Als ich in der Nacht vor Silvester mit meinem Rad nach Hause fuhr, empfand ich die Kälte als grimmig. Zwar hatte ich gute Handschuhe und eine gute Jacke an, aber ich fror trotz der Mütze an den Ohren, und meine Beine wurden von Kilometer zu Kilometer kälter. Ich war nicht gut genug ausgerüstet für minus sieben Grad.
Während ich durch die Kälte strampelte, die Zähne mittlerweile eisig kalt vom Atmen, erinnerte ich mich an den Januar 1985. Meine Zeit bei der Bundeswehr, die ich schon sehr weit verdrängt hatte. Für zwei Wochen war ich zur AMF abkommandiert worden, der »Allied Command Europe Mobile Forces«, und mit dieser Einheit durfte ich »Winterkrieg« üben.
In Schneeklamotten und mit schwerem Maschinengewehr über die gefrorenen Wiesen bei Bruchsal marschieren, bei fiesen Minusgraden im Zelt übernachten und andere Späße. Bei einer Schießübung war mir so kalt, daß ich hinterher fast gekotzt hätte.
Als ich das damals meinem Vater erzählte, winkte der nur ab. »An der Ostfront war's kälter«, meinte er. Er hatte Weihnachten 1943 und die folgenden Monate bei bitterster Kälte im Schützengraben zwischen Orscha und Smolensk verbracht, und den Jahreswechsel 1944/45 erlebte er in einem eingeschneiten Stützpunkt im böhmisch-schlesischen Grenzgebiet.
Er erzählte nicht viel, der Krieg war meist ein Tabuthema. Doch die wenigen Sätze reichten, und ich verdrängte den Gedanken an alberne minus zehn bis zwanzig Grad im Winter-Camp der AMF.
Und an all das dachte ich, während ich meinen Hintern auf dem eisig kalten Sattel bewegte und so schnell wie möglich in Richtung Innenstadt fuhr. Auf einmal empfand ich die sieben Grad Kälte als gar nicht mehr so schlimm ...
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
31 Dezember 2008
30 Dezember 2008
Wachsfiguren und Dämonenjäger
Hätte man mir vor zehn Jahren gesagt, daß ich mal mit großer Begeisterung Hörspiele nach alten Horror-Heftromanen anhören würde, hätte ich wohl gehässig gelacht. Aber genau das passiert mir derzeit: Ich steh' komplett auf die Hörspielreihe »Dorian Hunter«.
Das vierte Hörspiel liegt schon seit längerem bei mir herum, jetzt habe ich es angehört: »Das Wachsfigurenkabinett« paßt dann doch ganz gut in die Nach-Weihnachtszeit. Es gibt haufenweise Tote, die »Nebenfiguren« sparen nicht an Kraftausdrücken, und wieder einmal ist die Dramaturgie des Hörspiels sehr spannend.
Der Anfang holpert ein wenig, da brauchte ich Zeit, bis ich in die Handlung reinkam – aber dann klappte es sehr gut. Die Kollegen vom Zaubermond-Verlag haben auch bei diesem Ding wieder ihre Arbeit klasse gemacht. Weiter so!
Das vierte Hörspiel liegt schon seit längerem bei mir herum, jetzt habe ich es angehört: »Das Wachsfigurenkabinett« paßt dann doch ganz gut in die Nach-Weihnachtszeit. Es gibt haufenweise Tote, die »Nebenfiguren« sparen nicht an Kraftausdrücken, und wieder einmal ist die Dramaturgie des Hörspiels sehr spannend.
Der Anfang holpert ein wenig, da brauchte ich Zeit, bis ich in die Handlung reinkam – aber dann klappte es sehr gut. Die Kollegen vom Zaubermond-Verlag haben auch bei diesem Ding wieder ihre Arbeit klasse gemacht. Weiter so!
29 Dezember 2008
Kurz und freundlich
Ich freue mich auch über kurze Besprechungen zu meinen Büchern. Na logo ... Und wenn jemand in seinem Blog einige nette Worte über »Das Tier von Garoua« verliert, ist das sehr freundlich.
So Ralf König in seinem Blog. Im übrigen ist der Blog mit seinen kurzen Einblicken in das brasilianische Leben sehr lesenswert.
So Ralf König in seinem Blog. Im übrigen ist der Blog mit seinen kurzen Einblicken in das brasilianische Leben sehr lesenswert.
28 Dezember 2008
Ein Geschenk mit Hindernissen
Die Stapel mit meinen alten Kinderbüchern, die ich vor über zwanzig Jahren bei meinem Auszug zurückgelassen hatte, schienen mich immer auffordernd anzublicken, wenn ich meine Eltern besuchte und mein Kinderzimmer unter dem Dach betrat. Doch es dauerte Jahre, bis ich endlich zugriff und einige der Bücher nach Hause mitnahm. Dort lagen sie wiederum einige Zeit, aber ich nahm mir sie nacheinander vor.
Viele erwiesen sich als seltsam, als verstaubt und antiquiert, mit einem altmodischen Menschenbild und mit einer Handlungsführung, bei der ich mich fragte, wie ich denn als Kind ein solches Buch hatte lesen können. Doch dann fiel mir »Geschenk mit Hindernissen« in die Hände, ein Roman der Schriftstellerin Editha Maria Baum, über die ich nichts weiß und über die es anscheinend auch im Internet so gut wie keine Informationen gibt: ein echter Jugendroman, auf dem ein Junge mit blauen Augen, blauem Pullover und blauer Pudelmütze zu sehen ist, im Hintergrund ein Einfamilienhaus im Garten.
Mit wachsendem Staunen las ich das Buch, das schon ziemlich zerfleddert war; es sah aus, als hätte ich es Kind gut ein Dutzend Mal durchgeackert. Die Handlung ist schnell erzählt: Der elf Jahre alte Peter, der von seiner Mutter nicht mehr »Pitti« genannt werden will, will der guten Frau unbedingt ein Geburtstagsgeschenk kaufen. Und weil er kein Geld hat, muss er sich die Kohle verdienen. Ihm fällt ein, dass er sich das Geld gewissermaßen erspielen könnte, und so zieht er mit seinem Freund Mücke los, um bei den Leuten an der Haustür zu klingeln und ihnen für zwanzig Pfennig ein Klavierstück vorzutragen.
Das Buch erschien im Engelbert-Verlag, von dem mir meine Eltern damals viele Bücher schenkten; es sieht preiswert aus, mit billigem Papier und mit einem schlichten Umschlag, zwar als Hardcover gebunden, aber auch das ohne irgendwelche Extras. Vom selben Verlag bekam ich auch »Tarzan«-Bücher und anderes. Laut Impressum wurde das Buch im Jahr 1968 gedruckt.
Es ist kaum anzunehmen, daß ich es in diesem Jahr bereits geschenkt bekam, weil ich zu jener Zeit gerade damit begann, mir mühsam das Lesen selbst beizubringen. Vermutlich schenkte es mir meine Mutter irgendwann 1969 oder 1970. In fürchterlicher Erst- oder Zweitklässler-Handschrift steht auf dem sogenannten Schmutztitel: »Eigentum Klaus Frick geb. 9.12.93«; ich schließe daraus, daß ich diese Notiz erst 1972 oder so angebracht habe. Warum ausgerechnet die Jahreszahl falsch geschrieben worden ist, erschließt sich mir über 35 Jahre danach nicht mehr.
Die bürgerliche Welt, die in diesem Roman beschworen wird, existiert heute wohl kaum noch. Man lebte in Einfamilienhäusern oder strebte zumindest an, irgendwann in solchen leben zu können; der Vater ernährte die Familie, während die Mutter für das Essen und die Gemütlichkeit sorgte. Jungs wurden als »Buben« bezeichnet, lernten in der Schule brav das Klavierspielen und ärgerten ein wenig die Lehrerin; wenn sie »wild« genug waren, drängelten sie am Eingang des Busses oder spielten auf der Straße wie die Blöden Fußball.
Schaue ich mir das Buch heute an, erkenne ich viel aus meiner eigenen Kindheit wieder: Man war brav oder gab sich Mühe, brav zu wirken, ging in die Kirche und in die Schule, und das Fußballspielen war eine der wichtigsten Freizeitbeschäftigungen. Und so eine Bommelmütze, wie sie »Pitti« auf dem Cover des Buches trägt, führte ich selbst sehr gern spazieren.
Mir wurde komplett klar, warum ich das Buch so gern und so oft gelesen hatte: Das war ein Junge, wie ich damals auch gern einer gewesen wäre, einer, der durchaus seine Streiche spielte, ansonsten aber brav mitmachte in allen gesellschaftlichen Verpflichtungen. Klavierspielen fand ich zudem selbst toll, ich war begeistert von Menschen, die Musik machen konnten – damals ahnte ich noch nicht, wie unmusikalisch ich in Wirklichkeit war.
Das Buch ist mit 153 Seiten sehr dünn, eine übersichtliche Geschichte, die in einem flotten Tempo erzählt wird, die mich damals nicht langweilte und die ich 2008 noch mal mit großem Interesse lesen konnte. Vor allem auch deshalb, weil ich so viel über meine eigene Jugend erfuhr, über das Menschenbild, das unsereins damals auf dem Dorf hatte.
Nach beendigter Lektüre hielt ich das Buch eine Weile in den Händen. Ich blätterte es noch einmal durch, betrachtete die Innenillustrationen und amüsierte mich über die kleinbürgerliche Welt, die auf diesen Seiten so schön dargestellt wird. Dann stellte ich es ins Bücherregal, ganz in die Nähe von heutigen Favoriten wie James Graham Ballard; ich bin gespannt, ob und wann ich es wieder aus dem Regal ziehe, um in »Geschenk mit Hindernissen« zu blättern.
Viele erwiesen sich als seltsam, als verstaubt und antiquiert, mit einem altmodischen Menschenbild und mit einer Handlungsführung, bei der ich mich fragte, wie ich denn als Kind ein solches Buch hatte lesen können. Doch dann fiel mir »Geschenk mit Hindernissen« in die Hände, ein Roman der Schriftstellerin Editha Maria Baum, über die ich nichts weiß und über die es anscheinend auch im Internet so gut wie keine Informationen gibt: ein echter Jugendroman, auf dem ein Junge mit blauen Augen, blauem Pullover und blauer Pudelmütze zu sehen ist, im Hintergrund ein Einfamilienhaus im Garten.
Mit wachsendem Staunen las ich das Buch, das schon ziemlich zerfleddert war; es sah aus, als hätte ich es Kind gut ein Dutzend Mal durchgeackert. Die Handlung ist schnell erzählt: Der elf Jahre alte Peter, der von seiner Mutter nicht mehr »Pitti« genannt werden will, will der guten Frau unbedingt ein Geburtstagsgeschenk kaufen. Und weil er kein Geld hat, muss er sich die Kohle verdienen. Ihm fällt ein, dass er sich das Geld gewissermaßen erspielen könnte, und so zieht er mit seinem Freund Mücke los, um bei den Leuten an der Haustür zu klingeln und ihnen für zwanzig Pfennig ein Klavierstück vorzutragen.
Das Buch erschien im Engelbert-Verlag, von dem mir meine Eltern damals viele Bücher schenkten; es sieht preiswert aus, mit billigem Papier und mit einem schlichten Umschlag, zwar als Hardcover gebunden, aber auch das ohne irgendwelche Extras. Vom selben Verlag bekam ich auch »Tarzan«-Bücher und anderes. Laut Impressum wurde das Buch im Jahr 1968 gedruckt.
Es ist kaum anzunehmen, daß ich es in diesem Jahr bereits geschenkt bekam, weil ich zu jener Zeit gerade damit begann, mir mühsam das Lesen selbst beizubringen. Vermutlich schenkte es mir meine Mutter irgendwann 1969 oder 1970. In fürchterlicher Erst- oder Zweitklässler-Handschrift steht auf dem sogenannten Schmutztitel: »Eigentum Klaus Frick geb. 9.12.93«; ich schließe daraus, daß ich diese Notiz erst 1972 oder so angebracht habe. Warum ausgerechnet die Jahreszahl falsch geschrieben worden ist, erschließt sich mir über 35 Jahre danach nicht mehr.
Die bürgerliche Welt, die in diesem Roman beschworen wird, existiert heute wohl kaum noch. Man lebte in Einfamilienhäusern oder strebte zumindest an, irgendwann in solchen leben zu können; der Vater ernährte die Familie, während die Mutter für das Essen und die Gemütlichkeit sorgte. Jungs wurden als »Buben« bezeichnet, lernten in der Schule brav das Klavierspielen und ärgerten ein wenig die Lehrerin; wenn sie »wild« genug waren, drängelten sie am Eingang des Busses oder spielten auf der Straße wie die Blöden Fußball.
Schaue ich mir das Buch heute an, erkenne ich viel aus meiner eigenen Kindheit wieder: Man war brav oder gab sich Mühe, brav zu wirken, ging in die Kirche und in die Schule, und das Fußballspielen war eine der wichtigsten Freizeitbeschäftigungen. Und so eine Bommelmütze, wie sie »Pitti« auf dem Cover des Buches trägt, führte ich selbst sehr gern spazieren.
Mir wurde komplett klar, warum ich das Buch so gern und so oft gelesen hatte: Das war ein Junge, wie ich damals auch gern einer gewesen wäre, einer, der durchaus seine Streiche spielte, ansonsten aber brav mitmachte in allen gesellschaftlichen Verpflichtungen. Klavierspielen fand ich zudem selbst toll, ich war begeistert von Menschen, die Musik machen konnten – damals ahnte ich noch nicht, wie unmusikalisch ich in Wirklichkeit war.
Das Buch ist mit 153 Seiten sehr dünn, eine übersichtliche Geschichte, die in einem flotten Tempo erzählt wird, die mich damals nicht langweilte und die ich 2008 noch mal mit großem Interesse lesen konnte. Vor allem auch deshalb, weil ich so viel über meine eigene Jugend erfuhr, über das Menschenbild, das unsereins damals auf dem Dorf hatte.
Nach beendigter Lektüre hielt ich das Buch eine Weile in den Händen. Ich blätterte es noch einmal durch, betrachtete die Innenillustrationen und amüsierte mich über die kleinbürgerliche Welt, die auf diesen Seiten so schön dargestellt wird. Dann stellte ich es ins Bücherregal, ganz in die Nähe von heutigen Favoriten wie James Graham Ballard; ich bin gespannt, ob und wann ich es wieder aus dem Regal ziehe, um in »Geschenk mit Hindernissen« zu blättern.
Mingers auf Mp3
Ich kaufte die EP mehr aufgrund der positiven Besprechung als aufgrund eines vorher bei Myspace getroffenen Eindrucks; Kink Records lieferte sie, und ich hörte sie an: The Mingers aus der englischen Stadt Leeds bolzen mir derart geilen Hardcore-Punk um die Ohren, daß ich glaube, sie fallen mir weg.
Ihre EP »Universal Disarmament« ist rasant und knüppelt mit beeindruckender Geschwindigkeit die sieben durchaus melodischen Stücke raus; Texte wie »Fuck Class« oder »National Cunt« sprechen für sich. Hammer!
Von der Band gibt's auch eine CD sowie noch eine EP. Zu erhalten ist das hierzulande praktisch nur bei Kink. Oder eben – die Technik macht's möglich – ganz legal im Internet. Dort sind alle Stücke zum Runterladen versammelt. Lohnt sich – wer auf gutes Geknüppel steht, sollte zugreifen.
Ihre EP »Universal Disarmament« ist rasant und knüppelt mit beeindruckender Geschwindigkeit die sieben durchaus melodischen Stücke raus; Texte wie »Fuck Class« oder »National Cunt« sprechen für sich. Hammer!
Von der Band gibt's auch eine CD sowie noch eine EP. Zu erhalten ist das hierzulande praktisch nur bei Kink. Oder eben – die Technik macht's möglich – ganz legal im Internet. Dort sind alle Stücke zum Runterladen versammelt. Lohnt sich – wer auf gutes Geknüppel steht, sollte zugreifen.
27 Dezember 2008
Im Baggerloch gestrandet
Das Ende der Weihnachtsfeierlichkeiten kam in Ettlingen. Wir stapften über einen dunklen Weg, ein eisiger Wind pfiff uns um die Ohren, und eigentlich war ich schon der festen Meinung, wir seien falsch.
Doch dann landeten wir doch auf der Party im Alten Ski-Club in Ettlingen, unweit des mysteriösen Baggerlochs gelegen. Mysteriös deshalb, weil das immer wieder erwähnt wurde, ich aber nie herausfand, wo das Ding denn genau war.
Die Musik war nett bis gut; sie pendelte zwischen Monster Magnet und »Pulp Fiction«, zwischen 70er-Jahre-Disco und IndieRock der 90er Jahren. Es gab Bier und Cocktails, und ich trank später - weil ich Fahrer war - tatsächlich »Jever Fun«, ohne mich zu erbrechen.
Die Gespräche waren niveaulos und sehr lustig, wir amüsierten uns prächtig, und als ich gegen halb zwei Uhr mein Auto wieder über einen Schotterweg zurück zur Zivilisation steuerte, hatte ich das Gefühl, Weihnachten erfolgreich hinter mich gebracht zu haben. Wieder einmal ...
Doch dann landeten wir doch auf der Party im Alten Ski-Club in Ettlingen, unweit des mysteriösen Baggerlochs gelegen. Mysteriös deshalb, weil das immer wieder erwähnt wurde, ich aber nie herausfand, wo das Ding denn genau war.
Die Musik war nett bis gut; sie pendelte zwischen Monster Magnet und »Pulp Fiction«, zwischen 70er-Jahre-Disco und IndieRock der 90er Jahren. Es gab Bier und Cocktails, und ich trank später - weil ich Fahrer war - tatsächlich »Jever Fun«, ohne mich zu erbrechen.
Die Gespräche waren niveaulos und sehr lustig, wir amüsierten uns prächtig, und als ich gegen halb zwei Uhr mein Auto wieder über einen Schotterweg zurück zur Zivilisation steuerte, hatte ich das Gefühl, Weihnachten erfolgreich hinter mich gebracht zu haben. Wieder einmal ...
Neues von Duesenjaeger
Bisher fand ich jede Platte der Osnabrücker Band Duesenjaeger gut, und live mochte ich die Burschen stets – doch mit »blindflug« setzen sie noch eins drauf. Die Platte hat nur sechs Stücke, und die knallen durch die Bank. Das ist Emopunk, meinetwegen, aber ohne Weinerlichkeit und ohne traurige Blicke; das rockt richtig, und die Texte sind natürlich schlau, ohne besserwisserisch zu sein.
Scheißegeile Platte. Kaufen. Ist eh auf nur 500 Exemplare limitiert, das Vinyl.
Scheißegeile Platte. Kaufen. Ist eh auf nur 500 Exemplare limitiert, das Vinyl.
24 Dezember 2008
Lichterketten vor Weihnachten
Kurz vor Weihnachten stellten sich die Bürger eines Kaffs bei Passau mit Kerzen auf die Straßen. Grund: Der Polizeichef war bei einem Messerangriff mutmaßlich durch Nazis fast zu Tode gekommen. Aussage der Leute: Man müsse doch etwas gegen »rechte Gewalt« tun.
Ich bin sicher, daß die Nazis vor Ort sehr viel Angst bekommen werden, wenn ein paar hundert Bürger - von einigen zehntausend Anwohnern - mit Kerzen auf der Straße stehen. Und ich bin sicher, dass keine zwei Dutzend Bürger auf die Straße gegangen wären, wenn das Opfer ein Ausländer, ein Punk, ein Schwuler oder ein Obachloser gewesen wäre.
Bürgerliche Moral ist manchmal schon seltsam. Aber vor Weihnachten werden immerhin einige hundert (also rund ein Prozent der Bevölkerung) soweit besinnlich, dass ihnen klar wird, daß Nazi-Gewalt nicht nur für »Randgruppen« ein Problem ist. Lichterketten machen sich einfach so schön weihnachtlich ...
Ich bin sicher, daß die Nazis vor Ort sehr viel Angst bekommen werden, wenn ein paar hundert Bürger - von einigen zehntausend Anwohnern - mit Kerzen auf der Straße stehen. Und ich bin sicher, dass keine zwei Dutzend Bürger auf die Straße gegangen wären, wenn das Opfer ein Ausländer, ein Punk, ein Schwuler oder ein Obachloser gewesen wäre.
Bürgerliche Moral ist manchmal schon seltsam. Aber vor Weihnachten werden immerhin einige hundert (also rund ein Prozent der Bevölkerung) soweit besinnlich, dass ihnen klar wird, daß Nazi-Gewalt nicht nur für »Randgruppen« ein Problem ist. Lichterketten machen sich einfach so schön weihnachtlich ...
23 Dezember 2008
Weihnachtsstraßenchaos
Ich tat es wirklich: Mitten im Vorweihnachtsstreß wagte ich mich in die Karlsruher Innenstadt. Es war noch ganz schön, mit dem Rad durch den Nieselregen zu flitzen, vorbei an endlosen Autoschlangen, die sich durch alle Straßen zogen. Stressig wurde es, nachdem ich das Rad abgestellt hatte.
Ein Geschenk im »Karstadt« gekauft, noch nach etwas anderem für mich geguckt: einmal verschwitzt. In der Apotheke im »Ettlinger Tor Center« noch was abgeholt, dann noch kurz in einen Klamottenladen, weil ich eigentlich mal ein neues Sweatshirt bräuchte: erneut verschwitzt und völlig genervt.
