Bereits am Dienstag abend, 17. Juni 2014, ging es durch die Nachrichten, auch im Fernsehen: Bertelsmann schließt sein Clubgeschäft. Mittlerweile wurde das ganze durch die eine oder andere vernünftige Berichterstattung unterstützt; wer möchte, kann sich also jetzt tiefgreifend informieren.
Die Formulierungen sind wie immer bizarr: »Nun wird das deutschsprachige Direktgeschäft abgewickelt − bis Ende 2015.« Das heißt doch, dass Menschen entlassen werden, dass man eine Million Kunden irgendwie »abwickeln« und langjährige Verträge kündigen muss, übrigens auch Verträge mit einer Heftromanserie aus Süddeutschland, an der ich nicht ganz unbeteiligt bin. Warum wird das sogar in den Fachmedien so verschwurbelt ausgedrückt?
Egal: Persönlich verbindet mich mit den Bertelsmännern wenig. Ich habe mit einigen der Menschen, die dort arbeiten, sehr gute Erfahrungen gesammelt – wir haben gemeinsam Dutzende von Büchern herausgebracht, ich als Redakteur, sie als Vertriebs- und Marketingleute. Das war immer schön und auch erfolgreich.
Dass im Konzern nicht alles zum Guten stand, konnte ich schon vor gut zwölf Jahren bemerken, als ich zum ersten Mal die Bertelsmänner besuchte – damals im beschaulichen Rheda-Wiedenbrück, bevor man die »Direct Group« nach Berlin verlegte. Man hätte vieles ändern müssen, beharrte viel zu lange auf dem klassischen »Club-Gedanken«, der noch aus den fünfziger Jahren stammte und sogar in den Jahren »vor Amazon« veraltet war. Damals verdiente man aber mit dem alten Modell noch haufenweise Geld und wollte es nicht so einfach räumen.
Aber gut: Das ist jetzt Geschichte. In den Medien wird man jetzt viel Unfug verbreiten, wird von der Übermacht amerikanischer Buchversender schwafeln und vielleicht daran erinnern, dass hier eine Reihe von Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren. Ich bezweifle allerdings, dass es eine gründliche Auseinandersetzung mit geplanten Fehlleistungen der vergangenen zwanzig Jahre geben wird ...
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