Ich steuerte mein Fahrrad langsam an den Straßenrand, stieg ab und schob es einige Meter ins Buschland hinein. Zwischen zwei großen Grasbüscheln stellte ich es ab. Sicherheitshalber prüfte ich, ob es stabil stand und der Seesack immer noch gut verstaut war. Alles wackelte, wie es sich gehörte, aber das Rad fiel nicht um.
Erst dann nahm ich den Rucksack ab, trank einen Schluck Wasser und suchte mir einen großen, flachen Stein am Straßenrand, auf dem ich mich niederlassen konnte. Die Sonne knallte vom Himmel, wir hatten sicher schon elf Uhr, und es wurde immer wärmer. Das Radfahren strengte an, mein T-Shirt war vom Schweiß getränkt, vor allem der Rücken klebte. Aber das konnte ich ignorieren.
Langsam aß ich eine Mohrrübe, die ich mir auf einem Markt gekauft hatte. In der Ferne erkannte ich einen Lastwagen, der langsam näher kam; die Straße in diesem Bereich des Nationalparks verlief streckenweise fast gerade. Der Fahrer schien mich zu sehen, er bremste ab und wurde langsamer. Grüßend hob ich die Hand, er grüßte und rollte vorbei, dann fuhr er schneller. Eine Wolke aus feinem Staub und Abgasen blieb in der Luft hängen.
Was der Fahrer wohl gedacht hatte? Ich war mir sicher, dass nicht viele weiße Radfahrer im Kandé-Nationalpark im Norden Togos unterwegs waren. In diesem Januar 1987 war ich womöglich der einzige. Die Straßensperre am Eingang des Nationalparks, an der sich alle Auto- und Lastwagenfahrer ausweisen musste, hatte ich einfach umgangen; seither war ich praktisch allein unterwegs.
Rechts und links von mir erstreckte sich Savanne, meist niedriges Buschland, ab und zu mal Bäume. Ich hatte Giraffen gesehen, die sich nicht um mich scherten, und einige Antilopen, sonst nichts. Gefährliche Tiere gab es nicht, wie man mir gesagt hatte; ich brauchte weder vor Löwen noch Leoparden irgendwie Angst haben.
Während ich kaute, sah ich mich ständig um. Warme Luft trieb nun den Geruch des Buschlands an meine Nase, Pflanzen und Tiere und Staub; ich konnte nicht alles richtig zuordnen, fand es aber faszinierend. Insekten krabbelten über den Boden, in einem Strauch in meiner Nähe raschelte es, wohl ein Kleintier. Alles wirkte harmlos, und ich genoss meine Pause.
Bis auf einmal die Affen auftauchten. Es waren vielleicht zwanzig Tiere, junge wie alte und sicher beiderlei Geschlechts. Ich kannte mich nicht aus, wusste also nicht, welche Art es war. Aber ich erkannte, dass ich keine Schimpansen vor mir hatte, dass sie eher Mandrills oder etwas in der Art waren. Die großen Angehörigen der Familie wirkten durchaus wehrhaft, und ich wusste aus Berichten, dass man Affen nicht unterschätzen sollte.
Sie sahen mir zu, wie ich in meine Mohrrübe biss und kaute. Immerhin blieben sie brav auf der anderen Straßenseite; vielleicht hatten sie vor der Straße Respekt, oder sie empfanden Scheu vor mir.
Mir aber war auf einmal unwohl.
Langsam aß ich zu Ende, dann packte ich meinen kleinen Rucksack zusammen und hievte ihn mir auf den Rücken. Vorsichtig schob ich mein Fahrrad auf die Straße, ließ die Affen dabei nicht aus den Augen. Auch sie betrachteten mich unaufhörlich; ich kam mir vor, als sei ich im Zoo und werde von den Tieren bestaunt.
Als ich auf meinem Rad saß und in die Pedale trat, blickte ich mich irgendwann um. Die Affen hatten sich mittlerweile über die Straße verteilt. Zwei große Tiere saßen an der Stelle, wo ich gerastet hatte, und schienen sie zu betrachten.
»Puh«, sagte ich, und ich wusste nicht, ob ich überhaupt einen Grund hatte, erleichtert zu sein. Aber ich wusste, dass ich noch einige Dutzend Kilometer vor mir hatte, die quer durch den Nationalpark führten …
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