Eine der vielen frankobelgischen Comic-Figuren, die hierzulande nie so erfolgreich wurden, wie sie es vielleicht verdient hatten, ist Percy Pickwick. Der skurrile Brite mit dem charakteristischen blonden Schnauzbart und dem Regenschirm war vor allem im Frankreich der 80er- und 90er-Jahre populär. Die Serie passt zeichnerisch zu anderen klassischen Funny-Serien wie »Asterix« oder »Lucky Luke«, stand aber immer im Schatten der bekannten Serien.
Dem Toonfish-Verlag ist es zu verdanken, dass alle »Percy Pickwick«-Geschichten in einer wunderbaren Gesamtausgabe im Hardcover vorliegen. Völlig überraschend kam im Frühjahr 2016 ein neuer Band in den Handel: Band 23 der Reihe trägt den schönen Titel »Percy Pickwick und die Geisterfahrer« und ergänzt die klassischen Geschichten.
Als Autor wurde Zidrou verpflichtet, der mit bürgerlichem Namen Benoît Drousie heißt. Für die Zeichnungen ist Turk verantwortlich – bürgerlicher Name Philippe Liégeois –, der die Serie schon in den 70er-Jahren zu ihren ersten Erfolgen führte. Dass Turk sein Handwerk noch versteht, sieht man sofort: Die knollennasigen Figuren sehen aus wie »damals«, die flotten Zeichnungen machen all den Lesern sicher Spaß, die sich an dieser Art von bewusst unmodernem Comic erfreuen können.
Die Geschichte selbst ist rasch erzählt: In London und Umgebung fahren auf einmal immer wieder Leute auf der falschen Straßenseite – also rechts, statt links –, womit sie Verkehrsunfälle auslösen. Colonel Percy Pickwick erhält den delikaten Auftrag, sich um diesen Fall zu kümmern. Dabei kommt schnell heraus, dass der Bösewicht vom Kontinent stammt und nichts anderes vorhat, als die Engländer unter seine Kontrolle zu bekommen.
So wird ganz nebenbei in einem Funny-Comic die Situation Großbritanniens in der Europäischen Union verhandelt. Das Wort »Brexit« fällt nicht, aber eigentlich ist dieser Comic ein ironischer Kommentar auf diese Diskussion. Seien wir ehrlich: Die Geschichte ist nicht anspruchsvoll, die Auflösung eher schlicht.
Aber das macht nichts. Band 23 der klassischen Serie geht keine Experimente ein, sondern erzählt in klassisch-naiver Weise. Und das hat mir textlich wie zeichnerisch sehr gut gefallen. (Wer sich darunter nichts vorstellen kann, schaue sich die Leseprobe auf der Toonfish-Seite an.)
1 Kommentar:
Ach, toll! Mochte ich als Kind sehr, hatte aber bis vor fünf Minuten komplett vergessen, dass es den gab.
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