Durch die Medien ging dieser Tage, dass die amerikanische Weltraumbehörde NASA mal wieder in die Entwicklung von Triebwerken investieren will. Von 67 Millionen Dollar ist die Rede, sie sollen in Ionentriebwerke gesteckt werden. Ziele sind die Reise zm Mars und das Ansteuern von Asteroiden.
Ich kenne das übliche Genörgel zu Genüge: Solange es auf der Erde noch so viele Probleme gäbe, sollte man solche Forschung doch einfach lassen. Dieses Geld sei besser in der Hungerhilfe angelegt. Weltraumforschung sei ja so was von altmodisch.
Da bin ich Science-Fiction-Spießer. Wenn die Menschheit ihre Visionen aufgibt – und dazu muss eine Welt ohne Hunger natürlich ebenfalls gehören –, wird sie noch mehr verkümmern, als sie es eh schon tut. Solche Forschungen bringen das allgemeine Wissen weiter, sie fördern den »Traum von den Sternen«.
Wenn es mal nichts mehr gibt, was zum Träumen anregt – in diesem Fall von der Reise zu den Sternen –, sieht es vielleicht wirklich düster aus mit weiteren Visionen. Das ist eine Denkweise, die aus den 50er- und 60er-Jahren stammt, und mir ist das bewusst. Aber ich werde nie vergessen, wie faszinierend ich die Mondlandung und den ersten Flug der Space-Shuttles fand ... diese Faszination möge es auch in Zukunft geben.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 April 2016
29 April 2016
Vegan und lecker in Karlsruhe
Ich glaube, ich habe ein neues Lieblings-Restaurant. Zumindest war ich zweimal hintereinander im gleichen Laden und war jedes Mal so davon überzeugt, dass ich mir sagte, da unbedingt wieder hingehen zu wollen. (Werde ich auch demnächst wieder tun.) Das Beste daran: Es handelt sich um ein veganes Restaurant, das heißt, ich muss mir nicht lange die Speisekarte anschauen, sondern ich weiß, dass ich da immer etwas finde, das mich anspricht.
Der Laden heißt »My Heart Beats Vegan«, und wir reden gern ein andermal darüber, warum sich heutzutage Restaurants so seltsame Namen geben müssen. Das ist letztlich aber ebenso egal wie die Tatsache, dass ich kein Veganer bin und auch keiner sein möchte. Wichtig ist in diesem Fall ja eher, dass das Restaurant einen sehr sympathischen Eindruck macht und ich da öfter hinmöchte.
Man findet »MHBV« in der östlichen Innenstadt von Karlsruhe, praktischerweise um die Ecke des Radiostudios, in dem ich öfter meine Sendungen mache. Für Autofahrer gibt es in der Nähe haufenweise Parkhäuser, als Radfahrer stellt man sein Gefährt einfach vor die Tür. Es gibt einen Biergarten, den habe ich allerdings wegen des Wetters bislang nicht testen können.
Dafür testete ich vegane Burger verschiedener Arten, und alle schmeckten gut. Auch die Salate erwiesen sich als wohlschmeckend, und als ich von einem Nudelgericht naschte, war ich von diesem ebenfalls angetan. Die Bandbreite an Geschmacksrichtungen ist gut, die Speisen sind frisch und lecker.
Na also: Veganes Essen muss weder geschmacklos sein noch schrecklich aussehen, auch wenn ich das nach dem jahre- und jahrzehntelangen Vegan-Futtern in diversen Autonomen Zentren irgendwann glaubte. Wer dann noch nicht weiß, dass es vegane Weine gibt, kann hier ebenfalls Nachhilfe kriegen – schön!
Der Laden heißt »My Heart Beats Vegan«, und wir reden gern ein andermal darüber, warum sich heutzutage Restaurants so seltsame Namen geben müssen. Das ist letztlich aber ebenso egal wie die Tatsache, dass ich kein Veganer bin und auch keiner sein möchte. Wichtig ist in diesem Fall ja eher, dass das Restaurant einen sehr sympathischen Eindruck macht und ich da öfter hinmöchte.
Man findet »MHBV« in der östlichen Innenstadt von Karlsruhe, praktischerweise um die Ecke des Radiostudios, in dem ich öfter meine Sendungen mache. Für Autofahrer gibt es in der Nähe haufenweise Parkhäuser, als Radfahrer stellt man sein Gefährt einfach vor die Tür. Es gibt einen Biergarten, den habe ich allerdings wegen des Wetters bislang nicht testen können.
Dafür testete ich vegane Burger verschiedener Arten, und alle schmeckten gut. Auch die Salate erwiesen sich als wohlschmeckend, und als ich von einem Nudelgericht naschte, war ich von diesem ebenfalls angetan. Die Bandbreite an Geschmacksrichtungen ist gut, die Speisen sind frisch und lecker.
Na also: Veganes Essen muss weder geschmacklos sein noch schrecklich aussehen, auch wenn ich das nach dem jahre- und jahrzehntelangen Vegan-Futtern in diversen Autonomen Zentren irgendwann glaubte. Wer dann noch nicht weiß, dass es vegane Weine gibt, kann hier ebenfalls Nachhilfe kriegen – schön!
28 April 2016
Über Punks über vierzig
Über das Sachbuch »Yesterday's Kids« habe ich schon einmal geschrieben. Es porträtiert Punks und ehemalige Punks, die schon die vierzig überschritten haben. Das Layout und die Inhalte sind stark, ich freue mich bereits auf das Buch und darauf, es lesen zu können. Wenn Punkrock mittlerweile in die Jahre kommt, zumindest für viele der früheren Protagonisten, dann bitte schön auch mit Stil ...
Mittlerweile sind auf der Shopseite des Verlages einige Innenseiten zu sehen, die man sich angucken kann. Ich habe mich sehr gefreut, dass auch Düsi drin ist. Wir lernten uns irgendwann in den 90er-Jahren kennen, bei einigen Aktionen der Anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands; wir sahen uns in der »Steffi« in Karlsruhe und in der »Au« in Frankfurt, den besetzten Häusern eben.
Und jetzt sehe ich sie in diesem Buch wieder. Cool!
Mittlerweile sind auf der Shopseite des Verlages einige Innenseiten zu sehen, die man sich angucken kann. Ich habe mich sehr gefreut, dass auch Düsi drin ist. Wir lernten uns irgendwann in den 90er-Jahren kennen, bei einigen Aktionen der Anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands; wir sahen uns in der »Steffi« in Karlsruhe und in der »Au« in Frankfurt, den besetzten Häusern eben.
Und jetzt sehe ich sie in diesem Buch wieder. Cool!
Rampage Kids machen Deutschpunk
Die fünf jungen Männer der Rampage Kids spielen seit 2012 zusammen; nach ersten Versuchen hatte man im November 2012 auch einen Basser am Start und fühlt sich seitdem als richtige Band. Die Band kommt aus Tübingen, wo ich in den 80er-Jahren manch starkes Punkrock- und Hardcore-Konzert gesehen habe, und macht einen klaren, ruppigen Deutschpunk, wie ich ihn immer gern höre.
Die gleichnamige EP kam im Spätjahr 2014 heraus, auf ihr sind sechs Stücke in deutscher Sprache. Die Texte sind zackig und deutschpunkig, wie man es nicht anders erwartet: »Weg mit Herrschaft und Bundestag / Auslaufmodell ist der repressive Staat«, heißt es recht plakativ.
Die Musik passt dazu. Das ist nicht filigran, das klingt bewusst wie in den frühen 80er-Jahren. Angesichts aktueller politischer Entwicklungen ist so eine Fundamental-Opposition, wie sie von Punkrock immer wieder verkörpert wird, nicht das schlechteste.
Wer originelle und neue Klänge hören will, ist bei dieser Platte fehl am Platz. Wer auf den ollen Deutschpunk steht, ist hier bestens beraten. (Die EP ist auf 500 Exemplare limitiert. Verantwortet wird sie von sieben Mini-Labels. Zu kaufen ist sie bei entsprechenden Versendern.)
Die gleichnamige EP kam im Spätjahr 2014 heraus, auf ihr sind sechs Stücke in deutscher Sprache. Die Texte sind zackig und deutschpunkig, wie man es nicht anders erwartet: »Weg mit Herrschaft und Bundestag / Auslaufmodell ist der repressive Staat«, heißt es recht plakativ.
Die Musik passt dazu. Das ist nicht filigran, das klingt bewusst wie in den frühen 80er-Jahren. Angesichts aktueller politischer Entwicklungen ist so eine Fundamental-Opposition, wie sie von Punkrock immer wieder verkörpert wird, nicht das schlechteste.
Wer originelle und neue Klänge hören will, ist bei dieser Platte fehl am Platz. Wer auf den ollen Deutschpunk steht, ist hier bestens beraten. (Die EP ist auf 500 Exemplare limitiert. Verantwortet wird sie von sieben Mini-Labels. Zu kaufen ist sie bei entsprechenden Versendern.)
27 April 2016
Clockwise 2016
Über das Fanzine »Counter Clock« des schwedischen Science-Fiction-Fans Wolf von Witting schrieb ich in diesem Blog schon einige Male. Zuletzt las ich sein Fanzine »Clockwise«, das die Nummer 2016 trägt und sich damit eindeutig auf das neue Jahr bezieht. Es ist streng genommen eine Werbebroschüre: Wolf möchte in offizieller Mission die europäische Science-Fiction-Szene in den USA vertreten – er möchte als »TAFF«-Abgesandter über den großen Teich reisen.
Wenn ich mich erinnere, heißt die Abkürzung so viel wie »Trans-Atlantic Fan Fund«. In den fünfziger und sechziger Jahren, als die Science-Fiction-Fans zumeist Jugendliche waren und deshalb nur wenig Geld verdienten, war ein solcher Fonds absolut nötig, damit sich junge Leute besuchen konnten. Ich dachte nicht, dass es eine solche Organisation heute noch gibt.
Das Fanzine »Clockwise« ist ein klassisches Egozine, wie es klassischer kaum geht. »By all Standards, I am quite mad« schreibt Wolf über sich selbst. Er schildert seine Laufbahn als Fan, berichtet über sein Leben, über seine privaten Umzüge und seine fannischen Aktionen – das liest sich allesamt sehr schräg und sehr amüsant gleichermaßen.
Im Prinzip handelt es sich bei diesem Fanzine nicht nur um eine Bewerbung, sondern auch eine Biografie: Ein Fan schildert sein Leben seit dem Jahr 1959, und das finde ich interessant. (Wer sich für das Heft interessiert: Es kann kostenlos auf der Seite für die E-Zines heruntergeladen werden.)
Wenn ich mich erinnere, heißt die Abkürzung so viel wie »Trans-Atlantic Fan Fund«. In den fünfziger und sechziger Jahren, als die Science-Fiction-Fans zumeist Jugendliche waren und deshalb nur wenig Geld verdienten, war ein solcher Fonds absolut nötig, damit sich junge Leute besuchen konnten. Ich dachte nicht, dass es eine solche Organisation heute noch gibt.
Das Fanzine »Clockwise« ist ein klassisches Egozine, wie es klassischer kaum geht. »By all Standards, I am quite mad« schreibt Wolf über sich selbst. Er schildert seine Laufbahn als Fan, berichtet über sein Leben, über seine privaten Umzüge und seine fannischen Aktionen – das liest sich allesamt sehr schräg und sehr amüsant gleichermaßen.
Im Prinzip handelt es sich bei diesem Fanzine nicht nur um eine Bewerbung, sondern auch eine Biografie: Ein Fan schildert sein Leben seit dem Jahr 1959, und das finde ich interessant. (Wer sich für das Heft interessiert: Es kann kostenlos auf der Seite für die E-Zines heruntergeladen werden.)
26 April 2016
Satire zum Holocaust?
Ich habe dieser Tage endlich das beeindruckende Hörbuch »Vaterland« zu Ende gehört; eine ausführliche Rezension möchte ich dazu auch schreiben. Warum ich den Roman von Robert Harris, der dem Hörbuch zugrunde lag, bisher nicht gelesen hatte, kann ich selbst nicht sagen – aber jetzt habe ich die spannende Mischung aus Alternativer Historie und Kriminalroman immerhin gehört und bin völlig gefesselt. Der Blick auf ein Deutschland der 60er-Jahre, das den Krieg gewonnen hat und immer noch von den Nazis regiert wird, ist beängstigend ...
