anderen Göttern erklärt. Allerdings wird in »Das Reich unter der Wüste« dann nicht viel mehr an Fakten geliefert; wer sich das verspricht, wird enttäuscht.
Was bleibt, ist eine spannende Geschichte, in der sich Fantasy und Science Fiction vermengen. »Thorgal«-Fans müssen diesen Comic natürlich haben; die Science-Fiction-Freunde, die bisher nicht so viel mit dieser Serie anzufangen wussten, sollten sich unbedingt mal die Leseprobe auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages anschauen – vielleicht ist dann zumindest dieser Band etwas für sie ...
05 Dezember 2017
Die letzte Sendung in diesem Jahr
Es hätte eine richtig schöne Radiosendung werden können: Am Sonntag, 3. Dezember 2017, hatte ich meine letzte Sendung im örtlichen Querfunk, dem Freien Radio für Karlsruhe, und ich wollte noch mal einige aktuelle Platten vorstellen. Ich war sogar richtig früh dran, weil ich wegen der verschneiten Straßen früher von daheim aufgebrochen war.
Dann aber fehlten Teile für die Plattenspieler – die Dinger, in die man die Nadeln reinsteckt. Ich durchsuchte die Studios, bis ich sie fand: Sie lagen, sorglos abgeschraubt, auf dem Mischpult im anderen Studio, wo sie kaum zu sehen waren. Durch die Sucherei geriet ich ein wenig in Hektik.
Dabei blieb es nicht. Einer der zwei Plattenspieler gab keinen Ton von sich; die Platten drehten sich, aber es kam kein Geräusch im Verstärker an. Also konnte ich nur mit einem Plattenspieler arbeiten – was ich dann erst im »laufenden Betrieb« merkte.
Bei einem der zwei CD-Player gingen die meisten CDs nicht. So wollte ich die aktuelle Krawehl-Scheibe spielen; aber sie lief nur in einem der beiden Geräte. Bei jeder CD musste ich also erst einmal probieren, wo sie funktionierte.
Das Beste merkte ich erst, als ich zum ersten Mal moderierte. Im Flur zwischen den zwei Studios stand ein Radiogerät, das jemand auf »laut« gestellt hatte. Der Ton kam versetzt über den Äther – sprich, ich hörte mich selbst, aber immer mit drei Sekunden Verzögerung. Das war vielleicht seltsam ...
Meine gute Laune sackte in den Minusbereich, und dort blieb sie. Ich verfluchte das Radio, in dem ich seit 22 Jahren sendete, öffentlich – und wenn mir das jetzt ein Strafplenum einbringen soll, ist mir das auch egal. Ich war frustriert und genervt. So fällt mir der Abschied von meinem geliebten Radio echt leicht ...
Dann aber fehlten Teile für die Plattenspieler – die Dinger, in die man die Nadeln reinsteckt. Ich durchsuchte die Studios, bis ich sie fand: Sie lagen, sorglos abgeschraubt, auf dem Mischpult im anderen Studio, wo sie kaum zu sehen waren. Durch die Sucherei geriet ich ein wenig in Hektik.
Dabei blieb es nicht. Einer der zwei Plattenspieler gab keinen Ton von sich; die Platten drehten sich, aber es kam kein Geräusch im Verstärker an. Also konnte ich nur mit einem Plattenspieler arbeiten – was ich dann erst im »laufenden Betrieb« merkte.
Bei einem der zwei CD-Player gingen die meisten CDs nicht. So wollte ich die aktuelle Krawehl-Scheibe spielen; aber sie lief nur in einem der beiden Geräte. Bei jeder CD musste ich also erst einmal probieren, wo sie funktionierte.
Das Beste merkte ich erst, als ich zum ersten Mal moderierte. Im Flur zwischen den zwei Studios stand ein Radiogerät, das jemand auf »laut« gestellt hatte. Der Ton kam versetzt über den Äther – sprich, ich hörte mich selbst, aber immer mit drei Sekunden Verzögerung. Das war vielleicht seltsam ...
Meine gute Laune sackte in den Minusbereich, und dort blieb sie. Ich verfluchte das Radio, in dem ich seit 22 Jahren sendete, öffentlich – und wenn mir das jetzt ein Strafplenum einbringen soll, ist mir das auch egal. Ich war frustriert und genervt. So fällt mir der Abschied von meinem geliebten Radio echt leicht ...
04 Dezember 2017
Mittagessen mit Möwen
Eigentlich wollten wir nur etwas trinken, aber weil alle Menschen im Außenbereich der »Auberge Express« ein Essen vor sich stehen hatten, bestellten wir auch etwas. Das Restaurant bot das, was es in der ganzen Normandie an jeder Straßenecke zu essen gab: Crèpes und Galettes – die Crèpes gab es nur als Süßigkeit, weshalb ich eine Portion Galette mit Käse bestellte.
Während wir auf das Essen warteten, ließen wir uns den Kaffee schmecken. In Étretat war bisher nicht die Hochsaison ausgebrochen, dafür hielt sich das Wetter zurück; die Sonne schien, aber die Temperaturen blieben gedämpft.
Trotzdem füllten sich die Straßen von Stunde zu Stunde mehr. Reisebusse hielten am Rand der Innenstadt und spuckten Pulks von Touristen aus.
Wir genossen es, hinter der hölzernen Begrenzung zu sitzen und dem Getümmel auf der Straße zuzuschauen. Der »alte Markt« auf der anderen Straßenseite, längst zu einem Fachgeschäft für allerlei Touristenkram geworden, wurde im Minutentakt von Reisegruppen betreten und wieder verlassen.
Die Möwen hatten ebenfalls ihre Freude an den vielen Touristen. Kreischend und krächzend flogen die Vögel durch die Straßen, teilweise in einer Höhe von vielleicht eineinhalb Metern. Respekt vor Menschen kannten sie offenbar keinen.
Am Nachbartisch standen zwei Gäste auf und gingen, sie hatten kurz zuvor bezahlt. Keine fünf Sekunden vergingen, dann landete schon die erste Möwe auf dem Tisch, pickte im Teller nach Essensresten. Ich stand auf und scheuchte das Tier weg; das brauchte ich wirklich nicht.
Dann kam unser Essen. Die Galette war nicht schlecht, den Käse hatte man allerdings in derart dicken Packungen auf den Teig gelegt, dass ich mir sicher war, hinterher einen kräftigen Verdauungsschnaps zu benötigen. Ich ließ es mir dennoch schmecken, wachte mit Argusaugen über unsere Teller – um im Notfall die Möwen abwehren zu können.
Zwei Tische weiter saßen ebenfalls zwei Leute. Sie hatten offenbar Salate bestellt, ein kleiner Brotkorb aus Filz stand auf ihrem Tisch. Beide saßen relativ locker auf ihren Stühlen, jeder somit gut einen Meter Luftlinie von dem Brotkorb entfernt.
