In den 80er-Jahren ging ich gelegentlich zu den Mai-Kundgebungen der Gewerkschaft in Freudenstadt – weil ich darüber als Lokaljournalist berichtete oder weil ich genügend Menschen kannte. In den 90er-Jahren ging ich gelegentlich zur Revolutionären Mai-Demo, unter anderem in Mannheim, oder zum Aufmarsch der Pogoanarchisten in Hamburg – das war oftmals sehr spannend und witzig.
Im Jahr 2014 nutze ich den sogenannten Tag der Arbeit, um auszuschlafen und später dann private Arbeiten zu verrichten: Planungen in der Wohnung, Schreibarbeiten am Computer. Das ist alles sehr bürgerlich und sehr privat und meilenweit entfernt von jeder Arbeiterklassen-Solidarität. Dabei wäre es gerade in diesen Zeiten so wichtig, solidarisch zu sein und zusammenzustehen.
Aber ich bekomme den Hintern nicht hoch – wie Millionen weiterer. Es geht praktisch niemand mehr zu den Mai-Aufmärschen, das Thema ist offensichtlich nicht mehr interessant. Millionen von Menschen sind in diesem Land (und international sowieso) aus finanziellen Gründen ausgegrenzt oder werden weiter ausgegrenzt; diejenigen, die eine Arbeit haben, flüchten sich ins Private oder nutzen den Feiertag dazu, einen auf gemütlich zu machen.
Eine Lösung oder einen gesellschaftlichen Ratschlag habe ich nicht anzubieten; ich stelle nur fest, dass ich genauso trantütig bin wie alle anderen. Obwohl ich Gewerkschaftsmitglied bin (allerdings unglaublich passiv – ich war in all den Jahren in Karlsruhe bei keiner einzigen Veranstaltung), bewege ich mich keinen Millimeter.
Auffällig finde ich das. Vielleicht sollte ich darüber mal nachdenken. Irgendwann. Nachdem ich den Hintern hochgekriegt habe, versteht sich ...
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