Wie schwierig es ist, Klappen- und Rückentexte zu verfassen, weiß ich selbst. Ich habe in den vergangenen dreißig Jahren zu unzähligen Romanen entsprechende Texte geschrieben. Trotzdem hat mich ein Satz aus dem Rückentext des mir vorliegenden Hörbuches verwundert.
»In faszinierender Weise nimmt Robert Harris Deutschlands nie ganz bewältigte Vergangenheit satirisch aufs Korn«, behauptet der Text. Satire? Es geht um den Massenmord an den europäischen Juden, der im Jahr 1964 dieser parallelen Wirklichkeit verdrängt worden ist. Es geht um Folter und Mord, und es geht um einen SS-Sturmbannführer in den Diensten der Polizei, der versucht, mehr über die Hintergründe herauszufinden.
Ich weiß selbst, dass Satire nicht witzig sein muss. Aber ich kann keine Satire in einem bitterernsten Stück erkennen, das die reale Wirklichkeit des Nazi-Regimes in eine potenzielle Welt der 60er-Jahre spiegelt. Seltsam ...
Wie schwierig es ist, Klappen- und Rückentexte zu verfassen, weiß ich selbst. Ich habe in den vergangenen dreißig Jahren zu unzähligen Romanen entsprechende Texte geschrieben. Trotzdem hat mich ein Satz aus dem Rückentext des mir vorliegenden Hörbuches verwundert.
»In faszinierender Weise nimmt Robert Harris Deutschlands nie ganz bewältigte Vergangenheit satirisch aufs Korn«, behauptet der Text. Satire? Es geht um den Massenmord an den europäischen Juden, der im Jahr 1964 dieser parallelen Wirklichkeit verdrängt worden ist. Es geht um Folter und Mord, und es geht um einen SS-Sturmbannführer in den Diensten der Polizei, der versucht, mehr über die Hintergründe herauszufinden.
Ich weiß selbst, dass Satire nicht witzig sein muss. Aber ich kann keine Satire in einem bitterernsten Stück erkennen, das die reale Wirklichkeit des Nazi-Regimes in eine potenzielle Welt der 60er-Jahre spiegelt. Seltsam ...
25 April 2016
Punkrock-Walzer
Es ist das wahrscheinlich einzige Punkrock-Lied, zu dem man Walzer und Pogo tanzen kann, in einem Stück wohlgemerkt: »Never Again Again« von den göttlichen False Prophets, die mich live und auf Platte begeisterten. Wir haben damals wirklich Walzer getanzt, bevor wieder der Pogo einsetzte ...
Bei YouTube gibt's eine wunderbare Version des Liedes. Sie sieht aus, als sei sie aus einem uralten Schwarzweiß-Film – großartig!
Bei YouTube gibt's eine wunderbare Version des Liedes. Sie sieht aus, als sei sie aus einem uralten Schwarzweiß-Film – großartig!
Mephisto wird 60
Ich kann mich kaum an die Anfänge der Zeitschrift »Mephisto« erinnern. Ich weiß aber noch gut, wie Martin Ellermeier, der Herausgeber des Magazins, in den 80er-Jahren seine ersten Gehversuche als Fanzine-Herausgeber unternahm und unter anderem auf den FreuCons in Freudenstadt auflief. Das ist lange her – und aus seinem anfangs bescheidenen »Mephisto« ist ein richtig starkes Magazin geworden.
Die Ausgabe 60 ist in gewisser Weise ein Jubiläum; sie steht für rund zwanzig Jahre, und das ist eine respektable Zeit. Ob das Heft den Untertitel »Das beste Fantasy- und Abenteuerspiele-Magazin« zu Recht trägt, weiß ich gar nicht. Aber es ist sicher eines der besten, und es ist vor allem eines der wenigen, die es noch gibt.
Inhaltlich geht es um Spiele, mit denen ich zu einem großen Teil nichts anfangen kann. Weder habe ich jemals das UFO-Rollenspiel »Contact« betrieben, noch möchte ich jemals ernsthaft mit »Call of Cthulhu« anfangen. Ich habe akzeptiert, dass Spiele nicht meine Lieblingsfreizeitbeschäftigung sind.
Das Interview mit dem Fantasy-Bestsellerautor Joe Abercrombie habe ich allerdings gern gelesen. Und ich muss neidlos feststellen, dass das Magazin einfach toll aussieht. Die 84 Seiten im A4-Format sind professionell gestaltet und machen Appetit auf die vorgestellten Bücher und Spiele – sogar einem Spielemuffel wie mich.
Keine Ahnung, wie alt Rollenspieler heute sind und wie viele es überhaupt noch sind. Mein letztes Rollenspiel habe ich Mitte der 80er-Jahre betrieben – und mir machte das damals sehr viel Spaß. Ich könnte mir vorstellen, dass sich der Spaß bei heutigen Spielern auch einstellt, wenn sie ein toll gemachtes Magazin wie »Mephisto« angucken.
24 April 2016
Vierzig Jahre Blitzkrieg Bop
Vor ziemlich genau vierzig Jahren erschien die erste Langspielplatte der Ramones. Mittlerweile sind die vier Bandmitglieder allesamt tot, wenn ich mich nicht irre – was sie aber mit dieser ersten Platte auslösten, wirkt bis heute nach. Wobei sie den Punkrock natürlich weder erfanden noch irgendwie jemals etwas erneuerten.
Die erste Ramones-Platte ist tatsächlich ein echter Kracher. Stücke wie das schlicht-geniale »Blitzkrieg Bop« finde ich heute noch super; zu »Now I Wanna Sniff Some Glue« poge ich auch in meinem Alter, wenn es mich packt. Alle Stücke auf dieser Platte, die 1976 erschienen ist, sind absolut reduziert und verzichten auf alles, was Rockmusik in der Mitte der 70er-Jahre ausmachte.
Wenn man heute also sagt, diese erste Ramones-Platte habe den Punkrock begründet, ist das sicher nicht falsch. Zumindest haben Stücke von dieser Platte, die ich irendwann ein Jahr später im Radio hörte, meinen Kopf ganz schön durchgeschüttelt.
Traurig ist irgendwie, dass die Band nicht so viel Bahnbrechendes danach machte. Sensationell ist noch die »Rocket To Russia«, die beste Platte der Band ist sowieso die Doppel-LP »It's Alive«, und in den 80er-Jahren gab es immer mal wieder vereinzelt Stücke, die ganz okay waren.
Die Kracher aber wurden in den 70er-Jahren aufgenommen, und sie machen die Band bis heute zu einem ganz großen Einfluss – nicht nur für mich, sondern für viele andere Leute.
Die erste Ramones-Platte ist tatsächlich ein echter Kracher. Stücke wie das schlicht-geniale »Blitzkrieg Bop« finde ich heute noch super; zu »Now I Wanna Sniff Some Glue« poge ich auch in meinem Alter, wenn es mich packt. Alle Stücke auf dieser Platte, die 1976 erschienen ist, sind absolut reduziert und verzichten auf alles, was Rockmusik in der Mitte der 70er-Jahre ausmachte.
Wenn man heute also sagt, diese erste Ramones-Platte habe den Punkrock begründet, ist das sicher nicht falsch. Zumindest haben Stücke von dieser Platte, die ich irendwann ein Jahr später im Radio hörte, meinen Kopf ganz schön durchgeschüttelt.
Traurig ist irgendwie, dass die Band nicht so viel Bahnbrechendes danach machte. Sensationell ist noch die »Rocket To Russia«, die beste Platte der Band ist sowieso die Doppel-LP »It's Alive«, und in den 80er-Jahren gab es immer mal wieder vereinzelt Stücke, die ganz okay waren.
Die Kracher aber wurden in den 70er-Jahren aufgenommen, und sie machen die Band bis heute zu einem ganz großen Einfluss – nicht nur für mich, sondern für viele andere Leute.
23 April 2016
Ein Neues Deutschland
Als ich zum ersten Mal in die DDR reiste, irgendwann zu Beginn der 80er-Jahre, war ich sehr gespannt auf das Land, von dem ich bislang nur aus Gesprächen mit älteren Verwandten (»die Ostzone«) oder aus der Schule wusste, vielleicht noch durch eine gelegentliche Lektüre der Zeitschrift »Eulenspiegel«, die es gelegentlich im Bahnhofsbuchhandel zu kaufen gab. Ich wusste, dass es eine regierungsnahe Zeitung gab, die den schönen Titel »Neues Deutschland« trug, und natürlich kaufte ich mir ein Exemplar.
»Dass uns keiner mit dem Ding sieht!«, zischte mich der Bekannte an, den ich damals in »Kalle-Malle« besuchte. In Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, kauften und lasen nur jene Menschen die Zeitung, die hundertprozentig linientreu waren. Und bei meinem Besuch in der Stadt fand ich nur Leute, die den Staat blöd fanden ...
Am heutigen 23. April 2016 jährt sich die Gründung des »Neuen Deutschland«. Die Zeitung hat heutzutage keine echte Relevanz mehr; in meiner Wahrnehmung ist sie ein linkes Sektiererblatt, das nur beinharte Kommunisten lesen – und mit denen kann ich nach wie vor nicht viel anfangen. Gegründet wurde die Zeitung am 23. April 1946; damals strebte man noch ein »anderes, antifaschistisches, sozialistisches Deutschland« an, ein »anderes Deutschland« eben.
Von dem träumte unsereins auch im Sommer 1989. Aber das ist eine andere Geschichte. Fakt ist, dass das »Neue Deutschland« auf eine lange Tradition zurückblickt. Die »Sozialistische Tageszeitung« existiert immer noch, und das im wiedervereinigten Deutschland, einer Mittelmacht, die auf dem europäischen Kontinent derzeit sogar den Rang einer Großmacht einnimmt. Ob sich das die Gründer der Zeitung im Jahr 1946 hätten träumen lassen?
»Dass uns keiner mit dem Ding sieht!«, zischte mich der Bekannte an, den ich damals in »Kalle-Malle« besuchte. In Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, kauften und lasen nur jene Menschen die Zeitung, die hundertprozentig linientreu waren. Und bei meinem Besuch in der Stadt fand ich nur Leute, die den Staat blöd fanden ...
Am heutigen 23. April 2016 jährt sich die Gründung des »Neuen Deutschland«. Die Zeitung hat heutzutage keine echte Relevanz mehr; in meiner Wahrnehmung ist sie ein linkes Sektiererblatt, das nur beinharte Kommunisten lesen – und mit denen kann ich nach wie vor nicht viel anfangen. Gegründet wurde die Zeitung am 23. April 1946; damals strebte man noch ein »anderes, antifaschistisches, sozialistisches Deutschland« an, ein »anderes Deutschland« eben.
Von dem träumte unsereins auch im Sommer 1989. Aber das ist eine andere Geschichte. Fakt ist, dass das »Neue Deutschland« auf eine lange Tradition zurückblickt. Die »Sozialistische Tageszeitung« existiert immer noch, und das im wiedervereinigten Deutschland, einer Mittelmacht, die auf dem europäischen Kontinent derzeit sogar den Rang einer Großmacht einnimmt. Ob sich das die Gründer der Zeitung im Jahr 1946 hätten träumen lassen?
22 April 2016
Peter Pank wurde 61
So knapp war wohl noch nie eine Folge meines Fortsetzungsromans »Und: Hardcore!«, der seit vielen Jahren regelmäßig im OX-Fanzine erscheint. In der aktuellen Ausgabe 125, die übrigens die Ramones als Titelthema haben, findet der gute Peter Pank nur auf einer Seite stand, nicht auf eineinhalb Seiten wie sonst.
Das macht aber nichts. Die Folge 61 ist die letzte, der Fortsetzungsroman ist damit zu Ende, die Geschichte tatsächlich »auserzählt«. Noch einmal kommt Peter Pank zu Wort, noch einmal werden die letzten Informationen ausgetauscht – damit auch alle Fakten für die Leser auf dem Tisch liegen.
Wenn alles gut geht, machen wir in der nächsten OX-Ausgabe dann weiter: mit einem neuen Fortsetzungsroman, dann aber nicht mehr in den 80er-, sondern in den 90er-Jahren. Dazu gibt es schließlich auch genug zu erzählen ...
Das macht aber nichts. Die Folge 61 ist die letzte, der Fortsetzungsroman ist damit zu Ende, die Geschichte tatsächlich »auserzählt«. Noch einmal kommt Peter Pank zu Wort, noch einmal werden die letzten Informationen ausgetauscht – damit auch alle Fakten für die Leser auf dem Tisch liegen.
