Der Freitag, 25. November 2016, hatte es in sich. Unter anderem war wieder einmal der regelmäßig stattfindende Nazi-Aufmarsch in der Innenstadt, dazu kamen Punkrock- und Hardcore-Bands, die auf den örtlichen Bühnen stehen würden. Ich musste mich also entscheiden, wohin ich ging.
Ich schaute mir zuerst ein wenig die Nazis an. Als ich auf dem Stephansplatz ankam, hielten sie bereits ihre Schlusskundgebung ab: höchstens zwei Dutzend Leute mit allerlei Fahnen, die einem Schreihals zuhörten. Einige gelangweilt wirkende Polizisten schirmten die Kundgebung ab, rund 120 bis 150 Antifas protestierten lautstark.
Irgendwie schien an diesem Abend die Luft rauszusein, auf beiden Seiten. Ich fürchte, wenn man diese Nazi-Aufmärsche aus der Stadt haben will, muss mehr passieren – aber solange es den meisten Bürgern offenbar egal ist, was da alle zwei Wochen durch die Innenstadt krakeelt, wird sich nicht viel ändern.
Ein wenig später radelte ich in die Oststadt, wo ich im AKK – nette Kneipe auf dem Uni-Gelände – die erste Band bereits verpasst hatte. Als ich eintraf, standen die Kawenzmänner auf der Bühne, stilecht in Unterwäsche gekleidet. Der bizarre Mix aus krachigem Punkrock, gröligem Gesang, schrägen Texten und noch schrägeren Ansagen brachte den gut gefüllten Laden zum Kochen. Das Publikum sang mit, es wurde gehüpft und geschwitzt. Großartig!
Danach enterten Telemark die Bühne; die Band aus Duisburg kannte ich bislang nur von ihren Platten her. Live hauten die fünf Männer mich komplett um: ein knalliger Sänger, eine kompetente Band, ein ratternder Rhythmus, kompakt und schnell, dazu Texte, die ich leider kaum verstand, die ich aber von den Platten her schon mag.
Wer unbedingt einen Vergleich sucht, nehme No Means No, kreuze das mit den alten Fehlfarben und lege eine große Schippe NoiseRock und Punk drauf. Ich fand's großartig und hüpfte sogar ein wenig herum. Die Leute, die noch da waren, feierten die Band ab; viele waren allerdings schon gegangen.
Danach spielte The Legendary Flower Punk, glaube ich zumindest. Die russische Band klang eher experimentiell: ein Gitarrist, ein Schlagzeuger, ein Basser, kein Gesang, aber intensive Musik.
Das passte für mich überhaupt nicht, auch wenn die Band eigentlich gut war – also ging ich hinaus in die Kälte, wo es am Bierstand noch Glühwein, weiteres Bier und viele witzige Gespräche bis sehr spät in die Nacht gab.
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