Recht spontan entschloss ich mich, meine Radiosendungen auf die Fußball-Weltmeisterschaft abzustimmen. Und so war am gestrigen Sonntag, 29. Juni 2014, das Thema des Deutschlandspiels dieser Woche dran: Es war bekanntlich gegen die USA gegangen, und das griff ich auf – als Thema servierte ich »Ami-Punk in den 90er-Jahren«, was den Vorteil hatte, dass ich da auf viele bekannte Sachen zurückgreifen konnte.
Damit meine Hörerinnen und Hörer im örtlichen Freien Radio Querfunk auch Musik zu Gehör bekamen, die sie auch garantiert kannten, spielte ich populäre Bands wie Offspring und Green Day. Ebenfalls recht populär waren Anti-Flag – wobei deren erste Platte echt ein schönes Geschrubbe war – und die Generators, die demnächst in Karlsruhe zum Tanz aufspielen.
Redemption 87 und Total Chaos standen für Hardcore-Punk aus den 90er-Jahren, wobei die zweite Band sicher die bekanntere wurde. Unvergessen ihre »Tour around the Chaosdays« im Sommer 1995 ... Die Wynona Riders und Mr. T Experience standen für den fröhlichen Turnschuh-Punk der 90er-Jahre, den ich mir derzeit wieder sehr gut anhören kann.
Wie immer war es so: In der Vorbereitung hatte ich nicht die geringste Lust aufs Radiomachen. Als ich dann im Studio saß, machte es wieder richtig Spaß, allen Problemen zum Trotz, die ich mir bei der Live-Sendung selbst einbrockte. Mache ich doch noch meine zwanzig Jahre voll?
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 Juni 2014
29 Juni 2014
Science Fiction und die 80er
Manche Dinge dauern länger – und so brauchte ich bis zu diesem Wochenende, um die finale Ausgabe des »Fandom Observers« auszulesen. Dass die Nummer 300 die letzte Ausgabe des Info-Fanzines war, habe ich in diesem Blog oft genug geschrieben; dass 25 Jahre in gewisser Weise genug sind, kann ich auch gut verstehen.
Auffällig war für mich die Wehmut, die viele Beiträge durchzieht. Der »FO« begann in den 80er-Jahren, als vieles noch sehr anders war – im Klagen über vergangene Zeiten unterscheiden sich übrigens die Science-Fiction- und die Punkrock-Szene nicht sonderlich voneinander. In den 80er-Jahren entwickelte sich eben viel, was heute so nicht mehr existiert.
Das hat etwas mit den technischen Aspekten zu tun, immerhin gab's damals noch kein Internet mit all seinen Möglichkeiten, aber schlichtweg auch etwas mit dem Altern. Wer heute zwischen 45 und 55 Jahren alt ist, zählte in den 80er-Jahren zu den Jugendlichen oder Heranwachsenden – es waren die geburtenstarken Jahrgänge, die auch genügend Zeit und Geld für die Pflege von Freizeitinteressen hatten.
Kein Wunder, dass haufenweise Fanzines entstanden: Man hatte die Zeit und das Mitteilungsbedürfnis und auch die technischen Möglichkeiten. Wer heute die Zeit und das Mitteilungsbedürfnis hat, nutzt einfach andere Möglichkeiten. Und zack!, rum ist es mit dem gedruckten Fanzine, da ist die Facebook-Notiz.
Die 80er-Jahre sind vorbei, und das ziemlich gründlich. Das ist so, und das muss man einsehen. Ein bisschen traurig sein dürfen »wir« aus »unserer Generation« aber auch darüber ...
Auffällig war für mich die Wehmut, die viele Beiträge durchzieht. Der »FO« begann in den 80er-Jahren, als vieles noch sehr anders war – im Klagen über vergangene Zeiten unterscheiden sich übrigens die Science-Fiction- und die Punkrock-Szene nicht sonderlich voneinander. In den 80er-Jahren entwickelte sich eben viel, was heute so nicht mehr existiert.
Das hat etwas mit den technischen Aspekten zu tun, immerhin gab's damals noch kein Internet mit all seinen Möglichkeiten, aber schlichtweg auch etwas mit dem Altern. Wer heute zwischen 45 und 55 Jahren alt ist, zählte in den 80er-Jahren zu den Jugendlichen oder Heranwachsenden – es waren die geburtenstarken Jahrgänge, die auch genügend Zeit und Geld für die Pflege von Freizeitinteressen hatten.
Kein Wunder, dass haufenweise Fanzines entstanden: Man hatte die Zeit und das Mitteilungsbedürfnis und auch die technischen Möglichkeiten. Wer heute die Zeit und das Mitteilungsbedürfnis hat, nutzt einfach andere Möglichkeiten. Und zack!, rum ist es mit dem gedruckten Fanzine, da ist die Facebook-Notiz.
Die 80er-Jahre sind vorbei, und das ziemlich gründlich. Das ist so, und das muss man einsehen. Ein bisschen traurig sein dürfen »wir« aus »unserer Generation« aber auch darüber ...
27 Juni 2014
Heresy in Geislingen
Manchmal wundert es mich schon, wer in den 80er-Jahren offensichtlich wo mit seiner Video-Kamera herumstand. Aber dann freue ich mich doch, wenn ich bei YouTube die alten Aufnahmen von irgendwelchen Krachkonzerten finde – die kann man kaum ansehen, so schlecht ist die Bildqualität, aber sie bringen amüsante Erinnerungen zurück.
Heute stolperte ich über eine Aufnahme aus dem Frühjahr 1987. Die englische Hardcore-Band Heresy spielte in dem winzigen Jugendhaus in Geislingen, einer Kleinstadt auf der Schwäbischen Alb, die ab der Mitte der 80er-Jahre erstaunlicherweise zu einem Zentrum für Hardcore-Punk wurde. Und die Aufnahmen, so schlecht sie heute auch anmuten mögen, geben akustisch wie optisch wieder, wie es damals abging.
Eine Band, die auf der Bühne tobt. Ein ruppiger Sound im »Stop-and-Go«-Tempo. Ein schwäbisch dazwischen grölendes Publikum. Wildes Herumspringen in dem winzigen Saal (ich erinnere mich an haufenweise blaue Flecken, weil direkt vor der Bühne zwei Holzsäulen standen). Eine unglaubliche Energie.
Heute stolperte ich über eine Aufnahme aus dem Frühjahr 1987. Die englische Hardcore-Band Heresy spielte in dem winzigen Jugendhaus in Geislingen, einer Kleinstadt auf der Schwäbischen Alb, die ab der Mitte der 80er-Jahre erstaunlicherweise zu einem Zentrum für Hardcore-Punk wurde. Und die Aufnahmen, so schlecht sie heute auch anmuten mögen, geben akustisch wie optisch wieder, wie es damals abging.
Eine Band, die auf der Bühne tobt. Ein ruppiger Sound im »Stop-and-Go«-Tempo. Ein schwäbisch dazwischen grölendes Publikum. Wildes Herumspringen in dem winzigen Saal (ich erinnere mich an haufenweise blaue Flecken, weil direkt vor der Bühne zwei Holzsäulen standen). Eine unglaubliche Energie.
Lyvten knallen
Dieser Tage erscheint die erste Platte der neuen Band Lyvten – wer denkt sich denn eigentlich solche Namen aus? Ich bin schon ziemlich gespannt darauf, denn Tobi von Twisted Chords, bei dem die Scheibe erscheint, hat bislang ein gutes Händchen für gute Musik beweisen. Diese Seveninch werde ich mir auf jeden Fall holen.
Eine schöne Ankündigung zu der Platte gibt es im Netz, bei YouTube natürlich. Wenn ich mir schon angucke, was die Band aus der Schweiz hier so produziert, klingt das nach einem guten Mix aus Punkrock und Emo – nennt es, wie ihr wollt. Im November spielt die Band dann sogar in Rastatt, zusammen mit den göttlichen Conmoto; schauen wir mal, ob ich das auf die Reihe bekomme.
Eine schöne Ankündigung zu der Platte gibt es im Netz, bei YouTube natürlich. Wenn ich mir schon angucke, was die Band aus der Schweiz hier so produziert, klingt das nach einem guten Mix aus Punkrock und Emo – nennt es, wie ihr wollt. Im November spielt die Band dann sogar in Rastatt, zusammen mit den göttlichen Conmoto; schauen wir mal, ob ich das auf die Reihe bekomme.
26 Juni 2014
Der Mann aus Stahl neu entdeckt
»Superman ist eine Ikone, seine Geschichte eine moderne Heldensage« – normalerweise finde ich solche werblichen Aussagen, die auf den Rücken eines Buches gedruckt werden, eher nervend, aber diesmal stimmt es. Die Geschichte des Superman, der als Kind von einem fremden Planeten auf die Erde kommt, dort als ganz normaler Junge in Smallville aufwächst, in Metropolis später als Reporter arbeitet und in seiner Verkleidung dann ständig die Welt rettet, gehört tatsächlich zu den großen Erzählungen des zwanzigsten Jahrhunderts.
Und immer wieder wird die Geschichte neu erzählt. Ich habe jetzt endlich den ersten Band von »Superman: Erde Eins« gelesen, der bereits Ende 2012 in deutscher Sprache erschienen ist. Die Geschichte ist von den Grundzügen her bekannt, sieht man davon ab, dass das letzte Drittel des Comic-Bandes aus einer Invasion bösartiger Außerirdischer besteht, die von Superman persönlich abgewehrt wird.
Ins Detail muss ich sicher nicht gehen, die Grund-Story ist bekannt. Nur so viel: J. Michael Straczynski, der den Comic-Band textete, ist als Autor für Comics und Fernsehserien wie »Babylon 5« bekannt geworden – er weiß also, wie man Geschichten erzählt. Er holt die psychologische Seite zum Vorschein, zeigt Clark Kent als Menschen mit Fehlern und Schwächen, mit Problemen und einer tief greifenden Moral, die er von seinen Zieheltern gelernt hat.
Das Ganze kommt nicht ohne eine gewisse amerikanisch-patriotische Note aus, der Zeigefinger wird aber nicht zu sehr erhoben. Zudem wird ganz nebenbei erklärt, warum Superman sich nicht um den Hunger auf der Erde oder den Weltfrieden kümmert: Er ist unpolitisch, möchte sich nicht zum Diener von irgendwelchen Regierungen machen und schützt deshalb lieber die einfachen Leute gegen die Gangster.
(Dass die schlimmsten Gangster heutzutage in Anzug und Krawatte herumlaufen, mit Milliarden jonglieren und die Regierungen der Erde quasi in Geiselhaft halten, kann in so einem Superhelden-Comic auch kaum thematisiert werden.)
Das klingt einigermaßen platt, ist aber packend und vielschichtig erzählt. Herausragend wird der Comic durch die beeindruckenden Grafiken von Shane Davis. Seine Action zeichnet der Mann brillant und knallig, aber auch Erzählszenen wirken glaubhaft. Am stärksten gelingen Davis vor allem die ruhigen Bilder: Superman, der in der Luft schwebt und nachdenkt, beispielsweise ...
Alles in allem ein packender Superhelden-Comic. Wer bisher glaubte, von Superman schon alles zu kennen oder die Figur an sich doof zu finden, schaue sich zumindest mal die kostenlose Leseprobe auf mycomics.de an.
