Die Romane um den vor allem in Paris, aber auch in ganz Frankreich ermittelnden Kommissar Maigret wurden vor allem in den dreißiger Jahren geschrieben. Antisemitische Vorurteile waren zu dieser Zeit nicht nur in Deutschland üblich; auch Georges Simenon, der Autor der Maigret-Romane, hielt nicht viel von Juden. Dem eigentlich spannenden Roman »Maigret und der Verrückte von Bergerac« verleiht das eine unangenehme Note.
Eigentlich will Maigret in diesem Roman einen gemütlichen Urlaub in der Dordogne verbringen, also in Südfrankreich. Doch dann wird er im Zug in einen seltsamen Fall verwickelt, in dessen Verlauf er angeschossen wird. Die nächsten Wochen verbringt er in einem Krankenbett der Kleinstadt Bergerac.
Dort treibt ein Mörder sein Unwesen, der Frauen überfällt und umbringt. Man glaubt, es handle sich bei ihm um einen Verrückten – und Maigret beginnt, sich in die Ermittlungen einzumischen. Das ist nicht einfach bei einem Mann, der sich nicht aus dem Bett bewegen kann und anfangs sogar selbst als Mörder verdächtigt wird ...
Der Roman ist wieder einmal ungewöhnlich von der Struktur her, zugleich spannend bei der Ermittlungsarbeit. Klischees über Juden, ihr Verhältnis zu Geld oder zu ihrer Familie nerven gelegentlich. Sie sind aber nicht handlungstragend und können getrost überlesen werden.
Ich finde es richtig, dass diese Klischees im Buch geblieben sind und nicht einer politischen Korrektheit zum Opfer gefallen sind: Simenon schrieb seine Romane zu einer Zeit, als derartige Klischees und Denkweisen weit verbreitet waren.
So bleibt unterm Strich: Die Maigret-Romane fesseln mich jedes Mal aufs neue – und ich verzeihe dem Kommissar sogar eine völlig unverzeihliche Denke.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 November 2011
29 November 2011
Mit Jan gegen die Welt
Ich war selten zuvor so pünktlich: Die Lesung im Regierungspräsidium Karlsruhe sollte um 20.15 Uhr beginnen, und ich war exakt zu dieser Zeit vor Ort. Bis ich mein Rad abgestellt und abgeschlossen hatte und im Innern des Gebäudes war, dürfte es maximal 20.16 Uhr gewesen sein. Und die Verantaltung fing genau zu dieser Minute an – whow!
Jan Brandt, der Autor von »Gegen die Welt«, präsentierte sein Buch, und der Raum war gut gefüllt. Einige Dutzend Leute waren anwesend, eine bunte Mischung aus Studenten, Rentnern und Menschen mittleren Alters. Nach einer kurzen Einleitung legte der Autor auch schon los.
Sein über 900 Seiten starker Roman wurde in den letzten Monaten landauf, landab besprochen; ich habe ihn noch nicht gelesen, möchte es aber unbedingt nachholen. Eine Science-Fiction-Serie, für die ich verantwortlich bin, spielt eine wichtige Rolle in den ersten Kapiteln; später gibt es auch Heavy Metal und verliebte Jungs ...
Der Autor las einige Kapitel vor, meist kürzere Sequenzen, immer wieder unterbrochen durch eigene Moderation. Das war sehr amüsant, und im Publikum wurde häufig gekichert. Zu Recht – die Szenen aus dem dörflichen Milieu Ostfrieslands sind scharf beobachtet und pointiert beschrieben. Klasse!
Hinterher gingen die Veranstalter, zwei Studenten, der Autor und ich noch ein Bier trinken. So kam ich in den Genuss, die »Hebelstube« zu besuchen; eine Kneipe, die ich bislang nur von außen kannte. Immerhin gab's Pils, und wir unterhielten uns die nächsten Stunden über Raketenhefte, ernsthafte Literatur, snobistische Buchhändler, Verlage und Redakteure – sehr abwechslungsreich.
28 November 2011
Nach der Abstimmung
Als wir am Sonntag mittag im Wahllokal waren, hatten wir den Eindruck, es sei richtig was los: Ich hatte sogar das Gefühl, dass in Karlsruhe mehr Leute zur Abstimmung gingen als sich an der Bundestagswahl beteiligt hatten. Zeitweise herrschte fast Volksfeststimmung, zumindest was die Zahl der Besucher anging.
Leider hat mein Kreuzle nichts genutzt: Die Befürworter von Stuttgart 21 haben die Mehrheit erlangt. Das jahrelange Trommeln in fast allen Medien hat den Leuten offensichtlich die Ohren derart zugekleistert, dass sie diesen irrsinnig teuren Bahnhof mit allem Drum und Dran wollen.
Gut finden kann ich das nicht. Ich ärgere mich aber auch nicht sonderlich darüber. Der kurze Aufstand der Wutbürger scheint vorüber zu sein, bei der nächsten Wahl wird dann wieder die CDU an die Spitze der Regierung kommen, und alles ist gut.
Und 2020 dürfen wir durch einen neuen Bahnhof in Stuttgart spazieren, in Karlsruhe mit ener sündhaft teuren U-Bahn fahren - und gleichzeitig ist unser Bildungs- und Krankenhaussystem endgültig marode geworden. Man muss halt Prioritäten setzen in diesem Land ...
Leider hat mein Kreuzle nichts genutzt: Die Befürworter von Stuttgart 21 haben die Mehrheit erlangt. Das jahrelange Trommeln in fast allen Medien hat den Leuten offensichtlich die Ohren derart zugekleistert, dass sie diesen irrsinnig teuren Bahnhof mit allem Drum und Dran wollen.
Gut finden kann ich das nicht. Ich ärgere mich aber auch nicht sonderlich darüber. Der kurze Aufstand der Wutbürger scheint vorüber zu sein, bei der nächsten Wahl wird dann wieder die CDU an die Spitze der Regierung kommen, und alles ist gut.
Und 2020 dürfen wir durch einen neuen Bahnhof in Stuttgart spazieren, in Karlsruhe mit ener sündhaft teuren U-Bahn fahren - und gleichzeitig ist unser Bildungs- und Krankenhaussystem endgültig marode geworden. Man muss halt Prioritäten setzen in diesem Land ...
27 November 2011
Jugendsünde in schwarzweiß
Es wird Zeit, dass ich dieses Foto endlich hier auch dokumentiere: Es wurde bereits 2008 auf den Seiten von sf-fan.de verbreitet, so dass es ja kein großes Geheimnis mehr ist. Das Internet vergisst angeblich nichts, also kann ich dazu beitragen, dass meine eigenen Jugendsünden noch ein wenig länger sichtbar sind.
Das Fanzine »Theren« erschien vom April 1979 bis zum Sommer 1980; in meiner Sammlung befinden sich vier Ausgaben, und ich vermute, dass nicht viel mehr erschienen sind. Es war eines der ersten Fanzines, die ich 1979 überhaupt bestellte und las; eines der typischen Fanzines jener Zeit, die aus Kurzgeschichten, Grafiken, wenigen Artikeln und Buchbesprechungen bestanden.
Ich war ziemlich begeistert von den ersten Ausgaben, hielt mich in meinem übersteigerten Selbstbewusstsein sowieso für einen richtig guten Autor und wollte unbedingt in einer »Theren«-Ausgabe erscheinen. Das gelang mir im Sommer 1980 – ich gewann bei einem kleinen Story-Wettbewerb.
Die Gebrüder Börnsen veröffentlichten meinen Text und wollten ein Foto von mir dazu packen. Ich suchte eine Weile und fand dann eines, das zu diesem Zeitpunkt bereits gut zwei Jahre alt war. Und so kam es, dass mein erstes Foto in einem Fanzine eher skurril wirkt ...
26 November 2011
Von einem alten Bild
Ich träumte, und ich wusste zugleich, dass ich träumte. Es war Sommer, und ich saß mit nacktem Oberkörper auf einem alten Holzdach, unter den Dachsparren; die Ziegel fehlte, und ich drückte den Rücken gegen eine Dachlatte, was ein wenig kratzte.
Zuerst las ich, dann schaute ich mir alte Bilder durch. Es waren Schwarzweiß-Aufnahmen, und ich ordnete sie beim Anschauen sofort zu.
Unter anderem gab es ein Bild, auf dem meine Eltern zu sehen waren: lachend, fröhlich, in einer echten Party-Laune. Ebenso war der Großvater auf dem Bild zu sehen sowie Leute, die ich nicht kannte. Es war ein Bild aus der guten alten Zeit, wie man es sich vorstellte.
Ich wachte auf, als der Wecker klingelte. Im Reflex stellte ich ihn eine halbe Stunde vor und wollte weiterschlafen. Noch während ich wieder einschlief, dachte ich daran, dass es diese gute alte Zeit so nie gegeben hatte, dass dieses Bild einfach nicht richtig sein konnte.
Und als ich wieder aufwachte, plagte mich der Gedanke an dieses Bild. Wieso dachte ich an solche Bilder, wie kam das in mein Hirn? Ich benötigte einen Kaffee, eine Dusche und die halbe Fahrt bis zum Büro, bis es mir einfiel: In dieser Woche jährte sich der Todestag meiner Mutter.
Schon seltsam, welche Streiche einem das Hirn so spielt ...
Zuerst las ich, dann schaute ich mir alte Bilder durch. Es waren Schwarzweiß-Aufnahmen, und ich ordnete sie beim Anschauen sofort zu.
Unter anderem gab es ein Bild, auf dem meine Eltern zu sehen waren: lachend, fröhlich, in einer echten Party-Laune. Ebenso war der Großvater auf dem Bild zu sehen sowie Leute, die ich nicht kannte. Es war ein Bild aus der guten alten Zeit, wie man es sich vorstellte.
Ich wachte auf, als der Wecker klingelte. Im Reflex stellte ich ihn eine halbe Stunde vor und wollte weiterschlafen. Noch während ich wieder einschlief, dachte ich daran, dass es diese gute alte Zeit so nie gegeben hatte, dass dieses Bild einfach nicht richtig sein konnte.
Und als ich wieder aufwachte, plagte mich der Gedanke an dieses Bild. Wieso dachte ich an solche Bilder, wie kam das in mein Hirn? Ich benötigte einen Kaffee, eine Dusche und die halbe Fahrt bis zum Büro, bis es mir einfiel: In dieser Woche jährte sich der Todestag meiner Mutter.
Schon seltsam, welche Streiche einem das Hirn so spielt ...
25 November 2011
Parforce-Ritt durch Zeiten und Möglichkeiten
Der Schriftsteller Norbert Zähringer war mir bis vor einem halben Jahr völlig unbekannt. Wir kamen in Kontakt zueinander, weil er für die Tageszeitung »Die Welt« einen Artikel über PERRY RHODAN schrieb – den Artikel fand ich super, und ich bedankte mich hinterher dafür; eine kurze Korrespondenz schloss sich an.
