09 November 2007

Im bonzigsten Teil der Bonzenstadt

Ein über 170 Jahre alter Prunk-Bau, in dem im 18. und 19. Jahrhundert alle möglichen berühmten Russen abgestiegen: Generäle und Dichter, Fürsten und Revolutionäre. Und jetzt sitze ich in einem Saal mit Blick auf Bach, Kaiserallee und Schwarzwaldallee, friere ein wenig, weil die Fenster zugig sind, und lausche einem wichtigen Referat.

Das ist Baden-Baden. Und ich bin im Steigenberger Hotel »Europäischer Hof«. Plüschige Ausstattung, sündhaft teuer sieht alles aus. Ältere Damen in bunten Mänteln und mit breitkrempigen Hüten, dazu Männer mit schwerem russischem Akzent.

Es ist Abteilungsleiter-Konferenz. Ich trage einen Anzug, aber keine Krawatte, ich bin unrasiert und trage struppige Haare, die dringend geschnitten gehören. Ein Rest von Punk muß sein. (Und kein Kilometer von hier waren in den 80er und frühen 90er Jahren geile Punk-Konzerte.)

Auf der Straße führt ein Mann in dunklem Herbstmantel einen Hund spazieren. Der Köter sieht aus wie ein Windhund: schlank, langbeinig und leicht zitternd im Vor-Winter.

Sein Herrchen läßt ihn auf die Straße scheißen. Interessiert schaue ich zu, wie sich die lange braune Wurst auf den Asphalt entrollt. Es paßt irgendwie alles zusammen an diesem Freitag morgen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich missbillige den häufigen Gebrauch des Worts "Köter". Schuld ist nicht der Hund, sondern der Hundeführer.

Anonym hat gesagt…

Hab ich schon erwähnt, dass Baden-Baden meine lieblings Stadt in Deutschland ist?
Tolle Architektur und ne angenehme Auswahl an Kultur-Angeboten.

Lg Dom

Enpunkt hat gesagt…

Baden-Baden ist wirklich hübsch, da gibt es nichts zu sagen; mir ist die Stadt dennoch zu rentnerlastig. Wobei ... hat ja Vorteile, wenn man mit 43 Jahren noch als junger Mann gilt.