»Was hast du denn auf dem LiteraturCamp gemacht?«, war eine häufig gehörte Frage am Samstagabend (von diesem Tag stammt auch das Foto zu diesem Text). Und ich tat mich schwer damit, das klar zu beantworten.
Ich fuhr nach Heidelberg, weil ich dazu lernen wollte, weil ich neue Eindrücke bekommen wollte, weil ich Menschen treffen und mit ihnen reden wollte, die sich auch für Literatur im weitesten Sinne interessieren. Das alles habe ich erreicht, bei wüstenhaften Temperaturen um 38,5 Grad und einer ausgesprochen netten Stimmung.
Am zweiten Tag des LiteraturCamps saß ich zeitweise gar nicht im Programm. Mit einigen Leuten aus der Science-Fiction- und Fantasy-Szene saß ich im Freien – als Gesichtsältester bekam ich den einzigen Stuhl –; wir redeten in kunterbuntem Durcheinander über Cyberpunk, unsere Leseerfahrung, die Polizei und andere Themen.
In einem Programmpunkt zur »Künstliche Intelligenzen in der SF« ließ ich mich über aktuelle Bücher informieren und zur interessanten Erkenntnis, welche Computer mit weiblichem Namen eher »dienend« und welche mit männlichem Namen eher selbständig sind. In einer weiteren Runde ließ ich mir ein wenig über SEO-Taktiken erzählen – also Suchmaschinen-Optimierung. Und am Rand bekam ich noch mit, welche Kreativtechniken man fürs Schreiben einsetzen kann.
Zwischendurch trank ich drei Flaschen Wasser, futterte einen veganen Burger und einen Muffin. Und trotz der Hitze, die mein Hirn in Brei verwandelte, lief der Tag an mir mit hohem Tempo vorüber.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 Juni 2019
29 Juni 2019
Schwitzen in Heidelberg
Der Samstag, 29. Juni 2019, steht für mich im Zeichen des LiteraturCamps in Heidelberg. Das ist – ich bin zum vierten Mal vor Ort – eine Veranstaltung für Menschen, die sich für Literatur interessieren, die Bücher schreiben oder sich beruflich mit literarischen Themen beschäftigen.
Organisiert wird das Ganze nach dem BarCamp-System, das ich von Jahr zu Jahr mit großem Staunen beobachte: Es funktioniert tatsächlich, ein Programm im Lauf einer Veranstaltung zu erstellen und bewusst so zu variieren, wie es sich anbietet.
Dazu gehören Vorstellungsrunden – man nennt seinen Namen, seinen Twitter-Account und seine Hahstags – sowie eine Sessionplanung, die mit Abstimmungen und spontanen Zuordnungen funktioniert. Das Ganze funktioniert natürlich nur, weil diverse Sponsoren mitmachen. (Mein Bild zeigt, wie kleinere Sponsoren präsentiert werden.)
Ich kenne Menschen, die sagen, das LitCamp sei ein wenig »hippiemäßig«. Das ist nicht falsch. Im Prinzip wird hier eine Utopie gelebt: eine herrschaftsfreie Struktur, in die sich theoretisch jede Person einbringen kann. Allein das mag ich schon.
Organisiert wird das Ganze nach dem BarCamp-System, das ich von Jahr zu Jahr mit großem Staunen beobachte: Es funktioniert tatsächlich, ein Programm im Lauf einer Veranstaltung zu erstellen und bewusst so zu variieren, wie es sich anbietet.
Dazu gehören Vorstellungsrunden – man nennt seinen Namen, seinen Twitter-Account und seine Hahstags – sowie eine Sessionplanung, die mit Abstimmungen und spontanen Zuordnungen funktioniert. Das Ganze funktioniert natürlich nur, weil diverse Sponsoren mitmachen. (Mein Bild zeigt, wie kleinere Sponsoren präsentiert werden.)
Ich kenne Menschen, die sagen, das LitCamp sei ein wenig »hippiemäßig«. Das ist nicht falsch. Im Prinzip wird hier eine Utopie gelebt: eine herrschaftsfreie Struktur, in die sich theoretisch jede Person einbringen kann. Allein das mag ich schon.
28 Juni 2019
Unschlagbar – unfassbar cool!
Aus der Serie »Gratis Comic Tag 2019«
Warum die Carlsen-Kollegen den absolut coolen Comic-Helden »Unschlagbar« unter der Rubrik »Comics für Kids« einsortiert haben, werde ich wohl nie verstehen. Im Rahmen des »Gratis Comic Tages 2019« gab's von »Unschlagbar« ein Sonderheft, dessen Lektüre ich – ich gestehe es – wegen des vorgeblichen kindlichen Charakters nach hinten geschoben habe.
Was für ein Fehler! In den Geschichten die zwischen einer Seite und wenigen Seiten lang sind, zaubert der Autor und Zeichner Pascal Jousselin eine Fülle von Ideen, die spielerisch mit dem Medium Comics spielen. Die Hauptfigur wechselt zwischen den einzelnen Bildern, durchbricht buchstäblich die Grenzen, interagiert damit gewissermaßen mit sich selbst. Das klingt jetzt vielleicht verwirrend, man muss das echt gesehen haben.
»Unschlagbar« ist ein Funny-Comic, klar; die Bilder sind so, dass sie auch von Kindern gut gefunden werden. Aber es dürften vor allem die erwachsenen Comic-Leser sein, die eine riesige Freude daran haben, wie Jousselin mit den Grenzen des Genres arbeiten.
Das ist ziemlich genial, sehr außergewöhnlich und zu allem Überfluss auch noch witzig – manche Seite schaute ich mir staunend ein zweites und drittes Mal an. Eine gelungene Comic-Überraschung in diesem Sommer!
Warum die Carlsen-Kollegen den absolut coolen Comic-Helden »Unschlagbar« unter der Rubrik »Comics für Kids« einsortiert haben, werde ich wohl nie verstehen. Im Rahmen des »Gratis Comic Tages 2019« gab's von »Unschlagbar« ein Sonderheft, dessen Lektüre ich – ich gestehe es – wegen des vorgeblichen kindlichen Charakters nach hinten geschoben habe.
Was für ein Fehler! In den Geschichten die zwischen einer Seite und wenigen Seiten lang sind, zaubert der Autor und Zeichner Pascal Jousselin eine Fülle von Ideen, die spielerisch mit dem Medium Comics spielen. Die Hauptfigur wechselt zwischen den einzelnen Bildern, durchbricht buchstäblich die Grenzen, interagiert damit gewissermaßen mit sich selbst. Das klingt jetzt vielleicht verwirrend, man muss das echt gesehen haben.
»Unschlagbar« ist ein Funny-Comic, klar; die Bilder sind so, dass sie auch von Kindern gut gefunden werden. Aber es dürften vor allem die erwachsenen Comic-Leser sein, die eine riesige Freude daran haben, wie Jousselin mit den Grenzen des Genres arbeiten.
Das ist ziemlich genial, sehr außergewöhnlich und zu allem Überfluss auch noch witzig – manche Seite schaute ich mir staunend ein zweites und drittes Mal an. Eine gelungene Comic-Überraschung in diesem Sommer!
Titel und Mittel
»Sie mögen wohl meinen Titel nicht«, sagte die Verlagsleiterin unvermittelt zu mir.
Sie war neu im Verlag, nicht meine Vorgesetzte, aber doch in gewisser Weise wichtig für Dinge, die ich zu verantworten hatte. Und sie versuchte, stärkeren Einfluss auf meine Arbeit zu gewinnen, natürlich ohne sich auch nur andeutungsweise für die Inhalte zu interessieren.
Nichts ungewöhnliches für mich; solche Dinge kannte ich zu Genüge. Deshalb saß ich ständig in »Meetings« mit ihr, so auch bei diesem Gespräch.
»Wieso?«, fragte ich, durchaus verwundert.
»Sie sprechen mich immer nur mit meinem Nachnamen an«, belehrte sie mich, »und Sie lassen stets den Titel weg. Aber Sie wissen doch, dass mein Doktortitel ein offizieller Bestandteil meines Namens ist.«
Ich starrte sie an. Das meinte sie doch nicht ernst. Das musste ein Scherz sein. Ich wusste, dass sie einen »Dr.« vor dem Nachnamen hatte, aber ich hatte keine Ahnung, welche Art von Abschluss sie hatte. Es hatte schließlich weder etwas mit mir noch mit meiner Arbeit an der Science-Fiction-Serie zu tun, für die ich eingestellt worden war.
Sie blinzelte nicht, sondern erwiderte meinen Blick ganz ruhig. Ich war ratlos. Sie meinte es tatsächlich ernst, das verstand ich nun.
Sollte das eine Büro-Intrige sein? Ich wusste, dass es solche Dinge gab, aber ich hatte mich in all den Jahren erfolgreich aus irgendwelchen Kleinkriegen herausgehalten. Sie hatten weder mit mir noch mit meiner Arbeit etwas zu tun.
»Einverstanden.« Ich nickte ihr zu. »Ab sofort mit Titel.« Damit war das Thema für mich erledigt.
Leider für sie nicht komplett. In jeden Satz baute ich ab sofort ein »Frau Dr. Nachname« ein, penetrant und auch im Beisein von anderen. Sie wollte ihren Titel hören, also bekam sie ihn zu hören, gern auch hundertmal im Verlauf eines Gespräches.