Mittlerweile habe ich »Als ich schlief« gelesen, den 2006 bei Rowohlt veröffentlichten Roman des Schriftstellers, und ich habe tatsächlich Probleme damit, die Handlung des brillanten Werks zusammenzufassen. Es gibt einen Ich-Erzähler in diesem Roman, der aber – wie der Titel andeutet – einen großen Teil der Geschichte im Koma liegt; es gibt familiäre Beziehungen zwischen einem Nazi-Großvater, der nach dem Krieg in die USA gelangte, und einem iranischen Familienzweig.
Zwischen dem Leben in einer WG im Berlin der 80er-Jahre, dem Dritten Reich, dem Elend eines afrikanischen Kleinstaates, einem Irrenhaus am Aralsee oder einem Forschungszentrum in New Mexiko pendelt die Handlung hin und her, mit immer neuen, ungewöhnlichen Blickwinkeln und in einem Stil, bei dem sich knappe Dialoge mit präzisen Beschreibungen abwechseln.
Vielleicht hilft es, wenn ich den Roman als »Schnurre« bezeichne, als eine Ansammlung von ungewöhnlichen Geschichten und Themen, die teilweise mit irrwitzigen, aber stets passenden Sprüngen aufeinander folgen, die aber immer durch die jeweiligen Figuren und ein ganz bestimmtes Buch zusammengehalten werden.
Letztlich thematisiert der Roman immer eines: Was passiert eigentlich mit den vielen Möglichkeiten, die das Leben bereithält? Welche Zufälle gibt es, und was würde passieren, wenn an irgendeinem Punkt der Vergangenheit die Geschichte anders »abgebogen« wäre? Kein Wunder, dass der Autor gelegentlich das Gleichnis von "Schrödingers Katze" aufgreift.
»Als ich schlief« ist ein ungewöhnliches Buch, das sich Genre-Kategorien erfolgreich entzieht, das ich aber rundum unterhaltsam finde. Die 286 Seiten lasen sich superflott, und ich kann's nur jedem Leser empfehlen.
Mittlerweile habe ich »Als ich schlief« gelesen, den 2006 bei Rowohlt veröffentlichten Roman des Schriftstellers, und ich habe tatsächlich Probleme damit, die Handlung des brillanten Werks zusammenzufassen. Es gibt einen Ich-Erzähler in diesem Roman, der aber – wie der Titel andeutet – einen großen Teil der Geschichte im Koma liegt; es gibt familiäre Beziehungen zwischen einem Nazi-Großvater, der nach dem Krieg in die USA gelangte, und einem iranischen Familienzweig.
Zwischen dem Leben in einer WG im Berlin der 80er-Jahre, dem Dritten Reich, dem Elend eines afrikanischen Kleinstaates, einem Irrenhaus am Aralsee oder einem Forschungszentrum in New Mexiko pendelt die Handlung hin und her, mit immer neuen, ungewöhnlichen Blickwinkeln und in einem Stil, bei dem sich knappe Dialoge mit präzisen Beschreibungen abwechseln.
Vielleicht hilft es, wenn ich den Roman als »Schnurre« bezeichne, als eine Ansammlung von ungewöhnlichen Geschichten und Themen, die teilweise mit irrwitzigen, aber stets passenden Sprüngen aufeinander folgen, die aber immer durch die jeweiligen Figuren und ein ganz bestimmtes Buch zusammengehalten werden.
Letztlich thematisiert der Roman immer eines: Was passiert eigentlich mit den vielen Möglichkeiten, die das Leben bereithält? Welche Zufälle gibt es, und was würde passieren, wenn an irgendeinem Punkt der Vergangenheit die Geschichte anders »abgebogen« wäre? Kein Wunder, dass der Autor gelegentlich das Gleichnis von "Schrödingers Katze" aufgreift.
»Als ich schlief« ist ein ungewöhnliches Buch, das sich Genre-Kategorien erfolgreich entzieht, das ich aber rundum unterhaltsam finde. Die 286 Seiten lasen sich superflott, und ich kann's nur jedem Leser empfehlen.
24 November 2011
Volksabstimmung am Sonntag
Ich bin ja immer gern bereit, Politiker für unfähige Trottel zu halten oder sie gar krimineller Machenschaften zu beschuldigen. Beispiele für diese Meinungen gibt es zu Hauf, jeder kennt selbst welche. Dabei vergesse ich gelegentlich, dass es Menschen in der Politik gibt, die das, was sie tun, einigermaßen ernsthaft betreiben.
Diese Woche werde ich zur Wahl gehen. Bewusst werde ich mein Kreuz setzen, an einer Stelle, deren Sinn mir hundertprozentig einleuchtet. Ich werde für »Ja« stimmen und damit einen Gesetzesentwurf der grün-roten Landesregierung unterstützen, die zumindest teilweise versucht, aus dem unsäglichen Konzept für Stuttgart 21 auszusteigen.
Mir ist dieser Bahnhofneubau nicht völlig gleichgültig, aber ich sehe ihn recht leidenschaftslos. Das Ding ist Geldverschwendung und wird ein unnötiger Protzbau werden. Jahre- und jahrzehntelange Gehirnwäsche sowie eine sogenannte Schlichtung haben dazu geführt, dass die Sicht der Befürworter als die einzig wahre gilt. Da muss ich einfach mein Kreuz dagegen setzen.
Was ich jetzt aber wirklich gut finde und woher mein Lob kommt: Die Landesregierung hat in jeden Haushalt eine Informationsbroschüre verschickt. In dieser wird ausführlich über das Gesetz informiert; zudem werden die Argumente und Gegenargumente zur Stuttgart-21-Diskussion aufgelistet.
Zwar weiß ich schon seit Monaten, wofür ich stimmen werde (auch wenn es mutmaßlich nichts bringen wird ...), aber ich habe die Broschüre dennoch durchgelesen. So eine Information finde ich dann echt gut – und ich hätte nie gedacht, dass ich mal öffentlich die Aktion einer Landesregierung loben würde!
Diese Woche werde ich zur Wahl gehen. Bewusst werde ich mein Kreuz setzen, an einer Stelle, deren Sinn mir hundertprozentig einleuchtet. Ich werde für »Ja« stimmen und damit einen Gesetzesentwurf der grün-roten Landesregierung unterstützen, die zumindest teilweise versucht, aus dem unsäglichen Konzept für Stuttgart 21 auszusteigen.
Mir ist dieser Bahnhofneubau nicht völlig gleichgültig, aber ich sehe ihn recht leidenschaftslos. Das Ding ist Geldverschwendung und wird ein unnötiger Protzbau werden. Jahre- und jahrzehntelange Gehirnwäsche sowie eine sogenannte Schlichtung haben dazu geführt, dass die Sicht der Befürworter als die einzig wahre gilt. Da muss ich einfach mein Kreuz dagegen setzen.
Was ich jetzt aber wirklich gut finde und woher mein Lob kommt: Die Landesregierung hat in jeden Haushalt eine Informationsbroschüre verschickt. In dieser wird ausführlich über das Gesetz informiert; zudem werden die Argumente und Gegenargumente zur Stuttgart-21-Diskussion aufgelistet.
Zwar weiß ich schon seit Monaten, wofür ich stimmen werde (auch wenn es mutmaßlich nichts bringen wird ...), aber ich habe die Broschüre dennoch durchgelesen. So eine Information finde ich dann echt gut – und ich hätte nie gedacht, dass ich mal öffentlich die Aktion einer Landesregierung loben würde!
Die Members und ihr zweiter Schlag
Eines der ersten Punkrock-Stücke, das ich jemals hörte, war »The Sound Of The Suburbs« von den Members; bis heute ist das ein richtig großartiger Song. Die Single war in den 70er-Jahren sogar so erfolgreich, dass sie in die offizielle Hitparade in England kam; ich kann sie mir bis heute anhören.
Nach ihrer hervorragenden ersten Langspielplatte, die 1979 herauskam, brachten sie 1980 die zweite in den Handel – diese kaufte ich mir unlängst bei meinem London-Trip. »1980 – the choice is yours« enthält sehr poppigen Punkrock, wie man ihn in den späten 70er-Jahren auf Platte presste. Ein Über-Hit wie der eingangs erwähnte ist nicht dabei, aber alle Stücke sind richtig gelungen.
Der Gesang ist ausdrucksstark und flott, musikalisch rotzt immer mal wieder der Punkrock zwischen den Pop- und Ska-Stücken hindurch. Heute würde das kein Mensch mehr unter Punk zusammenfassen; damals gehörte es offiziell dazu. Eine Klasse-Platte, die ich mir sicher noch oft anhören werde.
Nach ihrer hervorragenden ersten Langspielplatte, die 1979 herauskam, brachten sie 1980 die zweite in den Handel – diese kaufte ich mir unlängst bei meinem London-Trip. »1980 – the choice is yours« enthält sehr poppigen Punkrock, wie man ihn in den späten 70er-Jahren auf Platte presste. Ein Über-Hit wie der eingangs erwähnte ist nicht dabei, aber alle Stücke sind richtig gelungen.
Der Gesang ist ausdrucksstark und flott, musikalisch rotzt immer mal wieder der Punkrock zwischen den Pop- und Ska-Stücken hindurch. Heute würde das kein Mensch mehr unter Punk zusammenfassen; damals gehörte es offiziell dazu. Eine Klasse-Platte, die ich mir sicher noch oft anhören werde.
23 November 2011
Zeichen der Peinlichkeit
Der Bundestag schämt sich öffentlich, der Landtag von Baden-Württemberg legt eine Schweigeminute ein. Danach geht in beiden Parlamenten das übliche Gezänk zwischen profilierungssüchtigen Menschen weiter.
Man möchte »ein Zeichen gegen rechts« setzen, sich dafür entschuldigen, dass Nazis eine Mordserie laufen lassen konnten, ohne dass jemand ernsthaft gegen sie ermittelte. Und man möchte mal wieder die NPD verbieten.
Ui-ui, da zeigt die wehrhafte Demokratie aber mal ihre Zähne. Das sind fast noch härtere »Maßnahmen« als vor bald zwanzig Jahren, als landauf landab die Lichterketten ihre peinlichen Zeichen setzten (während die Polizei weiterhin die Antifa zusammenprügelte).
Ich bin sicher, wenn die Prügel- und Mord-Nazis das im Fernsehen mitbekommen, da werden die richtig Angst kriegen. Und garantiert ihre Meinung ändern. Ui-ui-ui.
Man möchte »ein Zeichen gegen rechts« setzen, sich dafür entschuldigen, dass Nazis eine Mordserie laufen lassen konnten, ohne dass jemand ernsthaft gegen sie ermittelte. Und man möchte mal wieder die NPD verbieten.
