Aus der Serie »Gratis Comic Tag 2019«
In Frankreich ist der Erste Weltkrieg – so sagen zumindest die Experten – bis heute wesentlich traumatischer als der Zweite Weltkrieg. Immer wieder erscheinen zu diesem Thema auch neue Comics. Einer der besten in den vergangenen Jahren war und ist »Der Krieg der Knirpse«, der hierzulande seit einigen Jahren von Panini veröffentlicht wird. Zum »Gratis Comic Tag« gab's das erste Album der Serie als schickes Sonderheft – ein Grund für mich, es noch einmal zu lesen.
Die Geschichte beginnt vergleichsweise harmlos. Vier Jungs, die wegen der gleichlautenden Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen nur als »die Lulus« bezeichnet werden, leben in einem Waisenhaus in der Picardie. Der Erste Weltkrieg beginnt, die Front rollt über die Abtei hinweg, in der die Jungs aufgezogen werden. Weil sie aber in ihrem Baumhaus im Wald herumlungern, bekommen sie nicht mit, wie alles evakuiert mit.
Aus der Sicht von Kindern wird der Einmarsch der Reichswehr erzählt. Und was anfangs nach einem Abenteuer aussieht – endlich nicht mehr unter der Fuchtel der Erwachsenen leben! –, wird rasch zu einer prekären Situation: Wie sollen die Jungs in einer Region überleben, die von den Deutschen geplündert worden ist und die vorher von allen Erwachsenen entblößt wurde?
Der Autor Régis Hautière erzählt seine Geschichte stur aus der Sicht der ahnungslosen und unpolitischen Kinder, was hm sehr gut gelingt; auf Nationalismen verzichtet er, die Greuelpropaganda des Ersten Weltkriegs wird aber aufgegriffen. Mit seinen zwischen realistisch und leicht »funny«-mäßig schwankenden Bildern sorgt der Zeichner Hardoc für eine gelungene Illustration, die im ersten Band noch die Schrecken des Krieges weitestgehend ausspart. Ein starker Start in eine sehr gute Serie, die ich an dieser Stelle sehr gern empfehlen möchte.
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