Und immer wieder wird die Geschichte neu erzählt. Ich habe jetzt endlich den ersten Band von »Superman: Erde Eins« gelesen, der bereits Ende 2012 in deutscher Sprache erschienen ist. Die Geschichte ist von den Grundzügen her bekannt, sieht man davon ab, dass das letzte Drittel des Comic-Bandes aus einer Invasion bösartiger Außerirdischer besteht, die von Superman persönlich abgewehrt wird.
Ins Detail muss ich sicher nicht gehen, die Grund-Story ist bekannt. Nur so viel: J. Michael Straczynski, der den Comic-Band textete, ist als Autor für Comics und Fernsehserien wie »Babylon 5« bekannt geworden – er weiß also, wie man Geschichten erzählt. Er holt die psychologische Seite zum Vorschein, zeigt Clark Kent als Menschen mit Fehlern und Schwächen, mit Problemen und einer tief greifenden Moral, die er von seinen Zieheltern gelernt hat.
Das Ganze kommt nicht ohne eine gewisse amerikanisch-patriotische Note aus, der Zeigefinger wird aber nicht zu sehr erhoben. Zudem wird ganz nebenbei erklärt, warum Superman sich nicht um den Hunger auf der Erde oder den Weltfrieden kümmert: Er ist unpolitisch, möchte sich nicht zum Diener von irgendwelchen Regierungen machen und schützt deshalb lieber die einfachen Leute gegen die Gangster.
(Dass die schlimmsten Gangster heutzutage in Anzug und Krawatte herumlaufen, mit Milliarden jonglieren und die Regierungen der Erde quasi in Geiselhaft halten, kann in so einem Superhelden-Comic auch kaum thematisiert werden.)
Das klingt einigermaßen platt, ist aber packend und vielschichtig erzählt. Herausragend wird der Comic durch die beeindruckenden Grafiken von Shane Davis. Seine Action zeichnet der Mann brillant und knallig, aber auch Erzählszenen wirken glaubhaft. Am stärksten gelingen Davis vor allem die ruhigen Bilder: Superman, der in der Luft schwebt und nachdenkt, beispielsweise ...
Alles in allem ein packender Superhelden-Comic. Wer bisher glaubte, von Superman schon alles zu kennen oder die Figur an sich doof zu finden, schaue sich zumindest mal die kostenlose Leseprobe auf mycomics.de an.
25 Juni 2014
Absurdes Atom-Theater
Wenn ich es auf die Reihe bekomme, fahre ich mit meinem Rad gern mal nach Philippsburg. Nicht weil die kleine Stadt zwischen Karlsruhe und Mannheim so schön wäre oder weil ich das Atomkraftwerk so dufte fände, sondern weil die Strecke durch die Rheinauen und recht nette Dörfer angenehm zu fahren ist und man auch was von der Gegend sieht.
Demnächst fahre ich auf einen Lagerplatz für Atommüll zu. Die grün-rote Regierung von Baden-Württemberg hat sich dazu bereit erklärt, fünf Castor-Behälter aus dem dem französischen Atomlager La Hague auf dem Gelände von Philippsburg zwischenzulagern. Der Dreck stamme aus Baden-Württemberg, und wenn ihn die Franzosen zurückschicken, müsste man ihn ja wohl auch »bei uns« lagern.
So weit so schlecht. Absurd wird das Theater jetzt, wenn man sich anguckt, mit welchen Konstellationen die Parteien das Thema diskutieren.
Ausgerechnet der Philippsburger Bürgermeister Stefan Martus von der CDU und der CDU-Landtagsfraktionschef Peter Hauk wehren sich massiv gegen die Einlagerung, argumentieren mit »Sicherheitsgefährdung« und so weiter. Und die Grünen sindn dafür, den Atommüll zu deponieren.
Habe ich in den vergangenen Jahren zu viel Bier gesoffen, bringe ich jetzt alles durcheinander? Die Grünen in Baden-Württemberg sind für, die Christdemokraten sind gegen Atommüll?
Nein. Die Wahrheit ist einfacher: Die CDU in Baden-Württemberg ist noch kaltschnäuziger, als ich es jemals geglaubt habe.
Ausgerechnet die Partei, die sich noch vor Jahren von der Atomlobby bezahlen ließ und die Grünen als Chaoten abqualifizierte, stellt sich jetzt als Umweltschützer- und Atomgegner-Organisation hin. Ausgerechnet die Partei, deren Protagonisten noch in den 80er-Jahren davon faselten, dass ohne neue Atomkraftwerke im Südwesten bald das Licht ausgehe, stellt sich an die Spitze der Atomkraftkritiker – vorneweg dann noch der Bürgermeister einer kleinen Stadt, die stets hervorragend mit dem Atomkraftwerk und seinen Besitzern klargekommen ist. Man fand in Philippsburg nie einen Atomkraftgegner ...
Ganz ehrlich: Atommüll ist Mist. Aber irgendwohin muss er wohl. Und da »wir« nicht davon ausgehen können, dass andere unseren strahlenden Dreck aufbewahren, müssen wir uns selbst drum kümmern. Auch wenn das heißt, dass ich demnächst nicht nur zum ehemaligen Kernforschungszentrum radeln kann, sondern auch zum atomaren Zwischenlager ...
Demnächst fahre ich auf einen Lagerplatz für Atommüll zu. Die grün-rote Regierung von Baden-Württemberg hat sich dazu bereit erklärt, fünf Castor-Behälter aus dem dem französischen Atomlager La Hague auf dem Gelände von Philippsburg zwischenzulagern. Der Dreck stamme aus Baden-Württemberg, und wenn ihn die Franzosen zurückschicken, müsste man ihn ja wohl auch »bei uns« lagern.
So weit so schlecht. Absurd wird das Theater jetzt, wenn man sich anguckt, mit welchen Konstellationen die Parteien das Thema diskutieren.
Ausgerechnet der Philippsburger Bürgermeister Stefan Martus von der CDU und der CDU-Landtagsfraktionschef Peter Hauk wehren sich massiv gegen die Einlagerung, argumentieren mit »Sicherheitsgefährdung« und so weiter. Und die Grünen sindn dafür, den Atommüll zu deponieren.
Habe ich in den vergangenen Jahren zu viel Bier gesoffen, bringe ich jetzt alles durcheinander? Die Grünen in Baden-Württemberg sind für, die Christdemokraten sind gegen Atommüll?
Nein. Die Wahrheit ist einfacher: Die CDU in Baden-Württemberg ist noch kaltschnäuziger, als ich es jemals geglaubt habe.
Ausgerechnet die Partei, die sich noch vor Jahren von der Atomlobby bezahlen ließ und die Grünen als Chaoten abqualifizierte, stellt sich jetzt als Umweltschützer- und Atomgegner-Organisation hin. Ausgerechnet die Partei, deren Protagonisten noch in den 80er-Jahren davon faselten, dass ohne neue Atomkraftwerke im Südwesten bald das Licht ausgehe, stellt sich an die Spitze der Atomkraftkritiker – vorneweg dann noch der Bürgermeister einer kleinen Stadt, die stets hervorragend mit dem Atomkraftwerk und seinen Besitzern klargekommen ist. Man fand in Philippsburg nie einen Atomkraftgegner ...
Ganz ehrlich: Atommüll ist Mist. Aber irgendwohin muss er wohl. Und da »wir« nicht davon ausgehen können, dass andere unseren strahlenden Dreck aufbewahren, müssen wir uns selbst drum kümmern. Auch wenn das heißt, dass ich demnächst nicht nur zum ehemaligen Kernforschungszentrum radeln kann, sondern auch zum atomaren Zwischenlager ...
24 Juni 2014
Eva Cassidy fasziniert
Manchmal gibt es Musik, die berührt einen, auch wenn sie außerhalb der üblichen Genres spielt. Ein schönes Beispiel dafür ist die Sängerin Eva Cassidy, von der ich immer wieder die unglaublich schöne CD »Live At Blues Alley« spiele. Aufgenommen wurde die CD im Januar 1996 – eine beeindruckende Live-Aufnahme. Wenige Monate später war die Sängerin tot; sie wurde 43 Jahre alt.
Die Stimme ist unglaublich: Einfühlsam bringt die Sängerin allerlei Klassiker der Rock- und Pop-Musik, des Blues und des Jazz auf die Bühne, fast flüsternd bei »Bridge Over Troubled Water«, durchaus rockig bei »Take Me To The River«, nie heulig, nie gebrüllt, sondern immer mit einer starken Stimme, die mich zumindest packt und mitreißt.
Von Punkrock ist das meilenweit entfernt, schon klar, aber glücklicherweise ebenso meilenweit von dem üblichen Frauengesinge, mit dem mich die Radiosender sonst nerven. Eva Cassidy hatte den Blues in sich, sie hatte eine echte Blues-Stimme, und in den von ihr interpretierten Stücken kam unglaublich viel Stimmung und Gefühl rüber, ohne dass das auch nur ansatzweise peinlich oder irritierend gewesen wäre.
Wenn ich heute »Live At The Blues Alley« höre, eine CD, die seit gut zwölf Jahren bei uns daheim immer wieder eingelegt wird, stelle ich mir immer die Szenerie vor: eine blonde Frau auf der Bühne eines verräucherten Clubs, eine gute Band im Hintergrund, ein begeistertes Publikum im Saal. Schade, dass diese Sängerin schon so früh sterben musste.
Die Stimme ist unglaublich: Einfühlsam bringt die Sängerin allerlei Klassiker der Rock- und Pop-Musik, des Blues und des Jazz auf die Bühne, fast flüsternd bei »Bridge Over Troubled Water«, durchaus rockig bei »Take Me To The River«, nie heulig, nie gebrüllt, sondern immer mit einer starken Stimme, die mich zumindest packt und mitreißt.
Von Punkrock ist das meilenweit entfernt, schon klar, aber glücklicherweise ebenso meilenweit von dem üblichen Frauengesinge, mit dem mich die Radiosender sonst nerven. Eva Cassidy hatte den Blues in sich, sie hatte eine echte Blues-Stimme, und in den von ihr interpretierten Stücken kam unglaublich viel Stimmung und Gefühl rüber, ohne dass das auch nur ansatzweise peinlich oder irritierend gewesen wäre.
Wenn ich heute »Live At The Blues Alley« höre, eine CD, die seit gut zwölf Jahren bei uns daheim immer wieder eingelegt wird, stelle ich mir immer die Szenerie vor: eine blonde Frau auf der Bühne eines verräucherten Clubs, eine gute Band im Hintergrund, ein begeistertes Publikum im Saal. Schade, dass diese Sängerin schon so früh sterben musste.
23 Juni 2014
Fußballstress
Wir trafen uns zu einem schnellen Bier zwischendurch, es war am Sonntag abend, und wir beide mussten am nächsten Tag früh raus. »Ich muss um sechs Uhr aufstehen«, erläuterte er mir, »aber das Spiel zwischen Ghana und den Amis muss ich unbedingt anschauen.«
Ich schaute auf die Uhr. »Das wird eine kurze Nacht«, meinte ich.
»Keine Sorge.« Er winkte ab. »Ich hab das im Griff. Ich trink mein Bier aus, dann geh ich heim und leg mich ins Bett. Den Wecker stelle ich auf fünf vor zwölf. Das reicht, um aufzustehen, zu pissen, ein frisches Bier zu holen und mich vor die Glotze zu setzen. Dann guck ich das Spiel und leg mich hinterher ins Bett.«
»Und das klappt?«
»Na klar. Das mache ich jetzt seit Tagen so. Anders könnte ich Arbeit, Privatleben und WM nicht unter einen Hut bringen.«
Als er dann davoneilte und ich mit meinem Bier in der Hand zurückblieb, war ich in gewisser Weise sehr beeindruckt. Das ist wahre Begeisterung!, dachte ich.