Das genügte einer Möwe. Im Sturzflug schoss sie quer über den Außenbereich des Restaurants hinweg, knapp über die Köpfe anderer Besucher hinweg; dann griff sie mit dem Schnabel zu und schwang sich in die Höhe, den Brotkorb mit komplettem Inhalt mit sich führend. Direkt vor dem »alten Markt« ließ sie ihn fallen, das Brot fiel heraus, und noch während ich – wie alle anderen – verblüfft und fasziniert zugleich diesem Husarenstück zuschaute, tummelten sich auf einmal mehrere Möwen und zerrissen das Brot in mund- und schnabelgerechte Stücke.
Ich grinste noch Stunden später über den Sturzflug der Möwe und die überraschten Gesichter der anderen Gäste. Étretat im Sommer 2017: Wenn man genau hinschaute, hatte man ein kleines Abenteuer direkt vor der Nase.
Während wir auf das Essen warteten, ließen wir uns den Kaffee schmecken. In Étretat war bisher nicht die Hochsaison ausgebrochen, dafür hielt sich das Wetter zurück; die Sonne schien, aber die Temperaturen blieben gedämpft.
Trotzdem füllten sich die Straßen von Stunde zu Stunde mehr. Reisebusse hielten am Rand der Innenstadt und spuckten Pulks von Touristen aus.
Wir genossen es, hinter der hölzernen Begrenzung zu sitzen und dem Getümmel auf der Straße zuzuschauen. Der »alte Markt« auf der anderen Straßenseite, längst zu einem Fachgeschäft für allerlei Touristenkram geworden, wurde im Minutentakt von Reisegruppen betreten und wieder verlassen.
Die Möwen hatten ebenfalls ihre Freude an den vielen Touristen. Kreischend und krächzend flogen die Vögel durch die Straßen, teilweise in einer Höhe von vielleicht eineinhalb Metern. Respekt vor Menschen kannten sie offenbar keinen.
Am Nachbartisch standen zwei Gäste auf und gingen, sie hatten kurz zuvor bezahlt. Keine fünf Sekunden vergingen, dann landete schon die erste Möwe auf dem Tisch, pickte im Teller nach Essensresten. Ich stand auf und scheuchte das Tier weg; das brauchte ich wirklich nicht.
Dann kam unser Essen. Die Galette war nicht schlecht, den Käse hatte man allerdings in derart dicken Packungen auf den Teig gelegt, dass ich mir sicher war, hinterher einen kräftigen Verdauungsschnaps zu benötigen. Ich ließ es mir dennoch schmecken, wachte mit Argusaugen über unsere Teller – um im Notfall die Möwen abwehren zu können.
Zwei Tische weiter saßen ebenfalls zwei Leute. Sie hatten offenbar Salate bestellt, ein kleiner Brotkorb aus Filz stand auf ihrem Tisch. Beide saßen relativ locker auf ihren Stühlen, jeder somit gut einen Meter Luftlinie von dem Brotkorb entfernt.
Das genügte einer Möwe. Im Sturzflug schoss sie quer über den Außenbereich des Restaurants hinweg, knapp über die Köpfe anderer Besucher hinweg; dann griff sie mit dem Schnabel zu und schwang sich in die Höhe, den Brotkorb mit komplettem Inhalt mit sich führend. Direkt vor dem »alten Markt« ließ sie ihn fallen, das Brot fiel heraus, und noch während ich – wie alle anderen – verblüfft und fasziniert zugleich diesem Husarenstück zuschaute, tummelten sich auf einmal mehrere Möwen und zerrissen das Brot in mund- und schnabelgerechte Stücke.
Ich grinste noch Stunden später über den Sturzflug der Möwe und die überraschten Gesichter der anderen Gäste. Étretat im Sommer 2017: Wenn man genau hinschaute, hatte man ein kleines Abenteuer direkt vor der Nase.
03 Dezember 2017
Goodreads und das blutende Land
In der Diskussionsgruppe bei »Goodreads« kommt mein Roman »Das blutende Land« leider nicht so gut weg, wie ich es erhofft habe. Teilweise erhielt ich die Kritikpunkte ja auch live in Stuttgart um die Ohren gehauen, mittlerweile las ich sie selbst nach. Trotz aller Kritik finde ich es gut, dass hier Leserinnen und Leser so intensiv über meinen Roman diskutierten.
Kritisiert wird auf »Goodreads« beispielsweise, dass man mit den Figuren nicht so richtig warmwerden könne – es seien doch »alles Unsympathen erster Ordnung«. Ebenfalls kritisiert wurden deutschtechnische Schwächen; so was ärgert mich natürlich sehr (weil es mir nicht aufgefallen ist): »So viele und so extreme wird mir nie ein Lektor durchgehen lassen«, wird zu den Wortwiederholungen angemerkt.
Jemand vergleicht das Buch mit »Popcornkino«, immerhin hat jemand anderem der Roman »gut gefallen«; das hat mich ein wenig getröstet. Aber gut – da waren einige Leser mit meinem Werk nicht einverstanden. Damit muss ich klarkommen. Sie haben's klar begründet, daraus kann ich auch lernen.
Kritisiert wird auf »Goodreads« beispielsweise, dass man mit den Figuren nicht so richtig warmwerden könne – es seien doch »alles Unsympathen erster Ordnung«. Ebenfalls kritisiert wurden deutschtechnische Schwächen; so was ärgert mich natürlich sehr (weil es mir nicht aufgefallen ist): »So viele und so extreme wird mir nie ein Lektor durchgehen lassen«, wird zu den Wortwiederholungen angemerkt.
Jemand vergleicht das Buch mit »Popcornkino«, immerhin hat jemand anderem der Roman »gut gefallen«; das hat mich ein wenig getröstet. Aber gut – da waren einige Leser mit meinem Werk nicht einverstanden. Damit muss ich klarkommen. Sie haben's klar begründet, daraus kann ich auch lernen.
02 Dezember 2017
Eine Lesung und eine Diskussion in Feuerbach
Der »Föhrich« ist ein Gasthaus mit dem Charme einer Sportheim-Gaststätte; direkt zwischen einem Sportgelände und einer Hochhaussiedlung in Stuttgart-Feuerbach gelegen. Dort trifft sich regelmäßig der Science-Fiction-Stammtisch Stuttgart, und dort war ich am Freitag, 1. Dezember 2017, als Gast eingeladen.
Rund dreißig Personen waren anwesend, einige davon hatte ich seit zwei Dutzend Jahren nicht mehr gesehen, andere nehme ich ab und zu auf Cons wahr. Die Stimmung war sehr freundlich, ich wurde warmherzig empfangen – anders kann man es nicht nennen.
Zuerst genehmigte ich mir ein Bier und eine Portion Käsespätzle; beides sehr schwäbisch und gut. Danach musste ich, weil ich mit dem Auto angereist war, mit Apfelschorle weitermachen; das war aber nicht weiter schlimm.
Wir begannen mit einem Blick in die Vergangenheit, auf die frühen Jahre der Science-Fiction-Freunde Stuttgart, zu denen ich 1980/81 auch gehört hatte. Nach dem Austausch von mehr oder weniger lustigen Erinnerungen – »wie war das damals mit Dennis Scheck?« – wechselten wir zum ernsthaften Programm.