Wenn alles gut geht, machen wir in der nächsten OX-Ausgabe dann weiter: mit einem neuen Fortsetzungsroman, dann aber nicht mehr in den 80er-, sondern in den 90er-Jahren. Dazu gibt es schließlich auch genug zu erzählen ...
21 April 2016
Ego Decay und ihr IndieRock
Es gibt Bands, die sind handwerklich gut; bei denen erkenne ich eindeutig, dass die Musiker etwas können – ich finde sie nach einiger Zeit aber doch lahm, trotz aller technischen Kenntnisse. Ein Beispiel dafür ist Ego Decay, deren CD »Control« ich dieser Tage mehrmals gehört habe.
Die Band stammt irgendwo aus Deutschland, viele ernsthafte Informationen habe ich über sie neben dem üblichen Info-Blabla leider nicht gefunden. Mit ihrer Platte liefert Ego Decay ein Werk ab, das irgendwie bei »Indie« oder »Alternative« einzuordnen ist. Die Musiker können spielen, der Sänger kann singen, mal melodisch, mal ein wenig heftiger, unterm Strich bleibt das alles für mich gesichtslos.
Die Freude an langen Gitarrenläufen, die von der Band immer wieder zelebriert wird, empfinde ich auf Dauer vor allem als zu lahm und irgendwann halt auch zu langweilig. Wobei die ersten Titel besser sind; das Titelstück hat echte Qualitäten und geht gut ins Ohr. Danach werden die Stücke schleppender. Man kommt sich vor wie bei einer Langspielplatte, die auf der A-Seite die Kracher und auf der B-Seite die Balladen enthält.
Grundsätzlich produziert die Band halt gut gemachte, wenngleich nicht auf Dauer packende Rockmusik. Wer mag, kann den Sound streckenweise in die ProgRock-Ecke stecken; er ist auf jeden Fall düster genug, um auch Gothic-Fans zu einem Anhören zu bringen.
In den Texten steckt durchaus Tiefe, wenngleich manchmal der Pathos durchscheint. Stücke wie »Profit Counts Large Amounts« kritisieren die aktuelle Wirtschaft, bei »Radio« geht's um eine mögliche Revolution, in anderen Texten werden persönliche Befindlichkeiten thematisiert.
Die Band ist auf einem Weg, den ich nicht beurteilen kann. Bisher hat mich die Platte nicht umgehauen, irgendwie sitzt sie auch zwischen den stilistischen Stühlen, um eine schlechte Metapher zu bemühen. Dass die CD schön gestaltet ist, inklusive einem Textheft und einer vernünftigen Optik, hebt den Gesamteindruck, macht die Platte für mich aber nicht spannender.
Die Band stammt irgendwo aus Deutschland, viele ernsthafte Informationen habe ich über sie neben dem üblichen Info-Blabla leider nicht gefunden. Mit ihrer Platte liefert Ego Decay ein Werk ab, das irgendwie bei »Indie« oder »Alternative« einzuordnen ist. Die Musiker können spielen, der Sänger kann singen, mal melodisch, mal ein wenig heftiger, unterm Strich bleibt das alles für mich gesichtslos.
Die Freude an langen Gitarrenläufen, die von der Band immer wieder zelebriert wird, empfinde ich auf Dauer vor allem als zu lahm und irgendwann halt auch zu langweilig. Wobei die ersten Titel besser sind; das Titelstück hat echte Qualitäten und geht gut ins Ohr. Danach werden die Stücke schleppender. Man kommt sich vor wie bei einer Langspielplatte, die auf der A-Seite die Kracher und auf der B-Seite die Balladen enthält.
Grundsätzlich produziert die Band halt gut gemachte, wenngleich nicht auf Dauer packende Rockmusik. Wer mag, kann den Sound streckenweise in die ProgRock-Ecke stecken; er ist auf jeden Fall düster genug, um auch Gothic-Fans zu einem Anhören zu bringen.
In den Texten steckt durchaus Tiefe, wenngleich manchmal der Pathos durchscheint. Stücke wie »Profit Counts Large Amounts« kritisieren die aktuelle Wirtschaft, bei »Radio« geht's um eine mögliche Revolution, in anderen Texten werden persönliche Befindlichkeiten thematisiert.
Die Band ist auf einem Weg, den ich nicht beurteilen kann. Bisher hat mich die Platte nicht umgehauen, irgendwie sitzt sie auch zwischen den stilistischen Stühlen, um eine schlechte Metapher zu bemühen. Dass die CD schön gestaltet ist, inklusive einem Textheft und einer vernünftigen Optik, hebt den Gesamteindruck, macht die Platte für mich aber nicht spannender.
20 April 2016
Ein Blog als Fanzine oder andersrum
Ich bilde mir ein, ähnliches bei Gelegenheit schon einmal verkündet zu haben, erzähle es aber gern alle paar Jahre wieder: Der ENPUNKT-Blog ist die digitale Fortsetzung des ENPUNKT-Fanzines. Damit erfüllt er keinerlei journalistischen Kriterien und hat auch nicht vor, in seriösen Diskursen mitzumischen oder die Ansprüche der Qualitätspresse zu erfüllen. Der ENPUNKT-Blog ist ein Egozine – und sonst nichts.
Das heißt: Er enthält Themen, die mich interessieren. Habe ich Lust, über ein altes Fanzine zu schreiben, tu ich das. Will ich mich über aktuelle Politik auskotzen, wird das getan. Und möchte ich eine aktuelle Platte oder ein aktuelles Buch empfehlen, mache ich das ohne jeglichen finanziellen Hintergedanken.
Die Texte sind üblicherweise unmittelbar, sprich, ich tippe sie recht zackig ins System. Und wenn sie fertig sind, werden sie veröffentlicht. Tippfehler und grammatikalischen Unfug versuche ich zu vermeiden; passiert mir so etwas aber, ist das nicht schlimm. Der ENPUNKT-Blog hat nicht den Anspruch, eine hohe Auflage oder hohe »Klickraten« zu erreichen.
Ich freue mich über jede Leserin und jeden Leser. Deshalb teile ich die Texte auch auf Facebook und Google+, verlinke sie via Twitter oder ganz selten sogar im Forum der Raketenheftchenserie, für die ich arbeite. Mir ist aber klar, dass die Themen, über die ich schreibe, häufig zu egozentrisch sind.
Macht nichts. Das hier ist ein Egozine. Mehr nicht. Nur eben nicht mehr gedruckt, sondern digital. Das Fanzine gab’s in gedruckter Form von 1986 bis 2006; den Blog gibt es seit 2006 – schauen wir mal, ob er auch auf zwanzig Jahre kommt ...
Das heißt: Er enthält Themen, die mich interessieren. Habe ich Lust, über ein altes Fanzine zu schreiben, tu ich das. Will ich mich über aktuelle Politik auskotzen, wird das getan. Und möchte ich eine aktuelle Platte oder ein aktuelles Buch empfehlen, mache ich das ohne jeglichen finanziellen Hintergedanken.
Die Texte sind üblicherweise unmittelbar, sprich, ich tippe sie recht zackig ins System. Und wenn sie fertig sind, werden sie veröffentlicht. Tippfehler und grammatikalischen Unfug versuche ich zu vermeiden; passiert mir so etwas aber, ist das nicht schlimm. Der ENPUNKT-Blog hat nicht den Anspruch, eine hohe Auflage oder hohe »Klickraten« zu erreichen.
Ich freue mich über jede Leserin und jeden Leser. Deshalb teile ich die Texte auch auf Facebook und Google+, verlinke sie via Twitter oder ganz selten sogar im Forum der Raketenheftchenserie, für die ich arbeite. Mir ist aber klar, dass die Themen, über die ich schreibe, häufig zu egozentrisch sind.
Macht nichts. Das hier ist ein Egozine. Mehr nicht. Nur eben nicht mehr gedruckt, sondern digital. Das Fanzine gab’s in gedruckter Form von 1986 bis 2006; den Blog gibt es seit 2006 – schauen wir mal, ob er auch auf zwanzig Jahre kommt ...
19 April 2016
Grimmelshausen und ich
Ich kann’s ja nicht anders sagen, aber ... Die Tatsache, dass ein Text von mir allen Ernstes im Unterricht behandelt wird, erfüllt mich gleichermaßen mit Stolz und Irritiation. Und ich war sehr verblüfft, als ich davon hörte, stellte dann aber gern Texte zur Verfügung. Der Reihe nach ...
Die Lehrerin Alexandra Trinley hat mein Buch und den klassischen Roman »Simplicius Simplicissimus« von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen gemeinsam im Unterrricht behandelt. Wer sich dafür interessiert, findet im Blog »blaetterfluggedankenschnuppendotcom« diverses Material.
Wer übrigens meint, dass der olle Grimmelshausen und ich nicht viel gemeinsam haben, der irrt sich sehr. Im »Simplicius« spielt der Schwarzwald eine Rolle, in dem ich aufgewachsen bin; der Held ist beispielsweise mal am Mummelsee zugange, an dem ich als Kind mit meinen Eltern oft spazieren »durfte«. Zudem ist Grimmelshausen im Schwarzwald gestorben – also alles in relativer Nähe zu mir.
Wenn’s also keinen ernsthaften literarischen Zusammenhang gäbe, wäre zumindest der geografische Zusammenhang gegeben. Da bin ich ja nicht kleinlich. Alexandra Trinley schafft es in ihrem Unterrichtsentwurf darüber hinaus aber, auch zwischen den zwei Romanen sinnvolle und glaubhaft klingende Zusammenhänge zu erstellen, mit denen die Schüler arbeiten können.
»Der Punker Peter Punk, der in den 80er Jahren lebt, und Grimmelshausens namenloser Bauernjunge Simplicius Simplicissimus haben entscheidende Grundzüge gemeinsam«, schreibt Alexandra in ihrem Blog. »Beides sind Antihelden, beide Außenseiter, die von Situation zu Situation schlittern und hierdurch Einblicke in ihre jeweilige Gesellschaft ermöglichen.« Na gut!
Wenn bei einem Text, den ich verfasst habe, Aufgaben wie »Unterstreichen Sie die Personifikationen und erläutern Sie ihre Wirkung« auftauchen, finde ich das irritierend. Oder auch: »Markieren Sie Verben und Adjektive, die zusätzliche Bildlichkeit einbringen.« Da kann ich nur hoffen, dass die Schüler nicht gar zu sehr abgeschreckt werden.
(Wer sich in das Thema ernsthaft einlesen möchte, findet auf ihrem Blog sowohl die Unterrichtsanalyse als auch die Arbeitsblätter.)
Die Lehrerin Alexandra Trinley hat mein Buch und den klassischen Roman »Simplicius Simplicissimus« von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen gemeinsam im Unterrricht behandelt. Wer sich dafür interessiert, findet im Blog »blaetterfluggedankenschnuppendotcom« diverses Material.
Wer übrigens meint, dass der olle Grimmelshausen und ich nicht viel gemeinsam haben, der irrt sich sehr. Im »Simplicius« spielt der Schwarzwald eine Rolle, in dem ich aufgewachsen bin; der Held ist beispielsweise mal am Mummelsee zugange, an dem ich als Kind mit meinen Eltern oft spazieren »durfte«. Zudem ist Grimmelshausen im Schwarzwald gestorben – also alles in relativer Nähe zu mir.
Wenn’s also keinen ernsthaften literarischen Zusammenhang gäbe, wäre zumindest der geografische Zusammenhang gegeben. Da bin ich ja nicht kleinlich. Alexandra Trinley schafft es in ihrem Unterrichtsentwurf darüber hinaus aber, auch zwischen den zwei Romanen sinnvolle und glaubhaft klingende Zusammenhänge zu erstellen, mit denen die Schüler arbeiten können.
»Der Punker Peter Punk, der in den 80er Jahren lebt, und Grimmelshausens namenloser Bauernjunge Simplicius Simplicissimus haben entscheidende Grundzüge gemeinsam«, schreibt Alexandra in ihrem Blog. »Beides sind Antihelden, beide Außenseiter, die von Situation zu Situation schlittern und hierdurch Einblicke in ihre jeweilige Gesellschaft ermöglichen.« Na gut!
Wenn bei einem Text, den ich verfasst habe, Aufgaben wie »Unterstreichen Sie die Personifikationen und erläutern Sie ihre Wirkung« auftauchen, finde ich das irritierend. Oder auch: »Markieren Sie Verben und Adjektive, die zusätzliche Bildlichkeit einbringen.« Da kann ich nur hoffen, dass die Schüler nicht gar zu sehr abgeschreckt werden.