Ob es damit zusammenhing oder nicht, erfuhr ich nicht – aber die Zahl der »Meetings« und »Jour Fixes«, die sie mit mir vereinbarte, ging drastisch zurück. Im Prinzip ließ sie mich in Ruhe, was mir sehr recht war.
Als sie wenige Monate kündigte, war ich nicht traurig. Zu ihrer Abschiedsfeier wurde ich als einziger der Abteilungsleiter nicht eingeladen. Auch darüber war ich nicht traurig.
Sie war neu im Verlag, nicht meine Vorgesetzte, aber doch in gewisser Weise wichtig für Dinge, die ich zu verantworten hatte. Und sie versuchte, stärkeren Einfluss auf meine Arbeit zu gewinnen, natürlich ohne sich auch nur andeutungsweise für die Inhalte zu interessieren.
Nichts ungewöhnliches für mich; solche Dinge kannte ich zu Genüge. Deshalb saß ich ständig in »Meetings« mit ihr, so auch bei diesem Gespräch.
»Wieso?«, fragte ich, durchaus verwundert.
»Sie sprechen mich immer nur mit meinem Nachnamen an«, belehrte sie mich, »und Sie lassen stets den Titel weg. Aber Sie wissen doch, dass mein Doktortitel ein offizieller Bestandteil meines Namens ist.«
Ich starrte sie an. Das meinte sie doch nicht ernst. Das musste ein Scherz sein. Ich wusste, dass sie einen »Dr.« vor dem Nachnamen hatte, aber ich hatte keine Ahnung, welche Art von Abschluss sie hatte. Es hatte schließlich weder etwas mit mir noch mit meiner Arbeit an der Science-Fiction-Serie zu tun, für die ich eingestellt worden war.
Sie blinzelte nicht, sondern erwiderte meinen Blick ganz ruhig. Ich war ratlos. Sie meinte es tatsächlich ernst, das verstand ich nun.
Sollte das eine Büro-Intrige sein? Ich wusste, dass es solche Dinge gab, aber ich hatte mich in all den Jahren erfolgreich aus irgendwelchen Kleinkriegen herausgehalten. Sie hatten weder mit mir noch mit meiner Arbeit etwas zu tun.
»Einverstanden.« Ich nickte ihr zu. »Ab sofort mit Titel.« Damit war das Thema für mich erledigt.
Leider für sie nicht komplett. In jeden Satz baute ich ab sofort ein »Frau Dr. Nachname« ein, penetrant und auch im Beisein von anderen. Sie wollte ihren Titel hören, also bekam sie ihn zu hören, gern auch hundertmal im Verlauf eines Gespräches.
Ob es damit zusammenhing oder nicht, erfuhr ich nicht – aber die Zahl der »Meetings« und »Jour Fixes«, die sie mit mir vereinbarte, ging drastisch zurück. Im Prinzip ließ sie mich in Ruhe, was mir sehr recht war.
Als sie wenige Monate kündigte, war ich nicht traurig. Zu ihrer Abschiedsfeier wurde ich als einziger der Abteilungsleiter nicht eingeladen. Auch darüber war ich nicht traurig.
27 Juni 2019
Fast zwei Wochen auf Rhodos
Im Juni diesen Jahres war ich doch mal wieder im Urlaub; diesmal ging es nach Rhodos. Ich war noch nie in Griechenland, noch nie auf einer der griechischen Insel, und deshalb war ich sehr gespannt, was auf mich zukommen würde. Letztlich bekam ich als Pauschalurlauber eben das mit, was die meisten Pauschalurlauber so zu Gesicht bekommen ...
Ernsthaft: Wir stiegen in einem schönen Hotel ab, hatten es von dort aus nicht weit zum Strand. Wir schnorchelten, wir baden im klaren Wasser, und abends aß und trank ich viel zu viel. Ich stellte fest, dass der griechische Wein ziemlich gut schmecken kann, und werde bei Gelegenheit herauszubringen versuchen, ob das auch noch nach dem Urlaub so ist.
Da die Bushhaltestelle direkt vor dem Hotel zu finden war, nahmen wir öfter den öffentlichen Bus. Wir fuhren nach Rhodos in die Stadt hinein – das Foto zeigt die Innenstadt –, wo ich feststellte, wie touristisch das ganze Geschehen tagsüber aussah und anmutete. Rhodos dürfte sich abends verändern; womöglich wäre es interessant, die Stadt mal anders zu besuchen. (Vor Jahren hatte ich in Venedig ähnliches festgestellt.)
Wir fuhren auch nach Lindos, einer kleinen Gemeinde, die extrem hübsch ist – ein einziges Postkarten-Motiv –, und nahmen an einer organisierten Inselrundfahrt teil, die aber sehr gut war. Die meiste Zeit gammelte ich am Strand oder am Pool herum, las viele Bücher, aß und trank zu viel. Meinem »individuellen« Tourismus konnte ich nur bei wenigen Spaziergängen über irgendwelche Berge nachgehen.
Aber ich fühlte mich anschließend sehr gut erholt. Und das war letztlich das wichtigste Ergebnis dieses Urlaubs. Rhodos ist durchaus eine Reise wert – aber man muss sich halt klar machen, dass die Insel vom Pauschaltourismus dominiert wird ...
Ernsthaft: Wir stiegen in einem schönen Hotel ab, hatten es von dort aus nicht weit zum Strand. Wir schnorchelten, wir baden im klaren Wasser, und abends aß und trank ich viel zu viel. Ich stellte fest, dass der griechische Wein ziemlich gut schmecken kann, und werde bei Gelegenheit herauszubringen versuchen, ob das auch noch nach dem Urlaub so ist.
Da die Bushhaltestelle direkt vor dem Hotel zu finden war, nahmen wir öfter den öffentlichen Bus. Wir fuhren nach Rhodos in die Stadt hinein – das Foto zeigt die Innenstadt –, wo ich feststellte, wie touristisch das ganze Geschehen tagsüber aussah und anmutete. Rhodos dürfte sich abends verändern; womöglich wäre es interessant, die Stadt mal anders zu besuchen. (Vor Jahren hatte ich in Venedig ähnliches festgestellt.)
Wir fuhren auch nach Lindos, einer kleinen Gemeinde, die extrem hübsch ist – ein einziges Postkarten-Motiv –, und nahmen an einer organisierten Inselrundfahrt teil, die aber sehr gut war. Die meiste Zeit gammelte ich am Strand oder am Pool herum, las viele Bücher, aß und trank zu viel. Meinem »individuellen« Tourismus konnte ich nur bei wenigen Spaziergängen über irgendwelche Berge nachgehen.
Aber ich fühlte mich anschließend sehr gut erholt. Und das war letztlich das wichtigste Ergebnis dieses Urlaubs. Rhodos ist durchaus eine Reise wert – aber man muss sich halt klar machen, dass die Insel vom Pauschaltourismus dominiert wird ...
26 Juni 2019
Positiv im Rebstock
Waldulm ist eine Gemeinde in der Ortenau, die ich aus meiner Kindheit noch kenne. Es gehörte zu den guten Traditionen in unserer Familie, im Frühjahr »über den Berg« zu fahren, sprich, wir fuhren aus dem immer noch verschneiten und kalten Freudenstadt hinüber »ins Badische«, wo es schon hell und sonnig war, wo die ersten Blüten zu sehen waren.
Dort gingen wir spazieren und machten all die Dinge, die man als Kind mag und als Teenager hasst: Kaffee trinken mit Verwandten, auf irgendwelchen Bänken herumsitzen und tratschen, Blumen pflücken und dergleichen. Unter anderem waren wir gelegentlich in einer kleinen Gemeinde namens Waldulm, die sehr schön zwischen Weinbergen, Obstbaumwiesen und Schwarzwaldbergen liegt; das fand ich als Kind schon ziemlich toll.
Dieser Tage verschlug es mich – mehr aus Zufall – mal wieder nach Waldulm. Ich hoffte, einige Dinge wiederzuerkennen, vielleicht sogar das Lokal, in dem ich mit meinen Eltern und meiner Schwester einige Male gegessen hatte.
Aber mein Hirn hatte andere Bilder abgespeichert, die ich nicht mehr mit der Realität abgleichen konnte. Es waren nun mal doch einige Jahrzehnte vergangen. Ich erkannte nichts wieder, alles war so anders, dass ich kein einziges Gebäude mit meiner Erinnerung vergleichen konnte.
Bevor ich frustriert sein konnte, kehrten wir spontan ein. Eine schöne Terrasse machte neugierig, und als wir dort saßen, fand ich sie noch schöner. Bei einem Glas Weißwein aus Kappelrodeck hatten wir einen herrlichen Blick auf die Weinberg, die sich rings um uns erhoben. Wir waren im »Rebstock« gelandet, wo wir im Verlauf der nächsten Stunden sehr lecker aßen und ebenfalls sehr gut tranken – als Autofahrer musste ich mich leider sehr einbremsen.