Ui-ui, da zeigt die wehrhafte Demokratie aber mal ihre Zähne. Das sind fast noch härtere »Maßnahmen« als vor bald zwanzig Jahren, als landauf landab die Lichterketten ihre peinlichen Zeichen setzten (während die Polizei weiterhin die Antifa zusammenprügelte).
Ich bin sicher, wenn die Prügel- und Mord-Nazis das im Fernsehen mitbekommen, da werden die richtig Angst kriegen. Und garantiert ihre Meinung ändern. Ui-ui-ui.
22 November 2011
Polit-Zombie mit Buch unterwegs
Es bleibt einem als angeblich kritischem und mündigem Bürger ja nichts erspart. Nicht einmal Politiker, die man für die nächsten Jahre in der Versenkung glaubte, sind wirklich verschwunden. Und so kommt jetzt auch Karl-Theodor zu Guttenberg wieder zurück – ein Polit-Zombie, der offensichtlich nicht davon ablassen kann, sein Gesicht in jede Kamera zu halten.
Der Herder-Verlag, der unter dem Logo »Lesen ist Leben« im Buchhandel aktiv ist, bringt ein Buch des Adeligen heraus. Das Ding trägt den Titel »Vorerst gescheitert«, kommt diesen Monat noch in die Buchhandlungen und zeigt einen wichtig in die Kamera schauenden Guttenberg auf der Titelseite.
Giovanni di Lorenzo, der Chef der »Zeit«, war sein Interviewpartner; so steht es in der Ankündigung. Wir können getrost davon ausgehen, dass irgendein journalistischer Unterling die Texte zusammengestellt hat, weil di Lorenzo für die eigentliche Arbeit an so einem Interview-Buch wohl kaum die Zeit gefunen hat ...
Angeblich spricht Guttenberg in dem Buch unter anderem »über seinen Umgang mit den eigenen Fehlern, über die Zeit nach dem Rücktritt«; das würde mich ja schon mal interessieren. Viel spannender ist womöglich sein Gerede »über die Voraussetzungen für die Rückkehr eines immer noch enorm populären Politikers«.
Das Buch behandle zudem den schlechten »Zustand der deutschen Politik und Parteien und was dagegen getan werden müsste«. Das klingt überzeugend. Ich kann mir richtig gut vorstellen, was Guttenberg alles erzählt und wie eifrig ihm der Redakteur zuhört.
Ich will ja nicht gemein sein, aber mit dem »Zeit«-Chefredakteur und dem Ex-Minister haben sich zwei getroffen, die gut zusammenpassen. Beide Herren gelten als gutaussehend und eloquent, und das verspricht eine echt tolle Mischung. Der Journalismus ist in Deutschland längst nicht mehr viel wert, vor der Politik empfinde ich nur Ekel. Vielleicht sollte ich mir das Buch doch zulegen ...
Der Herder-Verlag, der unter dem Logo »Lesen ist Leben« im Buchhandel aktiv ist, bringt ein Buch des Adeligen heraus. Das Ding trägt den Titel »Vorerst gescheitert«, kommt diesen Monat noch in die Buchhandlungen und zeigt einen wichtig in die Kamera schauenden Guttenberg auf der Titelseite.
Giovanni di Lorenzo, der Chef der »Zeit«, war sein Interviewpartner; so steht es in der Ankündigung. Wir können getrost davon ausgehen, dass irgendein journalistischer Unterling die Texte zusammengestellt hat, weil di Lorenzo für die eigentliche Arbeit an so einem Interview-Buch wohl kaum die Zeit gefunen hat ...
Angeblich spricht Guttenberg in dem Buch unter anderem »über seinen Umgang mit den eigenen Fehlern, über die Zeit nach dem Rücktritt«; das würde mich ja schon mal interessieren. Viel spannender ist womöglich sein Gerede »über die Voraussetzungen für die Rückkehr eines immer noch enorm populären Politikers«.
Das Buch behandle zudem den schlechten »Zustand der deutschen Politik und Parteien und was dagegen getan werden müsste«. Das klingt überzeugend. Ich kann mir richtig gut vorstellen, was Guttenberg alles erzählt und wie eifrig ihm der Redakteur zuhört.
Ich will ja nicht gemein sein, aber mit dem »Zeit«-Chefredakteur und dem Ex-Minister haben sich zwei getroffen, die gut zusammenpassen. Beide Herren gelten als gutaussehend und eloquent, und das verspricht eine echt tolle Mischung. Der Journalismus ist in Deutschland längst nicht mehr viel wert, vor der Politik empfinde ich nur Ekel. Vielleicht sollte ich mir das Buch doch zulegen ...
21 November 2011
Sehr klassisch erzählter Krimi
Manchmal hilft es durchaus, klassische Romane zu lesen – wobei es eine Frage der Ansicht ist, ab welchem Alter und ab welcher Qualitätsebene ein Roman als »klassisch« zu bewerten ist. »The Dutch Shoe Mystery« ist ein klassischer Krimi, das steht fest, und er ist hierzulande in verschiedenen Übersetzungen und Auflagen erschienen.
Ich las zuletzt die Version von 1961, die im Rahmen der »Blau/Gelb-Kriminalromane« des Humanitas-Verlags Konstanz erschienen ist. In dieser Version trägt der Roman den Titel »Mörder im Hospital«; »1932« hieß der Roman, als er erstmals in deutscher Sprache publiziert wurde, noch »Das zerrissene Schuhband«, 1975 kam der Roman als »Würger im Hospital« heraus, und mittlerweile trägt der Roman den Titel »Das Geheimnis der Weißen Schuhe«.
Wahrscheinlich ist die aktuelle Übersetzung die beste. Denn wenn ich mir die manchmal gestelzten Formulierungen in dem Buch anschaue, wirkt das heute sehr gestelzt. Die Damen werden als »Fräulein« angesprochen, und es heißt nicht »Mr. Queen«, sondern »Herr Queen«.
Anderseits hat das auch seinen Reiz, und der gesamte Krimi ist ja nicht ohne Charme. Es gibt einen Mord im renommierten Dutch Memorial Hospital, und es ist davon auszugehen, dass der Täter zum Personal gehört. Ellery Queen, der Privatdetektiv, nimmt die Ermittlungen auf, die vor allem aus den intensiven Befragungen der Krankenhaus-Angestellten, Patienten und Verwandten des Mordopfers bestehen.
Das ist schön erzählt, kommt ohne jegliche Action aus und bleibt immer auf einer seriösen Ebene. Man spricht sich höflich an, man verhält sich korrekt, und sogar die Morde sind einigermaßen sauber. Und für Krimi-Fans, die gerne miträtseln, gibt es in diesem Roman sogar richtig viel Stoff – ich habe allerdings nicht selbst herausgekriegt, wer der Mörder ist.
Ellery Queen hat im Prinzip zur selben Zeit geschrieben wie der von mir ständig gelobte Georges Simenon. Doch wo Simenon seinen Kommissar tatkräftig und zugleich psychologisch geschickt ermitteln lässt, bleibt Ellery Queen recht brav; das finde ich im Jahr 2011 ein wenig zu ermüdend.
Nicht alle Klassiker sind automatisch dadurch besser als heutige Romane, weil sie so alt sind ...
20 November 2011
25 Jahre im selben Verein
An diesem Wochenende hätte ich eigentlich öffentlich geehrt werden sollen. Ich war bei der Veranstaltung nicht dabei, weil ich »verhindert« war, hatte aber auch sonst keine große Lust, mich zu dem Anlass zu begeben.
Der Grund war nämlich: Ich bin seit diesem Monat sage und schreibe 25 Jahre in der Gewerkschaft. Eine Ehrennadel und eine entsprechende Urkunde wurden mir bereits ins Haus geschickt.
Die Urkunde kann ich in einen Ordner packen, aber was ich mit der Ehrennadel soll, ist mir nicht so richtig klar. Und was ich bei Ehrung tun sollte, war mir ebensowenig klar.
25 Jahre in der Gewerkschaft ... ich würde eigentlich sagen, es sei immer dieselbe, aber so richtig ist das gar nicht: Von der Journalistengewerkschaft über die IG Medien bis hin zu ver.di verlief meine »Karriere«, ohne dass ich selbst etwas geändert hätte. Der Verein fusionierte in den letzten 25 Jahren und änderte sich dabei massiv.
Ich könnte übrigens nicht behaupten, dass ich gern in der Gewerkschaft bin. Es ist eher eine Pflichtsache: Als Arbeitnehmer halte ich es für meine Pflicht, in »meiner« Interessensgemeinschaft zu sein. Aber eine Lustsache ist es nicht.
Wie es aussieht, werde ich weitere Jahre in der Gewerkschaft bleiben. Das kostet Geld und ist eigentlich ganz schön spießig, vor allem wegen der Beharrlichkeit, mit der ich dabei bleibe. Aber ich halte es nach wie vor für sinnvoll ...
Der Grund war nämlich: Ich bin seit diesem Monat sage und schreibe 25 Jahre in der Gewerkschaft. Eine Ehrennadel und eine entsprechende Urkunde wurden mir bereits ins Haus geschickt.
Die Urkunde kann ich in einen Ordner packen, aber was ich mit der Ehrennadel soll, ist mir nicht so richtig klar. Und was ich bei Ehrung tun sollte, war mir ebensowenig klar.
25 Jahre in der Gewerkschaft ... ich würde eigentlich sagen, es sei immer dieselbe, aber so richtig ist das gar nicht: Von der Journalistengewerkschaft über die IG Medien bis hin zu ver.di verlief meine »Karriere«, ohne dass ich selbst etwas geändert hätte. Der Verein fusionierte in den letzten 25 Jahren und änderte sich dabei massiv.
Ich könnte übrigens nicht behaupten, dass ich gern in der Gewerkschaft bin. Es ist eher eine Pflichtsache: Als Arbeitnehmer halte ich es für meine Pflicht, in »meiner« Interessensgemeinschaft zu sein. Aber eine Lustsache ist es nicht.
Wie es aussieht, werde ich weitere Jahre in der Gewerkschaft bleiben. Das kostet Geld und ist eigentlich ganz schön spießig, vor allem wegen der Beharrlichkeit, mit der ich dabei bleibe. Aber ich halte es nach wie vor für sinnvoll ...
19 November 2011
Bücher auf dem England-Trip
Geht man auf eine Auslandsreise, empfiehlt es sich durchaus, vorher den einen oder anderen Reiseführer zu blättern oder gar richtig zu lesen. Das geht mir nicht anders als anderen Leuten – und ich hatte sogar für die eine Woche in London einen Reiseführer dabei. Kann man albern finden, weil sich ja eh alles erfragen lässt – aber die Erfahrung lehrt, dass es auch nicht schadet, ein wenig mehr zu wissen.