In der »Postgalerie« noch in das Tabakgeschäft, um die Zeitschriften zu kaufen, die es bei den vorherigen Läden nicht gab: Danach war ich völlig erledigt. Und heilfroh, wieder aufs Rad zu sitzen und durch den Nieselregen nach Hause zu düsen zu können ...
Ein Geschenk im »Karstadt« gekauft, noch nach etwas anderem für mich geguckt: einmal verschwitzt. In der Apotheke im »Ettlinger Tor Center« noch was abgeholt, dann noch kurz in einen Klamottenladen, weil ich eigentlich mal ein neues Sweatshirt bräuchte: erneut verschwitzt und völlig genervt.
In der »Postgalerie« noch in das Tabakgeschäft, um die Zeitschriften zu kaufen, die es bei den vorherigen Läden nicht gab: Danach war ich völlig erledigt. Und heilfroh, wieder aufs Rad zu sitzen und durch den Nieselregen nach Hause zu düsen zu können ...
22 Dezember 2008
Literatur-Tipp vorm Fest
Das meiste, was an sogenannter zeitgenössischer Literatur aus deutschen Landen erscheint, langweilt mich ungeheuerlich: Ich lese die Klappentexte in der Buchhandlung, ich schaue mir literarische Besprechungen im Feuilleton von Tageszeitungen an, ich blättere die Bücher teilweise durch – und kaum etwas interessiert mich.
Langeweile strahlt mich häufig an; Bücher, die von Menschen ohne jegliche Erfahrung verfasst worden sind. Kein Wunder, daß ich meist bei der Genre-Literatur strande. Gottseidank gibt's Autoren wie Hans Herbst, die zeigen, daß es hierzulande Schriftsteller gibt, die so schreiben, daß ich begeistert bin.
Der Mann, der mir peinlicherweise bis vor einem Jahr gar kein Begriff war, ist Jahrgang 1941, in den 80er und 90er Jahren schrieb er zahlreiche Kurzgeschichten, einige Reportagen und einen Roman. Gelesen habe ich im Herbst diesen Jahres endlich »Siesta«, erschienen im Pendragon-Verlag als Hardcover. Das Buch enthält zwei Dutzend Kurzgeschichten, die allesamt gut sind.
Die Inhalte stammen direkt aus dem Leben – und zwar dem der Unterschicht. Es geht um Gauner und »kleine Leute«, um Verlierer und Säufer; es geht um Sex und Saufen, um Verbrechen und Gewalt, um Musik und Reisen. Manche Geschichten spielen in Hamburg, andere in Lateinamerika, in Frankreich und in den Vereinigten Staaten. Geschrieben sind sie in einem trockenen Stil, in dem kein Wort zu viel ist und in dem alles paßt: lakonisch, auf den Punkt und immer treffend.
Das Buch ist ein Meisterwerk der kurzen Texte, das auch als Weihnachtsgeschenk für jedermann dienen kann, der Kurzgeschichten mag. Das Hardcover gibt's für 19,90 Euro, es umfasst 264 Seiten. Mein Tipp fürs Fest: Schenkt's euch selbst und verzichtet auf eine unnötige Platte.
Langeweile strahlt mich häufig an; Bücher, die von Menschen ohne jegliche Erfahrung verfasst worden sind. Kein Wunder, daß ich meist bei der Genre-Literatur strande. Gottseidank gibt's Autoren wie Hans Herbst, die zeigen, daß es hierzulande Schriftsteller gibt, die so schreiben, daß ich begeistert bin.
Der Mann, der mir peinlicherweise bis vor einem Jahr gar kein Begriff war, ist Jahrgang 1941, in den 80er und 90er Jahren schrieb er zahlreiche Kurzgeschichten, einige Reportagen und einen Roman. Gelesen habe ich im Herbst diesen Jahres endlich »Siesta«, erschienen im Pendragon-Verlag als Hardcover. Das Buch enthält zwei Dutzend Kurzgeschichten, die allesamt gut sind.
Die Inhalte stammen direkt aus dem Leben – und zwar dem der Unterschicht. Es geht um Gauner und »kleine Leute«, um Verlierer und Säufer; es geht um Sex und Saufen, um Verbrechen und Gewalt, um Musik und Reisen. Manche Geschichten spielen in Hamburg, andere in Lateinamerika, in Frankreich und in den Vereinigten Staaten. Geschrieben sind sie in einem trockenen Stil, in dem kein Wort zu viel ist und in dem alles paßt: lakonisch, auf den Punkt und immer treffend.
Das Buch ist ein Meisterwerk der kurzen Texte, das auch als Weihnachtsgeschenk für jedermann dienen kann, der Kurzgeschichten mag. Das Hardcover gibt's für 19,90 Euro, es umfasst 264 Seiten. Mein Tipp fürs Fest: Schenkt's euch selbst und verzichtet auf eine unnötige Platte.
Perkele musizieren in Magdeburg
Ich habe mich nie um die Gerüchte gekümmert, die sich um die schwedische Band Perkele ranken. Mal galt sie als »rechtsoffen«, mal wurde sie als antifaschistisch und korrekt eingestuft. Was bleibt, sind auf jeden Fall ein Haufen Fragen, die ich nicht beantworten könnte – aber als Szene-Polizei wäre ich ohnehin keine Idealbesetzung.
Mit der Doppel-CD »Songs for You« liegt auf jeden Fall ein Werk vor, das die Band von ihrer Live-Seite zeigt: Aufgenommen wurden die zwei CDs in Magdeburg, wo die Schweden im November 2007 aufspielten. Insgesamt sind es 19 Stücke, die manchmal recht lang sind – eins wird dann glatt mal auf neun Minuten gedehnt.
Musikalisch gibt's Oi! und Punk und Rock-Musik, mal mehr Rock als mir gefällt; aber der sogenannte Streetpunk hat sich in den letzten Jahren ohnehin immer mehr eine Hardrock-Seite zugelegt. In den Texten wird der übliche Kram abgehandelt, es wird ge-oi!t und von Skinheads gesungen – wie man es halt kennt.
Schwungvoll ist das ganze, langweilig auch nicht – allerdings ist das eine Doppel-CD, die sich vor allem an den echten Fan richtet. Dazu gehöre ich nicht.
Mit der Doppel-CD »Songs for You« liegt auf jeden Fall ein Werk vor, das die Band von ihrer Live-Seite zeigt: Aufgenommen wurden die zwei CDs in Magdeburg, wo die Schweden im November 2007 aufspielten. Insgesamt sind es 19 Stücke, die manchmal recht lang sind – eins wird dann glatt mal auf neun Minuten gedehnt.
Musikalisch gibt's Oi! und Punk und Rock-Musik, mal mehr Rock als mir gefällt; aber der sogenannte Streetpunk hat sich in den letzten Jahren ohnehin immer mehr eine Hardrock-Seite zugelegt. In den Texten wird der übliche Kram abgehandelt, es wird ge-oi!t und von Skinheads gesungen – wie man es halt kennt.
Schwungvoll ist das ganze, langweilig auch nicht – allerdings ist das eine Doppel-CD, die sich vor allem an den echten Fan richtet. Dazu gehöre ich nicht.
21 Dezember 2008
Christen-Theater
Man muß die Bundeszentrale für politische Bildung nicht mögen, aber zu respektieren ist sie: Die Zeitschriften und Bücher, die dort verlegt werden, liefern Grundlagen - und über die kann man dann ja auch diskutieren. Wehe aber, wenn da mal jemand seine Meinung äußert.
Jetzt hat eine Schülerzeitung, die von der Bundeszentrale co-finanziert wird, gewagt, eine Meinungsäußerung zu den Hardcore-Christen loszulassen. Evangelikale seien nicht schlimmer als Moslems oder genauso schlimm; den Rest kann man sich ja denken.
Religiöses Wahnwitz gibt's überall: Je mehr Religion, desto schlimmer. Die Auswüchse sieht man dann in irgendwelchen Gegenden, wo Hardcore-Moslems regieren (siehe Afghanistan unter den Taliban oder sonstige Horror-Geschichten); ich bin aber sicher, dass die Hardcore-Christen ähnlichen Quatsch einführen würden, ließe man ihnen den freien Willen. Insofern ist es berechtigt und vor allem richtig, vor beinharten Jesus-Fanatikern zu warnen.
Aber dann gab's Prügel: Die Jesus-Vereine liefen und laufen Sturm. Die Deutsche Evangelische Allianz und andere Gruppierungen überschlagen sich vor Anti-Begeisterung. Mittlerweile rudert die Bundeszentrale zurück, wo sie bloß kann, anstelle die Meinung offensiv zu vertreten.
Das sind ja mal wieder schöne Vorweihnachtstage.
Jetzt hat eine Schülerzeitung, die von der Bundeszentrale co-finanziert wird, gewagt, eine Meinungsäußerung zu den Hardcore-Christen loszulassen. Evangelikale seien nicht schlimmer als Moslems oder genauso schlimm; den Rest kann man sich ja denken.
Religiöses Wahnwitz gibt's überall: Je mehr Religion, desto schlimmer. Die Auswüchse sieht man dann in irgendwelchen Gegenden, wo Hardcore-Moslems regieren (siehe Afghanistan unter den Taliban oder sonstige Horror-Geschichten); ich bin aber sicher, dass die Hardcore-Christen ähnlichen Quatsch einführen würden, ließe man ihnen den freien Willen. Insofern ist es berechtigt und vor allem richtig, vor beinharten Jesus-Fanatikern zu warnen.
Aber dann gab's Prügel: Die Jesus-Vereine liefen und laufen Sturm. Die Deutsche Evangelische Allianz und andere Gruppierungen überschlagen sich vor Anti-Begeisterung. Mittlerweile rudert die Bundeszentrale zurück, wo sie bloß kann, anstelle die Meinung offensiv zu vertreten.
Das sind ja mal wieder schöne Vorweihnachtstage.
19 Dezember 2008
Es weihnachtet in Heidelberg
Mittlerweile ist es fast schon eine gute Tradition für mich, kurz vor Weihnachten eine Lesung im Café Gegendruck in Heidelberg abzuhalten; in diesem Jahr fand sie zum dritten Mal statt. Und so fuhr ich am Donnerstag, 18. Dezember, in die Romantiker-Stadt: Der erste Stau war direkt bei Karlsruhe, zum Ausgleich wurde ich in Heidelberg wegen eines zu schnellen Fahrstils in der Innenstadt geblitzt.
Dafür fand ich einen Parkplatz im letzten Winkel des Parkhauses – mit direktem Blick auf das Schloss direkt vor meiner Nase – und eilte dann ins Café Gegendruck. Wieviel Leute zur Lesung erschienen waren, zählte ich nicht; irgendwas zwischen einem Dutzend und zwanzig.
Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen hielt ich mein Programm relativ depressiv: Zuerst las ich »Der junge Leier«, eine Geschichte, die bislang nur in dem Fanzine »Pankerknacker« erschienen ist; daran schloss sich unter anderem die recht depressive Geschichte »Erwin schreit wieder« an. Zur Erheiterung noch die in »Magira« publizierte Geschichte »Träumen von Tanelorn« und ein bißchen Afrika-Zeugs.
Ich denke, den Zuhörerinnen und Zuhörern hat's trotzdem gefallen. Hinterher laberte ich noch ewig herum, bevor's spät wieder auf die Autobahn ging. Diesmal ohne Stau und ohne Blitzer.
Dafür fand ich einen Parkplatz im letzten Winkel des Parkhauses – mit direktem Blick auf das Schloss direkt vor meiner Nase – und eilte dann ins Café Gegendruck. Wieviel Leute zur Lesung erschienen waren, zählte ich nicht; irgendwas zwischen einem Dutzend und zwanzig.
Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen hielt ich mein Programm relativ depressiv: Zuerst las ich »Der junge Leier«, eine Geschichte, die bislang nur in dem Fanzine »Pankerknacker« erschienen ist; daran schloss sich unter anderem die recht depressive Geschichte »Erwin schreit wieder« an. Zur Erheiterung noch die in »Magira« publizierte Geschichte »Träumen von Tanelorn« und ein bißchen Afrika-Zeugs.
Ich denke, den Zuhörerinnen und Zuhörern hat's trotzdem gefallen. Hinterher laberte ich noch ewig herum, bevor's spät wieder auf die Autobahn ging. Diesmal ohne Stau und ohne Blitzer.
18 Dezember 2008
Gegen die Stuttgart-Hasser
Am Montag war ich beruflich in Stuttgart; im übrigen eine Ansammlung von netten Terminen mit netten Menschen. Hoffen wir, daß die sich auch sinnvoll und positiv auf die Arbeit niederschlagen – es ist ja erstmal wieder alles nur Arbeit.
Dabei fiel mir eins auf: Stuttgart ist gar nicht so häßlich, wie man gern behauptet, vor allem in Karlsruhe, wo ich mittlerweile wohne. Klar ist die Königstraße alles andere als schön, und viele der Beton- und Glaspassagen, die sich immer stärker ballen, schrecken ganz schön ab.
Dennoch gibt es überall schöne Straßen, in denen es ruhig ist, sogar in der Innenstadt. Und wer sich ein bißchen Zeit nimmt und beispielsweise von der Markthalle aus durch die Seitenstraßen bummelt oder am Wilhelmsplatz rumläuft (was ich getan habe), ist geradezu verwundert, daß die Stadt von der Stimmung und der Optik besser ist als ihr Ruf. Na also.
Dabei fiel mir eins auf: Stuttgart ist gar nicht so häßlich, wie man gern behauptet, vor allem in Karlsruhe, wo ich mittlerweile wohne. Klar ist die Königstraße alles andere als schön, und viele der Beton- und Glaspassagen, die sich immer stärker ballen, schrecken ganz schön ab.
Dennoch gibt es überall schöne Straßen, in denen es ruhig ist, sogar in der Innenstadt. Und wer sich ein bißchen Zeit nimmt und beispielsweise von der Markthalle aus durch die Seitenstraßen bummelt oder am Wilhelmsplatz rumläuft (was ich getan habe), ist geradezu verwundert, daß die Stadt von der Stimmung und der Optik besser ist als ihr Ruf. Na also.
17 Dezember 2008
Deutsch-Punker
Manchmal frage ich mich, warum manche Leute ihre eigenen Klischees bedienen. Das Heft »Taugenix«, das es auch an Bahnhöfen gibt und das sich im Untertitel als »Deutschpunk Fanzine« bezeichnet, habe ich noch nie gekauft.
Ich habe auch nicht vor, das zu tun, obwohl ich Deutschpunk immer noch mag. Angesichts der angepriesenen Bands bezweifle ich im übrigen, daß meine Auffassung von Deutschpunk mit der der Redaktion übereinstimmt ... Da wird doch wohl eher das Straßenköter-Image bedient.
Dann aber der Werbespruch auf einem Plakat: »Das Fanzine von Deutsch-Punker für Deutsch-Punker«. Aha. Sieht man davon ab, daß sich Punks heutzutage anscheinend selbst als »Punker« bezeichnen (das sagten vor zwei Dutzend Jahren die Spießer und Prolos zu den Punks), finde ich den Grammatikfehler schon wieder lustig.
Na ja, »von wem oder was« ist ja auch schon eine Weile her ...
Ich habe auch nicht vor, das zu tun, obwohl ich Deutschpunk immer noch mag. Angesichts der angepriesenen Bands bezweifle ich im übrigen, daß meine Auffassung von Deutschpunk mit der der Redaktion übereinstimmt ... Da wird doch wohl eher das Straßenköter-Image bedient.
Dann aber der Werbespruch auf einem Plakat: »Das Fanzine von Deutsch-Punker für Deutsch-Punker«. Aha. Sieht man davon ab, daß sich Punks heutzutage anscheinend selbst als »Punker« bezeichnen (das sagten vor zwei Dutzend Jahren die Spießer und Prolos zu den Punks), finde ich den Grammatikfehler schon wieder lustig.
Na ja, »von wem oder was« ist ja auch schon eine Weile her ...
Dancehall, Ska und Reggae
Ehrlich gesagt, kenne ich mich mit den vielfältigen Unterschieden zwischen Reggae, Ska, Two-Tone, Dancehall und Dub nicht unbedingt aus; meist bekomme ich die Einstufung halbwegs hin, bin aber für die Details nicht geschaffen. Mit den Babylon Whackers habe ich in den letzten Tagen oft eine Band gehört, die mit diesen Stilrichtungen spielt.
Wenn ich's richtig kapiert habe, sind es Leute der englischen Punk-Band The Filaments, die mit allerlei Gastmusikern zusammen ein Dub-Projekt gegründet haben. Dub und Reggae und Ska sind seit den späten 70er Jahren immer wieder irgendwelche Kollaborationen mit Punk eingegangen; seit The Clash und den Ruts ist das in England offensichtlich was ganz normales.
Bei den Whackers wird jetzt fleißig gemischt. Manche Stücke, wie das sehr gute »Rudeboy«, sind ganz eindeutig Ska, bei anderen wummert der Dub-Rhythmus oder quiekt eine Orgel manchmal arg anstrengend durch die Gegend. Manche Stücke kommen hymnisch-flott daher, andere wieder bringen eher sanfte Melodien.
Alles in allem eine sehr abwechslungsreiche CD, die gar nicht so richtig zum bisherigen Labelprogramm von Dirty Faces passt. Schlecht ist das nicht, und beim dritten oder vierten Anhören ertappe ich mich dabei, daß ich dezent mitsumme und mit dem Kopf wackle, während ich mein Auto über die Landstraße steuere. (Auf Dauer ist mir dann der Reggae doch zu lahm – und ich weiß schon, daß das so sein muß. Aber dann lege ich gern eine krachige Punk-CD ein.)
Wenn ich's richtig kapiert habe, sind es Leute der englischen Punk-Band The Filaments, die mit allerlei Gastmusikern zusammen ein Dub-Projekt gegründet haben. Dub und Reggae und Ska sind seit den späten 70er Jahren immer wieder irgendwelche Kollaborationen mit Punk eingegangen; seit The Clash und den Ruts ist das in England offensichtlich was ganz normales.
Bei den Whackers wird jetzt fleißig gemischt. Manche Stücke, wie das sehr gute »Rudeboy«, sind ganz eindeutig Ska, bei anderen wummert der Dub-Rhythmus oder quiekt eine Orgel manchmal arg anstrengend durch die Gegend. Manche Stücke kommen hymnisch-flott daher, andere wieder bringen eher sanfte Melodien.
Alles in allem eine sehr abwechslungsreiche CD, die gar nicht so richtig zum bisherigen Labelprogramm von Dirty Faces passt. Schlecht ist das nicht, und beim dritten oder vierten Anhören ertappe ich mich dabei, daß ich dezent mitsumme und mit dem Kopf wackle, während ich mein Auto über die Landstraße steuere. (Auf Dauer ist mir dann der Reggae doch zu lahm – und ich weiß schon, daß das so sein muß. Aber dann lege ich gern eine krachige Punk-CD ein.)
16 Dezember 2008
»Derrick« und ich
Ich habe die Fernsehserie »Derrick« nach meiner Erinnerung nur ein einziges Mal gesehen: Das war in Zinguinchor im südlichen Senegal. Mit meiner damaligen Reisebegleiterin und etwa zwei Dutzend Einheimischen saß ich in einem Raum, an dessen Stirnseite der Fernseher flimmerte. Und so kam ich in den Genuß, einmal einen Münchner Fernseh-Kommissar im bürgerlichen Milieu der bayerischen Metropole ermitteln zu sehen.
Die Einheimischen kannten die Serie besser als ich. Einer erzählte uns, daß er keine Folge verpasse und ein großer Fan sei. Spätestens danach war mir klar, daß Deutschlandbild im Ausland tatsächlich von »Derrick« und Co. bestimmt wird. Auch seltsam.
Am Wochenende starb der Schauspieler Horst Tappert, der den Kommissar Derrick Jahrzehnte lang gespielt hat; der Mann wurde 85 Jahre alt. Sein Triefaugengesicht war sogar mir ein Begriff; es gab Comics und Lieder über ihn.
Ein Fan war ich nie, aber dennoch war ich einen Moment betroffen, als ich von der Todesnachricht erfuhr. Auch eine Art von parasozialer Beziehung ...
Die Einheimischen kannten die Serie besser als ich. Einer erzählte uns, daß er keine Folge verpasse und ein großer Fan sei. Spätestens danach war mir klar, daß Deutschlandbild im Ausland tatsächlich von »Derrick« und Co. bestimmt wird. Auch seltsam.
Am Wochenende starb der Schauspieler Horst Tappert, der den Kommissar Derrick Jahrzehnte lang gespielt hat; der Mann wurde 85 Jahre alt. Sein Triefaugengesicht war sogar mir ein Begriff; es gab Comics und Lieder über ihn.
Ein Fan war ich nie, aber dennoch war ich einen Moment betroffen, als ich von der Todesnachricht erfuhr. Auch eine Art von parasozialer Beziehung ...
15 Dezember 2008
Zuschauer wider Willen
In der Straßenbahn zwischen Hauptbahnhof und Heimat: Zwei Kontrolleure stressen mit einem älteren Mann herum, der angetrunken ist und keine gültige Fahrkarte hat. »Ein Riesen-Galama«, wie man in der Region so schön sagt, ohne daß ich wüßte, was ein Galama ist.