Das Restaurant verfügt über einen beeindruckenden Weinkeller, die Liste der angebotenen Weine ist sehr lang. Und das Essen ist auf einem Niveau, das ich in einem Dorf wie Waldulm nicht erwartet hätte. Bis hin zu den Desserts war ich von dem Angebot sehr begeistert. Da werde ich sicher bald wieder tafeln!
Dort gingen wir spazieren und machten all die Dinge, die man als Kind mag und als Teenager hasst: Kaffee trinken mit Verwandten, auf irgendwelchen Bänken herumsitzen und tratschen, Blumen pflücken und dergleichen. Unter anderem waren wir gelegentlich in einer kleinen Gemeinde namens Waldulm, die sehr schön zwischen Weinbergen, Obstbaumwiesen und Schwarzwaldbergen liegt; das fand ich als Kind schon ziemlich toll.
Dieser Tage verschlug es mich – mehr aus Zufall – mal wieder nach Waldulm. Ich hoffte, einige Dinge wiederzuerkennen, vielleicht sogar das Lokal, in dem ich mit meinen Eltern und meiner Schwester einige Male gegessen hatte.
Aber mein Hirn hatte andere Bilder abgespeichert, die ich nicht mehr mit der Realität abgleichen konnte. Es waren nun mal doch einige Jahrzehnte vergangen. Ich erkannte nichts wieder, alles war so anders, dass ich kein einziges Gebäude mit meiner Erinnerung vergleichen konnte.
Bevor ich frustriert sein konnte, kehrten wir spontan ein. Eine schöne Terrasse machte neugierig, und als wir dort saßen, fand ich sie noch schöner. Bei einem Glas Weißwein aus Kappelrodeck hatten wir einen herrlichen Blick auf die Weinberg, die sich rings um uns erhoben. Wir waren im »Rebstock« gelandet, wo wir im Verlauf der nächsten Stunden sehr lecker aßen und ebenfalls sehr gut tranken – als Autofahrer musste ich mich leider sehr einbremsen.
Das Restaurant verfügt über einen beeindruckenden Weinkeller, die Liste der angebotenen Weine ist sehr lang. Und das Essen ist auf einem Niveau, das ich in einem Dorf wie Waldulm nicht erwartet hätte. Bis hin zu den Desserts war ich von dem Angebot sehr begeistert. Da werde ich sicher bald wieder tafeln!
25 Juni 2019
Weg mit den Rätseln
Manche Meldungen aus Verlagen bekomme ich mit, und sie interessieren mich mit. Die aktuelle Meldung aus Köln hat mich aber doch überrascht: Der Verlag Bastei-Lübbe, dessen Produkte ich seit Jahrzehnten kaufe, hat sich mit Stand 31. Mai 2019 von seiner gesamten Sparte an Rätselheften getrennt.
Bisher hatten diese Hefte im Programmbereich »Romanhefte und Rätsel« einen Anteil von einem Viertel. Daraus kann man schließen, dass die Romanhefte – darunter so Sachen wie die Krimi-Serie »Jerry Cotton«, die Gruselserie »John Sinclair« oder die Science-Fiction-Serie »Maddrax« – wirtschaftlich gesund genug sind.
Laut Informationen diverser Medien hat das niederländische Unternehmen die 33 Rätselhefte gekauft. Wieviel die Niederländer dafür bezahlt haben, ist unbekannt. Die bisherigen Mitarbeiter werden nicht übernommen; was mit ihnen passiert, ist nicht öffentlich bekannt.
Bisher hatten diese Hefte im Programmbereich »Romanhefte und Rätsel« einen Anteil von einem Viertel. Daraus kann man schließen, dass die Romanhefte – darunter so Sachen wie die Krimi-Serie »Jerry Cotton«, die Gruselserie »John Sinclair« oder die Science-Fiction-Serie »Maddrax« – wirtschaftlich gesund genug sind.
Laut Informationen diverser Medien hat das niederländische Unternehmen die 33 Rätselhefte gekauft. Wieviel die Niederländer dafür bezahlt haben, ist unbekannt. Die bisherigen Mitarbeiter werden nicht übernommen; was mit ihnen passiert, ist nicht öffentlich bekannt.
24 Juni 2019
Monsieur Claude zum zweiten
Man kann über französische Spielfilme sagen, was man möchte: Sie erfreuen sich bei deutschen Zuschauern immer noch großer Beliebtheit. Ein schönes Beispiel hierfür ist »Monsieur Claude und seine Töchter«, der 2014 in die Kinos kam und zu einem großen Erfolg nicht nur in Frankreich wurde, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Es lag nahe, dass man eine Fortsetzung produzieren würde.
Diese trägt den schlichten Titel »Monsieur Claude 2«, und ich habe sie endlich gesehen. Es ist tatsächlich eine direkte Fortsetzung, und wer den ersten Teil nicht gesehen hat, wird den Anfang nicht verstehen. Deshalb versuche ich hier eine Zusammenfassung.
Monsieur Claude ist ein konservativer Franzose. Seine vier Töchter haben nacheinander sehr unterschiedliche Männer geheiratet: David ist Jude, Rachid ist Muslim, Chao stammt aus einer chinesischen Familie, und Charles ist schwarz. Und weil die vier Männer allesamt ihre Erfahrungen mit Rassismus und Ausgrenzung, Kriminalität und Klischees haben, beschließt jeder für sich in »Monsieur Claude 2«, Frankreich zu verlassen – natürlich zusammen mit den Frauen und den Kindern. In der Folge versucht Claude alles, um seinen vier Töchter und die vier unterschiedlichen Schwiegersöhne für Frankreich zu begeistern.
Schon klar: So einen Film kann man nur in Frankreich bringen. Die teilweise knalligen Witze mit rassistischem Unterton, die der erste Teil lieferte, bleiben im zweiten Teil aus; dafür geht es streckenweise um Ausgrenzung. Das ist durchaus auch mal politisch, bleibt aber meist recht harmlos. Und unterm Strich gewinnt dann doch das herrliche Frankreich.
Der Film ist unterhaltsam, ich musste schon einige Mal laut lachen. Aber den Knalleffekt von »Monsieur Claude und seine Töchter« kann er nicht wiederholen. Man muss »Monsieur Claude« also wirklich nicht im Kino gesehen haben; das ist ein Film, den man in aller Ruhe im Fernsehen angucken kann … eine harmlose Familienkomödie letztlich.
Diese trägt den schlichten Titel »Monsieur Claude 2«, und ich habe sie endlich gesehen. Es ist tatsächlich eine direkte Fortsetzung, und wer den ersten Teil nicht gesehen hat, wird den Anfang nicht verstehen. Deshalb versuche ich hier eine Zusammenfassung.
Monsieur Claude ist ein konservativer Franzose. Seine vier Töchter haben nacheinander sehr unterschiedliche Männer geheiratet: David ist Jude, Rachid ist Muslim, Chao stammt aus einer chinesischen Familie, und Charles ist schwarz. Und weil die vier Männer allesamt ihre Erfahrungen mit Rassismus und Ausgrenzung, Kriminalität und Klischees haben, beschließt jeder für sich in »Monsieur Claude 2«, Frankreich zu verlassen – natürlich zusammen mit den Frauen und den Kindern. In der Folge versucht Claude alles, um seinen vier Töchter und die vier unterschiedlichen Schwiegersöhne für Frankreich zu begeistern.
Schon klar: So einen Film kann man nur in Frankreich bringen. Die teilweise knalligen Witze mit rassistischem Unterton, die der erste Teil lieferte, bleiben im zweiten Teil aus; dafür geht es streckenweise um Ausgrenzung. Das ist durchaus auch mal politisch, bleibt aber meist recht harmlos. Und unterm Strich gewinnt dann doch das herrliche Frankreich.
Der Film ist unterhaltsam, ich musste schon einige Mal laut lachen. Aber den Knalleffekt von »Monsieur Claude und seine Töchter« kann er nicht wiederholen. Man muss »Monsieur Claude« also wirklich nicht im Kino gesehen haben; das ist ein Film, den man in aller Ruhe im Fernsehen angucken kann … eine harmlose Familienkomödie letztlich.
11 Juni 2019
Der Professor und das Gasthaus
Eine schöne Idee der Kollegen bei »Professor Zamorra«: Mit dem Band 1175 hat man ein kleines Jubiläum zu feiern, und das nutzt die »langlebigste Horrorserie der Welt« – schöner Untertitel übrigens! – auf ihre Weise aus.
Die Serie ist ja ein Mix aus Grusel, klassischer Phantastik, moderner Fantasy, Science Fiction und allerlei Krimi-Elementen. Sie wird von einem Team sehr unterschiedlicher Autoren geschrieben, und die haben natürlich allesamt ihre eigenen Ideen. Schön, dass die Redaktion das dann auch umsetzt.
Der genannte Band trägt den schönen Titel »Geh zum Teufel, Zamorra!« und stammt von vier Autoren. Sie schrieben vier unterschiedliche Geschichten, die allesamt in der Gaststätte »Zum Teufel« spielen. Das finde ich witzig.
Der Heftroman liegt im Verlag auf meinen Schreibtisch; den nehme ich mir mal für ein Wochenende vor. Mal schauen, wie sich die »Zamorra«-Welt denn heute so anfühlt ...
