In den 80er-Jahren las ich einige Romane des amerikanischen Schriftstellers Marvin H. Albert. Ich tat das aus beruflichen Gründen, weil ich über ihn Pressetexte verfasste und auch einige Rückentexte zu den Taschenbüchern schrieb, die der Moewig-Verlag von ihm veröffentlichte. Bei allen Umzügen danach schleppte ich die Belegexemplare mit mir herum – und gut dreißig Jahre nach seinem letzten Erscheinen las ich dieser Tage endlich »Im Auftrag der Rebellen« mal wieder.
Schon die Covergestaltung verrät, dass der Roman in den 80er-Jahren als Taschenbuch publiziert wurde. Sie ist eher abstrakt und grell, spielt mit rötlichen Farben und wirkt so eher wie ein »Frauenroman« als ein Thriller. In der Mitte der 80er-Jahre waren solche Gestaltungen nicht ungewöhnlich, schon wenige Jahre danach wollte das niemand mehr sehen.
Auch der Inhalt klingt ein wenig altmodisch: Ein alter Gauner, der sich auf Geldschränke spezialisiert hat, möchte sich eigentlich zur Ruhe setzen. Doch er wird entführt und auf eine Karibik-Insel verschleppt. Dort soll er bei einer Revolution gegen die korrupte Regierung helfen – allerdings nicht, um die Freiheit zu bringen, sondern um einer Gruppe von Gangstern den Zugriff auf die immensen Goldschätze des Regimes zu verschaffen.
Es wird viel geballert, die Rebellen und die Regierung bekämpfen sich im Dschungel und in der Stadt. Am Ende hat der Gauner zwar nicht den Schatz für sich erringen können – aber er kann flüchten und schifft sich mit einer schönen Frau an der Seite in Richtung Florida ein.
Der Roman ist dünn, gerade mal 156 Seiten stark. Das lässt die Vermutung zu, dass er für die deutsche Ausgabe stark eingekürzt worden ist. 1963 war das Werk erstmals bei Heyne erschienen, womöglich in einer reduzierten Version; die Moewig-Ausgabe wurde sicher nicht bearbeitet. Das würde die sprunghafte Handlung und die hektischen Perspektivwechsel erklären.
Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, funktioniert sie noch halbwegs. »Im Auftrag der Rebellen« liest sich ein wenig wie ein »James Bond für Arme«; Frauen werden als »Mädchen« bezeichnet, und Schwarze werden eher abschätzig geschildert. Es wird fürchterlich geballert, ohne dass viel Blut fließt; der »Body Count« ist erheblich, was aber kaum thematisiert wird.
Ich war von der Lektüre enttäuscht. In meiner Erinnerung waren die Marvin-H.-Albert-Romane echt spannend, eine Lektüre, die mich immer gepackt hatte; was ich jetzt vorfand, empfand ich als schlapp. Entweder schreibt man heute wirklich so viel besser, oder ich erwischte einen lahmen Roman des Erfolgsschriftstellers.
In den 60er-Jahren erschienen deutlich bessere Krimis in den USA, und in den 80er-Jahren wurden deutlich bessere Krimis von den deutschsprachigen Verlagen lizenziert. »Im Auftrag der Rebellen« lohnt sich wirklich nicht.
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