Der Standard-Reiseführer von Dumont (»London« von Annette Kossow) erwies sich als sehr gut handhabbar. Zwar hielten wir uns an keine einzige der vorgeschlagenen Touren, aber die kleinen Karten zu den jeweiligen Stadtvierteln sowie die Angaben zu Örtlichkeiten erwiesen sich stets als sehr gut. Zumindest konnten wir abends im Hotelzimmer stets nachlesen, wo wir denn eigentlich genau gewesen waren.
Brillant finde ich die Reihe »Gebrauchsanweisung für ...«, die im Piper-Verlag erscheint. Bisher las ich davon mehrere Bücher, und sie erwiesen sich bei jeder Reise in letzter Zeit als sehr hilfsbereit. Dies gilt auch für »Gebrauchsanweisung für London«, das der Journalist Ronald Reng verfasste.
Die darin aufgeführten Tipps sind, wenn es um Details geht, selbstverständlich veraltet – aber es ist ja auch kein Reiseführer. Stattdessen vermittelt der Autor in humorvoller Art und Weise seine Einsichten und Ansichten zum Stadtleben in der britischen Metropole; das macht richtig Spaß und hilft einem tatsächlich ein wenig weiter.
Ein ziemlich cooles Buch ist »1000 x London für unter 10 Pfund«; es ist als durchgehend vierfarbiges Paperback im Goldfinch-Verlag erschienen. Auf über 320 Seiten enthält es sensationell viele Tipps, die von der englischen Zeitschrift »Time Out« zusammengestellt und für dieses Buch ins Deutsche übersetzt wurden.
Ich blätterte fast jeden Tag, den ich in London verbrachte, in diesem Buch – es ist unterhaltsam geschrieben und enthält unglaublich viele Tipps: wo man gut und preiswert essen kann, wo die angesagten Bands spielen, wo es Blumenmärkte oder coole Ausstellungen gibt ... und so weiter.
Nur: Es waren so viele Tipps, dass wir vor ihnen katapultierten und keinen einzigen umsetzten. Es ist ein wunderbarer Reiseführer, der aber eher für Leute geeignet ist, die in London wohnen oder längere Zeit dort verbringen.
Der Standard-Reiseführer von Dumont (»London« von Annette Kossow) erwies sich als sehr gut handhabbar. Zwar hielten wir uns an keine einzige der vorgeschlagenen Touren, aber die kleinen Karten zu den jeweiligen Stadtvierteln sowie die Angaben zu Örtlichkeiten erwiesen sich stets als sehr gut. Zumindest konnten wir abends im Hotelzimmer stets nachlesen, wo wir denn eigentlich genau gewesen waren.
Brillant finde ich die Reihe »Gebrauchsanweisung für ...«, die im Piper-Verlag erscheint. Bisher las ich davon mehrere Bücher, und sie erwiesen sich bei jeder Reise in letzter Zeit als sehr hilfsbereit. Dies gilt auch für »Gebrauchsanweisung für London«, das der Journalist Ronald Reng verfasste.
Die darin aufgeführten Tipps sind, wenn es um Details geht, selbstverständlich veraltet – aber es ist ja auch kein Reiseführer. Stattdessen vermittelt der Autor in humorvoller Art und Weise seine Einsichten und Ansichten zum Stadtleben in der britischen Metropole; das macht richtig Spaß und hilft einem tatsächlich ein wenig weiter.
Ein ziemlich cooles Buch ist »1000 x London für unter 10 Pfund«; es ist als durchgehend vierfarbiges Paperback im Goldfinch-Verlag erschienen. Auf über 320 Seiten enthält es sensationell viele Tipps, die von der englischen Zeitschrift »Time Out« zusammengestellt und für dieses Buch ins Deutsche übersetzt wurden.
Ich blätterte fast jeden Tag, den ich in London verbrachte, in diesem Buch – es ist unterhaltsam geschrieben und enthält unglaublich viele Tipps: wo man gut und preiswert essen kann, wo die angesagten Bands spielen, wo es Blumenmärkte oder coole Ausstellungen gibt ... und so weiter.
Nur: Es waren so viele Tipps, dass wir vor ihnen katapultierten und keinen einzigen umsetzten. Es ist ein wunderbarer Reiseführer, der aber eher für Leute geeignet ist, die in London wohnen oder längere Zeit dort verbringen.
18 November 2011
Polit- und Moral-Spielchen
In den letzten Tagen habe ich so oft Nachrichtensendungen im Fernsehen angeguckt wie schon lange nicht mehr. Der Grund: die sogenannte Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie sowie die offensichtlichen Versäumnisse der Polizei und des Verfassungsschutzes.
Mit großen Augen und weit geöffneten Ohren hörte ich mir das Gestammel von Politikern, Wissenschaftlern und angeblichen Journalisten an, die sich auf einmal alle bestens mit Neonazis auskannten. Am interessantesten fand ich jeweils die Irritation, die offensichtlich bei einigen Leuten herrscht - manche finden es anscheinend jetzt noch seltsam, dass Nazis gerne Listen von mutmaßlichen Zielen anlegen.
Das ist alles nichts neues, und wer sich für solche Themen interessierte, bekam in den letzten zwanzig Jahren genug »Futter«. Für manche Leute in gewissen Regionen dieser Republik ist Nazi-Terror auf der Straße schon fast normal; sie werden angegriffen, zusammengeschlagen und manchmal sogar umgebracht.
Politik und Polizei haben sich in den letzten Jahren verstärkt auf den real existierenden Terror irgendwelcher Islamisten konzentriert, was ich nicht kritisieren möchte. Und man hat irgendwelche Steinewerfer aus der linken Ecke in die Terror-Rubrik gesteckt, um den »Kampf gegen den Linksextremismus« weiter führen zu können.
Politik und Polizei sind auf einem Auge blind. Das war schon immer so, und das wird - wenn die aktuelle Aufregung wieder mal vorüber ist - auch so bleiben. Und solange das so ist, nutzen die Krokodilstränen von Politikern, die jetzt öffentlichkeitswirksam die Angehörigen der Ermordeten besuchen, wirklich niemandem.
Mit großen Augen und weit geöffneten Ohren hörte ich mir das Gestammel von Politikern, Wissenschaftlern und angeblichen Journalisten an, die sich auf einmal alle bestens mit Neonazis auskannten. Am interessantesten fand ich jeweils die Irritation, die offensichtlich bei einigen Leuten herrscht - manche finden es anscheinend jetzt noch seltsam, dass Nazis gerne Listen von mutmaßlichen Zielen anlegen.
Das ist alles nichts neues, und wer sich für solche Themen interessierte, bekam in den letzten zwanzig Jahren genug »Futter«. Für manche Leute in gewissen Regionen dieser Republik ist Nazi-Terror auf der Straße schon fast normal; sie werden angegriffen, zusammengeschlagen und manchmal sogar umgebracht.
Politik und Polizei haben sich in den letzten Jahren verstärkt auf den real existierenden Terror irgendwelcher Islamisten konzentriert, was ich nicht kritisieren möchte. Und man hat irgendwelche Steinewerfer aus der linken Ecke in die Terror-Rubrik gesteckt, um den »Kampf gegen den Linksextremismus« weiter führen zu können.
Politik und Polizei sind auf einem Auge blind. Das war schon immer so, und das wird - wenn die aktuelle Aufregung wieder mal vorüber ist - auch so bleiben. Und solange das so ist, nutzen die Krokodilstränen von Politikern, die jetzt öffentlichkeitswirksam die Angehörigen der Ermordeten besuchen, wirklich niemandem.
17 November 2011
Ein Interview aus den 90er-Jahren
Ich finde es immer wieder interessant, Aussagen zu überprüfen, die man – in diesem Fall ich – vor vielen Jahren getroffen hat. Die Seite sf-fan.de hat jetzt ein Interview veröffentlicht, das im Jahr 1998 mit mir geführt wurde. Meine Gesprächspartner waren Ulrich Bettermann, den ich jetzt schon seit über dreißig Jahren kenne, und Florian Breitsameter, der ebenfalls seit zwei Dutzend Jahren in der Szene aktiv ist.
Ich erinnerte mich selbst nicht mehr an das Interview, das laut Angaben der Seite auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 1998 aufgezeichnet wurde. Es ist ziemlich ausführlich, geht auf haufenweise Detail-Informationen ein und liefert eine Reihe von Aussagen, die ich heute so vielleicht gar nicht mehr treffen würde.
Auffallend ist übrigens neben dem vielen und sehr interessanten Text noch eines: Mein Haarschnitt war sehr knapp. Es sieht so aus, als hätte mir Ulf kurz zuvor die Frisur rasiert ...
Ich erinnerte mich selbst nicht mehr an das Interview, das laut Angaben der Seite auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 1998 aufgezeichnet wurde. Es ist ziemlich ausführlich, geht auf haufenweise Detail-Informationen ein und liefert eine Reihe von Aussagen, die ich heute so vielleicht gar nicht mehr treffen würde.
Auffallend ist übrigens neben dem vielen und sehr interessanten Text noch eines: Mein Haarschnitt war sehr knapp. Es sieht so aus, als hätte mir Ulf kurz zuvor die Frisur rasiert ...
16 November 2011
Wirtschaft für und von Menschen
Wenn man sich die Medienberichte der letzten Monate anschaut, könnte man den Eindruck bekommen, dass die sogenannte Wirtschaftswelt ein Tollhaus ist. Da machen irgendwelche Manager und Bankleute offensichtlich das, was sie wollen, und nehmen gleichzeitig viele Millionen Menschen gewissermaßen als Geiseln. Ab und zu hilft es, in dieser politischen Situation mal ein Sachbuch zu lesen, um sich ein anderes Bild von der Wirtschaft zu verschaffen.
Ich las aus diesem Grund »Humanomics«, ein Sachbuch von Uwe Jean Heuser. Der Mann ist Wirtschaftsjournalist, unter anderem für die »Zeit«, und sein Buch trägt den schönen Untertitel »Die Entdeckung des Menschen in der Wirtschaft«.
Das Buch kam 2008 raus, also bevor die große Bankenkrise losging – somit ist es nicht hundertprozentig aktuell. Aber grundsätzlich gelten viele der darin aufgeschriebenen Erkenntnisse weiterhin.
Denn Heuser stellt tatsächlich den Menschen mit all seinen Fehlern ins Zentrum seines gelungenen und vor allem sehr gut lesbaren Sachbuches ins Zentrum. Nicht der stets ökonomisch korrekt und überlegend handelnde Mensch aus den Lehrbüchern der Ökonomie ist gemeint, sondern der Mensch, der nach Glück strebt und dieses auf seine Weise erreichen will.
Deshalb ist Heusers Buch auch kein Werk über Wirtschaftskreisläufe und sonstige Dinge, sondern vor allem eines, das Erkenntnisse aus Ökonomie mit der Psychologie und der Neurologie verbindet. Letztlich geht es immer wieder darum: Was treibt den Menschen an, und warum treibt es ihn an?