Die Serie ist ja ein Mix aus Grusel, klassischer Phantastik, moderner Fantasy, Science Fiction und allerlei Krimi-Elementen. Sie wird von einem Team sehr unterschiedlicher Autoren geschrieben, und die haben natürlich allesamt ihre eigenen Ideen. Schön, dass die Redaktion das dann auch umsetzt.
Der genannte Band trägt den schönen Titel »Geh zum Teufel, Zamorra!« und stammt von vier Autoren. Sie schrieben vier unterschiedliche Geschichten, die allesamt in der Gaststätte »Zum Teufel« spielen. Das finde ich witzig.
Der Heftroman liegt im Verlag auf meinen Schreibtisch; den nehme ich mir mal für ein Wochenende vor. Mal schauen, wie sich die »Zamorra«-Welt denn heute so anfühlt ...
10 Juni 2019
»Der Krieg der Knirpse« als Sonderheft
Aus der Serie »Gratis Comic Tag 2019«
In Frankreich ist der Erste Weltkrieg – so sagen zumindest die Experten – bis heute wesentlich traumatischer als der Zweite Weltkrieg. Immer wieder erscheinen zu diesem Thema auch neue Comics. Einer der besten in den vergangenen Jahren war und ist »Der Krieg der Knirpse«, der hierzulande seit einigen Jahren von Panini veröffentlicht wird. Zum »Gratis Comic Tag« gab's das erste Album der Serie als schickes Sonderheft – ein Grund für mich, es noch einmal zu lesen.
Die Geschichte beginnt vergleichsweise harmlos. Vier Jungs, die wegen der gleichlautenden Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen nur als »die Lulus« bezeichnet werden, leben in einem Waisenhaus in der Picardie. Der Erste Weltkrieg beginnt, die Front rollt über die Abtei hinweg, in der die Jungs aufgezogen werden. Weil sie aber in ihrem Baumhaus im Wald herumlungern, bekommen sie nicht mit, wie alles evakuiert mit.
Aus der Sicht von Kindern wird der Einmarsch der Reichswehr erzählt. Und was anfangs nach einem Abenteuer aussieht – endlich nicht mehr unter der Fuchtel der Erwachsenen leben! –, wird rasch zu einer prekären Situation: Wie sollen die Jungs in einer Region überleben, die von den Deutschen geplündert worden ist und die vorher von allen Erwachsenen entblößt wurde?
Der Autor Régis Hautière erzählt seine Geschichte stur aus der Sicht der ahnungslosen und unpolitischen Kinder, was hm sehr gut gelingt; auf Nationalismen verzichtet er, die Greuelpropaganda des Ersten Weltkriegs wird aber aufgegriffen. Mit seinen zwischen realistisch und leicht »funny«-mäßig schwankenden Bildern sorgt der Zeichner Hardoc für eine gelungene Illustration, die im ersten Band noch die Schrecken des Krieges weitestgehend ausspart. Ein starker Start in eine sehr gute Serie, die ich an dieser Stelle sehr gern empfehlen möchte.
In Frankreich ist der Erste Weltkrieg – so sagen zumindest die Experten – bis heute wesentlich traumatischer als der Zweite Weltkrieg. Immer wieder erscheinen zu diesem Thema auch neue Comics. Einer der besten in den vergangenen Jahren war und ist »Der Krieg der Knirpse«, der hierzulande seit einigen Jahren von Panini veröffentlicht wird. Zum »Gratis Comic Tag« gab's das erste Album der Serie als schickes Sonderheft – ein Grund für mich, es noch einmal zu lesen.
Die Geschichte beginnt vergleichsweise harmlos. Vier Jungs, die wegen der gleichlautenden Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen nur als »die Lulus« bezeichnet werden, leben in einem Waisenhaus in der Picardie. Der Erste Weltkrieg beginnt, die Front rollt über die Abtei hinweg, in der die Jungs aufgezogen werden. Weil sie aber in ihrem Baumhaus im Wald herumlungern, bekommen sie nicht mit, wie alles evakuiert mit.
Aus der Sicht von Kindern wird der Einmarsch der Reichswehr erzählt. Und was anfangs nach einem Abenteuer aussieht – endlich nicht mehr unter der Fuchtel der Erwachsenen leben! –, wird rasch zu einer prekären Situation: Wie sollen die Jungs in einer Region überleben, die von den Deutschen geplündert worden ist und die vorher von allen Erwachsenen entblößt wurde?
Der Autor Régis Hautière erzählt seine Geschichte stur aus der Sicht der ahnungslosen und unpolitischen Kinder, was hm sehr gut gelingt; auf Nationalismen verzichtet er, die Greuelpropaganda des Ersten Weltkriegs wird aber aufgegriffen. Mit seinen zwischen realistisch und leicht »funny«-mäßig schwankenden Bildern sorgt der Zeichner Hardoc für eine gelungene Illustration, die im ersten Band noch die Schrecken des Krieges weitestgehend ausspart. Ein starker Start in eine sehr gute Serie, die ich an dieser Stelle sehr gern empfehlen möchte.
09 Juni 2019
Zu viel Öko-Kram ...
Im Drogerie-Markt in der Innenstadt: Nachdem ich den üblichen Kram gekauft habe und der Wagen nun voll mit Klopapier, Duschgel, Waschmittel und anderem Kram ist, will ich mir noch etwas Süßes gönnen. Ich rolle meinen Wagen zum Regal mit Esswaren und überlege mir, was ich noch futtern könnte.
Ein junges Paar stellt sich neben mich: sie recht sportlich und schlank, mit Ringel-T-Shirt und Jeans, er mit fusseligem Vollbart und Baseballkappe, beide nicht unsympathisch wirkend. Sie kramt zwischen den Keksen, nimmt mal eine Packung raus, schaut sie sich an, legt sie zurück und holt eine neue.
»Immer nur Bio und Öko«, mault er leise, so dass man es eigentlich kaum verstehen kann. Für so was habe ich aber ein sehr gutes Gehör. »Kann's nicht mal was Normales sein?«
»Ich will halt nicht noch mehr Chemie in mich reinstopfen«, gibt sie recht scharf zurück. Mir scheint, dass diese Diskussion nicht zum ersten Mal geführt wird.
Kurz entschlossen fische ich mir einen Schokoriegel aus dem Regal und gehe weiter. Auch gut, denke ich, im Drogeriemarkt, wo es vor allem Chemikalien gibt, eine Diskussion über Chemie und Öko führen ...
Ein junges Paar stellt sich neben mich: sie recht sportlich und schlank, mit Ringel-T-Shirt und Jeans, er mit fusseligem Vollbart und Baseballkappe, beide nicht unsympathisch wirkend. Sie kramt zwischen den Keksen, nimmt mal eine Packung raus, schaut sie sich an, legt sie zurück und holt eine neue.
»Immer nur Bio und Öko«, mault er leise, so dass man es eigentlich kaum verstehen kann. Für so was habe ich aber ein sehr gutes Gehör. »Kann's nicht mal was Normales sein?«
»Ich will halt nicht noch mehr Chemie in mich reinstopfen«, gibt sie recht scharf zurück. Mir scheint, dass diese Diskussion nicht zum ersten Mal geführt wird.
Kurz entschlossen fische ich mir einen Schokoriegel aus dem Regal und gehe weiter. Auch gut, denke ich, im Drogeriemarkt, wo es vor allem Chemikalien gibt, eine Diskussion über Chemie und Öko führen ...
08 Juni 2019
Werbung mit Nerds
Die Definition eines »Nerds« erfülle ich in gewisser Weise schon. Ich interessiere mich für obskure Dinge wie Science-Fiction-Heftromane und Fantasy-Comics, lese Fanzines mit geringsten Auflagen und habe keinerlei Problem, mich auf Veranstaltungen wohlzufühlen, die von älteren Herren mit ebenfalls obskuren Hobbys gern frequentiert werden. (Andererseits fahre ich gern Rad und gehe auf Veranstaltungen, die nicht gerade nerd-affin sind. Egal.)
Deshalb kann ich auch schmunzeln, wenn »Nerds« im Zentrum einer ironischen Werbung stehen. Denn immer wieder gibt es Werbefilmchen, die mich überraschen und verblüffen, die ich auch witzig finde. Die Agentur Interlutions mit Sitz in Köln hat ein Filmchen produzieren lassen, dem sie den schönen Titel »The Power of Nerds« verliehen haben. Verantwortlich dafür: die Berliner Agentur Strobinski und die Filmprdoduktion Deli Creative Collective Berlin.
Der Film ist nur siebzig Sekunden lang, und es lohnt sich meiner Ansicht nach, ihn auch zweimal anzuschauen. Er ist flott, er ist durchaus witzig, er ist vor allem originell gemacht. Und echte Nerds sollten sich darüber freuen.
Deshalb kann ich auch schmunzeln, wenn »Nerds« im Zentrum einer ironischen Werbung stehen. Denn immer wieder gibt es Werbefilmchen, die mich überraschen und verblüffen, die ich auch witzig finde. Die Agentur Interlutions mit Sitz in Köln hat ein Filmchen produzieren lassen, dem sie den schönen Titel »The Power of Nerds« verliehen haben. Verantwortlich dafür: die Berliner Agentur Strobinski und die Filmprdoduktion Deli Creative Collective Berlin.
