Der 1. Mai als Kampftag der Arbeiterklasse bewegt heute niemanden mehr. Nur noch die Unentwegten gehen auf die Kundgebungen der Gewerkschaften. Auch ich bringe meinen faulen Hintern an diesem Sonntag nicht aus dem Sofa – auf dem ich den halben Tag verbringe, um Manuskripte und andere Texte zu lesen, also für meinen Arbeitgeber tätig zu sein.
Die letzten Mai-Kundgebungen, an denen ich teilnahm, waren in den 90er-Jahren. In Mannheim, wo der Sloga »Hundert Jahre DGB – tun dem Kapitel nicht weh« lautete, ich also an der Revolutionären 1.-Mai-Demo teilnahm. Und in Hamburg, als es mit der APPD und dem genialen Slogan »Arbeit ist scheiße« auf die Straße ging.
Seither verbrachte ich den 1. Mai damit, familiäre Verpflichtungen zu erfüllen oder sonstige unpolitische Dinge zu tun. Manchmal schämte ich mich dafür, die meiste Zeit war es mir egal. Und das wiederum ist mir nicht egal.
Dass der 1. Mai nicht nur bei mir keine Relevanz mehr hat, sondern auch beim Gros der bundesdeutschen Bevölkerung, ist eine schlechte Entwicklung. Sie geht einher mit Entsolidarisierung und einem wachsenden Unmut in der Bevölkerung. Allerdings kann ich jeden und jede verstehen, die oder der keine Lust auf die langweiligen Reden einer Mai-Kundgebung haben.
Was wiederum den Mächtigen in diesem Land hilft: Eine politisch desinteressierte Bevölkerung lässt alles mit sich machen. Sie lässt sich auch aufputschen und in ihren Zielen auf Feinde von außerhalb lenken. Dass ausgerechnet die AfD von vielen Arbeitnehmern und auch »Armen« gewählt wurde, spielt da ins Kalkül ...
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