Als ich anfing, mich für Rock-Musik im weitesten Sinne zu interessieren, waren die »Bravo« und das Radio die ersten Informationsquellen. Die Rolling Stones wurden vor allem in den Zeitschriften als die »lauteste Rock-Band« bezeichnet, und ich fand sie recht schnell lahm: alte Männer, die altmodische Musik machten; dann kam eh Punk, und alles wurde anders.
In all den Jahrzehnten seitdem gehörten die Stones dazu. Ich kenne natürlich die einschlägigen Stücke, finde manche davon richtig gut, hatte aber beispielsweise nie das Bedürfnis, die Band live anzugucken und dafür hundert oder zweihundert Euro auszugeben. Dieser Tage sah ich endlich den Film »Shine a Light« und kann zumindest verstehen, warum so viele Leute die Band immer noch faszinierend finden.
Der Konzertfilm wurde 2008 von Martin Scorsese produziert, gedreht wurde 2006 im genial aussehenden Beacon Theatre in New York – eine beeindruckende Kulisse, vor der die alten Männer richtig Gas gaben. Keith Richards, der auf der Bühne auch mal locker rauchte, grinste oft, während Charlie Watts am Schlagzeuger und Ron Wood die meiste Zeit recht cool wirkten. Mick Jagger spielte Mundharmonike und Gitarre, rannte auf der Bühne hin und her und zappelte die meiste Zeit – das war beeindruckend und mitreißend.
Aber das Publikum ... Himmel hilf! Ich nehme an, dass die Eintrittspreise entspreche gesalzen waren und sich deshalb nur die High Society der Ostküste den Eintritt leisten konnte. Rock'n'Roll ist auf jeden Fall nicht, lahm herumzustehen und ständig in die Hände zu klatschen; wären noch Stühle dagestanden, hätte es ausgesehen wie so eine alberne Volksmusiksendung mit Carmen Nebel.
Die Band überzeugte mich dennoch, das war gut gespielte Rock-Musik, häufig mit starkem Blues-Einschlag. Und zumindest bei diesen Aufnahmen hatte ich das Gefühl, dass die vier Herren das nicht nur des Geldes wegen machen, sondern auch gehörig Spaß an den Backen haben.
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