Ich las den Prolog aus meinem Fantasy-Roman »Das blutige Land«. Danach wurde diskutiert; die meisten Anwesenden hatten das Buch gelesen. Sie hatten Lob und Kritik zu äußern; mir wurden einige Fehler vorgehalten, die ich übersehen hatte. Aber alles lief in einem Rahmen ab, den ich mir als Gelegenheitsautor wünsche: sehr höflich und sehr klar, ohne blöde Untertöne.
In der Pause signierte ich eifrig Bücher, danach ging es mit PERRY RHODAN weiter. Ich musste über meinen Job allerlei Auskünfte geben; auch hier waren die Teilnehmer sehr freundlich. Bei einigen Fragen geriet ich ins Schwitzen, was nicht nur an den hohen Temperaturen innerhalb des Gastraumes lag.
Ich reiste um 18.30 Uhr an, und ich verließ die Veranstaltung um 23.30 Uhr. Ich hätte wohl auch noch weiter Fragen beantworten und diskutieren können; mit einigen alten Bekannten tauschte ich Erinnerungen aus den 80er-Jahren aus. Alles in allem eine wunderbare Veranstaltung!
Rund dreißig Personen waren anwesend, einige davon hatte ich seit zwei Dutzend Jahren nicht mehr gesehen, andere nehme ich ab und zu auf Cons wahr. Die Stimmung war sehr freundlich, ich wurde warmherzig empfangen – anders kann man es nicht nennen.
Zuerst genehmigte ich mir ein Bier und eine Portion Käsespätzle; beides sehr schwäbisch und gut. Danach musste ich, weil ich mit dem Auto angereist war, mit Apfelschorle weitermachen; das war aber nicht weiter schlimm.
Wir begannen mit einem Blick in die Vergangenheit, auf die frühen Jahre der Science-Fiction-Freunde Stuttgart, zu denen ich 1980/81 auch gehört hatte. Nach dem Austausch von mehr oder weniger lustigen Erinnerungen – »wie war das damals mit Dennis Scheck?« – wechselten wir zum ernsthaften Programm.
Ich las den Prolog aus meinem Fantasy-Roman »Das blutige Land«. Danach wurde diskutiert; die meisten Anwesenden hatten das Buch gelesen. Sie hatten Lob und Kritik zu äußern; mir wurden einige Fehler vorgehalten, die ich übersehen hatte. Aber alles lief in einem Rahmen ab, den ich mir als Gelegenheitsautor wünsche: sehr höflich und sehr klar, ohne blöde Untertöne.
In der Pause signierte ich eifrig Bücher, danach ging es mit PERRY RHODAN weiter. Ich musste über meinen Job allerlei Auskünfte geben; auch hier waren die Teilnehmer sehr freundlich. Bei einigen Fragen geriet ich ins Schwitzen, was nicht nur an den hohen Temperaturen innerhalb des Gastraumes lag.
Ich reiste um 18.30 Uhr an, und ich verließ die Veranstaltung um 23.30 Uhr. Ich hätte wohl auch noch weiter Fragen beantworten und diskutieren können; mit einigen alten Bekannten tauschte ich Erinnerungen aus den 80er-Jahren aus. Alles in allem eine wunderbare Veranstaltung!
01 Dezember 2017
Die schwarze Bibliothek verblüfft mich immer
Es gibt ja Leute, die halten mich für einen Science-Fiction-Experten. Das schmeichelt mir – aber es ist nicht so ganz richtig. Das merke ich immer dann, wenn ich auf Themen stoße, die eindeutig etwas mit meinem Fachgebiet zu tun haben, von denen ich aber nichts verstehe.
So ging es mir gestern, als ich den Katalog der »Black Library« durchblätterte. Dabei handelt es sich um den Buchverlag zur Games Workshop, dem Hersteller von Fantasy-Miniaturen. Mit diesen Miniaturen und den dazu gehörigen Bausätzen werden gigantische Schlachten geschlagen und Turniere ausgetragen – es liegt nahe, dass es dazu haufenweise Romane gibt.
Ich weiß, dass es das gibt, habe aber keine Ahnung davon. »Warhammer« oder »The Hours Heresy« sagen mir etwas. Irgendwie ist das aber so wie mit irgendwelchen Metal-Bands, von denen ich den Namen kenne, aber kein Stück jemals bewusst wahrgenommen habe.
Unzählige Welten, zahllose Kriege, Monster und Raumschiffe, Magie und Technik, Orks und Drachen. Chaosmächte und Weltraumsoldaten: Das Universum scheint riesig zu sein.
Und so sitze ich da, blättere in diesem Katalog wie ein Kind, das mit großen Augen feststellt, dass die Welt hinter dem heimischen Gartenzaun weitergeht. Das ist spannend und interessant, wenngleich ich dann doch keine gesteigerte Lust darauf hatte, einen der Romane zu lesen. Ein Universum neben dem meinen halt ...
So ging es mir gestern, als ich den Katalog der »Black Library« durchblätterte. Dabei handelt es sich um den Buchverlag zur Games Workshop, dem Hersteller von Fantasy-Miniaturen. Mit diesen Miniaturen und den dazu gehörigen Bausätzen werden gigantische Schlachten geschlagen und Turniere ausgetragen – es liegt nahe, dass es dazu haufenweise Romane gibt.
Ich weiß, dass es das gibt, habe aber keine Ahnung davon. »Warhammer« oder »The Hours Heresy« sagen mir etwas. Irgendwie ist das aber so wie mit irgendwelchen Metal-Bands, von denen ich den Namen kenne, aber kein Stück jemals bewusst wahrgenommen habe.
Unzählige Welten, zahllose Kriege, Monster und Raumschiffe, Magie und Technik, Orks und Drachen. Chaosmächte und Weltraumsoldaten: Das Universum scheint riesig zu sein.
Und so sitze ich da, blättere in diesem Katalog wie ein Kind, das mit großen Augen feststellt, dass die Welt hinter dem heimischen Gartenzaun weitergeht. Das ist spannend und interessant, wenngleich ich dann doch keine gesteigerte Lust darauf hatte, einen der Romane zu lesen. Ein Universum neben dem meinen halt ...
Die »Klappe Auf!« und »Das blutende Land«
Die »Klappe auf!« ist das Stadtmagazin für Karlsruhe; ich lese es, seit ich in der Stadt wohne. Die Mischung aus Artikeln, Informationen und Terminübersichten ist auch im Internet-Zeitalter unschlagbar. Ich lese die Zeitschrift nie komplett, das macht sicher niemand – aber sie ist im Monat der Veröffentlichung immer wieder in Gebrauch.
Umso mehr freut es mich, dass in der aktuellen Dezember-Ausgabe eine schöne Rezension zu meinem Roman »Das blutende Land« erschienen ist. Das Titelbild wurde abgedruckt, dazu kommt ein Text, der eine Inhaltsbeschreibung und ein Lob umfasst.