Die Lektüre fand ich durchgehend spannend; ein Buch, das ich garantiert auch mal wieder in die Hand nehmen werde – es ist unterhaltsam geschrieben und kann immer mal wieder kapitelweise angeschmökert werden. Sehr schön! (Ach ja, wen es interessiert: Erschienen ist es im Campus-Verlag.)
Ich las aus diesem Grund »Humanomics«, ein Sachbuch von Uwe Jean Heuser. Der Mann ist Wirtschaftsjournalist, unter anderem für die »Zeit«, und sein Buch trägt den schönen Untertitel »Die Entdeckung des Menschen in der Wirtschaft«.
Das Buch kam 2008 raus, also bevor die große Bankenkrise losging – somit ist es nicht hundertprozentig aktuell. Aber grundsätzlich gelten viele der darin aufgeschriebenen Erkenntnisse weiterhin.
Denn Heuser stellt tatsächlich den Menschen mit all seinen Fehlern ins Zentrum seines gelungenen und vor allem sehr gut lesbaren Sachbuches ins Zentrum. Nicht der stets ökonomisch korrekt und überlegend handelnde Mensch aus den Lehrbüchern der Ökonomie ist gemeint, sondern der Mensch, der nach Glück strebt und dieses auf seine Weise erreichen will.
Deshalb ist Heusers Buch auch kein Werk über Wirtschaftskreisläufe und sonstige Dinge, sondern vor allem eines, das Erkenntnisse aus Ökonomie mit der Psychologie und der Neurologie verbindet. Letztlich geht es immer wieder darum: Was treibt den Menschen an, und warum treibt es ihn an?
Die Lektüre fand ich durchgehend spannend; ein Buch, das ich garantiert auch mal wieder in die Hand nehmen werde – es ist unterhaltsam geschrieben und kann immer mal wieder kapitelweise angeschmökert werden. Sehr schön! (Ach ja, wen es interessiert: Erschienen ist es im Campus-Verlag.)
15 November 2011
Wenn sich der Redakteur erinnern tut
Auf der PERRY RHODAN-Homepage gibt es die Reihe »Der Redakteur erinnert sich«. In dieser geht es, wie der Titel schon klarmacht, um meine Rückblicke auf Ereignisse der letzten Jahre. Häufig sind das fannische Themen, in letzter Zeit waren es eher fachliche Angelegenheiten.
So ging es in »Ein Abend in der Kneipe und ein Monolith« zwar auch um meine Stammkneipe, aber vor allem um eine Idee für die ATLAN-Taschenbücher. Längeres Nachdenken erbrachte unterm Strich eine Reihe von sechs Romanen, die bei den Lesern gut ankamen; sage keiner, dass Biertrinken nichts brächte.
Ins Jahr 2002 geht »Der neue PERRY RHODAN-Comic startet«. Tatsächlich beleuchte ich in diesem Rückblick den Versuch unserer Redaktion, auf den Markt der Comic-Hefte aufzuspringen, der anfangs der Nuller-Jahre ein wenig boomte. War dann leider nur teilweise erfolgreich ...
Bei »Die Balladen des Todes« handelt es sich wieder um ein ATLAN-Thema. Konkreter gesagt: Irgendwann war ich für das zehnte Buch der ATLAN-Reihe verantwortlich, das von Hans Kneifel verfasst wurde - und daran erinnere ich mich sogar sehr gern zurück.
Die jüngste Erinnerung geht ins Jahr 2001 und in ein kleines Dorf an der Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern: »Eine Fahrt nach Dorfgütingen« hatte als Folge, dass ein neuer Band der »Kosmos-Chroniken« auf den Markt kam - also eine Dienstreise mit positiven Folgen ...
So ging es in »Ein Abend in der Kneipe und ein Monolith« zwar auch um meine Stammkneipe, aber vor allem um eine Idee für die ATLAN-Taschenbücher. Längeres Nachdenken erbrachte unterm Strich eine Reihe von sechs Romanen, die bei den Lesern gut ankamen; sage keiner, dass Biertrinken nichts brächte.
Ins Jahr 2002 geht »Der neue PERRY RHODAN-Comic startet«. Tatsächlich beleuchte ich in diesem Rückblick den Versuch unserer Redaktion, auf den Markt der Comic-Hefte aufzuspringen, der anfangs der Nuller-Jahre ein wenig boomte. War dann leider nur teilweise erfolgreich ...
Bei »Die Balladen des Todes« handelt es sich wieder um ein ATLAN-Thema. Konkreter gesagt: Irgendwann war ich für das zehnte Buch der ATLAN-Reihe verantwortlich, das von Hans Kneifel verfasst wurde - und daran erinnere ich mich sogar sehr gern zurück.
Die jüngste Erinnerung geht ins Jahr 2001 und in ein kleines Dorf an der Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern: »Eine Fahrt nach Dorfgütingen« hatte als Folge, dass ein neuer Band der »Kosmos-Chroniken« auf den Markt kam - also eine Dienstreise mit positiven Folgen ...
14 November 2011
Bayerisch spachteln in Togo
Eine Erinnerung an Westafrika im Januar 1988
Mein Aufenthalt in Togo, den ich zu Beginn des Jahres 1988 absolvierte, war reich an merkwürdigen Begegnungen. Ich hatte schon genügend Afrika-Luft geschnuppert und überlegte mir nicht nur einmal, durch Benin und Nigeria bis nach Kamerun und Gabun weiterzufahren; reiselustig genug war ich mittlerweile.
Aber ich besaß noch mein Fahrrad, und ich fand es dann doch viel spannender, mit dem klapprigen Rad zwischen Lomé, der Hauptstadt des Landes, und den umliegenden Dörfern hin- und herzufahren. Mit diesem Rad kam ich überall hin: an einsame Strände und in obskure Kneipen.
Mit die seltsamste Kneipe war der »Marox-Grill« mitten in Lomé. Nach Wochen, in denen ich nur afrikanisches Essen zu mir genommen hatte, fand ich diesen Funken von Heimat sehr lustig. Und da ich zu jener Zeit noch kein Vegetarier war, schmeckten mir Schnitzel und Kalbshaxe ganz besonders gut.
Es gab viele Dinge in blau-weißen Rauten zu bewundern, und natürlich gab es leckeres bayerisches Bier. Ich fand den Laden faszinierend, und es störte mich nur wenig, dass er einem Mitglied der Familie Strauß aus Deutschland gehörte – es war lecker und skurril zugleich.
Wobei mich die europäischen Gäste sicher auch skurril finden: Ich sah ziemlich zersaust aus, meine Klamotten wirkten alle zerfleddert, und ich rauschte mit einem klapperigen Rad durch die Straßen der Stadt. Stammgast im »Marox« wurde ich nicht: Ich war zweimal zum Essen dort und trank gelegentlich am späten Nachmittag ein Bier.
Stark finde ich, dass es die Kneipe immer noch gibt und dass sie im Internet – von so was konnte man 1988 nicht einmal träumen – sogar recht gute Bewertungen gibt. Da bekomme ich glatt Lust, mal wieder nach Lomé zu fahren, um bayerisches Bier zu trinken ...
Mein Aufenthalt in Togo, den ich zu Beginn des Jahres 1988 absolvierte, war reich an merkwürdigen Begegnungen. Ich hatte schon genügend Afrika-Luft geschnuppert und überlegte mir nicht nur einmal, durch Benin und Nigeria bis nach Kamerun und Gabun weiterzufahren; reiselustig genug war ich mittlerweile.
Aber ich besaß noch mein Fahrrad, und ich fand es dann doch viel spannender, mit dem klapprigen Rad zwischen Lomé, der Hauptstadt des Landes, und den umliegenden Dörfern hin- und herzufahren. Mit diesem Rad kam ich überall hin: an einsame Strände und in obskure Kneipen.
Mit die seltsamste Kneipe war der »Marox-Grill« mitten in Lomé. Nach Wochen, in denen ich nur afrikanisches Essen zu mir genommen hatte, fand ich diesen Funken von Heimat sehr lustig. Und da ich zu jener Zeit noch kein Vegetarier war, schmeckten mir Schnitzel und Kalbshaxe ganz besonders gut.
Es gab viele Dinge in blau-weißen Rauten zu bewundern, und natürlich gab es leckeres bayerisches Bier. Ich fand den Laden faszinierend, und es störte mich nur wenig, dass er einem Mitglied der Familie Strauß aus Deutschland gehörte – es war lecker und skurril zugleich.
Wobei mich die europäischen Gäste sicher auch skurril finden: Ich sah ziemlich zersaust aus, meine Klamotten wirkten alle zerfleddert, und ich rauschte mit einem klapperigen Rad durch die Straßen der Stadt. Stammgast im »Marox« wurde ich nicht: Ich war zweimal zum Essen dort und trank gelegentlich am späten Nachmittag ein Bier.
Stark finde ich, dass es die Kneipe immer noch gibt und dass sie im Internet – von so was konnte man 1988 nicht einmal träumen – sogar recht gute Bewertungen gibt. Da bekomme ich glatt Lust, mal wieder nach Lomé zu fahren, um bayerisches Bier zu trinken ...
13 November 2011
Schwarzer Sommer aus Wien
Die Band My Name Is Music habe ich vor einigen Monaten zum ersten Mal gehört und auch euphorisch besprochen. Mit »Black Summer« habe ich eine weitere CD-Single erhalten, die ich ebenfalls sehr gut finde.
Das Stück »Black Summer« ist nicht gerade eingängig, geht aber immer stärker ins Ohr. Das Schlagzeug und der Bass hämmern stoisch einen Rhythmus, dazu kommt die Stimme der Sängerin, die drüber wabert – das ist richtig klasse.
Das zweite Stück ist »Killing An Arab«, im Original von The Cure. Aus dem Wave-Klassiker wird bei den zwei Österreichern eine zynische Nummer mit Schüssen und Hintergrundgeräuschen, ruppig und stoisch zugleich.
Saugut!
Das Stück »Black Summer« ist nicht gerade eingängig, geht aber immer stärker ins Ohr. Das Schlagzeug und der Bass hämmern stoisch einen Rhythmus, dazu kommt die Stimme der Sängerin, die drüber wabert – das ist richtig klasse.
Das zweite Stück ist »Killing An Arab«, im Original von The Cure. Aus dem Wave-Klassiker wird bei den zwei Österreichern eine zynische Nummer mit Schüssen und Hintergrundgeräuschen, ruppig und stoisch zugleich.
Saugut!
12 November 2011
Der Camel Club und der Mainstream
Es gibt viele Leute, die halten David Baldacci für keinen sonderlich begnadeten Autor. Damit haben sie recht: Der amerikanische Unterhaltungsschriftsteller und seine Bücher sind zwar beliebt wie geschnitten Brot, aber es handelt sich dabei nicht gerade um höhere Literatur.
