Costermano ist eine der vielen kleinen Städte, von denen es in Italien nur so wimmelt. Auf den ersten Blick liegt die Gemeinde recht unauffällig auf den Hängen oberhalb des Gardasees, einige wenige Kilometer von der Stadt Garda entfernt.
Eigentlich hat Costermano sogar zwei Zentren: ein klassisches mit Piazza und Kirche und ein modernes mit einer fiesen Asphaltfläche, die als Parkplatz genutzt wird, einer Durchfahrtstraße und einigen potthässlichen Gebäuden drumherum. Damit unterscheidet sich die Stadt auch nicht sehr von vielen anderen Kleinstädten in Italien.
Wenn man sich in der Stadt bewegt, kommt man aber unweigerlich auf diesen Platz, direkt an der Viale della Repubblica gelegen. Immerhin gibt es die eine oder andere Möglichkeit, einen knackigen Espresso zu trinken, und so strandeten wir im leichten März-Nieselregen in der Bar Orchidea.
Nach Blumen sah es weder davor noch innendrin aus. Der Eingang war schmucklos, die Fassade müsste man bei Gelegenheit renovieren, und die wenigen Möbel auf der winzigen Veranda machten den Eindruck, als würden sie nur von Rauchern genutzt.
Innendrin empfingen uns schlichte Stühle und Tische, die auf einem ebenso schlichten Fußboden standen. Im Hintergrund gab es die unvermeidliche Theke, hinter der eine Frau wirbelte; einige Männer saßen kartenspielend um einen Tisch und vervollständigten so das Ensemble.
Wir bestellten Süßigkeiten und Espresso – soweit reicht das Italienisch immer –, setzten uns damit an einen kleinen Tisch an der Vorderfront und schauten auf die Straße hinaus, während wir aßen und tranken und die weitere Reise planten. Das regelmäßige Zischen der Espressomaschine, die Gespräche der Kartenspieler, das gelegentliche Bimmeln der Tür, wenn ein Gast kam oder ging – das alles passte zusammen und sorgte für eine angenehme Reisestimmung.
Die Bar Orchidea ist sicher kein Highlight einer Italienreise und dürfte aus gutem Grund in kaum einem Reiseführer stehen. An diesem Tag aber war sie für uns optimal.
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