27 November 2024

Die Jagd auf die Mona Lisa

Wer sich mit zeitgenössischer Science Fiction ein bisschen auskennt, dem ist der Name Tom Hillenbrand ein Begriff. Mit »Drohnenland« und anderen Romanen zeigte er, dass spannende Science Fiction, die in der nahen Zukunft und in Deutschland spielt, erfolgreich sein kann. Darüber hinaus schreibt Hillenbrand gelungene Krimis; sein »Der Kaffeedieb« hatte vor einigen Jahren bewiesen, dass er zudem originelle historische Romane verfassen kann.

Mit »Die Erfindung des Lächelns« liegt seit einigen Monaten ein Roman vor, der zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts spielt und das Paris jener Vorkriegsepoche noch einmal lebendig werden lässt. Veröffentlicht wurde er bei Kiepenheuer&Witsch, dem »Hausverlag« des Schriftstellers. Und weil der Roman sich so leicht liest, während er trotzdem tiefe Einblicke in eine interessante Epoche gibt, möchte ich ihn unbedingt empfehlen.

Der Roman beginnt mit einem Diebstahl – aus dem Louvre wird das Gemälde der »Mona Lisa« gestohlen; der Klassiker von Leonardo da Vinci fehlt. Recht schnell folgt die Polizei allerlei Spuren. Ein Inspektor erhält den Auftrag, das Gemälde wieder zu beschaffen, und er ermittelt in die unterschiedlichsten Richtungen. Unter anderem geraten der Maler Pablo Picasso und der Dichter Guillaume Apollinaire ins Visier der Ermittler.

Erschwert wird das Ganze durch eine Bande besonders rabiater Anarchisten, die Attentate verüben und Banken überfallen, wobei sie auf die Geschwindigkeit gestohlener Automobile setzen. Dem Autor gelingt das Kunststück, in seinem turbulenten Roman auch noch eine Ausdruckstänzerin, den Satanisten Aleister Crowley und den Komponisten Igor Strawinsky in die Handlung aufzunehmen, mal mehr oder weniger bedeutsam.

Was ich schön fand, ist die Art und Weise, wie der Autor seine Effekte setzt. Mir war nicht bekannt, dass der Louvre zu Beginn des 20. Jahrhunderts eher schlampig geführt wurde, dass es in den Ecken der Räumlichkeiten eher schmuddelig aussah und dass die »Mona Lisa« alles andere als wichtig war. Sie hing an einer Wand mit zahlreichen anderen Bildern, so dass ihr Fehlen erst gar nicht auffiel – ihre Bekanntheit entstand eigentlich erst in der Folge des Diebstahls.

Tom Hillenbrand entwickelt in seinem Roman das Bild einer Metropole im Umbruch. Paris ist eine moderne Stadt, ihre Bewohner streben nach vorne, der kommende Weltkrieg scheint weit weg zu sein. Künste florieren, auch arme Leute können sich durchschlagen, neue Techniken werden entwickelt. Anhand der zahlreichen Figuren, die der Autor aufbietet, schafft er es, das beeindruckende Bild einer großen Epoche aufzuzeigen.

Dabei bleibt er auf keiner Seite langweilig. Historische Romane finde ich oft ein wenig zäh – keine Spur bei diesem Werk! Hillenbrand erzählt mit viel Liebe zum historischen Detail, seine Personen verhalten sich glaubhaft, und die Dialoge sind stets lebendig. Es macht großen Spaß, in dieses Paris des Jahres 1911 einzutauchen. Ich fand den Roman ausgesprochen gelungen.

Erschienen ist »Die Erfindung des Lächelns« als Hardcover mit Schutzumschlag; er umfasst 512 Seiten und kostet 25,00 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-462-00328-4 kann das Buch überall im Buchhandel bestellt werden.

(Die Rezension hatte ich vor einigen Wochen auf der Internet-Seite von PERRY RHODAN. Ich wiederhole sie hier bewusst – andere Leser ...)

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Tom Hillenbrands großartiger Roman »Die Erfindung des Lächelns« ist bei KiWi erschienen; auf der Website dieses Verlags gibt es dann auch weitere Informationen.
Hier:
https://www.kiwi-verlag.de/buch/tom-hillenbrand-die-erfindung-des-laechelns-9783462003284