»Dank seiner bildhaften, aber niemals wild ausufernden Sprache können die Lesenden komplett eintauchen in Fricks Fantasy-Welt«, lobt der Rezensent. Es gibt dazu einen Vergleich mit »Game Of Thrones« – auch recht. Der Autor dankt artig!
Umso mehr freut es mich, dass in der aktuellen Dezember-Ausgabe eine schöne Rezension zu meinem Roman »Das blutende Land« erschienen ist. Das Titelbild wurde abgedruckt, dazu kommt ein Text, der eine Inhaltsbeschreibung und ein Lob umfasst.
»Dank seiner bildhaften, aber niemals wild ausufernden Sprache können die Lesenden komplett eintauchen in Fricks Fantasy-Welt«, lobt der Rezensent. Es gibt dazu einen Vergleich mit »Game Of Thrones« – auch recht. Der Autor dankt artig!
30 November 2017
Tanja Kinkel und Grimms Morde
Damit ich mal mitbekomme, wie das »die echten Profis« bei ihren Lesungen machen, war ich am Mittwoch, 29. November 2017, im Regierungspräsidium in Karlsruhe. Im Rahmen der Bücherschau stellte die Autorin Tanja Kinkel ihren Roman »Grimms Morde« vor. Wir kennen uns seit einigen Jahren, wir haben auch schon zusammengearbeitet, und ihr neues Buch klingt sehr interessant.
Nach Angaben der Veranstalter waren rund 70 Personen im Buch-Café anwesend. Die Autorin wurde kurz vorgestellt, dann trug sie ein Gedicht vor, das auf die Märchenwelt der Brüder Grimm einstimmte. Danach begann sie mit der eigentlichen Lesung – diese bestand aus drei Szenen aus ihrem Roman.
In der ersten Szene schilderte sie die Konfrontation eines der beiden Grimms mit der örtlichen Polizei. Die zweite Szene führte das Geschwisterpaar Jenny und Annette von Droste-Hülshoff in die Handlung ein. Die dritte Szene fügte weitere Figuren hinzu. Die Szenen waren spannend, teilweise auch witzig.
Wie Tanja Kinkel erläuterte, hatte sie für das Buch eineinhalb Jahre lang recherchiert – das macht sie aber immer – und ein halbes Jahr lang geschrieben. Viele Elemente der Handlung entstammten der Wirklichkeit, aber natürlich hatte sie vieles erfunden; es ist ja auch ein Roman. Sie verwies auf die drückende politische Stimmung im Jahr 1821, in der in Kassel der Obrigkeitsstaat zu voller Blüte erwachte.
Nach der Lesung beantwortete die Autorin noch einige Fragen aus dem Publikum, bevor die Signierstunde anfing. Dabei ergaben sich weitere kleine Gespräche mit den Besuchern der Lesung, die allesamt einen zufriedenen Eindruck machten. Auch ich ging mit dem festen Willen, dieses Buch unbedingt lesen zu wollen.
Nach Angaben der Veranstalter waren rund 70 Personen im Buch-Café anwesend. Die Autorin wurde kurz vorgestellt, dann trug sie ein Gedicht vor, das auf die Märchenwelt der Brüder Grimm einstimmte. Danach begann sie mit der eigentlichen Lesung – diese bestand aus drei Szenen aus ihrem Roman.
In der ersten Szene schilderte sie die Konfrontation eines der beiden Grimms mit der örtlichen Polizei. Die zweite Szene führte das Geschwisterpaar Jenny und Annette von Droste-Hülshoff in die Handlung ein. Die dritte Szene fügte weitere Figuren hinzu. Die Szenen waren spannend, teilweise auch witzig.
Wie Tanja Kinkel erläuterte, hatte sie für das Buch eineinhalb Jahre lang recherchiert – das macht sie aber immer – und ein halbes Jahr lang geschrieben. Viele Elemente der Handlung entstammten der Wirklichkeit, aber natürlich hatte sie vieles erfunden; es ist ja auch ein Roman. Sie verwies auf die drückende politische Stimmung im Jahr 1821, in der in Kassel der Obrigkeitsstaat zu voller Blüte erwachte.
Nach der Lesung beantwortete die Autorin noch einige Fragen aus dem Publikum, bevor die Signierstunde anfing. Dabei ergaben sich weitere kleine Gespräche mit den Besuchern der Lesung, die allesamt einen zufriedenen Eindruck machten. Auch ich ging mit dem festen Willen, dieses Buch unbedingt lesen zu wollen.
Ich lese in Stuttgart aus meinem Roman
Die Science-Fiction-Freunde Stuttgart sind eine schon ehrwürdige Vereinigung von Science-Fiction-Fans; der Stammtisch der Gruppe trifft sich regelmäßig. Am Freitag, 1. Dezember 2017 – also morgen!!! – bin ich dort zu Gast. Man hat mich sowohl als Redakteur wie auch als Autor eingeladen.
Wie es aussieht, werde ich zuerst aus meinem Fantasy-Roman »Das blutende Land« vorlesen. Danach wird es wohl ein fröhliches Fragen-und-Antworten-Spiel geben, das sich unter anderem um meinen Beruf als Redakteur einer Raketenheftchenserie drehen wird.
Die Veranstaltung ist in Feuerbach, einem Ortsteil der schwäbischen Metropole, der ein wenig außerhalb liegt. Das Gasthaus mit dem verlockenden Namen »Der Föhrich« ist mir völlig unbekannt – das trägt alles dazu bei, dass ich tatsächlich ein wenig nervös sind. Schauen wir mal, wie das wird ...
Wie es aussieht, werde ich zuerst aus meinem Fantasy-Roman »Das blutende Land« vorlesen. Danach wird es wohl ein fröhliches Fragen-und-Antworten-Spiel geben, das sich unter anderem um meinen Beruf als Redakteur einer Raketenheftchenserie drehen wird.
Die Veranstaltung ist in Feuerbach, einem Ortsteil der schwäbischen Metropole, der ein wenig außerhalb liegt. Das Gasthaus mit dem verlockenden Namen »Der Föhrich« ist mir völlig unbekannt – das trägt alles dazu bei, dass ich tatsächlich ein wenig nervös sind. Schauen wir mal, wie das wird ...
29 November 2017
Verlagsarbeit mit Fantasiebuch
»Du arbeitest doch in einem Verlag.« So beginnen viele Gespräche, die dann schnell unangenehm werden. »Ich habe einen Gedichtsband geschrieben«, geht's in solchen Fällen gern weiter, »und den könntet ihr doch herausbringen.« Mein bescheidener Hinweis, wir würden in meinem Bereich vor allem buntbedruckte Raketenheftchen veröffentlichen, hilft leider selten.
Schön ist aber, wenn einen Menschen auf vergleichbare Themen ansprechen, von denen man glaubt, sie seien »vom Fach«. Dann wird man eben gefragt, so im aktuellen Fall, ob man dem »Sohn eines Freundes« weiterhelfen könne. Dieser sei nämlich jetzt unter die »ernstzunehmenden Fantasie-Autoren« gegangen – und genauso wurde das geschrieben – und suche einen Verlag.
