An diesem Donnerstag kam ich morgens wieder nur spät aus dem Haus und stolperte entsprechend müde über die Straße vor unserem Haus. Deshalb nahm ich den Mann, der mir winkend entgegen kam, viel zu spät war. Er sah ein wenig dunkelhäutig aus, vom Typ her hätte ich ihn auf einen Menschen türkischer oder arabischer Herkunft eingeschätzt; er war ein wenig korpulent, trug einen dezenten Bart und lächelte mir entgegen.
»Wo ist Verwaltungsgericht?«, fragte er in gutem, wenngleich stark akzentbehaftetem Deutsch. Er hielt mir sein Smartphone vor die Nase, wo ihm Google den Platz anzeigte, an dessen Ecke ich in diesem Augenblick stand.
Ich wusste es nicht, und das gab ich zu. Hilflos starrte ich auf den kleinen Bildschirm, den er mir zeigte. Es war die Hildapromenade eingezeigt, aber das Kreuz leuchtete an einer Stelle auf, wo garantiert kein Gericht war.
Aufgeregt zeigte er mir ein Schreiben. Es ging um eine Asylangelegenheit, und er musste wegen einer Verwaltungssache vor Gericht erscheinen. Als Adresse war die Hildapromenade angegeben. Das Smartphone hatte ihn dummerweise in eine falsche Richtung gelotst.
»Ich vermute, es ist da vorne«, sagte ich und wies in die Richtung, die ich vermutete. »Da beginnt die Hildapromenade, nicht hier, da muss dann die Hausnummer eins sein. Aber ich weiß es nicht.« Es war mir echt peinlich, und ich bat mehrmals um Entschuldigung.
Der Mann strahlte trotzdem vor Freude, versprach mir, an der nächsten Straßenecke noch einmal zu fragen, und eilte davon. Ich stand auf der Straße, sah ihm nach und schämte mich ein wenig: So wenig wusste ich von meiner Heimatstadt ...
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