Der ältere Mann tut so, als sei er erst gerade eingestiegen; dabei war er schon in der Bahn, als ich zustieg. Und er nervt in seinem angesoffenen Kopf durch lauten Tonfall und penetrantes Duzen.
Die Kontrolleure, zwei eher jüngere Typen, behalten die Nerven und siezen ihn zurück, bleiben immer höflich und korrekt. Irgendwann haben sie seine Adresse und sind sichtlich froh, als sie weiter können.
Mir ist das ganze extrem peinlich. Ich starre auf die Zeitung, die ich lese, damit ich nicht die ganze Zeit hingucken muß. Und ich habe tatsächlich irgendwann Mitleid mit den Kontrolleuren - dabei haßte ich die früher, als ich ganz selbstverständlich immer schwarz gefahren bin.
Es gibt schon eine ganze Reihe von Jobs, die ich nicht machen wollte, denke ich, als ich aussteige und in die feuchte, kalte Nacht hinaustrete.
Der ältere Mann tut so, als sei er erst gerade eingestiegen; dabei war er schon in der Bahn, als ich zustieg. Und er nervt in seinem angesoffenen Kopf durch lauten Tonfall und penetrantes Duzen.
Die Kontrolleure, zwei eher jüngere Typen, behalten die Nerven und siezen ihn zurück, bleiben immer höflich und korrekt. Irgendwann haben sie seine Adresse und sind sichtlich froh, als sie weiter können.
Mir ist das ganze extrem peinlich. Ich starre auf die Zeitung, die ich lese, damit ich nicht die ganze Zeit hingucken muß. Und ich habe tatsächlich irgendwann Mitleid mit den Kontrolleuren - dabei haßte ich die früher, als ich ganz selbstverständlich immer schwarz gefahren bin.
Es gibt schon eine ganze Reihe von Jobs, die ich nicht machen wollte, denke ich, als ich aussteige und in die feuchte, kalte Nacht hinaustrete.
14 Dezember 2008
Zeigefinger-SF und Moderatorenschelte
Wieder mal ein Seminar in Wolfenbüttel; ich schätze, daß ich jetzt schon zum fünfundzwanzigsten Mal in der ehrwürdigen Stadt war, um dort Autorinnen und Autoren ein wenig über das Verfassen von Science Fiction und anderen Texten zu erzählen. Natürlich machte ich das nie allein, und so war es auch an diesem Wochenende: Mein Co-Dozent war am Wochenende des 11. bis 13. Dezember 2008 der Autor Frank Borsch, dessen SF-Trilogie »Alien Earth« zu Recht von positiver Kritik nur so überschüttet wird.
Elf Autorinnen und Autoren nahmen diesmal teil; die Vorkenntnisse waren unterschiedlich, und die Erwartungen waren ebenfalls nicht die gleichen. Von Freitag nachmittag bis Sonntag mittag wurden sie von uns mit Aufgaben traktiert, diskutierten wir über Texte oder hielten kurze »Referate« über die Abläufe in einem Verlag, das korrekte Setzen von An- und Abführungszeichen oder die Verdienstmöglichkeiten von Heftromanautoren.
Ich selbst finde solche Seminare ebenfalls sehr spannend. Wenngleich ich als Dozent auftrete, lerne ich selbst aus solchen Gesprächen enorm viel. Und in diesem Fall reise ich mit einer Idee im Gepäck zurück in den Süden, aus der möglicherweise in absehbarer Zeit eine Kurzgeschichte werden könnte.
Elf Autorinnen und Autoren nahmen diesmal teil; die Vorkenntnisse waren unterschiedlich, und die Erwartungen waren ebenfalls nicht die gleichen. Von Freitag nachmittag bis Sonntag mittag wurden sie von uns mit Aufgaben traktiert, diskutierten wir über Texte oder hielten kurze »Referate« über die Abläufe in einem Verlag, das korrekte Setzen von An- und Abführungszeichen oder die Verdienstmöglichkeiten von Heftromanautoren.
Ich selbst finde solche Seminare ebenfalls sehr spannend. Wenngleich ich als Dozent auftrete, lerne ich selbst aus solchen Gesprächen enorm viel. Und in diesem Fall reise ich mit einer Idee im Gepäck zurück in den Süden, aus der möglicherweise in absehbarer Zeit eine Kurzgeschichte werden könnte.
11 Dezember 2008
Plätzchen-Terror
Schon treffen die ersten Päckchen mit Weihnachtsgebäck ein, dazu gibt's Schokolade und andere Leckereien. Das große Fest zeichnet sich buchstäblich am Horizont ab. Und es ist ja auch alles soooo lecker.
Fragt sich nur, wann ich die Kilos wieder abtrainiere, die ich mir in den nächsten zwei Wochen auf die Wampe fresse ...
Fragt sich nur, wann ich die Kilos wieder abtrainiere, die ich mir in den nächsten zwei Wochen auf die Wampe fresse ...
10 Dezember 2008
Müller ist wieder da
»Dieses Fandom war und ist ein Bodensatz, mittlerweile ein arg destillierter dazu.« Das schreibt Manfred Müller im Vorwort zum neuen »Fandom Observer«. Das Informations-Fanzine knallt mit seiner Nummer 234 richtig rein, und Müller, der jahrelang aktiv im Fandom mitgewirkt und Dutzende von Fanzines publiziert hat, schafft es, mit dem Vorwort zu provozieren. Schauen wir mal, wie viele Leute darauf reagieren.
Das Heft an sich ist wieder einmal gelungen; sogar die Fanzine-Sparte gefällt mir, weil der Rezensent richtig zuschlägt. Und wenn auf der letzten Seite unter dem Titel »Luftschlösser und Seifenblasen« an Ereignisse erinnert wird, die jetzt auch schon zehn Jahr zurück liegen und die damals bereits peinlich waren, wird klar, daß es gut ist, wenn es den »Fandom Observer« noch gibt und Müller sich alle paar Jahre mal rührt.
Ach ja, ein Beitrag von mir ist auch enthalten. Eine Art Interview zum Thema Schreibwerkstätten. Ich schieb's in den Kommentar, dann kann's auch jeder in diesem Blog hier lesen.
Das Heft an sich ist wieder einmal gelungen; sogar die Fanzine-Sparte gefällt mir, weil der Rezensent richtig zuschlägt. Und wenn auf der letzten Seite unter dem Titel »Luftschlösser und Seifenblasen« an Ereignisse erinnert wird, die jetzt auch schon zehn Jahr zurück liegen und die damals bereits peinlich waren, wird klar, daß es gut ist, wenn es den »Fandom Observer« noch gibt und Müller sich alle paar Jahre mal rührt.
Ach ja, ein Beitrag von mir ist auch enthalten. Eine Art Interview zum Thema Schreibwerkstätten. Ich schieb's in den Kommentar, dann kann's auch jeder in diesem Blog hier lesen.
09 Dezember 2008
Chaostage in Athen
Derzeit lohnt es sich ja glatt, wieder einmal Randale-TV zu gucken: In Athen brennen Polizeiautos, kracht es in den Straßen. Wie die Medien melden, gehen »Randalierer« mit großer Wut gegen die Polizei vor. Glaubt man den Medien, versetzen wieder einmal böse Autonome einige Großstädte in Angst und Schrecken.
Ich bin nicht dabei, ich war noch nie im Leben in Griechenland, ich habe also keine Ahnung. Mag sein, daß alles stimmt, was im Fernsehen kommt, mag sein, daß die Berichte auf Indymedia stimmen.
Mir kommt alles sehr bekannt vor: August 1995, Chaostage. Tausende von schwerbewaffneten Polizisten im knallharten Einsatz gegen Jugendliche in zerfetzten Hosen; in der letzten Nacht dann schnauzbärtige Familienväter, ausländische Jugendliche und ganz unpolitische Kids, die mit allem auf die Polizei warfen, was sie auch nur in die Hände bekamen. Bürgerkriegsstimmung in Hannover.
Ich glaubte damals im Überschwang der Gefühle, wenn sich die Verhältnisse in Deutschland verschlechterten, sei das irgendwann mal ein Szenario für die ganze Republik. Das ist dann in den letzten 13 Jahren nicht eingetreten. Vielleicht muß man froh sein, denn die Wahrscheinlichkeit wäre groß gewesen, daß es eine Nazi-Randale gewesen wäre.
Ich bin nicht dabei, ich war noch nie im Leben in Griechenland, ich habe also keine Ahnung. Mag sein, daß alles stimmt, was im Fernsehen kommt, mag sein, daß die Berichte auf Indymedia stimmen.
Mir kommt alles sehr bekannt vor: August 1995, Chaostage. Tausende von schwerbewaffneten Polizisten im knallharten Einsatz gegen Jugendliche in zerfetzten Hosen; in der letzten Nacht dann schnauzbärtige Familienväter, ausländische Jugendliche und ganz unpolitische Kids, die mit allem auf die Polizei warfen, was sie auch nur in die Hände bekamen. Bürgerkriegsstimmung in Hannover.
Ich glaubte damals im Überschwang der Gefühle, wenn sich die Verhältnisse in Deutschland verschlechterten, sei das irgendwann mal ein Szenario für die ganze Republik. Das ist dann in den letzten 13 Jahren nicht eingetreten. Vielleicht muß man froh sein, denn die Wahrscheinlichkeit wäre groß gewesen, daß es eine Nazi-Randale gewesen wäre.
08 Dezember 2008
Von Pop zu Metal
Wenn ich in früheren Jahren gelegentlich mit Menschen über meine Radiosendung sprach, hörte ich manchmal, die Musik sei doch sehr eingleisig. »Du schbielsch immer bloß Punk.« Ich wandte dann ein, daß dies wohl auch dem Charakter der Radiosendung entspreche, und änderte mein Konzept nicht.
Am gestrigen Sonntag abend, 7. Dezember, hätte sich aber kaum einer über Eingleisigkeit beschweren können. Thema war Nordrhein-Westfalen, und ich stellte die Sendung aus halbwegs aktuellen CDs zusammen.
Zuckersüßer Pop-Punk mit ganz wenig Punk-Anteil kam von den Cheeks, rabiater Disco-Metal kam von May The Force Be With You - und der Begriff Disco-Metal stimmt hier wirklich. Dazu Emo-Zeugs von Muff Potter, New-York-lastigen Hardcore von Disobey und Psychobilly von Messerstecher Herzensbrecher aus Dortmund.
Wem das nicht genügte, erhielt mal wieder die Vageenas und alten Kram von Die Wut oder 1. Mai 87; alles in allem eine ziemliche Bandbreite für die wahrscheinlich letzte ENPUNKT-Radiosendung im Jahr 2008 auf Querfunk. Weiter geht's dann im Januar 2009.
Am gestrigen Sonntag abend, 7. Dezember, hätte sich aber kaum einer über Eingleisigkeit beschweren können. Thema war Nordrhein-Westfalen, und ich stellte die Sendung aus halbwegs aktuellen CDs zusammen.
Zuckersüßer Pop-Punk mit ganz wenig Punk-Anteil kam von den Cheeks, rabiater Disco-Metal kam von May The Force Be With You - und der Begriff Disco-Metal stimmt hier wirklich. Dazu Emo-Zeugs von Muff Potter, New-York-lastigen Hardcore von Disobey und Psychobilly von Messerstecher Herzensbrecher aus Dortmund.
Wem das nicht genügte, erhielt mal wieder die Vageenas und alten Kram von Die Wut oder 1. Mai 87; alles in allem eine ziemliche Bandbreite für die wahrscheinlich letzte ENPUNKT-Radiosendung im Jahr 2008 auf Querfunk. Weiter geht's dann im Januar 2009.
07 Dezember 2008
Forry ist tot
Ich kann nicht behaupten, dass ich Forrest G. Ackerman, allgemein nur als »Forry« bezeichnet, gut gekannt hätte. Wäre auch zu viel gesagt ... ich bin sicher, daß er auf direktes Befragen auch nicht gewußt hätte, wer ich bin.
Der Mann ist jetzt mit 92 Jahren gestorben, ein wahrhaft stolzes Alter. Er war Ehrengast beim PERRY RHODAN-WeltCon 1999, ich saß ihm beim Abendessen gegenüber, und ich lernte seinen skurrilen Humor schätzen. Und ich saß bei einem »Kaffee Klatsch« auf irgendeinem amerikanischen SF-Con (in Chicago?) mit ihm am Tisch - da war er schon sehr alt, aber immer noch cool.
Forry fing zu einer Zeit an, sich für Science Fiction zu interessieren, als das wirklich noch eine skurrile Jugendkultur für ebenfalls skurrile Leute war, die sich seltsam kleideten und obskure Bücher las. Damals wußte hierzulande niemand, was das ist.
Im Prinzip hat er also den Weg bereitet zu einer heute recht breit gewordenen Subkultur, die bei »Star Trek« anfängt und bei PERRY RHODAN noch lange nicht aufhört. Forry war wirklich eine Legende, und jetzt ist er tot - schade.
Der Mann ist jetzt mit 92 Jahren gestorben, ein wahrhaft stolzes Alter. Er war Ehrengast beim PERRY RHODAN-WeltCon 1999, ich saß ihm beim Abendessen gegenüber, und ich lernte seinen skurrilen Humor schätzen. Und ich saß bei einem »Kaffee Klatsch« auf irgendeinem amerikanischen SF-Con (in Chicago?) mit ihm am Tisch - da war er schon sehr alt, aber immer noch cool.
Forry fing zu einer Zeit an, sich für Science Fiction zu interessieren, als das wirklich noch eine skurrile Jugendkultur für ebenfalls skurrile Leute war, die sich seltsam kleideten und obskure Bücher las. Damals wußte hierzulande niemand, was das ist.
Im Prinzip hat er also den Weg bereitet zu einer heute recht breit gewordenen Subkultur, die bei »Star Trek« anfängt und bei PERRY RHODAN noch lange nicht aufhört. Forry war wirklich eine Legende, und jetzt ist er tot - schade.
05 Dezember 2008
Neues OX, neuer Peter
Das neue OX ist am Kiosk, wieder mal mit einem sehr stylischen Cover: Männer mit Hut und intellektuellem Blick. Aha. Die Nummer 81 enthält aber auch wieder eine aktuelle Folge meines PETER PANK-Romans.
Handlungsschauplätze sind Ludwigshafen, Frankenthal und Oggersheim, die Bahnhofsmission spielt ebenfalls eine kurze Rolle. Und es tauchen Menschen auf, die es wirklich gibt; ich hoffe, daß ich deswegen nie Ärger bekomme. Aber da ich ja nichts schlechtes über Comic-Zeichner und Grafiker schreibe, dürfte sich der Ärger eh ziemlich in Grenzen halten.
Was alles noch in Ludwigshafen passieren wird, weiß ich noch gar nicht. Das hängt von der nächsten Fortsetzung ab, die ich in den nächsten Tagen verfassen wird. Ich muß meinem manchmal leicht vertrottelten Helden noch ein wenig emotionale Verwirrung an den Hals schreiben ...
04 Dezember 2008
Schicker Heidelberg-Flyer
Für meine Lesung, die am 18. Dezember 2008 in Heidelberg stattfinden wird, haben die Aktivisten des Cafés Gegendruck einen schönen Flyer produziert. Grafisch operiert er geschickt mit Ausschnitten aus meinen Texten, was mir natürlich schmeichelt.
Gerne dokumentiere ich den Flyer in diesem Blog. Und noch gerner hätte ich für die Lesung einige Besucher ...
Dreifaches Nein
Eine Fahrt nach Landau ... das bedeutet, daß man von Karlsruhe aus den Rhein überqueren und sich in die südliche Pfalz begeben muß. Zusammen mit Tobi (Twisted Chords) wagte ich die Reise am Mittwoch, 3. Dezember 2008; es goß in Strömen, mein Auto schmierte durch den miesen Regen, und ich war zermatscht.
Aber Tobi meinte: »Die fangen pünktlich um neun Uhr an.« Also fuhren wir um 20.30 Uhr los, waren um 21 Uhr in Landau im kleinen, aber coolen »Fatal« - und stellten fest, daß außer den Veranstaltern und den Bands und uns niemand da war. Das übliche Volk trieb sich noch auf einem Filmvestival herum. Nun denn, mit Bier und netten Gesprächen bringe ich locker zwei Stunden rum.
Als irgendwann nach elf Uhr abends die erste Band anfing, hatte ich bereits für Umsatz an den Plattenkisten gesorgt und drei Bier getrunken. Trotzdem konnte ich mit Guillotine nicht viel anfangen: kreischender Hard- oder meinetwegen auch Emocore, dazu ein schleppender Sound - nach zwei Stücken war ich wieder aus dem Konzertraum draußen.
Dafür gefielen mit Nein Nein Nein wieder. Die Band aus Mönchengladbach variiert ihren Deutschpunk - den Begriff mögen die sicher nicht, aber egal - immer wieder neu, bringt klare Ansagen und brachte die vielleicht drei Dutzend Leute immerhin zum Kopfwackeln. So richtig Stimmung kam nicht auf, und ich war mittlerweile so müde, daß ich im Stehen hätte einschlafen können.
Zwei Cola später war halb ein Uhr nachts oder so, und wir fuhren wieder zurück nach Karlsruhe. Irgendwie ist das mit den spät anfangenden Konzerten einfach nicht mehr so mein Ding ...
Aber Tobi meinte: »Die fangen pünktlich um neun Uhr an.« Also fuhren wir um 20.30 Uhr los, waren um 21 Uhr in Landau im kleinen, aber coolen »Fatal« - und stellten fest, daß außer den Veranstaltern und den Bands und uns niemand da war. Das übliche Volk trieb sich noch auf einem Filmvestival herum. Nun denn, mit Bier und netten Gesprächen bringe ich locker zwei Stunden rum.
Als irgendwann nach elf Uhr abends die erste Band anfing, hatte ich bereits für Umsatz an den Plattenkisten gesorgt und drei Bier getrunken. Trotzdem konnte ich mit Guillotine nicht viel anfangen: kreischender Hard- oder meinetwegen auch Emocore, dazu ein schleppender Sound - nach zwei Stücken war ich wieder aus dem Konzertraum draußen.
Dafür gefielen mit Nein Nein Nein wieder. Die Band aus Mönchengladbach variiert ihren Deutschpunk - den Begriff mögen die sicher nicht, aber egal - immer wieder neu, bringt klare Ansagen und brachte die vielleicht drei Dutzend Leute immerhin zum Kopfwackeln. So richtig Stimmung kam nicht auf, und ich war mittlerweile so müde, daß ich im Stehen hätte einschlafen können.
Zwei Cola später war halb ein Uhr nachts oder so, und wir fuhren wieder zurück nach Karlsruhe. Irgendwie ist das mit den spät anfangenden Konzerten einfach nicht mehr so mein Ding ...
03 Dezember 2008
Weihnachtsmarkt und Lesung
Es hat schon eine gewisse Tradition, daß ich in der Vorweihnachtszeit in Heidelberg lese; so auch in diesem Jahr. Ort ist wieder einmal das Café Gegendruck in der Innenstadt, in direkter Nähe zum Weihnachtsmarkt, was für mich bedeutet, daß ich wieder eine Bücherkiste durch die halbe Stadt schleppen kann.
Die Lesung ist am Donnerstag, 18. Dezember 2008, ab 18 Uhr. Danach wird Musik aufgelegt. Wie ich die Veranstalter kenne, gibt es in dem kleinen, wohnzimmergroßen Alternativ-Café wieder leckere Weihnachtsplätzchen. Und ich suche mir bis dorthin noch ein schickes Programm aus ...
Die Lesung ist am Donnerstag, 18. Dezember 2008, ab 18 Uhr. Danach wird Musik aufgelegt. Wie ich die Veranstalter kenne, gibt es in dem kleinen, wohnzimmergroßen Alternativ-Café wieder leckere Weihnachtsplätzchen. Und ich suche mir bis dorthin noch ein schickes Programm aus ...
02 Dezember 2008
Wahnwitzige Nullnummer
Karl Nagel kann's nicht lassen. Der Mann wird's auch nie lassen. Seit ich ihn kenne, brütet sein unermüdliches Hirn immer wieder irgendwelchen Kram aus, den viele hassen, andere mögen und andere kopfschüttelnd in die Tonne kippen. Früher Fanzines wie Gogol und Fantastrips, später Hackfleisch und (mit dabei) Zap, in den 80er Jahren Punkrock mit Alte Kameraden und Preußens Gloria, dann Hardcore mit Morbid Outburst und Militant Mothers, in den 90er Jahren Chaostage und APPD, in den Nuller-Jahren dann die coolen PERRY-Comics.
Und jetzt »Die! Oder Wir« - abgekürzt »DOW«. Ein Comic im Zeitungsformat. Die Nullnummer liegt seit einiger Zeit vor, gibt's gratis bei diversen Versendern und vor allem zum Download auf der Homepage des herausgebenden Verlags.
Und demnächst wird's auch die ersten Comics zum Kaufen geben: Der angekündigte Preis von 99 Cent ist radikal und damit auch typisch Nagel - Comics sollen nämlich was für die »kleinen Leute« sein, für die, die nicht so viel Geld haben, und nicht für die geldschweren Conmic-Sammler.
