Ich finde, man kann Respekt auch für etwas zollen, das man selbst kritisch beäugt. Die Firma Rügenwalder Mühle war mir lange Zeit durch ihre Werbung für Wurstprodukte bekannt, und als sie in das Geschäft mit vegetarischen Produkten einstieg, fand ich das mehr als kritisch.
Selbst bin ich seit bald einem Vierteljahrhundert Vegetarier – ohne jeglichen religiösen Anspruch –, und mich macht es misstrauisch, wie viele Einzelpersonen und Firmen neuerdings auf den »Veggie-Trend« aufspringen. Die Rügenwalder Mühle scheint jedoch alles richtig gemacht zu haben, wenn man sich einen entsprechenden Artikel im Handelsblatt genauer anschaut.
Zu Beginn des Jahres 2015 begann das Unternehmen, das vor allem durch seine »normalen Würste« bekannt geworden war, mit der Produktion und dem Vertrieb von vegetarischen Produkten. Der Verkaufsstart war im Februar 2015 – und die Werbung nervte mich zeitweise sehr.
Aber glaubt man den Zahlen im Handelsblatt, hat das vegetarische Angebot jetzt schon zwanzig Prozent des Gesamtumsatzes erreicht. Die Firma konnte ihren Umsatz insgesamt stark steigern. Das war dann allerdings auch ganz schön teuer: Seit Anfang 2015 hat man rund 44 Millionen Euro an Werbung für die Vegetarier-Produkte gesteckt – bei einem Jahresumsatz von 205 Millionen Euro ist das eine ungeheurliche Summe.
Okay: Generell nimmt der Markt für vegetarische und vegane Produkte ständig zu. Immer mehr Leute reduzieren ihren Fleisch- und Wurstkonsum. Da musste das Unternehmen von der Ostseeküste reagieren – und die Verantwortlichen haben offensichtlich richtig gehandelt. (Ich als Nicht-Kunde zähle da nicht. Man hat neue Kunden angesprochen und auch erreicht.)
Was lernen wir daraus? Man kann auch in einem schrumpfenden Markt noch Zuwächse erzielen. Man muss ein neues Segment eröffnen, und man muss das neue Segment massiv bewerben. Vielleicht sollte sich die eine oder andere Wirtschaftsbranche an diesem Erfolg mal eine Scheibe – ha! – abschneiden ...
1 Kommentar:
Ja. Alles gut, alles schön. Ich als Nichtvegetarier finde einige Produkte von denen geschmacklich auch gut.
Aber: Hat sich mal jemand darüber informiert, wo die Rohstoffe herstammen, die die (und andere ähnliche Anbieter) verwenden, unter welchen Umständen die erzeugt werden? Ich finde oft genug, dass zu leicht auf "Bio" abgefahren wird, ohne wirklich _diesen_ Ursprung zu hinterfragen. Es gab immerhin schon Verstöße von Anbietern solcher Produkte, z.B. auch gegen das Tierschutzgesetz.
LG My.
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