Ich schaute auf die Uhr. »Das wird eine kurze Nacht«, meinte ich.
»Keine Sorge.« Er winkte ab. »Ich hab das im Griff. Ich trink mein Bier aus, dann geh ich heim und leg mich ins Bett. Den Wecker stelle ich auf fünf vor zwölf. Das reicht, um aufzustehen, zu pissen, ein frisches Bier zu holen und mich vor die Glotze zu setzen. Dann guck ich das Spiel und leg mich hinterher ins Bett.«
»Und das klappt?«
»Na klar. Das mache ich jetzt seit Tagen so. Anders könnte ich Arbeit, Privatleben und WM nicht unter einen Hut bringen.«
Als er dann davoneilte und ich mit meinem Bier in der Hand zurückblieb, war ich in gewisser Weise sehr beeindruckt. Das ist wahre Begeisterung!, dachte ich.
22 Juni 2014
Patriotengucker versus Partyglotzer
In den 80er-Jahren guckte ich – wenn ich öffentlich ein Fußballspiel anschaute – gern in Kneipen wie dem »Café Müller« in Freudenstadt, das wir damals gern als »Café Siff« bezeichneten, aus Gründen, die ich hier nicht weiter erläutern möchte. Das war lustig, weil während des Spiels schwer gejohlt und getrunken wurde und abschließend alle besoffen waren.
In den 90er-Jahren guckte ich Fußball meist in Wohngemeinschaften, die linksliberal bis punkrockig waren und wo ich gelegentlich der einzige war, der sich über einen Sieg der deutschen Mannshaft freute. Seit den Nullerjahren gucke ich in Kneipen, teils eher proletiger teils eher intellektueller Natur.
Weil ich nämlich ein Problem habe: So lustig es ja sein mag, mit enthusiastischen Fußballfans zu gucken, so sehr nervt mich das »Schland«-Gebrüll und der überzogene Patriotismus. Als ich am Samstag mittag die uniformierten Fußballfans in der Innenstadt sah, die zum »Public Viewing« unterwegs war, gönnte ich kurzfristig – ganz gegen meine eigene Hoffnung – den Kickern aus Ghana jeglichen Sieg ... damit die Superpatrioten den verdienten Dämpfer erhielten.
Aber als ich dann am Samstag abend neben einem Pulk von feiernden Frauen saß, die sich über die Tore der Ghanaer freuten, »weil die dann so schön tanzen« (ist das jetzt Sexismus oder Rassismus?) und ansonsten lieber mit ihren Smartphones herumspielten als auf das Spiel zu gucken – es genügt ja, sich die Tore in der Wiederholung anzuschauen –, wünschte ich mir die jugoslawischen Fußballprolls aus den 80er-Jahren und das gute alte Café Siff zurück.
Ich weiß, man kann es mir kaum recht machen ... Ach ja: Das zwei zu zwei nach einem spannenden Spiel war dann auch für beide Seiten verdient.
In den 90er-Jahren guckte ich Fußball meist in Wohngemeinschaften, die linksliberal bis punkrockig waren und wo ich gelegentlich der einzige war, der sich über einen Sieg der deutschen Mannshaft freute. Seit den Nullerjahren gucke ich in Kneipen, teils eher proletiger teils eher intellektueller Natur.
Weil ich nämlich ein Problem habe: So lustig es ja sein mag, mit enthusiastischen Fußballfans zu gucken, so sehr nervt mich das »Schland«-Gebrüll und der überzogene Patriotismus. Als ich am Samstag mittag die uniformierten Fußballfans in der Innenstadt sah, die zum »Public Viewing« unterwegs war, gönnte ich kurzfristig – ganz gegen meine eigene Hoffnung – den Kickern aus Ghana jeglichen Sieg ... damit die Superpatrioten den verdienten Dämpfer erhielten.
Aber als ich dann am Samstag abend neben einem Pulk von feiernden Frauen saß, die sich über die Tore der Ghanaer freuten, »weil die dann so schön tanzen« (ist das jetzt Sexismus oder Rassismus?) und ansonsten lieber mit ihren Smartphones herumspielten als auf das Spiel zu gucken – es genügt ja, sich die Tore in der Wiederholung anzuschauen –, wünschte ich mir die jugoslawischen Fußballprolls aus den 80er-Jahren und das gute alte Café Siff zurück.
Ich weiß, man kann es mir kaum recht machen ... Ach ja: Das zwei zu zwei nach einem spannenden Spiel war dann auch für beide Seiten verdient.
19 Juni 2014
King funzt immer
Es muss bald dreißig Jahre her sein, seit ich die Geschichtensammlung »Nachtschicht« von Stephen King gelesen habe. Zeit genug also, um den größten Teil zu vergessen. Dieser Tage hörte ich die Hörbuchfassung an, die vor vielen Jahren bei Lübbe-Audio erschienen ist, und ich erkenne zum wiederholten Mal, was für ein verdammt guter Schriftsteller dieser King eigentlich ist.
Das liegt sicher an der Stimme von Joachim Kerzel, der die Geschichten vorliest. Der Mann hat eine eindrucksvolle Stimme, die in positiver Weise »unaufgeregt« ist. Er vermittelt einem auch die gruseligsten Dinge so klar und nachvollziehbar, dass man sie glaubt.
Und die Geschichten? Die Story von den Menschen, die sich in einer Tankstelle vor wildgewordenen Lastwagen verschanzen, ist immer noch großartig – da mag die Prämisse noch so hirnrissig sein. Und die Horror-Geschichte von dem Lehrer, dem die Jungs wieder begegnen, die 16 Jahre zuvor seinen Bruder erstochen haben, zieht einen unweigerlich in ihren Bann – allen Klischees mit Dämonenbeschwörungen zum Trotz.
King schafft es, in einem Leser und Hörer durch einfache Worte ein Gefühl zu erschaffen, das so unmittelbar ist, dass man ihm alles glaubt. Seine Hauptfiguren bringt er einem nahe, er setzt die Distanz außer Kraft, die zwischen dem Autor und dem Leser exisiert, und das macht er einfach meisterhaft.
Das Interessante bei den »Nachtschicht«-Stories ist ja ihr Alter. King schrieb sie in den 70er-Jahren, sie wurden hierzulande in den 80er-Jahren veröffentlicht. Sie sind also mehrere Jahrzehnte alt – und doch sind sie nicht angestaubt. Das ist meisterhaft!
Mir bleibt nichts anderes übrig, als einen gigantischen Respekt vor dem Autor aus Maine zu haben. Und die Hörbuchversionen seiner Geschichten noch lange in Erinnerung zu behalten.
Das liegt sicher an der Stimme von Joachim Kerzel, der die Geschichten vorliest. Der Mann hat eine eindrucksvolle Stimme, die in positiver Weise »unaufgeregt« ist. Er vermittelt einem auch die gruseligsten Dinge so klar und nachvollziehbar, dass man sie glaubt.
Und die Geschichten? Die Story von den Menschen, die sich in einer Tankstelle vor wildgewordenen Lastwagen verschanzen, ist immer noch großartig – da mag die Prämisse noch so hirnrissig sein. Und die Horror-Geschichte von dem Lehrer, dem die Jungs wieder begegnen, die 16 Jahre zuvor seinen Bruder erstochen haben, zieht einen unweigerlich in ihren Bann – allen Klischees mit Dämonenbeschwörungen zum Trotz.
King schafft es, in einem Leser und Hörer durch einfache Worte ein Gefühl zu erschaffen, das so unmittelbar ist, dass man ihm alles glaubt. Seine Hauptfiguren bringt er einem nahe, er setzt die Distanz außer Kraft, die zwischen dem Autor und dem Leser exisiert, und das macht er einfach meisterhaft.
Das Interessante bei den »Nachtschicht«-Stories ist ja ihr Alter. King schrieb sie in den 70er-Jahren, sie wurden hierzulande in den 80er-Jahren veröffentlicht. Sie sind also mehrere Jahrzehnte alt – und doch sind sie nicht angestaubt. Das ist meisterhaft!
Mir bleibt nichts anderes übrig, als einen gigantischen Respekt vor dem Autor aus Maine zu haben. Und die Hörbuchversionen seiner Geschichten noch lange in Erinnerung zu behalten.
18 Juni 2014
Daniel Keyes ist tot
Am Sonntag abend unterhielten wir uns noch über ihn. Wir saßen auf dem Werderplatz in Karlsruhe, im Hintergrund lief Fußball, und wir redeten über »Gott und die Welt«.
Ich schwärmte von »Die Leben des Billy Milligan« und natürlich von »Blumen für Algernon«, seinem absoluten Meisterwerk, das ich schon so vielen Leuten empfohlen habe. Und jetzt ist Daniel Keyes gestorben – ein Autor, den ich für seine wenigen Romane sehr mochte. Es war Science Fiction, aber so weit in der Realität drin, dass es »normale Leute« auch mochten.
Daniel Keyes wurde 88 Jahre alt, wie es in der Fachpresse heißt. Das ist ein schönes Alter. Und er hinterlässt ein literarisches Erbe, an das ich mich noch lange erinnern werde.
Ich schwärmte von »Die Leben des Billy Milligan« und natürlich von »Blumen für Algernon«, seinem absoluten Meisterwerk, das ich schon so vielen Leuten empfohlen habe. Und jetzt ist Daniel Keyes gestorben – ein Autor, den ich für seine wenigen Romane sehr mochte. Es war Science Fiction, aber so weit in der Realität drin, dass es »normale Leute« auch mochten.
Daniel Keyes wurde 88 Jahre alt, wie es in der Fachpresse heißt. Das ist ein schönes Alter. Und er hinterlässt ein literarisches Erbe, an das ich mich noch lange erinnern werde.
Anmerkungen zu Bertelsmann
Bereits am Dienstag abend, 17. Juni 2014, ging es durch die Nachrichten, auch im Fernsehen: Bertelsmann schließt sein Clubgeschäft. Mittlerweile wurde das ganze durch die eine oder andere vernünftige Berichterstattung unterstützt; wer möchte, kann sich also jetzt tiefgreifend informieren.
Die Formulierungen sind wie immer bizarr: »Nun wird das deutschsprachige Direktgeschäft abgewickelt − bis Ende 2015.« Das heißt doch, dass Menschen entlassen werden, dass man eine Million Kunden irgendwie »abwickeln« und langjährige Verträge kündigen muss, übrigens auch Verträge mit einer Heftromanserie aus Süddeutschland, an der ich nicht ganz unbeteiligt bin. Warum wird das sogar in den Fachmedien so verschwurbelt ausgedrückt?
Egal: Persönlich verbindet mich mit den Bertelsmännern wenig. Ich habe mit einigen der Menschen, die dort arbeiten, sehr gute Erfahrungen gesammelt – wir haben gemeinsam Dutzende von Büchern herausgebracht, ich als Redakteur, sie als Vertriebs- und Marketingleute. Das war immer schön und auch erfolgreich.
Dass im Konzern nicht alles zum Guten stand, konnte ich schon vor gut zwölf Jahren bemerken, als ich zum ersten Mal die Bertelsmänner besuchte – damals im beschaulichen Rheda-Wiedenbrück, bevor man die »Direct Group« nach Berlin verlegte. Man hätte vieles ändern müssen, beharrte viel zu lange auf dem klassischen »Club-Gedanken«, der noch aus den fünfziger Jahren stammte und sogar in den Jahren »vor Amazon« veraltet war. Damals verdiente man aber mit dem alten Modell noch haufenweise Geld und wollte es nicht so einfach räumen.