Exakt das hält die Nullnummer ein: Nagel selbst läßt sich von den Zeichnern als geldgeilet Sack und »Schundhöker« ironisieren; die einleitenden Seiten, die das Programm vorstellen, gefallen mir besser als die punkigen Seiten, auf denen immerhin mal ein Gucky-Bild als Graffiti zu sehen ist.
Wer auf ästhetischen Chic steht oder den neuesten Comic-Trends hinterher läuft, kann das total doof finden. Man kann aber - wie ich - auch sagen, daß das ziemlich rotzig ist: Underground-Comix, wie sie in letzter Zeit eigentlich hierzulande nur noch Weißblech und andere Mini-Verlage herausgebracht haben.
Vielleicht ist das tatsächlich der bebilderte Soundtrack zur Finanzkrise. Und die teuren Graphic Novels (die ich mir als bürgerlicher Mittelständler gerne kaufe, harhar) bilden dagegen die bürgerliche Mittelstandsgesellschaft .
01 Dezember 2008
Band zu Besuch
In den Jahren, als ich meine Radiosendung jede Woche live produzierte, hatte ich öfter mal eine Band zu Besuch: meist für eine Stunde, manchmal für zwei Stunden – legendär für mich zumindest ist bis heute der Auftritt der Baffdecks, die mit Wandergitarren auftauchten und dann auch einige Stücke »live im Studio« spielten.
Gestern hatte ich War Street zu Besuch. Die Karlsruher Band besteht aus vier Männern, die ich teilweise seit Ewigkeiten kenne und die rüpelig-schnellen Hardcore-Punk spielen. Eine Platte gibt's schon, im Radio gespielt habe ich die Band auch schon einige Male.
In der Sendung ging's natürlich um die Band und ihre gerade mal zwei Jahre andauernde Geschichte; wir redeten aber auch über Punkrock-Kneipen in Karlsruhe und andere lokale Kapellen. Und wir spielten Musik von heimischen Bands, unter anderem die eben erwähnten Baffdecks oder Hooka Hey, die es leider nicht mehr gibt, ansonsten aber Man Vs. Humanity, die ich nicht mal kenne, die in diesem Blog schon mal erwähnten The Equal Men oder »moderne Klassiker« wie Lost World. Musikalisch war's also ziemlich gemischt.
Technisch ging einiges schief, weil ich wohl nicht mehr genug Routine habe; inhaltlich hatten wir viel Spaß. Ob sich der auf die Hörerinnen und Hörer übertragen hat, weiß ich allerdings nicht. So was erfährt unsereins ja leider eher selten ...
Gestern hatte ich War Street zu Besuch. Die Karlsruher Band besteht aus vier Männern, die ich teilweise seit Ewigkeiten kenne und die rüpelig-schnellen Hardcore-Punk spielen. Eine Platte gibt's schon, im Radio gespielt habe ich die Band auch schon einige Male.
In der Sendung ging's natürlich um die Band und ihre gerade mal zwei Jahre andauernde Geschichte; wir redeten aber auch über Punkrock-Kneipen in Karlsruhe und andere lokale Kapellen. Und wir spielten Musik von heimischen Bands, unter anderem die eben erwähnten Baffdecks oder Hooka Hey, die es leider nicht mehr gibt, ansonsten aber Man Vs. Humanity, die ich nicht mal kenne, die in diesem Blog schon mal erwähnten The Equal Men oder »moderne Klassiker« wie Lost World. Musikalisch war's also ziemlich gemischt.
Technisch ging einiges schief, weil ich wohl nicht mehr genug Routine habe; inhaltlich hatten wir viel Spaß. Ob sich der auf die Hörerinnen und Hörer übertragen hat, weiß ich allerdings nicht. So was erfährt unsereins ja leider eher selten ...
30 November 2008
Kein Brechreiz dieses Jahr
Mein erster Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in Karlsruhe liegt gut acht Jahre zurück: Ich hielt es geschätzte fünf Minuten aus, dann war ich kurz davor, Amok zu laufen und Leute zu erschlagen. Ich fühlte mich selbst wie ein intoleranter Trottel, aber ich kam nicht aus meiner Haut.
An diesem Wochenende öffnete der Weihnachtsmarkt in meiner Heimatstadt erneut, und zum ersten Mal seit gut drei Jahren war ich wieder da. Natürlich nicht allein, sondern in Begleitung, und ich war tapfer: Geschätzte dreißig Minuten hielt ich locker durch.
Vielleicht ging's, weil ich heiße Maronen futterte, die gut schmeckten, vielleicht bin ich aber auch nur ein gemütlicherer Mensch geworden. Oder wir waren früh dran, und die Zahl der vom Glühwein geröteten Gesichter und grölenden Affen hielt sich einfach in Grenzen.
Weihnachtsmärkte werden aber trotzdem nie zu meinen bevorzugten Aufenthaltsorten zählen, fürchte ich.
An diesem Wochenende öffnete der Weihnachtsmarkt in meiner Heimatstadt erneut, und zum ersten Mal seit gut drei Jahren war ich wieder da. Natürlich nicht allein, sondern in Begleitung, und ich war tapfer: Geschätzte dreißig Minuten hielt ich locker durch.
Vielleicht ging's, weil ich heiße Maronen futterte, die gut schmeckten, vielleicht bin ich aber auch nur ein gemütlicherer Mensch geworden. Oder wir waren früh dran, und die Zahl der vom Glühwein geröteten Gesichter und grölenden Affen hielt sich einfach in Grenzen.
Weihnachtsmärkte werden aber trotzdem nie zu meinen bevorzugten Aufenthaltsorten zählen, fürchte ich.
28 November 2008
Geheimes Buchprojekt
Da ich immer mal wieder geplaudert habe und mich immer mal wieder Leute fragen: In den letzten Wochen und Monaten arbeitete ich intensiver an meinem Buchprojekt. Vor allem in den November-Wochen habe ich relativ viel geschrieben und bin ein gutes Stück weitergekommen. Bis zur Fertigstellung dauert es aber noch einige Zeit ...
Um was es geht, möchte ich nicht verraten. Über ungelegte Eier rede ich ungern. Zudem gibt es ja einen hohen Grad an Wahrscheinlichkeit, dass ich das Ding erstens mal nicht fertig bekomme und dass es zweitens danach auch kein Mensch drucken und veröffentlichen will.
Nur so viel: Es ist keine Science Fiction und keine Fantasy, und mit Punkrock und anderem Krach hat es wenig zu tun. Im weitesten Sinn handelt es sich um einen Thriller, und ein wesentlicher Handlungsschauplatz ist Singapur. Kapitel spielen aber auch in Indonesien oder in Deutschland.
Um was es geht, möchte ich nicht verraten. Über ungelegte Eier rede ich ungern. Zudem gibt es ja einen hohen Grad an Wahrscheinlichkeit, dass ich das Ding erstens mal nicht fertig bekomme und dass es zweitens danach auch kein Mensch drucken und veröffentlichen will.
Nur so viel: Es ist keine Science Fiction und keine Fantasy, und mit Punkrock und anderem Krach hat es wenig zu tun. Im weitesten Sinn handelt es sich um einen Thriller, und ein wesentlicher Handlungsschauplatz ist Singapur. Kapitel spielen aber auch in Indonesien oder in Deutschland.
26 November 2008
Macht besessen
Wolfgang Clement hat die SPD verlassen. Nach fast vierzig Jahren ist der Mann kein Sozialdemokrat mehr - und das nach einer Karriere, die ihn vom Journalismus zum Ministerpräsident und Superminister führte.
Dabei war er vor allem in einem erfolgreich, wie viele andere auch, die zu der abgeschotteten Mannschaft in Berlin gehören: Mit der Agenda 2010 trat er fleißig nach unten und biederte sich bei der Industrie an. Und als er mit seiner Kritik an der Partei, die ihn jahrelang genährt hat, mal doch zu sehr nervte, gab's Tadel und Streß.
Fehler eingesehen hat der Mann nie. Warum auch: Er hielt sich ja anscheinend für Gottes Geschenk an die deutschsprachige Parteienlandschaft. Und in dieser Klientel gilt Eigenkritik offensichtlich als Verbrechen.
Jetzt isser nicht mehr in der SPD; mir kann's eigentlich egal sein. Wählbarer wird der Haufen dadurch nicht. Aber mit seinem Abgang hat Clement nochmal bewiesen, wie sehr ihm die Macht in den Kopf gestiegen ist und wie sehr ihn der Machtverlust - kein Minister mehr - unterm Strich getroffen hat.
Eigentlich auch eine arme Wurst, so ein Politiker.
Dabei war er vor allem in einem erfolgreich, wie viele andere auch, die zu der abgeschotteten Mannschaft in Berlin gehören: Mit der Agenda 2010 trat er fleißig nach unten und biederte sich bei der Industrie an. Und als er mit seiner Kritik an der Partei, die ihn jahrelang genährt hat, mal doch zu sehr nervte, gab's Tadel und Streß.
Fehler eingesehen hat der Mann nie. Warum auch: Er hielt sich ja anscheinend für Gottes Geschenk an die deutschsprachige Parteienlandschaft. Und in dieser Klientel gilt Eigenkritik offensichtlich als Verbrechen.
Jetzt isser nicht mehr in der SPD; mir kann's eigentlich egal sein. Wählbarer wird der Haufen dadurch nicht. Aber mit seinem Abgang hat Clement nochmal bewiesen, wie sehr ihm die Macht in den Kopf gestiegen ist und wie sehr ihn der Machtverlust - kein Minister mehr - unterm Strich getroffen hat.
Eigentlich auch eine arme Wurst, so ein Politiker.
25 November 2008
»Der junge Leier«
Die neue Ausgabe des famosen Punkrock-Heftes Pankerknacker ist erschienen, diesmal unter dem neuen Namen Shockstar. Warum das Ding für eine Ausgabe einen anderen Namen trägt, weiß ich nicht; es ist ein Gag des Herausgebers.
Freundlicherweise hat er auch bei mir angefragt, ob ich ihm nicht ein Textlein für sein Schmierheft liefern möchte. Und nach einigem Überlegen habe ich mich auf meinen Popo gesetzt und eine Story geliefert.
Sie trägt den Titel »Der junge Leier«. Nicht ganz einfach, der Titel. Im Inhaltsverzeichnis haben die Kollegen der Pankerknacker-Redaktion daraus einfach »Der alte Leier« gemacht. Nun ja, das Wortspiel ist vielleicht auch ein bißchen zu intellektuell, harhar.
Es geht um einen nicht mehr ganz so jungen Mann namens Markus Leiermann, der mit seinem Leben nicht so richtig klar kommt. Nein, Punkrock ist das nicht. Und so richtig lustig ist die Geschichte ebensowenig, wenn ich mir das so überlege. Aber vielleicht gefällt sie den Lesern trotzdem.
Brat Pack knallen in die 80er Jahre
Was ist denn das? Schon wieder eine holländische Band, die gnadenlos zurück in die 80er Jahre schielt und den Ami-Hardcore dieser Zeit ausbuddelt ... die Rede ist von Brat Pack, einer Band, die es gerade mal seit 2006 gibt. Na ja, die Mitglieder haben vorher schon in anderen Kapellen rumgeklampft, also alles in Butter, nix mit »jungen Leuten«.
Mit »Hate Your Neighbours« liegt die erste CD vor, superschick gestaltet mit Karton und Beiheft und allem drum und dran; sogar ein Vinyl-Fan wie ich freut sich über so eine Ausstattung. Nachdem ich die Stimme des Sängers am Anfang arg gewöhnungsbedürftig fand (sie erinnert mich an Jeff Dahl, und den mochte ich noch nie), gefiel mir die CD beim dritten und vierten Anhören immer besser.
Die Band mixt aus diversen Stilrichtungen der 80er Jahre ihren eigenen Sound zusammen, kann man auch schön auf der Myspace-Seite anhören; die Gitarre gibt gerne eine flotte Melodie am Anfang vor, bevor das Stück in Gebratze endet, und zwischendurch erlaubt sich die Band sogar Hardrock-Gitarrenläufe, bei denen ich normalerweise brechen muß. Mal Melodie, mal wuchtiges Geboller, die Texte meist rotzig und alles in allem das meiste auf den Punkt gebracht.
Eine gelungene Debüt-Platte, die neugierig auf den Rest macht. Gratulation ans Label!
Mit »Hate Your Neighbours« liegt die erste CD vor, superschick gestaltet mit Karton und Beiheft und allem drum und dran; sogar ein Vinyl-Fan wie ich freut sich über so eine Ausstattung. Nachdem ich die Stimme des Sängers am Anfang arg gewöhnungsbedürftig fand (sie erinnert mich an Jeff Dahl, und den mochte ich noch nie), gefiel mir die CD beim dritten und vierten Anhören immer besser.
Die Band mixt aus diversen Stilrichtungen der 80er Jahre ihren eigenen Sound zusammen, kann man auch schön auf der Myspace-Seite anhören; die Gitarre gibt gerne eine flotte Melodie am Anfang vor, bevor das Stück in Gebratze endet, und zwischendurch erlaubt sich die Band sogar Hardrock-Gitarrenläufe, bei denen ich normalerweise brechen muß. Mal Melodie, mal wuchtiges Geboller, die Texte meist rotzig und alles in allem das meiste auf den Punkt gebracht.
Eine gelungene Debüt-Platte, die neugierig auf den Rest macht. Gratulation ans Label!
24 November 2008
Giesa-Erinnerung
Werner Kurt Giesa war ein Unikum, einer der Autoren, die sicher nie in einem hochpreisigen Sachbuch über die deutschsprachige Literatur auftauchen werden, der aber über Jahre und Jahrzehnte hinweg Zigtausende von Leuten unterhielt. Ich kannte ihn, und ich war einigermaßen baff, als er vor gar nicht langer Zeit so plötzlich starb.
Sein wichtigstes Kind war die Heftromanserie »Professor Zamorra«. Von dieser Serie, die alle zwei Wochen erscheint und einen teilweise kruden Mix aus Horror, Fantasy und Sciende Fiction liefert, ist dieser Tage der Band 900 erschienen. Ein respektables Ergebnis, mit dem sicher vor zehn Jahren kein Mensch mehr gerechnet hätte.
Auf dem Cover des Romans, der passenderweise auch den Titel »Der Magier« trägt, ist Werner Kurt Giesa selbst noch mal abgebildet: als verschmitzt lächelnder Mann mit Cowboy-Hut. So inszenierte er sich gern, und es ist gut, daß dieses Bild ausgesucht wurde, aus einer Zeit, in der er noch nicht von Krankheiten gezeichnet war. Schön.
23 November 2008
Follow zum vierhundertersten
So ziemlich jeder subkulturelle Kram, der mich heute noch beschäftigt, begann für mich im Jahr 1979. Was mich davon seltsamerweise so gut wie gar nicht mehr reizt – und das war früher mal ganz anders –, ist der FantasyClub e.V. und die sogenannte Magira-Simulation. Ich merkte das heute, als ich die aktuelle FOLLOW-Ausgabe 401 durchlas und vor allem blätterte.
Es gab eine Zeit, da las ich all diese Clan-Berichte, all diese Informationen aus den verschiedenen Magira-Völkern, wo Menschen also ihrer Fantasie Ausdruck verleihen, um eine Fantasy-Welt zu konstruieren. Wo Drachen und Sumpfwesen, Piraten und Zwerge in Geschichten und Bildern ihre Welt präsentieren. Diese Zeit ist lange vorbei.
Ich lese die Texte an, manche lese ich auch zu Ende, und es gibt sogar welche, die mir richtig Spaß machen. Aber ich bin seltsam desinteressiert, ich blättere mehr und lege dann das 300 Seiten starke Fanzine irgendwann auf die Seite, mit einem Gefühl von Leere, als hätte ich irgendwas völlig belangloses getan, so eine Mischung aus Talkshow und Gerichtsshow.
Daran sind nicht nur die internen Streitereien schuld, von denen ich eh nie viel mitbekommen habe (ich kann manchmal sehr ignorant sein); es geht nicht darum, dass zu viele Kulturen mit zu wenig Fantasy-Elementen auskommen und ich längst den Überblick verloren habe. Es ist wahrscheinlich so, daß ich einfach keinen Bezug mehr habe.
Ich mag noch Fantasy-Literatur, ich schätze immer noch das gemütliche Beisammensein mit Freunden, und ich finde die Idee, eine fantastische Welt zu simulieren, nach wie vor toll. Aber Magira und ich, das sind irgendwie zwei sehr verschiedene Welten geworden.
Vielleicht mache ich die dreißig Jahre noch voll und höre im Jahr 2009 auf. Es wäre ohnehin ein ganz schön langer Zeitabschnitt ...
Es gab eine Zeit, da las ich all diese Clan-Berichte, all diese Informationen aus den verschiedenen Magira-Völkern, wo Menschen also ihrer Fantasie Ausdruck verleihen, um eine Fantasy-Welt zu konstruieren. Wo Drachen und Sumpfwesen, Piraten und Zwerge in Geschichten und Bildern ihre Welt präsentieren. Diese Zeit ist lange vorbei.
Ich lese die Texte an, manche lese ich auch zu Ende, und es gibt sogar welche, die mir richtig Spaß machen. Aber ich bin seltsam desinteressiert, ich blättere mehr und lege dann das 300 Seiten starke Fanzine irgendwann auf die Seite, mit einem Gefühl von Leere, als hätte ich irgendwas völlig belangloses getan, so eine Mischung aus Talkshow und Gerichtsshow.
Daran sind nicht nur die internen Streitereien schuld, von denen ich eh nie viel mitbekommen habe (ich kann manchmal sehr ignorant sein); es geht nicht darum, dass zu viele Kulturen mit zu wenig Fantasy-Elementen auskommen und ich längst den Überblick verloren habe. Es ist wahrscheinlich so, daß ich einfach keinen Bezug mehr habe.
Ich mag noch Fantasy-Literatur, ich schätze immer noch das gemütliche Beisammensein mit Freunden, und ich finde die Idee, eine fantastische Welt zu simulieren, nach wie vor toll. Aber Magira und ich, das sind irgendwie zwei sehr verschiedene Welten geworden.
Vielleicht mache ich die dreißig Jahre noch voll und höre im Jahr 2009 auf. Es wäre ohnehin ein ganz schön langer Zeitabschnitt ...
Team Tyson aus Berlin
Wie eine Band aus Berlin auf ein Label aus Wiesbaden kommt? Na ja, zwei von den Burschen haben ursprünglich in Wiesbaden bei Ten Buck Fuck gespielt, und Matula Records stammt nun mal aus der hessischen Landeshauptstadt. Paßt also.
Soundtechnisch paßt bei Team Tyson auch so einiges. Den Vergleich mit Black Flag, den das Label zieht, kann ich nicht teilen: Im Prinzip pendelt man zwischen dem Punkrock, den man in England irgendwann Ende der 70er Jahre spielte, und der ersten amerikanischen Punk-Welle. Das klingt durchaus eigenständig, das ist ruppig und melodisch und enthält hohe Hitqualitäten.
Team Tyson schaffen es, angesichts der aktuellen Früh-80er-Jahre-Retrowelle ein eigenes Soundgesicht zu bewahren, und das finde ich ziemlich klasse. Ihre Platte nennt sich »Jump Start My Head« und macht Spaß; die Stücke sind angenehm kurz und treffen immer den Punkt. Weiter so!
Soundtechnisch paßt bei Team Tyson auch so einiges. Den Vergleich mit Black Flag, den das Label zieht, kann ich nicht teilen: Im Prinzip pendelt man zwischen dem Punkrock, den man in England irgendwann Ende der 70er Jahre spielte, und der ersten amerikanischen Punk-Welle. Das klingt durchaus eigenständig, das ist ruppig und melodisch und enthält hohe Hitqualitäten.
Team Tyson schaffen es, angesichts der aktuellen Früh-80er-Jahre-Retrowelle ein eigenes Soundgesicht zu bewahren, und das finde ich ziemlich klasse. Ihre Platte nennt sich »Jump Start My Head« und macht Spaß; die Stücke sind angenehm kurz und treffen immer den Punkt. Weiter so!
22 November 2008
Antiamerikanismus
Auf einmal sind die Medien voll mit einer Tatsache, die so neu doch nicht sein sollte: Der amerikanische Einfluß in der Welt geht zurück, die östlichen Nationen wie China oder Indien werden wichtiger werden. Das alles steht in einem Bericht namens »Global Trends 2025: A transformed World«, aus dem von »Spiegel« bis »Zeit« und »taz« alle vernünftigen Medien zitieren.
Und dabei wird zumindest mir eins klar: So grausig ich den Dschordsch-Dabbelju auch finde, so gerne ich - wie alle anderen hierzulande - gerne Witze über die Dämlichkeit des Durschnitts-Amis mache oder so wütend ich - wie jeder BILD-Leser - über die Zocker-Mentalität an der Wall Street bin ... das amerikanische System ist mir mit all seinen Schwächen immer noch tausendmal lieber als das chinesische oder russische.
Mag sein, daß viele Freiheiten nur relativ sind, aber es gibt sie. Mag sein, daß die Medienmaschinerie den ernsthaften Widerstand gegen den Hardcore-Neoliberalismus komplett plattwalzt - aber wenn man ein bißchen guckt, findet man alles erdenkliche. Die amerikanische Freiheit ist mir dann doch lieber als vieler anderer Mist, den die Welt sonst an Segnungen bereithält.