Der Film ist nur siebzig Sekunden lang, und es lohnt sich meiner Ansicht nach, ihn auch zweimal anzuschauen. Er ist flott, er ist durchaus witzig, er ist vor allem originell gemacht. Und echte Nerds sollten sich darüber freuen.
07 Juni 2019
Wachstumsmarkt Hörbuch?
Zu den Dingen, die ich mir seit vielen Jahren von Leuten anhören kann, die sich angeblich gut »mit dem Markt« auskennen, zählt ja: Der Hörbuch-Markt wachse beständig, mit Hörbüchern könne man Geld verdienen. Ab und zu hilft es ja, sich mit der Realität abzugleichen.
Einem Artikel im »buchreport.express« entnehme ich, dass Audio Media zum 1. Juni dicht gemacht wurde. Konkret: Die Westermann-Gruppe verkaufte zum 1. Juni das Label an den dänischen Verlag Saga, der wiederum zur Egmont-Gruppe gehört. Dorthin wurde bereits 2016 der Hörbuch-Verlag Steinbach sprechende Bücher hn geschoben.
Die Begründungen sind auffallend: »schwierige Markbedingungen« und dergleichen. Meine Übersetzung und Zusammenfassung diverser Aussagen: Streaming verdrängt das »physische Geschäft«, bringt aber nur einen Bruchteil der Einnahmen; ganz einfach. Was für den Kunden eine tolle Entwicklung ist – es wird ja alles billiger –, macht für die Verlage eine Kalkulation viel kniffliger.
Übrigens: Die Geschäftsführerin sowie zehn Mitarbeiter werden vom neuen Verlag nicht übernommen. Was aus ihnen wird – arbeitslos? –, verrät der Artikel in der Fachzeitschrift nicht.
Einem Artikel im »buchreport.express« entnehme ich, dass Audio Media zum 1. Juni dicht gemacht wurde. Konkret: Die Westermann-Gruppe verkaufte zum 1. Juni das Label an den dänischen Verlag Saga, der wiederum zur Egmont-Gruppe gehört. Dorthin wurde bereits 2016 der Hörbuch-Verlag Steinbach sprechende Bücher hn geschoben.
Die Begründungen sind auffallend: »schwierige Markbedingungen« und dergleichen. Meine Übersetzung und Zusammenfassung diverser Aussagen: Streaming verdrängt das »physische Geschäft«, bringt aber nur einen Bruchteil der Einnahmen; ganz einfach. Was für den Kunden eine tolle Entwicklung ist – es wird ja alles billiger –, macht für die Verlage eine Kalkulation viel kniffliger.
Übrigens: Die Geschäftsführerin sowie zehn Mitarbeiter werden vom neuen Verlag nicht übernommen. Was aus ihnen wird – arbeitslos? –, verrät der Artikel in der Fachzeitschrift nicht.
Zu viel Hass im Netz?
Ich kenne Sibel Schick nicht persönlich, lese nur immer wieder ihre Texte in der »tageszeitung« oder bekomme mit, was sie bei Twitter schreibt. Am Dienstag veröffentlichte die »taz« ihren Artikel »Hass unter fast jedem Tweet«, den ich sehr lesenswert und auch sehr traurig finde. Man(n) macht sich da so seine Gedanken über sein eigenes Geschlecht.
Was auffällt: Es sind eigentlich immer Männer, die so beleidigend sind. Es sind stets Männer, die ihre Vergewaltigungs- und Mord-Phantasien im Netz austoben und sich dann auf die Meinungsfreiheit berufen. Häufig tarnen sie sich auch noch einigermaßen bürgerlich.
Was auch auffällt: Ihre Zielrichtung sind meist Frauen, gerne mit »Migrationshintergrund«. Es paart sich eine widerwärtige Mischung aus Frauen- und Ausländerhass. Es schüttelt einen, wenn man das liest. Und ich weiß tatsächlich nicht, was man(n) dagegen tun kann.
Was auffällt: Es sind eigentlich immer Männer, die so beleidigend sind. Es sind stets Männer, die ihre Vergewaltigungs- und Mord-Phantasien im Netz austoben und sich dann auf die Meinungsfreiheit berufen. Häufig tarnen sie sich auch noch einigermaßen bürgerlich.
Was auch auffällt: Ihre Zielrichtung sind meist Frauen, gerne mit »Migrationshintergrund«. Es paart sich eine widerwärtige Mischung aus Frauen- und Ausländerhass. Es schüttelt einen, wenn man das liest. Und ich weiß tatsächlich nicht, was man(n) dagegen tun kann.
06 Juni 2019
Cells At Work ist ein spezieller Manga
Aus der Serie »Gratis Comic Tag 2019«
Eine Beziehung zwischen einem roten und einem weißen Blutkörperchen ... auch das kann Thema in einem Comic sein. Zumindest erfuhr ich das bei der Lektüre von »Cells At Work«, von dieser Manga-Serie gab's beim »Gratis Comic Tag 2019« ein Heft, und ich las es mit Verwunderung. Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen!
Hauptperson der originell angelegten Geschichte ist ein rotes Blutkörperchen: nett, aber ein bisschen verwirrt. Sein Job ist, irgendwelche Pakete durch das System zu transportieren. Dabei kommt es immer wieder in die Nähe von Gefahren. Glücklicherweise ist dann ein weißes Blutkörperchen zur Stelle und hilft immer. Die beiden nähern sich einander an ...
Der japanische Zeichner Akane Shimizu ist Urheber der netten Geschichte, die tatsächlich so aussieht wie eine sich langsam anbahnende »Love Story«. Die Zeichnungen sind mangatypisch: knappe Klamotten, überzogene Action, knallende Speedlines. Wer das cool findet, sollte diesen Comic zumindest mal antesten. Was ich witzig fand: Immer wieder gibt es kleine Info-Kästen, die beispielsweise erläutern, was beispielsweise eine Pneumokokken-Bakteriämie ist.
Man kann also tatsächlich etwas bei diesem ungewöhnlichen Heft lernen, das bei MangaCult in deutscher Sprache erschienen ist. Meinen Geschmack konnte der Zeichner damit allerdings nicht treffen ...
Eine Beziehung zwischen einem roten und einem weißen Blutkörperchen ... auch das kann Thema in einem Comic sein. Zumindest erfuhr ich das bei der Lektüre von »Cells At Work«, von dieser Manga-Serie gab's beim »Gratis Comic Tag 2019« ein Heft, und ich las es mit Verwunderung. Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen!
Hauptperson der originell angelegten Geschichte ist ein rotes Blutkörperchen: nett, aber ein bisschen verwirrt. Sein Job ist, irgendwelche Pakete durch das System zu transportieren. Dabei kommt es immer wieder in die Nähe von Gefahren. Glücklicherweise ist dann ein weißes Blutkörperchen zur Stelle und hilft immer. Die beiden nähern sich einander an ...
Der japanische Zeichner Akane Shimizu ist Urheber der netten Geschichte, die tatsächlich so aussieht wie eine sich langsam anbahnende »Love Story«. Die Zeichnungen sind mangatypisch: knappe Klamotten, überzogene Action, knallende Speedlines. Wer das cool findet, sollte diesen Comic zumindest mal antesten. Was ich witzig fand: Immer wieder gibt es kleine Info-Kästen, die beispielsweise erläutern, was beispielsweise eine Pneumokokken-Bakteriämie ist.
Man kann also tatsächlich etwas bei diesem ungewöhnlichen Heft lernen, das bei MangaCult in deutscher Sprache erschienen ist. Meinen Geschmack konnte der Zeichner damit allerdings nicht treffen ...
Mit Blick auf die Kathedrale
Der Platz war perfekt. Ich saß mit dem Rücken zum Restaurant, in einem Bereich, der im Verhältnis zur Straße leicht abgesenkt war, hatte von hier aus einen idealen Blick auf die Umgebung und vor allem auf die wunderschöne Kathedrale von Metz. Auch wenn ich nicht religiös war, fand ich Kathedralen immer wieder eindrucksvoll – und in Metz hatten mich vor allem die teilweise modernen Kirchenfenster beeindruckt.
Das Restaurant mit dem Namen »Le Pampre« fiel von außen nicht sonderlich auf; die Speisenfolge begeisterte mich allerdings. Ich hatte mich für ein vegetarisches Menü entschieden, trank dazu einen Chardonnay aus Beaune – man gönnt sich ja sonst nichts, also gleich einen Grand Cru –, genoss das warme Wetter und die positive Abendstimmung.
Wie es sich für ein französisches Restaurant gehörte, gab es zuerst ein bisschen Brot mit einem Aufstrich aus Olivenpampe, was sehr lecker schmeckte, und danach ein »Amuse« aus verschieden Kleinigkeiten aus der Küche. Ich mochte alles, blickte immer wieder auf die Kathedrale, die in der Spätnachmittagssonne immer heller zu glühen schien.
Meine eigentliche Vorspeise fand ich originell; ich bekam Erdbeeren auf einem Quark-Joghurt-Gemisch, eine interessante Geschmacksmixtur. Auch beim Hauptgericht wurde ich überrascht: Graupen hatte ich schon lange keine mehr gegessen, sie wurden mit Spargel serviert. Ich ließ mir jeden Bissen auf der Zunge zergehen, während ich vorbeigehenden Passanten nachschaute.