Aber gut: Das ist jetzt Geschichte. In den Medien wird man jetzt viel Unfug verbreiten, wird von der Übermacht amerikanischer Buchversender schwafeln und vielleicht daran erinnern, dass hier eine Reihe von Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren. Ich bezweifle allerdings, dass es eine gründliche Auseinandersetzung mit geplanten Fehlleistungen der vergangenen zwanzig Jahre geben wird ...
Die Formulierungen sind wie immer bizarr: »Nun wird das deutschsprachige Direktgeschäft abgewickelt − bis Ende 2015.« Das heißt doch, dass Menschen entlassen werden, dass man eine Million Kunden irgendwie »abwickeln« und langjährige Verträge kündigen muss, übrigens auch Verträge mit einer Heftromanserie aus Süddeutschland, an der ich nicht ganz unbeteiligt bin. Warum wird das sogar in den Fachmedien so verschwurbelt ausgedrückt?
Egal: Persönlich verbindet mich mit den Bertelsmännern wenig. Ich habe mit einigen der Menschen, die dort arbeiten, sehr gute Erfahrungen gesammelt – wir haben gemeinsam Dutzende von Büchern herausgebracht, ich als Redakteur, sie als Vertriebs- und Marketingleute. Das war immer schön und auch erfolgreich.
Dass im Konzern nicht alles zum Guten stand, konnte ich schon vor gut zwölf Jahren bemerken, als ich zum ersten Mal die Bertelsmänner besuchte – damals im beschaulichen Rheda-Wiedenbrück, bevor man die »Direct Group« nach Berlin verlegte. Man hätte vieles ändern müssen, beharrte viel zu lange auf dem klassischen »Club-Gedanken«, der noch aus den fünfziger Jahren stammte und sogar in den Jahren »vor Amazon« veraltet war. Damals verdiente man aber mit dem alten Modell noch haufenweise Geld und wollte es nicht so einfach räumen.
Aber gut: Das ist jetzt Geschichte. In den Medien wird man jetzt viel Unfug verbreiten, wird von der Übermacht amerikanischer Buchversender schwafeln und vielleicht daran erinnern, dass hier eine Reihe von Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren. Ich bezweifle allerdings, dass es eine gründliche Auseinandersetzung mit geplanten Fehlleistungen der vergangenen zwanzig Jahre geben wird ...
17 Juni 2014
Liedermacher mit ordentlichem Druck
Mit dem Genre des Liedermacher-Pops – oder wie immer man das heute nennen mag – tu' ich mich ein wenig schwer. Das erinnert mich immer an meine Jugend, an Musiker wie Hannes Wader oder Reinhard Mey, an denen man früher kaum vorbeikam. Allerdings hat das Faszinosum von »ein Mann und seine Gitarre« nach wie vor seine Vorteile: Das ist sehr reduziert, da bleibt kein Raum für irgendwelchen Schnickschnack.
Und deshalb hörte ich mir die CD »Lark« des aus Murnau stammenden und in München lebenden Musikers Finn Nelé – der in Wirklichkeit anders heißt – mit großem Interesse angehört. Einmal mit leichtem Interesse, beim zweiten Mal schon fasziniert, beim dritten und vierten Mal immer interessierter.
Sagen wir so: Wenn der Mann mit seiner rauchigen Stimme und dem eindrucksvollen Gitarrenspiel eher ins Rockige geht und lauter wird, gefällt es mir am besten. Kuschelmusik ist das eh nicht, die Stücke sind rauh und druckvoll, da wird nicht gewinselt und gejault, sondern tatsächlich kraftvoll musiziert. Sprich: sogar die ruhigeren Stücke sind gut.
Ich könnte mir vorstellen, dass sich das live ebenfalls gut anhört; auf Platte hat mich der Bursche erst einmal überzeugt. (Okay, TV Smith kann er noch nicht vom Thron stoßen, aber der Altmeister der »ich-geh-mit-meiner-Klampfe-auf-die-Bühne«-Musik ist nun mal ungeschlagen.)
Und deshalb hörte ich mir die CD »Lark« des aus Murnau stammenden und in München lebenden Musikers Finn Nelé – der in Wirklichkeit anders heißt – mit großem Interesse angehört. Einmal mit leichtem Interesse, beim zweiten Mal schon fasziniert, beim dritten und vierten Mal immer interessierter.
Sagen wir so: Wenn der Mann mit seiner rauchigen Stimme und dem eindrucksvollen Gitarrenspiel eher ins Rockige geht und lauter wird, gefällt es mir am besten. Kuschelmusik ist das eh nicht, die Stücke sind rauh und druckvoll, da wird nicht gewinselt und gejault, sondern tatsächlich kraftvoll musiziert. Sprich: sogar die ruhigeren Stücke sind gut.
Ich könnte mir vorstellen, dass sich das live ebenfalls gut anhört; auf Platte hat mich der Bursche erst einmal überzeugt. (Okay, TV Smith kann er noch nicht vom Thron stoßen, aber der Altmeister der »ich-geh-mit-meiner-Klampfe-auf-die-Bühne«-Musik ist nun mal ungeschlagen.)
16 Juni 2014
Peter und der Punk
Wer den Namen Peter Tauber noch nicht gehört hat, braucht sich nicht zu grämen. Der Mann ist Generalsekretär der Christlich-Demokratischen Union, ist in dem Haufen also unter anderem zuständig dafür, die politischen Gegner anzugiften. Der Politiker stammt aus Frankfurt, wird im Sommer 2014 erst vierzig Jahre alt und macht einen »lockeren« Eindruck.
Kein Wunder. Der Mann war mal Punk. Zumindest erzählt er es in jedem zweiten Interview. Seine Band habe Papst hört Punk geheißen, er habe gefärbte Haare und zerfetzte Klamotten gehabt. Darauf ist der Mann richtig stolz.
Ich bin mir nicht sicher, wie ich das einschätzen soll. Möglicherweise stimmt das ganze ja – vor 25 Jahren war Deutschpunk in seiner Funpunk-Ausrichtung auf einem erbärmlichen Tiefpunkt angekommen. Wenn er da mit 15 Jahren die Abstürzenden Brieftauben hörte, war das kein Widerspruch zu einer Mitgliedschaft in der Jungen Union.
Vieles von dem, was an Punkmusik verbreitet wird, hat mit dem, was ich als Punk betrachte, sowieso nichts zu tun: zu weichgespült, zu jungunionistisch oder sozialdemokratisch. Das gab's aber auch schon in den 80er-Jahren; von daher darf sich niemand wundern.
Trotzdem ist auffällig, wie oft diese angebliche Punkrock-Vergangenheit in der Biografie und in Interviews erwähnt wird. Will die CDU damit »cool« wirken? Als Widerspruch zur »Verbotspartei«, also den Grünen? Als Gegenstück zu den sozialdemokratischen Lehrern und Beamten, den Gelehrten, den sogenannten?
Kein Wunder. Der Mann war mal Punk. Zumindest erzählt er es in jedem zweiten Interview. Seine Band habe Papst hört Punk geheißen, er habe gefärbte Haare und zerfetzte Klamotten gehabt. Darauf ist der Mann richtig stolz.
Ich bin mir nicht sicher, wie ich das einschätzen soll. Möglicherweise stimmt das ganze ja – vor 25 Jahren war Deutschpunk in seiner Funpunk-Ausrichtung auf einem erbärmlichen Tiefpunkt angekommen. Wenn er da mit 15 Jahren die Abstürzenden Brieftauben hörte, war das kein Widerspruch zu einer Mitgliedschaft in der Jungen Union.
Vieles von dem, was an Punkmusik verbreitet wird, hat mit dem, was ich als Punk betrachte, sowieso nichts zu tun: zu weichgespült, zu jungunionistisch oder sozialdemokratisch. Das gab's aber auch schon in den 80er-Jahren; von daher darf sich niemand wundern.
Trotzdem ist auffällig, wie oft diese angebliche Punkrock-Vergangenheit in der Biografie und in Interviews erwähnt wird. Will die CDU damit »cool« wirken? Als Widerspruch zur »Verbotspartei«, also den Grünen? Als Gegenstück zu den sozialdemokratischen Lehrern und Beamten, den Gelehrten, den sogenannten?
15 Juni 2014
Scheppernder Punkrock-Klassiker
Hört man sich heute die Platte »Diminished Responsibility« der klassischen englischen Punkrock-Band U.K. Subs an, merkt man deutlich, wie alt sie ist. Aufgenommen wurde das Werk 1980, veröffentlicht wurde es 1981 – es war die vierte Langspielplatte der Band, die zu der Zeit auch kommerziell sehr erfolgreich war.
Die Instrumente scheppern im Hintergrund, die Stimme des Sängers wirkt manchmal, als sei sie mit viel Hall unterlegt. Stücke wie »Party In Paris«, die zu den echten Klassikern der Band gehören und auch heute noch gespielt werden, wirken da auf einmal dünn und überhaupt nicht so wuchtig, wie man sich heutzutage Punkrock vorstellt.
Dabei sind viele gute Stücke auf der Platte enthalten; sie ist schmissig und enthält gute Melodien. Aber rein musikalisch gehörte sie zu der Zeit schon zu einer aussterbenden Ära: Aus England kamen zu der Zeit schon wesentlich knalligere Bands, und in den USA hatte sich Punk bereits zu Hardcore entwickelt, mit wesentlich mehr Aggressivität und Spielfreude.
Höre ich mir heute die Platte an, die ich irgendwann in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre auf einem Flohmarkt in Tübingen gekauft habe, gefällt sie mir immer noch. Sie gehört nicht zu denen, die ich auf die einsame Insel mitnehmen würde, aber sie ist extrem typisch für die Zeit – und für eine Band, die es erstaunlicherweise nach wie vor gibt (wenngleich es keine »echte« Band ist, schon klar ...).
Die Instrumente scheppern im Hintergrund, die Stimme des Sängers wirkt manchmal, als sei sie mit viel Hall unterlegt. Stücke wie »Party In Paris«, die zu den echten Klassikern der Band gehören und auch heute noch gespielt werden, wirken da auf einmal dünn und überhaupt nicht so wuchtig, wie man sich heutzutage Punkrock vorstellt.
Dabei sind viele gute Stücke auf der Platte enthalten; sie ist schmissig und enthält gute Melodien. Aber rein musikalisch gehörte sie zu der Zeit schon zu einer aussterbenden Ära: Aus England kamen zu der Zeit schon wesentlich knalligere Bands, und in den USA hatte sich Punk bereits zu Hardcore entwickelt, mit wesentlich mehr Aggressivität und Spielfreude.
Höre ich mir heute die Platte an, die ich irgendwann in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre auf einem Flohmarkt in Tübingen gekauft habe, gefällt sie mir immer noch. Sie gehört nicht zu denen, die ich auf die einsame Insel mitnehmen würde, aber sie ist extrem typisch für die Zeit – und für eine Band, die es erstaunlicherweise nach wie vor gibt (wenngleich es keine »echte« Band ist, schon klar ...).