(Wer sich in das Thema ernsthaft einlesen möchte, findet auf ihrem Blog sowohl die Unterrichtsanalyse als auch die Arbeitsblätter.)
18 April 2016
Punk in der Scheune
Karl Nagel ist ein Phänomen: Der Mann ist auch schon Mitte fünfzig, und er sprang am Sonntagabend, 17. April 2016, auf der Bühne herum, als sei er zwanzig oder gar dreißig Jahre jünger. Vor allem angesichts eines doch eher müde und verfroren wirkenden Publikums war das eine enorme Leistung.
Seien wir fair – ich musste mich auch aus dem Haus und auf die Straße quälen. Das Wetter am Sonntag war feucht und kalt, und ich hatte keine so richtig große Lust auf ein Punk-Konzert. Aber die Aussicht, mir die Ohren freiblasen zu lassen und einige alte Bekannte mal wieder zu treffen, riss dann doch alles heraus,
Bis ich aber in Jöhlingen eintraf, einer Landgemeinde bei Karlsruhe, war es schon fast zu spät. Ich hatte Blutwurst verpasst, die Lokalhelden aus dem Raum Karlsruhe, aber als ich eintraf, legten gerade Kein Hass Da los. Die Scheune, in der alles stattfand, erwies sich als eine echte Scheune: recht staubig, ein wenig verfallen und angegammelt, damit ideal geeignet für ein Punkrock-Konzert.
Viel Publikum hatte sich nicht eingefunden, vielleicht zwei Dutzend waren es. Kein Hass Da ließen es trotzdem knallen: Die Band ist richtig gut, die Musiker wissen genau, was sie tun, und Karl Nagel tobt auf der Bühne herum, dass es eine wahre Pracht ist. Man muss natürlich in gewisser Weise die alten Bad Brains mögen, um Kein Hass Da wirklich zu verstehen.
Aber auch jemand, der das Original nicht kennt, dürfte seine Freude an der Band haben. Mir machte der Abend viel Spaß. Pünktlich um halb zehn Uhr kam die Polizei und nervte – es hat sich seit den 80er-Jahren noch nicht so viel geändert. Aber das konnte einen schönen Punkrock-Abend dann auch nicht mehr trüben ...
Seien wir fair – ich musste mich auch aus dem Haus und auf die Straße quälen. Das Wetter am Sonntag war feucht und kalt, und ich hatte keine so richtig große Lust auf ein Punk-Konzert. Aber die Aussicht, mir die Ohren freiblasen zu lassen und einige alte Bekannte mal wieder zu treffen, riss dann doch alles heraus,
Bis ich aber in Jöhlingen eintraf, einer Landgemeinde bei Karlsruhe, war es schon fast zu spät. Ich hatte Blutwurst verpasst, die Lokalhelden aus dem Raum Karlsruhe, aber als ich eintraf, legten gerade Kein Hass Da los. Die Scheune, in der alles stattfand, erwies sich als eine echte Scheune: recht staubig, ein wenig verfallen und angegammelt, damit ideal geeignet für ein Punkrock-Konzert.
Viel Publikum hatte sich nicht eingefunden, vielleicht zwei Dutzend waren es. Kein Hass Da ließen es trotzdem knallen: Die Band ist richtig gut, die Musiker wissen genau, was sie tun, und Karl Nagel tobt auf der Bühne herum, dass es eine wahre Pracht ist. Man muss natürlich in gewisser Weise die alten Bad Brains mögen, um Kein Hass Da wirklich zu verstehen.
Aber auch jemand, der das Original nicht kennt, dürfte seine Freude an der Band haben. Mir machte der Abend viel Spaß. Pünktlich um halb zehn Uhr kam die Polizei und nervte – es hat sich seit den 80er-Jahren noch nicht so viel geändert. Aber das konnte einen schönen Punkrock-Abend dann auch nicht mehr trüben ...
17 April 2016
Der aktuelle SF-Boom
Ob die Science Fiction jemals wieder boomen wird, weiß kein Mensch. Derzeit versuchen aber diverse Verlage, das Genre wieder nach vorne zu hieven. Seit dem vergangenen Herbst hat Piper wieder ein eigenes Science-Fiction-Programm, und im Herbst 2016 feiert Lübbe sein 45-jähriges Science-Fiction-Jubiläum mit einem eigenständigen Auftritt. Zudem startet Droemer-Knaur erneut in das Science-Fiction-Genre, und mit Fischer Tor setzt ein amerikanischer Verlag zm direkten Vorstoß auf den deutschsprachigen Markt an.
Die Zeiten müssten also vorüber sein, als Science Fiction im Buchhandel vor allem durch Heyne und Lübbe vertreten war; dazu kamen die einschlägigen Heftromanserien mit ihren Ablegern. Vor allem aber kleinere Verlage wie Atlantis oder CrossCult tummelten sich in den vergangenen Jahren in einem Markt, der von Schrumpfung bedroht war.
Die anspruchsvollere Science Fiction fand zuletzt vor allem in Verlagen wie Septime oder Golkonda statt, die schlichtere Science Ficiton wiederum tummelte sich in gut einem Dutzend kleiner Verlage verschiedenster Güteklasse. Wer sich mit dem Genre intensiv beschäftigte, fand in den vergangenen Jahren genug zu lesen. Man musste halt im Internet recherchieren oder gar auf Cons fahren; in einer regulären Buchhandlung wurde diese Art von Science Fiction nicht präsentiert.
Machen wir uns nichts vor: Der aktuelle Science-Fiction-Boom findet an anderen Stellen statt. Das Genre ist im Kino erfolgreich, es feiert im Fernsehen große Erfolge, und im Computerspiel oder Online-Gaming ist das Genre sogar ein Trendsetter. Wer sich heute für Science Fiction begeistert, muss keine Romane oder Kurzgeschichten mehr lesen. Die Auswahl außerhalb der Buchhandlungen ist riesig.
Ich finde die aktuelle Entwicklung trotzdem super. Aus eigensüchtigen Motiven: Wenn mehr Science Fiction in den Buchhandlungen liegt, ist die Auswahl für mich größer. Und aus beruflichen Motiven – aber die gehören nicht in diesen privaten Blog hier ...
Die Zeiten müssten also vorüber sein, als Science Fiction im Buchhandel vor allem durch Heyne und Lübbe vertreten war; dazu kamen die einschlägigen Heftromanserien mit ihren Ablegern. Vor allem aber kleinere Verlage wie Atlantis oder CrossCult tummelten sich in den vergangenen Jahren in einem Markt, der von Schrumpfung bedroht war.
Die anspruchsvollere Science Fiction fand zuletzt vor allem in Verlagen wie Septime oder Golkonda statt, die schlichtere Science Ficiton wiederum tummelte sich in gut einem Dutzend kleiner Verlage verschiedenster Güteklasse. Wer sich mit dem Genre intensiv beschäftigte, fand in den vergangenen Jahren genug zu lesen. Man musste halt im Internet recherchieren oder gar auf Cons fahren; in einer regulären Buchhandlung wurde diese Art von Science Fiction nicht präsentiert.
Machen wir uns nichts vor: Der aktuelle Science-Fiction-Boom findet an anderen Stellen statt. Das Genre ist im Kino erfolgreich, es feiert im Fernsehen große Erfolge, und im Computerspiel oder Online-Gaming ist das Genre sogar ein Trendsetter. Wer sich heute für Science Fiction begeistert, muss keine Romane oder Kurzgeschichten mehr lesen. Die Auswahl außerhalb der Buchhandlungen ist riesig.
Ich finde die aktuelle Entwicklung trotzdem super. Aus eigensüchtigen Motiven: Wenn mehr Science Fiction in den Buchhandlungen liegt, ist die Auswahl für mich größer. Und aus beruflichen Motiven – aber die gehören nicht in diesen privaten Blog hier ...
16 April 2016
Mein Motorrad-Magazin
Ich habe keinen Motorrad-Führerschein, und die Gelegenheiten, auf einem Motorrad »hinten drauf« mitgefahren zu sein, kann ich wahrscheinlich – wenn ich mir Mühe gebe – an einer Hand abzählen. Ich bin also alles andere als dafür geeignet, für eine Zeitschrift zu arbeiten, die sich mit Motorrädern beschäftigt.
Und doch machte ich das zu Beginn des Jahres 1992. Mehrere Ausgaben der Zeitschrift »Zweirad aktuell«, die den schönen Untertitel »Informationen für Motorradfahrer« trug, wurden von mir redaktionell betreut. Das Heft umfasste im Schnitt zwölf Seiten im A4-Format, war durchaus hochwertig aufgemacht und wurde kostenlos in Aral-Tankstellen abgegeben.
Selbstverständlich verfasste ich keinen einzigen der Texte; nur das Vorwort stammte von mir. Ich konnte schlecht über ein neues Yamaha-Modell schreiben und noch schlechter von einer Motorrad-Tour berichten. Aber ich konnte freie Autoren damit beauftragen, die Texte zu liefern, und ich konnte Fotografen um Fotos bitten; dazu kam die Zusammenarbeit mit der Grafik, dem eigentlichen Verlag – in diesem Fall das Marketing der Mineralölfirma – und der Druckerei.
Das kann sich heute wahrscheinlich kaum noch jemand vorstellen, aber es machte mir Spaß. Die Themen waren abwechslungsreich, und sie passten sich innerhalb der Agentur, für die ich tätig war, wunderbar in das Konzept ein. Immerhin schrieb ich auch über Reifen, Motorradhelme, Immobilien oder Schmieröle ...
Und doch machte ich das zu Beginn des Jahres 1992. Mehrere Ausgaben der Zeitschrift »Zweirad aktuell«, die den schönen Untertitel »Informationen für Motorradfahrer« trug, wurden von mir redaktionell betreut. Das Heft umfasste im Schnitt zwölf Seiten im A4-Format, war durchaus hochwertig aufgemacht und wurde kostenlos in Aral-Tankstellen abgegeben.
Selbstverständlich verfasste ich keinen einzigen der Texte; nur das Vorwort stammte von mir. Ich konnte schlecht über ein neues Yamaha-Modell schreiben und noch schlechter von einer Motorrad-Tour berichten. Aber ich konnte freie Autoren damit beauftragen, die Texte zu liefern, und ich konnte Fotografen um Fotos bitten; dazu kam die Zusammenarbeit mit der Grafik, dem eigentlichen Verlag – in diesem Fall das Marketing der Mineralölfirma – und der Druckerei.
Das kann sich heute wahrscheinlich kaum noch jemand vorstellen, aber es machte mir Spaß. Die Themen waren abwechslungsreich, und sie passten sich innerhalb der Agentur, für die ich tätig war, wunderbar in das Konzept ein. Immerhin schrieb ich auch über Reifen, Motorradhelme, Immobilien oder Schmieröle ...
15 April 2016
Der Auftakt für Jesse Stone
Warum ich erst dieser Tage den Roman »Das dunkle Paradies« las, kann ich selbst nicht richtig begründen. Die mir vorliegende Taschenbuchausgabe besitze ich seit 2013, die erste deutschsprachige Veröffentlichung gab es bereits 1998 – ich bin also ziemlich spät dran. Was allerdings nichts macht, denn gute Romane haben kein Verfallsdatum.
Bei »Das dunkle Paradies« handelt es sich um einen Roman des amerikanischen Schriftstellers Robert B. Parker, der vor allem durch seine Krimis um den wortkargen Ermittler Spenser bekannt geworden ist. Mit diesem Roman begründete er eine neue Serie, in der er den Polizisten Jesse Stone in der kleinen Stadt Paradise in Massachusetts ermitteln ließ. (Verfilmt wurden die Romane dieser Serie teilweise mit dem »Magnum«-Schauspieler Tom Selleck, sie werden immer mal wieder in obskuren Fernsehkanälen gezeigt und sind besser, als man angesichts des Schauspielers denken könnte.)
Jesse Stone ist Alkoholiker; deshalb wirft ihn die Mordkommission in Los Angeles auf die Straße. Seine Frau hat ihn sowieso schon verlassen, auch wenn er sie noch liebt – aber er weiß mit seinem Leben nichts anzufangen und ist heilfroh, als man ihm einen Job auf der anderen Seite des Kontinents anbietet. In Paradise hievt man offenbar auch einen versoffenen Polizisten ins Amt, was ihn anfangs ein wenig wundert.