Wie so oft, wunderte ich mich an diesem Abend, wie es manche Frauen schafften, mit ewighohen und unfassbar dünnen Absätzen auf dem Kopfsteinpflaster zu gehen, ohne ständig umzustürzen. Vielleicht musste ich einfach mehr Wein trinken, um das nachvollziehen zu können.
Die Kellnerin brachte mir einen Zwischengang mit Käse. Es sei »veganer Käse« aus Frankreich, wie sie mehrfach betonte, was ich einigermaßen skurril fand: Franzosen und veganes Essen empfand ich schon als kleinen Widerspruch, und dann noch veganen Käse – aber es schmeckte toll.
Währenddessen ging langsam die Sonne unter, sie wurde rot, und unter ihrem Schein verwandelte sich auf die Außenfront der Kathedrale in ein rötliches Schimmern. Mein Nachtisch wurde serviert, eine ausgesprochen delikate Mischung aus Zitrone, Karamell und ein wenig Brot, alles sehr leicht und so lecker, dass ich nur kleinste Bissen zu mir nahm und sie auf der Zunge zergehen ließ.
Ich war anschließend zufrieden und gesättigt. Als es dunkel wurde, hing ich im Stuhl, ein seliges Lächeln im Gesicht und ein richtig tolles Essen im Bauch. Die Kathedrale wurde von außen angestrahlt, durch einige Kirchenfenster schimmerte das Licht von innen.
Irgendwann stand ich auf, um zur Unterkunft zu gehen. Mein Wille stand fest: Das würde nicht mein letzter Besuch in Metz sein, vielleicht auch nicht mein letzter Besuch bei »Le Pampre«.
Das Restaurant mit dem Namen »Le Pampre« fiel von außen nicht sonderlich auf; die Speisenfolge begeisterte mich allerdings. Ich hatte mich für ein vegetarisches Menü entschieden, trank dazu einen Chardonnay aus Beaune – man gönnt sich ja sonst nichts, also gleich einen Grand Cru –, genoss das warme Wetter und die positive Abendstimmung.
Wie es sich für ein französisches Restaurant gehörte, gab es zuerst ein bisschen Brot mit einem Aufstrich aus Olivenpampe, was sehr lecker schmeckte, und danach ein »Amuse« aus verschieden Kleinigkeiten aus der Küche. Ich mochte alles, blickte immer wieder auf die Kathedrale, die in der Spätnachmittagssonne immer heller zu glühen schien.
Meine eigentliche Vorspeise fand ich originell; ich bekam Erdbeeren auf einem Quark-Joghurt-Gemisch, eine interessante Geschmacksmixtur. Auch beim Hauptgericht wurde ich überrascht: Graupen hatte ich schon lange keine mehr gegessen, sie wurden mit Spargel serviert. Ich ließ mir jeden Bissen auf der Zunge zergehen, während ich vorbeigehenden Passanten nachschaute.
Wie so oft, wunderte ich mich an diesem Abend, wie es manche Frauen schafften, mit ewighohen und unfassbar dünnen Absätzen auf dem Kopfsteinpflaster zu gehen, ohne ständig umzustürzen. Vielleicht musste ich einfach mehr Wein trinken, um das nachvollziehen zu können.
Die Kellnerin brachte mir einen Zwischengang mit Käse. Es sei »veganer Käse« aus Frankreich, wie sie mehrfach betonte, was ich einigermaßen skurril fand: Franzosen und veganes Essen empfand ich schon als kleinen Widerspruch, und dann noch veganen Käse – aber es schmeckte toll.
Währenddessen ging langsam die Sonne unter, sie wurde rot, und unter ihrem Schein verwandelte sich auf die Außenfront der Kathedrale in ein rötliches Schimmern. Mein Nachtisch wurde serviert, eine ausgesprochen delikate Mischung aus Zitrone, Karamell und ein wenig Brot, alles sehr leicht und so lecker, dass ich nur kleinste Bissen zu mir nahm und sie auf der Zunge zergehen ließ.
Ich war anschließend zufrieden und gesättigt. Als es dunkel wurde, hing ich im Stuhl, ein seliges Lächeln im Gesicht und ein richtig tolles Essen im Bauch. Die Kathedrale wurde von außen angestrahlt, durch einige Kirchenfenster schimmerte das Licht von innen.
Irgendwann stand ich auf, um zur Unterkunft zu gehen. Mein Wille stand fest: Das würde nicht mein letzter Besuch in Metz sein, vielleicht auch nicht mein letzter Besuch bei »Le Pampre«.
05 Juni 2019
Das Totengräber-Buch ist da!
Offiziell erscheint »Totengräbers Tagebuch« erst im Verlauf der nächsten Woche, doch der Paketdienst stellte bereits ein ordentliches Paket vor die Wohnungstür. Also mussten Volker Langenbein als Autor und ich als Co-Autor gemeinsam das Paket aufmachen, uns gemeinsam über das schön gestaltete Buch freuen und dann gemeinsam einige Biere trinken.
Das taten wir konsequenterweise im Biergarten des »fünf« in der Nordstadt von Karlsruhe. Dort hatte die Idee, ein Buch über einen Totengräber zu machen, schließlich vor sieben Jahren an der Theke angefangen, nachdem wir einige Biere getrunken hatten. So schließt sich ein Kreis.
Das Buch sieht übrigens wunderbar aus: Der Verlag hat die Seiten zweifarbig angelegt, die Überschriften und Kapitälchen sind also in einem erdigen Rotbraun gehalten. Sogar ein Lesebändchen in derselben Farbe wurde spendiert.
Das Buch sieht in jedem Bücherregal schick aus. (Und inhaltlich ist es eh gut.) Der Autor – rechts im Bild – und der Co-Autor gaben ich beim Fotografieren dann auch redlich Mühe, ebenfalls schick auszusehen ...
Das taten wir konsequenterweise im Biergarten des »fünf« in der Nordstadt von Karlsruhe. Dort hatte die Idee, ein Buch über einen Totengräber zu machen, schließlich vor sieben Jahren an der Theke angefangen, nachdem wir einige Biere getrunken hatten. So schließt sich ein Kreis.
Das Buch sieht übrigens wunderbar aus: Der Verlag hat die Seiten zweifarbig angelegt, die Überschriften und Kapitälchen sind also in einem erdigen Rotbraun gehalten. Sogar ein Lesebändchen in derselben Farbe wurde spendiert.
Das Buch sieht in jedem Bücherregal schick aus. (Und inhaltlich ist es eh gut.) Der Autor – rechts im Bild – und der Co-Autor gaben ich beim Fotografieren dann auch redlich Mühe, ebenfalls schick auszusehen ...
04 Juni 2019
Tracht Man – das gibt es auch
Aus der Serie »Gratis Comic Tag 2019«
Zu den Heften, die mich beim diesjährigen »Gratis Comic Tag 2019« am meisten verwunderten, zählt »Tracht Man«. Neben »Captain Berlin« und den österreichischen Superhelden von »ASH« handelt es sich um eine weitere Superhelden-Geschichte aus dem deutschsprachigen Raum, skurril gezeichnet und mit allerlei Witzen auf die bayerische Lebensart.
Tracht Man ist ein Held reinsten Wassers: mit Lederhose und Bart, mit dicken Oberarmen und Trachtenhut, ein Bayer, wie man ihn sich vorstellt. Sein Gegenspieler ist der bösartige Wolpertinger, der nichts anderes vorhat, als Bayern zu zerstören. Es kommt zu einem finsteren Duell, das ausgerechnet in einem Comic-Laden seinen Höhepunkt erreicht.
Soweit der Versuch einer Inhaltsangabe. Chris Kloiber und Henning Mehrtens sind die Urheber des Comics, der im Kleinverlag Plemplem Productions erscheint. Auf den 48 Seiten des Gratis-Heftes geschieht sehr viel, es kracht und scheppert die ganze Zeit. Mir waren die Witze dann doch zu flach, und mit dem Zeichenstil konnte ich nicht so viel anfangen – das war nicht ganz meine Tasse Bier.
Aber originell ist der Ansatz der »Tracht Man«-Serie schon, und ich finde es gut, dass solche Comics erscheinen. Es muss mir nicht alles gefallen. Wer Superhelden-Parodien mag, ist hier richtig, und wer Witze mit Bayern-Hintergrund schätzt, wird diesen Comic vielleicht sogar lieben.
Zu den Heften, die mich beim diesjährigen »Gratis Comic Tag 2019« am meisten verwunderten, zählt »Tracht Man«. Neben »Captain Berlin« und den österreichischen Superhelden von »ASH« handelt es sich um eine weitere Superhelden-Geschichte aus dem deutschsprachigen Raum, skurril gezeichnet und mit allerlei Witzen auf die bayerische Lebensart.
Tracht Man ist ein Held reinsten Wassers: mit Lederhose und Bart, mit dicken Oberarmen und Trachtenhut, ein Bayer, wie man ihn sich vorstellt. Sein Gegenspieler ist der bösartige Wolpertinger, der nichts anderes vorhat, als Bayern zu zerstören. Es kommt zu einem finsteren Duell, das ausgerechnet in einem Comic-Laden seinen Höhepunkt erreicht.
