19 Mai 2006

Ein Ei im »Schleusenkrug«

Berliner sind schon irgendwie cool. Ich glaube ja seit einiger Zeit, daß die Großkotzigkeit und diese Rotzigkeit nur gespielt sind; dieses penetrante »Weeßichnich« oder »Hamwanich«, dieses aufdringliche »Weeßte« und »Wa?« sind nur Ausdruck einer permanenten Unsicherheit. Die aber tarnen sie gut.

Was das mit dem Ei zu tun hat, über das ich gleich schreiben will, weiß ich nicht. Aber es paßt ganz gut. Letzte Woche war ich in Berlin. Unter anderem traf ich mich mit Frank Böhmert im »Schleusenkrug« in der Nähe des Tiergartens, worüber ich an anderer Stelle ja geschrieben habe.

Im »Schleusenkrug« kommt keine Bedienung an den Tisch und nimmt eine Bestellung auf. Nein, man muß sich an einem Fenster anstellen – wie bei einem Kiosk – und dann bestellen. Wenn man Glück hat und zeitig dran ist, geht das ratzfatz. Hat man Pech und es ist sonntags ab zwölf Uhr, kann man da durchaus auch ins Warten kommen und das Berliner Schlangestehen üben.

Ich wollte zu meinem Frühstück ein Frühstücksei und bestellte es. Was ich bekam, war ein Ei, das sicher mal heißes Wasser gesehen hat, aber nicht lange: Das Eiweiß war glibberig und durchsichtig und lauwarm.

Also stand ich auf, ging an den Schalter, stellte mich hin, wartete darauf, bis ich dran kam und höflich um ein neues Ei bitten konnte. Zwar wurde ich nicht angeschnauzt; den einen oder anderen blöden Blick bekam ich schon ab. »Wat willn der Touri?« oder so.

Sieben Minuten später hatte ich mein neues Ei. Berliner Art: Man hatte einfach meinen Eierbecher genommen, nicht mal die Reste des vorherigen Eis komplett rausgepult, sondern einfach ein neues draufgestellt.

Es war genauso glibberig und lauwarm.

Ich verzichtete auf eine Beschwerde oder eine weitere höfliche Anfrage. Das schien mir zu riskant zu sein. Aber ich hab' eins gelernt: Im »Schleusenkrug« bestelle man sicherheitshalber kein Frühstücksei.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Außer man heißt z. B. Barbara Slawig. Die hat zwei Wochen später ein richtig gut gekochtes gekriegt. ;-)