Recht schnell wundert er sich noch mehr. In der Stadt gibt es seltsame Verbindungen zwischen einem gefährlichen Muskelmann, einer selbsternannten Miliztruppe und den »guten Bürgern« der Oberschicht, hinter die Jesse Stone nur langsam kommt. Als ihm auch noch bewusst wird, dass sein Vorgänger im Amt in die Luft gesprengt worden ist, wird ihm klar, dass in Paradise so einiges nicht stimmt ...
»Das dunkle Paradies« ist ein klassischer Krimi: Es gibt Morde und Verbrechen, und ein tapferer Ermittler tut alles, um die Bösewichte hinter Gittern zu bekommen. Dass der Ermittler mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat, dass er ein Alkoholiker ist und den Griff nur mit Mühe von der Flasche halten kann – das ist nicht unbedingt originell, das kennt man sogar von Fernsehkrimis her.
Die Meisterschaft bei Robert B. Parker liegt – wie so oft – in den knappen Dialogen und ebenso knappen Beschreibungen. Er hält sich nicht bei ausuferndem Gerede auf, seine Figuren handeln klar und zielbewusst, und vor allem seine Hauptperson agiert immer glaubwürdig.
An der Übersetzung habe ich nichts auszusetzen, die schnellen Szenen kommen in der deutschen Sprache rasant herüber. Einige merkwürdige Absatzstellungen schiebe ich auf das amerikanische Original; da unterscheiden sich die Lesegewohnheiten auf den beiden Seiten des Atlantiks manchmal doch sehr. Aber außer mir wird das wohl auch kaum jemand auffallen.
»Das dunkle Paradies« ist ein spannender Roman, der mir richtig viel Freude bereitet hat. Ich konnte ihn streckenweise kaum aus der Hand legen und werde mir jetzt – endlich! – die anderen Romane der Reihe besorgen. Wer auf knallige Krimis mit klaren Strukturen steht, ist hier auf jeden Fall bestens beraten.
(Ach ja: Erschienen ist der Roman im Pendragon-Verlag. Es handelt sich um ein Taschenbuch, das 348 Seiten umfasst und 10,95 Euro kostet. Und natürlich kann man es überall im Buchhandel kaufen, ebenso das E-Book.)
Bei »Das dunkle Paradies« handelt es sich um einen Roman des amerikanischen Schriftstellers Robert B. Parker, der vor allem durch seine Krimis um den wortkargen Ermittler Spenser bekannt geworden ist. Mit diesem Roman begründete er eine neue Serie, in der er den Polizisten Jesse Stone in der kleinen Stadt Paradise in Massachusetts ermitteln ließ. (Verfilmt wurden die Romane dieser Serie teilweise mit dem »Magnum«-Schauspieler Tom Selleck, sie werden immer mal wieder in obskuren Fernsehkanälen gezeigt und sind besser, als man angesichts des Schauspielers denken könnte.)
Jesse Stone ist Alkoholiker; deshalb wirft ihn die Mordkommission in Los Angeles auf die Straße. Seine Frau hat ihn sowieso schon verlassen, auch wenn er sie noch liebt – aber er weiß mit seinem Leben nichts anzufangen und ist heilfroh, als man ihm einen Job auf der anderen Seite des Kontinents anbietet. In Paradise hievt man offenbar auch einen versoffenen Polizisten ins Amt, was ihn anfangs ein wenig wundert.
Recht schnell wundert er sich noch mehr. In der Stadt gibt es seltsame Verbindungen zwischen einem gefährlichen Muskelmann, einer selbsternannten Miliztruppe und den »guten Bürgern« der Oberschicht, hinter die Jesse Stone nur langsam kommt. Als ihm auch noch bewusst wird, dass sein Vorgänger im Amt in die Luft gesprengt worden ist, wird ihm klar, dass in Paradise so einiges nicht stimmt ...
»Das dunkle Paradies« ist ein klassischer Krimi: Es gibt Morde und Verbrechen, und ein tapferer Ermittler tut alles, um die Bösewichte hinter Gittern zu bekommen. Dass der Ermittler mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat, dass er ein Alkoholiker ist und den Griff nur mit Mühe von der Flasche halten kann – das ist nicht unbedingt originell, das kennt man sogar von Fernsehkrimis her.
Die Meisterschaft bei Robert B. Parker liegt – wie so oft – in den knappen Dialogen und ebenso knappen Beschreibungen. Er hält sich nicht bei ausuferndem Gerede auf, seine Figuren handeln klar und zielbewusst, und vor allem seine Hauptperson agiert immer glaubwürdig.
An der Übersetzung habe ich nichts auszusetzen, die schnellen Szenen kommen in der deutschen Sprache rasant herüber. Einige merkwürdige Absatzstellungen schiebe ich auf das amerikanische Original; da unterscheiden sich die Lesegewohnheiten auf den beiden Seiten des Atlantiks manchmal doch sehr. Aber außer mir wird das wohl auch kaum jemand auffallen.
»Das dunkle Paradies« ist ein spannender Roman, der mir richtig viel Freude bereitet hat. Ich konnte ihn streckenweise kaum aus der Hand legen und werde mir jetzt – endlich! – die anderen Romane der Reihe besorgen. Wer auf knallige Krimis mit klaren Strukturen steht, ist hier auf jeden Fall bestens beraten.
(Ach ja: Erschienen ist der Roman im Pendragon-Verlag. Es handelt sich um ein Taschenbuch, das 348 Seiten umfasst und 10,95 Euro kostet. Und natürlich kann man es überall im Buchhandel kaufen, ebenso das E-Book.)
14 April 2016
Dreimal Jessica Fletchers
Weil ich die Platte eh im Radio spielte – also eines der drei Stücke –, hörte ich die CD »Bloody Seventies Love« von den Jessica Fletchers nach vielen Jahren mal wieder an. Sie war bereits 2004 erschienen, und ich hatte sie damals in meinem Fanzine ENPUNKT besprochen; damals ging ich davon aus, dass die Band bald ihren kommerziellen Durchbruch erleben würde.
Irgendwie wurde daraus nichts. Und so blieben von der Band halt eine Reihe von schönen Platten und herrlicher Stücke zwischen Pop und Rock, mit gelungenen Melodien und einem augenzwinkernden Blick in die späten 60er- und frühen 70er-Jahre. Da quäkt die Orgel, da schnoddert die Gitarre, da wird dazu gesungen, als stünden die Beatles aus ihrer »Sergeant Pepper«-Phase dafür Pate.
Die CD ist meilenweit von Punkrock entfernt, macht mir aber großen Spaß. Die knackigen Melodien gehen rasch ins Ohr – schade, dass ich von dieser Band nur wenige Tonträger habe.
Irgendwie wurde daraus nichts. Und so blieben von der Band halt eine Reihe von schönen Platten und herrlicher Stücke zwischen Pop und Rock, mit gelungenen Melodien und einem augenzwinkernden Blick in die späten 60er- und frühen 70er-Jahre. Da quäkt die Orgel, da schnoddert die Gitarre, da wird dazu gesungen, als stünden die Beatles aus ihrer »Sergeant Pepper«-Phase dafür Pate.
Die CD ist meilenweit von Punkrock entfernt, macht mir aber großen Spaß. Die knackigen Melodien gehen rasch ins Ohr – schade, dass ich von dieser Band nur wenige Tonträger habe.
13 April 2016
Digitale Zahlen 2015
Die Diskussion über den Sinn und Unsinn von E-Books reißt erstaunlicherweise nicht ab; immer mal wieder tauchen in dieser Diskussion dann auch mal Zahlen auf, die nicht unbedingt überzeugen. Deshalb schaue ich diesmal ein wenig kritisch auf die aktuellen Zahlen, die der Börsenverein des Deutschen Buchhandels auf Basis einer Studie für das Jahr 2015 erhoben hat.
Glaubt man diesen Angaben, liegt der E-Book-Anteil bei den größten Verlagen derzeit 8,2 Prozent – also der Anteil am Umsatz, nicht an den Titeln. Dabei nimmt die sogenannte Belletristik – also erzählte Literatur im weitesten Sinne – einen Anteil von 12,2 Prozent ein, wobei die Streuung enorm sein dürfte. Sachbücher liegen deutlich darunter, ebenso Ratgeber oder der Bereich Kinder- und Jugendbücher.
Solche Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Selfpublisher fließen hier ebensowenig ein wie engagierte Kleinverlage, bei denen der E-Book-Anteil häufig weit über fünfzig Prozent liegt. Ausgewertet wurden hier nur die größten Verlage, von denen manche erst seit kurzem überhaupt im Digitalgeschäft mitmachen.
Fakt ist dennoch: Die E-Books sind da. Die Zahlen wachsen nicht in schwindelerregende Höhen. Aber von einer Krise der E-Books zu sprechen, wie es derzeit manche tun – das wäre sicher völlig falsch. Es spricht ja auch niemand von der Krise des Taschenbuches ...
Glaubt man diesen Angaben, liegt der E-Book-Anteil bei den größten Verlagen derzeit 8,2 Prozent – also der Anteil am Umsatz, nicht an den Titeln. Dabei nimmt die sogenannte Belletristik – also erzählte Literatur im weitesten Sinne – einen Anteil von 12,2 Prozent ein, wobei die Streuung enorm sein dürfte. Sachbücher liegen deutlich darunter, ebenso Ratgeber oder der Bereich Kinder- und Jugendbücher.
Solche Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Selfpublisher fließen hier ebensowenig ein wie engagierte Kleinverlage, bei denen der E-Book-Anteil häufig weit über fünfzig Prozent liegt. Ausgewertet wurden hier nur die größten Verlage, von denen manche erst seit kurzem überhaupt im Digitalgeschäft mitmachen.
Fakt ist dennoch: Die E-Books sind da. Die Zahlen wachsen nicht in schwindelerregende Höhen. Aber von einer Krise der E-Books zu sprechen, wie es derzeit manche tun – das wäre sicher völlig falsch. Es spricht ja auch niemand von der Krise des Taschenbuches ...
12 April 2016
ProgRock in der heutigen Zeit
Nennt es ArtRock, nennt es ProgRock – in den 70er-Jahren zählten die entsprechenden Bands zu dem, was man unter anspruchsvoller Rock-Musik verstand. Ich hasste diese Musik und konnte damit größtenteils nichts anfangen. Deshalb war ich anfangs auch irritiert, als ich die Platte »Home« der aus Norddeutschland stammenden Band Sylvan zum ersten
Mal hörte.Bei der Band handelt es sich um ein aktuelles Aushängeschild des ArtRock; die vier Musiker haben seit 2006 diverse Tonträger veröffentlicht. Und was sie machen, erinnert mich stark an Genesis (da allerdings eher an das gelungene »The Lamb Lies Down On Broadway«) und andere Klänge aus den 70er-Jahren. Was ich damals grässlich fand, kann ich mir heute aber gut anhören.
Die Band instrumentiert ihre Stücke recht aufwendig. Da werden Streichersätze reingebaut, da quält die Orgel, zwischendurch wird es aber auch mal krachig. Der Sänger hat eine ausdrucksstarke Stimme, er kann richtig gut singen – das muss bei dieser Art von Musik wohl sein.
Die Musik ist bei alledem meist »episch«, die Stücke sind arg lang (eins hat über zehn Minuten), dabei aber durchaus abwechslungsreich. Bei mancher Autofahrt konnte ich mir das gut anhören. Wenn man sich darauf einlässt, was ich beispielsweise nicht immer kann, ist das sehr angenehm und langweilt überhaupt nicht.
Ich glaube nicht, dass ich in meinem Leben noch mal so ein richtiger Fan der Musikrichtung werde. Sylvan sind mit ihrer epischen Musik, mit ihren nach Fantasy und Science Fiction klingenden Texten und ihrem durchaus anspruchsvollen Konzept etwas, das Phantastik-Fans mögen könnten – und ich werde mir die CD bestimmt mal wieder anhören, wenn eine lange Autofahrt ansteht.
11 April 2016
Gedichte in der Kaserne
Warum ich ausgerechnet am 30. Oktober 1985 gleich mehrere Gedichte verfasste, die ich auch heute noch ganz gut finde, ist wohl nur damit zu erklären, dass ich in der Bundeswehr-Kaserne in Bruchsal saß und zu viel Zeit hatte. Wahrscheinlich musste ich Wache schieben und tat das, was ich an solchen Tagen oft machte: Ich notierte mir das, was mir durch den Kopf ging, oder schrieb gleich »vernünftige« Texte.