14 Juni 2014
Spiele und Schiedsrichter
Die Fußball-Weltmeisterschaft hat begonnen, und ich habe mir die ersten Spiele nicht entgehen lassen. Beim Eröffnungsspiel hatte ich allerdings ein echtes Problem: An diesem Donnerstag abend musste ich dringend Manuskripte lesen. Und so saß ich auf dem heimischen Sofa, das Manuskript und einen Stift in der Hand, und guckte nebenbei Fußball. Die wichtigsten Szenen des Spieles zwischen Brasilien und Kroatien dürfte ich dennoch mitbekommen haben, eklatante Schiedsrichter-Fehlleistungen inklusive.
Am Freitag, 13. Juni, machte ich es dann allerdings richtig: Ich schaute mir die Spiele im öffentlichen Raum und mit reichlich Bier an. Allerdings hatte ich Startschwierigkeiten: Das Spiel der Mexikaner gegen die Kameruner verpasste ich, weil ich – wegen zahlreicher Detailkram-Arbeiten – erst nach 19.30 Uhr aus dem Büro kam. Die Zusammenfassung schaute ich später an.
Immerhin fanden wir uns pünktlich im »fünf« ein, wo kühles Bier, leckeres Essen und eine Leinwand auf mich warteten. Ich pendelte zwischen dem Biergarten, wo fußballmuffelnde Freunde saßen, und dem Innenraum mit der Leinwand.
Das Spiel zwischen Spanien und den Niederlanden war spektakulär, mir stand mehrfach der Mund vor Staunen offen. Das Kopfballtor war sensationell, andere Spielverläufe begeisterten mich ebenfalls.
Sehr viel später guckte sich dann ein überschaubarer Kreis das Spiel Chile gegen Australien an. Streckenweise war das ebenfalls spannend, wenngleich irgendwann sehr einseitig. Und als ich spät in der Nacht mit meinem Rad nach Hause düste, hatte ich ein richtig schönes Wochenendgefühl ...
Am Freitag, 13. Juni, machte ich es dann allerdings richtig: Ich schaute mir die Spiele im öffentlichen Raum und mit reichlich Bier an. Allerdings hatte ich Startschwierigkeiten: Das Spiel der Mexikaner gegen die Kameruner verpasste ich, weil ich – wegen zahlreicher Detailkram-Arbeiten – erst nach 19.30 Uhr aus dem Büro kam. Die Zusammenfassung schaute ich später an.
Immerhin fanden wir uns pünktlich im »fünf« ein, wo kühles Bier, leckeres Essen und eine Leinwand auf mich warteten. Ich pendelte zwischen dem Biergarten, wo fußballmuffelnde Freunde saßen, und dem Innenraum mit der Leinwand.
Das Spiel zwischen Spanien und den Niederlanden war spektakulär, mir stand mehrfach der Mund vor Staunen offen. Das Kopfballtor war sensationell, andere Spielverläufe begeisterten mich ebenfalls.
Sehr viel später guckte sich dann ein überschaubarer Kreis das Spiel Chile gegen Australien an. Streckenweise war das ebenfalls spannend, wenngleich irgendwann sehr einseitig. Und als ich spät in der Nacht mit meinem Rad nach Hause düste, hatte ich ein richtig schönes Wochenendgefühl ...
13 Juni 2014
Zwischen Horror-Groteske und Splatter
Dass ich ein Fan der »Dorian Hunter«-Hörspiele bin, habe ich schon mehrfach erzählt. Dieser Tage hörte ich die aktuelle Folge 20, die den schönen Titel »Devil's Hill« trägt und streckenweise ganz schön heftig ist.
Dabei geht alles so harmlos und skurril los. Die weltweit wichtigsten Dämonen treffen sich zu einer streng bürokratischen Versammlung auf einem abgeschirmten Schloss. Dabei geht es unter anderem darum, einen neuen Oberdämon zu wählen, was angesichts der Tatsache, dass sich die meisten spinnefeind sind, kein einfaches Unterfangen ist.
Dann aber kommt es zu Morden unter den Dämonen. Es ist klar, dass unter ihnen ein Mörder sein muss – und während die Gruppe dezimiert wird, intrigiert man fleißig gegeneinander und sucht gleichzeitig den Mörder.
Wie immer ist das ganze hervorragend gemacht; die Zaubermond-Hörspiele mag ich sowieso, und »Dorian Hunter« ist stets große Klasse, was die Geräusche angeht. Die Stimmen klingen spannend, die Geräusche sowieso, und die Musik wird gut eingesetzt. Spannend ist das Hörspiel sowieso, bis zum Ende folgte ich sehr interessiert der Handlung.
Am Ende wird's dann auch reichlich derb; Splatter-Effekte gibt es zumindest zu hören. Das ist dann nicht so amüsant wie der Anfang, bei dem es sich wie eine Groteske auf das Horror-Genre anhört. Da muss man halt durch ...
Dabei geht alles so harmlos und skurril los. Die weltweit wichtigsten Dämonen treffen sich zu einer streng bürokratischen Versammlung auf einem abgeschirmten Schloss. Dabei geht es unter anderem darum, einen neuen Oberdämon zu wählen, was angesichts der Tatsache, dass sich die meisten spinnefeind sind, kein einfaches Unterfangen ist.
Dann aber kommt es zu Morden unter den Dämonen. Es ist klar, dass unter ihnen ein Mörder sein muss – und während die Gruppe dezimiert wird, intrigiert man fleißig gegeneinander und sucht gleichzeitig den Mörder.
Wie immer ist das ganze hervorragend gemacht; die Zaubermond-Hörspiele mag ich sowieso, und »Dorian Hunter« ist stets große Klasse, was die Geräusche angeht. Die Stimmen klingen spannend, die Geräusche sowieso, und die Musik wird gut eingesetzt. Spannend ist das Hörspiel sowieso, bis zum Ende folgte ich sehr interessiert der Handlung.
Am Ende wird's dann auch reichlich derb; Splatter-Effekte gibt es zumindest zu hören. Das ist dann nicht so amüsant wie der Anfang, bei dem es sich wie eine Groteske auf das Horror-Genre anhört. Da muss man halt durch ...
12 Juni 2014
Schland-Alarm
Dass die Fußball-Weltmeisterschaft jetzt endlich losgeht, finde ich gut. Ich freue mich auf hoffentlich spannende Spiele, die ich in unterschiedlichen Biergärten in Karlsruhe anschauen möchte; schauen wir mal, wie das wird.
Was jetzt schon nervt, ist die Tatsache, dass man an jeder Ecke wegen Fußball angeplärrt wird. Die Werbung ist darauf eingestiegen; von der Fußball-Musik habe ich bislang nichts mitbekommen, weil ich weder die einschlägigen Fernsehsendungen noch das entsprechende Deppenradio höre. Ansonsten aber kann man ja nicht einmal zum Bäcker gehen, ohne Werbung vor den Latz geknallt zu bekommen.
Aber gut: Da müssen wir durch.
Was mir positiv auffällt: Es gibt weniger Deutschlandfahnen als vor vier oder gar vor acht Jahren. Die schlimmsten Patrioten sind nach wie vor dabei, aber es sind definitiv weniger Fahnen. Vielleicht ist der übertriebene Wahn einfach schon vorüber.
Ein möglicher Grund ist, dass der aktuellen Mannschaft niemand zutraut, den Titel zu holen. Da die Deppen immer gern mit den Siegern feiern wollen, hängen sie die deutsche Fahne nur raus, wenn sie denken, dass die deutsche Mannschaft gewinnen wird. Wenn das so ist, soll's mir recht sein.
Mein durch keine Statistik unterfüttertes Bauchgefühl sagt übrigens, dass die deutsche Mannschaft immer dann eine Chance hatte, ein großes Turnier zu gewinnen, wenn keiner damit rechnete. Als Favoriten sind sie immer gescheitert (siehe 1992 gegen Dänemark); wenn keiner mit ihnen rechnete, waren sie gut (1996 ... waren doch eher Rumpelkicker, oder?).
Ich wette nicht. Aber die Chancen für gute und spannende Spiele steigen, wenn der Patriotismus-Anteil wieder auf ein vernünftiges Maß gesunken ist ...
Was jetzt schon nervt, ist die Tatsache, dass man an jeder Ecke wegen Fußball angeplärrt wird. Die Werbung ist darauf eingestiegen; von der Fußball-Musik habe ich bislang nichts mitbekommen, weil ich weder die einschlägigen Fernsehsendungen noch das entsprechende Deppenradio höre. Ansonsten aber kann man ja nicht einmal zum Bäcker gehen, ohne Werbung vor den Latz geknallt zu bekommen.
Aber gut: Da müssen wir durch.
Was mir positiv auffällt: Es gibt weniger Deutschlandfahnen als vor vier oder gar vor acht Jahren. Die schlimmsten Patrioten sind nach wie vor dabei, aber es sind definitiv weniger Fahnen. Vielleicht ist der übertriebene Wahn einfach schon vorüber.
Ein möglicher Grund ist, dass der aktuellen Mannschaft niemand zutraut, den Titel zu holen. Da die Deppen immer gern mit den Siegern feiern wollen, hängen sie die deutsche Fahne nur raus, wenn sie denken, dass die deutsche Mannschaft gewinnen wird. Wenn das so ist, soll's mir recht sein.
Mein durch keine Statistik unterfüttertes Bauchgefühl sagt übrigens, dass die deutsche Mannschaft immer dann eine Chance hatte, ein großes Turnier zu gewinnen, wenn keiner damit rechnete. Als Favoriten sind sie immer gescheitert (siehe 1992 gegen Dänemark); wenn keiner mit ihnen rechnete, waren sie gut (1996 ... waren doch eher Rumpelkicker, oder?).
Ich wette nicht. Aber die Chancen für gute und spannende Spiele steigen, wenn der Patriotismus-Anteil wieder auf ein vernünftiges Maß gesunken ist ...
11 Juni 2014
300-mal hab' ich mich gefreut ...
... wenn die jeweils aktuelle Ausgabe des FANDOM OBSERVER in meinem Briefkasten lag. Diese Aussage stimmt nicht ganz, weil sie in der Nummer 300 veröffentlicht wird, aber um solche Feinheiten muss sich im Sommer 2014 hoffentlich niemand mehr kümmern.
Ich könnte jetzt ausrechnen, wie viele Prozent meines Lebens ich damit verbracht habe, mich Monat für Monat auf den FANDOM OBSERVER zu freuen. Es wäre aber Unfug, vor allem wäre es nicht korrekt. Aber das Fanzine hat mich auf jeden Fall ein ganzes Stück weit in meinem Leben begleitet, nicht unbedingt lebensbeherrschend, aber lebensergänzend.
Der FANDOM OBSERVER war mein Bindeglied zum Fandom, zu der eigentlich schon ausgestorbenen Szene der Science-Fiction-Fans, die irgendwann in den 80er-Jahren ihren Höhepunkt erreichte und sich heute als winziges Refugium zwischen sogenannten Media- und ebenso sogenannten SciFi-Fans geradezu versteckt.
Die Szenen rings um Science Fiction und die Fantasy, wie ich sie in den späten 70er-Jahren kennengelernt und an denen ich vor allem in den 80er- und frühen 90er-Jahren mit großer Begeisterung mitgewirkt habe, existieren so nicht mehr. Das ist eine Art von Evolution – viele Dinge aus dieser Zeit haben die Zeiten nicht überstanden. Der FANDOM OBSERVER bildete jahrelang eine Ausnahme, dass er weiter existierte, obwohl seine Basis verschwand.