Mit »Die Spieler« las ich in den letzten Tagen den mittlerweile vierten Roman dieses Autors. Der Grund, warum ich ihn las, hat übrigens etwas mit dem Übersetzer zu tun. Das ist Uwe Anton, den ich seit vielen Jahren kenne und schätze und mit dem ich bei PERRY RHODAN intensiv zusammenarbeite.
Sagen wir es so: »Die Spieler« ist wieder einmal super unterhaltsam. Es ist die Fortsetzung der Romane »Die Sammler« und »Die Wächter«, kann natürlich ohne Vorkenntnisse verstanden werden, hat aber vor allem einige »Helden« in der Handlung, die man aus den erwähnten zwei Romanen kennt.
Es handelt sich dabei um vier ältere Herren, den sogenannten Camel Club, einen Agenten des Secret Service und eine junge Frau, die sich als Trickbetrügerin durchs Leben schlägt. Zu ihren Gegenspielern gehören führende Personen der CIA sowie der Chef eines Spielcasinos aus Atlantic City. Allein die Personage garantiert eine turbulente und abwechslungsreiche Handlung.
An Verwicklungen spart der Autor nicht; alte Familiengeschichten kommen ebenso auf den Tisch wie Intrigen aus dem Kalten Krieg. Dabei bleibt er in den Personenbeschreibungen eher grobschlächtig, geht nie zu sehr in die Tiefe – und wo man auf Gefühle setzen muss, geht er gleich knietief in die Sülze hinein.
Aber hey!, das ist kein Simenon aus den 30er-Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, das ist ein Baldacci aus den Nuller-Jahren aus unserem Jahrhundert. Das heißt unter anderem eben, dass die Bücher dicker und die Charaktere flacher werden.
Als unterhaltsamer Thriller mit Action, Geheimdienstkram und so weiter funktioniert das wunderbar. Ich langweilte mich bei der Lektüre nicht, ich ärgerte mich nicht – und ich überlege mir ernsthaft, mal wieder einen Baldacci-Roman zu lesen.
Als Mainstream-Unterhaltungsware ist das, was der Mann so schreibt, ziemlich perfekt. Na also. (Erschienen ist das Buch bei Lübbe; es gibt ein Hardcover, ein Taschenbuch, eine Hörbuch-Version und sicher auch was für den Kindle. Wer also mag, kann sich frei betätigen.)
Mit »Die Spieler« las ich in den letzten Tagen den mittlerweile vierten Roman dieses Autors. Der Grund, warum ich ihn las, hat übrigens etwas mit dem Übersetzer zu tun. Das ist Uwe Anton, den ich seit vielen Jahren kenne und schätze und mit dem ich bei PERRY RHODAN intensiv zusammenarbeite.
Sagen wir es so: »Die Spieler« ist wieder einmal super unterhaltsam. Es ist die Fortsetzung der Romane »Die Sammler« und »Die Wächter«, kann natürlich ohne Vorkenntnisse verstanden werden, hat aber vor allem einige »Helden« in der Handlung, die man aus den erwähnten zwei Romanen kennt.
Es handelt sich dabei um vier ältere Herren, den sogenannten Camel Club, einen Agenten des Secret Service und eine junge Frau, die sich als Trickbetrügerin durchs Leben schlägt. Zu ihren Gegenspielern gehören führende Personen der CIA sowie der Chef eines Spielcasinos aus Atlantic City. Allein die Personage garantiert eine turbulente und abwechslungsreiche Handlung.
An Verwicklungen spart der Autor nicht; alte Familiengeschichten kommen ebenso auf den Tisch wie Intrigen aus dem Kalten Krieg. Dabei bleibt er in den Personenbeschreibungen eher grobschlächtig, geht nie zu sehr in die Tiefe – und wo man auf Gefühle setzen muss, geht er gleich knietief in die Sülze hinein.
Aber hey!, das ist kein Simenon aus den 30er-Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, das ist ein Baldacci aus den Nuller-Jahren aus unserem Jahrhundert. Das heißt unter anderem eben, dass die Bücher dicker und die Charaktere flacher werden.
Als unterhaltsamer Thriller mit Action, Geheimdienstkram und so weiter funktioniert das wunderbar. Ich langweilte mich bei der Lektüre nicht, ich ärgerte mich nicht – und ich überlege mir ernsthaft, mal wieder einen Baldacci-Roman zu lesen.
Als Mainstream-Unterhaltungsware ist das, was der Mann so schreibt, ziemlich perfekt. Na also. (Erschienen ist das Buch bei Lübbe; es gibt ein Hardcover, ein Taschenbuch, eine Hörbuch-Version und sicher auch was für den Kindle. Wer also mag, kann sich frei betätigen.)
11 November 2011
Typische Geste
»Machen Sie mal eine typische Handbewegung!« Diesen Satz gab es früher bei so einer Ratesenbdung im Fernsehen. Bei mir gibt es auch einige typische Bewegungen; die eine ist die, dass ich mir mit dem Finger gegen die Nase drücke, wenn ich zu nachdenken versuche.
Das Bild hier stammt von Martin Steiner - er hat es in München geschossen, und es ist schon fünf Jahre alt. Aber ich finde, es trifft die typische Bewegung sehr gut ...
SkaCore von der Waterkant – Braindead
Eigentlich finde ich Dub meist ziemlich nervig: Da wummert der Bass, das ist alles eher langsam und kickt mich nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel, und die waren in den letzten dreißig Jahren meist aus Großbritannien. Mit der Hamburger Band Braindead kenne ich jetzt eine Kapelle aus hiesigen Landen, die Dub zumeist sehr gelungen einsetzt.
Das merke ich mich, wenn ich mir die erste CD/LP des Trios anhöre. Die CD heißt »Weapons Of The Weak«, was ein sehr hübscher Titel ist, und ist seit einem Jahr »auf dem Markt«, war bei mir aber zuletzt ein wenig untergegangen. Die Band und das Label Dirty Faces werden mir das hoffentlich verzeihen.
Wobei mir die Stücke am besten gefallen, in denen die Band ihren rotzigen Hardcore-Punk aus den Boxen knallen lässt. Da wird zwar gelegentlich ein wenig Ska darunter gemischt, vor allem aber werden die Stücke nach vorne gerotzt, dass es mich echt freut.
Die Dub-Sequenzen stören mich nicht, hauen mich aber auch nicht um; am besten ist die Band schlicht dann, wenn sie Hardcore macht. Wer auf so einen Sound steht und wem Ska-Einschübe ebenfalls gefallen, wird – wie ich – seine Freude an der Band haben.
Das merke ich mich, wenn ich mir die erste CD/LP des Trios anhöre. Die CD heißt »Weapons Of The Weak«, was ein sehr hübscher Titel ist, und ist seit einem Jahr »auf dem Markt«, war bei mir aber zuletzt ein wenig untergegangen. Die Band und das Label Dirty Faces werden mir das hoffentlich verzeihen.
Wobei mir die Stücke am besten gefallen, in denen die Band ihren rotzigen Hardcore-Punk aus den Boxen knallen lässt. Da wird zwar gelegentlich ein wenig Ska darunter gemischt, vor allem aber werden die Stücke nach vorne gerotzt, dass es mich echt freut.
Die Dub-Sequenzen stören mich nicht, hauen mich aber auch nicht um; am besten ist die Band schlicht dann, wenn sie Hardcore macht. Wer auf so einen Sound steht und wem Ska-Einschübe ebenfalls gefallen, wird – wie ich – seine Freude an der Band haben.
10 November 2011
Alegria – ein Erlebnis
Am Mittwoch abend, 9. November 2011, fuhr ich wieder einmal nach Mannheim, um dort eine große Veranstaltung zu besuchen: Es war die aktuelle Tournee von Cirque du Soleil, dem Zirkus aus Kanada, und die Show hieß »Alegria«.
Um es kurz zu sagen: Es war phantastisch! Ich war nicht nur einmal sprachlos, bekam den Mund vor Staunen nicht zu und schwebte buchstäblich in einer anderen Welt.
Artistik und Akrobatik auf höchstem Niveau: Schlangenmenschen, Trampolinspringer, Hochseilartisten, Tänzer, Sänger, Musiker und Clowns – das alles vereinte sich zu einer Show, die ohne Pause ablief, die einen Höhepunkt nach dem anderen lieferte und keine Zehntelsekunde langweilte.
Das ganze war nicht billig; inklusive der überhöhten Vorverkaufsgebühren kostete eine Karte fast hundert Euro. Aber ich bereute keinen Cent davon. »Alegria« fand ich besser als »Delirium«, die Show des Zirkus, die wir vor einigen Jahren besucht hatten: eindrucksvoll, manchmal sogar ein wenig traurig, musikalisch faszinierend.
Hammer!
Um es kurz zu sagen: Es war phantastisch! Ich war nicht nur einmal sprachlos, bekam den Mund vor Staunen nicht zu und schwebte buchstäblich in einer anderen Welt.
Artistik und Akrobatik auf höchstem Niveau: Schlangenmenschen, Trampolinspringer, Hochseilartisten, Tänzer, Sänger, Musiker und Clowns – das alles vereinte sich zu einer Show, die ohne Pause ablief, die einen Höhepunkt nach dem anderen lieferte und keine Zehntelsekunde langweilte.
Das ganze war nicht billig; inklusive der überhöhten Vorverkaufsgebühren kostete eine Karte fast hundert Euro. Aber ich bereute keinen Cent davon. »Alegria« fand ich besser als »Delirium«, die Show des Zirkus, die wir vor einigen Jahren besucht hatten: eindrucksvoll, manchmal sogar ein wenig traurig, musikalisch faszinierend.
Hammer!
09 November 2011
Zweimal Wolfenbüttel in 2012
Bereits jetzt kann ich mich geistig-moralisch darauf einstellen, im nächsten Jahr zwei Seminare an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel mitzubestreiten. Dieser Tage wurde das Jahresprogramm für 2012 verschickt – und es sind wieder einige Seminare dabei, die interessieren mich sogar als Gelegenheitsautor sehr.
Ich selbst bin vom 6. bis 8. Juli 2012 als Dozent bei einem Seminar. Zusammen mit Kathrin Lange geht es unter dem Titel »Sei glaubwürdig!« um »Figurenbau im Fantasy-, Horror- und Sciencefiction-Roman«.
Das zweite Seminar ist vom 31. August bis 2. September 2012; ich arbeite dabei mit Uwe Anton zusammen. Der Titel lautet »Phantastische Literatur schreiben«, und wir haben beim Untertitel »Kurzformen in Fantasy, Horror und Sciencefiction« die bisher enge Genre-Eingrenzung aufgehoben.
Ernsthaft: Ich freue mich schon auf die zwei Seminare. Vor allem freue ich mich darauf, Wolfenbüttel endlich mal wieder während der warmen Jahreszeit zu sehen. In den letzten Jahren waren die Seminare stets im Herbst oder Winter gewesen ...