Der ernstzunehmende Autor suchte nicht irgendeinen Verlag, sondern einen, der »epische und mit Tiefgang angelegte Fantasieliteratur« veröffentlichen wolle. Ich sei doch bestimmt in der Lage, hier entsprechende Kontakte herzustellen. »Nach all den Jahren kennst du sicher viele Leute.«
Ich war nach diesem Vorschlag eine Weile lang zutiefst beeindruckt, dann eierte ich herum. Wir könnten so etwas nicht selbst veröffentlichen, und ich hätte derzeit auch keinen Liste mit Verlagen und Ansprechpartnern zur Hand; diese müsste ich zuerst zusammenstellen, und dazu hätte ich keine Zeit.
Der junge Mann möge doch einfach in eine Buchhandlung seines Vertrauens gehen, dort mal schauen, was es an Fantasy gebe, dann die entsprechenden Verlage herausschreiben und auf eigene Faust weitersuchen. So garstig war ich zu dem Menschen, der mich angesprochen hatte.
Falls ich also jetzt den nächsten »Harry Potter« von der Bettkante geschubst oder aus dem Büro geworfen habe, tut's mir schrecklich leid. Aber einer von den vielen Fantasiebuchverlegern, die ich kenne, wird womöglich bald freundliche Post bekommen. Soll er oder sie doch einfach alle Bestseller-Ehrungen selbst einstecken, wenn ich zu doof dafür bin!
Schön ist aber, wenn einen Menschen auf vergleichbare Themen ansprechen, von denen man glaubt, sie seien »vom Fach«. Dann wird man eben gefragt, so im aktuellen Fall, ob man dem »Sohn eines Freundes« weiterhelfen könne. Dieser sei nämlich jetzt unter die »ernstzunehmenden Fantasie-Autoren« gegangen – und genauso wurde das geschrieben – und suche einen Verlag.
Der ernstzunehmende Autor suchte nicht irgendeinen Verlag, sondern einen, der »epische und mit Tiefgang angelegte Fantasieliteratur« veröffentlichen wolle. Ich sei doch bestimmt in der Lage, hier entsprechende Kontakte herzustellen. »Nach all den Jahren kennst du sicher viele Leute.«
Ich war nach diesem Vorschlag eine Weile lang zutiefst beeindruckt, dann eierte ich herum. Wir könnten so etwas nicht selbst veröffentlichen, und ich hätte derzeit auch keinen Liste mit Verlagen und Ansprechpartnern zur Hand; diese müsste ich zuerst zusammenstellen, und dazu hätte ich keine Zeit.
Der junge Mann möge doch einfach in eine Buchhandlung seines Vertrauens gehen, dort mal schauen, was es an Fantasy gebe, dann die entsprechenden Verlage herausschreiben und auf eigene Faust weitersuchen. So garstig war ich zu dem Menschen, der mich angesprochen hatte.
Falls ich also jetzt den nächsten »Harry Potter« von der Bettkante geschubst oder aus dem Büro geworfen habe, tut's mir schrecklich leid. Aber einer von den vielen Fantasiebuchverlegern, die ich kenne, wird womöglich bald freundliche Post bekommen. Soll er oder sie doch einfach alle Bestseller-Ehrungen selbst einstecken, wenn ich zu doof dafür bin!
28 November 2017
Krawehl kommen echt aus Bielefeld
Aus Bielefeld stammt die Band Krawehl, die sich offenbar nach einem schon klassischen Loriot-Begriff benannt hat. Ob man damit Bildungsbürgertum signalisieren will, ist mir nicht klar – aber bei so einem Begriff ordnet man so eine Band doch gleich in die Kiste mit »Intelligenz-Punk« ein. (Bekanntlich hatte das Demo-Tape von ... but alive vor gut zwanzig Jahren den Titel »Krawehl, krawehl« ...)
Egal. Die Band ist gut. Die vier Herren spielen seit 2009 zusammen, brachten schon zwei Tonträger heraus und legten im Mai 2017 eine erste »große« Platte vor, die einfach nur »Krawehl« heißt. Wer die dann in die Schublade mit Emopunk einlegt, tut der Band sicher nicht unrecht. Die Gitarren klingen emomäßig, die Texte sowieso.
Aber der Gesang – der ist definitiv anders. Der Sänger brüllt geradezu, trotzdem klingt das alles sehr melodisch. Vor allem bei Textzeilen wie »ihr kotzt mich an« wirkt das wütend und deutschpunkig, nicht gerade intellektuell-emomäßig, und das finde ich dann echt sympathisch.
Hört man genauer hin, werden die Texte eh besser. Sie behandeln in oftmals sarkastischer Weise allgemeine Themen, greifen bei »Déjà vu« auch mal die Interna der Punkrock- und Independent-Szene an und zeugen insgesamt von eigenen Köpfen.
Zum Brüllgesang bollern das Schlagzeug, die im Hintergrund singenden Musiker sorgen für eine gute Untermalung, der Sound ist schnell und intensiv. Das gefällt mir sehr gut, das ist Emo mit Druck und Emotion, kein Geheule – stark!
Egal. Die Band ist gut. Die vier Herren spielen seit 2009 zusammen, brachten schon zwei Tonträger heraus und legten im Mai 2017 eine erste »große« Platte vor, die einfach nur »Krawehl« heißt. Wer die dann in die Schublade mit Emopunk einlegt, tut der Band sicher nicht unrecht. Die Gitarren klingen emomäßig, die Texte sowieso.
Aber der Gesang – der ist definitiv anders. Der Sänger brüllt geradezu, trotzdem klingt das alles sehr melodisch. Vor allem bei Textzeilen wie »ihr kotzt mich an« wirkt das wütend und deutschpunkig, nicht gerade intellektuell-emomäßig, und das finde ich dann echt sympathisch.
Hört man genauer hin, werden die Texte eh besser. Sie behandeln in oftmals sarkastischer Weise allgemeine Themen, greifen bei »Déjà vu« auch mal die Interna der Punkrock- und Independent-Szene an und zeugen insgesamt von eigenen Köpfen.
Zum Brüllgesang bollern das Schlagzeug, die im Hintergrund singenden Musiker sorgen für eine gute Untermalung, der Sound ist schnell und intensiv. Das gefällt mir sehr gut, das ist Emo mit Druck und Emotion, kein Geheule – stark!
Die wahren Monster sind Menschen
Belford ist eine typische amerikanische Kleinstadt. Die Menschen gehen ihrer Arbeit nach, die Jugendlichen stromern auf der Straße herum, es herrschen Sauberkeit und Ordnung. In dieser Welt wohnen der 14 Jahre alte Toby und sein Freund Frankie, die mitten in der schlimmsten Pubertät stecken: Sie reden in coolen Sprüchen über Mädchen und Musik, trinken erstmals Alkohol und träumen davon, endlich erwachsen zu werden.