Soweit der Versuch einer Inhaltsangabe. Chris Kloiber und Henning Mehrtens sind die Urheber des Comics, der im Kleinverlag Plemplem Productions erscheint. Auf den 48 Seiten des Gratis-Heftes geschieht sehr viel, es kracht und scheppert die ganze Zeit. Mir waren die Witze dann doch zu flach, und mit dem Zeichenstil konnte ich nicht so viel anfangen – das war nicht ganz meine Tasse Bier.
Aber originell ist der Ansatz der »Tracht Man«-Serie schon, und ich finde es gut, dass solche Comics erscheinen. Es muss mir nicht alles gefallen. Wer Superhelden-Parodien mag, ist hier richtig, und wer Witze mit Bayern-Hintergrund schätzt, wird diesen Comic vielleicht sogar lieben.
03 Juni 2019
Drei Hörspiele und ein Soundtrack
Neu ist das Hörspiel »Die Masken des Dr. Faustus« beim besten Willen nicht. Weil es mir aber gut gefallen hat, erlaube ich mir, es mit deutlicher Verspätung vorzustellen. Es ist Teil 25 der Hörspielserie »Dorian Hunter«, über die ich schon öfter geschrieben habe. Ich bespreche hier die Box, keine Downloads; die Box ist für Leute wie mich einfach attraktiver, die sich gern etwas ins Regal stellen.
(Ich habe mir die teilweise unfassbar niederschmetternden Bewertungen im Internet angeschaut – ich verstehe sie teilweise nicht. Sie wirken auf mich wie eine Kampagne und nicht wie ernsthafte Kritiken. Auch deshalb möchte ich hier meine Meinung veröffentlichen. Als kleines Gegengewicht.)
Ich finde die Serie klasse, weil ich die Art und Weise mag, wie der klassische Horror der 70er-Jahre in die heutige Zeit übertragen wird. (Man merkt übrigens immer wieder, dass die klassischen »Dämonenkiller«-Geschichte mehr Substanz hatten als die ebenso klassischen »John Sinclair«-Romane. Das lässt sich sogar bei den modernen Hörspielen feststellen.)
Dabei ist diese Hörspielfolge etwas Besonderes: In einer schönen Box – das kann ein Download leider nicht ersetzen – befinden sich drei CDs mit den jeweiligen Hörspielfolgen; dazu kommt eine CD, auf der man den Soundtrack zur Serie unter dem Titel »Hunteresque« präsentiert. Inklusive des aufwendig gestalteten Booklets entstand so eine umfangreiche Hörspiel-Box, die nicht nur für Sammler ansprechend sein dürfte.
Um was geht's dabei? Dorian Hunter kämpft gegen die Schwarze Familie und die Dämonen. Diese haben längst die Welt unterwandert. Dämonen und ihre Diener wirken überall, Werwölfe treiben ebenso ihr Unwesen wie Voodoo-Zauberer und schreckliche Wesen aus der Hölle. Eine eigene Abteilung des britischen Geheimdienstes tritt ebenfalls gegen die Schwarze Familie an, ihre Agenten unterstützen Dorian Hunter.
Dabei stellt sich heraus, dass Hunter bereits in verschiedenen Inkarnationen auf der Erde unterwegs war und immer gegen die Schwarze Familie kämpfen musste. Immer wieder blendet die Handlung deshalb in die Vergangenheit. Diesmal geht's in den Beginn der Neuzeit, zu einer Zeit also, in der Dr. Faust unterwegs war.
Die Handlung des Hörspieles springt hin und her. Es gibt Szenen, die in der Gegenwart spielen, andere reichen tief in die Vergangenheit. Als Hörer muss man aufmerksam bleiben, um alles zu verstehen; das ist durchaus anspruchsvoll gemacht. Aber man kommt gut mit, wenn man sich ein wenig konzentriert.
Selbstverständlich sind auch diesmal die Geräusche beeindruckend. Musik wird oft in dröhnender Lautstärke eingesetzt; die Szenen klingen glaubhaft, die Stimmen sind durch die Band gut zu verstehen. Insofern passt die »Dr. Faustus«-Box wunderbar in die bisherige Serie hinein, sie ergänzt alle bisherigen »Dorian Hunter«-Folgen in gelungener Weise.
Klar: Das ist vor allem etwas für die Fans. Aber offenbar bin ich mittlerweile einer. Ich fand's cool.
(Ich habe mir die teilweise unfassbar niederschmetternden Bewertungen im Internet angeschaut – ich verstehe sie teilweise nicht. Sie wirken auf mich wie eine Kampagne und nicht wie ernsthafte Kritiken. Auch deshalb möchte ich hier meine Meinung veröffentlichen. Als kleines Gegengewicht.)
Ich finde die Serie klasse, weil ich die Art und Weise mag, wie der klassische Horror der 70er-Jahre in die heutige Zeit übertragen wird. (Man merkt übrigens immer wieder, dass die klassischen »Dämonenkiller«-Geschichte mehr Substanz hatten als die ebenso klassischen »John Sinclair«-Romane. Das lässt sich sogar bei den modernen Hörspielen feststellen.)
Dabei ist diese Hörspielfolge etwas Besonderes: In einer schönen Box – das kann ein Download leider nicht ersetzen – befinden sich drei CDs mit den jeweiligen Hörspielfolgen; dazu kommt eine CD, auf der man den Soundtrack zur Serie unter dem Titel »Hunteresque« präsentiert. Inklusive des aufwendig gestalteten Booklets entstand so eine umfangreiche Hörspiel-Box, die nicht nur für Sammler ansprechend sein dürfte.
Um was geht's dabei? Dorian Hunter kämpft gegen die Schwarze Familie und die Dämonen. Diese haben längst die Welt unterwandert. Dämonen und ihre Diener wirken überall, Werwölfe treiben ebenso ihr Unwesen wie Voodoo-Zauberer und schreckliche Wesen aus der Hölle. Eine eigene Abteilung des britischen Geheimdienstes tritt ebenfalls gegen die Schwarze Familie an, ihre Agenten unterstützen Dorian Hunter.
Dabei stellt sich heraus, dass Hunter bereits in verschiedenen Inkarnationen auf der Erde unterwegs war und immer gegen die Schwarze Familie kämpfen musste. Immer wieder blendet die Handlung deshalb in die Vergangenheit. Diesmal geht's in den Beginn der Neuzeit, zu einer Zeit also, in der Dr. Faust unterwegs war.
Die Handlung des Hörspieles springt hin und her. Es gibt Szenen, die in der Gegenwart spielen, andere reichen tief in die Vergangenheit. Als Hörer muss man aufmerksam bleiben, um alles zu verstehen; das ist durchaus anspruchsvoll gemacht. Aber man kommt gut mit, wenn man sich ein wenig konzentriert.
Selbstverständlich sind auch diesmal die Geräusche beeindruckend. Musik wird oft in dröhnender Lautstärke eingesetzt; die Szenen klingen glaubhaft, die Stimmen sind durch die Band gut zu verstehen. Insofern passt die »Dr. Faustus«-Box wunderbar in die bisherige Serie hinein, sie ergänzt alle bisherigen »Dorian Hunter«-Folgen in gelungener Weise.
Klar: Das ist vor allem etwas für die Fans. Aber offenbar bin ich mittlerweile einer. Ich fand's cool.
Creepy Past überraschten mich
Aus der Serie »Gratis Comic Tag 2019«
Ich hatte von »Creepy Past« noch nie gehört und brauchte einige Zeit, bis ich mich mit dem Zeichenstil vertraut machen konnte. (Wahrscheinlich merkt man mir in solchen Fällen an, dass ich aus einer anderen Comic-Generation stamme.) Bei der Serie, die hierzulande von Dani Books veröffentlicht wird, handelt es sich um eine sechsteilige Mystery-Serie aus Italien, recht neu und frisch, vor allem auf ein eher jugendliches Publikum abgestimmt.
Es geht um ein Institut, das sich mit Schlafstörungen beschäftigt, das sogenannte REM-Institut. Dort sind vor allem junge Leute untergebracht, die allesamt ihre Probleme haben. Zu ihnen zählen die geheimnisvolle Ester, die vor allem irgendwelche Verschwörungsgeschichten im Internet veröffentlicht und bei der die Wahrheit nicht gerade zu den Stärken gehört, und der verschlossene Quiro, der – wie sich bald herausstellt – offenbar Beziehungen zu einer anderen Dimension hat.
Was die beiden Jugendlichen erleben, erzählt ein Sonderheft, das ich beim »Gratis Comic Tag 2019« erhalten habe. Es enthält die erste der sechs Geschichten in kompletter Form, eine rasante Geschichte mit schnellen Dialogen von Bruno Enna und Giovanni Di Gregorio. Als Zeichner sorgt Giovanni Rigano für sehr dynamische Bilder, bei denen ich manchmal zwei- und dreimal hinschauen musste, um zu erkennen, was er mir eigentlich zeigen wollte.
Das ist alles sehr modern gemacht, erinnert manchmal an die modernen »Donald Duck«-Geschichten aus Italien, ist aber nicht kindlich, sondern jugendlich-frech. Um es klar zu sagen: »Creepy Past« richtet sich an Jugendliche, und wer als Erwachsener hier zugreifen will, sollte sich den jugendlichen Blick bewahrt haben ...