Ich als Pro-Amerikaner ... Hätte mir das jemand vor zehn Jahren gesagt, hätte ich schallend gelacht.
Und dabei wird zumindest mir eins klar: So grausig ich den Dschordsch-Dabbelju auch finde, so gerne ich - wie alle anderen hierzulande - gerne Witze über die Dämlichkeit des Durschnitts-Amis mache oder so wütend ich - wie jeder BILD-Leser - über die Zocker-Mentalität an der Wall Street bin ... das amerikanische System ist mir mit all seinen Schwächen immer noch tausendmal lieber als das chinesische oder russische.
Mag sein, daß viele Freiheiten nur relativ sind, aber es gibt sie. Mag sein, daß die Medienmaschinerie den ernsthaften Widerstand gegen den Hardcore-Neoliberalismus komplett plattwalzt - aber wenn man ein bißchen guckt, findet man alles erdenkliche. Die amerikanische Freiheit ist mir dann doch lieber als vieler anderer Mist, den die Welt sonst an Segnungen bereithält.
Ich als Pro-Amerikaner ... Hätte mir das jemand vor zehn Jahren gesagt, hätte ich schallend gelacht.
20 November 2008
Gewaltdiskussion
Schaue ich mir den aktuellen Übersteiger an, die Nummer 90, fällt mir das starke Thema Gewalt auf. Die Unterzeile »Heavy-Metal-Pussies-Hetzblatt rund um den FC St. Pauli« weist eigenironisch noch mal darauf hin, das Cover ebenfalls. Inhaltlich geht's unter anderem um das Spiel in Rostock, wo die örtlichen Nazi-Hooligans im Oktober massiv versucht hatten, die Pauli-Fans anzugreifen. Sauber nachgearbeitet!
Daneben gibt's ein Interview mit Matthias Hain, dem Torwart des Fußballvereins; im Interview wirkt der Mann übrigens sympathisch. Selbstverständlich kommen Spielberichte dazu, ein Blick auf Fanclub-Interna, den Frauen- und Mädchenfußball oder die Entstehung des Liedes »Bullenwagen klaun und die Innenstadt demolieren«. Für mich als Karlsruher interessant: eine Abrechnung mit der TSG Hoffenheim.
Alles in allem wieder ein lesenswertes Fußball-Fanzine, dessen 36 Seiten ich praktisch komplett gelesen habe. Es kostet 1,60 Euro, Porto kommt dazu; aber die Homepage ist eh auch lesenswert.
Daneben gibt's ein Interview mit Matthias Hain, dem Torwart des Fußballvereins; im Interview wirkt der Mann übrigens sympathisch. Selbstverständlich kommen Spielberichte dazu, ein Blick auf Fanclub-Interna, den Frauen- und Mädchenfußball oder die Entstehung des Liedes »Bullenwagen klaun und die Innenstadt demolieren«. Für mich als Karlsruher interessant: eine Abrechnung mit der TSG Hoffenheim.
Alles in allem wieder ein lesenswertes Fußball-Fanzine, dessen 36 Seiten ich praktisch komplett gelesen habe. Es kostet 1,60 Euro, Porto kommt dazu; aber die Homepage ist eh auch lesenswert.
Visa on Arrival
Da ich mich in den letzten Tagen gedanklich sehr häufig mit Indonesien und Singapur beschäftigt habe – weil ich darüber was schreiben will –, fallen mir bewußt sehr viele Dinge in die Finger, die mich an meine letzte Reise dahin erinnern. Heute beispielsweise das »Visa On Arrival Receipt«, das mit am 4. Februar 2007 vom Zoll der Republik Indonesien ausgestellt wurde.
Zehn Dollar wollten die Herren dafür, als ich in Bintan aus der Fähre kam. Eigentlich galt es nur für einen Aufenthalt von drei Tagen, zumindest ist es so in dunkel- auf hellgrün gedruckt. Doch ein Stempel, der darauf gesetzt wurde, bestätigte mir, daß ich tatsächlich sieben Tage bleiben durfte.
Das nutzte ich ja nicht mal aus; ich blieb nur die drei Tage am wunderschönen Bintan-Strand. Da's außerhalb der Saison war, konnte ich dann allein am Strand rumgammeln, allein im Wasser planschen, bei durchaus heftigen Strömungen, und vor allem allein durch das Gelände rings um das Camp stromern.
Toll war's. Schaue ich mir den Zettel an einem Tag wie diesem 20. November 2008 an, bekomme ich fast die Krise: graues Novemberwetter vor dem Fenster, die Bäume ohne Blätter und die Menschen auf der Straße ohne Lächeln im Gesicht. Da wird's glatt Zeit für eine gepflegte November-Depression ...
Zehn Dollar wollten die Herren dafür, als ich in Bintan aus der Fähre kam. Eigentlich galt es nur für einen Aufenthalt von drei Tagen, zumindest ist es so in dunkel- auf hellgrün gedruckt. Doch ein Stempel, der darauf gesetzt wurde, bestätigte mir, daß ich tatsächlich sieben Tage bleiben durfte.
Das nutzte ich ja nicht mal aus; ich blieb nur die drei Tage am wunderschönen Bintan-Strand. Da's außerhalb der Saison war, konnte ich dann allein am Strand rumgammeln, allein im Wasser planschen, bei durchaus heftigen Strömungen, und vor allem allein durch das Gelände rings um das Camp stromern.
Toll war's. Schaue ich mir den Zettel an einem Tag wie diesem 20. November 2008 an, bekomme ich fast die Krise: graues Novemberwetter vor dem Fenster, die Bäume ohne Blätter und die Menschen auf der Straße ohne Lächeln im Gesicht. Da wird's glatt Zeit für eine gepflegte November-Depression ...
19 November 2008
Geschichtsstunde für Historienmuffel
Ich freue mich immer wieder, wenn Leute, mit denen ich in Kontakt stehe oder mal in Kontakt stand, was auf die Reihe kriegen, was ich selbst richtig gut finde. Meist ist das ja Musik, ich gesteh's, gelegentlich aber sind's auch Bücher. Und »Novembertod« von Iris Leister – wir lernten uns auf einem Seminar kennen – ist so ein Buch, das mir richtig Spaß machte.
Es spielt im November und Dezember 1918 in Berlin, also in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg: Demonstrationen und Schießereien, Hektik und Stress, Hunger und Not. Dazwischen ein Bulle, der einen Mord aufklären soll.
Ganz richtig: »Novembertod« ist ein Krimi, sogar ein historischer Krimi. Aber er unterscheidet sich von den meisten historischen Krimis durch seinen Blick: Die Autorin guckt die Welt aus den Augen der »kleinen Leute« an, und das gibt eine andere Perspektive. Selten so eine unterhaltsame Geschichtsstunde erhalten.
Coole Sache. Wer auf Krimis mit politischem Anspruch steht, sollte sich das Ding unbedingt mal anschauen. Ist im Jaron-Verlag erschienen, gibt's für nicht mal acht Euro als Taschenbuch in jeder vernünftigen Buchhandlung (zu bestellen) oder über die einschlägigen Versandhändler.
Es spielt im November und Dezember 1918 in Berlin, also in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg: Demonstrationen und Schießereien, Hektik und Stress, Hunger und Not. Dazwischen ein Bulle, der einen Mord aufklären soll.
Ganz richtig: »Novembertod« ist ein Krimi, sogar ein historischer Krimi. Aber er unterscheidet sich von den meisten historischen Krimis durch seinen Blick: Die Autorin guckt die Welt aus den Augen der »kleinen Leute« an, und das gibt eine andere Perspektive. Selten so eine unterhaltsame Geschichtsstunde erhalten.
Coole Sache. Wer auf Krimis mit politischem Anspruch steht, sollte sich das Ding unbedingt mal anschauen. Ist im Jaron-Verlag erschienen, gibt's für nicht mal acht Euro als Taschenbuch in jeder vernünftigen Buchhandlung (zu bestellen) oder über die einschlägigen Versandhändler.
18 November 2008
Mein neuer Polit-Liebling
Ich liebe manche Politiker. Sie sagen so klar, was sie wirklich denken und was sie von der sogenannten Demokratie halten. Das machen sie klar und deutlich – da erspart man sich kritisches Nachfragen, was auch viel bequemer ist.
Mein aktuelles Lieblingsbeispiel ist Hans-Peter Uhl. Der Mann ist CSU-Mitglied und trägt den mehr oder weniger offiziellen Titel eines »innenpolitischen Sprechers der Unionsfraktion im Bundestag«. Der ist also ganz schön wichtig.
Und zur aktuellen Entscheidung der sächsischen SPD, gewisse Einzelheiten der geplanten Sicherheitsgesetze nicht so hundertprozentig mitzutragen, sagt er: »Mit diesem linken Gerülpse aus Sachsen lässt sich doch nichts anfangen.«
Endlich mal einer, der sagt, woran unsereins ist: Demokratie ist dann gut, wenn sie den Herrschenden nutzt. Dankeschön, Herr Uhl, für diese kleine Belehrung. Ich werde dann auch weiterhin mit »ungültig« abstimmen.
Mein aktuelles Lieblingsbeispiel ist Hans-Peter Uhl. Der Mann ist CSU-Mitglied und trägt den mehr oder weniger offiziellen Titel eines »innenpolitischen Sprechers der Unionsfraktion im Bundestag«. Der ist also ganz schön wichtig.
Und zur aktuellen Entscheidung der sächsischen SPD, gewisse Einzelheiten der geplanten Sicherheitsgesetze nicht so hundertprozentig mitzutragen, sagt er: »Mit diesem linken Gerülpse aus Sachsen lässt sich doch nichts anfangen.«
Endlich mal einer, der sagt, woran unsereins ist: Demokratie ist dann gut, wenn sie den Herrschenden nutzt. Dankeschön, Herr Uhl, für diese kleine Belehrung. Ich werde dann auch weiterhin mit »ungültig« abstimmen.
Kein Dickbauch-Nerd
Zu den unausrottbaren Vorurteilen über Science-Fiction- und Comic-Fans gehört ja, daß es sich bei dieser Spezies um dickbäuchige Männer handelt, die völlig in ihren Fan-Welten versacken und sonst nichts auf die Reihe kriegen. Solche Fälle gibt's natürlich, und wer viel rumsitzt und liest, wird üblicherweise auch ein wenig rundlich. (Ich schaue mir gerade meinen Wohlstands-Schwimmring an. Aber ... hey, ich habe dieses Jahr abgenommen!)
Ein Mann trat an, das Gegenteil zu bewiesen. Den Beleg dafür liefert das ohnehin hervorragende Fanzine »Fandom Observer« mit seiner Nummer 233. Auf der Titelseite dieses Heftes sieht man den laufenden Chefredakteur: Olaf Funke hat tatsächlich an einem Marathon-Lauf teilgenommen, wie er auch stolz berichtet.
Zwar nach Kilometer 35 abgebrochen, wie er fairerweise hinzufügt, aber immerhin. Respektable Leistung. Bei mir reicht's dazu, ab und zu mit dem Rad in die Innenstadt zu fahren ...
Ein Mann trat an, das Gegenteil zu bewiesen. Den Beleg dafür liefert das ohnehin hervorragende Fanzine »Fandom Observer« mit seiner Nummer 233. Auf der Titelseite dieses Heftes sieht man den laufenden Chefredakteur: Olaf Funke hat tatsächlich an einem Marathon-Lauf teilgenommen, wie er auch stolz berichtet.
Zwar nach Kilometer 35 abgebrochen, wie er fairerweise hinzufügt, aber immerhin. Respektable Leistung. Bei mir reicht's dazu, ab und zu mit dem Rad in die Innenstadt zu fahren ...
17 November 2008
Das vierte Trend-Werk
Die ziemlich durchgeknallten Pfälzer sind zurück! Von Trend, einer der derzeit besten und eigenständigsten Bands der deutschsprachigen Szene, kam vor einigen Wochen »vier« ins Haus – die neue Platte gibt es als CD und als Langspielplatte. Zwölfmal gibt es hektischen deutschsprachigen Punkrock-/Wave-Sound, der sich an den späten 70er Jahren orientiert, aber selbstbewusst genug ist, sich komplett im Jahr 2008 zu verankern.
Einen Teil der Stücke wie den »Prinz von Homburg« kannte ich schon von Singles, die aktuelle Platte faßt also auch ein wenig die aktuelle »Backlist« zusammen. Es gibt das eine oder andere schwächere Stück, das ist normal; dafür gibt es Kracher wie »Herzblut«, die durch eine Sängerin aufgewertet werden.
Alles in allem wieder eine starke Platte. Ich bin gespannt, wie es mit dieser Band weitergeht – irgendwann muß da doch die Luft raus sein. Wollen wir's mal nicht hoffen!
Einen Teil der Stücke wie den »Prinz von Homburg« kannte ich schon von Singles, die aktuelle Platte faßt also auch ein wenig die aktuelle »Backlist« zusammen. Es gibt das eine oder andere schwächere Stück, das ist normal; dafür gibt es Kracher wie »Herzblut«, die durch eine Sängerin aufgewertet werden.
Alles in allem wieder eine starke Platte. Ich bin gespannt, wie es mit dieser Band weitergeht – irgendwann muß da doch die Luft raus sein. Wollen wir's mal nicht hoffen!
16 November 2008
Bei den Emo-Gründungsvätern
Als ich am Samstag abend, 15. November, mit meinem Rad vor der Fleischmarkthalle ankam, war es kalt – und mir kam es vor, als sei ich mal wieder in eine Zeitmaschine: viele Bekannte vor der Tür, viele Punks von auswärts, eine bunte Mischung aus jungen Leuten und alten Szene-Recken.
Die Fleischmarkthalle selbst empfand ich als einen Spitzen-Laden: hoch und groß, zwar mit einer miesen Akustik, dafür aber richtig geräumig. Großartig übrigens: Es kostete gerade mal zehn Euro, ein lobenswert niedriger Preis – einige hundert Leute fanden sich dann bei guter Laune ein.
Zwei Schlagzeuger, ein Haufen Gitarren und ein Bass: Als erste Band verbreiteten Action Beat aus England einen fürchterlichen Lärm von der Bühne herunter, einen echten »Wall ouf Sound« mit wehenden Haaren. Das hatte sicher was, aber ich fand's einfach nur nervig und ging hinaus.
Erfrischend anders waren Anavan aus Los Angeles: ein Trio, das eine Mischung aus Punk, Disco und hektischen Sounds aller Arten spielte. Zu einer anderen Gelegenheit und in einer anderen Lokalität hätte ich das sicher toll gefunden; an diesem Abend nutzte ich dann doch die Gelegenheit, draußen in der Kälte zu stehen und ein Bier nach dem anderen runterzustellen.
Und dann EA80, die ich in den 80er und frühen 90er Jahren auch ein halbes Dutzend mal gesehen habe, unter anderem in Weltstädten wie Herrenberg und Bonn, wahrscheinlich auch mal Filderstadt oder Leonberg. Ich bin kein riesiger Fan der Band, habe aber absolute Hochachtung vor ihrer »Lebensleistung« und der Eigenständigkeit, die sich in all den Jahrzehnten bewahrt hat.
Das zeigte sich auch bei diesem Auftritt: Auf die großen Hits verzichtete die Band, es ging anfangs eher lahm und ruhig zu, und erst gegen Ende kamen einige Kracher. Keines der Weltklasse-Konzerte der Band, unterm Strich echt kein Kracher, aber gut.
Ich schüttete mir den ganzen abend fleißig Biere in den Schlund und war hinterher sehr ... ähm ... angetrunken. Aber was soll ich machen, wenn so viele alte Bekannte da sind, mit denen ich anstoßen will? Deshalb ging's hinterher auch noch in die »Alte Hackerei«, wo krachig-geile Musik lief. Und gegen halb fünf brachte mich mein Radl durch den feuchten Nieselregen nach Hause – bingo!
Die Fleischmarkthalle selbst empfand ich als einen Spitzen-Laden: hoch und groß, zwar mit einer miesen Akustik, dafür aber richtig geräumig. Großartig übrigens: Es kostete gerade mal zehn Euro, ein lobenswert niedriger Preis – einige hundert Leute fanden sich dann bei guter Laune ein.
Zwei Schlagzeuger, ein Haufen Gitarren und ein Bass: Als erste Band verbreiteten Action Beat aus England einen fürchterlichen Lärm von der Bühne herunter, einen echten »Wall ouf Sound« mit wehenden Haaren. Das hatte sicher was, aber ich fand's einfach nur nervig und ging hinaus.
Erfrischend anders waren Anavan aus Los Angeles: ein Trio, das eine Mischung aus Punk, Disco und hektischen Sounds aller Arten spielte. Zu einer anderen Gelegenheit und in einer anderen Lokalität hätte ich das sicher toll gefunden; an diesem Abend nutzte ich dann doch die Gelegenheit, draußen in der Kälte zu stehen und ein Bier nach dem anderen runterzustellen.
Und dann EA80, die ich in den 80er und frühen 90er Jahren auch ein halbes Dutzend mal gesehen habe, unter anderem in Weltstädten wie Herrenberg und Bonn, wahrscheinlich auch mal Filderstadt oder Leonberg. Ich bin kein riesiger Fan der Band, habe aber absolute Hochachtung vor ihrer »Lebensleistung« und der Eigenständigkeit, die sich in all den Jahrzehnten bewahrt hat.
Das zeigte sich auch bei diesem Auftritt: Auf die großen Hits verzichtete die Band, es ging anfangs eher lahm und ruhig zu, und erst gegen Ende kamen einige Kracher. Keines der Weltklasse-Konzerte der Band, unterm Strich echt kein Kracher, aber gut.
Ich schüttete mir den ganzen abend fleißig Biere in den Schlund und war hinterher sehr ... ähm ... angetrunken. Aber was soll ich machen, wenn so viele alte Bekannte da sind, mit denen ich anstoßen will? Deshalb ging's hinterher auch noch in die »Alte Hackerei«, wo krachig-geile Musik lief. Und gegen halb fünf brachte mich mein Radl durch den feuchten Nieselregen nach Hause – bingo!
15 November 2008
Bunte Punkrock-Mischung
Die jahrelange Ausbildung Mannheimer Jung-Punks in der »Pogopresse« und in den Kaderschmieden der APPD während der 90er Jahre hat offensichtlich gewirkt: Das Fanzine Punkrock! gehört zu den erfreulichsten Publikationen hierzulande, die »Punks und Bundesgenossen« (ich liebe diese 80er-Jahre-Formulierung, weil sie halt mittlerweile wieder optimal auf mich zutrifft) ein gerüttelt Maß an Unterhaltung und Information spendieren. Die aktuelle Ausgabe 7 beweist das aufs Vortrefflichste.
Da gibt's Interviews unter anderem mit den göttlichen Gewapend Beton aus Holland, die auch auf dem Cover zu bewundern sind, mit den Crimson Ghosts aus Köln oder der mir unbekannten Band Obtrusive aus Ravensburg. Bücher und Fanzines werden durchgeharkt, und launige Bemerkungen finden sich überall.
Historisch und durchaus punk-kritisch wird's in einem Artikel, der die Bands anguckt, die sich auf den Film »A Clockwork Orange« beziehen, oder in einem hervorragenden Rückblick auf Public Image Ltd., der mir nach geschlagenen 25 Jahren endlich mal die Augen darüber öffnete, warum die Platten der Band so überhaupt nicht zusammen passen.
Die Band SS-Kaliert (Scheißname, cooles Aussehen) darf über ihre Japan-Tour berichten (total strange ...), die Stage Bottles feiern 15 Jahre, Jan Off lästert wundervoll über das Punkrock!-Team, und natürlich werden auch versoffene Erlebnisberichte von Festivals abgedruckt. Sehr schön, sehr vielfältig, bingo!
Übrigens merkt man die Vielfalt im Autorinnen- und Autorenteam auch bei den Plattenbesprechungen; hier herrscht weder stilistische noch geschmackliche Einöde. Skapunk findet der eine scheiße, der andere klasse, dasselbe gilt für Hardcore oder Deutschpunk; entsprechend fröhlich mischen sich gnadenlose Verrisse und subjektives Hochjubeln.
Das mit 100 Seiten richtig fette Fanzine kann für unschlagbare zwoeinhalb Euro bei allen einschlägigen Mailordern bestellt werden, sicher ebenso bei Konzerten und natürlich direkt über die Homepage. Lohnt sich, tut das!
14 November 2008
Knutige Punkrock-Thesen
Ich kenne Tobias Rapp nicht persönlich, lese aber seit einiger Zeit seine Artikel und Kolumnen in der »taz«, die ich abonniert habe. Der Mann schreibt da gern über Musik und Popkultur. In der Ausgabe vom Freitag, 14. November, nimmt er sich die Punks vor: »Die dümmste Jugendkultur« ist sein Artikel überschrieben, und er läßt kein Klischee aus.
Daß Journalisten immer dann ihr Gehirn besonders gründlich ausschalten, wenn es um Punkrock geht, wissen wir ja spätestens seit den Chaostagen. Tobias Rapp macht da keine Ausnahme: »Punk hat der Gegenwart nichts mehr mitzuteilen«, argumentiert er altklug.