Dabei kamen unter anderem die zwei Gedichte »Jagdfieber« und »Fiebertage« heraus, die ich schwäbisch-sparsam auf eine Seite tippte; ich benutzte dazu die alte Kofferschreibmaschine, die ich in meinem Kinderzimmer im elterlichen Haus stehen hatte. Wahrscheinlich hatte ich die Gedichte in der Kaserne handschriftlich notiert und daheim abgetippt.
»Die Träume waren schwer / und quälten« – so klingt es bei »Fiebertage« fast existenzialistisch. Eher in die Freiheit ging es im »Jagdfieber«, bevor der Text am Ende ebenfalls negativ endete: »Flog westwärts / über den großen Fluss / hinein ins Neuland.«
Manche meiner frühen Texte sind mir peinlich. Bei diesen zwei Gedichten erkenne ich, dass sich da jemand echt Gedanken gemacht hat, bevor er schrieb. Da kann ich also glatt mein jüngeres Ich loben ...
Dabei kamen unter anderem die zwei Gedichte »Jagdfieber« und »Fiebertage« heraus, die ich schwäbisch-sparsam auf eine Seite tippte; ich benutzte dazu die alte Kofferschreibmaschine, die ich in meinem Kinderzimmer im elterlichen Haus stehen hatte. Wahrscheinlich hatte ich die Gedichte in der Kaserne handschriftlich notiert und daheim abgetippt.
»Die Träume waren schwer / und quälten« – so klingt es bei »Fiebertage« fast existenzialistisch. Eher in die Freiheit ging es im »Jagdfieber«, bevor der Text am Ende ebenfalls negativ endete: »Flog westwärts / über den großen Fluss / hinein ins Neuland.«
Manche meiner frühen Texte sind mir peinlich. Bei diesen zwei Gedichten erkenne ich, dass sich da jemand echt Gedanken gemacht hat, bevor er schrieb. Da kann ich also glatt mein jüngeres Ich loben ...
10 April 2016
Besuch beim Syrer
Wann immer ich in Hamburg bin und ein wenig Zeit dabei habe, besuche ich »Saliba«. Das syrische Restaurant liegt in den schicken Alsterarkaden, bietet leckeres Mittagessen und ebenso hervorragende Hauptspeisen für den Abend an. Das schmeckt alles – und das bisher bei jedem Besuch!
Diesmal lag meine Zeit ein wenig ungünstig. Deshalb nahm ich mit einem Teller »Süßes« und Kaffee vorlieb: arabische Leckereien auf einem Teller, schön serviert und absolut schmackhaft. Ich genoss es.
Neben mir saß ein älteres Ehepaar, er knapp über, sie knapp unter siebzig. Beide hatten ein Glas Weißwein vor sich stehen und wohl bereits gespeist. Als der Kellner kam und die Teller abräumte, versuchte der Mann, ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
»Wie ist denn die Lage in Syrien derzeit?«, fragte er.
Der Kellner reagierte nicht. Er räumte die Teller und das Besteck zusammen. Dass er gut deutsch sprach und verstand, hatte er kurz zuvor noch bewiesen.
»Wie ist denn die Lage in Syrien?«, fragte der Mann ein zweites Mal, ein wenig drängender diesmal. »Na? Die Lage in Ihrer Heimat.«
Der Kellner sah ihn an. »Beschissen ist sie«, sagte er ziemlich ruhig, auch höflich. »Da ist immer noch Krieg.« Er wollte sich zum Gehen wenden.
Der Mann gab noch nicht auf, er wollte wohl ein Politikgespräch erzwingen. »Da gibt es so unterschiedliche Ansichten, nicht wahr?«
Der Kellner reagierte nicht mehr, er flüchtete geradezu. Ob und wie sich das Gespräch sich später fortsetzte, als er irgendwann zum Kassieren kam, erfuhr ich leider nicht mehr ...
Diesmal lag meine Zeit ein wenig ungünstig. Deshalb nahm ich mit einem Teller »Süßes« und Kaffee vorlieb: arabische Leckereien auf einem Teller, schön serviert und absolut schmackhaft. Ich genoss es.
Neben mir saß ein älteres Ehepaar, er knapp über, sie knapp unter siebzig. Beide hatten ein Glas Weißwein vor sich stehen und wohl bereits gespeist. Als der Kellner kam und die Teller abräumte, versuchte der Mann, ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
»Wie ist denn die Lage in Syrien derzeit?«, fragte er.
Der Kellner reagierte nicht. Er räumte die Teller und das Besteck zusammen. Dass er gut deutsch sprach und verstand, hatte er kurz zuvor noch bewiesen.
»Wie ist denn die Lage in Syrien?«, fragte der Mann ein zweites Mal, ein wenig drängender diesmal. »Na? Die Lage in Ihrer Heimat.«
Der Kellner sah ihn an. »Beschissen ist sie«, sagte er ziemlich ruhig, auch höflich. »Da ist immer noch Krieg.« Er wollte sich zum Gehen wenden.
Der Mann gab noch nicht auf, er wollte wohl ein Politikgespräch erzwingen. »Da gibt es so unterschiedliche Ansichten, nicht wahr?«
Der Kellner reagierte nicht mehr, er flüchtete geradezu. Ob und wie sich das Gespräch sich später fortsetzte, als er irgendwann zum Kassieren kam, erfuhr ich leider nicht mehr ...
09 April 2016
Die Comixene in der vierten Phase
Ich könnte ja behaupten, dass ich ein Leser der »Comixene« von Anfang an war – aber das wäre gelogen und ließe sich als Lüge leicht nachprüfen. Das Heft startete 1974 als Fanzine, ich abonnierte es zu Beginn der 80er-Jahre, bis es 1982 eingestellt wurde.
Es war das erste Comic-Magazin im deutschen Sprachraum, das regelmäßig erschien und der damals neuen Welle an erwachsenen Comics als Sprachrohr diente. Mein Comic-Geschmack wurde damals maßgeblich durch die »Comixene« geprägt. Einen zweiten Versuch gab es ab 1994, einen dritten Versuch von 2003 bis 2012.
Mit der neuen Ausgabe 116 startete im Herbst 2015 dann der vierte Versuch; ich kam leider erst dieser Tage dazu, das Heft gründlich zu lesen. Ein Fanzine ist die »Comixene« selbstverständlich nicht mehr: Das von Martin Jurgeit verantwortete Heft präsentiert sich als vierfarbig illustriertes und hochwertig gestaltetes Magazin, das hundert Seiten umfasst und mir wirklich sehr gut gefällt.
Durchgehend herrscht ein journalistischer Stil. Interviews und Artikel sind sauber geschrieben; so werden beispielsweise der deutsche Zeichner Nic Klein und der populäre Künstler Lewis Trondheim porträtiert, es geht um die Zeitschrift »Charlie Hebdo«, und natürlich werden haufenweise aktuelle Comics besprochen. Alle Artikel sind reichhaltig illustriert, die textliche Ausrichtung ist kritisch und zugleich positiv.
Mit »Rainhill« gibt's einen starken Schwarzweiß-Comic von Nic Klein zu lesen, dazu kommen Cartoons. Alles in allem macht das erste Magazin der neuen Ära einen sehr guten Eindruck, und ich würde mich sehr freuen, wenn es lange und erfolgreich weiterginge.
Zu beziehen ist das Magazin im gut sortierten Zeitschriftenhandel, im Comic-Fachgeschäft und natürlich direkt über den Verlag; die Website hilft hier weiter. (Ob einem der Preis von 9,80 Euro gefällt, muss jeder Mensch selbst entscheiden.) Dort gibt es auch Leseproben, die mehr über den Inhalt verraten.
Es war das erste Comic-Magazin im deutschen Sprachraum, das regelmäßig erschien und der damals neuen Welle an erwachsenen Comics als Sprachrohr diente. Mein Comic-Geschmack wurde damals maßgeblich durch die »Comixene« geprägt. Einen zweiten Versuch gab es ab 1994, einen dritten Versuch von 2003 bis 2012.
Mit der neuen Ausgabe 116 startete im Herbst 2015 dann der vierte Versuch; ich kam leider erst dieser Tage dazu, das Heft gründlich zu lesen. Ein Fanzine ist die »Comixene« selbstverständlich nicht mehr: Das von Martin Jurgeit verantwortete Heft präsentiert sich als vierfarbig illustriertes und hochwertig gestaltetes Magazin, das hundert Seiten umfasst und mir wirklich sehr gut gefällt.
Durchgehend herrscht ein journalistischer Stil. Interviews und Artikel sind sauber geschrieben; so werden beispielsweise der deutsche Zeichner Nic Klein und der populäre Künstler Lewis Trondheim porträtiert, es geht um die Zeitschrift »Charlie Hebdo«, und natürlich werden haufenweise aktuelle Comics besprochen. Alle Artikel sind reichhaltig illustriert, die textliche Ausrichtung ist kritisch und zugleich positiv.
Mit »Rainhill« gibt's einen starken Schwarzweiß-Comic von Nic Klein zu lesen, dazu kommen Cartoons. Alles in allem macht das erste Magazin der neuen Ära einen sehr guten Eindruck, und ich würde mich sehr freuen, wenn es lange und erfolgreich weiterginge.
Zu beziehen ist das Magazin im gut sortierten Zeitschriftenhandel, im Comic-Fachgeschäft und natürlich direkt über den Verlag; die Website hilft hier weiter. (Ob einem der Preis von 9,80 Euro gefällt, muss jeder Mensch selbst entscheiden.) Dort gibt es auch Leseproben, die mehr über den Inhalt verraten.
08 April 2016
Krankenhaus-Museum
Eigentlich bin ich nicht der große Fan von Museen. Aber wenn man schon in der wunderschönen Stadt Beaune in Burgund ist, in der man auch nett durch die Gassen und Straßen bummeln, guten Wein trinken und allerlei Krimskrams einkaufen kann, dann sollte man wohl auch das »Hotel Dieu« besichtigen.
Im 15. Jahrhundert war der Gebäudekomplex errichtet worden, ursprünglich als reines Armenkrankenhaus. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war der Komplex noch als Krankenhaus genutzt worden – es ist nach wie vor ein beeindruckendes Gebäude mit schönem Dach, mit toller Architektur, mit vielen alten Ölgemälden an den Wänden und verzierten Deckenbalken.
Heutzutage ist es ein Museum. In den einzelnen Räumlichkeiten wird erklärt, wie sich beispielsweise das Leben dort vor Jahrhunderten abspielte, aus welcher Motivation heraus der Herzog damals auf die Idee kam, sich für die Kranken und Armen zu engagieren – um dem Fegefeuer früher zu entrinnen ... –, und wie beispielsweise in früheren Jahrhunderten eine Apotheke funktionierte.
Ich fand das gut gemacht. Mithilfe der Erläuterungen, die es nicht nur in französischer Sprache, sondern auch auf Englisch und Deutsch gab, konnte ich alles gut nachvollziehen. Wer wollte, konnte mit dem »Audio Guide« noch richtig tiefschürfen und weitere Informationen zu den Details abfragen. Das machte ich nur selten, so engagiert war ich dann doch nicht – die Erfahrung lehrt, dass man das meiste eh schnell wieder vergisst.
Museumsbesuche sind oft langweilig. Der in Beaune war es nicht, er lohnte sich Vor allem war nach den Stunden im Museum das Wetter wieder besser; den zwischendurch herunterkommenden Regen hatten wir größtenteils verpasst.
Im 15. Jahrhundert war der Gebäudekomplex errichtet worden, ursprünglich als reines Armenkrankenhaus. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war der Komplex noch als Krankenhaus genutzt worden – es ist nach wie vor ein beeindruckendes Gebäude mit schönem Dach, mit toller Architektur, mit vielen alten Ölgemälden an den Wänden und verzierten Deckenbalken.
Heutzutage ist es ein Museum. In den einzelnen Räumlichkeiten wird erklärt, wie sich beispielsweise das Leben dort vor Jahrhunderten abspielte, aus welcher Motivation heraus der Herzog damals auf die Idee kam, sich für die Kranken und Armen zu engagieren – um dem Fegefeuer früher zu entrinnen ... –, und wie beispielsweise in früheren Jahrhunderten eine Apotheke funktionierte.