So harmlos beginnt der Roman »Der Schmerz des Erwachens«, den der kanadische Schriftsteller Brett McBean verfasst hat. Veröffentlicht hat ihn der Festa-Verlag, seit bald drei Jahrzehnten ein Garant für Phantastik-Literatur aller Art. Zuletzt brachte der Verlag viele Romane heraus, die »extrem hart« waren, sprich, sehr gewalttätig – dieser Roman erinnert eher an die frühen Werke von Stephen King, in denen der Horror sehr langsam in eine Kleinstadt zieht und die schlimmsten Monster eigentlich die Menschen sind.
Das muss auch der Held der Geschichte lernen. Toby ist sich über seine Gefühle unsicher, er macht ungern bei den groben Späßen seiner Kumpels mit. Er findet den dunkelhäutigen Nachbarn zwar irgendwie seltsam, möchte aber nicht den rassistischen Hass übernehmen, den viele junge Leute in der Kleinstadt auf den geheimnisvollen Mann richten. Gleichzeitig ist Toby heillos in ein hübsches Mädchen aus der Schule verliebt, ohne »ernsthafte Schritte« in die richtige Richtung zu unternehmen.
Der Autor schafft es, aus dieser Teenager-Geschichte einen phantastischen Roman zu entwickeln. Langsam taucht der Horror auf, es gibt Verbindungen zu Haiti und zu alten Voodoo-Geheimnissen, und Toby muss bald erkennen, wie viele Dinge zusammenhängen. Er wird von Unbekannten brutal verprügelt, es kommt zu hasserfüllten Schmierereien an Hauswänden – in solchen Sequenzen erinnert die Beschreibung der amerikanischen Kleinstadt übrigens durchaus an die Entwicklung in manchen bundesdeutschen Städten der vergangenen Jahre ...
Brett McBean hat einen spannenden Roman geschrieben, der tatsächlich auch politische Inhalte transportiert. Es geht immer wieder um Rassismus und Menschenhass, gegen die der Autor die Menschlichkeit und die Freundschaft setzt. All das wird von ihm allerdings sehr zurückhaltend präsentiert, auf einen erhobenen Zeigefinger verzichtet er.
»Der Schmerz des Erwachens« wird geradlinig erzählt, die Perspektive ist immer eindeutig. Man fühlt als Leser mit Toby, man wird mit ihm erwachsen. Auf brutale Szenen verzichtet der Autor, das finde ich angenehm (manche Titel aus dem Festa-Verlag sind mir zu effekthascherisch und blutig); der Grusel wird in einer ruhigen Art vermittelt.
Ich las das Buch mit wachsender Spannung, nachdem es mich vom Anfang an in seinen Bann gezogen hatte. Einige Schlampereien in der Übersetzung störten am Anfang, die ich aber bald ignorieren konnte. Wer auf Horror-Romane steht, wie sie Stephen King etwa in den 80er-Jahre veröffentlichte, sollte »Der Schmerz des Erwachens« zumindest mal antesten.
Das Buch ist als Sammlerausgabe erschienen, limitiert auf 666 Exemplare, die auch nummeriert sind – ich habe die Nummer 145. Autogramme des Autors sowie des Illustrators Fabian Fröhlich zieren es zudem. Entsprechend hochpreisig ist das Buch, und man kann es nur direkt beim Verlag kaufen. Ich fand aber, dass es das Geld wert ist; es ist im Bücherregal auf jeden Fall ein Schmuckstück.
Erschienen ist der Roman im Herbst 2015, er umfasst 576 Seiten und kostet 39,99 Euro. Weitere Informationen sowie eine Leseprobe gibt's auf der Internet-Seite des Festa-Verlages.
So harmlos beginnt der Roman »Der Schmerz des Erwachens«, den der kanadische Schriftsteller Brett McBean verfasst hat. Veröffentlicht hat ihn der Festa-Verlag, seit bald drei Jahrzehnten ein Garant für Phantastik-Literatur aller Art. Zuletzt brachte der Verlag viele Romane heraus, die »extrem hart« waren, sprich, sehr gewalttätig – dieser Roman erinnert eher an die frühen Werke von Stephen King, in denen der Horror sehr langsam in eine Kleinstadt zieht und die schlimmsten Monster eigentlich die Menschen sind.
Das muss auch der Held der Geschichte lernen. Toby ist sich über seine Gefühle unsicher, er macht ungern bei den groben Späßen seiner Kumpels mit. Er findet den dunkelhäutigen Nachbarn zwar irgendwie seltsam, möchte aber nicht den rassistischen Hass übernehmen, den viele junge Leute in der Kleinstadt auf den geheimnisvollen Mann richten. Gleichzeitig ist Toby heillos in ein hübsches Mädchen aus der Schule verliebt, ohne »ernsthafte Schritte« in die richtige Richtung zu unternehmen.
Der Autor schafft es, aus dieser Teenager-Geschichte einen phantastischen Roman zu entwickeln. Langsam taucht der Horror auf, es gibt Verbindungen zu Haiti und zu alten Voodoo-Geheimnissen, und Toby muss bald erkennen, wie viele Dinge zusammenhängen. Er wird von Unbekannten brutal verprügelt, es kommt zu hasserfüllten Schmierereien an Hauswänden – in solchen Sequenzen erinnert die Beschreibung der amerikanischen Kleinstadt übrigens durchaus an die Entwicklung in manchen bundesdeutschen Städten der vergangenen Jahre ...
Brett McBean hat einen spannenden Roman geschrieben, der tatsächlich auch politische Inhalte transportiert. Es geht immer wieder um Rassismus und Menschenhass, gegen die der Autor die Menschlichkeit und die Freundschaft setzt. All das wird von ihm allerdings sehr zurückhaltend präsentiert, auf einen erhobenen Zeigefinger verzichtet er.
»Der Schmerz des Erwachens« wird geradlinig erzählt, die Perspektive ist immer eindeutig. Man fühlt als Leser mit Toby, man wird mit ihm erwachsen. Auf brutale Szenen verzichtet der Autor, das finde ich angenehm (manche Titel aus dem Festa-Verlag sind mir zu effekthascherisch und blutig); der Grusel wird in einer ruhigen Art vermittelt.
Ich las das Buch mit wachsender Spannung, nachdem es mich vom Anfang an in seinen Bann gezogen hatte. Einige Schlampereien in der Übersetzung störten am Anfang, die ich aber bald ignorieren konnte. Wer auf Horror-Romane steht, wie sie Stephen King etwa in den 80er-Jahre veröffentlichte, sollte »Der Schmerz des Erwachens« zumindest mal antesten.
Das Buch ist als Sammlerausgabe erschienen, limitiert auf 666 Exemplare, die auch nummeriert sind – ich habe die Nummer 145. Autogramme des Autors sowie des Illustrators Fabian Fröhlich zieren es zudem. Entsprechend hochpreisig ist das Buch, und man kann es nur direkt beim Verlag kaufen. Ich fand aber, dass es das Geld wert ist; es ist im Bücherregal auf jeden Fall ein Schmuckstück.
