27 April 2009

Phantasia Almanach

Die Edition Phantasia mit Sitz in Bellheim mag ich: Das ist so ein richtig kleiner, sehr feiner Kleinverlag, betrieben von zwei sympathischen Herren, die Ahnung von dem haben, was sie tun, und das auch noch mit Spaß an der Freude betreiben. Daß sie in der Pfalz wohnen (Bellheim, um es genau zu sagen; genau das Bellheim, wo unsereins in den 90er Jahren in den Räumlichkeiten eines katholischen Kindergartens amerikanische Hardcore-Bands wie Merel angeguckt hat), schadet ihrem guten Ansehen nur minimal.

Schlechte Witze beiseite: Das Buchprogramm der Edition Phantasia ist so, daß ich am liebsten alles kaufen würde. Da ich aber schlau genug bin, um zu wissen, daß ich eh nicht dazu komme, alles zu lesen, kaufe ich - ganz schlau! - nur etwa die Hälfte des Buchprogramms, um das dann auch nicht lesen zu können. Nun denn ...

Mit seinem kleinen Heft, das sie Phantasia Almanach nennen, schreibt sich der Kleinverlag erst recht in mein Herz: Die aktuelle Ausgabe 7 habe ich in der heutigen Mittagspause gelesen. Das Heft ist schlicht gehalten, einfach nur 24 Seiten im A5-Format, die ohne weiteren Schnickschnack auskommen, und gefällt mir inhaltlich dafür sehr gut.

Beeindruckend die düstere Jugend-Grusel-Story »Äpfel« von Ramsey Campbell; von dem Amerikaner habe ich vor Jahren einen famosen Kurzgeschichtenband gelesen, und der Mann kann wirklich phantastische Themen mit herausragender Literatur verknüpfen. Kurz und knapp dann eine Mischung aus Essay und Kurzgeschichte des kürzlich verstorbenen Autors James Graham Ballard - ein Plädoyer auf Flughäfen und die moderne Lebensweise zwischen Autobahnen und Glitzerpalästen.

Und richtig fies die Kurzgeschichte »Träumen, träumen, träumen« von Nick Mamatas, der im weitesten Sinne ja Punk-Literatur schreibt ... oder Hardcore ... in dieser Story tragen die Leute dann auch Hatebreed-T-Shirts und konsumieren Drogen. Als Abschluß dann noch zwei sehr kurze Texte von Paul Scheerbart aus der Zeit von vor dem Ersten Weltkrieg: sehr hübsch, auch und gerade des Gegensatzes wegen.

Es lohnt sich, die Edition Phantasia kennenzulernen. Stammkunden erhalten den hier bejubelten Almamach übrigens kostenlos. Grund genug, in diesem Fall auf den Buchhandel zu verzichten und direkt zu bestellen ...

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