Ich fand das gut gemacht. Mithilfe der Erläuterungen, die es nicht nur in französischer Sprache, sondern auch auf Englisch und Deutsch gab, konnte ich alles gut nachvollziehen. Wer wollte, konnte mit dem »Audio Guide« noch richtig tiefschürfen und weitere Informationen zu den Details abfragen. Das machte ich nur selten, so engagiert war ich dann doch nicht – die Erfahrung lehrt, dass man das meiste eh schnell wieder vergisst.
Museumsbesuche sind oft langweilig. Der in Beaune war es nicht, er lohnte sich Vor allem war nach den Stunden im Museum das Wetter wieder besser; den zwischendurch herunterkommenden Regen hatten wir größtenteils verpasst.
07 April 2016
Die Zukunft in der Hand?
»Wir sind doch alle fasziniert und begeistert von diesen kleinen Geräten«, sagte die Frau in dem eleganten Kostüm und hielt ihr Smartphone in die Höhe. »Und eigentlich können wir nicht ohne sie leben.«
»Ich kann das sehr gut«, gab ich zurück. »Mein Handy ist mehr als zehn Jahre alt, und ich benutze es nur in Notfällen. Ein Smartphone besitze ich erst gar nicht.«
Sie sah mich fassungslos an. Wir saßen in den Räumlichkeiten einer Agentur, die anscheinend gut Geld verdiente. Alles sah sehr ordentlich aus, der Erfolg strahlte aus allen Ritzen. Die Frau, mit der ich sprach, war jünger als ich, aber sie hatte die vierzig schon überschritten, war alles andere als ein Teenager oder »Digital Native«.
»Aber Sie sind doch Science-Fiction-Redakteur«, sagte sie dann. »Sie müssen doch ein solches Smartphone haben, sie müssen auf dem Laufenden sein, solche Geräte sind Science Fiction. Man muss doch mit den Entwicklungen laufend Schritt halten.«
Ich erklärte ihr, dass ein Smartphone mitnichten Science Fiction oder gar Zukunft sei. »Die Dinger sind Gegenwart, die sind schon da. Sie waren vor zwanzig Jahren noch Science Fiction.« Und ich sei sehr froh, wenn ich in meiner Freizeit aus dem dauernden Termindruck und aus der Informationsflut so weit aussteigen könne, wie ich es für mich gut befinde.
Sie verstand mich nicht. Wir verstanden einander nicht. Sie stellte dar, wofür sie ihr Smartphone benötigte. Ich stellte fest, dass mich das alles auf einer theoretischen Basis interessierte, dass ich das aber für mein Leben nicht brauchte. Ich sagte ihr nicht, dass ich sehr wohl mit dem Gedanken spielte, mir ein Smartphone zu kaufen – vor allem deshalb, weil sich mein Handy in seine Bestandteile auflöste.
Wir trennten uns in beidseitiger Irritation. Parallelgesellschaften ... überall!
»Ich kann das sehr gut«, gab ich zurück. »Mein Handy ist mehr als zehn Jahre alt, und ich benutze es nur in Notfällen. Ein Smartphone besitze ich erst gar nicht.«
Sie sah mich fassungslos an. Wir saßen in den Räumlichkeiten einer Agentur, die anscheinend gut Geld verdiente. Alles sah sehr ordentlich aus, der Erfolg strahlte aus allen Ritzen. Die Frau, mit der ich sprach, war jünger als ich, aber sie hatte die vierzig schon überschritten, war alles andere als ein Teenager oder »Digital Native«.
»Aber Sie sind doch Science-Fiction-Redakteur«, sagte sie dann. »Sie müssen doch ein solches Smartphone haben, sie müssen auf dem Laufenden sein, solche Geräte sind Science Fiction. Man muss doch mit den Entwicklungen laufend Schritt halten.«
Ich erklärte ihr, dass ein Smartphone mitnichten Science Fiction oder gar Zukunft sei. »Die Dinger sind Gegenwart, die sind schon da. Sie waren vor zwanzig Jahren noch Science Fiction.« Und ich sei sehr froh, wenn ich in meiner Freizeit aus dem dauernden Termindruck und aus der Informationsflut so weit aussteigen könne, wie ich es für mich gut befinde.
Sie verstand mich nicht. Wir verstanden einander nicht. Sie stellte dar, wofür sie ihr Smartphone benötigte. Ich stellte fest, dass mich das alles auf einer theoretischen Basis interessierte, dass ich das aber für mein Leben nicht brauchte. Ich sagte ihr nicht, dass ich sehr wohl mit dem Gedanken spielte, mir ein Smartphone zu kaufen – vor allem deshalb, weil sich mein Handy in seine Bestandteile auflöste.
Wir trennten uns in beidseitiger Irritation. Parallelgesellschaften ... überall!
06 April 2016
Schokolade beim Klaus
Seit meinem ersten Gang durch die Rue Jean Jacques Rousseau in Dijon wollte ich ein ganz bestimmtes Geschäft betreten. Es trug den schlichten Namen »Klaus«, und in seinem Schaufenster fand ich nur allerlei Schokolade – allerdings dauerte es mehrere Tage, an denen ich stets außerhalb der Geschäftszeiten in diese Ecke der Stadt kam, bis ich das Geschäft endlich betreten konnte.
Der Mann an der kleinen Kasse, der für den Laden verantwortlich war, konnte mein Dauergrinsen natürlich nicht verstehen. Er trug einen kräftigen Vollbart, einen rundlichen Bauch, ein »Harley Davidson«-Shirt und einige schlichte Tätowierungen auf den Armen, passte auf den ersten Blick also überhaupt nicht in einen Laden, der im Prinzip nur Schokolade anbot.
Und was für Schokolade! Natürlich gab es die üblichen Tafeln in der bekannten Verpackung, aber die »Plaisirs Gourmands« boten darüber hinaus allerlei Leckereien an. Besonders witzig fand ich allerlei Werbetafeln, teilweise modern, teilweise im Design aus dem 19. Jahrhundert abgeleitet. Da überall mein Vorname draufstand, kam ich aus einem debilen Grinsen nicht heraus.
Selbstverständlich kaufte ich ordentlich ein. Ich kaufte Postkarten und Schokoladetafeln, »Café Cardamone« in schokoladiger Hülle und Kakaopuder mit dem »Klaus«-Logo; wie die Sachen schmeckten, wusste ich nicht einmal. Aber wann hat man schon mal die Chance, in einem Laden einzukaufen, der einen so passenden Namen trägt?
Der Mann an der kleinen Kasse, der für den Laden verantwortlich war, konnte mein Dauergrinsen natürlich nicht verstehen. Er trug einen kräftigen Vollbart, einen rundlichen Bauch, ein »Harley Davidson«-Shirt und einige schlichte Tätowierungen auf den Armen, passte auf den ersten Blick also überhaupt nicht in einen Laden, der im Prinzip nur Schokolade anbot.
Und was für Schokolade! Natürlich gab es die üblichen Tafeln in der bekannten Verpackung, aber die »Plaisirs Gourmands« boten darüber hinaus allerlei Leckereien an. Besonders witzig fand ich allerlei Werbetafeln, teilweise modern, teilweise im Design aus dem 19. Jahrhundert abgeleitet. Da überall mein Vorname draufstand, kam ich aus einem debilen Grinsen nicht heraus.
Selbstverständlich kaufte ich ordentlich ein. Ich kaufte Postkarten und Schokoladetafeln, »Café Cardamone« in schokoladiger Hülle und Kakaopuder mit dem »Klaus«-Logo; wie die Sachen schmeckten, wusste ich nicht einmal. Aber wann hat man schon mal die Chance, in einem Laden einzukaufen, der einen so passenden Namen trägt?
05 April 2016
Illegale Farben im 21. Jahrhundert
Es gibt Bands, die hört man einmal, und dann hauen sie einen um. So ging es mir tatsächlich mit Illegale Farben. Die Band besteht aus Leuten, die ich alle mal mit ihren früheren Bands schon auf irgendwelchen Bühnen gesehen habe, macht aber eine Musik, die ganz anders als frühere Kapellen klingt.
Der Sänger knödelt laut, die Textzeilen in deutscher Sprache sind abgehackt und gleichzeitig klar; die Gitarre zupft und knarrt, das Schlagzeug wummert häufig vergleichsweise abgehackt im Hintergrund; das ist auf gar keinen Fall ein Uffta-Uffta-Punkrock. Die Band ist originell, aber nicht in einer Art, die einen abschrecken könnte.
Wenn man die CD zum ersten Mal hört, packt sie einen. Wenn man sie ein paarmal hört, entwickelt sich zudem ein echter Hit-Charakter, den ich richtig stark fand. Tolle Platte!
Ich möchte sie jetzt tatsächlich live sehen. Aber so lange tröste ich mich damit, dass ich die Platte super finde und dass man bei YouTube schon das eine oder andere Video angucken kann.
Wenn man so will, hören sich Illegale Farben schon ein wenig nach Fehlfarben an, von denen sie eindeutig den Namen entliehen haben. Sie sind zackig, sie haben einige »funkige« Elemente, sie sind irgendwie schon Punk, und ihre knalligen Melodien sol
lten zum Tanzen anregen.Der Sänger knödelt laut, die Textzeilen in deutscher Sprache sind abgehackt und gleichzeitig klar; die Gitarre zupft und knarrt, das Schlagzeug wummert häufig vergleichsweise abgehackt im Hintergrund; das ist auf gar keinen Fall ein Uffta-Uffta-Punkrock. Die Band ist originell, aber nicht in einer Art, die einen abschrecken könnte.
Wenn man die CD zum ersten Mal hört, packt sie einen. Wenn man sie ein paarmal hört, entwickelt sich zudem ein echter Hit-Charakter, den ich richtig stark fand. Tolle Platte!
Ich möchte sie jetzt tatsächlich live sehen. Aber so lange tröste ich mich damit, dass ich die Platte super finde und dass man bei YouTube schon das eine oder andere Video angucken kann.
Für Trekkisten
Bekanntlich wird die Fernsehserie »Star Trek« mit allem Drumherum in diesem Jahr fünfzig Jahre alt; das muss entsprechend gefeiert werden. Der amerikanische Verlag Pocket Books, eine Tochterfirma von Simon & Schuster, haut dabei besonders auf die Pauke: Rund 700 Romane und andere »Begleitbücher« zu dem Science-Fiction-Kosmos gibt es jetzt als E-Books.
Das Besondere dabei: Man verzichtet endlich auf DRM, man verkauft sie auch über eine eigens dafür erstellte Shop-Seite. Zitat von dieser speziell eingerichteten Website des Verlages: »the entire DRM free library at StarTrekBooks.com where you’ll find special offers«. Zu den »special offers« zählt in diesem Fall auch, dass ein Kunde, der sich auf dieser Seite registriert, ein kostenloses E-Book abstauben kann.
Wäre ich »Star Trek«-Fan, würde ich mir diese Gelegenheit ja nicht entgehen lassen. Aber auch als Nicht-Fan der Serie freue ich mich über alles, was dazu führt, dass die Science Fiction wieder ein Stück mehr in die Popularität zurückkehrt.
Das Besondere dabei: Man verzichtet endlich auf DRM, man verkauft sie auch über eine eigens dafür erstellte Shop-Seite. Zitat von dieser speziell eingerichteten Website des Verlages: »the entire DRM free library at StarTrekBooks.com where you’ll find special offers«. Zu den »special offers« zählt in diesem Fall auch, dass ein Kunde, der sich auf dieser Seite registriert, ein kostenloses E-Book abstauben kann.
Wäre ich »Star Trek«-Fan, würde ich mir diese Gelegenheit ja nicht entgehen lassen. Aber auch als Nicht-Fan der Serie freue ich mich über alles, was dazu führt, dass die Science Fiction wieder ein Stück mehr in die Popularität zurückkehrt.
04 April 2016
Viel Geboller aus Norwegen
Sieht man von ganz wenigen Zwischentönen ab, hatte die ENPUNKT-Radiosendung am Sonntag, 3. April 2016, einen ganz deutlichen Schwerpunkt auf Hardcore-Punk. Das Thema war Norwegen, und irgendwie hatte ich es nicht geschafft, einige Melodie-Perlen auf den Plattenteller zu zaubern. Für die Hörerinnen und Hörer war’s hoffentlich trotzdem abwechslungsreich genug.
Wobei ich mit den Trashcan Darlings immerhin eine Band hatte, die nach 1977 klang, und mit den Jessica Fletchers sogar eine, die eher »Indie«-Musik machte. Die rissen’s allerdings kaum heraus.