Von daher ist es konsequent, dass die Macher beschlossen haben, mit der Nummer 300 den Stecker zu ziehen. Ich kann es nachvollziehen und verstehen. Das ändert aber nichts daran, dass ich es traurig finde. Schon jetzt kann ich sagen: Ich werde den FANDOM OBSERVER vermissen – und das jeden Monat
Ach ja ... der Direkt-Link zum Kostenlos-Download: http://www.fandomobserver.de/pdf/300.pdf
Ich könnte jetzt ausrechnen, wie viele Prozent meines Lebens ich damit verbracht habe, mich Monat für Monat auf den FANDOM OBSERVER zu freuen. Es wäre aber Unfug, vor allem wäre es nicht korrekt. Aber das Fanzine hat mich auf jeden Fall ein ganzes Stück weit in meinem Leben begleitet, nicht unbedingt lebensbeherrschend, aber lebensergänzend.
Der FANDOM OBSERVER war mein Bindeglied zum Fandom, zu der eigentlich schon ausgestorbenen Szene der Science-Fiction-Fans, die irgendwann in den 80er-Jahren ihren Höhepunkt erreichte und sich heute als winziges Refugium zwischen sogenannten Media- und ebenso sogenannten SciFi-Fans geradezu versteckt.
Die Szenen rings um Science Fiction und die Fantasy, wie ich sie in den späten 70er-Jahren kennengelernt und an denen ich vor allem in den 80er- und frühen 90er-Jahren mit großer Begeisterung mitgewirkt habe, existieren so nicht mehr. Das ist eine Art von Evolution – viele Dinge aus dieser Zeit haben die Zeiten nicht überstanden. Der FANDOM OBSERVER bildete jahrelang eine Ausnahme, dass er weiter existierte, obwohl seine Basis verschwand.
Von daher ist es konsequent, dass die Macher beschlossen haben, mit der Nummer 300 den Stecker zu ziehen. Ich kann es nachvollziehen und verstehen. Das ändert aber nichts daran, dass ich es traurig finde. Schon jetzt kann ich sagen: Ich werde den FANDOM OBSERVER vermissen – und das jeden Monat
Ach ja ... der Direkt-Link zum Kostenlos-Download: http://www.fandomobserver.de/pdf/300.pdf
10 Juni 2014
Phantastisch! – die 53
Zwar ist mittlerweile schon eine aktuelle Ausgabe erschienen, aber ich komme jetzt erst dazu, die Ausgabe 53 der Zeitschrift »phantastisch!« zu besprechen. Das Heft liegt bereits seit Beginn des Jahres bei mir daheim. Da ich jede Ausgabe fast komplett lese, dauert das einfach seine Zeit.
Stolz ist die Redaktion auf die deutsche Erstveröffentlichung einer Kurzgeschichte des amerikanischen Autors Mike Resnick. Seien wir fair: Die Geschichte ist gut, aber sie stammt von 1980 und ist von daher nicht mehr so richtig taufrisch – meinetwegen soll die Redaktion aber gerne im Fundus der amerikanischen Science Fiction stöbern. Es gibt haufenweise Kurzgeschichten, die man in deutscher Sprache noch nicht lesen konnte.
Immer wieder lesenswert: Artikel über »Sun Koh« und die Projekte, die auf der Basis dieser uralten Science-Fiction-Serie erscheinen. Ein schöner Artikel gibt dazu ebenso einen Überblick wie über den Autor Arno Schmidt, den viele nur als »Hochliteraten« kennen, aber nicht als Phantastik-Autor einstufen.
Kürzere Artikel beschäftigen sich mit den Romanen des Schriftstellers Dan Simmons, die außerhalb von phantastischen Welten zu finden sind, mit dem Comic-Künstler Mateus Santolouco, den »Scheibenwelt«-Romanen des Terry Pratchett oder dem Horror-Schriftsteller Tim Curran. Dann geht es noch um das Schlaraffenland in der klassischen Phantastik und Zeitreisegeschichten, um Superheldenfilme oder den verstorbenen Auor Frederik Pohl ...
Es wird erschütternd viel an Inhalt geboten, was mir wieder einmal klar macht, wie weit aufgefächert die phantastische Literatur heute erscheint. Das ist ein Schlaraffenland, und die »phantastisch!« bahnt mir einen Weg durch das Angebot.
Natürlich gibt es haufenweise Buchbesprechungen, Informationen und andere Kleinigkeiten, die das Heft prägen, die ich aber nicht einzeln aufführen möchte. Sie gehören dazu, ich lese sie auch – aber es ist bezeichnend, dass ich Texte, die bei anderen Heften besonders auffallen, bei der »phantastisch!« schon gar nicht mehr würdige.
Alles in allem hat mich die Nummer 53 wieder einmal gepackt; ich empfehle allen Science-Fiction- und Fantasy-Interessierten das Abonnement der Zeitschrift. Und ich packe mir gleich mal die Nummer 54 auf die Spitze meines »Noch-zu-lesen«-Stapels.
Stolz ist die Redaktion auf die deutsche Erstveröffentlichung einer Kurzgeschichte des amerikanischen Autors Mike Resnick. Seien wir fair: Die Geschichte ist gut, aber sie stammt von 1980 und ist von daher nicht mehr so richtig taufrisch – meinetwegen soll die Redaktion aber gerne im Fundus der amerikanischen Science Fiction stöbern. Es gibt haufenweise Kurzgeschichten, die man in deutscher Sprache noch nicht lesen konnte.
Immer wieder lesenswert: Artikel über »Sun Koh« und die Projekte, die auf der Basis dieser uralten Science-Fiction-Serie erscheinen. Ein schöner Artikel gibt dazu ebenso einen Überblick wie über den Autor Arno Schmidt, den viele nur als »Hochliteraten« kennen, aber nicht als Phantastik-Autor einstufen.
Kürzere Artikel beschäftigen sich mit den Romanen des Schriftstellers Dan Simmons, die außerhalb von phantastischen Welten zu finden sind, mit dem Comic-Künstler Mateus Santolouco, den »Scheibenwelt«-Romanen des Terry Pratchett oder dem Horror-Schriftsteller Tim Curran. Dann geht es noch um das Schlaraffenland in der klassischen Phantastik und Zeitreisegeschichten, um Superheldenfilme oder den verstorbenen Auor Frederik Pohl ...
Es wird erschütternd viel an Inhalt geboten, was mir wieder einmal klar macht, wie weit aufgefächert die phantastische Literatur heute erscheint. Das ist ein Schlaraffenland, und die »phantastisch!« bahnt mir einen Weg durch das Angebot.
Natürlich gibt es haufenweise Buchbesprechungen, Informationen und andere Kleinigkeiten, die das Heft prägen, die ich aber nicht einzeln aufführen möchte. Sie gehören dazu, ich lese sie auch – aber es ist bezeichnend, dass ich Texte, die bei anderen Heften besonders auffallen, bei der »phantastisch!« schon gar nicht mehr würdige.
Alles in allem hat mich die Nummer 53 wieder einmal gepackt; ich empfehle allen Science-Fiction- und Fantasy-Interessierten das Abonnement der Zeitschrift. Und ich packe mir gleich mal die Nummer 54 auf die Spitze meines »Noch-zu-lesen«-Stapels.
09 Juni 2014
Digitale Ergebnisse
Glaubt man den aktuellen Zahlen, die eine Studie der Gesellschaft für Konsumgüterforschung ergibt, wächst das Interesse an E-Books nach wie vor. Die Studie, die im Auftrag des Börsenvereins erstellt wurde, greift auf Daten von rund 10.000 Privatpersonen in Deutschland zurück, sollte also einigermaßen stimmig sein.
Der Anteil, den die E-Books am sogenannten Publikumsmarkt hat, stieg von 2,4 Prozent im Jahr 2012 auf 3,9 Prozent im Jahr 2013. Das ist ordentlich, wenngleich der Anstieg nicht mehr so rasant verläuft wie in den Jahren zuvor. Kein Wunder: Fängt man bei Null an, sind auch kleine Steigerungen enorm.
Die absoluten Zahlen finde ich ebenfalls interessant. Angeblich sind es gerade mal 3,4 Millionen Kunden, die 2013 E-Books kauften – und die wiederum kauften dann 21,5 Millionen Exemplare. Das ist viel, keine Frage.
Dennoch muss man sie in Relation setzen zu den 9,54 Milliarden Euro, die laut einer Börsenvereins-Statistik die Buchbranche insgesamt im Jahr 2013 umsetzte. Statistiken sind immer spannend, und sie sagen viel aus – aber man kann aus ihnen keine Zukunft ableiten.
Sicher scheint mir zu sein, dass alle Zukunftsprognosen in Sachen E-Books falsch sind. Keiner weiß, wohin der Hase läuft; jeder stochert ein wenig im Nebel. Festhalten kann man allerdings eines: An E-Books kann man aber im Jahr 2014 nicht mehr vorbeigehen, wenn man sich als Autor oder Redakteur für Bücher und deren Inhalte interessiert.
Der Anteil, den die E-Books am sogenannten Publikumsmarkt hat, stieg von 2,4 Prozent im Jahr 2012 auf 3,9 Prozent im Jahr 2013. Das ist ordentlich, wenngleich der Anstieg nicht mehr so rasant verläuft wie in den Jahren zuvor. Kein Wunder: Fängt man bei Null an, sind auch kleine Steigerungen enorm.
Die absoluten Zahlen finde ich ebenfalls interessant. Angeblich sind es gerade mal 3,4 Millionen Kunden, die 2013 E-Books kauften – und die wiederum kauften dann 21,5 Millionen Exemplare. Das ist viel, keine Frage.
Dennoch muss man sie in Relation setzen zu den 9,54 Milliarden Euro, die laut einer Börsenvereins-Statistik die Buchbranche insgesamt im Jahr 2013 umsetzte. Statistiken sind immer spannend, und sie sagen viel aus – aber man kann aus ihnen keine Zukunft ableiten.
Sicher scheint mir zu sein, dass alle Zukunftsprognosen in Sachen E-Books falsch sind. Keiner weiß, wohin der Hase läuft; jeder stochert ein wenig im Nebel. Festhalten kann man allerdings eines: An E-Books kann man aber im Jahr 2014 nicht mehr vorbeigehen, wenn man sich als Autor oder Redakteur für Bücher und deren Inhalte interessiert.
08 Juni 2014
Die Hitze in Limbé
Am 24. November 1999 notierte ich in mein Tagebuch: »Mir leuchtet so langsam ein, warum die weißen Kolonisten in dieser Gegend wie die Fliegen starben und kaum einer viel älter als dreißig Jahre wurde.« Es war ein mörderisch heißer Tag, einer jener Tage in Arika, an denen mir ununterbrochen die Brühe herunterlief, auch wenn ich mich nicht einmal bewegte.
Ich war in Limbé, einer Kleinstadt im englischsprachigen Teil von Kamerun, wo ich mich im Victoria Guest House eingemietet hatte. Das Gasthaus war sauber, mit dem Personal kam ich gut klar, und ich saß stundenlang auf der Veranda und versuchte, mich an die unglaubliche Schwüle zu gewöhnen.
Der Himmel hing meist voller Wolken, und das lud mich zu selten dazu ein, mit dem Bus an einen Strandabschnitt zu fahren. Durch die Straßen entlang der Küste fuhren gelegentweiße lich Soldaten, die französisch miteinander sprachen; ich vermutete, dass die Fremdenlegion in der Kleinstadt eine Kaserne unterhielt.
