Es nieselte an diesem Mittwoch, 29. September 1993. Aber weil es im Hostel auf die Dauer zu eng und zu stressig wurde, ließ ich mich durch die Straßen treiben, landete am frühen Nachmittag dann im indischen Viertel der Stadt.
Ich hatte zeitweise das Gefühl, der einzige Weiße auf der Straße zu sein. Auch Schwarze waren kaum zu sehen; die Straßen waren voll mit Menschen indischer Herkunft. In einem Land wie Südafrika, in dem 1993 noch die Apartheid herrschte, fiel mir das besonders auf.
Einige der Gebäude, die die Straße säumten, wirkten so, als stammten sie noch aus der Kolonialzeit; sie hätten ebensogut in einem asiatischen Land stehen können. Kulissen für einen Film, in dem englische Kolonialherren mit all ihrem Reichtum protzten, dachte ich, während ich durch die Straßen spazierte.
In vielen Geschäften wurde Literatur feilgeboten, die ich als »islamisch« identifizierte. Verschiedene Koran-Ausgaben lagen hinter Schaufenstern, Titelblätter in arabischer Schrift, aber auch religiöse Schriften in englischer Sprache. Moscheen standen in den Straßen, Schilder an einzelnen Gebäuden verrieten, dass hier islamische Schulen oder Einrichtungen untergebracht waren.
Ich war nie auf dem indischen Subkontinent, und ich kannte mich weder mit Indien noch mit dem Islam so richtig gut aus. Aber ich kapierte irgendwann, dass ich nicht in einem indischen Viertel unterwegs war, sondern in einem eher pakistanisch geprägten Viertel. Wobei das im Südafrika des Jahres 1993 völlig gleichgültig war.
Zumindest hörte ich nicht die Sirenen der Polizei, es wurden keine Schusswaffen auf offener Straße getragen, und man hörte keine Schusswechsel im Hintergrund. Das indische – oder meintwegen pakistanische – Viertel von Durban erwies sich als friedlich und angenehm ...
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