Erschienen ist der Roman im Herbst 2015, er umfasst 576 Seiten und kostet 39,99 Euro. Weitere Informationen sowie eine Leseprobe gibt's auf der Internet-Seite des Festa-Verlages.
27 November 2017
Was war im November 2007?
Schaue ich zehn Jahre zurück, wird mir wieder klar, wie widersprüchlich mir der November 2007 vorkommt. Ich flog für eine Woche nach Spanien; ich wollte Sonne tanken und an meinem Thriller weiterschreiben. Dann kam leider einiges ganz anders ... Ich versuche den Rückblick anhand meines Blogs.
Am 18. November schrieb ich unter »Im Urlaubergebiet« – immer in dem kleinen Internet-Café um die Ecke sitzend – einen allgemeinen Bericht über die Gegend, in die es mich verschlagen hatte. Ich hatte mir ein Hotel ausgesucht, das zwischen anderen Hotels und entsprechenden Restaurants stand; alles sehr touristisch.
»Ein bisschen Alltagsrassismus« fiel mir am 19. November auf. Ich bin sicher, dass man in dieser Gegend heute dieselben Beobachtungen machen kann.
Ich bummelte viel durch die Gegend, schrieb dann nicht so viel, wie ich wollte. Das Hotelzimmer war auch nicht dazu geeignet. Ein wenig jammerig schrieb ich am 20. November dann »Zwischen zwei Städten«.
Unter »Nicht unfleißig« brachte ich am 21. November einige Gedanken zu meiner Schreiberei zu Papier. Na ja, ich tippte sie natürlich in den Computer – aber das mit dem Papier klingt halt einfach besser.
In einer Urlauberhochburg gibt es auch Diskotheken und anderer Kram. Ich ignorierte das alles, bekam aber genug »Wildes Nachtleben« mit und schrieb darüber.
Was es über »Englische Sitten und Gebräuche« zu sagen gibt, hätte ich vor meinem Aufenthalt in Spanien auch kaum sagen können. Am 23. November schrieb ich – hoffentlich augenzwinkernd genug – von einer seltsamen Begegnung in der Nacht.
Und dann sah ich Produkte des Verlages, für den ich arbeite! Das erschütterte mich so, dass ich den kurzen Text »Ein Gefühl von Heimat« darüber verfasste. Kurz darauf war auch schon der einwöchige Urlaub vorüber ...
Am 18. November schrieb ich unter »Im Urlaubergebiet« – immer in dem kleinen Internet-Café um die Ecke sitzend – einen allgemeinen Bericht über die Gegend, in die es mich verschlagen hatte. Ich hatte mir ein Hotel ausgesucht, das zwischen anderen Hotels und entsprechenden Restaurants stand; alles sehr touristisch.
»Ein bisschen Alltagsrassismus« fiel mir am 19. November auf. Ich bin sicher, dass man in dieser Gegend heute dieselben Beobachtungen machen kann.
Ich bummelte viel durch die Gegend, schrieb dann nicht so viel, wie ich wollte. Das Hotelzimmer war auch nicht dazu geeignet. Ein wenig jammerig schrieb ich am 20. November dann »Zwischen zwei Städten«.
Unter »Nicht unfleißig« brachte ich am 21. November einige Gedanken zu meiner Schreiberei zu Papier. Na ja, ich tippte sie natürlich in den Computer – aber das mit dem Papier klingt halt einfach besser.
In einer Urlauberhochburg gibt es auch Diskotheken und anderer Kram. Ich ignorierte das alles, bekam aber genug »Wildes Nachtleben« mit und schrieb darüber.
Was es über »Englische Sitten und Gebräuche« zu sagen gibt, hätte ich vor meinem Aufenthalt in Spanien auch kaum sagen können. Am 23. November schrieb ich – hoffentlich augenzwinkernd genug – von einer seltsamen Begegnung in der Nacht.
Und dann sah ich Produkte des Verlages, für den ich arbeite! Das erschütterte mich so, dass ich den kurzen Text »Ein Gefühl von Heimat« darüber verfasste. Kurz darauf war auch schon der einwöchige Urlaub vorüber ...
26 November 2017
Ein verwirrender Arbeitstag
Wo zum Teufel war denn eigentlich mein Büro? Ich stand im Eingang des Verlagsgebäude und fühlte mich völlig orientierungslos. Autos hielten auf dem Parkplatz, Leute eilten an mir vorüber. Einige kannte ich, die meisten hatte ich noch nie gesehen. Dabei wollte ich nach dem langen Wochenende doch nur wieder an meine Arbeit gehen.
Im Eingangsbereich sprach ich jemanden an. Ob er denn wisse, wohin ich denn müsse? Er schaute mich verwirrt an, dann sagte er: »Du bist doch jetzt auch im Großraumbüro.« Er wies zur Druckerei. »Dort hinten, im neuen Gebäude natürlich.«
Schemenhaft erkannte ich ein großes Gebäude, viel Glas, viel Metall, das ich nicht wahrgenommen hatte. Ich nickte. Jetzt fiel mir alles wieder ein. Ich bedankte mich hektisch und eilte los.
Als ich an der Druckerei vorbeikam, erkannte ich wieder niemanden. Einige Männer in dunklen Anzügen standen mit zwei Druckern zusammen, die ihre roten Latzhosen anhatten. Was wollten die Männer im Anzug denn hier? Einer von ihnen nickte mir zu, als ich vorüberging, aber ich reagierte nicht darauf. Was machten sie hier?
Das Großraumbüro erkannte ich sofort. Dutzende von Schreibtischen in einem riesigen Saal, überall Leute, die durcheinander liefen, die telefonierten oder auf ihren Computern herumtippten. Smartphones und Tablets lagen bereit, Regale gab es keine mehr. Ich stand im Eingangsbereich und wusste nicht, wohin ich sollte.
Mühsam frage ich mich zu meinem Arbeitsplatz durch: ein nackter Schreibtisch, keine Unterlagen, nur ein Computer, der immerhin angeschlossen war, keine Kollegen in der Nähe, die ich etwas fragen konnte. Ich saß da, schwitzte, fühlte mich völlig verunsichert. Als ich in diesem Augenblick aufwachte, kam es mir wie eine Erlösung vor.
25 November 2017
Eine Stunde in der Schreibnacht
Bis vor wenigen Wochen wusste ich nicht, was die Schreibnacht ist. Ich hatte den Begriff zwar via Twitter schon wahrgenommen, hatte ihn aber für mich nicht einordnen können. Seit dem Freitagabend, 24. November, weiß ich mehr darüber; ich war nämlich ein »Special Guest«.
Bei der Schreibnacht handelt es sich – grob gesprochen – um ein Online-Forum für Menschen, die gerne Geschichten und Romane verfassen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen Alters- und Berufsgruppen. Die 16 Jahre alte Schülerin ist ebenso dabei wie die erfahrene Lektorin. Diskutiert wird im Forum, man gibt sich Ratschläge oder tauscht sich über Ideen aus.