Abends, wenn die Hitze ein wenig nachließ, schleppte ich mich in eine Bar in der Nachbarschaft. Meist lief laute Musik, manchmal spielte eine Band, und fast immer musste ich einer Prostituierten erklären, dass ich weder Lust auf eine »Massage« hatte noch ihr glaubte, mich »unendlich« zu lieben.
In Limbé vertrödelte ich meine Tage. Ich tat wenig, und wenn ich etwas tat, machte ich es mit einer unendlichen Gemütlichkeit. Wenn ich durch die Straßen ging, trottete ich geradezu – und als ich nach einigen Tagen weiterreiste, freute ich mich richtig, wieder in Bewegung zu sein.
Ich war in Limbé, einer Kleinstadt im englischsprachigen Teil von Kamerun, wo ich mich im Victoria Guest House eingemietet hatte. Das Gasthaus war sauber, mit dem Personal kam ich gut klar, und ich saß stundenlang auf der Veranda und versuchte, mich an die unglaubliche Schwüle zu gewöhnen.
Der Himmel hing meist voller Wolken, und das lud mich zu selten dazu ein, mit dem Bus an einen Strandabschnitt zu fahren. Durch die Straßen entlang der Küste fuhren gelegentweiße lich Soldaten, die französisch miteinander sprachen; ich vermutete, dass die Fremdenlegion in der Kleinstadt eine Kaserne unterhielt.
Abends, wenn die Hitze ein wenig nachließ, schleppte ich mich in eine Bar in der Nachbarschaft. Meist lief laute Musik, manchmal spielte eine Band, und fast immer musste ich einer Prostituierten erklären, dass ich weder Lust auf eine »Massage« hatte noch ihr glaubte, mich »unendlich« zu lieben.
In Limbé vertrödelte ich meine Tage. Ich tat wenig, und wenn ich etwas tat, machte ich es mit einer unendlichen Gemütlichkeit. Wenn ich durch die Straßen ging, trottete ich geradezu – und als ich nach einigen Tagen weiterreiste, freute ich mich richtig, wieder in Bewegung zu sein.
07 Juni 2014
Peter Pank wird fünfzig
Seit wie vielen Jahren ich nun schon meine Fortsetzungsgeschichten im OX-Fanzine veröffentliche, mögen bitte andere Leute ausrechnen – ich habe damit auf jeden Fall in den 90er-Jahren angefangen, dürfte die zwanzig Jahre also bald »vollmachen«. Tatsächlich schreibe ich nach wie vor mit viel Spaß an meinem Fortsetzungsroman »Und: Hardcore!«, dem dritten Teil der »Peter Pank«-Trilogie; die ersten zwei Teile der Trilogie liegen bekanntlich seit vielen Jahren als Bücher vor.
Im OX-Fanzine konnte ich dieser Tage ein kleines Jubiläum feiern. Die OX-Ausgabe 114, die mir ins Haus flatterte, enthielt den fünfzigsten Teil des laufenden Romans. Und so viel kann ich schon mal verraten: Die Handlung ist in die Zielgerade eingebogen; es wird nicht mehr lange dauern, bis der Roman beendet ist.
In dieser Folge hat es Peter Meißner, den alle nur Peter Pank nennen, im Januar des Jahres 1987 immer noch mit den örtlichen Dorf-Skinheads zu tun, die ihn ordentlich verprügelt haben. Doch dann kommt tatsächlich Rettung in letzter Minute, aber von einer Seite, mit der Peter nicht rechnen konnte – die Leser hoffentlich auch nicht.
Soweit so gut. Mir steht jetzt die Folge 51 ins Haus, an der ich in den nächsten Tagen die Grundsteine legen werde. Mal schauen, was ich dann mit meinem gelegentlich vertrottelten Helden anstellen werde ...
Im OX-Fanzine konnte ich dieser Tage ein kleines Jubiläum feiern. Die OX-Ausgabe 114, die mir ins Haus flatterte, enthielt den fünfzigsten Teil des laufenden Romans. Und so viel kann ich schon mal verraten: Die Handlung ist in die Zielgerade eingebogen; es wird nicht mehr lange dauern, bis der Roman beendet ist.
In dieser Folge hat es Peter Meißner, den alle nur Peter Pank nennen, im Januar des Jahres 1987 immer noch mit den örtlichen Dorf-Skinheads zu tun, die ihn ordentlich verprügelt haben. Doch dann kommt tatsächlich Rettung in letzter Minute, aber von einer Seite, mit der Peter nicht rechnen konnte – die Leser hoffentlich auch nicht.
Soweit so gut. Mir steht jetzt die Folge 51 ins Haus, an der ich in den nächsten Tagen die Grundsteine legen werde. Mal schauen, was ich dann mit meinem gelegentlich vertrottelten Helden anstellen werde ...
06 Juni 2014
Schunkelpunk mit Melodiefaktor
Als in den 90er-Jahren die Welle des MelodyCore über die Musikwelt hereinbrach und über zehn Jahre lang die Musikkanäle vollstopfte, ging mir das flotte Melodiegedaddel vieler schnieker Punkrock-Kapellen schwer auf den Nerv. Und als ich mir dieser Tage die CD »Not Alone« der Band A.F. anhörte, die bereits 2006 erschienen war, erinnerte ich mich wieder.
Die Band aus der Schweiz hatte in den 90er-Jahren angefangen und konnte 2006 schon auf sieben Tonträger zurückblicken. Die vier jungen Männer, die alle sehr brav aussahen, konnten gut spielen. Schöne Gitarrenläufe, guter Gesang, immer mal wieder unterbrochen durch eine Prise Gebrüll oder sanftere Töne – für jeden Geschmack war da theoretisch etwas geboten.
Wenn es nicht unterm Strich so langweilig und vorhersehbar gewesen wäre! Man kann die Platte, die übrigens konsequenterweise in Kalifornien aufgenommen und abgemischt worden war, problemlos durchhören, ohne dass sie einen ärgert. Es bleibt allerdings nichts hängen, höchstens das Stück »Punk Means« mit seinem schmissigen Refrain.
Das klingt jetzt alles ein bisschen fies, ich weiß, und gegen die Band und ihre Mitglieder sage ich nichts. Es ist – oder war – eben der Versuch, kalifornische Melodycore-Bands nachzuahmen. Und wenn man wie ich schon die Originale langweilig findet, packt einen der Abklatsch erst recht nicht ...
Die Band aus der Schweiz hatte in den 90er-Jahren angefangen und konnte 2006 schon auf sieben Tonträger zurückblicken. Die vier jungen Männer, die alle sehr brav aussahen, konnten gut spielen. Schöne Gitarrenläufe, guter Gesang, immer mal wieder unterbrochen durch eine Prise Gebrüll oder sanftere Töne – für jeden Geschmack war da theoretisch etwas geboten.
Wenn es nicht unterm Strich so langweilig und vorhersehbar gewesen wäre! Man kann die Platte, die übrigens konsequenterweise in Kalifornien aufgenommen und abgemischt worden war, problemlos durchhören, ohne dass sie einen ärgert. Es bleibt allerdings nichts hängen, höchstens das Stück »Punk Means« mit seinem schmissigen Refrain.
Das klingt jetzt alles ein bisschen fies, ich weiß, und gegen die Band und ihre Mitglieder sage ich nichts. Es ist – oder war – eben der Versuch, kalifornische Melodycore-Bands nachzuahmen. Und wenn man wie ich schon die Originale langweilig findet, packt einen der Abklatsch erst recht nicht ...
05 Juni 2014
Baby-Einhörner
Ich habe bei der Kommunalwahl nicht Die Partei gewählt, obwohl ich die Plakate super fand: Meist hingen sie unter den albernen Plakaten der CDU, die ein »Besser für Karlsruhe« forderte, was von der Partei mit einem »Noch besser für Karlsruhe« gekontert wurde. Ähnlich wurden die hirnrissen Wahlversprechungen der CDU geködert.
Unter anderem fordert die Partei, im Hardtwald bei Karlsruhe endlich Baby-Einhörner (andere Schreibweise möglich: Babyeinhörner ... sieht aber unschick aus) anzusiedeln. Der Erfolg gab der neuen Partei recht: Im Gemeinderat von Karlsruhe ist künftig ein zwanzig Jahre alter Schüler vertreten – er heißt Max Braun und macht in ersten Interviews einen schlauen Eindruck.
In einem Interview äußerte er sich zur aktuellen Baustellensituation. Sein Vorschlag: Die baustellengeplagte Kaiserstraße auch in den Untergrund zu verlegen. Das Ziel: Dann könnte man oben weitere Baustellen schaffen, ebenso einen Baustellen-Freizeitpark.
Irgendwie finde ich die Idee sympathisch – vielleicht wähle ich die Partei beim nächsten Mal dann doch. Aber erst, wenn es die Baby-Einhörner im Wald wirklich gibt. Ich verspreche, sie dann auch für diesen Blog hier zu fotografieren ...
Unter anderem fordert die Partei, im Hardtwald bei Karlsruhe endlich Baby-Einhörner (andere Schreibweise möglich: Babyeinhörner ... sieht aber unschick aus) anzusiedeln. Der Erfolg gab der neuen Partei recht: Im Gemeinderat von Karlsruhe ist künftig ein zwanzig Jahre alter Schüler vertreten – er heißt Max Braun und macht in ersten Interviews einen schlauen Eindruck.
In einem Interview äußerte er sich zur aktuellen Baustellensituation. Sein Vorschlag: Die baustellengeplagte Kaiserstraße auch in den Untergrund zu verlegen. Das Ziel: Dann könnte man oben weitere Baustellen schaffen, ebenso einen Baustellen-Freizeitpark.
Irgendwie finde ich die Idee sympathisch – vielleicht wähle ich die Partei beim nächsten Mal dann doch. Aber erst, wenn es die Baby-Einhörner im Wald wirklich gibt. Ich verspreche, sie dann auch für diesen Blog hier zu fotografieren ...
04 Juni 2014
Riesengroße Fußstapfen
»Jason Dark« ist einer der erfolgreichsten Autoren deutscher Sprache: Seit über vierzig Jahren schreibt der Autor Helmut Rellergerd, der sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, die Serie »John Sinclair«. Früher gab es immer wieder Gerüchte, dass er eine Reihe von Ghostwritern habe, die in Wirklichkeit die Romane schrieben; seit Jahren aber scheint es so zu sein, dass er sie wirklich allein verfasst.
Damit ist zwar noch nicht Schluss, aber der Autor tritt kürzer. Er wolle sich in Zukunft, so der Verlag, »etwas mehr Zeit für die einzelnen Romane gönnen«. Anders gesagt: zwei Wochen statt bisher einer Woche pro Roman.
In Band 1874 der »John Sinclair«-Serie werden die Leser darüber informiert, dass »eine Reihe bekannter Autoren« nun mithilft, dem Serienschriftsteller zur Seite zu stehen. Das Lektorat bittet seine Leser dabei auch, den neuen Autoren eine Chance zu geben – sie würden ja in »riesengroße Fußstapfen« treten.
Ungeachtet der literarischen Qualität einzelner »John Sinclair«-Romane bleibt festzuhalten, dass es wirklich eine enorme Leistung ist, eine Serie dieser Art so lange durchzuziehen und im Handel zu halten. Da winke ich mal fröhlich nach Köln hinüber und sage artig »Herzliche Gratulation zu der erfolgreichen Arbeit« an den Altautor sowie »Daumen hoch, Jungs!« an die neuen Autoren, die ich zumeist persönlich kenne.