(Mir wär's ja recht, wenn die Punk-Bands, die sozialdemokratische Gemeinplätze in die Weltgeschichte plärren und glauben, sie hätten der Gegenwart wirklich was mitzuteilen, sich endlich auflösen würden; stattdessen plädiere ich für ein Hammerhead-Nachzücht-Programm, damit sich Punk mal wieder so richtig klar und eindeutig positioniert. Aber das ist ja ein ganz anderes Thema.)
Der Artikel ist herrlich, so daß ich ihn zur Lektüre empfehlen werde. Keine Ahnung, wie lange das Ding auf der »taz«-Seite noch gratis zum Lesen vorhanden ist. Mit Google und der zitierten Überschrift dürfte sich das Ding aber auch sonstwo finden lassen. Empfehlenswert übrigens auch die Diskussion – da teilen einige Leute schön aus, unter anderem finden sich Punkrock-Promis wie Swen Bock vom Plastic Bomb in der Menge.
Daß Journalisten immer dann ihr Gehirn besonders gründlich ausschalten, wenn es um Punkrock geht, wissen wir ja spätestens seit den Chaostagen. Tobias Rapp macht da keine Ausnahme: »Punk hat der Gegenwart nichts mehr mitzuteilen«, argumentiert er altklug.
(Mir wär's ja recht, wenn die Punk-Bands, die sozialdemokratische Gemeinplätze in die Weltgeschichte plärren und glauben, sie hätten der Gegenwart wirklich was mitzuteilen, sich endlich auflösen würden; stattdessen plädiere ich für ein Hammerhead-Nachzücht-Programm, damit sich Punk mal wieder so richtig klar und eindeutig positioniert. Aber das ist ja ein ganz anderes Thema.)
Der Artikel ist herrlich, so daß ich ihn zur Lektüre empfehlen werde. Keine Ahnung, wie lange das Ding auf der »taz«-Seite noch gratis zum Lesen vorhanden ist. Mit Google und der zitierten Überschrift dürfte sich das Ding aber auch sonstwo finden lassen. Empfehlenswert übrigens auch die Diskussion – da teilen einige Leute schön aus, unter anderem finden sich Punkrock-Promis wie Swen Bock vom Plastic Bomb in der Menge.
Tränen gelacht
Glaubt man der Presse, haben in Frankreich über zwanzig Millionen Menschen den Film »Willkommen bei den Sch'tis« gesehen. Wir waren jetzt auch drin, immerhin hat unsereins durch die Grenznähe eine besondere Beziehung zu dem Nachbarland.
Die Handlung ist schnell erzählt: Ein in Südfrankreich wohnender Postbote wird unfreiwillig in den Norden des Landes versetzt, ins Pas-de-Calais. Die Menschen dort werden als »Sch'tis« bezeichnet (im Original: »Chtimi«), weil sie einen entsprechenden Dialekt mit Sprachfehler benutzen. Und natürlich findet der Postbote seine Verbannung schrecklich; er wird daran leiden.
Ebenso natürlich gewöhnt er sich an die manchmal groben, aber ansonsten super-gastfreundlichen und lustigen Nachbarn und Kollegen. Er hilft Kollegen bei Liebesproblemen, entdeckt, wieviel Spaß es machen kann, besoffen mit dem Rad zu fahren – und andere Dinge. Soweit so gut, bis seine Frau auf die Idee kommt, ihm in den Norden zu folgen, dorthin, wo es immer eisig kalt ist und die Menschen fürchterlich primitiv sind.
Die Szenen, in denen die Post-Kollegen der Frau aus dem Süden ein primitives Nordländerleben vorspielen, wie man es sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen kann, ist einer der Höhepunkte des Films. Wir lagen schreiend und mit Tränen in den Augen in den Kinosesseln, ich konnte wirklich nicht mehr. Auch sonst hat der Film großartige Lacher zu bieten und kommt nach einem etwas lahmen Anfang immer schneller in Fahrt. Wunderbare Kino-Unterhaltung ohne jeglichen Tiefgang, dafür aber mit extrem viel Spaß.
Besser wäre sicher, den Film im Original anzuschauen, die vielen Wortspiele kommen in französischer Sprache mit entsprechenden Dialekten garantiert viel komischer rüber. Schade nur, daß mein Französisch trotz diverser Reisen hundsmiserabel ist und ich daher der Handlung nicht folgen könnte ...
Machen wir uns nichts vor: Einen solchen Film könnte man mit ähnlichen Gags sicher auch hierzulande drehen; man müsste eben einen Hamburger in den Schwarzwald schicken oder einen Berliner in den bayerischen Wald. Was dabei herauskommt, sieht man bei Fernsehserien, in denen es Bayern nach Rügen verschlägt: deutscher, schlechter Humor, bei dem ich nicht mal schenkenklopfenderweise amüsiert werde. Aber vielleicht ist das auch gut so ...
Die Handlung ist schnell erzählt: Ein in Südfrankreich wohnender Postbote wird unfreiwillig in den Norden des Landes versetzt, ins Pas-de-Calais. Die Menschen dort werden als »Sch'tis« bezeichnet (im Original: »Chtimi«), weil sie einen entsprechenden Dialekt mit Sprachfehler benutzen. Und natürlich findet der Postbote seine Verbannung schrecklich; er wird daran leiden.
Ebenso natürlich gewöhnt er sich an die manchmal groben, aber ansonsten super-gastfreundlichen und lustigen Nachbarn und Kollegen. Er hilft Kollegen bei Liebesproblemen, entdeckt, wieviel Spaß es machen kann, besoffen mit dem Rad zu fahren – und andere Dinge. Soweit so gut, bis seine Frau auf die Idee kommt, ihm in den Norden zu folgen, dorthin, wo es immer eisig kalt ist und die Menschen fürchterlich primitiv sind.
Die Szenen, in denen die Post-Kollegen der Frau aus dem Süden ein primitives Nordländerleben vorspielen, wie man es sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen kann, ist einer der Höhepunkte des Films. Wir lagen schreiend und mit Tränen in den Augen in den Kinosesseln, ich konnte wirklich nicht mehr. Auch sonst hat der Film großartige Lacher zu bieten und kommt nach einem etwas lahmen Anfang immer schneller in Fahrt. Wunderbare Kino-Unterhaltung ohne jeglichen Tiefgang, dafür aber mit extrem viel Spaß.
Besser wäre sicher, den Film im Original anzuschauen, die vielen Wortspiele kommen in französischer Sprache mit entsprechenden Dialekten garantiert viel komischer rüber. Schade nur, daß mein Französisch trotz diverser Reisen hundsmiserabel ist und ich daher der Handlung nicht folgen könnte ...
Machen wir uns nichts vor: Einen solchen Film könnte man mit ähnlichen Gags sicher auch hierzulande drehen; man müsste eben einen Hamburger in den Schwarzwald schicken oder einen Berliner in den bayerischen Wald. Was dabei herauskommt, sieht man bei Fernsehserien, in denen es Bayern nach Rügen verschlägt: deutscher, schlechter Humor, bei dem ich nicht mal schenkenklopfenderweise amüsiert werde. Aber vielleicht ist das auch gut so ...
13 November 2008
Ein Buch zum Nichthören
Und gleich noch mal ein Buch, in dem ich mit einem Text vertreten bin; es hat diesmal Monate gedauert, bis es bei mir eingetroffen ist. Titel des Werks: »Kopfhörer – Kritik der ungehörten Platten«.
Das Buch hat den Sinn, dem Leser vorzuführen, wie blöd manchmal Plattenkritiken sind, wie subjekt und manchmal auch unnötig. Schöner Satz vom Back-Cover: »Man muss Phil Collins nicht gehört haben, um zu wissen, dass er scheiße klingt.« Und so wurden einige Dutzend Schreiberlinge dazu eingeladen, über Musik zu schreiben, die sie nicht kennen.
Ich besprach Peter Alexander mit »Leben heißt Leben«, und ich tat es ziemlich euphorisch. Na ja, wie auch sonst: Ich kenne die Platte ja schließlich nicht.
Andere Autoren machten sich über aktuelle Bands her, besprachen beispielsweise Tocotronic (hier ganz toll: Martin Büsser) oder Madonna; eine ziemlich bunte Mischung. Und Promi-Autoren waren auch noch haufenweise dabei: Wiglaf Droste und Oliver Uschmann als Schreiberlinge, aber auch der Radio-Journalist Klaus Walter – ebenfalls eine ziemlich bunte Mischung.
Erschienen ist das Buch, das ich leider noch gar nicht gelesen habe, im kleinen, aber feinen Salon Alter Hammer. Mit der ISBN 978-3-940349-04-0 gibt's das 184 Seiten starke Taschenbuch für 11,90 Euro in jeder Buchhandlung.
12 November 2008
»Die Rhein-Linie« in einem schicken Buch
Heute fischte ich das Belegexemplar aus meinem Postfach: Erfreut hielt ich die Anthologie »Phantastischer Oberrhein« in meinen Händen, erschienen im Schillinger-Verlag in Freiburg. Es ist ein sehr schönes Hardcover geworden, bei dem das Cover von Rainer Schorm stammt – vor vielen, vielen Jahren hat der Mann seine ersten Gehversuche in Fanzines unter anderem in meinem Fanzine »Sagittarius« zurückgelegt.
Herausgegeben hat das Buch der Publizist und Autor Dr. Jörg Weigand, der sich seit Jahrzehnten in der Science-Fiction-Szene tummelt. In den 80er Jahren brachte er unter anderem einen Kurzgeschichten-Band mit Texten französischer Autoren heraus, die ich damals mit großem Interesse las; dazu schrieb er haufenweise Artikel und auch eigene Kurzgeschichten.
Kein Wunder, daß er in dem Buch vertreten ist. Mit dabei sind auch mein Kollege Frank Borsch, der französische Schriftsteller Daniel Walther oder Helmut Ehls und Manfred Borchard, die in den 70er Jahren das Fanzine »Phalanx« veröffentlichten, das mich damals stark prägte.
Von mir stammt die Kurzgeschichte »Die Rhein-Linie«, die schon ein bißchen älter ist, gut 15 Jahre, die auch schon mal in einer Ausgabe des Fanzines »Exodus« Verwendung fand, die in dieses Buch aber ganz gut hineinpaßt. Sehr schön!
Wer sich für das 168 Seiten starke Buch interessiert, muß dafür 18,80 Euro hinblättern; die ISBN lautet 978-3-89155-339-8. Wenn ich's irgendwann gelesen habe, schreibe ich sicher noch mal was darüber.
11 November 2008
Schließmuskel in der Zeitmaschine
Es war Dezember 1986, der Nikolaus-Pogo in Geislingen an der Steige. Neben den Spermbirds, die damals noch recht unbekannt waren, der Band Schlimme Kindheit aus Stuttgart (wann bringt endlich mal jemand die EP mit den besten Stücken dieser Band heraus) und Leberwohlstand aus Wilhelmshaven spielten Schließmuskel. Die Burschen waren damals noch sehr jung, kamen mit Wandergitarren auf die improvisierte Bühne und bollerten ihren rasanten Funpunk ins Publikum – das fand ich cool.
Danach sah ich die Band noch einige Male, ich fand ihre Tonträger aber nie so gut wie die Platten. Und eigentlich hatte ich Schließmuskel fast schon vergessen. »Fast« deshalb, weil immer mal wieder von ihnen im Plastic Bomb zu lesen war – nun ja, das liegt nahe, weil der Bomben-Macher Micha aus dem gleichen Kuhkaff kam wie die Bandmitglieder.
Jetzt kam bei Plastic Bomb Records eine CD raus, die den hübschen Titel »Sehet, welch ein Untergang« trägt und die ersten drei Tonträger zusammenfasst. Interessanterweise hat man die erste und einzige EP ans Ende der CD gepackt; na ja, damals klang die Band halt auch noch sehr schlicht, aber »Peinliche Prolos« war um 1987 schon ein Hit in unseren Kreisen ...
Die Langspielplatten »Untergang der Abendländischen Kultur« von 1987 und »Sehet, welch ein Mensch!« von 1989 überzeugen dafür umso mehr: rasanter Funpunk, mal blöd, mal gut, dabei erstaunlich literarische Texte. Im Nachhinein finde ich die Band wieder gut, nachdem ich sie in den 90er Jahren irgendwann mal gedanklich als »grausig« zu den Hannen Alks und anderem Mist in die Funpunk-Schublade gesteckt hatte.
Für die Nachgeborenen ein absoluter Tip: So klang Funpunk in seiner Blütezeit, und das war gar nicht mal schlecht. Und für die alten Säcke auch ein Tip: Wer die Tonträger nicht mehr hat oder sie zu oft abspielte, kann sich jetzt die CD sichern. Das ist Punkrock-Geschichtsunterricht, sehr schön!
Danach sah ich die Band noch einige Male, ich fand ihre Tonträger aber nie so gut wie die Platten. Und eigentlich hatte ich Schließmuskel fast schon vergessen. »Fast« deshalb, weil immer mal wieder von ihnen im Plastic Bomb zu lesen war – nun ja, das liegt nahe, weil der Bomben-Macher Micha aus dem gleichen Kuhkaff kam wie die Bandmitglieder.
Jetzt kam bei Plastic Bomb Records eine CD raus, die den hübschen Titel »Sehet, welch ein Untergang« trägt und die ersten drei Tonträger zusammenfasst. Interessanterweise hat man die erste und einzige EP ans Ende der CD gepackt; na ja, damals klang die Band halt auch noch sehr schlicht, aber »Peinliche Prolos« war um 1987 schon ein Hit in unseren Kreisen ...
Die Langspielplatten »Untergang der Abendländischen Kultur« von 1987 und »Sehet, welch ein Mensch!« von 1989 überzeugen dafür umso mehr: rasanter Funpunk, mal blöd, mal gut, dabei erstaunlich literarische Texte. Im Nachhinein finde ich die Band wieder gut, nachdem ich sie in den 90er Jahren irgendwann mal gedanklich als »grausig« zu den Hannen Alks und anderem Mist in die Funpunk-Schublade gesteckt hatte.
Für die Nachgeborenen ein absoluter Tip: So klang Funpunk in seiner Blütezeit, und das war gar nicht mal schlecht. Und für die alten Säcke auch ein Tip: Wer die Tonträger nicht mehr hat oder sie zu oft abspielte, kann sich jetzt die CD sichern. Das ist Punkrock-Geschichtsunterricht, sehr schön!
Bond-Trilogie, Mittelteil
Eine hektische Autojagd in Norditalien, ein Kampf in den Kulissen der Bregenzer See-Festspiele, eine fiese Prügelei in Haiti und gegen Ende ein Showdown im russischen Kasan: Wieder einmal führt ein aktueller Kino-Film mit James Bond um die Welt.
Ja, wir waren gestern in »Ein Quantum Trost«, den mittlerweile zweiundzwanzigsten Streifen aus der »007«-Serie. Und was wurde alles wieder im Vorfeld über den Film geschrieben! Mannomann: Er sei nicht mehr so witzig, und der Sex habe ebenso wenig Platz wie die üblichen coolen Sprüche. Stattdessen bekomme man viel Action.
Das allerdings stimmt, die Action war gnadenlos und fast unaufhörlich – was anderes hatte ich nicht erwartet. Daß die Love-Story extrem kurz war und die früher so beliebten sexistischen Witzeleien fehlten, störte mich dann überhaupt gar nicht.
Anscheinend muß man mittlerweile wirklich von einer Trilogie sprechen: Nach »Casino Royale« geht es mit »Ein Quantrum Trost« weiter, und es wird noch ein Teil kommen, bevor die aktuelle Handlungslinie abgeschlossen ist. So komplex war James Bond noch nie, und da stört es nicht, daß der aktuelle Streifen vergleichsweise kurz war.
Hervorragende Kino-Unterhaltung mit viel Rambazamba; genau das richtige für einen Herbstabend mit viel Wind und einem leichten Nieselregen.
Ja, wir waren gestern in »Ein Quantum Trost«, den mittlerweile zweiundzwanzigsten Streifen aus der »007«-Serie. Und was wurde alles wieder im Vorfeld über den Film geschrieben! Mannomann: Er sei nicht mehr so witzig, und der Sex habe ebenso wenig Platz wie die üblichen coolen Sprüche. Stattdessen bekomme man viel Action.
Das allerdings stimmt, die Action war gnadenlos und fast unaufhörlich – was anderes hatte ich nicht erwartet. Daß die Love-Story extrem kurz war und die früher so beliebten sexistischen Witzeleien fehlten, störte mich dann überhaupt gar nicht.
Anscheinend muß man mittlerweile wirklich von einer Trilogie sprechen: Nach »Casino Royale« geht es mit »Ein Quantrum Trost« weiter, und es wird noch ein Teil kommen, bevor die aktuelle Handlungslinie abgeschlossen ist. So komplex war James Bond noch nie, und da stört es nicht, daß der aktuelle Streifen vergleichsweise kurz war.
Hervorragende Kino-Unterhaltung mit viel Rambazamba; genau das richtige für einen Herbstabend mit viel Wind und einem leichten Nieselregen.
10 November 2008
Führender Internet-Kritiker
Man lernt ja nie aus. So benötige ich heutzutage schon den Golem-Newsletter, um herauszufinden, wer Andrew Keen ist – allerdings habe ich den Namen unlängst schon mal gelesen, allerdings gleich wieder vergessen. Der in den USA lebende Brite beschäftigt sich hauptberuflich mit dem Internet im besonderen und Medien im allgemeinen, und er wurde zuletzt durch seine kritischen Äußerungen bekannt.
Frei nach der Terrorgruppe, die noch in gepflegtem Sarkasmus »die Gesellschaft ist schuld, daß ich so bin« trällerte, argumentiert Keen mit bitterstem Ernst, daß das Web 2.0 an allem Schuld sei und letztlich zu einer Massenverdummung führe. Das Internet produziere nämlich – aufgepaßt! – eine »Kakophonie unkontrollierter, personalisierter, oft anonymer Meinungsäußerungen«.
Da hat er ja nicht unrecht: Der Prozentsatz an Deppen, die sich im Internet tummeln, dürfte sich nicht grundsätzlich von dem unterscheiden, den es außerhalb im »wirklichen Leben« gibt. Aber ist das ein Grund, derart in die Öffentlichkeit zu jammern?
Keen beklagt die »Umsonstkultur«, der »Internetkult um Amateurschreiber« sei eine Gefahr. Mannomann, der Mann hat Probleme – oder er vermarktet sich halt gut in Zeiten, wo Leute wirklich sehen, daß sich manche Dinge ändern.
Das Internet hat in den letzten zehn Jahren enorm viel verändert; da hat er recht. Und die Veränderungen sind noch lange nicht am Ende. Gerade das sogenannte Web 2.0, also das Internet, an dem auch normale Leute wie unsereiner was produzieren können, hat dazu beigetragen.
Da hat er recht. Bis in die 70er Jahre hinein war Öffentlichkeit nur mit viel Mühe herzustellen; man brauchte mindestens eine Druckerei oder einen Radiosender. Dann kamen nacheinander der Fotokopierer, der Offsetdrucker und irgendwann eben das Internet – seither ist die Verbreitung von Nachrichten und Informationen super-einfach geworden. (Klar nutzen das auch Nazis oder Perverse; junge Leute in Staaten wie dem Iran erhalten durchs Netz aber einen Blick in die Welt.)
Machen wir uns nichts vor: Das Internet ist ein Stückweit Demokratie. Und wenn man dem Volk ein wenig Freiheit gibt, kommt nicht nur Geistvolles dabei heraus. Das sollte auch Mr. Keen irgendwann mal gelernt haben.
Frei nach der Terrorgruppe, die noch in gepflegtem Sarkasmus »die Gesellschaft ist schuld, daß ich so bin« trällerte, argumentiert Keen mit bitterstem Ernst, daß das Web 2.0 an allem Schuld sei und letztlich zu einer Massenverdummung führe. Das Internet produziere nämlich – aufgepaßt! – eine »Kakophonie unkontrollierter, personalisierter, oft anonymer Meinungsäußerungen«.
Da hat er ja nicht unrecht: Der Prozentsatz an Deppen, die sich im Internet tummeln, dürfte sich nicht grundsätzlich von dem unterscheiden, den es außerhalb im »wirklichen Leben« gibt. Aber ist das ein Grund, derart in die Öffentlichkeit zu jammern?
Keen beklagt die »Umsonstkultur«, der »Internetkult um Amateurschreiber« sei eine Gefahr. Mannomann, der Mann hat Probleme – oder er vermarktet sich halt gut in Zeiten, wo Leute wirklich sehen, daß sich manche Dinge ändern.
Das Internet hat in den letzten zehn Jahren enorm viel verändert; da hat er recht. Und die Veränderungen sind noch lange nicht am Ende. Gerade das sogenannte Web 2.0, also das Internet, an dem auch normale Leute wie unsereiner was produzieren können, hat dazu beigetragen.
Da hat er recht. Bis in die 70er Jahre hinein war Öffentlichkeit nur mit viel Mühe herzustellen; man brauchte mindestens eine Druckerei oder einen Radiosender. Dann kamen nacheinander der Fotokopierer, der Offsetdrucker und irgendwann eben das Internet – seither ist die Verbreitung von Nachrichten und Informationen super-einfach geworden. (Klar nutzen das auch Nazis oder Perverse; junge Leute in Staaten wie dem Iran erhalten durchs Netz aber einen Blick in die Welt.)