Ich hatte von »Creepy Past« noch nie gehört und brauchte einige Zeit, bis ich mich mit dem Zeichenstil vertraut machen konnte. (Wahrscheinlich merkt man mir in solchen Fällen an, dass ich aus einer anderen Comic-Generation stamme.) Bei der Serie, die hierzulande von Dani Books veröffentlicht wird, handelt es sich um eine sechsteilige Mystery-Serie aus Italien, recht neu und frisch, vor allem auf ein eher jugendliches Publikum abgestimmt.
Es geht um ein Institut, das sich mit Schlafstörungen beschäftigt, das sogenannte REM-Institut. Dort sind vor allem junge Leute untergebracht, die allesamt ihre Probleme haben. Zu ihnen zählen die geheimnisvolle Ester, die vor allem irgendwelche Verschwörungsgeschichten im Internet veröffentlicht und bei der die Wahrheit nicht gerade zu den Stärken gehört, und der verschlossene Quiro, der – wie sich bald herausstellt – offenbar Beziehungen zu einer anderen Dimension hat.
Was die beiden Jugendlichen erleben, erzählt ein Sonderheft, das ich beim »Gratis Comic Tag 2019« erhalten habe. Es enthält die erste der sechs Geschichten in kompletter Form, eine rasante Geschichte mit schnellen Dialogen von Bruno Enna und Giovanni Di Gregorio. Als Zeichner sorgt Giovanni Rigano für sehr dynamische Bilder, bei denen ich manchmal zwei- und dreimal hinschauen musste, um zu erkennen, was er mir eigentlich zeigen wollte.
Das ist alles sehr modern gemacht, erinnert manchmal an die modernen »Donald Duck«-Geschichten aus Italien, ist aber nicht kindlich, sondern jugendlich-frech. Um es klar zu sagen: »Creepy Past« richtet sich an Jugendliche, und wer als Erwachsener hier zugreifen will, sollte sich den jugendlichen Blick bewahrt haben ...
02 Juni 2019
Schick in die Schule
»Du repräsentierst den Verlag«, blieb der Chefredakteur ziemlich stur, »also ziehst du einen Anzug an.«
»Aber ich fahre in eine Schule«, argumentierte ich, »dort stelle ich PERRY RHODAN vor. Und wenn ich da mit Anzug und Krawatte auftauche, nimmt mich kein Mensch ernst.«
Wieder einmal waren Dr. Florian F. Marzin und ich nicht einer Meinung. Das kam häufig vor, und weil er der Chef war, konnte er seinen Willen meist durchsetzen.
Wir schrieben den Sommer 1994, und ich war seit eineinhalb Jahren als Redakteur in einer Science-Fiction-Serie angestellt. Redakteure trugen Hemden und Jacketts, Chefredakteure hatten stets eine Krawatte um den Hals. Ich lief mit Converse-Turnschuhen, ausgeleierten Jeans und T-Shirts herum; meine jeweils aktuellen Frisuren wurden höchst kritisch diskutiert.
Wenn ich einen öffentlichen Termin hatte, so die Meinung des Chefredakteurs, hatte ich seriös auszusehen. Wie ich im Büro aussah, war ihm egal; ging ich auf die Straße, sollte ich seriös sein. Das sah ich ein, wenn es um eine Buchmesse ging – da zog ich sogar einen Anzug an. Aber in einer Schule?
Nach einigem Hin und Her einigten wir uns auf einen Kompromiss, den ich eher peinlich fand: Ich zog eine beigefarbene Bundfaltenhose an, wie sie zu der Zeit modern waren, dazu Halbschuhe und ein Polohemd, das ich ordnungsgemäß in die Hose steckte. So fand mich mein Chefredakteur ordentlich genug, und ich konnte meinen Termin wahrnehmen.
Es ging in ein Gymnasium in Ettlingen, einer Kleinstadt zwischen Karlsruhe und Rastatt. Ein Lehrer hatte mich eingeladen, und er wollte, dass ich seinen Deutschschülern etwas über Science Fiction erzählte. Das ging auch gut: Ich stand in Bundfaltenhose, Halbschuhen und Polohemd vor der Klasse und versuchte den Schülerinnen und Schülern meinen Kenntnisse zu vermitteln. Sie hörten zu, sie waren interessiert.
Als ich sie bat, Fragen zu stellen, meldete sich ein unauffällig aussehender Jugendlicher aus der letzten Reihe. Seine Frage war einfach: »Sind Sie der Klaus N. Frick, der auch für das ›Zap‹ schreibt?«
Ich fiel fast in Ohnmacht. Im »Zap« schrieb ich über Demonstrationen und Punk-Konzerte, ich hatte meinen Fortsetzungsroman »Vielen Dank Peter Pank«, und ich verherrlichte ein Leben mit Krachmusik und Dosenbier. Und jetzt stand ich in den modischen Klamotten eines Mannes vor der Klasse, der gerade erst dreißig Jahre alt geworden war. Ich fühlte mich uralt und superspießig.
Weil ich schlecht lügen konnte, eierte ich nicht herum, sondern gab es zu, machte dann aber mit den Science-Fiction-Fragen weiter. Nach Ende meines Vortrags sowie der Fragerunde war die Unterrichtsstunde vorüber, alle Schüler verließen das Klassenzimmer.
Noch Jahre danach fragte ich mich, was der Jugendliche wohl von mir gehalten hatte. Und was wohl aus ihm geworden war. Hatte er sich zu einem Punk entwickelt, war er dem Vorbild des »Zap«-Magazins gefolgt, oder hatte er sich an dem bürgerlichen Karrieremodell orientiert, das ich ihm im Klassenzimmer präsentierte? Nie werde ich es erfahren …
»Aber ich fahre in eine Schule«, argumentierte ich, »dort stelle ich PERRY RHODAN vor. Und wenn ich da mit Anzug und Krawatte auftauche, nimmt mich kein Mensch ernst.«
Wieder einmal waren Dr. Florian F. Marzin und ich nicht einer Meinung. Das kam häufig vor, und weil er der Chef war, konnte er seinen Willen meist durchsetzen.
Wir schrieben den Sommer 1994, und ich war seit eineinhalb Jahren als Redakteur in einer Science-Fiction-Serie angestellt. Redakteure trugen Hemden und Jacketts, Chefredakteure hatten stets eine Krawatte um den Hals. Ich lief mit Converse-Turnschuhen, ausgeleierten Jeans und T-Shirts herum; meine jeweils aktuellen Frisuren wurden höchst kritisch diskutiert.
Wenn ich einen öffentlichen Termin hatte, so die Meinung des Chefredakteurs, hatte ich seriös auszusehen. Wie ich im Büro aussah, war ihm egal; ging ich auf die Straße, sollte ich seriös sein. Das sah ich ein, wenn es um eine Buchmesse ging – da zog ich sogar einen Anzug an. Aber in einer Schule?
Nach einigem Hin und Her einigten wir uns auf einen Kompromiss, den ich eher peinlich fand: Ich zog eine beigefarbene Bundfaltenhose an, wie sie zu der Zeit modern waren, dazu Halbschuhe und ein Polohemd, das ich ordnungsgemäß in die Hose steckte. So fand mich mein Chefredakteur ordentlich genug, und ich konnte meinen Termin wahrnehmen.
Es ging in ein Gymnasium in Ettlingen, einer Kleinstadt zwischen Karlsruhe und Rastatt. Ein Lehrer hatte mich eingeladen, und er wollte, dass ich seinen Deutschschülern etwas über Science Fiction erzählte. Das ging auch gut: Ich stand in Bundfaltenhose, Halbschuhen und Polohemd vor der Klasse und versuchte den Schülerinnen und Schülern meinen Kenntnisse zu vermitteln. Sie hörten zu, sie waren interessiert.
Als ich sie bat, Fragen zu stellen, meldete sich ein unauffällig aussehender Jugendlicher aus der letzten Reihe. Seine Frage war einfach: »Sind Sie der Klaus N. Frick, der auch für das ›Zap‹ schreibt?«
Ich fiel fast in Ohnmacht. Im »Zap« schrieb ich über Demonstrationen und Punk-Konzerte, ich hatte meinen Fortsetzungsroman »Vielen Dank Peter Pank«, und ich verherrlichte ein Leben mit Krachmusik und Dosenbier. Und jetzt stand ich in den modischen Klamotten eines Mannes vor der Klasse, der gerade erst dreißig Jahre alt geworden war. Ich fühlte mich uralt und superspießig.
Weil ich schlecht lügen konnte, eierte ich nicht herum, sondern gab es zu, machte dann aber mit den Science-Fiction-Fragen weiter. Nach Ende meines Vortrags sowie der Fragerunde war die Unterrichtsstunde vorüber, alle Schüler verließen das Klassenzimmer.
Noch Jahre danach fragte ich mich, was der Jugendliche wohl von mir gehalten hatte. Und was wohl aus ihm geworden war. Hatte er sich zu einem Punk entwickelt, war er dem Vorbild des »Zap«-Magazins gefolgt, oder hatte er sich an dem bürgerlichen Karrieremodell orientiert, das ich ihm im Klassenzimmer präsentierte? Nie werde ich es erfahren …
Abonnieren
Posts (Atom)