Damit ist zwar noch nicht Schluss, aber der Autor tritt kürzer. Er wolle sich in Zukunft, so der Verlag, »etwas mehr Zeit für die einzelnen Romane gönnen«. Anders gesagt: zwei Wochen statt bisher einer Woche pro Roman.
In Band 1874 der »John Sinclair«-Serie werden die Leser darüber informiert, dass »eine Reihe bekannter Autoren« nun mithilft, dem Serienschriftsteller zur Seite zu stehen. Das Lektorat bittet seine Leser dabei auch, den neuen Autoren eine Chance zu geben – sie würden ja in »riesengroße Fußstapfen« treten.
Ungeachtet der literarischen Qualität einzelner »John Sinclair«-Romane bleibt festzuhalten, dass es wirklich eine enorme Leistung ist, eine Serie dieser Art so lange durchzuziehen und im Handel zu halten. Da winke ich mal fröhlich nach Köln hinüber und sage artig »Herzliche Gratulation zu der erfolgreichen Arbeit« an den Altautor sowie »Daumen hoch, Jungs!« an die neuen Autoren, die ich zumeist persönlich kenne.
03 Juni 2014
Neues und Punkiges
Meine Radiosendung am Sonntag, 1. Juni 2014, widmete sich einem vergleichsweise banalen Thema: Ich stellte neue Punkrock-Platten aus deutschen Landen vor – wobei »neu« in diesem Fall den Zeitraum der vergangenen eineinhalb Jahre umfasst. So streng sehe ich das im Freien Radio Querfunk in Karlsruhe schließlich nicht.
Ein großer Teil der Musik, die ich spielte, war deutschsprachig. Unter anderem gab es Pascow zu hören, die derzeit beste Punkrock-Band aus deutschen Landen; dazu aber die norddeutschen Bands Bitume aus Oldenburg und Turbostaat aus Husum. Woher die Supersieger genau kommen, weiß ich nicht einmal. Zu Kommando Sonne-nmilch aus Hamburg bieten sie auf jeden Fall eine schöne Ergänzung.
Die French Nails aus der nahen Pfalz sowie die immer wieder überzeugenden Conmoto schlossen die Sendung in gewisser Weise ab. Ich fand die Mixtur gut. Wem es zu viel deutsche Texte und und zu wenig Hardcore war, der bekommt bald wieder andere Themen serviert ...
Ein großer Teil der Musik, die ich spielte, war deutschsprachig. Unter anderem gab es Pascow zu hören, die derzeit beste Punkrock-Band aus deutschen Landen; dazu aber die norddeutschen Bands Bitume aus Oldenburg und Turbostaat aus Husum. Woher die Supersieger genau kommen, weiß ich nicht einmal. Zu Kommando Sonne-nmilch aus Hamburg bieten sie auf jeden Fall eine schöne Ergänzung.
Die French Nails aus der nahen Pfalz sowie die immer wieder überzeugenden Conmoto schlossen die Sendung in gewisser Weise ab. Ich fand die Mixtur gut. Wem es zu viel deutsche Texte und und zu wenig Hardcore war, der bekommt bald wieder andere Themen serviert ...
02 Juni 2014
District 9
Endlich habe ich den Science-Fiction-Film »District 9« gesehen. Als der Streifen vor über vier Jahren in die Kinos kam, wollte niemand mit mir ins Kino, also verpasste ich ihn – dankenswerterweise hat ihn mir der Kollege aus dem Nachbarbüro ausgeliehen, und ich konnte ihn endlich sehen.
»District 9« ist endlich einmal ein realistischer Science-Fiction-Film. So realistisch natürlich, wie ein Streifen dieser Art sein kann. So ist mir nicht ganz klar, wie kompliziert oder eben einfach es ist, die Gene eines Außerirdischen mit denen eines Menschen zu verbinden, um diesen dann Stück um Stück in das Alien zu verwandeln. Aber schlucke ich diese Prämisse, ist alles andere streng logisch und realistisch.
Hintergrund des Films sind Flüchtlinge, die mit einem Raumschiff zur Erde kommen, dann als Asylanten ausgerechnet im südafrikanischen Johannesburg angesiedelt werden und dort dann in einem riesigen Slum leben müssen. Regelmäßig stresst die Polizei, ebenso regelmäßig kommt es zu rassistischen Angriffen der Nachbarn.
Allein das ist schon sehr realitätsnah dargestellt, ebenso glaubhaft finde ich die Medien, die in diesem Film eine starke Rolle einnehmen und nicht so gut wegkommen. Der Held des Films selbst ist ebenfalls kein toller Typ: anfangs eher eine Mischung aus Bürokrat und Rassist, später ein Verzweifelter auf der Flucht, letztlich ein Held wider Willen, der seine Überzeugungen ändert.
Das ist spannend geschildert und wird rasant erzählt. Die Aliens wirken fremd, die Kommunikation ist so gut wie unmöglich. Fremde Waffentechnik wird meist behutsam eingesetzt – die Splatter-Effekte sind nicht übertrieben.
Letztlich ist der Film in weiten Teilen eine Parabel auf das Flüchtlingselend auf unserem Planeten. Was macht man mit einer Million Flüchtlinge, wie verhält man sich korrekt ihnen und ihrem Schicksal gegenüber?
Ein spannender Film, der tatsächlich das Science-Fiction-Genre bereichert. In einem Genre, in dem schlichte Streifen den Ton angeben, ist das geradezu anspruchsvoll. Angucken!
»District 9« ist endlich einmal ein realistischer Science-Fiction-Film. So realistisch natürlich, wie ein Streifen dieser Art sein kann. So ist mir nicht ganz klar, wie kompliziert oder eben einfach es ist, die Gene eines Außerirdischen mit denen eines Menschen zu verbinden, um diesen dann Stück um Stück in das Alien zu verwandeln. Aber schlucke ich diese Prämisse, ist alles andere streng logisch und realistisch.
Hintergrund des Films sind Flüchtlinge, die mit einem Raumschiff zur Erde kommen, dann als Asylanten ausgerechnet im südafrikanischen Johannesburg angesiedelt werden und dort dann in einem riesigen Slum leben müssen. Regelmäßig stresst die Polizei, ebenso regelmäßig kommt es zu rassistischen Angriffen der Nachbarn.
Allein das ist schon sehr realitätsnah dargestellt, ebenso glaubhaft finde ich die Medien, die in diesem Film eine starke Rolle einnehmen und nicht so gut wegkommen. Der Held des Films selbst ist ebenfalls kein toller Typ: anfangs eher eine Mischung aus Bürokrat und Rassist, später ein Verzweifelter auf der Flucht, letztlich ein Held wider Willen, der seine Überzeugungen ändert.
Das ist spannend geschildert und wird rasant erzählt. Die Aliens wirken fremd, die Kommunikation ist so gut wie unmöglich. Fremde Waffentechnik wird meist behutsam eingesetzt – die Splatter-Effekte sind nicht übertrieben.
Letztlich ist der Film in weiten Teilen eine Parabel auf das Flüchtlingselend auf unserem Planeten. Was macht man mit einer Million Flüchtlinge, wie verhält man sich korrekt ihnen und ihrem Schicksal gegenüber?
Ein spannender Film, der tatsächlich das Science-Fiction-Genre bereichert. In einem Genre, in dem schlichte Streifen den Ton angeben, ist das geradezu anspruchsvoll. Angucken!
01 Juni 2014
Gedenken an Michael Szameit
Ende 1989 war die Mauer zwar bereits gefallen, aber es gab nach wie vor eine Deutsche Demokratische Republik und eine Bundesrepublik Deutschland. Wohin sich die beiden deutschen Staaten entwickeln würden, wusste niemand.
Aber ein Haufen von Science-Fiction-Fans, die in Freudenstadt im Schwarzwald einen Con veranstalteten – darunter ich –, entschlossen sich, selbst etwas für »deutsche Belange« zu tun: Wir luden explizit Science-Fiction-Fans aus der DDR ein, nach Freudenstadt zu fahren. Eines der Ziele sollte sein, auf dem FreuCon 10 über die Zukunft der deutschsprachigen Science Fiction zu diskutieren.
Zwei besondere Gäste hatten wir auf unserer Liste: Sie waren staatsfern und kritisch, hatten in der DDR bereits einiges an Science Fiction veröffentlicht, machten zudem in den Briefen einen offenen Eindruck. Also luden wir Karsten Kruschel und Michael Szameit ein.
Unser Angebot: Honorar oder Spesen würden wir nicht bezahlen, der Eintrittspreis für drei Tage Con – inklusive Übernachtung im Schlafsack – betrug gerade mal fünf Deutschmark und deckte keinerlei Extrakosten ab. Aber wir würden selbstverständlich die Unterkunft in einem nahegelegenen Gasthaus übernehmen.
Beide Autoren lehnten ab. Ihr Argument: »Wenn unsere Leser aus der DDR auf dem Fußboden in eurem Jugendzentrum übernachten, tun wir das auch. Wir bringen Luftmatratze und Schlafsack mit.«
Und so schliefen die zwei Science-Fiction-Autoren »aus dem Osten« im Frühjahr 1990 im selben alten Jugendzentrum wie wir auch. Ich pennte hinter der Theke der JuZ-Kneipe, fünf Meter von mir entfernt schlugen die beiden Autoren hinter dem Billardtisch ihr Quartier auf.
An diesem Wochenende lernte ich unter anderem Michael Szameit kennen. Ich fand ihn sympathisch und kompetent. Am 30. Mai 2014 ist er gestorben – er war Jahrgang 1950. Das ist traurig.
Aber ein Haufen von Science-Fiction-Fans, die in Freudenstadt im Schwarzwald einen Con veranstalteten – darunter ich –, entschlossen sich, selbst etwas für »deutsche Belange« zu tun: Wir luden explizit Science-Fiction-Fans aus der DDR ein, nach Freudenstadt zu fahren. Eines der Ziele sollte sein, auf dem FreuCon 10 über die Zukunft der deutschsprachigen Science Fiction zu diskutieren.
Zwei besondere Gäste hatten wir auf unserer Liste: Sie waren staatsfern und kritisch, hatten in der DDR bereits einiges an Science Fiction veröffentlicht, machten zudem in den Briefen einen offenen Eindruck. Also luden wir Karsten Kruschel und Michael Szameit ein.
Unser Angebot: Honorar oder Spesen würden wir nicht bezahlen, der Eintrittspreis für drei Tage Con – inklusive Übernachtung im Schlafsack – betrug gerade mal fünf Deutschmark und deckte keinerlei Extrakosten ab. Aber wir würden selbstverständlich die Unterkunft in einem nahegelegenen Gasthaus übernehmen.
Beide Autoren lehnten ab. Ihr Argument: »Wenn unsere Leser aus der DDR auf dem Fußboden in eurem Jugendzentrum übernachten, tun wir das auch. Wir bringen Luftmatratze und Schlafsack mit.«
Und so schliefen die zwei Science-Fiction-Autoren »aus dem Osten« im Frühjahr 1990 im selben alten Jugendzentrum wie wir auch. Ich pennte hinter der Theke der JuZ-Kneipe, fünf Meter von mir entfernt schlugen die beiden Autoren hinter dem Billardtisch ihr Quartier auf.
An diesem Wochenende lernte ich unter anderem Michael Szameit kennen. Ich fand ihn sympathisch und kompetent. Am 30. Mai 2014 ist er gestorben – er war Jahrgang 1950. Das ist traurig.
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