Machen wir uns nichts vor: Das Internet ist ein Stückweit Demokratie. Und wenn man dem Volk ein wenig Freiheit gibt, kommt nicht nur Geistvolles dabei heraus. Das sollte auch Mr. Keen irgendwann mal gelernt haben.
09 November 2008
Als die Mauer fiel ...
Es heißt ja: Bei manchen Ereignissen wüßten die Menschen noch Jahre und Jahrzehnte danach, was sie zu dem Zeitpunkt getan hätten. Die Kennedy-Ermordung. Der Fall der Berliner Mauer. Der Nine-Eleven in New York.
Zumindest teilweise halte ich das für Mumpitz. Ich weiß nämlich beim besten Willen nicht mehr, was ich am 9. November 1989 gemacht habe. Da fehlt mir jegliche Erinnerung.
Ich erinnere mich gut an das Wochenende, als wir in Freudenstadt ein Punk-Konzert veranstalteten und verduzt auf DDR-Bürger schauten, die uns ihren DDR-Ausweis zeigten und darum baten, das Konzert besuchen zu dürfen. Ich erinnere mich auch an die Nacht, als auf einmal einige hundert Leute in der Turn- und Festhalle einquartiert werden mußten.
Aber ich weiß nicht mehr, was ich an diesem »bedeutenden Tag der deutschen Geschichte« tat und machte. Da ich keinen Fernseher hatte, saß ich garantiert nicht vor der Glotze, um mir die Sache dort anzuschauen. Womöglich habe ich Notizen darüber angefertigt, einen Tagebuch-Eintrag verfaßt oder ähnliches. Ich weiß es nicht mehr, egal wie sehr ich mein Hirn anstrenge.
Ich erinnere mich noch gut, daß ich im Dezember dann in die DDR einreiste, durch Ostberlin ging und über die Mauer am Brandenburger Tor zurück kletterte. Dabei zerriß ich mir meine schwarze Jeans und lief dann die ganze Zeit mit halbnacktem Arsch durch Berlin - ganz toll! Aber ich weiß nichts mehr vom 9. November.
So verpassen und vergessen manchen Leute irgendwelche historischen Ereignisse. Manchmal bin ich über mich selbst erschüttert.
Zumindest teilweise halte ich das für Mumpitz. Ich weiß nämlich beim besten Willen nicht mehr, was ich am 9. November 1989 gemacht habe. Da fehlt mir jegliche Erinnerung.
Ich erinnere mich gut an das Wochenende, als wir in Freudenstadt ein Punk-Konzert veranstalteten und verduzt auf DDR-Bürger schauten, die uns ihren DDR-Ausweis zeigten und darum baten, das Konzert besuchen zu dürfen. Ich erinnere mich auch an die Nacht, als auf einmal einige hundert Leute in der Turn- und Festhalle einquartiert werden mußten.
Aber ich weiß nicht mehr, was ich an diesem »bedeutenden Tag der deutschen Geschichte« tat und machte. Da ich keinen Fernseher hatte, saß ich garantiert nicht vor der Glotze, um mir die Sache dort anzuschauen. Womöglich habe ich Notizen darüber angefertigt, einen Tagebuch-Eintrag verfaßt oder ähnliches. Ich weiß es nicht mehr, egal wie sehr ich mein Hirn anstrenge.
Ich erinnere mich noch gut, daß ich im Dezember dann in die DDR einreiste, durch Ostberlin ging und über die Mauer am Brandenburger Tor zurück kletterte. Dabei zerriß ich mir meine schwarze Jeans und lief dann die ganze Zeit mit halbnacktem Arsch durch Berlin - ganz toll! Aber ich weiß nichts mehr vom 9. November.
So verpassen und vergessen manchen Leute irgendwelche historischen Ereignisse. Manchmal bin ich über mich selbst erschüttert.
08 November 2008
Munterer Melodie-Abend
Freitag, 7. November 2008: In der »Alten Hackerei« in Karlsruhe war mal wieder ein Punk-Konzert. Ich schaffe es, maximal jedes fünfte Konzert in dem Laden zu besuchen; die organisieren dort ein mörderisches Programm, das mir Bewunderung abnötigt. An diesem Freitag mußte ich tatsächlich hin, ein Ausweichen hätte ich mir nicht verziehen.
Als erstes spielte Sedlmeier. Ich gestehe, den Burschen auf seinen Platten bisher eher doof gefunden zu haben: ein Mann in schwarzen Klamotten mit Krawatte, der mit einer Gitarre auf der Bühne steht und deutschsprachige Lieder singt und brüllt, während aus dem Hintergrund die anderen Instrumente aus den Boxen kommen. Früher gab's so was auch schon; Drum-Computer waren in den 80er Jahren bereits beliebt.
Live funktionierte Sedlmeier auf jeden Fall besser als auf Platte: Vielen im nur einige Dutzend Köpfe zählenden Publikum gefiel das, und sie guckten sich den Alleinunterhalter gern an; auch ich blieb einige Stücke lang vor der Bühne stehen, bevor ich mich dem Labern mit alten Bekannten widmete.
Dazu zählten auch einige Herren von Kick Joneses, die dann spielten. Anno 1987 hatte ich ein Konzert mit Walter Elf organisiert, und die Band war jetzt quasi die Nachfolge-Combo. Allerdings kein Funpunk, sondern England-Punk, wie man ihn zwischen 1977 und 1980 spielte, melodiös und schmissig, gelegentlich mit Trompeten, gelegentlich mit Orgel und immer mal wieder mit Bass-Gewummer.
Mir gefällt das schon seit vielen Jahren, so auch am gestrigen Freitag. Kopfwackelnd und fußwippend stand ich zwischen den anderen Zuschauer und jubelte nach jedem Stück frenetisch, trank haufenweise Bier, grinste wahrscheinlich wie ein Trottel und freute mich wie ein kleines Kind. Eine Band, die gegen Ende Wire und Angry Samoans covert, ist eh auf der richtigen Seite der Macht - und die neuen Stücke machen Lust auf die demnächst kommende neue Platte.
Ein sehr schöner Abend, der mit viel Gelaber und noch mehr Bier einen krönend-dröhnenden Abschluß hatte. Gerne mal wieder!
Als erstes spielte Sedlmeier. Ich gestehe, den Burschen auf seinen Platten bisher eher doof gefunden zu haben: ein Mann in schwarzen Klamotten mit Krawatte, der mit einer Gitarre auf der Bühne steht und deutschsprachige Lieder singt und brüllt, während aus dem Hintergrund die anderen Instrumente aus den Boxen kommen. Früher gab's so was auch schon; Drum-Computer waren in den 80er Jahren bereits beliebt.
Live funktionierte Sedlmeier auf jeden Fall besser als auf Platte: Vielen im nur einige Dutzend Köpfe zählenden Publikum gefiel das, und sie guckten sich den Alleinunterhalter gern an; auch ich blieb einige Stücke lang vor der Bühne stehen, bevor ich mich dem Labern mit alten Bekannten widmete.
Dazu zählten auch einige Herren von Kick Joneses, die dann spielten. Anno 1987 hatte ich ein Konzert mit Walter Elf organisiert, und die Band war jetzt quasi die Nachfolge-Combo. Allerdings kein Funpunk, sondern England-Punk, wie man ihn zwischen 1977 und 1980 spielte, melodiös und schmissig, gelegentlich mit Trompeten, gelegentlich mit Orgel und immer mal wieder mit Bass-Gewummer.
Mir gefällt das schon seit vielen Jahren, so auch am gestrigen Freitag. Kopfwackelnd und fußwippend stand ich zwischen den anderen Zuschauer und jubelte nach jedem Stück frenetisch, trank haufenweise Bier, grinste wahrscheinlich wie ein Trottel und freute mich wie ein kleines Kind. Eine Band, die gegen Ende Wire und Angry Samoans covert, ist eh auf der richtigen Seite der Macht - und die neuen Stücke machen Lust auf die demnächst kommende neue Platte.
Ein sehr schöner Abend, der mit viel Gelaber und noch mehr Bier einen krönend-dröhnenden Abschluß hatte. Gerne mal wieder!
Nummer 1000
Das hier ist, wenn Blogger richtig gezählt hat, mein eintausendster Eintrag in diesen Blog. Eintausend Einträge, seit ich im Herbst 2005 diesen Blog gestartet habe - also in drei Jahren.
Das ist ganz schön viel; ich bin mir nicht ganz sicher, ob man darauf stolz sein kann, oder ob das eher peinlich ist: Ein Mensch, der so viel Zeit im Netz verbringt, hat ja möglicherweise den einen oder anderen Defekt.
(Wobei's im Schnitt pro Tag fünf Minuten sind, die ich mit dem ENPUNKT-Blog zubringe; das geht. In drei Jahren sind's aber auch einige tausend Minuten, sprich, irgendwas zwischen drei und vier kompletten Tagen. Whow.)
Egal: Der ENPUNKT-Blog ist die Fortsetzung des ENPUNKT-Fanzines, nichts anderes. Wie hoch die Verbreitung ist, bleibt dabei zweitrangig. Und die Diskussionen in der sogenannten Blogosphäre bekomme ich zu 99,9 Prozent nicht einmal recht.
Und mehr gibt's zu diesem Jubiläum von meiner Seite eigentlich auch nicht zu sagen ...
Das ist ganz schön viel; ich bin mir nicht ganz sicher, ob man darauf stolz sein kann, oder ob das eher peinlich ist: Ein Mensch, der so viel Zeit im Netz verbringt, hat ja möglicherweise den einen oder anderen Defekt.
(Wobei's im Schnitt pro Tag fünf Minuten sind, die ich mit dem ENPUNKT-Blog zubringe; das geht. In drei Jahren sind's aber auch einige tausend Minuten, sprich, irgendwas zwischen drei und vier kompletten Tagen. Whow.)
Egal: Der ENPUNKT-Blog ist die Fortsetzung des ENPUNKT-Fanzines, nichts anderes. Wie hoch die Verbreitung ist, bleibt dabei zweitrangig. Und die Diskussionen in der sogenannten Blogosphäre bekomme ich zu 99,9 Prozent nicht einmal recht.
Und mehr gibt's zu diesem Jubiläum von meiner Seite eigentlich auch nicht zu sagen ...
07 November 2008
Langsamfahrer-Klischee
Die B 36 zwischen Karlsruhe und Rastatt, von mir fast jeden Morgen und fast jeden Abend befahren, ist streckenweise gerade; eigentlich eine tolle »Rennstrecke«, auf der aber nach einigen fiesen Unfällen Tempo 80 eingeführt wurde.
Heute morgen zuckelte ich mit Tempo 60 oder 70 über die Landstraße, es war leicht nebelig, und ich war zermatscht. Zwar liefen D.O.A. im CD-Player, aber das half nicht viel. Vor mir waren drei PKWs, dann kam ein Lastwagen.
Ein paarmal wollte ich zackig überholen, aber es ging nicht: Im Gegenverkehr waren Autos, die das Licht nicht anhatten, so daß ich sie kaum sah. (Warum macht man bei so einem Scheißwetter sein Licht aus?) Ich zog jedesmal wieder auf meine Spur zurück.
Auf einmal aber ging's – ein LKW im Gegenverkehr, weit genug entfernt. Ich zog auf die Gegenfahrbahn, beschleunigte und zog an den drei PKWs vorbei; hinter dem Lastwagen scherte ich wieder ein.
Aber ich hatte gesehen, daß nicht er der Langsamnervfahrer war: Vor ihm zuckelte ein weiterer PKW dahin. Ich kochte: Freitag morgens, ich war spät dran, und ein Langsamfahrer guckte sich die Landschaft an.
Als ich endlich sowohl den LKW als auch den PKW überholen konnte, sah ich, dass der Rastatter Kennzeichen hatte. Wieder mal ein Klischee erfüllt, dachte ich, während ich die letzten paar Kilometer mit flotten Tempo-85 zurücklegte.
Heute morgen zuckelte ich mit Tempo 60 oder 70 über die Landstraße, es war leicht nebelig, und ich war zermatscht. Zwar liefen D.O.A. im CD-Player, aber das half nicht viel. Vor mir waren drei PKWs, dann kam ein Lastwagen.
Ein paarmal wollte ich zackig überholen, aber es ging nicht: Im Gegenverkehr waren Autos, die das Licht nicht anhatten, so daß ich sie kaum sah. (Warum macht man bei so einem Scheißwetter sein Licht aus?) Ich zog jedesmal wieder auf meine Spur zurück.
Auf einmal aber ging's – ein LKW im Gegenverkehr, weit genug entfernt. Ich zog auf die Gegenfahrbahn, beschleunigte und zog an den drei PKWs vorbei; hinter dem Lastwagen scherte ich wieder ein.
Aber ich hatte gesehen, daß nicht er der Langsamnervfahrer war: Vor ihm zuckelte ein weiterer PKW dahin. Ich kochte: Freitag morgens, ich war spät dran, und ein Langsamfahrer guckte sich die Landschaft an.
Als ich endlich sowohl den LKW als auch den PKW überholen konnte, sah ich, dass der Rastatter Kennzeichen hatte. Wieder mal ein Klischee erfüllt, dachte ich, während ich die letzten paar Kilometer mit flotten Tempo-85 zurücklegte.
Deutschpunk lebe!
Hölle und Teufel!, sage mir noch einer, der gute alte Deutschpunk sei irgendwo tot oder verstaubt. Ich lästere ja gern über manche der neuen Bands, die entweder völlig verheult sind oder sich in irgendwelchem Hardrock-Gewichse verlieren. Aber es gibt großartige neue Bands, die auf ihren Platten stets zeigen, daß Deutschpunk immer noch lebt.
Damit meine ich nicht nur Nein Nein Nein, die auf ihrer EP »Endstation Bullshit« (erschienen bei Twisted Chords) laut über Deutschpunk und Skapunk schimpfen, sondern eine Reihe anderer krachiger Bands. Ziemliches Geruppe gibt's beispielsweise auch von Feindbild aus Hamburg, deren Platte »Rührt euch« bei Klartext Records erschienen ist und die eine einzige Pogo-Granate ist.
Oder die Split-EP der Kölner Band KSM40 und der rheinländischen Band Ablärm (ehemals Leute von Blutkeks, wenn ich's richtig kapiert habe): rotzige Aussagen, knüppeliger Sound, der immer nach vorne bolzt. Hammer!
Und von der Sorte gibt's ja noch mehr; ich habe dieser Tage mal wieder Supabond gehört, deren rotziger Spät-70er-Jahre-Sound richtig gut knallt. Sge keiner, Deutschpunk seit nach bald dreißig Jahren ein Auslaufmodell ...
Damit meine ich nicht nur Nein Nein Nein, die auf ihrer EP »Endstation Bullshit« (erschienen bei Twisted Chords) laut über Deutschpunk und Skapunk schimpfen, sondern eine Reihe anderer krachiger Bands. Ziemliches Geruppe gibt's beispielsweise auch von Feindbild aus Hamburg, deren Platte »Rührt euch« bei Klartext Records erschienen ist und die eine einzige Pogo-Granate ist.
Oder die Split-EP der Kölner Band KSM40 und der rheinländischen Band Ablärm (ehemals Leute von Blutkeks, wenn ich's richtig kapiert habe): rotzige Aussagen, knüppeliger Sound, der immer nach vorne bolzt. Hammer!
Und von der Sorte gibt's ja noch mehr; ich habe dieser Tage mal wieder Supabond gehört, deren rotziger Spät-70er-Jahre-Sound richtig gut knallt. Sge keiner, Deutschpunk seit nach bald dreißig Jahren ein Auslaufmodell ...
06 November 2008
Persönliche Öko-Bilanz
Das war teuer, mein Schwabenherz rebelliert geradezu: Eigentlich hätte ich am Freitag nach Hamburg sollen, dann wurde das kurzfristig geändert, und ich mußte meinen Flug umbuchen lassen.
Also jettete ich am heutigen Donnerstag: morgens hin, abends zurück. Aufgrund der Umbucherei kostete der Flug jetzt mit allem Drum-und-dran rund 400 Euro.
Das ist richtig viel, dafür machen andere eine Woche Urlaub auf Malle. Ich halte dafür einen Vortrag von etwa einer halben Stunde Länge. Manchmal denke ich schon, daß Geld manchmal ganz schön blöd verplempert wird.
Und von meiner ganz privaten Öko-Bilanz will ich mal schweigen. Da muß ich ganz schön viele Bäume dafür pflanzen, fürchte ich.
Also jettete ich am heutigen Donnerstag: morgens hin, abends zurück. Aufgrund der Umbucherei kostete der Flug jetzt mit allem Drum-und-dran rund 400 Euro.
Das ist richtig viel, dafür machen andere eine Woche Urlaub auf Malle. Ich halte dafür einen Vortrag von etwa einer halben Stunde Länge. Manchmal denke ich schon, daß Geld manchmal ganz schön blöd verplempert wird.
Und von meiner ganz privaten Öko-Bilanz will ich mal schweigen. Da muß ich ganz schön viele Bäume dafür pflanzen, fürchte ich.
05 November 2008
Obama-Gucken
Da packte es mich dann doch: Dienstag auf Mittwoch nacht guckte ich relativ lang in die Röhre, um mich über die Wahl zum amerikanischen Präsidenten zu informieren. Da sich die deutschen Fernsehsender hier alle gut plaziert hatten, war das durchaus spannend. Zudem konnte man zwischendurch auch ein bißchen durch die Gegend zappen.
Als es gegen viertel nach eins allerdings »18 zu 3« für McCain stand, wurde ich leicht unruhig. Nicht, dass ich glaube, dass Mr Obama so viele Wohltaten für unsereins haben wird - aber die Vorstellung, der olle Vietnam-Veteran und die Robbenkillerin aus Alaska würden die größte Militärmacht der Welt regieren, bescherte mir nun mal erst recht keine Freundstänze.
Irgendwann kippte das ganze, Obama gewann einen Staat nach dem anderen, und gegen halb drei Uhr reichte es so langsam. Müde genug war ich immerhin, und das Bier war auch leer. Ich kam mir vor wie bei der Weltmeisterschaft, wo ich auch immer vor der Glotze saß (oder stand), um Ergebnisse abzuwarten.
Und heute morgen? Gleich um acht Uhr nach dem Aufstehen wieder vor die Glotze, gleich wieder eine halbe Stunde. Ich kam mir schon vor wie ein Junkie. Aber spannend war's allemal, von daher schämte ich mich nicht mehr als nötig ...
Als es gegen viertel nach eins allerdings »18 zu 3« für McCain stand, wurde ich leicht unruhig. Nicht, dass ich glaube, dass Mr Obama so viele Wohltaten für unsereins haben wird - aber die Vorstellung, der olle Vietnam-Veteran und die Robbenkillerin aus Alaska würden die größte Militärmacht der Welt regieren, bescherte mir nun mal erst recht keine Freundstänze.
Irgendwann kippte das ganze, Obama gewann einen Staat nach dem anderen, und gegen halb drei Uhr reichte es so langsam. Müde genug war ich immerhin, und das Bier war auch leer. Ich kam mir vor wie bei der Weltmeisterschaft, wo ich auch immer vor der Glotze saß (oder stand), um Ergebnisse abzuwarten.
Und heute morgen? Gleich um acht Uhr nach dem Aufstehen wieder vor die Glotze, gleich wieder eine halbe Stunde. Ich kam mir schon vor wie ein Junkie. Aber spannend war's allemal, von daher schämte ich mich nicht mehr als nötig ...
Wehleidiger Pop
Emo ist schwer im Trend; es klingt mal punkig, mal poppig, mal weinerlich, mal kreischig. Und gar nicht mal schlecht ist eigentlich Interstate 5. Die Band aus Leipzig macht laut Info »Wave-Punk-Pop«, und ich würde Indie-Pop mit Emo-Touch dazu sagen, um auch noch eine Schublade für die Kapelle zu finden.
Neun Stücke sind auf der Platte »Im Erklärton«, alle relativ lang, alle mal dudelig, mal gitarrenschwer-krachig, immer mit schlau klingenden Texten in deutscher Sprache, für Lyrik-Studenten im ersten Semester: »Der Horizont bleibt unverändert stehen, wackelt nur manchmal, wenn wir kein Land mehr sehen.« Das könnte auch von Pur stammen ...
Seien wir fair: Die Band ist ganz okay, die Platte tut nicht weh – und jetzt fange ich glatt noch an zu dichten. Da hat das Label Rookie Records mindestens ein Dutzend besserer Pferde im Stall.
Neun Stücke sind auf der Platte »Im Erklärton«, alle relativ lang, alle mal dudelig, mal gitarrenschwer-krachig, immer mit schlau klingenden Texten in deutscher Sprache, für Lyrik-Studenten im ersten Semester: »Der Horizont bleibt unverändert stehen, wackelt nur manchmal, wenn wir kein Land mehr sehen.« Das könnte auch von Pur stammen ...
Seien wir fair: Die Band ist ganz okay, die Platte tut nicht weh – und jetzt fange ich glatt noch an zu dichten. Da hat das Label Rookie Records mindestens ein Dutzend besserer Pferde im Stall.
04 November 2008
Quasi »einer von uns«
Das finde ich interessant: Der neue Nobelpreisträger für Ökonomie war – und ist vielleicht noch – tatsächlich ein Science-Fiction-Fan. Bisher ging diese Information an mir vorüber, neuerdings stolpere ich ständig über sie.
