Das Café Reichard in Köln hat eine riesigen Vorteil: Wenn ich dort drin sitze, bin ich auch im Jahr 2016 noch bei den »jungen Leuten« – einfach deshalb, weil das Café direkt am Dom der Domstadt steht und offenbar vor allem von Menschen frequentiert wird, die über sechzig sind. Und die sich vor allem die horrenden Preise leisten können ...
Mit zwei Autorenkollegen saß ich am Freitagnachmittag in den Räumen des Cafés. Die junge Bedienung kam; ihr Deutsch hatte einen lustigen Akzent, der auf eine »slawische« Sprachheimat hindeutete. Was wir denn bestellen wollten?, fragte sie.
Ich bestellte einen Kaffee und einen Erdbeerkuchen. Der eine Kollege orderte einen Grünen Tee mit Kuchen. Der andere Kollege bat um ein Stück Torte, dazu wollte er ein Glas Milch.
Die Bedienung starrte uns an. Dann lachte sie. »Ihr seid Männer?«, rief sie aus. »Kuchen und Milch? Was ist denn das?« Sie fand das ungeheuer lustig und zog amüsiert von dannen. Ich war schon lange nicht mehr von einer Bedienung ausgelacht worden; zuletzt war es wohl Jahrzehnte her.
Köln und sein Service-Personal: eine Studie, die unbedingt erstellt werden müsste. Bei jedem Besuch in einer gastronomischen Einrichtung der Domstadt könnte ich wohl selbst ein Kapitel erstellen ...
4 Kommentare:
Na ja – bei dieser Erzählung kommt mir jener Freitag an den Sinn, als ich vier deiner Blogeinträge, nämlich 11 Mai 2013/ Dreißig Jahre Profi; 10 April 2016/ Besuch beim Syrer; 09 März 2016/ Zur Schreibwoche in Mallorca, 07 April 2016/ Die Zukunft in der Hand mit in die Schule nahm, weil ich wolllte, dass die Kids die Form untersuchen und nachahmen - das lernen sie rasend schnell und haben viel Spaß dabei.
Quellenangabe, Autorname etc. stand in der Überschrift. Die Kids erstellten sehr flott kleine Formanalysen, sehr präzise, benutzen auch den Autornamen. Dann bei Nr. 3, dem Text mit der Schreibwoche, begannen sie plötzlich mit „sie“. „Sie schreibt, dass...“. Ich sagte, „sie“ heißt Klaus. Ach ja. Er.
Nun machte die andere Klasse an genau derselben Stelle des gleichen Arbeitsblatts exakt und genau dasselbe. Zwei Texte lang „er“, dann plötzlich beim Text übers Schreiben „sie“: „Sie schreibt, dass...“.
Hm.
Sei froh, dass du nicht in Wien dein Geld ausgibst. Da kann es dir sogar passieren, dass der Kellner die Bestellung verweigert, weil das Gericht nicht für einen Mann passend sei. "Such dir etwas Anderes aus." Nicht mir passiert, aber an unserem Tisch. Und der Betroffene wollte nicht, dass ich ich einen Streit anfange und hat sich etwas anderes ausgesucht.
Schade. ;)
G. Hauer
Ich trinke sehr gerne Milch. Bei Treffen meines Hörspielforums wurde das über die Jahre schon zum Running Gag. Von daher kenne ich diese Reaktion des Personals zur Genüge.
Salut, Klaus.
Ich könnte jetzt Vermutungen anstellen über das Männerbild der jungen Dame; peitschenschnalzend, den Moustache zwirbelnd, eine Runde Kartoffelschnapps für alle ordernd - oder ähnliche Absurditäten des Machismo.
Euer Tip fiel im Cent-Bereich aus!?
bonte
post scriptum
Ich ordere in Cafés gernst heiße Schokolade - mir hätte sie wohl ins Gesicht geprustet
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