In regelmäßigen Abständen gibt es dann die wirkliche Schreibnacht. Zu einem bestimmten Termin versuchen die Autorinnen und Autoren, dann in dieser Nacht zu schreiben. Damit sie das nicht allein machen müssen, vernetzen sie sich im Forum – dort tauschen sie aufmunternde Sätze aus, posten Fotos oder schreiben auch darüber, welche Probleme sie akut haben.
Solche Online-Schreibgruppen halte ich für sinnvoll, vor allem dann, wenn die Leute darin gut zusammenwirken. Ich war von 20 bis 21 Uhr dabei, vom heimischen Schreibtisch in Karlsruhe aus. Als »Special Guest« sollte ich Fragen zu meiner Arbeit und zu meinem aktuellen Roman beantworten.
Anfangs war es ruhig, dann kam Frage auf Frage. Kaum hatte ich eine beantwortet, gab es gelegentlich eine Rückfrage oder einen weitergehenden Hinweis. Das machte mir großen Spaß, wenngleich es ein wenig anstrengend war. Nach einer Stunde hatte ich zwanzig Fragen beantwortet.
Was das jetzt gebracht hat? Ich hoffe, für die Schreibnacht-Interessierten, die ja auch heute und an den folgenden Tagen diese Fragen und Antworten anschauen können, gab es gute Einblicke in das Berufsleben eines Redakteurs. Und für mich? Ich lernte eine aktive Schreibgruppe kennen – so etwas hätte ich vor vielen Jahren sicher auch brauchen können. Schön!
Bei der Schreibnacht handelt es sich – grob gesprochen – um ein Online-Forum für Menschen, die gerne Geschichten und Romane verfassen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen Alters- und Berufsgruppen. Die 16 Jahre alte Schülerin ist ebenso dabei wie die erfahrene Lektorin. Diskutiert wird im Forum, man gibt sich Ratschläge oder tauscht sich über Ideen aus.
In regelmäßigen Abständen gibt es dann die wirkliche Schreibnacht. Zu einem bestimmten Termin versuchen die Autorinnen und Autoren, dann in dieser Nacht zu schreiben. Damit sie das nicht allein machen müssen, vernetzen sie sich im Forum – dort tauschen sie aufmunternde Sätze aus, posten Fotos oder schreiben auch darüber, welche Probleme sie akut haben.
Solche Online-Schreibgruppen halte ich für sinnvoll, vor allem dann, wenn die Leute darin gut zusammenwirken. Ich war von 20 bis 21 Uhr dabei, vom heimischen Schreibtisch in Karlsruhe aus. Als »Special Guest« sollte ich Fragen zu meiner Arbeit und zu meinem aktuellen Roman beantworten.
Anfangs war es ruhig, dann kam Frage auf Frage. Kaum hatte ich eine beantwortet, gab es gelegentlich eine Rückfrage oder einen weitergehenden Hinweis. Das machte mir großen Spaß, wenngleich es ein wenig anstrengend war. Nach einer Stunde hatte ich zwanzig Fragen beantwortet.
Was das jetzt gebracht hat? Ich hoffe, für die Schreibnacht-Interessierten, die ja auch heute und an den folgenden Tagen diese Fragen und Antworten anschauen können, gab es gute Einblicke in das Berufsleben eines Redakteurs. Und für mich? Ich lernte eine aktive Schreibgruppe kennen – so etwas hätte ich vor vielen Jahren sicher auch brauchen können. Schön!
24 November 2017
Eine Therme wie ein Raumschiff
Bad Aibling kannte ich bislang nur aus uralten Berichten: Hier wohnte in 60er-Jahren einer der Autoren, die für die Heftromanserie Pate standen, an der ich heute noch arbeite. Hier trafen sich Science-Fiction-Fans, hier wurden Grundlagen für die spätere Fan-Szene gelegt, von denen ich in den 80er-Jahren lernen konnte.
Und in Bad Aibling gibt es eine Therme. Sie ist schön, wenngleich nicht besonders groß – und eigentlich müsste man nicht unbedingt von Karlsruhe aus bis ins bayerische Alpenvorland fahren. Doch die Therme weist eine Besonderheit auf: Sie wird von großen Kuppeln beherrscht, die dem ganzen Ensemble tatsächlich den Charakter eines Raumschiffes geben.
Im Innern ist die Therme sauber und gepflegt; es gibt einen schönen Saunabereich, bei dem sich einige Einrichtungen auf »der anderen Seite« des Saunagartens befinden. Als ich mich dort aufhielt, herrschte teilweise ein kaltes Regenwetter vor.
Wenn ich dann vom Hauptgebäude aus in eine der außerhalb gelegenen Saunen gehen musste, nieselte es kühl auf mich herunter. Beim Gang zur Sauna fand ich das immer unangenehm. Ging ich dann zurück, aufgehitzt durch den Aufenthalt in neunzig Grad, war mir das Wetter völlig egal.
Aber ich genoss den Aufenthalt dort sehr. Ich las in aller Gemütsruhe einen Krimi, der im feuchtkalten England des 19. Jahrhunderts spielte – das gab eine schöne Übereinstimmung. Ich ließ mich durch das warme Wasser der Therme treiben, ich schwitzte in den unterschiedlichen Saunen und pennte bei jeder nur erdenklichen Gelegenheit ein.
In den Science-Fiction-Kuppeln von Bad Aibling entspannte ich schön. Und das ist das wohl wichtigste, was ich dann heute über diese Stadt sagen kann ...
Und in Bad Aibling gibt es eine Therme. Sie ist schön, wenngleich nicht besonders groß – und eigentlich müsste man nicht unbedingt von Karlsruhe aus bis ins bayerische Alpenvorland fahren. Doch die Therme weist eine Besonderheit auf: Sie wird von großen Kuppeln beherrscht, die dem ganzen Ensemble tatsächlich den Charakter eines Raumschiffes geben.
Im Innern ist die Therme sauber und gepflegt; es gibt einen schönen Saunabereich, bei dem sich einige Einrichtungen auf »der anderen Seite« des Saunagartens befinden. Als ich mich dort aufhielt, herrschte teilweise ein kaltes Regenwetter vor.
Wenn ich dann vom Hauptgebäude aus in eine der außerhalb gelegenen Saunen gehen musste, nieselte es kühl auf mich herunter. Beim Gang zur Sauna fand ich das immer unangenehm. Ging ich dann zurück, aufgehitzt durch den Aufenthalt in neunzig Grad, war mir das Wetter völlig egal.
Aber ich genoss den Aufenthalt dort sehr. Ich las in aller Gemütsruhe einen Krimi, der im feuchtkalten England des 19. Jahrhunderts spielte – das gab eine schöne Übereinstimmung. Ich ließ mich durch das warme Wasser der Therme treiben, ich schwitzte in den unterschiedlichen Saunen und pennte bei jeder nur erdenklichen Gelegenheit ein.
In den Science-Fiction-Kuppeln von Bad Aibling entspannte ich schön. Und das ist das wohl wichtigste, was ich dann heute über diese Stadt sagen kann ...
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