Als Jugendlicher verschlang er SF-Romane wohl gleich im Dutzend. Besonders beeindruckend fand er Isaac Asimovs »Foundation«-Romane, die hierzulande in verschiedenen Verlagen auf den Markt gekommen sind und im wesentlichen eine Zukunftsgeschichte der Menschheit liefern.
»Ich wollte ein Psychohistoriker werden, als ich aufwuchs«, sagte Krugman beispielsweise der New York Times. »Und Ökonomie war das, was am nächsten dran war.«
Stimmt: Guckt man sich ökonomische Überlegungen an, vor allem jene, die weit abseits irgendwelcher Zocker-Mentalität liegen, geht's darum, die Zukunft quasi vorauszuberechnen. Nichts anderes machen die Psychohistoriker in der legendären Asimov-Trilogie aus den fünfziger Jahren.
Die ist übrigens auch heute noch empfehlenswert, wenngleich das Menschen- und vor allem Frauenbild ein wenig arg angestaubt ist. Als Jugendlicher hat's mich schwer beeindruckt, aber als Erwachsener kann ich mich der Faszination nicht entziehen. Klassische Science Fiction eben.
Als Jugendlicher verschlang er SF-Romane wohl gleich im Dutzend. Besonders beeindruckend fand er Isaac Asimovs »Foundation«-Romane, die hierzulande in verschiedenen Verlagen auf den Markt gekommen sind und im wesentlichen eine Zukunftsgeschichte der Menschheit liefern.
»Ich wollte ein Psychohistoriker werden, als ich aufwuchs«, sagte Krugman beispielsweise der New York Times. »Und Ökonomie war das, was am nächsten dran war.«
Stimmt: Guckt man sich ökonomische Überlegungen an, vor allem jene, die weit abseits irgendwelcher Zocker-Mentalität liegen, geht's darum, die Zukunft quasi vorauszuberechnen. Nichts anderes machen die Psychohistoriker in der legendären Asimov-Trilogie aus den fünfziger Jahren.
Die ist übrigens auch heute noch empfehlenswert, wenngleich das Menschen- und vor allem Frauenbild ein wenig arg angestaubt ist. Als Jugendlicher hat's mich schwer beeindruckt, aber als Erwachsener kann ich mich der Faszination nicht entziehen. Klassische Science Fiction eben.
03 November 2008
Essen und vergessen
Nach einem anstrengenden Sonntag landeten wir in der Karlsruher Südweststadt an einer Straßenecke. Von der anderen Straßenseite aus sah das Lokal ehr bescheiden aus; wir überlegten eine Weile, ob wir überhaupt hineingehen sollten.
Aber schon im Innern sahen wir, dass das »Sole d’Oro« seine Qualitäten haben musste: Es war gerammelt voll, und wir mussten einen Augenblick warten, bis wir einen Platz bekamen. Das Lokal sah sehr traditionell aus: viel Holz, wie eine Pizzeria früher eben auszusehen hatte.
Das »Sole d’Oro« erwies sich nicht als Feinschmeckerlokal - aber es war ein Restaurant, in dem es anständiges Essen zu korrekten Preisen gab. Der Vorspeisenteller schmeckte gut und war reichhaltig; am Salat hätte mich die zu dicke Soße ein wenig gestört, unseren Begleitern gefiel das aber sehr gut.
Wir aßen alle Pizza, und die waren durch die Bank gut bis sehr gut: leckerer Teig, großzügige Ausmaße, anständig belegt. Sehr schön, genau das, was man von einer Pizzeria erwartet! Der Service war korrekt, aber weder überschäumend vor Begeisterung noch unterkühlt; alles kam freundlich und zügig, und die Preise waren auch in Ordnung.
Und bei alledem vergaß ich, dass ich an diesem Sonntag eigentlich eine Radiosendung hätte im Querfunk machen sollen. Mannomann ... die dritte Sendung in über einem Dutzend Jahren, die ich verpeilt hatte. Einmal war ich besoffen, einmal lag ich im Krankenhaus – und gestern hatte ich keinen Gedanken ans Radio verschwendet.
Wahrscheinlich wird es Zeit, daß ich mit dem ENPUNKT-Radio auch irgendwann aufhöre ...
Aber schon im Innern sahen wir, dass das »Sole d’Oro« seine Qualitäten haben musste: Es war gerammelt voll, und wir mussten einen Augenblick warten, bis wir einen Platz bekamen. Das Lokal sah sehr traditionell aus: viel Holz, wie eine Pizzeria früher eben auszusehen hatte.
Das »Sole d’Oro« erwies sich nicht als Feinschmeckerlokal - aber es war ein Restaurant, in dem es anständiges Essen zu korrekten Preisen gab. Der Vorspeisenteller schmeckte gut und war reichhaltig; am Salat hätte mich die zu dicke Soße ein wenig gestört, unseren Begleitern gefiel das aber sehr gut.
Wir aßen alle Pizza, und die waren durch die Bank gut bis sehr gut: leckerer Teig, großzügige Ausmaße, anständig belegt. Sehr schön, genau das, was man von einer Pizzeria erwartet! Der Service war korrekt, aber weder überschäumend vor Begeisterung noch unterkühlt; alles kam freundlich und zügig, und die Preise waren auch in Ordnung.
Und bei alledem vergaß ich, dass ich an diesem Sonntag eigentlich eine Radiosendung hätte im Querfunk machen sollen. Mannomann ... die dritte Sendung in über einem Dutzend Jahren, die ich verpeilt hatte. Einmal war ich besoffen, einmal lag ich im Krankenhaus – und gestern hatte ich keinen Gedanken ans Radio verschwendet.
Wahrscheinlich wird es Zeit, daß ich mit dem ENPUNKT-Radio auch irgendwann aufhöre ...
Rubbeln mit Letraset
Die Kolumne, die Ende Oktober 2008 beim Internet-Angebot der Zeitschrift STERN ins Netz ging, ist nicht brandaktuell; die hat Carsten Scheibe schon vor Jahren publiziert. Schön liest sie sich immer noch: wie das damals war, als wir Jungs in unseren Kinder- und Jugendzimmern irgendwo in der Republik unsere Fanzines bastelten.
Mit Letraset wurden Buchstaben gerubbelt, dann wurde verschickt, und hinterher war man super-stolz. Im Artikel werde ich auch erwähnt, und ich erinnere mich immer noch gern an den Stolz, den ich empfand, als ich mein erstes SAGITTARIUS-Heft in den Händen hielt.
Februar 1980 war das; ich war 16 Jahre alt und stolz wie Harry. Eine myspace-Seite oder ein Blog – wie dieser hier – können das nicht ersetzen.
Mit Letraset wurden Buchstaben gerubbelt, dann wurde verschickt, und hinterher war man super-stolz. Im Artikel werde ich auch erwähnt, und ich erinnere mich immer noch gern an den Stolz, den ich empfand, als ich mein erstes SAGITTARIUS-Heft in den Händen hielt.
Februar 1980 war das; ich war 16 Jahre alt und stolz wie Harry. Eine myspace-Seite oder ein Blog – wie dieser hier – können das nicht ersetzen.
31 Oktober 2008
Der Oi!-Experte aus Karlsruhe
Das finde ich mal wieder lustig - und zugleich typisch für die Wikipedia: Guckt man sich den aktuellen Beitrag über Oi!-Musik an, wrden da drin ständig Autoren zitiert. Der eine ist Alan Götz, der in seinem Fanzine Alf Garnett einen brillanten Artikel über den Ursprung des Wortes Oi! verfaßt hat, der andere bin ich.
Jetzt bin ich ja durchaus geschmeichelt, wenn man aus meinem ENPUNKT zitiert, auch und gerade, wenn Schmierheft schon einige Jahre alt ist und der Beitrag doch recht peppig klingt. Nur: Irgendwelchen seriösen oder wissenschaftlichen Ansprüchen hält mein Text nicht stand. Der wurde damals - wie es sich gehört - runtergehackt, ausgedruckt, eingeklebt und fertig. Korrekturgelesen oder gar sauber recherchiert habe ich da nicht; ist ja schließlich Punkrock ...
Hat man da wirklich nix besseres gefunden? Bücher von Klaus Farin ausm Archiv der Jugendkulturen beispielsweise? Oder die eine oder andre Ausgabe eines Skinhead-Fanzines? Nun ja, ich fühle mich geschmeichelt.
Jetzt bin ich ja durchaus geschmeichelt, wenn man aus meinem ENPUNKT zitiert, auch und gerade, wenn Schmierheft schon einige Jahre alt ist und der Beitrag doch recht peppig klingt. Nur: Irgendwelchen seriösen oder wissenschaftlichen Ansprüchen hält mein Text nicht stand. Der wurde damals - wie es sich gehört - runtergehackt, ausgedruckt, eingeklebt und fertig. Korrekturgelesen oder gar sauber recherchiert habe ich da nicht; ist ja schließlich Punkrock ...
Hat man da wirklich nix besseres gefunden? Bücher von Klaus Farin ausm Archiv der Jugendkulturen beispielsweise? Oder die eine oder andre Ausgabe eines Skinhead-Fanzines? Nun ja, ich fühle mich geschmeichelt.
30 Oktober 2008
Frick for President
Manche Leute neigen zu eher obskurem Humor, ich finde das häufig aber auch lustig. So jetzt mit dem Video-Filmchen, das ich erhalten habe und das klarstellt, dass es einen dritten amerikanischen Präsidentschafts-Kandidaten gibt: mich nämlich.
Wer's nicht glaubt, folge der Spur zum angegebenen Link und amüsiere sich über das Filmchen. Es sollte ja noch eine Weile online sein ...
Wer's nicht glaubt, folge der Spur zum angegebenen Link und amüsiere sich über das Filmchen. Es sollte ja noch eine Weile online sein ...
Buchwissenschaften in München
Gestern war ich zum ersten Mal in meinem Leben in der Ludwig-Maximilians-Universität in München, genauer gesagt, im Institut für deutsche Philologie. Ich kam mir vor wie in der Schule: zahlreiche junge Leute auf den Fluren und in den Räumen, und die Seminarräume von der Optik und von der Größe her nicht grundsätzlich anders als die Klassenzimmer, die ich von früher her kannte.
Mit den einem, ganz entscheidenden Unterschied: Ich war nicht als Schüler und/oder Student da, sondern tatsächlich als Dozent. Noch genauer, als Gastdozent. Im Fach Buchwissenschaften sollte ich nämlich etwas über PERRY RHODAN erzählen, sprich, meinen Job. Und so stand ich eben vor der Klasse ('tschuldigung, vor dem Kurs Buchwissenschaften) und zeigte den Studentinnen und Studenten allerlei Zeugs.
Damit das ganze ein wenig interessant wird, erzählte ich zuerst was aus meinem Leben (wie wir man ohne Studium zum Redakteur?), bevor ich die PERRY RHODAN-Geschichte vorstellte und dann die Produkte präsentierte. Alles in allem, so denke ich, ganz interessant; es wurden noch einige Fragen gestellt, und dann waren die eineinhalb Stunden auch schon rum.
Mit den einem, ganz entscheidenden Unterschied: Ich war nicht als Schüler und/oder Student da, sondern tatsächlich als Dozent. Noch genauer, als Gastdozent. Im Fach Buchwissenschaften sollte ich nämlich etwas über PERRY RHODAN erzählen, sprich, meinen Job. Und so stand ich eben vor der Klasse ('tschuldigung, vor dem Kurs Buchwissenschaften) und zeigte den Studentinnen und Studenten allerlei Zeugs.
Damit das ganze ein wenig interessant wird, erzählte ich zuerst was aus meinem Leben (wie wir man ohne Studium zum Redakteur?), bevor ich die PERRY RHODAN-Geschichte vorstellte und dann die Produkte präsentierte. Alles in allem, so denke ich, ganz interessant; es wurden noch einige Fragen gestellt, und dann waren die eineinhalb Stunden auch schon rum.
28 Oktober 2008
Ein weiter Weg von 1977
Auf dem TV Smith-Konzert kaufte ich mir die neue Schallplatte des Engländers: Sie heißt »In The Arms Of My Enemy« und ist ziemlich unpunkig. Wer mag, darf die Schublade »IndieRock« aufmachen und sie da rein stecken. In meinen Ohren ist sie saugut, und sie dreht sich nach dem Kauf praktisch ununterbrochen auf meinem Plattenteller. (Ja, und es gibt sie natürlich auch als CD, aber ich habe mir das Vinyl gekauft.)
Während TV Smith ja live mit einer Wandergitarre und solo auftritt, hat er sich bei dieser Platte eine Reihe von Mitstreitern geholt. Ich bin nicht gerade der große Experte für Musikernamen, von daher ist mir nur der Schlagzeuger ein Begriff; vom Ritchie ist meines Wissens auch bei den Toten Hosen engagiert, die ja auch schon eine ganze Platte für TV Smith eingespielt haben. Ansonsten kommen bei der Platte allerlei Gitarre und Blasinstrumente zum Einsatz, manchmal klimpert es sogar ein wenig »spanisch« vor sich hin.
Textlich paßt eh alles: Der Mann hat seine kritische, ja, zynische Weltsicht seit den frühen Punkrock-Tagen nicht verloren, und sie ist höchstens in all den Jahren noch kritischer und ein wenig intellektueller geworden. Heutzutage weiß TV Smith wohl auch, warum er etwas haßt – im Jahr 1977 reichte es noch aus, einfach alles abzulehnen.
Es ist in der Tat ein weiter Weg von 1977 bis ins Jahr 2008: Damals rotzten die Adverts ihre Zweieinhalbminutenstücke in einem – für damalige Verhältnisse – Affenzahn heraus, heute läßt es TV Smith halt einfach langsamer angehen. Es ist Musik, die geradezu leuchtet, deren Gitarren flackern und jammern, und die Stimme trägt die coolen Texte darüber hinaus.
Auf die Gefahr, dass das jetzt jemand in den falschen Hals kriegt: Noch nie war der Brite näher am frühen Bruce Springsteen wie auf dieser Platte, und noch nie klang er intensiver. Ein beeindruckendes Werk, das von dem unbekannten Label Drumming Monkey Records herausgebracht wurde und das ich jedem nur ans Herz legen kann.
Während TV Smith ja live mit einer Wandergitarre und solo auftritt, hat er sich bei dieser Platte eine Reihe von Mitstreitern geholt. Ich bin nicht gerade der große Experte für Musikernamen, von daher ist mir nur der Schlagzeuger ein Begriff; vom Ritchie ist meines Wissens auch bei den Toten Hosen engagiert, die ja auch schon eine ganze Platte für TV Smith eingespielt haben. Ansonsten kommen bei der Platte allerlei Gitarre und Blasinstrumente zum Einsatz, manchmal klimpert es sogar ein wenig »spanisch« vor sich hin.
Textlich paßt eh alles: Der Mann hat seine kritische, ja, zynische Weltsicht seit den frühen Punkrock-Tagen nicht verloren, und sie ist höchstens in all den Jahren noch kritischer und ein wenig intellektueller geworden. Heutzutage weiß TV Smith wohl auch, warum er etwas haßt – im Jahr 1977 reichte es noch aus, einfach alles abzulehnen.
Es ist in der Tat ein weiter Weg von 1977 bis ins Jahr 2008: Damals rotzten die Adverts ihre Zweieinhalbminutenstücke in einem – für damalige Verhältnisse – Affenzahn heraus, heute läßt es TV Smith halt einfach langsamer angehen. Es ist Musik, die geradezu leuchtet, deren Gitarren flackern und jammern, und die Stimme trägt die coolen Texte darüber hinaus.
Auf die Gefahr, dass das jetzt jemand in den falschen Hals kriegt: Noch nie war der Brite näher am frühen Bruce Springsteen wie auf dieser Platte, und noch nie klang er intensiver. Ein beeindruckendes Werk, das von dem unbekannten Label Drumming Monkey Records herausgebracht wurde und das ich jedem nur ans Herz legen kann.
27 Oktober 2008
Ein Abend an der Bass-Box
Die alten Männer von No Means No sind die Bestätigung dafür, daß man auch nach über zwanzig Jahren in Sachen Punkrock und Hardcore nicht peinlich sein muß; das zeigen sie auch bei ihrem Zweitprojekt, den Hanson Brothers. Die traten am Sonntag abend, 26. Oktober 2008, in Karlsruhe auf, und die »Alte Hackerei« war proppevoll, quasi bis auf den letzten Stehplatz ausverkauft.
Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt, und den versprühten an diesem Abend erst mal Fat Flag aus Hamburg. Das Trio überzeugte mich mit wuchtigem Punk-Sound, bei dem meinetwegen ein Poison Idea-Vergleich gezogen werden darf, und knallten ihre Stücke mit viel Energie in ein eher lethargisches Publikum.
Ich darf nicht lästern; schließlich hielt ich mich auch die meiste Zeit an irgendwelchen Bierflaschen fest und stand am Bühnenrand. Dort hatte ich die Bass-Box direkt am Ohr – ein guter Blick auf die Bühne bedeutet in der »Alten Hackerei« wohl immer, daß man ein wenig Abstriche entweder an der Bewegungsfreiheit oder an der Soundqualität machen muß.
Egal, denn danach kamen die Hanson Brothers auf die Bühne. Die drei alten Herren von NoMeansNo, die trotz ihrer grauen Haare mehr Energie ausstrahlen als 95 Prozent aller muskelbepackten Tough-Guy-Hardcore-Typen, kaspern in dieser Identität als eishockey-verrückte Gestalten herum, was schon ziemlich klasse ist.
Ergänzt werden sie durch einen Schlagzeuger, der aber echt wirkt, als ob er einen an der Klatsche hätte: Er grimassierte hinter seiner Schießbude herum, sprang während seiner Tätigkeit auf oder wirbelte mal die Beine rechts oder links heraus. Großartig!, aufgrund meines Platzes hatte ich einen ungehinderten Blick auf ihn und kam nicht aus dem Lachen heraus.
Stoisch rotzten die Kanadier ihre Stücke ins Publikum, in das recht schnell Bewegung kam. Gepogt wurde nicht, was angesichts der Enge auch ein bißchen problematisch geworden wäre; aber da sich jeder bewegte, stiegen die Temperaturen rasch an, und ich war vom Kopf-, Fuß- und Arschwackeln hinterher auch naßgeschwitzt.
Ein großartiges Konzert, schräge Ansagen und eine witzige Show inklusive. Den alten Herren schien es echt Spaß zu machen, sich auf der Bühne ein wenig zum Deppen zu machen: Bierflasche ansetzen, auf Ex trinken und dann in die Ecke schmeißen – das sah schon ziemlich cool aus, hüstel.
Alles in allem war ich begeistert und naßgeschwitzt, stand hinterher im T-Shirt in der Kälte vor der Tür und fror nicht, redete noch gut zwei Stunden lang Unsinn und trank einige Biere zuviel. Punkrock im Herbst 2008 ist wohl was für »good old men« - na dann!
Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt, und den versprühten an diesem Abend erst mal Fat Flag aus Hamburg. Das Trio überzeugte mich mit wuchtigem Punk-Sound, bei dem meinetwegen ein Poison Idea-Vergleich gezogen werden darf, und knallten ihre Stücke mit viel Energie in ein eher lethargisches Publikum.
Ich darf nicht lästern; schließlich hielt ich mich auch die meiste Zeit an irgendwelchen Bierflaschen fest und stand am Bühnenrand. Dort hatte ich die Bass-Box direkt am Ohr – ein guter Blick auf die Bühne bedeutet in der »Alten Hackerei« wohl immer, daß man ein wenig Abstriche entweder an der Bewegungsfreiheit oder an der Soundqualität machen muß.
Egal, denn danach kamen die Hanson Brothers auf die Bühne. Die drei alten Herren von NoMeansNo, die trotz ihrer grauen Haare mehr Energie ausstrahlen als 95 Prozent aller muskelbepackten Tough-Guy-Hardcore-Typen, kaspern in dieser Identität als eishockey-verrückte Gestalten herum, was schon ziemlich klasse ist.
Ergänzt werden sie durch einen Schlagzeuger, der aber echt wirkt, als ob er einen an der Klatsche hätte: Er grimassierte hinter seiner Schießbude herum, sprang während seiner Tätigkeit auf oder wirbelte mal die Beine rechts oder links heraus. Großartig!, aufgrund meines Platzes hatte ich einen ungehinderten Blick auf ihn und kam nicht aus dem Lachen heraus.
Stoisch rotzten die Kanadier ihre Stücke ins Publikum, in das recht schnell Bewegung kam. Gepogt wurde nicht, was angesichts der Enge auch ein bißchen problematisch geworden wäre; aber da sich jeder bewegte, stiegen die Temperaturen rasch an, und ich war vom Kopf-, Fuß- und Arschwackeln hinterher auch naßgeschwitzt.
Ein großartiges Konzert, schräge Ansagen und eine witzige Show inklusive. Den alten Herren schien es echt Spaß zu machen, sich auf der Bühne ein wenig zum Deppen zu machen: Bierflasche ansetzen, auf Ex trinken und dann in die Ecke schmeißen – das sah schon ziemlich cool aus, hüstel.
Alles in allem war ich begeistert und naßgeschwitzt, stand hinterher im T-Shirt in der Kälte vor der Tür und fror nicht, redete noch gut zwei Stunden lang Unsinn und trank einige Biere zuviel. Punkrock im Herbst 2008 ist wohl was für »good old men« - na dann!
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