Dangerman bollerten ebenso im Hardcore-Sound, wie man ihn Ende der 80er-Jahre gewissermaßen erfunden hatte, wie es auch Drunk taten; beide Bands stammten aus Oslo und bestanden aus alten Szenegängern. Auch Kolokol spielten die Art von Musik, die ich vor gut dreißig Jahren mit Punk aus Norwegen verbunden hatte.
Moderner klang der Hardcore bei Silence The Foe, bei denen heftig gebrüllt wurde, sowie bei Common Cause, die schwer nach New York klangen. Immer noch originell finde ich Rifu, die mich anfangs der Nuller-Jahre auch mit ihren Live-Auftritten überzeugten.
Lustig fand ich, dass die einzige Band aus den 80er-Jahren, die ich dann doch spielte, gar nicht so klang wie der typische Norwegen-Sound dieser Jahre: Within Range waren eher rockig, hauten nicht so auf den Sack und überraschten mich dadurch sehr. Die Platte dieser Band hatte ich seit gut zwanzig Jahren nicht mehr angehört, das werde ich wohl bei Gelegenheit nachholen müssen.
Wobei ich mit den Trashcan Darlings immerhin eine Band hatte, die nach 1977 klang, und mit den Jessica Fletchers sogar eine, die eher »Indie«-Musik machte. Die rissen’s allerdings kaum heraus.
Dangerman bollerten ebenso im Hardcore-Sound, wie man ihn Ende der 80er-Jahre gewissermaßen erfunden hatte, wie es auch Drunk taten; beide Bands stammten aus Oslo und bestanden aus alten Szenegängern. Auch Kolokol spielten die Art von Musik, die ich vor gut dreißig Jahren mit Punk aus Norwegen verbunden hatte.
Moderner klang der Hardcore bei Silence The Foe, bei denen heftig gebrüllt wurde, sowie bei Common Cause, die schwer nach New York klangen. Immer noch originell finde ich Rifu, die mich anfangs der Nuller-Jahre auch mit ihren Live-Auftritten überzeugten.
Lustig fand ich, dass die einzige Band aus den 80er-Jahren, die ich dann doch spielte, gar nicht so klang wie der typische Norwegen-Sound dieser Jahre: Within Range waren eher rockig, hauten nicht so auf den Sack und überraschten mich dadurch sehr. Die Platte dieser Band hatte ich seit gut zwanzig Jahren nicht mehr angehört, das werde ich wohl bei Gelegenheit nachholen müssen.
03 April 2016
Zwischen den Weinbergen
Es war nicht das erste Mal, dass wir die schöne Gegend des sogenannten Maconnais ansteuerten; dabei handelt es sich um die hügelige Landschaft, die sich hinter der französischen Stadt Mâcon in der Region Burgund erstreckt. Es war auch nicht das letzte Mal gewesen sein, da bin ich mir sicher. Ein Grund ist sicher, dass wir dort eine so schöne Unterkunft gefunden haben, ein anderer ist sicher, dass aus dieser Gegend leckere Weißweine kommen, die sich vor Ort gut verkosten und einkaufen lassen.
Clessé ist so winzig, dass es nicht einmal einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat. Das Dorf besteht aus wenigen Straßen, dürfte nicht mehr als einige hundert Einwohner haben – sicher weniger als tausend – und liegt zwischen den Weinbergen. Wenn man dort spazierengeht, ist man immer zwischen irgendwelchen Reben unterwegs; das lässt sich praktisch nicht vermeiden ...
Ich kannte den Ort nicht, bevor ich im vergangenen Jahr dort zum ersten Mal nächtigte. Es handelt sich um das Zentrum eines kleinen Weingebietes, der Viré-Clessé – von der Region hatte ich zuvor auch nichts gehört. Kein Wunder, ich bin alles andere als ein Weinkenner. Der Viré-Clessé gehört zu den Chardonnay-Weinen, ist sehr fruchtig (aber trotzdem nicht süß) und nicht immer so richtig preiswert. Man kann da also richtig Geld liegen lassen, wenn man möchte.
Aber man kann halt auch einigermaßen preiswert einkaufen, durch die Straßen und Wege spazieren und die »Seele baumeln« lassen. Das ist nicht das schlechteste Programm für einen kurzen Urlaub, denke ich.
Clessé ist so winzig, dass es nicht einmal einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat. Das Dorf besteht aus wenigen Straßen, dürfte nicht mehr als einige hundert Einwohner haben – sicher weniger als tausend – und liegt zwischen den Weinbergen. Wenn man dort spazierengeht, ist man immer zwischen irgendwelchen Reben unterwegs; das lässt sich praktisch nicht vermeiden ...
Ich kannte den Ort nicht, bevor ich im vergangenen Jahr dort zum ersten Mal nächtigte. Es handelt sich um das Zentrum eines kleinen Weingebietes, der Viré-Clessé – von der Region hatte ich zuvor auch nichts gehört. Kein Wunder, ich bin alles andere als ein Weinkenner. Der Viré-Clessé gehört zu den Chardonnay-Weinen, ist sehr fruchtig (aber trotzdem nicht süß) und nicht immer so richtig preiswert. Man kann da also richtig Geld liegen lassen, wenn man möchte.
Aber man kann halt auch einigermaßen preiswert einkaufen, durch die Straßen und Wege spazieren und die »Seele baumeln« lassen. Das ist nicht das schlechteste Programm für einen kurzen Urlaub, denke ich.
02 April 2016
Das Parker-Orakel
Wenn es darum geht, die Qualität von Weinen zu bewerten, greifen viele Menschen auf öffentlich zugängliche Listen und Bücher zurück. Unter anderem wird gern der »Parker« zitiert, den ich nur vom Namen her kenne. Offenbar handelt es sich um eine Institution unter Wein-Experten, die alles Relevante weiß.
In Dijon zitierte ich irgendwann einen anderen Parker, wenn es darum, Dinge zu beurteilen. Ich las – wie so oft – einen Roman des amerikanischen Krimi-Schriftstellers Robert B. Parker, und dieser lag praktisch ständig griffbereit. Ich wurde auch sehr oft dabei ertappt, wie ich ein Kapitel las, anstelle beispielsweise in der Küche unserer Ferienwohnung zu helfen ...
Ging es in einer Unterhaltung darum, einen Rat einzuholen, griff ich nach dem Taschenbuch aus dem Pendragon-Verlag, schlug es an einer x-beliebigen Seite auf und sagte, »dann lasst uns mal bei Parker nachlesen«. Das funktionierte erstaunlich oft: Da die Dialoge in diesen Romanen meist knapp und direkt sind, kann man eine Dialogzeile hervorzerren und in eine ganz normale Unterhaltung einbauen – das passt meist irgendwie.
Das erinnerte mich oft an die religiösen Unterweisungen meiner Kindheit. Wenn die »Hauspriester« zu Besuch kamen, wurde die »Heilige Schrift« an einer x-beliebigen Stelle aufgeschlagen und zu Rate gezogen. Was man dann als »Heiliges Wort« fand, diente als Grundlage für eine kleine Predigt.
So ähnlich ging es mit mir und dem Parker in Dijon. Wobei es sich der amerikanische Autor, der leider schon verstorben ist, sicher nie hätte träumen lassen, dass er quasi als Bibel-Ersatz dienen sollte ...
In Dijon zitierte ich irgendwann einen anderen Parker, wenn es darum, Dinge zu beurteilen. Ich las – wie so oft – einen Roman des amerikanischen Krimi-Schriftstellers Robert B. Parker, und dieser lag praktisch ständig griffbereit. Ich wurde auch sehr oft dabei ertappt, wie ich ein Kapitel las, anstelle beispielsweise in der Küche unserer Ferienwohnung zu helfen ...
Ging es in einer Unterhaltung darum, einen Rat einzuholen, griff ich nach dem Taschenbuch aus dem Pendragon-Verlag, schlug es an einer x-beliebigen Seite auf und sagte, »dann lasst uns mal bei Parker nachlesen«. Das funktionierte erstaunlich oft: Da die Dialoge in diesen Romanen meist knapp und direkt sind, kann man eine Dialogzeile hervorzerren und in eine ganz normale Unterhaltung einbauen – das passt meist irgendwie.
Das erinnerte mich oft an die religiösen Unterweisungen meiner Kindheit. Wenn die »Hauspriester« zu Besuch kamen, wurde die »Heilige Schrift« an einer x-beliebigen Stelle aufgeschlagen und zu Rate gezogen. Was man dann als »Heiliges Wort« fand, diente als Grundlage für eine kleine Predigt.
So ähnlich ging es mit mir und dem Parker in Dijon. Wobei es sich der amerikanische Autor, der leider schon verstorben ist, sicher nie hätte träumen lassen, dass er quasi als Bibel-Ersatz dienen sollte ...
01 April 2016
Demonstration in Dijon
Dass die Bürger in Frankreich die sozialen Kürzungen und sonstigen Grausamkeiten, die ihre Regierung derzeit auf sie herunterprasseln lässt, nicht einfach so hinnehmen, ist allgemein bekannt. Einen Eindruck davon bekam ich am Donnerstag, 31. März 2016, in Dijon: Aus verschiedenen Richtungen strömten die Demonstranten auf den zentralen Place de la Liberation.
Rote Fahnen wehten, Sprechchöre dröhnten durch die Straßen. Transportarbeiter trugen ihre gelben und roten Warnwesten, Bürger liefen dazwischen, einige in Anzügen, dazwischen vereinzelte Leute, die ich dem autonomen Spektrum zugezählt hätte. Es waren sicher Tausende von Menschen, die sich auf dem Platz versammelten, keine fünfzig Meter von der Wohnung entfernt, in der wir eine Woche lang gelebt hatten.
Eindrucksvoll war eine Demonstration von Schülern, einige hundert waren es sicher. Sie kamen als ein Pulk durch eine der Nebenstraßen, Transparente und Plakate in der Hand. Ihre Slogans hallten zwischen den alten Häusern der Stadt wieder, sie wirkten machtvoll und mutig.
In den Seitenstraßen sah ich wenig Polizei. Vereinzelt standen Männer herum, die mir auf einige Schritt Entfernung so vorkamen, als seien sie schlecht getarnte Zivilpolizisten; es blieb alles sehr ruhig. (Erst später schien es ein wenig gekracht zu haben.)
Ich wurde irgendwann ein wenig nervös. Letztlich richtete sich auch diese Demonstration nicht nur gegen ein einzelnes Regierungsprojekt, sondern gegen die Sparpolitik, die unter anderem von Deutschland vorangetrieben wurde. Und da wäre ein deutsches Auto, das direkt bei dem Platz um die Ecke parkte, vielleicht gar nicht so sicher gewesen. Ich war dann tatsächlich ganz froh, als wir die Stadt verließen ...
Rote Fahnen wehten, Sprechchöre dröhnten durch die Straßen. Transportarbeiter trugen ihre gelben und roten Warnwesten, Bürger liefen dazwischen, einige in Anzügen, dazwischen vereinzelte Leute, die ich dem autonomen Spektrum zugezählt hätte. Es waren sicher Tausende von Menschen, die sich auf dem Platz versammelten, keine fünfzig Meter von der Wohnung entfernt, in der wir eine Woche lang gelebt hatten.
Eindrucksvoll war eine Demonstration von Schülern, einige hundert waren es sicher. Sie kamen als ein Pulk durch eine der Nebenstraßen, Transparente und Plakate in der Hand. Ihre Slogans hallten zwischen den alten Häusern der Stadt wieder, sie wirkten machtvoll und mutig.
In den Seitenstraßen sah ich wenig Polizei. Vereinzelt standen Männer herum, die mir auf einige Schritt Entfernung so vorkamen, als seien sie schlecht getarnte Zivilpolizisten; es blieb alles sehr ruhig. (Erst später schien es ein wenig gekracht zu haben.)
Ich wurde irgendwann ein wenig nervös. Letztlich richtete sich auch diese Demonstration nicht nur gegen ein einzelnes Regierungsprojekt, sondern gegen die Sparpolitik, die unter anderem von Deutschland vorangetrieben wurde. Und da wäre ein deutsches Auto, das direkt bei dem Platz um die Ecke parkte, vielleicht gar nicht so sicher gewesen. Ich war dann tatsächlich ganz froh, als wir die Stadt verließen ...
Abonnieren
Posts (Atom)