Dass ich das Sachbuch »Krieg in den Städten« erstmals las, ist gut ein Vierteljahrhundert her. Die Erstauflage des Sachbuches über »Jugendgangs in Deutschland« erschien 1991 im Rotbuch-Verlag und war ein ziemlicher Kracher. 2011 wurde das Buch im Archiv der Jugendkulturen erneut veröffentlicht, mit einigen ergänzenden Kapitelchen, und jetzt endlich habe ich es noch einmal gelesen.
Wobei die Autoren Klaus Farin und Eberhard Plienen weder an der Struktur noch an den ersten 200 Seiten des Buches etwas geändert haben. Im Reportage-Stil stellten sie jugendliche Subkulturen vor, wie sie Ende der 80er- und zu Beginn der 90er-Jahre in der Bundesrepublik Deutschland existierten. Heutzutage schreiben Zeitungen über solche Themen, werden sie im Fernsehen ganz brauchbar präsentiert – damals war das nicht üblich.
Die beiden Journalisten, beide ein wenig älter als ich, interviewten die Mitglieder türkischer Straßenbanden, sprachen mit rechtsradikalen Skinheads und vorgeblich »unpolitischen« Hooligans, hielten auch eine kritische Distanz zu gewaltbereiten Autonomen. (Den Quatschbegriff »Linksautonome« gab's damals nicht.)
Dabei kamen zahlreiche klare und eindeutige Aussagen heraus. Keine Ahnung, ob die Aussagen damals »hingetrickst« wurden oder exakt so stimmten – in ihrer Gesamtheit wirkten sie glaubhaft. So entstand das Bild einer Republik, die in einen Verteilungskrieg zwischen Jugendbanden hineinrutschte.
Das Buch ist auch heute noch absolut lesenswert. Es ist spannend, sofern ein Sachbuch überhaupt spannend sein kann; es zieht einen durch den Stil in die jeweiligen Reportagen hinein und spart am Ende nicht an Aussagen zur aktuellen Politik. Beide Autoren waren und sind klug genug, um zu den »Objekten« eine gewisse Distanz zu behalten, über die sie schreiben, und sie dennoch ernstzunehmen.
»Krieg in den Städten« war damals ein Kracher, heute ist es ein Klassiker. Ich finde, das Buch sollten nicht nur Lehrer und Sozialarbeiter kennen – die aber sollten es unbedingt lesen. Erschienen ist es im Archiv der Jugendkulturen, man kann es über den Shop des Archivs bestellen, aber ebenso in jeder Buchhandlung oder in irgendwelchen Internet-Shops.
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