Ich selbst bin vom 6. bis 8. Juli 2012 als Dozent bei einem Seminar. Zusammen mit Kathrin Lange geht es unter dem Titel »Sei glaubwürdig!« um »Figurenbau im Fantasy-, Horror- und Sciencefiction-Roman«.
Das zweite Seminar ist vom 31. August bis 2. September 2012; ich arbeite dabei mit Uwe Anton zusammen. Der Titel lautet »Phantastische Literatur schreiben«, und wir haben beim Untertitel »Kurzformen in Fantasy, Horror und Sciencefiction« die bisher enge Genre-Eingrenzung aufgehoben.
Ernsthaft: Ich freue mich schon auf die zwei Seminare. Vor allem freue ich mich darauf, Wolfenbüttel endlich mal wieder während der warmen Jahreszeit zu sehen. In den letzten Jahren waren die Seminare stets im Herbst oder Winter gewesen ...
08 November 2011
Ein Denkmal für ein Fischerdorf
Schaue ich auf die Maigret-Romane zurück, die ich bislang gelesen habe, wird mir immer klarer, wie scharf Georges Simenon in seinen Werken die gesellschaftlichen Gegensätze analysiert hat, wie klar er stets herausgearbeitet hat, weshalb sich manche Mordtaten fast schon entwickeln mussten.
Der fünfzehnte Maigret-Fall, den ich im Urlaub las, ist dabei keine Ausnahme: »Maigret und der geheimnisvolle Kapitän« führt den Kommissar aus Paris in das Fischerdorf Ouistreham in der Normandie.
Der Fall ist seltsam genug. Nachdem in Paris ein alter Kapitän aufgegriffen worden ist, der offensichtlich sein Gedächtnis verloren hat, stellt sich heraus, dass er eine üble Kopfverletzung überlebt hat. Maigret und eine junge Frau, die als Haushälterin des Kapitäns tätig ist, bringen den Schwerkranken zurück in das Dorf am Meer – und dort wird der hilflose alte Mann vergiftet.
Maigret beginnt mit seinen Ermittlungen. Wo immer er fragt, stößt er auf eine Mauer des Schweigens. Die Fischer verraten nichts, der Bürgermeister hält still, die junge Frau gibt kein Geheimnis preis. Doch der Kommissar gibt nicht auf, und Stück um Stück enthüllt sich eine düstere Geschichte um Liebe und Verrat, die fünfzehn Jahre zurück in die Vergangenheit reicht.
Mit 218 Seiten ist der Roman für Simenon-Verhältnisse recht umfangreich; für die Verhältnisse des Schriftstellers gibt es sogar recht viel Action – allerdings nicht vergleichbar mit heutigen Krimis. Am stärksten ist der Roman immer dann, wenn Maigret seine Verhöre führt, wenn er in der Kajüte an Bord eines Schiffes oder in der gutbürgerlichen Wohnung des Bürgermeisters sitzt oder wenn er im allgegenwärtigen Nebel buchstäblich herumstochert.
Am Ende stellt sich übrigens heraus, dass Simenon diesen Roman ausgerechnet in Ouistreham geschrieben hat, an Bord seines eigenen Bootes, das er oft als Arbeitsplatz am Ende seiner Romane angibt. Damit wird klar, dass er dem Dorf gewissermaßen ein Denkmal gesetzt hat.
Am Ende sitzt Maigret in der Fischerkneipe, trinkt Bier mit den Fischern, raucht Pfeife und hört ihren Geschichten zu – zumindest ich hatte hier für einen Moment das Gefühl, der Schriftsteller und der Kommissar seien an dieser Stelle eine Einheit eingegangen.
Wieder mal ein starker Roman. Ich bin Fan, ich weiß es jetzt. Und ich freue mich auf die nächsten 60 Maigret-Romane ...
Der fünfzehnte Maigret-Fall, den ich im Urlaub las, ist dabei keine Ausnahme: »Maigret und der geheimnisvolle Kapitän« führt den Kommissar aus Paris in das Fischerdorf Ouistreham in der Normandie.
Der Fall ist seltsam genug. Nachdem in Paris ein alter Kapitän aufgegriffen worden ist, der offensichtlich sein Gedächtnis verloren hat, stellt sich heraus, dass er eine üble Kopfverletzung überlebt hat. Maigret und eine junge Frau, die als Haushälterin des Kapitäns tätig ist, bringen den Schwerkranken zurück in das Dorf am Meer – und dort wird der hilflose alte Mann vergiftet.
Maigret beginnt mit seinen Ermittlungen. Wo immer er fragt, stößt er auf eine Mauer des Schweigens. Die Fischer verraten nichts, der Bürgermeister hält still, die junge Frau gibt kein Geheimnis preis. Doch der Kommissar gibt nicht auf, und Stück um Stück enthüllt sich eine düstere Geschichte um Liebe und Verrat, die fünfzehn Jahre zurück in die Vergangenheit reicht.
Mit 218 Seiten ist der Roman für Simenon-Verhältnisse recht umfangreich; für die Verhältnisse des Schriftstellers gibt es sogar recht viel Action – allerdings nicht vergleichbar mit heutigen Krimis. Am stärksten ist der Roman immer dann, wenn Maigret seine Verhöre führt, wenn er in der Kajüte an Bord eines Schiffes oder in der gutbürgerlichen Wohnung des Bürgermeisters sitzt oder wenn er im allgegenwärtigen Nebel buchstäblich herumstochert.
Am Ende stellt sich übrigens heraus, dass Simenon diesen Roman ausgerechnet in Ouistreham geschrieben hat, an Bord seines eigenen Bootes, das er oft als Arbeitsplatz am Ende seiner Romane angibt. Damit wird klar, dass er dem Dorf gewissermaßen ein Denkmal gesetzt hat.
Am Ende sitzt Maigret in der Fischerkneipe, trinkt Bier mit den Fischern, raucht Pfeife und hört ihren Geschichten zu – zumindest ich hatte hier für einen Moment das Gefühl, der Schriftsteller und der Kommissar seien an dieser Stelle eine Einheit eingegangen.
Wieder mal ein starker Roman. Ich bin Fan, ich weiß es jetzt. Und ich freue mich auf die nächsten 60 Maigret-Romane ...
07 November 2011
In der Klassiker-Kiste
Für meine Enpunkt-Radiosendung am Sonntag abend, 6. November 2011, griff ich tief in die Vergangenheit: Ich spielte Punkrock-Klassiker aus den Jahren 1976, allesamt aus Großbritannien – nach wie vor finde ich die Musik dieser Zeit großartig und höre die Platten immer noch sehr gern an.
Los ging's mit The Damned und The Clash, womit ja zwei der bekanntesten Bands der 77er-Bewegung gespielt wurden; danach kam mit London eine Band, die heutzutage so gut wie keiner mehr kennt. Mit den Slits kam eine der rotzigen Frauenpunk-Bands der ersten Stunde, mit den Carpettes zudem so ein Zwischenglied zwischen Mod und Punk, und die Undertones schwappten schon 1979 zwischen Punk und Pop.
Zu den echten Klassikern dieser Zeit gehörten auch 999 und Sham 69, die man später gerne in die Oi!-Ecke steckte. Zu der passen auf jeden Fall die Cockney Rejects, deren »Greatest Hits« man auch über dreißig Jahre nach 1980 noch hoch und runter spielen kann.
Eine schöne Sendung, wie ich finde. Und da ich schon so im Klassiker-Modus unterwegs war, entschloss ich mich gleich, am ersten Sonntag im Dezember allerlei Deutschpunk-Klassiker zu spielen, diesmal aus den frühen 80er-Jahren.
Los ging's mit The Damned und The Clash, womit ja zwei der bekanntesten Bands der 77er-Bewegung gespielt wurden; danach kam mit London eine Band, die heutzutage so gut wie keiner mehr kennt. Mit den Slits kam eine der rotzigen Frauenpunk-Bands der ersten Stunde, mit den Carpettes zudem so ein Zwischenglied zwischen Mod und Punk, und die Undertones schwappten schon 1979 zwischen Punk und Pop.
Zu den echten Klassikern dieser Zeit gehörten auch 999 und Sham 69, die man später gerne in die Oi!-Ecke steckte. Zu der passen auf jeden Fall die Cockney Rejects, deren »Greatest Hits« man auch über dreißig Jahre nach 1980 noch hoch und runter spielen kann.
Eine schöne Sendung, wie ich finde. Und da ich schon so im Klassiker-Modus unterwegs war, entschloss ich mich gleich, am ersten Sonntag im Dezember allerlei Deutschpunk-Klassiker zu spielen, diesmal aus den frühen 80er-Jahren.
06 November 2011
Ein Fan von Bohlen?
Bis zu meinem fünfunddreißigsten Lebensjahr kam ich ohne eigenes Fernsehgerät aus. Das erklärt, warum ich bis heute immer wieder entsetzt bin, wenn ich manche Sachen in der Glotze sehe: Mir fehlt die »Vorbildung« durch jahrzehntelange Prägung.
Mittlerweile habe ich zum dritten Mal – ungelogen! – beim versehentlichen Herumzappen die Sendung »Das Supertalent 2011« erwischt. Und jedesmal blieb ich hängen, guckte mir das ganze jeweils mindestens eine Stunde an, in einer Mischung aus Faszination und Irritation.
Wenn's gut war, entpuppten sich die Vorstellungen als Zirkus- oder Revue-Nummern, also gar nicht mal völlig schlecht. Wenn's schrecklich war, wurde es gleich richtig schlimm. Manche Menschen sollte man aus Gründen des Selbstschutzes verbieten, sich für eine solche Sendung zu bewerben.
Zu allem Überfluss war's tatsächlich unterhaltsam. Das wiederum lag häufig an den Sprüchen des sogenannten Poptitanen, also von Dieter Bohlen. Der Mann kann ein Kotzbrocken sein, aber er argumentiert pointiert und klar. Nicht nur einmal musste ich da lachen.
Was allerdings jetzt dazu führt, dass ich mir Gedanken über mich mache: Wenn ich anfange, Dieter Bohlen gut zu finden, was kommt denn dann als nächstes? Mitfeiern bei Jürgen Drews? Besuch von Ballermann-Partys? Mich gruselt vor dieser potentiellen Zukunft ...
Mittlerweile habe ich zum dritten Mal – ungelogen! – beim versehentlichen Herumzappen die Sendung »Das Supertalent 2011« erwischt. Und jedesmal blieb ich hängen, guckte mir das ganze jeweils mindestens eine Stunde an, in einer Mischung aus Faszination und Irritation.
Wenn's gut war, entpuppten sich die Vorstellungen als Zirkus- oder Revue-Nummern, also gar nicht mal völlig schlecht. Wenn's schrecklich war, wurde es gleich richtig schlimm. Manche Menschen sollte man aus Gründen des Selbstschutzes verbieten, sich für eine solche Sendung zu bewerben.
Zu allem Überfluss war's tatsächlich unterhaltsam. Das wiederum lag häufig an den Sprüchen des sogenannten Poptitanen, also von Dieter Bohlen. Der Mann kann ein Kotzbrocken sein, aber er argumentiert pointiert und klar. Nicht nur einmal musste ich da lachen.
Was allerdings jetzt dazu führt, dass ich mir Gedanken über mich mache: Wenn ich anfange, Dieter Bohlen gut zu finden, was kommt denn dann als nächstes? Mitfeiern bei Jürgen Drews? Besuch von Ballermann-Partys? Mich gruselt vor dieser potentiellen Zukunft ...
05 November 2011
Kritischer Urlaubsblick
Ich halte mich eigentlich für einen Menschen, der kreativ ist. Im Verlauf der letzten dreißig Jahre entstanden genügend Kurzgeschichten und immerhin zwei Romane, die veröffentlicht worden sind, die also zumindest die jeweiligen Herausgeber und Verleger für lesbar genug fanden. Und grundsätzlich macht mir das Schreiben sehr viel Spaß.
Nur: Im Jahr 2011 bekam ich so gut wie nichts auf die Reihe. Es reichte zu den alle zwei Monate fälligen Folgen von »Peter Pank«, aber mehr schaffte ich nicht - und die wurden schon immer sehr erzwungen.
Der Grund liegt auf der Hand: Es war die permanente Arbeitsüberlastung. Aus diesem Grund nahm ich in meinen Kurzurlaub ja auch einen Computer mit. Klammheimlich hatte ich die Idee, zumindest die eine oder andere Kurzgeschichte zu verfassen.
Ich schrieb nichts.
So gut wie nichts zumindest. Auf dem Balkon, wo ich gut hätte schreiben können, starrte ich auf den Bildschirm, hörte immerhin den Punkrock, den ich auf der Kiste hatte, oder blickte auf das Meer hinaus - aber ich bekam praktisch nichts geschrieben. Und wenn ich was tippte, fand ich es selbst nicht besonders gut.
Das finde ich erschütternd.
Nur: Im Jahr 2011 bekam ich so gut wie nichts auf die Reihe. Es reichte zu den alle zwei Monate fälligen Folgen von »Peter Pank«, aber mehr schaffte ich nicht - und die wurden schon immer sehr erzwungen.
Der Grund liegt auf der Hand: Es war die permanente Arbeitsüberlastung. Aus diesem Grund nahm ich in meinen Kurzurlaub ja auch einen Computer mit. Klammheimlich hatte ich die Idee, zumindest die eine oder andere Kurzgeschichte zu verfassen.
Ich schrieb nichts.
So gut wie nichts zumindest. Auf dem Balkon, wo ich gut hätte schreiben können, starrte ich auf den Bildschirm, hörte immerhin den Punkrock, den ich auf der Kiste hatte, oder blickte auf das Meer hinaus - aber ich bekam praktisch nichts geschrieben. Und wenn ich was tippte, fand ich es selbst nicht besonders gut.
Das finde ich erschütternd.
04 November 2011
Ich fand ihn klasse
Einen offiziellen Nachruf muss ich noch schreiben, heute reichte es nur für eine erste Mitteilung und diese spontanen Worte: Als ich heute erfahren habe, dass gestern der Schriftsteller Hans Franciskowsky – bekannt als H.G. Francis – gestorben ist, war ich sehr traurig. Die Trauer ist immer noch da.
Hans war ein Urgestein der Szene: seit den 60er-Jahren aktiv, stets voller Ideen und ein eigener Kopf, wie er im Buche steht. Unser Verhältnis war nicht immer ohne Konflikte, weil er eben einen eigenen Kopf hatte – aber wir kamen trotzdem persönlich gut miteinander aus.
So viele Erinnerungen kommen hoch, wenn ich an ihn denke ... In seinem Partykeller habe ich, obwohl ich da schon lange Jahre Vegetarier war, sogar Spanferkel gegessen. Mit ihm saß ich in einer Fernseh-Talkshow im Norddeutschen Rundfunk.
Wir saßen 1991 bei schönstem Sommerwetter auf einer Parkbank in Karlsruhe und plauderten. Er saß in meinem altersschwachen Auto, das wegen der schwergewichtigen Autoren eine Rampe kaum hochkam, und lachte sich halt kaputt. Wir diskutierten stunden- und nächtelang über Verfilmungen, Musical-Pläne und andere neue Ideen. Und so weiter ...
Zuletzt war er sehr krank; ich besuchte ihn vor mehreren Monaten noch am Krankenbett. Wir hofften immer noch, dass er es schaffen würde; sogar im Krankenbett steckte er voller Lebensfreude.
Wir haben einen erfolgreichen Autor verloren. Ich habe einen kritischen Kollegen verloren, den ich als Leser mochte und als Redakteur respektierte. Und ich bin sehr traurig.
Hans war ein Urgestein der Szene: seit den 60er-Jahren aktiv, stets voller Ideen und ein eigener Kopf, wie er im Buche steht. Unser Verhältnis war nicht immer ohne Konflikte, weil er eben einen eigenen Kopf hatte – aber wir kamen trotzdem persönlich gut miteinander aus.
So viele Erinnerungen kommen hoch, wenn ich an ihn denke ... In seinem Partykeller habe ich, obwohl ich da schon lange Jahre Vegetarier war, sogar Spanferkel gegessen. Mit ihm saß ich in einer Fernseh-Talkshow im Norddeutschen Rundfunk.
Wir saßen 1991 bei schönstem Sommerwetter auf einer Parkbank in Karlsruhe und plauderten. Er saß in meinem altersschwachen Auto, das wegen der schwergewichtigen Autoren eine Rampe kaum hochkam, und lachte sich halt kaputt. Wir diskutierten stunden- und nächtelang über Verfilmungen, Musical-Pläne und andere neue Ideen. Und so weiter ...
Zuletzt war er sehr krank; ich besuchte ihn vor mehreren Monaten noch am Krankenbett. Wir hofften immer noch, dass er es schaffen würde; sogar im Krankenbett steckte er voller Lebensfreude.
Wir haben einen erfolgreichen Autor verloren. Ich habe einen kritischen Kollegen verloren, den ich als Leser mochte und als Redakteur respektierte. Und ich bin sehr traurig.
03 November 2011
In der Kervansaray
Eine Woche lang war das Hotel Kervansaray Kundu meine Heimat: ein fieses Beton- und Glasgebäude mit 400 Zimmern, direkt am Sandstrand gelegen und für seine unpersönliche Größe dann doch ganz in Ordnung. Zumindest hatte ich ein schönes Zimmer mit Balkon, auf dem bis etwa elf Uhr schön die Sonne herunterbrezelte.
Es wurde oft erst ab elf Uhr warm genug, dass man mit kurzer Hose und T-Shirt oder gar Badehose an den Strand gehen konnte; dann stieg die Temperatur aber rapide an, und ab dem späten Nachmittag schwitzte ich. Nach 17 Uhr wurde es schlagartig kühl, auch das Meer lud dann nicht mehr so sehr zum Baden ein.
Das Essen war gut; da ich »All Inclusive« gebucht hatte, gönnte ich mir manches Bier. Ansonsten hatte ich das Problem, dass das Angebot für Vegetarier nicht besonders umfangreich war – es reduzierte sich wieder mal vor allem auf die Beilagen. Aber da es reichlich Süßigkeiten und Nachtischgerichte gab, wurde ich immer satt ... und nahm garantiert zwei Kilogramm zu.
Ob ich das Hotel jetzt unbedingt empfehlen würde, weiß ich nicht einmal. Für das, was ich wollte, nämlich eine Woche Strand und warm, war es absolut empfehlenswert.
Mit dem Rad konnte ich mir die Umgebung anschauen; hätte ich gewollt, hätte ich mit dem Bus fahren können. Ich war also nicht im Touristen-Eck eingesperrt. Völlig in Ordnung, sehr bürgerlich und ohne irgendwelche spannenden Geschichten danach ...
Es wurde oft erst ab elf Uhr warm genug, dass man mit kurzer Hose und T-Shirt oder gar Badehose an den Strand gehen konnte; dann stieg die Temperatur aber rapide an, und ab dem späten Nachmittag schwitzte ich. Nach 17 Uhr wurde es schlagartig kühl, auch das Meer lud dann nicht mehr so sehr zum Baden ein.
Das Essen war gut; da ich »All Inclusive« gebucht hatte, gönnte ich mir manches Bier. Ansonsten hatte ich das Problem, dass das Angebot für Vegetarier nicht besonders umfangreich war – es reduzierte sich wieder mal vor allem auf die Beilagen. Aber da es reichlich Süßigkeiten und Nachtischgerichte gab, wurde ich immer satt ... und nahm garantiert zwei Kilogramm zu.
Ob ich das Hotel jetzt unbedingt empfehlen würde, weiß ich nicht einmal. Für das, was ich wollte, nämlich eine Woche Strand und warm, war es absolut empfehlenswert.
Mit dem Rad konnte ich mir die Umgebung anschauen; hätte ich gewollt, hätte ich mit dem Bus fahren können. Ich war also nicht im Touristen-Eck eingesperrt. Völlig in Ordnung, sehr bürgerlich und ohne irgendwelche spannenden Geschichten danach ...
02 November 2011
Spanische Trompeten aus Kalifornien
Die kalifornische Punk-Band La Plebe überzeugte mich vor gut drei Jahren bei ihrem Auftritt in der »Alten Hackerei« komplett: Das war rasanter Punkrock mit viel Trompetengebläse, ohne in Ska abzurutuschen, und das mit abwechselnd englisch- und spanischsprachigen Texten. Saugut.
Ähnliches gilt auch für die CD »Hasta La Muerte!«, mit der es die Band schafft, die Aggressivität und die Lebensfreude ihres Auftrittes rüberzubringen. Die Stücke sind allesamt dynamisch, das wird immer flott nach vorne gebolzt, und Langeweile kehrt da keine Sekunde lang ein.
Eine richtig gute CD mit Ohrwurm-Charakter, die ich mir x-fach anhören kann. Das ganze klingt übrigens auch nicht unbedingt so, wie man im allgemeinen den Punkrock aus Kalifornien kennt: schwungvoll und mit Melodie, aber eben deutlich krachiger und roher.
Ähnliches gilt auch für die CD »Hasta La Muerte!«, mit der es die Band schafft, die Aggressivität und die Lebensfreude ihres Auftrittes rüberzubringen. Die Stücke sind allesamt dynamisch, das wird immer flott nach vorne gebolzt, und Langeweile kehrt da keine Sekunde lang ein.
Eine richtig gute CD mit Ohrwurm-Charakter, die ich mir x-fach anhören kann. Das ganze klingt übrigens auch nicht unbedingt so, wie man im allgemeinen den Punkrock aus Kalifornien kennt: schwungvoll und mit Melodie, aber eben deutlich krachiger und roher.
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